eJournals Vox Romanica 52/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1993
521 Kristol De Stefani

LUDO MELIS (ed.), La prédication seconde', Paris/Gembloux (Duculot ) 1988, 184p. (TL17 )

121
1993
K. Hansen
vox5210356
356 Besprechungen - Comptes rendus Nicht-Probleniatisierung zentraler Fragen dies alles sind Leseeindrücke, die die erkennbaren guten Ansätze überlagern. Yvonne Stark * Luoo MELIS (ed.), La predication seconde' , Paris/ Gembloux (Duculot ) 1988, 184p. (TL17 ) Die unter dem Titel «La predication seconde» im November 198 8 unter der Herausgeberschaft von Ludo Melis erschienene Aufsatzsammlung der Travaux de linguistique 17, «Revue internationale de linguistique fran9aise», behandelt insgesamt neun Beiträge, welche Gegenstand eines zuvor an der Universite de Gant abgehaltenen colloque international waren. Im Mittelpunkt des Kolloquiums sollte die gemeinhin durch Prädikate realisierte Basis einer jeden Aussage stehen, welche, als sprachliche Universalie bewertet, generell als Prädikation definiert wird. Im Rahmen der Sprechakttheorie als Teilakt beim Sprechaktvollzug ausgewiesen, nämlich als propositionaler Akt, bezeichnet die Prädikation als eine nicht-additive semantische Beziehung allgemein Aktion und Resultat einer Spezifizierung von Objekten oder Sachverhalten anhand der aristotelischen Kategorien nach Quantität, Qualität, Raum und Zeit, bzw. kennzeichnet die Relationen zwischen Objekten. Der Begriff der prädikativen Beziehung meint in diesem Zusammenhang die Subjekt (S )-Prädikat (P )-Beziehung, deren Elemente (S-P) sich gegenseitig voraussetzen (BusSMANN 1983: Prädikation; LEWANDOWSKI 1976: Prädikation; u.a.). Hinsichtlich des formalen Aufbaus der vorliegenden Sammlung ist positiv hervorzuheben, daß auf die Vorstellung der einzelnen Beiträge (7-176 ) eine Kurzdarstellung der in den Aufsätzen verfolgten Intentionen und schließlich entwickelten Thesen als «Resume» (17 7-80) folgt. Ihr wirkliches Augenmerk richtet die Sammlung jedoch nicht auf den Begriff der Prädikation, sondern auf eine Sonderform derselben, auf die sog. sekundäre oder auch integrierte Prädikation, welche Luoo MELIS in seinem einführenden Beitrag, «La predication seconde: Presentation» (7-12), einzugrenzen versucht.Aus semantischer Sicht sei die sog. sekundäre Prädikation u.a. zu definieren als «(...) relation predicative integree dans un predicat a un niveau superieur (...)», wobei hier jeder apport de sens über den Prädikationsbegriff erklärbar sei, was dann den Verlust der Spezifizität der sekundären Prädikation zur Folge habe (8s.). Die Behandlung der Prädikation als syntaktische Relation im Rahmen der syntaktischen Analyse gehe dagegen von einer Solidarität von Subjekt und Prädikat aus, welche jeden der beiden Terme als Voraussetzung des jeweils anderen definiert, was durch die die Terme verbindenden kongruenten Formen markiert sei. In diesem Sinne sei die «(...) reconnaissance d'une predication seconde (...) liee a celle d'une relation entre sujet et predicat» (9). Der Begriff der predication seconde bzw. integree beziehe sich jedoch vorzugsweise auf jene Syntagmen, in welchen der Verbalteil des Prädikats über eine Paraphraseoperation rekonstruierbar sei (9). In Anbetracht der Umstrittenheit dieser Operationen könne noch auf zwei andere Strategien zurückgegriffen werden. Die eine der beiden verlange erneut von einer «(...) solidarite bipolaire entre deux termes comme marque suffisante» auszugehen, welche sich sowohl in autonomen, als auch in integrierten Strukturen nachweisen ließe. In letzterem Falle läge dann zwar eine Verbundenheit der Terme durch eine relation de solidarite, wie in J'ai vu (Marie/ heureuse), vor, diese sei jedoch bezogen auf das «(...) verbe constructeur de l'enonce global» (9). Die andere Strategie bestehe darin, «(...) a situer l'enonce canonique a noyau verbal qui rend la predication seconde explicite au niveau des implications et presuppositions de l'enonce de base et non a celui des structures syntaxiques associees ou sous-jacentes» (9s.). Schließlich erlaube eine pragmatische Analyse die Behandlung der Prädikation als einen Besprechungen - Comptes rendus 357 die Verbindung zwischen zwei Termen etablierten Akt, wobei einem Term die fonction de support, dem anderen diejenige des apport d'information zukomme. Ferner konstituiere dieser Akt«(...) l'entite (...) en un objet de discours, c'est-a-dire en un objet qui peut faire l'enjeu d'une contestation et d'une negociation». Die sekundäre Prädikation definiere sich folglich als eine prädikative Relation«(...) qui ne constitue pas le foyer de la visee phrastique, soit qu'elle lui soit associee, mais presentee comme secondaire (...) soit qu'elle soit incorporee a la predication centrale (...)» (10). Die dargestellten verschiedenartigen Betrachtungsweisen der sekundären Prädikation seien weder zwingend