eJournals Vox Romanica 52/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1993
521 Kristol De Stefani

NIKOLAUS SCHPAK-DOLT, Einführung in die französische Morphologie, Tübingen (Niemeyer) 1992, 138 p. (Romanistische Arbeitshefte 36)

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1993
Yvonne Stork
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352 Besprechungen - Comptes rendus sentation, der ebenfalls öfters Gelegenheit zu unterschiedlichen Auffassungen liefert. Ich zögere aber nicht im geringsten, den vorliegenden Band als eine ausgezeichnete, auf dem letzten Stand der Forschung basierende Einführung in die Phonetik und Phonologie zu bezeichnen, die den einmaligen Vorteil hat, daß sie dem suprasegmentalen Bereich einen zentralen Platz einräumt, ja letztlich auf die Behandlung dieses Bereichs geradezu zugeschnitten ist.Am häufigsten sind die Schwächen im allgemeinen ersten Kapitel.Dann aber unterliegt die Darstellung einem ständigen Crescendo, das in der Hausdomäne des Verfassers, der Intonologie, kulminiert.Nach diesem «Vorlauf» darf man auf den angekündigten Traite de phonostylistique zu Recht in höchstem Maße gespannt sein. P. W. * NIKOLAUS ScHPAK-DoLT, Einführung in die französische Morphologie, Tübingen (Niemeyer) 1992, 138 p. (Romanistische Arbeitshefte 36) Die vorliegende Publikation behandelt ein Gebiet, das zum Teil bereits Gegenstand von früheren Romanistischen Arbeitsheften war.Diese Werke, die Generative Morphologie des Neufranzösischen von Ferenc Kiefer und Ulrich Wandruszkas Probleme der neufranzösischen Wortbildung, wurden allerdings aus der Warte der Generativisten geschrieben. Schpak-Dolt orientiert sich demgegenüber bezüglich Terminologie und Methode am amerikanischen Strukturalismus. Was versteht man heute unter Morphologie? Laut Schpak-Dolt ist es «diejenige Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit der Struktur (dem <inneren Aufbau,) der Wörter befaßt. Üblicherweise unterscheidet man innerhalb der Morphologie zwischen Formenlehre [Flexionslehre] und Wortbildungslehre....Manchmal wird Morphologie mit Flexionslehre gleichgesetzt, wobei dann ein Oberbegriff für Flexion und Wortbildung fehlt» (1). Abgesehen davon, daß die Frequenzverteilung von «üblicherweise» und «manchmal», betrachtet man neuere Arbeiten zu Flexion und Wortbildung, eher zweifelhaft ist, stellt man fest, daß sich die Abgrenzung der Morphologie hierin zunächst erschöpft. Nähere Ausführungen, weshalb der Verf. die Wortbildung in die Morphologie integriert, findet man erst am Ende der Einleitung: «Die Wortbildungslehre ist die Darstellung der Verfahren, nach denen aus einfachen Lexemen komplexere gebildet werden. Die Flexionslehre stellt die Bildung verschiedener Formen eines Lexems dar. Die Teilung in Stamm und Endung spiegelt die Unterscheidung von Wortbildung und Flexion wieder. Konsequenter wäre es, wenn die Wortbildung <Stammbildung> hieße; noch konsequenter: <Bildung des Radikals»> (36 ). Nicht nur kann es bedenkliche Konsequenzen haben, wenn man die Wortbildung als Stammbildung betrachtet (s.u.), auch überrascht die Selbstverständlichkeit, mit der die Wortbildung der Morphologie zugeordnet wird. Zwei aktuelle Einführungswerke zeigen diesbezüglich wesentlich mehr Problembewußtsein, obwohl die Wortbildung in ihren Werken anders als bei Schpak-Dolt keine zentrale Stellung einnimmt.Laut W.Dietrich und H. Geckeler (Einführung in die spanische Sprachwissenschaft, Tübingen 1990) divergieren die