Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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1992
511
Kristol De StefaniSABINE LORENZ, Die Konkurrenz zwischen dem futur simple und dem futur periphrastique im geschriebenen Französisch der Gegenwart, Münster (Kleinheinrich) 1989 (Münstersche Beiträge zur Romanischen Philologie 3)
121
1992
Barbara Schäfer
vox5110305
Besprechungen - Comptes rendus 297 ! es clitiques sujets du franfais sont aujourd'hui partie integrante du verbe et qu'en consequence je chante doit etre analyse [vje chante]» (160). Die clitiques sujets gelten somit als mit der Verbalform, mit welcher sie eine morphologische Einheit bilden, verbunden (161). Die Affixe als kategoriebildende Elemente und das sogenannte Null-Morphem als Realisierungsvariante von Kategorien anerkennend, ergibt sich für die Verfasserin eine zwangsläufige Markiertheit der Differenzierungskriterien [ModusfTempus/ Numerus/ Person] in der Verbalstruktur über eben spezifische Affixe (163). Der gemeinschaftliche Beitrag von L. Tasmowski und D. Willems, «Les phrases a premiere position actancielle vide: Par la porte ouverte (il) entrait une odeur de nuit et de fleurs» (177-191), bespricht das im Französischen nachweisbare Problem der Existenz zweier paralleler Strukturen, nämlich VS (verbe/ sujet) und «il VS», deren gemeinsamer Nenner die Plazierung des systeme nominal lexical rechts des Verbs ist. Innerhalb dieser Strukturen sei das ungebundene Subjekt nicht in seiner typischerweise thematischen Funktion und vermöge eben auch nicht als Ausgangspunkt des Gesagten zu fungieren. Vielmehr sei S in einer rhematischen Position, nämlich hinter V plaziert. Die beiden Autorinnen folgen in Anlehnung an Atkinson (1973) der Auffassung, es handele sich bei «il VS» um eine vagere Präsentationsvariante als im Falle der Struktur VS (177). Beiden Strukturen käme global gesehen ein gemeinsamer rhematischer Charakter zu (179). Die Verfasserinnen vertreten die These, daß der Struktur VS die Charakterisierung eines topischen Komplements zufällt (182). Sie füge sich ein in den Kontext der Progression des Erzählten. Die Struktur «il VS» dagegen zeichne sich durch eine starke kontextuelle Unabhängigkeit aus (183). Insgesamt käme der Kategorie S somit in der Struktur VS eine größere syntaktische und semantische Autonomie zu als in «il VS» (183). Abschließend konstatieren die Verfasserinnen im Hinblick auf eine Unterscheidung zwischen langue ecrite und langue parlee, daß im Rahmen ersterer die Sequenz SV eher für kategorische Äußerungen, die Sequenz VS für thetische Konstruktionen Verwendung fänden. Die langue parlee dagegen bevorzuge für kategorische Äußerungen die Sequenz Clit (clitique) VS und greife bei thetischen Konstruktionen eher auf die Sequenz«il y a ... qui» zurück. Zwischen beiden Sprachbereichen käme es somit also zu einer Kreuzung«(...) pour ce qui est de ! 'ordre relatif de S et de V» (188). M. van Peteghem behandelt in ihrem Beitrag (193-207)«Ja reversibilite et ! es phrases copulatives specificationelles» im Sinne einer Hinterfragung der Permutationsbedingungen für die beiden Konstituenten innerhalb von Kopulativsätzen mit nominalem Attribut (193s.). Generell scheint die Vertauschbarkeit der beiden um die Kopula angeordneten SN (syntagmes nominals) ausschließlich gewährleistet, wenn letzteren eine rein referentielle Funktion zukommt, und das Kopulativverb einem signe d'equation entspricht (194 ). Der Beitrag intendiert die Klärung der Frage,«(...) si les phrases specificationnelles ne deviennent pas simplement identificationnelles ou predicationnelles lorsque ! es syntagmes changent de place» und ob das dabei zum Subjekt gewordene Attribut nicht rein referentiell wird bzw. ob das zum Attribut gewordene Subjekt seine valeur d'etiquette beibehält oder aber eher identificationnel oder predicationnel wird (194s.). Die Autorin kommt zu dem Schluß, daß sich spezifizierende Kopulativsätze sehr deutlich von den phrases identificationnelles in diskursiver und pragmatischer Hinsicht wie auch bezüglich des referentiellen Status des SN unterscheiden (204). Da der Intonation im Französischen eine geringere Relevanz zukommt als in einigen anderen Sprachen, könne der ordre des constituants als ein ausreichendes Kriterium zur Abgrenzung der copulatives specificationnelles von anderen Kopulativsätzen bewertet werden (204). Eine Illustration der pragmatischen Funktionen des ordre des mots innerhalb des Bereichs der Fragesätze intendiert der Beitrag B. Callebauts,«Pour une pragmatique de ! 