komplementär, noch kompatibel (10). Generell müsse davon ausgegangen werden, daß die predication seconde nicht an eine besondere formale Struktur gebunden ist (l ls.). MAURICE GRoss intendiert mit seiner Studie«La phrase elementaire et ses composants. Une discussion de quelques exemples» (13- 32) die Untersuchung einer Vielzahl fundamentaler, die theorie du lexique-grammaire betreffender Probleme (13 ). Bei der Betrachtung der Natur sog. Elementarphrasen, welche im Artikel als verbes ordinaires definiert sind (13s.), wie der Adverbpositionen innerhalb einer Grammatik (3 0), sollte es insbesondere um eine nähere Bestimmung derselben, wie um die Einführung von arguments supplementaires mittels sog. verbes operateurs et supports, um die Modifikation von Rollen und Funktionen mittels syntaktischer Operationen innerhalb der theorie du lexique-grammaire (177) gehen. Auf Z.S.Harris zurückgreifend, definiert Gross die verbes supports bzw. operateurs als eben solche Verben,«(...) qui n'operent pas de selection semantique sur leurs sujets ou complements, et qui different par des proprietes syntaxiques particulieres des verbes ordinaires (...)» (13s.). Die Analyse ergab, daß ein«(...) schema d'introduction des adverbes dans des phrases elementaires limitees aux seuls types sujet-verbeobjet(s ) (...)» in Anbetracht des Wechsels der Argumentenpositionen der Adverbien wie der obligatorischen Zugehörigkeit der Adverbien zu den Elementarsätzen keinesfalls ausreichend sei (3 0).Der Verfasser schlägt schließlich verschiedene«(...) mecanismes locaux faisant appel a des verbes supports d'adverbes et a des operateurs varies» vor (177). CoLETTE FEUILLARD geht es in ihrem Beitrag «La relation predicative en grammaire fonctionnelle» (3 3-50) um eine Besprechung der Verwendungsweisen der Termini Prädikation und prädikative Relation bei verschiedenen Vorläufern der aktuellen Theorien insb. bei Bally, Benveniste und Dessaintes -, wie um eine Erörterung der Frage, warum die alten Konzepte eine Renaissance im Rahmen mehrerer funktionalistischer Ansätze erleben (177).Die Quintessenz der klassischen Ansätze ergibt, so die Verfasserin, daß die prädikative Relation generell als eine interdependente Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat angesehen wird, von welchen jedoch die Grenzen nicht klar zu bestimmen seien. Dem Prädikat käme hierbei eine fonction nodale zu. Weiterhin ordneten die klassischen Theorien den prädikativen Wert in erster Linie der Verbklasse und erst in zweiter Linie anderen Kategorien zu. Schließlich leiste die Prädikation, aus einer hierarchisierenden Perspektive betrachtet, die Etablierung der unterschiedlichen Niveaus, welche einerseits ausgehen könne von einer Klasse, zu welcher das prädikative Element gehöre und sich folglich als predication centrale (kurz: predication) definiere. Hierbei gelte der prädikative Wert als eine inhärente Eigenschaft der Verbklasse, und alle anderen Formen der prädikativen Beziehung seien als predication seconde anzusehen. Andererseits könne die Prädikation auch die unterschiedlichen Niveaus über die Art und Weise etablieren, in welcher das prädikative Segment in die Rede integriert ist. Dies bedeute, daß die«(...) predication <centrale> renverrait a la relation sur laquelle repose la structuration de la phrase, tandis que la predication <seconde> serait assimilee a la predication incidente» (36). Ausgehend von der Schule Martinets definiert die Verfasserin die syntaktischen Beziehungen als funktionale Abhängigkeitsrelationen zwischen Monemen, wobei ein Element nicht nur die Existenz eines jeweils anderen innerhalb einer Struktur erlaubt, sondern vielmehr dessen Integrationsbedingung darstellt (3 7). Somit ließen sich syntaktische Beziehungen nur als 358 Besprechungen - Comptes rendus hierarchische denken, welche ihrerseits einen als Prädikat bezeichneten noyau erforderten (38). Das Prädikat wird also als Knoten betrachtet, wobei der Prädikatsstatus eines Monems voraussetzt, daß dieses aktualisiert, also durch ein anderes, als Aktualisator bezeichnetes Element, in Funktion gesetzt wird (40). Der prädikative Wert wäre ihm also keineswegs von vornherein inhärent (40). Den Ausführungen Feuillards zufolge definiert sich eine prädikative Relation als «(...) un rapport d'implication reciproque, puisqu'un moneme ne peut assumer le röle de predicat que s'il est actualise, et qu'un element n'est actualisateur qu'a condition de permettre a une autre unite d'etre predicat (...)» (40). Die Definition des Prädikats als eines Satzknotens, von welchem aus sich die Gesamtheit der den Satz konstituierenden Beziehungen etabliert, impliziere sowohl den hierarchischen Charakter der syntaktischen Beziehungen als auch das Prinzip eines einzigen Prädikats pro Satz,«(...) a moins que l'unite qui le represente ne soit coordonnee a d'autres monemes» (43). Die Verfasserin