eJournals Vox Romanica 52/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1993
521 Kristol De Stefani

AUGUST DAUSES, Die italienischen Dialekte im Überblick. Auszug aus dem Matthäusevangelium - mit philologischen Kommentaren, Stuttgart (Steiner) 1992, 94 p.

121
1993
Edeltraud Werner
vox5210321
Besprechungen - Comptes rendus 321 Nel complesso, ci viene presentata una vera miniera di materiali lessicali, ehe meriterebbe di essere percorsa con gran ricavo d'informazione in piu direzioni, non solo lessicografiche, ma anche, per esempio, nella prospettiva del consolidarsi dei linguaggi settoriali o del formarsi del linguaggio giornalistico, ehe nella prima meta dell'Ottocento mostra da un lato l'apertura ai vari linguaggi settoriali ehe ancor oggi lo contrassegna e dall'altro, a quanto risulta dall'abbondantissima eloquente esemplificazione, una particolare mistura di neologismi ed arcaismi coesistenti nello stesso testo. G. Berruto * AUGUST DAUSES, Die italienischen Dialekte im Überblick. Auszug aus dem Matthäusevangelium mit philologischen Kommentaren, Stuttgart (Steiner) 1992, 94 p. Das schmale Bändchen will nach dem Willen des Verfassers dem «Studierenden einen ersten Einblick in die dialektale Vielfalt der italienischen Sprache [besser wohl: Italiens] bieten» (7), und dazu hat er eine Reihe von Dialektversionen des Matthäusevangeliums auszugsweise zusammengestellt, und zwar in der Form, wie sie zwischen 1859 und 1865 von verschiedenen Übersetzern als Auftragsarbeit des Fürsten Luigi Luciano Bonaparte erstellt worden sind. Es handelt sich um die Kap. 1/ 1-5, sowie das komplette Kap. 2 und Kap. 3/ 1-8. Im Anschluß an die Textauszüge (venezianisch, lombardisch, piemontesisch, ligurisch, romagnolisch, toskanisch, römisch, neapolitanisch, kalabresisch und sizilianisch; 9-47) folgen ein lauthistorischer, ein grammatikalischer und ein lexikalischer Kommentar zu den einzelnen Dialekten (49-74) sowie der Versuch einer Systematisierung der diversen herausgestellten Dialektmerkmale (75-92). Der Band schließt mit einem Hinweis auf die verwendete Literatur (93s.) sowie einer Übersicht über die vom Verf. im gleichen Verlag publizierten weiteren Arbeiten (unpaginiert). Der Verfasser sieht den Vorteil seiner Textsammlung, verglichen mit den Tonmaterialien der von CoRTELAZZ0 betreuten Reihe Profilo dei dialetti italiani, darin, daß eine bessere Vergleichbarkeit gegeben sei als bei den eher spontanen Äußerungen der dialektalen Gewährsleute ein durchaus legitimes Movens. Allerdings läßt der Verf. einen Hinweis auf bereits bestehende, in gleicher Weise motivierte Textsammlungen, etwa die von Papanti, vermissen, in der eine Novelle aus Boccaccios Decamerone in 906 <italienischen> dialektalen Versionen sowie in 57 nicht-italienischen Sprachformen vorgeführt wird. Die Sammlung Papantis stammt aus dem Jahr 1875 also in etwa aus der gleichen Zeit wie die vom Verf. ausgewählten Evangelienübersetzungen. Die Idee ist also nicht neu 1 , und es wäre nicht uninteressant gewesen, zumindest punktuell eine Kontrastierung der beiden Texttypen vorzunehmen auch in einer Einführung für Studierende ... zumal Teile des Korpus von Papanti in der grundlegenden Arbeit von Devoto und Giacomelli 2 bequem zugänglich gewesen wären. Daß mit dem vorliegenden Bändchen natürlich keine exhaustive Abhandlung der Dialekte Italiens geliefert werden kann, weiß der Verf. selbst, zumal er auch auf die bewußte Nutzung des dialektalen Mediums durch die Übersetzer in der Einleitung hinweist. Eine Gültigkeit der herausgestellten Dialekteigenheiten für die spontane Äußerung im Dialekt kann somit also nur bedingt postuliert werden. - Die Evange- 1 Erstmals wurde sie bereits im 16.Jh. umgesetzt, und zwar durch keinen geringeren als L.Salviati. 