Meinungen bezüglich der Stellung der Wortbildung in der Linguistik stark.Je nachdem werde sie als ein Teil der Morphologie, der Lexik, der Syntax oder als autonomes Gebiet betrachtet (Drnrnrctt/ GEcKELER 1990: 90). P. Wunderli vertritt in seinem Band Französische Lexikologie (Tübingen 1989) die Auffassung, daß die Zuordnung der Wortbildung bei Wunderli Lexematik genannt zur Morphologie heute überholt sei.Der entscheidende Unterschied zwischen Lexematik und Flexion sei, daß erstere neue Wörter bzw.Lexien schaffe, die Flexion dagegen nicht (WuNDERLtl989: 74). Daß es zumindest sehr heikel ist, Wortbildung und Flexion in einer Oberkategorie zu rubrizieren, zeigt sich an folgender Aussage Schpak-Dolts: «Die Morphologie ist gekenn- Besprechungen - Comptes rendus 353 zeichnet durch das Bestreben, regelmäßig wiederkehrende Eigenschaften der Wortstruktur zu erkennen und zu beschreiben, aber im Einzelfall auch Abweichungen von der Regelmäßigkeit festzustellen» (1). Diese Aussage ist ohne daß Schpak-Dolt dies sagt wesentlich stärker auf den Bereich der Flexion gemünzt, sieht doch die «Realität» in der Wortbildungslehre so aus, daß das Aufstellen von Regelmäßigkeiten nur begrenzt möglich ist und Abweichungen weitaus mehr als Einzelfälle betreffen. Schpak-Dolt gliedert sein Buch in drei Hauptteile. Auf eine ausführliche, knapp ein Drittel des Buches umfassende Einleitung (1-37) folgen ein Teil zur Wortbildung (38-85) sowie ein Teil zur Flexion (86-126). Den Schluß desBuches bilden zwei Anhänge (127-32) sowie eine Bibliographie (133-38). In der Einleitung stellt Schpak-Dolt nach der knappen Skizze des Gegenstandsbereichs der Morphologie (1) zunächst unterBerufung aufBloomfield denBegriff der sprachlichen Form vor (2-4) und beschäftigt sich näher mit den linguistischen Einheiten Morph, Morphem und Allomorph (4-16). Im Abschnitt «Morphophonemik» erläutert er, wann bei Morphemen mit mehreren Allomorphen welches Allomorph steht (16-19). Danach problematisiert er den Terminus «Wort» und erläutert die Unterscheidung von «grammatischem Wort» und «lexikalischem Wort» (19-23), stellt freie und gebundene, grammatische und lexikalische Morpheme einander gegenüber und unterscheidet zwischen Wurzel und Affix (24-27). Dann stellt Schpak-Dolt zwei Möglichkeiten vor, Affixe zu klassifizieren zum einen könne dies nach ihrer Position im Wort (Präfixe, Suffixe usw.), zum anderen nach ihrer systematischen Funktion (Flexions-, Derivations- und Stammerweiterungsaffixe) geschehen (28s.). Der Schlußabschnitt der Einleitung trägt die Überschrift «Wortstruktur» (29-36): Hier widmet sich der Autor den Termini «mittelbare» und «unmittelbare Konstituenten», erläutert unter Berufung auf Wells und Nida die Prinzipien der Konstituentenanalyse und definiert vor diesem Hintergrund die Begriffe «Endung», «Stamm» und «Radikal». Die zu Beginn eingeführten Termini (v. a. Endung, Stamm und Radikal) sowie die Methode der Konstituentenanalyse ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch und werden immer wieder für Definitionen von Begriffen wie Kompositum, Derivat, Flexionsschema, Flexionsendung usw. herangezogen. Der sich an die Einleitung anschließende Teil über die Wortbildung ist in drei Kapitel untergliedert. Im ersten Kapitel, «Allgemeines zur Wortbildung» (38-43), gibt der Verfasser zunächst einen Überblick über die verschiedenen Wortbildungsverfahren und definiert dann die Begriffe Simplex, Derivat und Kompositum. Es folgen Erläuterungen zu den Begriffen «Motivation» und «Produktivität» sowie zur Unterscheidung von volkstümlichen und gelehrten Bildungen. Im zweiten Kapitel («Derivation» [43-58]) geht es nach einer kurzen Vorstellung der Termini Derivation, Derivat und Derivationsbasis (43s.) zunächst um die Suffigierung (44-74). Die wesentlich kürzeren Ausführungen zur Präfigierung tragen den Titel «Präfigierung und Parasynthese» (zu der keinesfalls naheliegenden Nebeneinanderstellung s. u.) (74-85). Auch wenn die Komposition hier bereits in einem Abschnitt angesprochen wird, sind die Ausführungen diesbezüglich insgesamt doch arg kurz geraten; das der Komposition gewidmete dritte Kapitel füllt nur knapp vier Seiten (86-89). Zum Vergleich: Allein der Passus über Alternationen in der Derivationsbasis umfaßt zehn Seiten (46-56); der Derivation sind insgesamt 43 Seiten gewidmet. Im dritten Teil des Buches geht es um die Flexion. Er ist in vier Kapitel untergliedert. Im ersten Kapitel, «Allgemeines zur Flexion» (91-96), werden die Termini Flexionsschema, lexikalisches Wort und Paradigma erklärt, der Ausdruck «grammatische Kategorien» wird aufgesplittet in «spezifische Kategorien» (z.B. Singular, Plural, Präsens) und «generische Kategorien», d. h. Mengen von spezifischen Kategorien. Die Kapitel zwei bis vier beschäftigen sich jeweils mit der Flexion einer Wortart. Im zweiten Kapitel (97-99) geht es um die Substantivflexion, im dritten Kapitel (100-05) um die Adjektivflexion und 354 Besprechungen - Comptes rendus im vierten, verständlicherweise umfangreicheren Kapitel (106-25 ) um die Verbflexion. Den Abschluß bilden zwei Anhänge, in denen der Autor besonders detailliert verschiedene Möglichkeiten, sprachliche Formen zu zerlegen, durchexerziert. «Anhang I» (127-29) hat ein spezielles Problem der Wortbildung zum Gegenstand, nämlich die verschiedenen Möglichkeiten, gelehrte Ableitungen zu analysieren (etwa cre-ation oder cre-ation oder cre-a-t-ion). «Anhang II» (130-32) beleuchtet ein analoges Problem der Flexion näher: es geht um die verschiedenen Zerlegungsmöglichkeiten von Futur und Passe simple (z.B. vend- -rons oder vendr- -ons). Verschiedene Aspekte zeugen vom Bemühen des Verf., dem potentiellen Leserkreis Romanistischer Arbeitshefte gerecht zu werden.Auch Grundbegriffe, die nicht primär dem Bereich der Morphologie entstammen, wie Phonem und Graphem (2), Synonymie und Homonymie (3s.), werden vom Autor kurz definiert und erklärt. In der Einleitung gegebene Definitionen von Grundbegriffen wie «Flexionsendung», «Stamm» und «Radikal» (3 5s.) werden im Verlauf des Buches wiederholt, bzw.es erfolgt ein Verweis auf die Stelle, an der sie bereits definiert wurden. Positiv ist zudem, daß Schpak-Dolt im allgemeinen keineswegs vor der Problematisierung komplexer Sachverhalte zurückschreckt..Er stellt sowohl Unterschiede in den Terminologien als auch divergierende Standpunkte zu einzelnen Fragen ausführlich dar, wobei seine eigene Position immer klar hervortritt. Um die Fülle an Informationen kanalisieren zu können, arbeitet Schpak-Dolt mit zwei verschiedenen Schriftgrößen. Diese unterschiedliche Gewichtung der Informationen verhindert, daß der Text überfrachtet wirkt und zerfasert. In kleinerer Schrift findet man z.B. sehr viele Literaturangaben, Sonderfälle etwa Ausnahmen zu einer bestimmten morphophonemischen Regel (48) oder unikale Morphe (Hirnin Himbeere [5]) sowie unterschiedliche terminologische Gebräuche, z.B. bei dem Terminus Lexem (23 ). Manchmal finden sich dort