unterscheidet der Konvention entsprechend zwischen a) dem Prädikat als dem Zentralelement des Satzes, welches auf Kontext oder Situation rekurriert, und b) dem predicatoi'de, mit welchem die Knoten bezeichnet werden,«(...) qui lui [i.e. le predicat] sont adjacents a l'interieur de l'ensemble (...)» bzw.mit einem anderen Element in Beziehung stehen und stets durch ein Monem aktualisiert sind (43s.). Resümierend stellt Feuillard fest, daß eine systematische Relation zwischen classe und role auszuschließen ist, so daß die in bezug auf den noyau definierte Phrase charakterisiert werden müsse «(...) selon le cas de nominale, verbale, adjectivale, etc., en fonction de l'appartenance du moneme predicatif a l'une ou l'autre de ces classes (...)» (48). Außerhalb der Prädikation sei die Existenz eines Satzes nicht möglich. Die Unterscheidung zwischen predicat und predicatoi'de basiere ausschließlich auf dem Niveau der Integration der Elemente in die Struktur, also auf der Hierarchie der Relationen, während die Opposition predication centrale ( ~) predication seconde auf der Klasse des Prädikats beruhe (49). Die analyse fonctionnelle gehe schließlich aus von der Struktur der Mitteilung und nicht etwa von derjenigen der Äußerung, «(...) de sorte que les criteres utilises sont avant tout des criteres relationnels» (49). Die auf Chervel zurückgreifende tradition scolaire fram; aise einer«analyse selon l'attribut du complement d'objet (...)», welche in der modernen Sprachwissenschaft unter diversen Bezeichnungen weitergeführt wird, steht im Mittelpunkt der Untersuchung <«Laissez-le tel que vous l'avez trouve>: Propositions pour l'analyse du fameux <attribut du complement d'objet»> von CLAIRE BLANCHE-BENVENISTE (51-68). Würden moderne Analysen auf Paraphrasen zurückgreifende decompositions beinhalten, so müsse hierbei differenziert werden zwischen a) jenen Paraphrasen, welche keiner operation intermediaire bedürfen und als«proposition enchässee avec etre» das Adjektiv als accessoire definierten und b) solchen Paraphrasen, welche sog. operateurs supplementaires erforderlich machen, also nicht einfach mit etre zu realisieren seien und das Adjektiv als essentiel auswiesen (51s.). Die Verfasserin intendiert in ihrem Beitrag die Möglichkeit nachzuweisen, die Trennung zweier Verbtypen zu vollziehen, «(...) qui sont pourvus d'apparents <attributs de complements>, sans passer par la paraphrase en etre>, et sans se lancer dans le calcul delicat qui consiste a savoir si l'<attribut> est essentiel ou accessoire (...)» (52).Der Artikel geht aus von einer Definition der Valenz als Gesamtheit der durch das Verb konstituierten Elemente und einer solchen des terme de valence als«(...) l'unite abstraite construite par le verbe, telle qu'on peut la reconstituer d'apres les differentes realisations concretes qu'on en saisit» (53). Die Unterscheidung zwischen Fakultativität und Obligatorik der Elemente sei hier als Kriterium zur Differenzierung der relations syntaxiques d'espece opposees ungeeignet (54s.). Blanche-Benveniste unterscheidet also zwischen«(...) des valences de verbes formees par de termes et d'autres formees des relations». Handele es sich um Terme, so habe jeder eine unterschiedliche Relation zum Verb (55). Die Komplemente unterteilt die Verfasserin in zwei Klassen, nämlich in jene, welche durch eine Solidaritäts- Besprechungen - Comptes rendus 359 beziehung mit ihrem Attribut charakterisiert sind, und solche, welche eine derartige Beziehung nicht aufweisen (56ss.). Zu weiteren Analysen greift die Verfasserin auf tel que als mögliche Proform für ein Attribut zurück (58), welches in einer Struktur des type relatif, und zwar ausschließlich mit zwei Verben der gleichen Valenz funktioniere und einen terme de La valence verbale repräsentiere (59s.). Als Term der Verbalvalenz kämen tel que alle Eigenschaften eines Terms zu. Weiterhin definiert Blanche-Benveniste den gesamten tel que-Satz als Attribut, welches sich direkt auf das Verb bezieht (6 0). Der Rückgriff auf tel que erlaube eine klare Unterscheidung der Gebrauchsweise des attribut de complement, ohne auf eine mit etre realisierte Paraphrase zurückgreifen zu müssen (6 2). Ferner liefere die tel que-Konstruktion stets einen«(...) effet de dissociation entre l'objet et une de ses caracteristiques, qui apparait comme non definitoire de l'objet». Sie bedinge mit anderen Worten eine Referenz des Attributs auf einen nicht-ständigen Zustand, auf einen etat passager des Objekts (6 3s.).Blanche-Benveniste zeigt hier einen Weg zur Identifikation der als attribut de complement bezeichneten Form der Verbvalenz auf, welche stets zwei Terme beinhaltet, nämlich tel que und le, und sich in Gestalt der Sequenz tel que je le + V manifestiert und semantisch markiert ist. Der durch tel que repräsentierte Term müsse angesehen werden als ein besonderes