Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniORLANDO GROSSEGESSE, Konversation und Roman, Stuttgart (Franz Steiner) 1991, 343 p. (Text und Kontext 7)
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A. Schor
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Besprechungen - Comptes rendus 299 sich bereits ab der Phase des klassischen Lateins die fortschreitende Manifestation einer Tendenz zur Postposition nachweisen läßt, während im Indoeuropäischen die Anteposition des Adjektivs als Regel galt. Weiterhin könne die Situation der germanischen Sprachen in eingeschränktem Maße durchaus auch die Situation des Französischen beeinflußt haben. Neben der Relevanz zahlreicher Faktoren bei der Konstituierung des aktuellen Stands innerhalb der französischen Sprache, glaubt der Verfasser schließlich auch in der Silbenzahl als einem rhythmischen Kriterium einen ausschlaggebenden Faktor zu sehen, welcher im Falle der Adäquatheit der dargestellten Hypothese von innovativem Charakter sein müsse. Die aufgelisteten Faktoren stellten jedoch gerade einmal einige verstreute Mosaiksteinchen der historischen Entwicklung des modernen Französisch dar (232s.). In ihrem Beitrag«Les constructions absolues et l'ordre des mots» (237-248) behandelt S. Hanon die «( ...) constructions constituees par deux termes solidaires, qui sont en rapport de sujet et de predicat». Während das Subjekt in diesem Zusammenhang gängigerweise durch ein Substantiv repräsentiert sei, kommt dem Prädikat, so Hanon, ein Verbalcharakter zu, ohne jedoch ein konjugiertes Verb oder einen Infinitiv darzustellen (237 ). Hinsichtlich der Typologie der constructions absolues, kurz c. abs., würde traditionell von einer 2-Gruppen-Subdivision ausgegangen, und zwar anhand des Kriteriums, ob eine solche Konstruktion die Funktion eines complement circonstanciel, welcher dem absoluten Ablativ des Lateinischen nahekäme, erfüllt oder nicht (237s.). Den c. abs. könne somit einerseits eine Adverbialfunktion wie in «Le chat parti, les souris dansent» zukommen, wobei sie vornehmlich dem Ausdruck von Zeit, Ursache, Bedingung usw. dienten, dem Ausdruck eines «(...) evenement externe par rapport a la principale (...)» also. Eine Gene'rierbarkeit dieses c. abs.-Typs von einer phrase sous-jacente ist, so Hanon, ausgeschlossen, obgleich sie die Möglichkeit eines«( ...) retablissement de donnees circonstancielles (...)» einräumen. Andererseits könne den c. abs auch die Funktion eines indirekten Attributs zukommen, welches sich auf ein Substantiv in der Regel auf das Subjekt des Satzes bezöge, wie in«Pierre est arrive, les mains dans les poches», und zwar hauptsächlich als Ausdruck der Art und Weise, in welcher«(...) l'actant pose l'action, generalement en rapport avec l'idee de possession inalienable». Bei diesem c. abs.-Typ läge eine Generierbarkeit von einer phrase sous-jacente vor. Unabhängig von der jeweiligen Typenzugehörigkeit korrespondierten die structures absolues mit Transformationen oder eher mit Reduktionen der propositions sous-jacentes (237s.). Weiterhin differenziert Hanon zwischen jenen c. abs. primärer Funktion und solchen sekundärer Funktion. Im Sinne der Satzgrammatikalität erforderlich, seien erstere durch ein attribut du sujet, ein complement d'objet direct oder ein adverbial de verbe repräsentiert und in aller Regel rechts vom konjugierten Verb, dem Satzknoten, plaziert. Letztere dagegen, die c. abs. sekundärer Funktion, träten in Gestalt der complements circonstanciels auf und umfaßten die c. abs. ersten Typs mit adverbialem Wert und diejenigen zweiten Typs mit attributivem oder prädikativem, freiem oder indirektem Wert (240). Der Frage nachgehend, inwieweit der ordre des mots eine bezüglich dieser beiden Typen distinktive Funktion beinhaltet, gelangt Hanon schließlich zu einem vereinfachenden Schema, welches in Independenz von der jeweiligen Funktion der c. abs. non-essentielles die möglichen Positionen letzterer darlegt. Hierbei steht das Symbol S für sujet, Sn für sujet nominal, V für verbe und schließlich X für einen objet direct, einen attribut du sujet, einen objet