auch Positionen, die konträr zu seiner eigenen Auffassung sind eine in Detailfragen wie: «Sind bestimmte Suffixe Varianten eines Morphems oder eigenständige Morpheme? » ( 68) durchaus angemessene Art der Darstellung. Leider verkehren sich diese positiven Ansätze öfter in ihr Gegenteil, so daß das Werk insgesamt nur bedingt seinem Einführungscharakter gerecht wird. Da sind zum einen die bisweilen umständlichen und verschlungenen Formulierungen zu nennen, die die Lektüre sehr mühsam gestalten. Zur Erklärung der Allomorphierelation schreibt Schpak-Dolt: «Sei F eine sprachliche Form, die aus n Morphen besteht und M eine Morphemfolge aus n Morphemen.Die sprachliche Form F repräsentiert die Morphemfolge M gdw.für alle i mit 1 [:S] i [:s] n gilt: das i-te Morph in Fist Allomorph des i-ten Morphems in M» (14). Ob es den Leser da tröstet, wenn Schpak-Dolt nach dem Hinweis darauf, daß in der Literatur häufig Morphem statt Morph zu finden sei, sagt: «Wenn eine Unterscheidung vollkommen klar ist, darf man sie ruhig etwas nachlässig handhaben» (24)? Die Definition für das Kompositum lautet: «Ein grammatisches Wort ist ein Kompositum, wenn sein Stamm so in Konstituenten zerlegt werden kann, daß jede unmittelbare Konstituente des Stamms eine Wurzel enthält» ( 86). Er fährt immerhin fort mit: «Warum diese komplizierte Formulierung? » ... Die umständlichen Formulierungen scheinen mir zum Teil eine Eigenart des Autors zu sein, zum Teil aber auch im Zusammenhang mit der von ihm gewählten und mit äußerster Konsequenz angewandten Terminologie und Methode des Strukturalismus amerikanischer Prägung zu stehen. Sie erschweren bzw. verhindern sogar das Einprägen der Definitionen. Natürlich werden die einzelnen Elemente der Definitionen in früheren Abschnitten vom Autor eingeführt. Der Leser kann (muß? ) also die Definitionen der einzelnen Komponenten nachlesen und auf diese Weise dann die Beschreibung der Allomorphierelation oder die Definition der Komposition nachvollziehen. Eine Einführung sollte jedoch auch zum Ziel haben, Definitionen als Rüstzeug mit auf den Weg zu geben. Das ist aber nicht möglich, wenn die Definitionen nur aus dem Kontext der gesamten Einführung verständlich sind. Besprechungen - Comptes rendus 355 Hinzu kommt, daß die erwähnte, an sich sehr positive Problematisierfreudigkeit Schpak-Dolts mitunter seltsame Blüten treibt. Das fällt vor allem bei seiner Darstellung der Parasynthese auf. Zunächst wundert man sich, nach dem Punkt 2.2, «Suffigierung » , unter 2.3 «Präfigierung und Parasynthese » zu finden. Warum wird die zwischen Prä- und Suffigierung stehende Parasynthese der Präfigierung zugeordnet und nicht in einem eigenen Kapitel besprochen? Unter 2.3.1, «Allgemeines » , gibt Schpak-Dolt folgende Definition: «Parasynthese ist die gleichzeitige Anfügung eines Präfixes und eines Suffixes an einen Wortstamm. » (75) die Existenz der Parasynthese wird also keinesfalls in Frage gestellt. Unter 2.3.4, «Kann Präfigierung die Wortklasse verändern? » (81s.), taucht die Parasynthese sozusagen durch die Hintertür wieder auf. Die Überschrift überrascht, gilt es doch eigentlich als unumstritten, daß die Präfigierung im Gegensatz zur Suffigierung keine Wortartveränderung bewirken kann. Laut Schpak-Dolt gibt es jedoch eine Reihe von denominalen und deadjektivischen Verben, die diese Auffassung in Frage stellen. Als Beispiel für denominale Verben führt er affronter, agenouiller, atterrir, alunir, debarquer, debourgeoiser und