Verbkomplement, welches eine Solidaritätsbeziehung mit dem Term le unterhält (6 6 ). Im Zentrum der Untersuchung MARTIN RIEGELS, «L'adjectif attribut de l'objet du verbe avoir. Amalgame et predication complexe» (6 9-87), steht die durch Ambiguität charakterisierte lineare Sequenz«N 0 avoir - N 1 - ADJ», in welcher das Objekt des Verbs avoir mit einem Adjektiv prädikativer Funktion ausgestattet ist. Hierbei wird von der Hypothese ausgegangen, daß «(...) cette forme phrastique simple masque une configuration semantique complexe issue de l'amalgame de deux predications de statut enonciatif different» (71). Intention der Studie ist schließlich die basismodellhafte Aufstellung eines Paradigmas«(...) regroupant autour du meme schema predicatif un sous-ensemble varie de constructions a attribut du complement d'objet» (71). Der Verfasser unterscheidet generell zwischen a ) der Funktion attribut du c.o.d. und b ) der Funktion epithete du c.o.d. Während es sich beim adjectif attribut um einen vom c.o.d. verschiedenen dritten Konstituenten des Verbalsyntagmas handele (p. ex. Luc a le nez rouge), entspreche das adjectif epithete einem direkten Bestandteil des c.o.d. (72). Als fundamentales Charakteristikum der attributiven Adjektivkonstruktion konstatiert der Verfasser eine starke semantische Beschränkung bzgl. N 0 (= Subjekt ) und N 1 (= Objekt ) (74). Im Rahmen einer Analyse der Sequenzen Luc a le nez rouge! Luc a le Livre rouge gehe es in erster Linie um eine Substitution aller mit dem Adjektiv rouge kompatiblen Substantive für N 0 und N 1. Es handele sich um ein attribut du c.o.d. insofern die syntaktisch-interpretatorischen Eigenschaften des Adjektivs gewährleistet blieben, dem Adjektiv also ein als partie de N 0 zu bewertendes Substantiv N 1 voranginge. Anderenfalls sei das Adjektiv zwangsläufig als epithete de N 1 auszuweisen, welches keine Beschränkungen für N 1 beinhalte, sofern das Substantiv auf einen mit der durch das Adjektiv bezeichneten Eigenschaft kompatiblen Objekttyp referiert (73s.). Das adjectif attribut de l'objet des Verbs avoir konstituiere die Basis eines Paradigmas faktiver Konstruktionen im Sinne P. und C. Kiparskys (19 70), «(...) qui presupposent toute la verite de la sequence initiale N 0 - V - N 1 » (83, 178). Hierbei könne das Verb avoir auftreten mit einem Adjektiv bzw. einem adjektiv-äquivalenten Element und die Angabe sog. caracteristiques statives leisten, oder aber kombiniert sein mit einem relative attributive und den caractere transitoire des Prozesses oder einen dynamischen Charakter hervorheben. Im Falle des mobilen bzw. unabhängigen Charakters des NrReferenten könne auch ein prädikatives Element des type locatif auftreten (83 ).Alle prädikativen Schemata, innerhalb welcher es sich bei «N 0 -avoir-N 1 » um einen preconstruit linguistique handele, fügten sich ein in idiomatische Wendungen metaphorischer oder synekdochischer Basis (83s.). Die attributive Konstruktion des Verbs avoir 360 Besprechungen - Comptes rendus dehne sich aus auf die couple N 0 - N 1 , wo der dem N 1 zukommende determinant possessif die Existenz einer«(...) relation de contigui"te socioculturellement pregnante (...)» signalisiere (84 ).Das faktive Amalgammodell beinhaltet, so Riegel, die Möglichkeit der Charakterisierung einer Gruppe verbaler Syntagmen mit prädikativem Element, nämlich a ) unpersönliche, präsentative oder lokative Konstruktionen, b ) Objektattribute, die als non completifs gelten, und c ) zufällige attributive Verben. Dieser Konstruktionstyp manifestiere«(...) chacun des proprietes originales qui tiennent essentiellement (... ) aux processus cognitifs qui leur sont associes» (84). Die Untersuchung GEORGES KLEIBERS «Sur les relatives du type je le vois qui arrive» (89-115) intendiert in erster Linie die Herausarbeitung einiger neuer Charakterisierungs- und Differenzierungselemente hinsichtlich der Relativkonstruktionen PRO + PROCLIT + v + QUI + v, und zwar vornehmlich im aspektuell-temporalen Bereich (178s., 89s.).Der Verfasser geht davon aus, daß der Gebrauch der relatives des comptes rendus de perception ( = RCP) dreifach beschränkt sei, nämlich durch a) die sog. mondes possibles, b) die sog. univers de croyances und c ) die unicite (178, 89s.). Weiterhin müsse eine notwendige Differenzierung erfolgen zwischen der RCP au present und derjenigen im Imperativ einerseits und der imperfectivite de la RCP und derjenigen konkurrierender Konstruktionen andererseits (178s., 89s.). Schließlich geht Kleiber grundsätzlich davon aus, daß die«(...) RCP n'admet pas d'intervalle de reference englobant et refuse les expressions deictiques a la place du SN antecedent» (178, 89s.).Ausgehend von der Sequenz SUB+ PROCLIT+ v + QUI + v mit eigenen marques aspectuo-temporelles konstatiert der Beitrag bzgl. der Beschränkung hinsichtlich der möglichen Welten,«(...) [que] la situation temporelle