indirect, einen datif, einen adverbial de lieu, de temps, etc. (p. 240s.). A) c. abs. SV (X) B) SV (X) c. abs. = anteposition de la c. abs. vs = postposition de la c. abs. vs C) Sn. c. abs. V (X) = intraposition de la c. abs. 300 Besprechungen - Comptes rendus In weniger häufigen Fällen leisten die c. abs. auch die Modifikation anderer Terme als des Subjekts, nämlich beispielsweise des direkten oder indirekten Objekts. Die Verfasserin schließt in diesem Zusammenhang auf die Relevanz der proximite dans l'espace, welche die Wahrscheinlichkeit einer eindeutigen Funktion erhöht. Vor allen Dingen zeichne jedoch die Natur des Verbs für die Wahl zwischen den Aktanten verantwortlich (24 4s.). Zusammenfassend schließt Hanon ihren Beitrag mit der Feststellung, daß den eine fonction essentielle de la proposition erfüllenden c. abs. eine festgelegte Position zukommt, nämlich diejenige rechts vom Verb. Erfüllten sie jedoch nur eine sekundäre Funktion, so könnten sie in Relation zum Verbalknoten sowohl eine Ante- oder Postposition, als auch eine Intraposition einnehmen. Ferner seien die c. abs. in der Lage, des groupes a forte cohesion aufzubrechen, weshalb diese einer mise en relief par une serie d'outils linguistiques unterzogen werden könnten. Abgesehen von den Sequenzen mit mehreren Aktanten, welche eine Tendenz zur attributiven Funktion aufwiesen, wobei der ordre des mots eines der eine Funktionsfestlegung erlaubenden Elemente sei, wäre eine Differenzierbarkeit der constructions attributives von den constructions circonstancielles auszuschließen (247). In seiner abschließenden Betrachtung, «L'ordre des mots au colloque de Gant: Bilan et perspectives» (24 9-261), konstatiert E. Coseriu die Applikation der in der gesamten deskriptiven und historischen Linguistik gängigen und notwendigen Differenzierung hinsichtlich Perspektiven, theoretischen Ansätzen und Arbeitsgebieten auf das modele ideel de la discipline des ordre des mots als implizit artikulierte Forderung der Aufsatzsammlung bzw. des vorangegangenen Kolloquiums (252). Von seinem Wesen her habe sich gezeigt, daß es sich bei dem ordre des mots weniger um ein intentionell kreiertes Zeichen oder um einen ebensolchen Prozeß der Sprache von determinierter Funktion handelt, sondern vielmehr um ein «(...) resultat autonome de la realisation lineaire du langage dans la parole et, par consequent, dans le temps (...)» (256). Eine Funktion werde nicht durch die Wortanordnung selbst, sondern über die Opposition zweier Ordnungen gleicher Elemente im Paradigma der betreffenden Syntagmen realisiert, da der «(...) ordre des mots ne peut pas s'opposer a zero comme les morphemes dotes d'expression propre» (256). Funktionalität käme dem ordre des mots somit nur als Möglichkeit, nicht jedoch als inhärenter Wesenszug zu (256). Das gängigerweise als ordre des mots Bezeichnete meint, so Coseriu weiter, den «(...) ordre des unites d'une couche structurale inferieure combinees a l'interieur d'une unite d'une couche immediatement superieure (...)». Der Terminus mots bezöge sich hierbei auf die «(...) constituants materiels de toute unite d'un niveau de structuration superieure au niveau du mot (...)», wobei mit constituants manchmal die betreffenden Funktionen und erst in zweiter Instanz die durch sie zum Ausdruck gelangenden Bedeutungen bezeichnet würden (258). Die folgliche Doppelintention einer linguistique de ! 'ordre des mots läge zum einen in der Untersuchung der Konstituentenanordnungen in deren Eigenschaft als syntaktische Einheiten, und zum anderen in der Analyse des «(...) ordre des mots proprement dits a l'interieur des constituants qui en contiennent» (258). Coseriu sieht hierbei die Notwendigkeit sogenannter microgrammaires, welche die Analyse der Konstituentenanordnungen leisten, die stets analogen syntaktischen Funktionen innerhalb der verschiedenen couches de structuration entsprechen (259). Weiterhin gelte es vor dem Hintergrund einer Berücksichtigung der dem ordre des mots eigenen Funktionen stets eine Unterscheidung zwischen Sprachnorm, -system und -typ im Vorfeld zu leisten (259). K.Hansen *