depoussierer auf, als Beispiel für deadjektivische Verben affiner, ajuster, assurer, attarder, attrister, aplatir, eloigner. Diese Verben sind jedoch sämtlich Parasynthetika auch nach Schpak-Dolts Definition (75)! Es kommt einer Quadratur des Kreises gleich, mit parasynthetischen Bildungen in Frage stellen zu wollen, daß präfixale Bildungen keine Wortarten verändern können. Schpak-Dolts Argumentation beginnt mit der Frage: «Wie ist der Verbstamm debarquvom Nomen barque abgeleitet? » Es wird also suggeriert, daß sich nur am Wortanfang etwas verändert habe; das Infinitivsuffix nach dem Verf., anders als z.B. bei Thiele, kein Derivations-, sondern ein normales Flexionsaffix-wird vernachlässigt. Man hat den Eindruck, daß der Autor in gewisser Weise im Netz seiner eigenen Terminologie und Methode gefangen ist. Statt Wortbildung schlägt er den Terminus Stammbildung vor (36; s.o.); diese Perspektive führt anscheinend zur Fixierung auf den Wortstamm und damit zu Fragen wie der nach der Ableitung des Verbstamms debarquvom Nomen barque. Schpak-Dolt stellt zwei Antwortmöglichkeiten vor und läßt offen, welche er bevorzugt: «Entweder man räumt ein, daß die Anfügung eines Präfixes einen Wortartwechsel bewirken kann, oder aber man hält an dem Dogma fest: Präfigierung allein kann keine Änderung der Wortart zur Folge haben. Dann ist man gezwungen anzunehmen, daß es nicht die Präfigierung allein ist, die den Übergang vom Nomen zum Verbstamm bewirkt, sondern das Zusammenspiel der Präfigierung mit einer Suffigierung. Ein solches Zusammenspiel heißt Parasynthese » (82). Hier wird eine Alternative vorgestellt - Wortveränderung durch Präfigierung oder durch Parasynthese -, die meiner Ansicht nach keine ist. Denn durch Präfigierung entstünde lediglich die (nicht existierende Form •debarque aber wo käme das Infinitivsuffix -er her? Leider läßt der Autor seine allgemein zu konstatierende Diskussionsfreudigkeit gerade bei einigen zentralen Fragen vermissen. Dies war bereits bei der eingangs erwähnten Abgrenzung der Morphologie der Fall und gilt auch für den Abschnitt zur Komposition. Eine Definition, die das Kompositum als in mehrere Wörter zerlegbares Wort beschreibt, weist er mit der Begründung zurück, daß sie die gelehrten Bildungen wie psychologie, tomographie sowie die «Mischbildungen mit gelehrten und französischen Elementen » , z.B. aerogare, nicht erfassen würde (86/ 89). Daß im allgemeinen (z.B. A. Martinet, Elements de linguistique generale, Paris 3 1991: 135) genau andersherum argumentiert wird, man nämlich als Bedingung der Komposition ansieht, daß die einzelnen Elemente als freie Morpheme auftauchen können und die gelehrten Bildungen auf neulateinischer Grundlage deshalb nicht als Komposita, sondern als ein Sonderfall behandelt werden, dazu sagt Schpak-Dolt kein Wort. Definitionen, die in einigen Fällen trotz oder gerade wegen des Willens nach Klarheit und Vereinheitlichung zu komplizierten, formalisierten Gebilden werden, nicht immer nachvollziehbare Gewichtungen des Stoffes, verschlungene Argumentationsketten und die 356 Besprechungen - Comptes rendus Nicht-Probleniatisierung zentraler Fragen dies alles sind Leseeindrücke, die die erkennbaren guten Ansätze überlagern. Yvonne Stark * Luoo MELIS (ed.), La predication seconde' , Paris/ Gembloux (Duculot ) 1988, 184p. (TL17 ) Die unter dem Titel «La predication seconde» im November 198 8 unter der Herausgeberschaft von Ludo Melis erschienene Aufsatzsammlung der Travaux de linguistique 