de la relative du compte rendu de perception depend de la situation temporelle de la proposition principale», also die Notwendigkeit einer temporalen Simultaneität zwischen der durch den Hauptsatz ausgedrückten Wahrnehmung und dem wahrgenommenen Ereignis (90s.). Als eine notwendige Ergänzung der contrainte sur [es mondes possibles bezeichnet der Verfasser diejenige in bezug auf die univers de croyance, welche definiert wird als<«(...) ensemble des propositions qu'au moment ou il s'exprime le locuteur tient pour vraies> (R.MARTIN 1987: 10)».Der Relativsatz sei somit Bedingungen unterworfen. Während der Satz einerseits wahr sein müsse innerhalb des univers de croyance du locuteur, müsse er, so der Verfasser, andererseits noch keineswegs präsent sein im univers de croyance de l'interlocuteur (93). Das Subjekt der Wahrnehmung könne weiterhin nur der Sprecher bzw. «(...) une tierce personne dont il rapporte la perception (...)» sein, oder aber die 2. Pers. Pl. als Kombination von je + autre(s) personne(s) que l'interlocuteur (94s.). Als dritte Beschränkung nennt der Beitrag diejenige bzgl. der nombre d'occurrences, welche die «(...) pluralite des comptes rendus de perception» betreffe, und konstatiert, daß die RCP im Gegensatz zu den propositions infinitives et participiales auf die«(...) expression d'une seule occurrence de perception» begrenzt sei und «(...) iteration, frequence (...) ou habitualite (...)» ausschließe (96). Das Problem der imperfectivite näher betrachtend, stellt der Verfasser eingangs fest, daß die RCP ausschließlich das Präsens und das Imperfekt zulasse, Tempora,«(...) qui presentent l'evenement a l'aspect imperfectif, c'est-a-dire en train de se derouler (...)».Der progressive Charakter der Konstruktion bedinge, daß sich der durch den Relativsatz beschriebene Prozeß während der durch den Hauptsatz bezeichneten Wahrnehmung im Verlauf befindet (98 ).Die deutliche Nähe zwischen der RCP im Präsens und der korrespondierenden Infinitivkonstruktion sei dadurch bedingt, daß der Infinitiv aufgrund der Unvollendetheit der Wahrnehmung ebenfalls nur auf ein nicht beendetes Ereignis bezogen sein könne, «(...) [qu']il depend entierement de la situation aspectuo-temporelle de la perception» (99 ).Während im Falle der RCP der Sprecher seinen Gesprächspartner am Verlauf seiner Wahrnehmung teilnehmen lassen wolle, sei dieser Effekt im Falle der Infinitivkonstruktion nicht gegeben (100).Der dynamisch-progressive Aspekt der RCP, nämlich die Präsentation der in ihrem realen Ablauf wahrgenommenen Besprechungen - Comptes rendus 361 Aktion, distanziere die RCP weiterhin von der Konstruktion mit dem aspektuellen Operator en train de, welcher als operateur statif (VLACH 1981 ) indiziere, daß sich ein temporales Ereignis in einem bestimmten Moment seines Verlaufs befindet. Diese Konstruktion leiste eine Homogenisierung eines jeweils nicht homogenen Ereignisses (100). Schließlich zeichne sich auch die Partizipialkonstruktion (p.ex.Je le vois pleurant a chaudes [armes) im Vergleich zur RCP durch einen cote statif aus und diene der Wahrnehmungsbeschreibung «(...) de la fa9on d'etre durant l'action en cours et non le deroulement de l'action ellememe» (102 ). In einem nächsten Schritt behandelt Kleiber die RCP im Imperfekt und bespricht eingangs die origine du sens imperfectif. Die in Anlehnung an J. HoEPELMAN und C. ROHRER (1980) bzw. 0. DucRoT (1979 ) formulierte Zentralthese besagt,«(...) [que] l'imparfait designe une entite temporelle a la maniere des massifs», so daß «(...) une phrase a l'imparfait est vraie a la fois pour tout l'intervalle de reference et a tout moment de cet intervalle ( ...)» (104). Während die präsentische RCP den Eindruck e1wecke, es handele sich um ein tatsächlich im Verlauf befindliches Ereignis, bedinge die RCP im Imperfekt eine Homogenisierung des Ereignisses, welches als nicht in Unteraktionen analysierbar erscheint (105). Demgegenüber bewahre die Konstruktion mit en train de«( ... ) sa specificite de marqueur aspectuel imperfectif» (105).Beide Konstruktionen, die RCP im Imperfekt wie diejenige mit aspektuellem Operator, seien jedoch in Anbetracht ihres «(...) caractere d'imperfectif (premier ou derive ) (...)» unfähig,«(...) a figurer dans le compte rendu de perception d'un evenement constituant une progression temporelle par rapport a la situation temporelle precedente» (105). Abschließend behandelt der Beitrag zwei weitere Restriktionen. Im Hinblick auf die RCP im Imperfekt wird eine globale Fixierung des Referenzintervalls der Wahrnehmung (p.ex. «hier» ) ausgeschlossen, was allerdings die Konstruktion mittels Infinitiv bzw. mittels en train de nicht tangiert. Allgemein gelte,«(...) [qu'] une phrase avec RCP, au present comme au passe, se rapporte a l'intervalle de reference qui determine la duree de la perception selon la double condition de verite <pour tout cet intervalle et a tout moment de cet intervalle»> (109s.). Schließlich seien deictiques de la phrase avec RCP ausgeschlossen. Im Gegensatz zu konkurrierenden Konstruktionen sei die Belegung«(...) du referent de l'antecedent de la relative par une expression a sens deictique (...)»nicht möglich (110). Die RCP erfordere ein im Rahmen der Wahrnehmungssituation identifizierbares Objekt, da diese die verite de la RCP begrenze (111). Der von HENRI VAN DEN BussCHE mit«Typologie des constructions dites appositives» (117-3 5) betitelte Beitrag intendiert die Entwicklung einer Typologie der Appositionen bzw.sog. appositiver Konstruktionen zur näheren Definition derselben und zur Herausarbeitung ihrer essentiellen Eigenschaften (117 ). Eingangs wird näher auf die in Gestalt eines syntagme nominal oder eines«(...) syntagme relatif precede de l'element ce (...)» auftretenden«(...) constructions incidentes a la phrase entiere (...)» eingegangen. Spezifische syntaktische Operationen ergaben a ) eine Analysierbarkeit dieser Konstruktion als eines zum Satz zwar gehörenden, sich in diesen jedoch nicht integrierenden Komplementes und b ) entsprechende syntaktische Eigenschaften, welche mit denjenigen anderer, nicht als appositiv bezeichneter adverbialer und nicht in den Satz integrierter Wendungen übereinstimmen (118s.). Aus semantischer Perspektive sei eine solche Konstruktion ausschließlich bewertbar als eine«(...) remarque, une observation secondaire en marge de la phrase» (119s.). Die constructions incidentes a la phrase konstituierten somit also kaum eine eigene geschlossene syntaktische oder semantische Kategorie (120). Sie seien zu analysieren als «(...) complements non selectionnes par le verbe, mais associes a la phrase» (132 ). Ein weitaus größeres Augenmerk lenkt der Beitrag auf die«(...) constructions incidentes a un terme nominal», innerhalb welcher er drei Gruppen unterscheidet (120). Die normalerweise in Initialposition auftretenden constructions anteposees werden . im Beitrag ausgewiesen als«(...) incidentes au terme nominal sujet de la phrase (...)». In 362 Besprechungen - Comptes rendus ihrer typischen Gestalt als durch einen Null-Determinanten eingeführtes syntagme nominal, als syntagme adjectival oder als syntagme prepositionnel a valeur adjectivale, handele es sich bei diesen Konstruktionen einerseits um «(...) predicats aupres du terme nominal sujet (...)», welche als prädikative Syntagmen zu bezeichnen seien, oder aber, im Falle eines sog. syntagme gerondival oder eines syntagme absolu, um Syntagmen, welche als nicht-prädikativ zu bezeichnen seien (121 ). Die vorangestellten Konstruktionen entsprächen aufgrund ihrer Charakteristika somit einem complement periferique (126 ), da sie keinerlei Beziehung zum Verb des Satzes unterhalten. Es handele sich um«(...) complements associes a Ja phrase qui servent d'arriere-plan a celle-ci» (132). Es läge insgesamt eine Übereinstimmung der syntaktischen Charakteristika mit denjenigen der«(...) tournures circonstancielles qui (...) ne sont pas incidentes a quelque terme nominal dans la phrase» (127) vor. Hinsichtlich der semantischen Charakteristika der constructions anteposees konstatiert der Beitrag in Anlehnung an BLUMENTHAL (1 980), daß die Leistung eben dieser Konstruktion in der Konstituierung einer «(... ) espece d'arriere-plan (...) par rapport auquel est presentee la preposition principale» liege, in der Etablierung einer semantischen Relation zwischen dem«(...) contenu de la proposition principale et celui de Ja construction anteposee (...)» (127). In Anlehnung an den sens global des Satzes komme dieser Konstruktion ein temporaler, kausaler oder konzessiver Wert zu, womit sie ihren semantischen Wert insgesamt mit den tournures circonstancielles teile (127). Ohne über eigene syntaktische oder semantische Charakteristika zu verfügen, müßten die constructions anteposees somit einer breiten syntaktisch-semantischen Kategorie zugeschrieben werden, welche auch nicht-appositive Wendungen umfasse (127s.). Die entweder in direkter Finalposition des Satzes oder aber dem Verb nachgestellt auftretenden constructions postposees hätten die Gestalt eines dem Null-Determinanten vorangestellten Nominalsyntagmas, eines adjektivischen Syntagmas oder aber eines präpositionalen Syntagmas adjektivischen Wertes und entsprächen prädikativen Syntagmen «(...) incidents soit au terme nominal sujet, soit au terme nominal objet, de Ja phrase» (124). Diese Konstruktionen seien der Gesamtheit des Satzes zugeordnet, ohne jedoch fest an diesen gebunden zu sein. Als Komplement erscheine eine solche Konstruktion als«(...) ajoutee tardivement a Ja phrase en tant que precision supplementaire (...)» (129). In semantischer Hinsicht unterhielten die nachgestellten Konstruktionen eine spezifische Beziehung zum verbe constructeur de la phrase und beschrieben