'ordre des mots: La phrase interrogative fran9aise» (209-220). Die Untersuchung basiert auf einer Dreiteilung in a) syntaktische Zwänge, b) die intermediäre Zone freier Varianten 298 Besprechungen - Comptes rendus und c ) diskursive Zwänge (210). In Gestalt der Erhellung einer Beziehung zwischen Syntax und Pragmatik intendiert Callebaut weiterhin die Adäquatheit dieser dreiteiligen Repräsentation zu belegen (210). Hinsichtlich des pragmatischen Zugangs zur umrissenen Problematik wird das Feld der Q (questions) negatives präsentiert, welche als orientierte oder aber orientierende Äußerungen (i.e. affirmativ oder negierend ) definiert werden. Diese beiden möglichen Orientierungen, nämlich die si- und non-Fragen, zeichneten sich durch verschiedene Ausdrucksformen, nämlich zum einen über die Prosodie und zum anderen, im Falle der expliziten Orientierung, in formaler oder aber lexikalischer Weise aus. Der Ausdruck der Differenz der Orientierung erfolge durch einen unterschiedlichen Gebrauch der Negation. Sie sei entweder extern und argumentierend, oder aber intern und wahrheitsfunktional (211). Zusammenfassend stellt Callebaut fest, daß der Konstituentenanordnung innerhalb der Fragesatzkonstruktion die Funktion einer pragmatischen Markierung zukommt, wobei das unter den verschiedenen Q-Konstruktionen herrschende Konkurrenzverhältnis weiterhin durch zahlreiche specialisations discursives bestimmt ist (217). Die Inversion beinhaltet im Rahmen der Q-Konstruktion stets das Merkmal 'assertif', während bei den Intonationsfragen die mit den sogenannten Q-presomptives verträgliche nicht-markierte Konstituenten-Abfolge das Kriterium 'semi-assertif' nachweislich zutrifft. Die mit «est-ce que ...» realisierte periphrastische Konstruktion dient, so der Verfasser, vornehmlich zur Vermeidung der Inversion und beinhaltet darüber hinaus bestimmte emphatische Kapazitäten (217). Die behandelten formalen und pragmatischen Aspekte seien weniger einzelsprachlicher Natur, als vielmehr in den europäischen Sprachen allgemein nachweislich (217s.). P. Wunderli, der seinem Beitrag den Titel «La place de l'adjectif: Norme et infraction a la norme» (221-235) voranstellt, geht dem Problem der in der französischen Grammatik mehr oder weniger unscharf behandelten Adjektivstellung nach und stellt die Frage nach der Normalposition der Adjektive (221). Als Ausgangsbasis seiner Überlegungen geht Wunderli davon aus, daß zunächst einmal prinzipiell jedes Adjektiv sowohl in Anteals auch in Postposition auftreten kann, wobei im Falle des Positionswechsels eines konkreten Adjektivs eine funktionale Identität in beiden Stellungen nicht zwangsläufig gegeben sei. Ferner ließen sich zwei Adjektivklassen konstatieren, welche die Adjektive gemäß ihrer jeweiligen Normalstellung in sich vereinigen (228). Wunderlis Ansatz unterscheidet somit also zwei Adjektivklassen, nämlich A a einerseits und A P andererseits, wobei A für ein beliebiges Adjektiv steht und die Indices eine anteposition normale (= a) bzw. eine postposition normale (= p) markieren. Ausgebend von den Normalparadigmen anteposition (= AP) und postposition (= PP), gilt ein A a (PP) bzw. ein A P (AP) als markiert (230s.). Demzufolge könne auch jedes Adjektiv im modernen Französischen einen ordre marque darstellen, wenn es sich nicht in der Nominalposition befindet (229s.). Wunderli konstatiert eine deutliche Tendenz markierter Konstruktionen, in Verbindung mit einem accent d'insistance aufzutreten: «(...) grand homme, mais homme 'grand (...); et vice-versa: journee grise, mais 'grise journee (...)» (230ss.). Als ein weiteres Problem bezeichnet der Verfasser die Frage, weshalb es in der französischen Sprachgeschichte zur Herausbildung zweier Adjektivgruppen unterschiedlichen distributionellen Charakters überhaupt gekommen ist. Er sieht hierin eine ausschließlich historische, mit den aktuellen synchronischen Verhaltensmustern der Adjektive des modernen Französischen in keiner Relation stehende Problematik. Die historische Evolution sei durch eine Vielzahl kaum zu umreißender Faktoren bestimmt. Der Verfasser zitiert in diesem Zusammenhang R. Keller (1982: 84/ 85), welchem zufolge der Sprachwandel weder durch Willkürlichkeit, noch durch Zufälligkeit