eJournals Vox Romanica 52/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1993
521 Kristol De Stefani

REGULA FEITKNECHT/GIOVANNI POZZI, Italiano e Italiani a Friburgo. Un episodio di storia letteraria all’estero, Fribourg/Suisse (Editions Universitaires) 1991, XIV +242 p. + 7 tavole sinottiche (Etudes et Documents sur l'histoire de l'Universite de Fribourg!Suisse, Etudes 2)

121
1993
I. Baumer
vox5210331
Besprechungen - Comptes rendus 331 REGULA FEITKNECHT/ GIOVANNI Pozzr, Italiano e Italiani a Friburgo. Un episodio di storia letteraria all'estero, Fribourg/ Suisse (Editions Universitaires) 1991, XIV +242 p. + 7 tavole sinottiche (Etudes et Documents sur l'histoire de l'Universite de Fribourg! Suisse, Etudes 2) Aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Universität Freiburg im Üchtland (1889-1989) sind mehrere historische Werke erschienen, die von meiner Edition der Erinnerungen und Dokumente meines Schwiegergroßvaters Albert Büchi (1864-1930) unter dem Titel Gründung und Anfänge der Universität Freiburg i. Ü., Freiburg Schweiz 1987, angeführt werden. Nun liegt auch eine Darstellung jener sieben Italiener vor, die von 1903 bis· 1968 den Lehrstuhl für Italienische Literatur bzw. Romanische Philologie innehatten: Paolo Arcari (1903-1950), Giuseppe Billanovich (1951-1960) einerseits, Giulio Bertoni (1905-1922), Angela Monteverdi (1922-1933), Bruno Migliorini (1933-1938), Gianfranco Contini (1938-1953), Arrigo Castellani (1953-1968) andererseits. Der erste Teil («La Cattedra e i Maestri») von G. Pozzr schildert Person und Werk, der zweite Teil («Prospetti e Documenti») von R. FEITKNECHT stellt die archivalischen Grundlagen zusammen: das Verzeichnis aller Vorlesungen und Seminare (prospektiv nach dem Vorlesungsverzeichnis und, soweit möglich, retrospektiv - und damit genauer nach dem Rektorats-Bericht), die beim betreffenden Dozenten eingereichten Doktor-Dissertationen sowie die in den Freiburger Zeiten erfolgten Publikationen. Den Jahresberichten des Rektors werden auch Angaben über Ernennung und Rücktritt, über Aktivitäten außerhalb der Freiburger Universität und über Gastvorlesungen italienischer Referenten in Freiburg entnommen. Dem 1944/ 45 (4 Semester lang) geführten Universitätsstudien- Lager für nach dem Waffenstillstand von 1943 geflüchtete italienische Armeeangehörige sind 24 Seiten gewidmet man könnte füglich von einem dritten Teil reden -, worunter sich auch die präzisen und liebevollen Erinnerungen zweier «Ehemaliger» finden. Die knapp 50 in einer Villa (ist es nun die Villa Beata oder die benachbarte Villa St. Franfois? beide werden genannt) am Stadtrand untergebrachten italienischen Studenten konnten hier z. T. bei ihren mitinternierten Landsleuten, die als Dozenten oder Assistenten wirkten, ihre Studien fortsetzen und z. T. abschließen, in engster Zusammenarbeit mit der Universität und in ständigem Kontakt mit den italienischen Unterrichtsbehörden, so daß ihnen später ihre Freiburger Studien vollumfänglich angerechnet wurden. Die im 2. Teil vorgestellten Verzeichnisse stellen an sich schon ein interessantes Stück Wissenschaftsgeschichte (nicht nur Literaturgeschichte) dar. In der Wahl der Vorlesungs- und Seminarthemen spiegeln sich die Anforderungen eines mehr oder weniger umfassenden Studiums und die persönliche oder zeitbedingte Vorliebe eines Professors für bestimmte Forschungsbereiche. G. Pozzr verwandelt diese Angaben in eine fesselnde Schilderung mit Rück- und Ausblicken auf die Zeit «vor» und «nach» Freiburg und bettet diese in die zeitgenössische literaturwissenschaftliche bzw. philologische Forschung ein. Merkwürdig berührt höchstens, daß der Standort der Universität Freiburg i. Ü. als «auf vorwiegend französischem [gemeint ist frankophonem] Territorium» liegend angegeben wird, das «starken deutschen Einflüssen ausgesetzt» sei: Das Verhältnis der beiden Sprachen zueinander in Stadt und Kanton sowie an der Universität kann nicht so verkürzt dargestellt werden! Man wird der im besprochenen Zeitraum noch kleinen und armen Universität bescheinigen müssen, daß sie in der Berufung der bisweilen blutjungen italienischen Dozenten eine