17, «Revue internationale de linguistique fran9aise», behandelt insgesamt neun Beiträge, welche Gegenstand eines zuvor an der Universite de Gant abgehaltenen colloque international waren. Im Mittelpunkt des Kolloquiums sollte die gemeinhin durch Prädikate realisierte Basis einer jeden Aussage stehen, welche, als sprachliche Universalie bewertet, generell als Prädikation definiert wird. Im Rahmen der Sprechakttheorie als Teilakt beim Sprechaktvollzug ausgewiesen, nämlich als propositionaler Akt, bezeichnet die Prädikation als eine nicht-additive semantische Beziehung allgemein Aktion und Resultat einer Spezifizierung von Objekten oder Sachverhalten anhand der aristotelischen Kategorien nach Quantität, Qualität, Raum und Zeit, bzw. kennzeichnet die Relationen zwischen Objekten. Der Begriff der prädikativen Beziehung meint in diesem Zusammenhang die Subjekt (S )-Prädikat (P )-Beziehung, deren Elemente (S-P) sich gegenseitig voraussetzen (BusSMANN 1983: Prädikation; LEWANDOWSKI 1976: Prädikation; u.a.). Hinsichtlich des formalen Aufbaus der vorliegenden Sammlung ist positiv hervorzuheben, daß auf die Vorstellung der einzelnen Beiträge (7-176 ) eine Kurzdarstellung der in den Aufsätzen verfolgten Intentionen und schließlich entwickelten Thesen als «Resume» (17 7-80) folgt. Ihr wirkliches Augenmerk richtet die Sammlung jedoch nicht auf den Begriff der Prädikation, sondern auf eine Sonderform derselben, auf die sog. sekundäre oder auch integrierte Prädikation, welche Luoo MELIS in seinem einführenden Beitrag, «La predication seconde: Presentation» (7-12), einzugrenzen versucht.Aus semantischer Sicht sei die sog. sekundäre Prädikation u.a. zu definieren als «(...) relation predicative integree dans un predicat a un niveau superieur (...)», wobei hier jeder apport de sens über den Prädikationsbegriff erklärbar sei, was dann den Verlust der Spezifizität der sekundären Prädikation zur Folge habe (8s.). Die Behandlung der Prädikation als syntaktische Relation im Rahmen der syntaktischen Analyse gehe dagegen von einer Solidarität von Subjekt und Prädikat aus, welche jeden der beiden Terme als Voraussetzung des jeweils anderen definiert, was durch die die Terme verbindenden kongruenten Formen markiert sei. In diesem Sinne sei die «(...) reconnaissance d'une predication seconde (...) liee a celle d'une relation entre sujet et predicat» (9). Der Begriff der predication seconde bzw. integree beziehe sich jedoch vorzugsweise auf jene Syntagmen, in welchen der Verbalteil des Prädikats über eine Paraphraseoperation rekonstruierbar sei (9). In Anbetracht der Umstrittenheit dieser Operationen könne noch auf zwei andere Strategien zurückgegriffen werden. Die eine der beiden verlange erneut von einer «(...) solidarite bipolaire entre deux termes comme marque suffisante» auszugehen, welche sich sowohl in autonomen, als auch in integrierten Strukturen nachweisen ließe. In letzterem Falle läge dann zwar eine Verbundenheit der Terme durch eine relation de solidarite, wie in J'ai vu (Marie/ heureuse), vor, diese sei jedoch bezogen auf das «(...) verbe constructeur de l'enonce global» (9). Die andere Strategie bestehe darin, «(...) a situer l'enonce canonique a noyau verbal qui rend la predication seconde explicite au niveau des implications et presuppositions de l'enonce de base et non a celui des structures syntaxiques associees ou sous-jacentes» (9s.). Schließlich erlaube eine pragmatische Analyse die Behandlung der Prädikation als einen