2 G.DEVOTo/ GABRIELLA GIACOMELLI, I dialetti delle regioni d'Italia, Firenze 2 1991. Der Titel fehlt übrigens in der Bibliographie und wurde vom Verf. offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen. 322 Besprechungen - Comptes rendus lientexte werden in der vom Übersetzer gewählten Transkription präsentiert (gelegentlich wird eine sehr enge Transkription, v.a. im vokalischen Bereich allerdings vom Verf. vereinfacht), d. h. wir sind mit prinzipiell unterschiedlichen orthographischen Normen konfrontiert. Dies wird jedoch im Kommentarteil durch Hinweise zur Aussprache bestimmter Grapheme bzw. Graphemkombinationen aufgefangen. Im Kommentarteil werden dann die Dialekte der Reihe nach aus der Sicht des Evangeliums in seiner Gesamtheit analysiert. Behandelt werden nach den «Lesehilfen» zunächst der Vokalismus und der Konsonantismus, dann die Morphologie und die Morphosyntax sowie der Wortschatz. Einige der Dialektbetrachtungen schließen mit einer eher subjektiv anmutenden Einschätzung des zuvor behandelten Dialekts durch den Verf., der sich allerdings auf Einschätzungen durch den dialektalen native speaker beruft: So wird das Venezianische in bezug zum Spanischen gesehen (51), dem Romagnolischen wird ein «portugiesischer Charakter» (62) bescheinigt; für das Römische, speziell des Trastevere-Viertels, wird in einem solchen Charakteristikkapitel festgestellt, daß auch die Syntax viele sprechsprachliche Elemente aufweise (unbenommen offensichtlich der Tatsache, daß der Dialekt vornehmlich ohnehin mündlich tradierte Sprache ist und die dialektalen Übertragungen der Evangelien aus dieser Mündlichkeit abgeleitet sind ...). Die Darstellung der sprachlichen Eigenheiten der einzelnen Dialekte erfolgt in Gestalt einer stichpunktartigen Auflistung (pro Dialekt maximal 3 Seiten). Historisch angelegte Aussagen alternieren dabei mit Feststellungen, die nur aus dem Vergleich mit dem Toskanischen bzw. anderen Dialekten gezogen werden können. Es werden lediglich Listen gegeben, gelegentlich illustriert durch das Zitat einer Stelle aus dem Evangelium; ansonsten erschöpft sich der Kommentar in einer Taxonomie eher zufällig zusammengewürfelter Phänomene. Die für die Dialekte je separat herausgestellten Phänomene werden dann im folgenden Kapitel systematischer, d.h. in einer Gesamtschau der Dialekte, behandelt. Alternative Verwendungsweisen werden gelegentlich in Überblickstabellen kontrastiv quantifiziert (z.B. der Anschluß eines direkten «persönlichen» Objekts mit Hilfe einer Präposition, die Setzung eines Teilungsartikels mit oder ohne Artikel [was immer dies auch bedeuten mag), die Formeninventare der betonten Pronomina, der pleonastische Gebrauch von Objektspronomina usw.). Im folgenden sei auf einige Details hingewiesen, die die Lektüre des Bändchen etwas gestört haben: p. 50: -gl, -lj > g: «außer vor i: fio» nicht nachvollziehbar: gemeint ist wohl das dialektale Ergebnis von lat. FILIUM, aber dann müßte es heißen: «nach». p. 51: Hinweis auf die Präp. int für in: das Beispielmaterial illustriert aber nur in. p. 60 et passim: die Umschreibung des terminus technicus ,Metaphonie> bzw. <Vokalharmonisierung> (Typ quellolquilli) durch ,Umlauthebung> wirkt hilflos. Zudem dürfte der Student als Dialektadept wohl kaum etwas mit diesem Phänomen anzufangen wissen, da es nirgendwo deutlich anhand eines Beispiels erläutert wird, v.a. auch, da das für die Umlautung verantwortlich gemachte -i in den angeführten romagnolischen Beispielen nirgends auftaucht ... Ähnlich wenig illustrativ auch die Beispiele p.61, wo es heißt: «alt > et: etar; -r > 0 im Infinitiv: parler»; usw. p. 65 et passim: Der Terminus der «intervokalischen Lautsubstitution» in Fällen wie scribba, sabbato, subbito, parabbola usw. ist mehr als unglücklich. Denn was sicher nicht vorliegt, ist eine Lautsubstitution. Das Auftreten der Doppelkonsonanz in intervokalischer Position ist zwar nicht etymologisch, wohl aber über andere Faktoren erklärbar (Niederschlag eines allgemeinen Ausspracheusus für Konsonanten in intervokalischer Position; Hyperkorrektur o.