eJournals Vox Romanica 51/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1992
511 Kristol De Stefani

TOBLER-LOMMATZSCH, Altfranzösisches Wörterbuch. Adolf Toblers nachgelassene Mate­rialien, bearbeitet und herausgegeben von Erhard Lommatzsch, weitergeführt von Hans Helmut Christmann, 89. Lieferung, Zweite Lieferung des 11. Bandes, venteler viäire, Stuttgart (Franz Steiner) 1991, eo!. 193-384

121
1992
Th. Städtler
vox5110284
276 Besprechungen - Comptes rendus Die Heterogenität des Inhaltsverzeichnisses setzt sich in der Kriterienvielfalt der Analyse fort, welche mitunter den Eindruck der Willkür erweckt. Viele Kontrafakturindizien laufen auf den Nachweis von nicht weiter überraschenden intertextuellen Bezügen hinaus. Es erfolgt keine Gattungsdifferenzierung, weder in sozialer noch in thematischer und musikalischer Hinsicht, obwohl diese die Frage einer gesungenen Vortragspraxis unmittelbar tangiert. Neu ist an seiner Hypothese zur Entstehung des Sonetts lediglich die Verszahlangabe der als Muster gewählten canso-Strophe, keinesfalls die bekannte Tatsache der Wiederholbarkeit ihrer Strophenteile. Unklar bleibt, warum er die Hypothese innerhalb seiner Argumentation nicht mit der Frage nach musikalischen Anregungen für neue Strophengliederungen in sizilianischen Kanzonen verbindet (Kap. 19). Die bibliographische Auswertung ist sehr selektiv. So dürfte der Verf. sich z.B. von den musikologischen Aussagen des Lemmas canzane in der Enciclopedia Dantesca gern haben beflügeln lassen, doch hat er die deutlich relativierenden Aussagen der Lemmata melodia und musica (alle drei von R. Monterosso) bezeichnenderweise nicht berücksichtigt. Der Hauptmangel der Studie besteht im gänzlichen Vernachlässigen des für alle an einer Kontrafakturpraxis beteiligten Dichtungen jeweils unterschiedlichen Sitzes im Leben. Die entscheidende Frage nach der Motivation von Melodieübernahmen ist mit «Musik als Ehr und Zier» (Kap. 2) nur unspezifisch beantwortet. Das eventuelle Interesse der Italiener an einem gesungenen und instrumental begleiteten Vortrag ihrer Gedichte wäre weniger auf ihre Vorbilder, als vielmehr auf ihre eigene historisch-soziale und kulturelle Situation zurückzuführen. Stattdessen gebraucht der Verf. die Bezeichnung sizilianisch «im weitesten Sinne» (143), so daß entgegen etablierter Überzeugung das Sirventes in das «sizilianische» Gattungsspektrum gelangt (Kap. 18). Auch geht es nicht an, für die Italiener das höfische milieu oral des 12. Jhs. anzunehmen (229), zumal schon die Trobadorlyrik den Vorrang des Textes vor der Melodie bezeugt und nicht ausschließlich auditiv rezipiert wurde. Innerhalb seines Argumentationsrahmens hat der Verf. gefunden, was er finden wollte. Da grundlegende Fragen jedoch offen bleiben, kann er die These vom divorzio tra musica e poesia nicht schwächen. Seine Studie bleibt eine empirische Fleißarbeit, deren drei Hypothesen dringend einer rezeptionsästhetischen und literatursoziologischen Überprüfung bedürfen. Grazia Lindt * CHARLES DAHLBERG, The Literature of Unlikeness, Hannover/ London (University Press of New England) 1988, 207 p. • · Der knapp 200 Seiten starke Band beschäftigt sich mit Literatur aus einer Zeitspanne von über tausend Jahren (Augustin bis Malory), in Latein und mehreren Volkssprachen, aus völlig verschiedenen Gattungen'. Behandelte Autoren sind u. a. der des Beowulf, Chretien de Troyes, Chaucer und Alain de Lille. Der gemeinsame Nenner dieser auf den ersten