Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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1992
511
Kristol De StefaniGEORG BOSSONG, Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie in der Romania. Von den Anfängen bis August Wilhelm Schlegel, Tübingen (Narr) 1990, XIII + 238 p. (TEL 339)
121
1992
Edeltraud Werner
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Besprechungen - Comptes rendus 223 Robert Martin hat hier eine überzeugende Neubearbeitung vorgelegt, die dafür sorgen wird, daß dieses Buch auch weiterhin in der Diskussion bleibt. Nun würde man sich nur wünschen, daß auch der erste Band von 1976 auf den letzten Forschungsstand gebracht wird. P.W. * JEAN DAvm/ GEORGES KLEIBER (ed.), Determinants: Syntaxe et semantique. Colloque International de linguistique organise par la Faculte des Lettres et Sciences Humaines de Metz, Centre d'Analyse Syntaxique (6-8 decembre 1984), Metz (Centre d'Analyse Syntaxique) 1986, 337 p. (Recherches Linguistiques 11) Das Kolloquium, dessen Akten hier vorliegen, ist das vierte in einer Reihe, die 1974 eröffnet wurde und die ein beachtliches Echo gehabt hat: Auf die Mode/ es logiques et niveaux d'analyse logique (1974) folgte La notion d'aspect (1978) und La notion semanticologique de modalite (1981) 1 . Wie in den beiden vorhergehenden Veranstaltungen (z. T. auch in der ersten) sollte ein zentrales Problem aus dem Bereich von Syntax und Semantik aus der Sicht der verschiedensten Ansätze und Schulen beleuchtet und in seiner Behandlung vorangebracht werden. Dieses Ziel ist ganz sicher erreicht worden, wenn man auch keinen vollständigen und lückenlosen Überblick über das ganze aktuelle Spektrum der Lehrmeinungen erwarten darf; noch weniger kann natürlich ein solches Kolloquium als Ergebnis eine homogene Synthese, eine Art für die Zukunft verpflichtendes «Determinantenparadigma» erbringen. Es ist sicher schon ein großes Verdienst, wenn deutlich wird, daß der Begriff der Determinanten keineswegs ausschließlich von der generativen Transformationsgrammatik gepachtet ist und so praktisch unvermeidlich auf den Ansatz Chomskys und seiner Schüler zurückverweist. Die Vielfalt der in diesem Band zu Worte kommenden Meinungen zeigt vielmehr, daß zu Beginn der 80er Jahre eine starke Diversifizierung der Debatte stattgefunden hat. Dieser Dynamismus ist im wesentlichen auch heute noch nicht erlahmt und läßt hoffen, daß die drohende Gefahr einer doktrinären Verkrustung, die sich in den 70er Jahren abzeichnete, gebannt werden konnte. Dies dürfte auf jeden Fall für den romanistischen Bereich gelten. Die 19 Beiträge dieses Sammelbandes werden in alphabetischer Reihenfolge präsentiert. Es handelt sich im einzelnen um: l. JEAN-CLAUDE ANSCOMBRE, Article zero, termes de masse et representation d'evenements en franr;ais contemporain (5-34); 2. GERARD DELE- DALLE, La philosophie du quantificateur existentiel selon Charles S. Peirce (35-40); 3. MICHEL GALMICHE, Reference indefinie, evenements, proprietes et pertinence (41-71); 4. GERTRUD GRECIANO, Determinants et idiomes (73-86); 5. MAURICE GRoss, Syntaxe du determinant possessif (87-111); 6. ANDRE JoLY, La determination nominale et la querelle des universels (113-33); 7. STANISLAW KAROLAK, Le statut de l'article dans une grammaire a base semantique (125-55); 8. MAREK KESIK, Determinants et cataphoricite des SN (157-67); 9. GEORGES KLEIBER, Adjectif demonstratif et article defini en anaphore fidele (169-85); 10. ROBERT MARTIN, Les usages generiques de l'article et la pluralite (187-202); ll. JEAN- PrnRRE MAUREL, Le parametre «absence de l'article» en latin (203-15); 12. KERSTIN ÜLssoN-JONASSON, L'article defini generique et l'interpretation des modaux (217-26); 13. LELIA PrcABIA, Remarques sur l'interpretation indefinie (227-45); 14. JEAN-EMMANUEL TYVAERT, Determination: une approche logique (247-61); 15. PAUL VALENTIN, Le jeu du 1 Die entsprechenden Akten sind als Bände 2 (1976), 5 (1980) und 8 (1983) der Recherches linguistiques erschienen; sie werden wie der hier vorliegende Band von Klincksieck/ Paris ausgeliefert. 