die«(... ) maniere d'etre du terme nominal» (13 1 ). Sie seien definiert als«(...) complements ajoutes apres coup comme des precisions ulterieures» (132). Den in Form eines Nominalsyntagmas, eines adjektivischen Syntagmas bzw. eines präpositionalen Syntagmas adjektivischen Wertes in Erscheinung tretenden syntagmes contigues entsprächen, so Van den Bussche, zwei Kategorien, nämlich diejenige der eng an den ihnen vorangehenden nominalen Term gebundenen Konstruktionen oder aber diejenige der«(...) constructions toujours incidentes au terme nomjnal sujet (...)», welche der Phrase auch voranzustellen sind ( 123s.). Erstere beschreibe hierbei eine unabhängige Gruppe«(...) prenant necessairement Ja forme d'un syntagme predicatif ou relatif» (123s.). Insgesamt definierten sich die constructions contigues als«(...) complements adnominaux non essentiels a la determination du terme nominal et donnant a son sujet une observation d'ordre secondaire, une remarque parenthetique» (129), als nicht-beschränkende Komplemente (132). Da ausschließlich diese Konstruktionen derartige Charakteristika auf sich vereinigten, sei auch nur ihnen eine Bewertung als Apposition zuzuweisen, welche sich ihrerseits nunmehr als complement adnominal non restrictif begreife (132). In die traditionelle Kategorie der Apposition seien hingegen mehrere syntaktisch-semantische Kategorien integriert, welche auch nicht-prädikative Wendungen«(...) non incidents a l'un ou l'autre terme nominal dans la phrase (...)» aufwiesen (132). Ausgangsbasis von MATs FoRSGREN, «Apposition adnominale: Determinants et ordre des constituants » (13 7-57), ist eine Arbeit des Verfassers aus dem Jahre 1 986, im Rahmen Besprechungen - Comptes rendus 363 welcher er die theoretischen Differenzierungsgrundlagen für die Appositionskategorie diskutierte und einerseits zu einer Darstellung dessen gelangte, was als Paradigma der adnominalen Apposition definiert wurde, andererseits den Entwurf einer auf drei prototypischen Prädikationen (i.e. 'identificationnel'/ 'attributif'/ 'locatif') basierenden semantischen Typologie leistete (137). Die vorliegende Studie, welche ihr Interesse in erster Linie auf den emploi des determinants und den ordre des mots ausrichtet (179), begreift sich als Weiterführung dieser Arbeit und intendiert«(...) [de] presenter quelques resultats partiels d'une enquete qui vise, dans sa totalite, a decouvrir une large gamme de texte (...)» (138).Eingangs definiert Forsgren die Kategorie der Apposition auf syntaktischer, semantischer und pragmatischer Ebene.Auf Syntaxebene sei die Apposition bestimmt durch die Rektionsrelation«base (terme regissant ou recteur)» -«element appositif (terme regi)». Hierbei setze die Apposition die Basis voraus, wobei der Begriff der Apposition die syntaktische Struktur der Gesamtkonstruktion bezeichne (138). Auf Semantikebene sei die adnominale Apposition Trägerin eines predicat externe secondaire des Satzes, welches das Konzept des als Basis fungierenden SN semantisch determiniere, ohne dessen Ausdehnung zu beschränken. Hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes der die Basis konstituierenden Proposition bleibe die Apposition relevanzlos (138s.).Als Akt konstituiere schließlich der «(...) appositif (...) une assertion secondaire de l'enonce, qui fournit une information accessoire sur Je referent de Ja base» (139). Graphische Markierungen wie auch die Koreferenz werden im Beitrag ausgewiesen als «(...) traits descriptifs et non pas definitoires (...)» der Appositionskategorie (140). Den Ausführungen Forsgrens zufolge ist von der Existenz einer mehrere Interpretationsmöglichkeiten einschließenden Appositionshauptkategorie auszugehen. Bei den den Auslegungsmöglichkeiten entsprechenden Parametern handele es sich um a) die Position des element appose, b) den Gebrauch der Determinanten, c) die lexikalische Klasse der Nomina und schließlich um d)«(...) ! es connaissances du monde des interlocuteurs» (141). Hinsichtlich jener Fälle, wo das appositive Syntagma durch einen nominalen oder adjektivischen Knoten konstituiert ist, ergab die Untersuchung, daß die«(...) base de l'appositif semble pouvoir remplir n'importe quelle fonction grammaticale (...)». Weiterhin sei die Basis am häufigsten in der Funktion des Subjekts bzw. eines präpositionalen Komplements nachweisbar und hauptsächlich durch eine description definie, einem nom propre oder einem nom commun konstituiert gewesen (143s.).Ferner habe sich die These J. Tamines nachweisen lassen, daß der einzig mögliche Determinant für ein«(...) appositif nominal dans Je cadre A + B (...)» der Nullartikel sei (146). Die umfangreichen, im Rahmen der Studie vorgelegten Distributionstabellen zeigen schließlich, daß jene Konfiguration, innerhalb welcher der appositif durch ein Adjektiv konstituiert ist, die höchste Frequenz hat, gefolgt von dem