Blick disparat wirkenden Auswahl ist das Augustinische Konzept der «unlikeness», der inneren und äußeren «dissimilitudo», welche den Menschen von Gott, nach dessen Bild er geschaffen ist, trennt. Die Formel «regio dissimilitudinis» mit dem Sinne «fernab von Gott» hat in der mittelalterlichen Literatur bis in die Neuzeit großen Widerhall gefunden und ist vor allem im 12. Jahrhundert immer wieder zitiert worden. Das vorliegende Werk verfolgt die Wendung und wofür sie steht in einem weitgefächerten Textkorpus. Explizit folgt C. D. den Ideen D. W. Robertsons, der in den 50er Jahren postulierte, daß mittelalterliche Literatur sich im Spannungsfeld der positiven «caritas», der Liebe zu Gott, und der negativen «cupiditas», der Sinnlichkeit, bewege. Das erste Kapitel, The Land of Unlikeness (16-25), untersucht die Formel bei Augustin Besprechungen - Comptes rendus 277 selbst, in der Consolatio des Boethius, wo der Gedanke implizit dadurch aufgenommen ist, daß der Mensch auf Erden im Exil und nicht in Gott, wo er hingehört, ist. The Kingdom of Unlikeness (26-54) beschäftigt sich mit dem Beowulf, der die Wendung ebenfalls benutzt. In diesem ersten großen Text in englischer Sprache verschiebt sich das Gewicht allerdings auf die Königschaft (regio = kingdom). The Rhetoric of Unlikeness (55-72), wo sich die Dinge zunehmend verdichten, handelt von Alain de Lille und dem Pseudo Dionysius Areopagitus, dessen Werk im Zuge der karolingischen Renaissance zweimal ins Lateinische übersetzt worden ist und im 12./ 13. Jahrhundert beträchtlichen Einfluß ausgeübt hat. Der Bezug zur «regio dissimilitudinis» ergibt sich durch Dionys' Annahme, daß die Begriffswelt der menschlichen Sprache für das Göttliche notwendigerweise inexakt ist und sie die Realität dessen, das zu bezeichnen sie sich bemüht, verfälscht. Love as Unlikeness (73-97) vollzieht den Schritt in die profane Literatur und handelt über Andreas Capellanus und Chretien de Troyes. Der Autor schlägt eine Brücke von der «gelehrten» Literatur über Autoren wie Guillaume de St. Thierry oder St. Bernard, die behaupten, daß Liebe natürlich ist, wenn sie sich gegen ihren Ursprung, ihren Schöpfer richtet, aber wertlos und gefährlich, wenn nicht. In diese letzte Kategorie fällt der amour courtois. Lancelots Ritt ins Königreich Gorre im Karrenritter wird in diesem Kontext zwangsläufig zu einer Reise in die «regio dissimilitudinis», und die Szene, in der Lancelot auf den Wagen steigt (d. h. seiner weltlichen, ehebrecherischen Liebe gehorcht und dem Prinzip der Unordnung Folge leistet), ist dafür symptomatisch. The Gardens of Unlikeness (98-124) beschäftigt sich mit dem Rosenroman, der bekanntlich in der ersten Person Singular geschrieben ist und somit an die Augustinische Tradition der Confessiones anknüpft. Im Gegensatz jedoch zu seinem Vorbild, das die weltliche Liebe als fornicatio gegen Gott bezeichnet, hält die Figur des amant im paradiesischen verger ihre irdische Liebe für die einzig wahre. Indem Jean de Meun die Ansichten seiner Figur aber ironisiert und ihr andere (Raison, Dieu d'Amour) gegenüberstellt, wird die Form der confessio, deren erste Person Singular Authentizität garantiert, sozusagen auf zweifache Weise auf den Kopf gestellt. The Poet of Unlikeness (125-148) versucht, eine kurze Passage aus Chaucers Troilus and Criseyde, in der ein Ich- Erzähler seine eigene «unlikelyness» erwähnt, zu erhellen. Nach 1400 läßt sich eine Art von Retreat from Unlikeness (149-72) ausmachen, als dessen Repräsentant Malory untersucht wird. Der Autor zeigt, wie die theologische Komponente zusehends ausgeblendet wird und z.B. die Erwähnung kirchlicher Feste der bloßen Zeitangabe dient. Was immer der Leser von den Robertsonschen Gedanken halten mag, ist es nicht einfach, der Materialfülle der Untersuchung der «regio dissimilitudinis» durch die Jahrhunderte hindurch gerecht zu werden. Für den theologisch-philosophischen (lateinischen) Bereich, wo die Wendung explizit verwendet wird und für den das Konzept auch zentral ist, erscheinen die Resultate plausibel, denn es wird jeweils ein Filiationsmodell angeboten, welches zeigt, wie die Metapher vom einen Text in den anderen kommt, und zahlreiche Parallelstellen stützen die Argumentation. Was hingegen die französischen literarischen Texte betrifft, für die im übrigen die neuere, nicht anglophone Sekundärliteratur nicht immer berücksichtigt scheint, sind einige Stellen diskutabel: um zu zeigen, daß das Land Gorre in Chretiens Lancelot mit der «regio dissimilitudinis», d. h. hier mit einem Reich der Sinnlichkeit gleichzusetzen ist, führt der Autor (mit Verweis auf andere Kritiker) an (84), daß im Namen Lancelot die «lance» anklinge, die ihm die flans (Sitz seiner Begierde) durchbohre und seinem Namen somit einen Anstrich von Sinnlichkeit gebe, oder daß Gorre und Bade 'pomp, vanity' respective 'frivolity, worthless thing' bedeuteten. Auch der Artushof selbst wird kurzerhand zu einem monde bestourne erklärt, da Keu «OF keu, coeu 'cook'» (86) mit den Bediensteten esse, von Artus aber mit dem ehrenden Titel seneschal angeredet werde. Stellen wie diese zeigen, daß der Autor manchmal der Versuchung nicht widerstehen kann, Texte einzig im Lichte seiner Idee anstatt der literarischen Tradition zu lesen. Im Kapitel über den Rosenroman etwa wird, um die erste Person 278 Besprechungen - Comptes rendus Singular zu illustrieren, das zweihundert Jahre ältere lyrische Ich von Guillaume IX von Aquitanien herangezogen. Um zu zeigen, wie bei Malory die religiöse Dimension verblaßt und Kirchenfeste bloß den Zweck einer Zeitangabe haben, wird Sir Gawain and the Green Knight zitiert, wo das eben nicht so sei (unter Berufung auf L. Walsh) und der Neujahrstag, das Fest der Circumcision, in Verbindung mit dem «beheading game» zu bringen sei. Dennoch sind auch diese Stellen, die wohl etwas weit gehen, wertvoll, denn sie unterstreichen etwas, was für Dichtung fundamental ist: den dialektischen Entwurf von literarischen Welten und Gegenwelten, die auf vielfältige Weise miteinander in Verbindung stehen können (similitudo) und für die in einigen Fällen die Augustinische Achse Gott- Mensch tatsächlich die relevante ist. R. Trachsler * M. SHEPHERD, Tradition and Re-creation in Thirteenth-Century Romance: «La Manekine» and «Jehan et Blonde» by Philippe de Remi, Amsterdam/ Atlanta (Rodopi) 1990 (Faux Titre 48) Die vorliegende Studie füllt insofern eine Lücke in der Erforschung mittelalterlicher Literatur, als sie sich vornehmlich als kritischer Kommentar zu den beiden Neuausgaben 1 der im Titel erwähnten Romane versteht. Doch dies ist nicht ihr einziges Anliegen. Sie bemüht sich, darüber hinaus durch einen Vergleich der beiden Werke den Nachweis zu erbringen, daß beide der Feder des Philippe de Remi entstammen. In seiner Einleitung (9-20) trägt der Autor zunächst alle verfügbaren Materialien zu Verfasserschaft und Datierung der beiden Texte zusammen. Was jedoch der