bestimmt ist, sondern vielmehr durch eine dritte Ordnung, der sogenannten «unsichtbaren Hand» (232 ). In diesem Sinne definiert der Verfasser die Adjektivstellung im Französischen als ein auf historisch etablierten Normen beruhendes Faktum (Coseriu, p.256s.). Einige Faktoren umreißend, nennt Wunderli zunächst einmal die Tatsache, daß Besprechungen - Comptes rendus 299 sich bereits ab der Phase des klassischen Lateins die fortschreitende Manifestation einer Tendenz zur Postposition nachweisen läßt, während im Indoeuropäischen die Anteposition des Adjektivs als Regel galt. Weiterhin könne die Situation der germanischen Sprachen in eingeschränktem Maße durchaus auch die Situation des Französischen beeinflußt haben. Neben der Relevanz zahlreicher Faktoren bei der Konstituierung des aktuellen Stands innerhalb der französischen Sprache, glaubt der Verfasser schließlich auch in der Silbenzahl als einem rhythmischen Kriterium einen ausschlaggebenden Faktor zu sehen, welcher im Falle der Adäquatheit der dargestellten Hypothese von innovativem Charakter sein müsse. Die aufgelisteten Faktoren stellten jedoch gerade einmal einige verstreute Mosaiksteinchen der historischen Entwicklung des modernen Französisch dar (232s.). In ihrem Beitrag«Les constructions absolues et l'ordre des mots» (237-248) behandelt S. Hanon die «( ...) constructions constituees par deux termes solidaires, qui sont en rapport de sujet et de predicat». Während das Subjekt in diesem Zusammenhang gängigerweise durch ein Substantiv repräsentiert sei, kommt dem Prädikat, so Hanon, ein Verbalcharakter zu, ohne jedoch ein konjugiertes Verb oder einen Infinitiv darzustellen (237 ). Hinsichtlich der Typologie der constructions absolues, kurz c. abs., würde traditionell von einer 2-Gruppen-Subdivision ausgegangen, und zwar anhand des Kriteriums, ob eine solche Konstruktion die Funktion eines complement circonstanciel, welcher dem absoluten Ablativ des Lateinischen nahekäme, erfüllt oder nicht (237s.). Den c. abs. könne somit einerseits eine Adverbialfunktion wie in «Le chat parti, les souris dansent» zukommen, wobei sie vornehmlich dem Ausdruck von Zeit, Ursache, Bedingung usw. dienten, dem Ausdruck eines «(...) evenement externe par rapport a la principale (...)» also. Eine Gene'rierbarkeit dieses c. abs.-Typs von einer phrase sous-jacente ist, so Hanon, ausgeschlossen, obgleich sie die Möglichkeit eines«( ...) retablissement de donnees circonstancielles (...)» einräumen. Andererseits könne den c. abs auch die Funktion eines indirekten Attributs zukommen, welches sich auf ein Substantiv in der Regel auf das Subjekt des Satzes bezöge, wie in«Pierre est arrive, les mains dans les poches», und zwar hauptsächlich als Ausdruck der Art und Weise, in welcher«(...) l'actant pose l'action, generalement en rapport avec l'idee de possession inalienable». Bei diesem c. abs.-Typ läge eine Generierbarkeit von einer phrase sous-jacente vor. Unabhängig von der jeweiligen Typenzugehörigkeit korrespondierten die structures absolues mit Transformationen oder eher mit Reduktionen der propositions sous-jacentes (237s.). Weiterhin differenziert Hanon zwischen jenen c. abs. primärer Funktion und solchen sekundärer Funktion. Im Sinne der Satzgrammatikalität erforderlich, seien erstere durch ein attribut du sujet, ein complement d'objet direct oder ein adverbial de verbe repräsentiert und in aller Regel rechts vom konjugierten Verb, dem Satzknoten, plaziert. Letztere dagegen, die c. abs. sekundärer Funktion, träten in Gestalt der complements circonstanciels auf und umfaßten die c. abs. ersten Typs mit adverbialem Wert und diejenigen zweiten Typs mit attributivem oder prädikativem, freiem oder indirektem Wert (240). Der Frage nachgehend, inwieweit der ordre des mots eine bezüglich dieser beiden Typen distinktive Funktion beinhaltet, gelangt Hanon schließlich zu einem vereinfachenden Schema, welches in Independenz von der jeweiligen Funktion der c. abs. non-essentielles die möglichen Positionen letzterer darlegt. Hierbei steht das Symbol S für sujet, Sn für sujet nominal, V für verbe und schließlich X für einen objet direct, einen attribut du sujet, einen objet indirect, einen datif, einen adverbial de lieu, de temps, etc. (p. 240s.). A) c. abs. SV (X) B) SV (X) c. abs. = anteposition de la c. abs. vs = postposition de la c. abs. vs C) Sn. c. abs. V (X) = intraposition de la c. abs.
