Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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1993
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Kristol De StefaniMARTIN PÖTZ, Das Regionalitalienische im Veneto, Geneve (Droz) 1992, (XII) + 263 p. (Kölner Romanistische Arbeiten NF 67)
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1993
Edeltraud Werner
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328 Besprechungen - Comptes rendus Nella sua analisi «sociologica» de! code-switching (134-62) l'autore interpreta Je strategie conversazionali dei giovani alla luce dell'identikit sociolinguistico delineato nel terzo capitolo. II «principio di convergenza» acquista cosi un significato socioculturale piu profondo ehe rispecchia le contraddizioni dell'esperienza migratoria e i contrasti all'interno del gruppo. Si impone quindi una relativizzazione della nozione di we-code, dato ehe le lingue sono sempre anche portatrici dei valori delle diverse sfere sociali ehe si intersecano e si sovrappongono nella comunita degli emigrati. Dal punto di vista metodologico, la combinazione dell'approccio conversazionale con quello sociologico, e senz'altro uno dei punti di forza della ricerca ehe permette di penetrare a fondo nella fenomenologia ehe si vuole analizzare e di ricostruire il senso di questo comportamento linguistico cosi affascinante. Nel quinto capitolo «Tipo di italiano impiegato» (163-83), alquanto piu sbrigativo, si passa dall'analisi dell'interazione comunicativa alla descrizione de! sistema linguistico, nell'ottica della Varietätenlinguistik. Lungo l'asse diastratico l'autore documenta con molti esempi i caratteri morfosintattici substandard dell'italiano parlato dai giovani sostanzialmente un tipo di italiano popolare confermando cosi i risultati delle ricerche precedenti 6 . Piu interessante per l'impostazione generale de! lavoro e l'asse diafasico, in particolare a livello lessicale: il ricorso a registri colloquiali e bassi con frequenti imprecazioni, espressioni disfemistiche e pornolaliche e la presenza del lessico settoriale del calcio sembrano infatti essere caratteristiche della «lingua di gruppo» dei giovani ehe favoriscono, in modo non dissimile dalla commutazione di codice, la coesione interna e l'identita linguistica di questa squadra di calcio. Seguono infine conclusioni succinte (185-90) in cui l'autore tira le somme delle sue analisi e solleva il problema psicolinguistico del rapporto tra commutazione di codice e competenza linguistica. Molto utile e la documentazione in appendice ehe comprende, oltre al questionario usato per l'indagine sociolinguistica (203-09), la trascrizione integrale di una conversazione avvenuta in una pizzeria (215-43), offrendo al lettore l'occasione di verificare le ipotesi di Pizzolotto su materiale concreto e di sperimentare, con l'aiuto delle indicazioni precedenti, un'interpretazione propria di un testo organico. Lo spazio a disposizione non permette ovviamente di discutere tutti gli aspetti interessanti del bel lavoro di Pizzolotto. Va comunque ribadito, in conclusione, ehe la ricerca apporta un notevole contributo alle nostre conoscenze sul comportamento linguistico dei giovani italiani in Svizzera, sia per l'alto valore documentario de! materiale raccolto sia per l'accuratezza delle analisi spesso originali e sempre basate su solidi fondamenti teorici. S. Schmid * MARTIN PöTZ, Das Regionalitalienische im Veneto, Geneve (Droz) 1992, (XII) + 263 p. (Kölner Romanistische Arbeiten NF 67) Die Kölner Dissertation hat ein Thema zum Gegenstand, das bislang, trotz der allgemeinen Akzeptanz der Existenz von Regionalsprachen in Italien, noch kaum systematisch, d. h. empirisch untersucht worden ist. Der Verf. legt eigene Sprachaufnahmen sowie authentisches Material in Gestalt von Schüleraufsätzen aus dem Veneto zugrunde. Das Veneto als Untersuchungsbasis bot sich aufgrund des stark ausgeprägten regionalen Sprachbewußtseins an, welches sich bis in die jüngste Zeit hinein im umfangreichen 6 Cf. RrTA FRANCESCHINI et al. 1984: 59-63 e S. SCHMID, «Osservazioni