Vorzug dieser Darstellung hätte werden können, gerät zu ihrem Mangel: jene Detailfülle eben, die nur mit recht zaghafter Wertung Fakten nebeneinander stellt, ohne diese für den Leser zu gewichten. Bei der Datierung von Jehan et Blonde wird der Leser das Ende des 13. Jahrhunderts mit dessen immerhin «realistischen Attitüden» leicht nachvollziehen können, zumal ungewöhnlicher Humor die Konventionen aufbricht, alltägliche Sprache in das Romangeschehen Eingang findet, komische Szenen mit Verkleidung und Betrügereien arbeiten, der Bürgerschaft bereits eine gewisse Mitwirkung am Geschehen beigemessen wird. Bei der Datierung von La Manekine indes hat der Leser seine liebe Not; denn zunächst wird dessen «merveilleux chretien» als Kennzeichen des 12. Jahrhunderts unter das Thema des Graals gestellt, um sodann für das folgende Jahrhundert mit jener ungewöhnlichen Verquickung von romanesken Paradigmata und religiösen Inspirationen als Kontrastfolie zur Prosa späterer «romans du graal» eingefordert zu werden (15). Ein gewagtes, aber vor allem wenig überzeugendes Vorgehen. Doch auch hier sind noch Steigerungen möglich, zumal beide Romane gleich ihren arthurischen Vorbildern den Weg von der Jugend zur Reife vermittels einer individuelle Erfüllung und soziale Dienstbarkeit vereinenden Thematik, gar den Sieg des so geprüften Protagonisten darstellen (18). Hier muß die Frage gestattet sein, warum beide Romane überhaupt die Bezeichnung «realiste» verdienten, wenn sie durch ihr Ausbrechen aus der rituellen Geographie des Artusromans mit einer stilisierten Gesellschaft ein höheres Maß an Reflexion über eine tatsächliche Welt einleiteten. Die drei folgenden Kapitel (21-71) beschäftigen sich mit den im Titel der Untersuchung bereits angesprochenen Größen der Tradition und der Neuschöpfung bei La Manekine. l «Jehan et Blonde» de Philippe de Remi: Roman du xrn e siecle, ed. par s. LECUYER, Paris (Champion) 1984 (CFMA 107), und Philippe de Remi's «La Manekine»: Text, Translation, Commentary by I. GNARRA, New York/ London (Garland) 1988. Besprechungen - Comptes rendus 279 Hierbei stehen Volkserzählung und Roman, Realismus und Magie, Form und Bedeutung als dialektische Analyseinstrumente zur Verfügung. Was bereits auf Jehan et Blonde verweist, sind jene Szenen, in denen niedere Gesellschaftsschichten vom Poeten mit Sympathie bedacht werden und von daher die ihnen bald neu zufallende soziale Rolle erhalten (39). Ungarn und Rom dienen innerhalb einer Handlung, die von der inzestuösen Liebe des ungarischen Vaters zur Protagonistin bis hin zu deren Hochzeit mit dem schottischen König führt, als bedeutungsgeladene Metaphern von der Sünde bis hin zur Errettung (58) 2 . Daß diese Aussagen des Romans durch formelle Attribute überbetont werden, ist gang und gäbe in mittelalterlichen Texten und hätte deswegen nicht weiter erwähnt zu werden brauchen (71) 3 . Die drei nächsten Kapitel (73-118) gehen den in der Thematik angelegten Hauptlinien von Jehan et Blonde nach. Dabei erfassen sie Stereotyp und Iroi;iie, Erzählrhythmen und Themenentwicklungen, Sprache und Verwandlung. Der Held gerät im Laufe der Erzählung vom «amant transi» zum «amant martyr» (73). Auf Grund vielfältiger Textanalysen gelingt es dem Autor, durch Iterationen und Parallelismen ein Geflecht von Bildern, Charakteren und Ereignissen aufzudecken, das mit dem aufmerksamen Leser sein ironisches Spiel treibt (117). Durch Humor erst vermag der altfranzösische Verfasser die «Realität» seines fiktiven Universums derart zu steigern, daß sich diese als feingesponnenes Trugbild selbst entlarvt (118). In einem gesonderten Kapitel zum Sinn der beiden Romane (119-127) verdeutlicht der Autor die Einbindung der Texte in einen höfischen Rahmen, gegen dessen Ideale eine kontrastierende Realität antritt. Gemeinsamkeiten in Technik wie auch Thematik bieten sich bei La Manekine und Jehan et Blonde an. So teilen beide die Ansichten zu Heirat und Familie (121). Desgleichen werden kirchliches Konzept und aristokratischer Kode als konkurrierende Kräfte ausgewiesen (124). Beide Texte führen von himmlischem Anspruch zu gesellschaftlicher Anerkennung (126). Ob in diesen wenigen Gemeinsamkeiten allerdings das Anrecht beschlossen liegt, für beide Romane denselben Verfasser einzufordern, muß beim gegenwärtigen Kenntnisstand angezweifelt werden. Die Zusammenfassung (129-131) kann sich folglich nur auf erzähltechnische Gemeinplätze stützen, die immerhin auf ein gut Teil der altfranzösischen Romane zuträfen, also nicht über die nötige Trennschärfe für das gewählte Thema verfügen. Die hierfür geforderte Familienähnlichkeit durch eine ethische Perspektive, die die Heirat in den Mittelpunkt der sozialen Strukturen stellt und darin die Garantie für die Wahrung der moralischen Werte sieht (130), beruht mit einigen Abwandlungen in den Einzelheiten auf einer europäischen Tradition. So läßt sich das Buch von Shepherd insgesamt als Sammlung von ausgezeichneten Detailstudien zu den beiden Romanen werten. Hätte nicht neben der Kommentierung noch der Anspruch gestanden, den Erweis für Philippe de Remis gleichzeitige Verfasserschaft zu erbringen, die Argumentation hätte nicht so leicht an diesem Bemühen scheitern können 4• H. Klüppelholz 2 Auf die Möglichkeit der Tabu-Überschreitung, die in jenen Extremsituierungen der für das Mittelalter bekannten Geographie stecken, weist A.-J. SucHIER, «A propos de la traduction des textes litteraires medievaux: ,La Manekine>. Roman du XIII e siede», Anna/ es de l'Est 33 (1981), 71-75, hin. 3 Ob dies allerdings berechtigt, THELMA S. FENSTER, «Beaumanoir's ,La Manekine>; Kin D(r)ead: Incest, Doubling, and Death», American Imago 39 (1982), 41-58, zu folgen, die etymologisierend-psychologisierend in mannekijn ein Phallus-Symbol sieht, mag dahingestellt bleiben. 4 In diesem Zusammenhang soll keinesfalls die ausgezeichnete Bibliographie am Ende des Buches (133-139) unerwähnt bleiben. 280 Besprechungen - Comptes rendus MrCHELLE SZKILNIK, L'Archipel du Graal. Etude de l'«Estoire de! Saint Graal», Geneve (Droz) 1991, 147 p. (Publications Romanes et Fran<; aises 196) L'Estoire del Saint Graal est une ceuvre peu lue, voire meme un peu meprisee par Ja critique. C'est pourquoi l'etude de M.S. est d'emblee Ja bienvenue. Sa täche n'a pas ete facile: eile a ete contrainte de travailler avec ! es vieilles editions d'Hucher (1875) ou de Sommer (1909) et n'a pas pu consulter les travaux (nouvelle edition plus etude) de J.-P. Ponceau, actuellement en cours de publication. Comme ils n'existaient que tres peu d'etudes anterieures, Je present livre est Ja premiere monographie, presque entierement originale, sur ! 