umsichtige Auswahl mit Geschick und Mut getroffen und auswärtige Informationen unter der Hand richtig interpretiert hat. Umso mehr erstaunt es, daß in einem 104 Seiten starken Überblick über die Romanistik in der Schweiz, vorwiegend von 1945 bis 1967, aber das ganze Jahrhundert mit einbeziehend (VRom. 37 [1978]), kein einziges Wort über den 332 Besprechungen - Comptes rendus bei Feitknecht/ Pozzi nun endlich ans Licht gehobenen Anteil italienischer Dozenten in Freiburg verloren wurde. Die wohlwollend-ironische Deutung durch G. Pozzi nämlich als Ausdruck («via negationis et in absentia») der katholischen Internationalität, mit dem peripheren, extravaganten und unwiederholbaren Charakter, der dieser Universität eigen war und ist muß ja wohl um das Epitheton «unverständliche Blindheit» erweitert werden. - Auch das politische Engagement der Dozenten wird nicht verschwiegen: das profaschistische von Arcari sowenig wie die klare Distanzierung von Monteverdi und Contini. Im engeren wissenschaftlichen Bereich schenkt Pozzi den selbständigen Arbeiten, den Texteditionen und den Zeitschriftengründungen gleiche Aufmerksamkeit; seine Darstellung gründet aber nicht nur auf diesen Tätigkeiten, sondern auch auf den größeren Artikeln und kleineren Aufsätzen, ja sehr stark auch auf den Rezensionen. In diesem Zusammenhang bringt er p. 35 eine knappe Definition und Beschreibung dieses Genus (das zwar kein G. litterarium ist) und somit auch eine Ehrenrettung dieser oft verachteten, als subsidiär angesehenen Tätigkeit; in bestimmten Fällen bringt sie die Forschung weiter. Da Pozzi seinem Lehrer Contini ganz besonders nahe steht und ihn charakterisiert anhand einer kurzen Berichterstattung über einen internationalen Kongreß in Genf über «L'Esprit europeen» (1946) eine Berichterstattung, die Pozzi geradezu einen «Conte philosophique» nennt - , zeigt, daß der Fachmann im Idealfall seine Zuständigkeit überschreitet, ja überschreiten muß, wenn ihn die kulturelle (bzw. politische) Situation herausfordert. Eine stark verkürzte Fassung seines Beitrags hat Pozzi im dreibändigen Werk Geschichte der Universität Freiburg Schweiz, Freiburg 1991, Band 2: 737--47, veröffentlicht. I. Baumer * SUSANNE KoLB, Sprachpolitik unter dem italienischen Faschismus. Der Wortschatz des Faschismus und seine Darstellung in den Wörterbüchern des Ventennio (1922-1943), München (Vögel) 1990, 220 p. (Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg 40) Die Augsburger Dissertation ist um es vorweg zu nehmen ein gelungener Beitrag zur Sprachpolitik und speziell zur Geschichte der Begrifflichkeit und der Begriffsbildung im Zeitalter des italienischen Faschismus sowie zum Niederschlag, den faschistisches Vokabular in der zeitgenössischen Lexikographie gefunden hat. Die Arbeit gliedert sich in fünf Teile: 1. Einleitung (13-17), 2. Methodendiskussion - Politischer Wortschatz - Sprachpolitik - Sprache des Faschismus (19-65), 3. Erstellung eines für den faschistischen Wortschatz relevanten Korpus auf der Basis ausgewählter Texte aus der faschistischen Regierungszeit (1922-1943) (67-135), 4. Analyse einsprachiger italienischer Wörterbücher aus faschistischer Regierungszeit auf der Grundlage des erarbeiteten Korpus (137-82) und 5. Zusammenfassung (183-98). Sie schließt mit einer Bibliographie, gegliedert nach Quellenmaterial, Nachschlagewerken und Sekundärliteratur, die noch einmal nach thematischen Bereichen ausdifferenziert ist (199-215), sowie mit einem Wortregister zu den behandelten Schlüsselbegriffen und deren Umfeld (217-20). Nach der Einleitung, in der Sprache als Herrschafts- und Machtinstrument generell thematisiert und speziell in bezug auf den italienischen Faschismus knapp umrissen wird, kommt die Verf. zu ihrem ersten Themenkomplex. Die Feststellung, daß die Sprachwissenschaft bislang noch keine kanonisierte Methode zur Erfassung speziell auch des politischen Wortschatzes entwickelt habe trotz einer Reihe unterschiedlicher Ansätze -, führt die Verf. dazu, ihre eigenen Optionen vorzuführen. Die Beschränkung auf die lexikalische Ebene wird zwar nicht näher begründet, doch führt sie zu äußerst aufschlußreichen Ergeh-