sull'italiano parlato dalla seconda generazione di immigrati nella Svizzera tedesca», in A. STÄUBLE (ed.), Lingua e letteratura italiana in Svizzera, Bellinzona 1989: 178-84. Besprechungen - Comptes rendus 329 Gebrauch des Dialekts im vertrauten Kreise manifestiert und damit etwa der Rolle des Dialekts in Sizilien vergleichbar sei. Zudem gibt es für diese Region bereits umfassende dokumentarische Vorarbeiten, die v. a. im Zusammenhang mit dem von M. CoRTELAzzo betreuten Guida dei dialetti veneti geleistet worden sind. Das Italienische in Gestalt des Regionalitalienischen, also ein Italienisch, das mehr oder weniger stark durch das dialektale «Substrat» bestimmt ist, dient dabei vornehmlich dem Austausch mit als nicht der Region zuordenbaren Personen und besteht im Umsetzen der beim einzelnen Sprecher unterschiedlich ausgeformten Kenntnisse in der Nationalsprache. Die Arbeit gliedert sich in zwei umfangmäßig sehr unterschiedliche Teile. Auf eine kurze Einleitung (ls.) folgt der erste Hauptteil, der einen Forschungsbericht zur Entstehung der Regionalsprachen, zur Geschichte ihrer Erforschung sowie zur Begriffsbildung bietet (3-45). Der zweite, umfassendere Hauptteil ist der Materialerhebung, -präsentation und -interpretation gewidmet (46-220). Es folgen 3 Anhänge (Auszüge aus den Aufsätzen; Anzahl der untersuchten Aufsätze, verteilt auf die einzelnen Schulen; Verzeichnis der Tafeln; 221-38) sowie eine reiche Bibliographie (239--63). Im ersten Hauptteil wird das Phänomen der Regionalsprache in seiner Genese untersucht und in den Kontext der späten Herausbildung einer überregionalen Alltags- und Umgangssprache im Zuge der nationalen Einigung nach 1861 und im permanenten Kampf mit dem bislang als Alltagssprache genutzten Dialekt gestellt. In einer ersten Phase werden die Einführung der Schulpflicht, die Bildung eines nationalen Heers sowie die Entstehung überregionaler Verwaltungszentren als ltalianisierungsinstrumente herausgestellt, in einer zweiten Phase die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung und dann die unifizierende Sprachpolitik im Zeitalter des Faschismus. Und in einer dritten Phase gewinnen die Massenmedien, der Rückgang der Analphabetenrate sowie die massive Industrialisierung im Norden, die zu einer beträchtlichen Binnenwanderung vom Süden in den Norden führt, zunehmend an Bedeutung. Dabei nimmt die Orientierung am toskanischen Modell zusehends ab zugunsten des römischen und dann auch des oberitalienischen Modells (so wie dieses im triangolo industriale manifest wird). Die heutige sprachliche Situation Italiens läßt sich allerdings nicht mehr zwischen Sprache und Dialekt polarisieren. Eine zentrale Rolle spielt nunmehr das sog. Regionalitalienische, welches der konkret in actu realisierte Standard ist und das damit zu den zentralen Varietäten des Italienischen zählt. Das Regionalitalienische wird dabei als Erscheinung der gesprochenen Sprache, des code parle, eingeordnet, der anderen Modalitäten gehorcht als der code ecrit. Allerdings meine ich, daß es illusorisch ist, das Regionalitalienische ausschließlich auf den Bereich ,gesprochene Sprache> festzulegen, denn auch in der geschriebenen Sprache können Regionalismen der Standard sein, und das für unterschiedliche Regionen in Gestalt unterschiedlicher Ausdrucksformen. - Verschiedene Definitionsversuche zum Regionalitalienischen in der Forschung werden vorgeführt, kurz kommentiert und typisiert. Sorgfältig wird dann eine Abgrenzung vorgenommen gegen die Kategorien ,Standarditalienisch> (➔ code ecrit) und italiano comune (➔ code parle'), welches von Canepari erneut unterteilt wird in italiano comune sregionalizzato und italiano comune regionale, das Regionalitalienische im eigentlichen Sinn. Für die eigenen Untersuchungen legt der Verf. den Begriff der Standardsprache auf die Hoch- und Literatursprache fest was insofern etwas überrascht, als Hoch- und Literatursprache durchaus auch einer Definition bedurft hätten, handelt es sich doch zumindest bei letzterer um ein Diasystem, das alle Varietäten der Sprache virtuell umschließt. Ferner sei dieses Sprachkonzept präskriptiv und im Sinne der von Koch und Oesterreicher 1 vorgenommenen Differenzierung schriftsprachlich kon- 1 Cf. P. KocH/W. ÜESTERREICHER, Gesprochene Sprache in der Romania. Französisch, Italienisch, Spanisch, Tübingen 1990. 