'ensemble du texte de l' Estoire. L' Estoire constitue Ja premiere partie du Cycle du Lancelot-Graal. Mais eile a sans doute ete composee apres coup, entre 1225 et 1230, quand ! es autres parties du cycle existaient deja. II etait donc interessant de voir comment eile s'integrait dans l'ensemble du cycle pour lequel eile fonctionne comme une introduction, usant d'annonces et de propheties pour preparer ses pseudo-continuations. L' Estoire raconte ! es aventures du Graal et d'une serie de personnages qui arrivent, apres Ja mort du Christ, par des chemins divers en Grande-Bretagne. Les aventures des differents personnages sont souvent sans lien apparent, et M.S. propose donc, afin de tenir campte de cette structure eclatee du texte, Ja metaphore de ! 'Archipel, Oll ! es elements, taut en conservant leur independance, prennent place dans une configuration plus vaste (8). C'est cette metaphore, ainsi que celle du Voyage, qui relie ! es differentes parties entre elles et qui sert de ligne directrice a l'etude. L'etude met en evidence que ! es personnages, sur leur chemin de ! 'Orient vers Ja terre promise en Occident, evoluent d'une part selon Je modele de Moi"se, mais prefigurent de l'autre aussi en sens inverse - Je voyage de Galaad, qui, dans Ja Queste, ramene Je Graal dans sa terre d'origine. L' Estoire valorise ainsi apres coup l'Occident decadent delaisse par Ja Queste (18). Les voyages suivent un itineraire spirituel, ils se font a travers ! es mers Oll guette Je diable, avec, pour ! es pai"ens, des sejours initiatiques sur des iles, qui leur permettent de se convertir ou de fortifier leur nouvelle foi. Arrive en Grande-Bretagne, il incombe a Josephee, a nouveau a travers ses deplacements, d'evangeliser ! es habitants barbares et d'organiser, en laissant ses compagnons a des endroits strategiques, la nouvelle terre. En meme temps, il met Ja base, Je port, a partir duquel Je reste du cycle peut prendre Ja raute. L' Estoire, a l'instar d'un immense recit etiologique, met en place Ja geographie arthurienne, mentionnant par exemple Camelot, Orcanie et la Foret de Broceliande. Le caractere apocalyptique du prologue de ! ' Estoire s'efforce en outre de conferer une assiette sacree au livre entier et, partant, a l'ensemble de la Vulgate (57). Taut Je lang de l'Estoire, se profile Ja verite evangelique. Le tres convaincant chapitre Vent d'Est, Vent d'Ouest (83-110) s'occupe du style et du mode d'ecriture de l'Estoire qui s'opposent a ceux de Ja Queste, accusant peut-etre davantage l'influence de la tradition mediolatine et des romans en vers que celle des autres romans du cycle. A cette position-charniere au niveau de Ja forme correspond Ja multitude des «matieres» dans lesquelles Je texte puise. II s'y mele des elements de taut type de discours qui font croire que ! ' Estoire, dans sa confusion, est moins, comme Je voulait Ja critique jusqu'a present, l'expression du manque de talent d'un pietre ecrivain, mais le «Je projet ambitieux, et peut-etre avorte, [...] d'une ceuvre que ne limiteraient pas ! es conventionnelles definitions de matieres ou de genres litteraires» (136). La demarche de l'etude est toujours la meme: sans se laisser emporter par sa propre metaphore, M.S. retrace ! es faits des differents cheminements, eile ! es expose, ! es rapproche ! es uns des autres, montre en quoi ils se distinguent et vers Oll ils convergent. Elle ! es insere, Je cas echeant, dans une tradition litteraire existante, mais surtout souligne leur signification par rapport a l'ensemble du cycle. II apparait ainsi que, taut en respectant fidelement ! es donnees du cycle, ! ' Estoire prend par moments deliberement Je contre-pied de Ja Queste et peut influencer, par sa reecriture, Ja Vulgate entiere.