224 Besprechungen - Comptes rendus nombre et de la definitude dans le groupe nominal allemand (263-81); 16. HEINZ VATER, Determinants et quantificateurs (283-98); 17. MARCEL VurLLAUME, Les demonstratifs allemands DIESet JEN-. Remarques sur les rapports entre demonstratifs et embrayeurs (299-315); 18. MARC WrLMET, La determination des «noms propres» (317-30); 19. JEAN- MARIE ZEMB, L'Ubiquite de la Quantite dans le Langage de l'Intelligence Naturelle (331-36). Den Beiträgen geht eine kurze Präsentation des Bandes durch die Herausgeber voran (1-4). An dem facettenreichen und sich auf hohem Niveau bewegenden Gedanken- und Meinungsaustausch beteiligen sich Logiker, Generativisten, Guillaumisten und auch Vertreter eher konventioneller Ansätze gleichermaßen. Versucht man die Beiträge thematisch zu ordnen, so ergibt sich einerseits eine Gruppe von Arbeiten, in der allgemeine Probleme des Determinationsphänomens diskutiert werden (Karolak, Tyvaert, Valentin, Vater, Zemb). Ihr stehen die Untersuchungen gegenüber, die sich mit einer spezifischeren Problematik befassen entweder mit einzelnen Determinantentypen (Deledalle, Anscombre, Gross, Vuillaume), oder aber mit einzelnen Funktionen verschiedener Determinanten wie Generizität (Joly, Martin, Olsson-Jonasson), indefinite Referenz (Galmiche, Picabia), Phorik (Kesik, Kleiber), Determination bei Eigennamen (Wilmet), Phraseologismen und Determination (Greciano), artikellose Sprachen (Maure! ). Wenn auch nicht alle Beiträge von gleichem Interesse sind, so haben David und Kleiber hier doch eine außerordentlich interessante und anregende Sammlung von Untersuchungen vorgelegt, an der die zukünftige Forschung zum Determinantenproblem nicht wird vorbeigehen können. P.W. * PETER Koctt! THOMAS KREFELD (ed.), Connexiones Romanicae. Dependenz und Valenz in romanischen Sprachen, Tübingen (Niemeyer) 1991, VIII + 384 p. (LA 268) Der Sammelband enthält die in der Sektion Dependenz und Valenz in romanischen Sprachen gehaltenen Vorträge des Romanistentages 1989 (Aachen), die um einen durch die Sektionsdiskussionen angeregten Beitrag von Th. Kotschi erweitert worden sind. Insgesamt handelt es sich um 15 Aufsätze, die die folgenden übergeordneten Themenbereiche abdecken: 1. «Dependenzgrammatik und Noematik» (39-49), 2. «Translation» (51-106), 3. «Aktanten und Zirkumstanten» (107-137), 4. «Semantische Typisierung von Aktanten» (139-234), 5. «Verbvalenz zwischen Syntagmatik, Phraseologie und Bedeutungswandel» (235-306) und 6. «Valenz - Diathesen Informationsstruktur» (307-384). Voraus geht den Beiträgen eine in Publikationen dieser Art übliche Einleitung der Herausgeber: Dependenz und Valenz in romanischen Sprachen (5-38), in der ein «harmonisierender» Überblick über das im folgenden abgedruckte Programm gegeben wird. Die Themenbereiche zeigen eindeutig die Schwerpunkte der Tesniere-Rezeption, nicht nur in diesem Band, an. Von den grundlegenden Konstituenten des Tesniereschen Syntaxmodells Konnexion - Translation - Junktion ist lediglich die erste zum Gegenstand umfassenderer Kritik und tieferer Reflexion geworden: im Prinzip dreht sich alles nur um Aktanten und Zirkumstanten und den daran hängenden Bereich der Valenz. Der erste Hauptteil ist Fragen einer noematischen Interpretation bzw. Interpretierbarkeit Tesnierescher Kategorien gewidmet, und zwar im ganz speziellen Sinne, wie sie für das Hegersche Aktantenmodell von Bedeutung ist. Dementsprechend lautet der Titel des Beitrages von Klaus Heger, der als einziger dieser Sparte zugeordnet ist, auch Vom Stemma zum Aktantenmodell (41-49). Heger legt einmal mehr seine Abhängigkeit und seine Distanz zum Tesniereschen Modell sowie zu dessen Stemmata dar, inwieweit er aus Besprechungen - Comptes rendus 225 den virtuellen Vorgaben seine eigenen noematisch-außereinzelsprachlichen Aktantenmodelle abgeleitet