ä.). Und daß im Römischen etwa das an dieser Stelle behandelt wird, -bzu -vhätte werden müssen, welches dann wieder durch -bbsubstituiert worden wäre, ist nicht haltbar. Zudem: was unterscheidet diese Fälle von «Lautsubstitution» von analog gelagerten Fällen wie nomme, primmogenito, demmonia usw. mit normaler Gemination (68)? Besprechungen - Comptes rendus 323 p. 67 et passim: «Abschwächung des Anlautvokals im Präfix in-: nguerra, nfierno .. . » : was heißt hier Abschwächung, wo ist die Grenze hin zum schlichten Nicht-Realisiert- Werden? p. 68: Gelegentlich werden auch nicht in den Evangelien belegbare Dialektmerkmale aufgeführt und ususwidrig mit Sternchen versehen. ib.: «Pluralmarkierung am Nomen fehlt aufgrund der Abschwächung des Auslautvokals, außer durch Umlautwirkung: pes pis, aber: muorto muorte (maskulin! ) sind gleichlautend. » : was soll hier eigentlich demonstriert werden? p. 71: Der explizite Hinweis auf die Verwendung eines Präsens mit futurischem Wert im kalabresischen Text bringt nichts, wenn nicht gleichzeitig auf das Fehlen des Futurs im kalabresischen Tempussystem hingewiesen wird. p. 73: Was ist eine «einzelwortbezogene Geminate » ? p. 73, 77: Der Begriff «persönlicher Akkusativ » im Zusammenhang mit dem präpositionalen Anschluß von direkten Objekten, sofern sie das Merkmal<+ menschlich> beinhalten (aber so<abstrakt> argumentiert Verf. an keiner Stelle), ist unglücklich gewählt. p. 74: Die Feststellung, das sizilianische Vokalsystem, welches aus dem Zusammenfall von teils 3, teils 4 lateinischen Vokalen resultiert, sei nicht nur innerhalb der Romania außergewöhnlich, bringt keinerlei Sachinformation und ist damit obsolet. In zahlreichen Teilen der Romania hat sich der lateinische Vokalismus je spezifisch entwickelt. usw. Insgesamt gesehen hinterläßt der Beitrag von Dauses, so löblich und integer die Absicht auch gewesen sein mag, nämlich eine übersichtliche Einführung in die Dialekte Italiens für Studierende bereitzustellen, ein zwiespältiges Gefühl. Hinzu kommt, daß der bibliographische Apparat mehr als mager ist. Angeführt werden lediglich die zugrundegelegten Übersetzungen (dreimal in Gestalt moderner kommentierter Editionen aus den 80er Jahren) sowie die von CoRTELAZZO initiierte Reihe Profilo dei dialetti italiani und die Historische Grammatik von RoHLFS und je eine italienische, spanische, unterengadinische und provenzalische Bibelübersetzung alles Sprachen, zu denen auf den wenigen Seiten auch noch großzügige Vergleiche gezogen werden . .. Das ist alles. In einer Einführung für Studierende hätte man zumindest auch einige neuere und sachdienlichere Literaturangaben erwartet. Edeltraud Werner * VII Rescontr anternassional de· studi an sla lenga e la literatura piemonteisa (Alba 12-13 magg 1990), Alba (Famija albeisa) 1991, 292 p. Anche gli atti del VII convegno di studi sul piemontese, come i precedenti (cf. VRom. 49/ 50, 496s.), contengono interessanti contributi sulla storia linguistica del Piemonte (accanto a un mazzo di lavori su rappresentanti della letteratura in piemontese). Mentre H. LüDTKE, «Le leggi universali de! mutamento linguistico con applicazione al piemontese» (83-88), propone un Abriss di mutamenti fonetici, lessicali e sintattici intervenuti fra il latino e il piemontese, non senza un cenno alla teoria della cosiddetta<mano invisibile> quale spiegazione delle vie del mutamento linguistico, K. GEBHARDT, «De Carmagnola/ Piemont a la carmagnole fran�aise: histoire du mot » (89-100), traccia con dovizia di documentazione la storia della parola altamente polisemica (toponimo, danza, sorta di giacca, ecc.) carmagnola tra francese e piemontese. G. GASCA QuEIRAZZA, «Documenti de! piemontese di Poirino alle soglie dell'Ottocento » (129-44), continua l'accurato scavo nelle testimonianze de! piemontese rustico nei secoli passati iniziato nei precedenti convegni (questa volta, e esaminato un componi-