330 Besprechungen - Comptes rendus zipiert. Demgegenüber variiere das italiano comune im diatopischen, diastratischen und diaphasischen Bereich. Darüber hinaus wird eine Abgrenzung gegen das italiano popolare einerseits und den Dialekt andererseits vorgenommen und die ltalianisierung der Dialekte kurz betrachtet. Den Abschluß dieses ersten Hauptteils bildet ein Einordnungsversuch der Regionalsprache in ein Varietätenmodell des italienischen. Das Regionalitalienische verkörpert für den Verf. die sprachliche Realität im Bereich des code parle und muß als eigenständige Varietät des Italienischen angesehen werden, die keinerlei Annäherung an die Standardsprache zeige (44/ 45) eine Aussage, die allerdings durch die eigenen Materialanalysen des Verf.s bis zu einem gewissen Grad relativiert wird. Im zweiten Hauptteil werden zunächst das Korpus vorgestellt und die Methoden der Materialgewinnung vorgeführt. Ausgewertet werden 912 Schüleraufsätze, die in 16 Schulen in 4 Provinzen angefertigt worden sind, sowie Interviews, die mit 63 Informanten geführt wurden. Die Einordnung der Gewährsleute erfolgt entsprechend Herkunft, Schulbildung und Alter. Die Ausführungen hierzu sind systematisch und höchst informativ. Die Probleme, die bei der Materialbeschaffung auftraten, werden redlich und offen dargelegt. Die eigentliche Auswertung erfaßt vornehmlich den morphosyntaktischen Bereich (Artikel, Pronomen, Verb, Adverb, Präposition, Affixe sowie die Wortstellung). Das Vorgehen ist für alle Bereiche standardisiert. Zunächst werden die dialektalen Vorgaben für die ausgewählte Erscheinung knapp vorgeführt, dann die Ergebnisse aus den Aufnahmen und den Schüleraufsätzen mit Beispielen präsentiert. Für die Schüleraufsätze wird des weiteren ein kleineres Kontrollkorpus von toskanischen Schüleraufsätzen mitberücksichtigt, um auf diese Weise regionalsprachliche Spezifika (zurückführbar auf das dialektale Substrat), überregionale umgangssprachliche Tendenzen und quantitative regionale Schwerpunktbildungen sauber herausarbeiten zu können. Der Verf. ist immer - und erfolgreich bemüht, genau abzuwägen, was spezifisch regionalsprachlich ist und was anderen Faktoren zuzuschreiben ist. Dabei differenziert er, wo sich dies augenscheinlich anbietet, auch zwischen diastratisch und diaphasisch fundierten Variationsspektren. Die Ergebnisse können sich sehen lassen allerdings fehlt bedauerlicherweise ein Resümee im Anschluß an die Darstellung des letzten ausgewerteten Teilbereichs. Mit Sicherheit konnte man von einer derart ausgerichteten Arbeit keine umfassenden theoretischen Aufarbeitungen erwarten, aber das war auch nicht das Anliegen des Verf. Für die weitere Beschäftigung mit dem Phänomen der italienischen Regionalsprachen wünscht man sich weitere, ähnliche systematisch und gut belegte Beiträge. Das Phantom «Regionalitalienisch» hat im vorliegenden Beitrag einen großen Teil seiner <Flüchtigkeit> verloren. Allerdings wäre es für den Leser durchaus auch von Interesse gewesen, nicht nur zu erfahren, wie hoch die absolute Zahl der regionalspracheverdächtigen Elemente und Konstruktionen ist, sondern auch, in welcher quantitativen Relation diese zu sog. <standardsprachlichen> Verwendungen stehen, d. h. inwieweit regionalistische Verwendungen durchgängig oder nur alternativ zur standardsprachlichen Vorgabe in Erscheinung treten, da die Regionalsprache ja ganz offensichtlich kein festumrissener Komplex ist, sondern aus der Zusammenschau von dialektalem Substrat, Standardsprache und Sprecher- (gruppe) jeweils spezifisch gefaßt werden muß. Doch soll dies keinesfalls als Schmälerung des Verdienstes des vorliegenden Beitrages verstanden werden. Die Daten sprechen vielmehr für sich, v. a. auch, da der Verf. hinsichtlich eines Repräsentativitätsanspruchs seiner Ergebnisse alle gebotene Vorsicht walten läßt. Edeltraud Werner *