hat und welche Konsequenzen er aus den eindeutig der Einzelsprache verhafteten Tesniereschen Kategorien, wie es etwa die Wortarten oder die Scheidung Aktant vs. Zirkumstant sind, zieht. Die von Heger seit mehr als 25 Jahren entwickelten Aktantenmodelle erweisen sich damit als eine mögliche Ausdeutung der Elements de syntaxe structurale. Der zweite Teil des Sammelbandes ist derjenigen der Komponenten des Tesniereschen Modells gewidmet, die nach der Junktion am wenigsten systematisch rezipiert worden ist, wenn sie auch immer wieder als bequemes Beschreibungsinstrument Anwendung gefunden hat: der Translation 1 . Der erste Beitrag hier stammt von THOMAS LAMBERTZ, Kritische Anmerkungen zu Tesnieres Translationstheorie (53-79), der sich schon seit mehr als zehn Jahren den Elements de syntaxe structurale widmet 2• Im vorliegenden Beitrag wird die Translationskomponente erneut kritisch gesichtet, erneut verwiesen auf die Ambiguität, die die Translation bei Tesniere selbst besitzt im definitorischen Spannungsfeld zwischen Formenklassenwechsel und/ oder Funktionsklassenwechsel (besser: «Funktionswechsel») und erneut die Scheidung zwischen Translationen 1. und 2. Grades sowie angebliche Defizienzen des Translationskonzepts verglichen mit dem der Transposition a la Benveniste (korrekter wäre a la Bally! ) und dem der Transformation der generativen Transformationsgrammatik problematisiert. Meine Kritik trifft hier die gleichen Punkte, die ich auch an anderer Stelle 3 moniert habe ich nenne hier nur zwei der gravierendsten: 1. Die Translation wird wie übrigens in der gesamten Rezeption des Begriffs losgelöst vom Rahmenmodell dargestellt und in ihrer Nutzbarkeit beurteilt: für den Verf. ist sie letztendlich obsolet. 2. Es werden bei der Beurteilung der Translation des weiteren Kategorien in das (Tesnieresche? ) Modell eingebracht, die für Tesniere explizit nicht Beschreibungsbasis sein sollten, wie etwa die Annahme einer Tiefenstruktur zur genaueren Bestimmbarkeit einzelner Translationstypen (womit Tesniere und seinen Ambitionen offen Unrecht widerfährt, denn ihm geht es ja gerade darum, nur das darzustellen, was sich konkretsprachlich, also «oberflächenstrukturell», fassen läßt). Usw. - Der zweite Beitrag, der die Translationstheorie als Aufhänger benutzt, stammt von THOMAS KREFELD, Wörter und ihre (Un)- Arten: zum unmarkierten Wechsel der Konnexionsebene im Französischen (81-106) und liefert einen Versuch, die Translation als einheitliches Beschreibungsinstrument für einen ausgewählten sprachlichen Teilbereich systematisch einzusetzen. Der terminologischen Ambiguität Tesnieres ausweichend, scheidet er zunächst zwischen den lexikalischen Kategorien I, 0, A und E auf der einen Seite und den diversen Funktionsebenen - Verf. spricht von Konnexionsebenen - Kl, K2, K3 und K4 auf der anderen. Ausgangspunkt für die Analyse ist die auf Tesniere zurückgehende angenommene Affinität zwischen I und Kl, 0 und K2, A und K3 sowie E und K4 (wie die ebenfalls E affinen Zirkumstanten und auch die ,echten> Ad-Verbien hier einzuordnen sind, erfährt der Leser leider nicht damit wird also nur ein Teilmodell aus dem von Tesniere vorgelegten Gesamtmodell herausgelöst und, nur für einen Tesniere-Kundigen einsehbar, diesem offensichtlich, aber unzulässigerweise gleichgesetzt). Der Verf. ist nun daran interessiert zu zeigen, inwiefern lexikalische Kategorien markiert oder nicht-markiert auf nicht-affinen Konnexionsebenen im 1 Cf. dazu demnächst EDELTRAUD WERNER, Translationstheorie und Dependenzmodell. Kritik und Reinterpretation des Ansatzes von Lucien Tesniere, Köln 1993. 2 Cf. TH. LAMBERTZ, Ausbaumodell zu Lucien Tesnieres ,Elements de syntaxe structurale" 2 Bde, Gerbrunn 1982; rn., «Gerundiale Konstruktionen im Lateinischen und Französischen», in: W. DAHMEN et al. (ed.), Latein und Romanisch. Romanistisches Kolloquium l, Tübingen 1987, p. 158-96. 3 Cf. dazu E. WERNER, Translationstheorie und Dependenzmodell, Kap. 1.3.3.