Konfigurationstyp«SN + appositif nominal sans determinant». Die Konstituentenanordnung beschreibe hierbei einen «(...) parametre pertinent uniquement lorsque la base de l'apposition exerce la fonction sujet» (179). DAVID GAATONE behandelt in seinem Beitrag«Cette coquine de construction: Remarques sur ! es trois structures affectives du fran9ais» (159-76) jene komplexen nominalen Syntagmen des Typs«ce fripon de valet» (180), welche formalisierbar seien als«(DET) de Y», also mit Determinanten kompatibel seien und sich durch die Fähigkeit auszeichneten, bestimmte syntaktische Funktionen auszufüllen (159). Generell repräsentierten sie eine interne Struktur mit zwei durch de und einen allgemein als affectif bewerteten Semantismus verbunden lexikalischen Elementen (180). Als nominale Syntagmen leisteten diese Sequenzen die«(...) mise en vedette d'un trait, considere comme saillant, d'un etre, d'un objet ou d'un evenement, ou de l'attitude du locuteur a l'egard de ces derniers» (180).Aus semantischer Sicht liege der gemeinsame Nenner dieser Sequenzen in der Tatsache, daß es sich um eine sog.«construction affective ( = (A))» handele (159). Im Hinblick auf die semantischen und formellen Eigenheiten von«X» gelangt der Beitrag zu einer Differenzie- 364 Besprechungen - Comptes rendus rung von drei Untergruppen dieser nominalen Syntagmen: 1. Unter der Kategorie«groupe A» subsumiert der Verfasser jene Sequet\zen, innerhalb welcher die Variable«X» einem Subjekt entspricht, welches auch in anderen Kontexten ohne Bedeutungsverschub aufzutreten vermag. Formalisierbar seien diese Syntagmen als «(DET) N 1 de N 2 », mit N 1 als Träger der valeur affective, wobei N 1 und N 2 eventuell mit einem vorangestellten Adjektiv auftreten können. Werde N 1 von einem Substantiv ausgefüllt, welches je nach Kontext sowohl neutralen als auch affektiven (= appreciatif) Wertes sein könne, so realisiere sich innerhalb der CA ausschließlich letzterer.In Anlehnung an Tu'fEScu (1972: 298) handele es sich um eine«(...) neutralisation de l'opposition des semes actuels/ virtuels en faveur des derniers (...)» (160s.). Obligatorisch müsse sich N 2 durch das Charakteristikum + anim auszeichnen, und fast immer sei auch eine Auflösung dieser Sequenzen in eine attributive Konstruktion möglich, allerdings sei die CA«(...) caracterisee par des effets de sens qui ne se retrouvent pas toujours dans la phrase censee lui correspondre», da, ganz im Sinne MILNERS (1978), der verunglimpfende Semantismus weniger von N 1 herrühre, als vielmehr von der Konstruktion in ihrer Gesamtheit (162s.). Schließlich läge eine deutliche Kontradiktion vor zwischen a ) der syntaktischen Form der CA, welche einem«ordre recteur-regi» entspreche und b ) der semantischen Struktur, welche einer inversen Ordnung gleichkomme (163s.).Hinsichtlich der grammatischen Numerusübereinstimmung von N 1 und N 2 konstatiert der Beitrag die Notwendigkeit der Anpassung von N 1. Eine Genusübereinstimmung trete quasi von selbst im Falle jener N 1 auf, welche bezüglich ihres Geschlechts nicht festgelegt seien (164 ). Ein besonderes Augenmerk richtet der Verfasser sodann auf jene N i , welche zwar über ein festes Genus verfügen, aber dennoch anpassungsfähig seien, wie z.B.das feminine Substantiv espece. Gaatone zufolge beruht dieses Phänomen darauf, daß espece im eigentlichen Sinne nicht zur Kategorie des«(...) lexique affectif admissible dans la position N 1 de la CA (...)» gehöre, wobei letztere, sofern es sich bei N 1 tatsächlich um espece handele, auch nicht über eine korrespondierende attributive Konstruktion verfüge (164s.). Insgesamt stellt der Beitrag weiter fest, daß die Determinantenauswahl von der Gesamtsequenz abzuhängen scheint, wobei N 2 ein«(...) röle de premier plan» zukomme und eine Beschränkung des Rahmens möglicher Determinanten leiste. Der Ausschluß bestimmter Determinanten sei mittels des jeweiligen Semantismus von N 2 zu erklären (168ss.). Allerdings habe der Determinant einen deutlichen Einfluß auf die Interpretation des N 1 und zeichne für den sog.glissement-de-sens, also für den Übergang eines laudativen Terms zu einem solchen von ironisch-pejorativer Bedeutung verantwortlich (169). II. Unter der Kategorie«groupe B» subsumiert der Beitrag jene CA, deren erste Konstituenten Interjektionen sind, welche semantisch als Flüche oder Verfluchungen (= ,jurons>) zu beschreiben und in Adjektivposition ausgeschlossen seien. Formalisierbar seien diese Sequenzen als«(DET) I de N 2 ». Die jurons erschienen als parenthetische Elemente innerhalb der CA, wobei die Wahl des jeweiligen Determinanten wie auch des Genus ausschließlich dem N 2 obliege. Aus semantischer Perspektive leiste N 1 nicht eine Charakterisierung von N 2 , sondern bezeichne«(...) l'attitude du locuteur a l'egard de N 2 » (170 ). In diesem Sinne handele es sich um einen tatsächlichen terme modal (170s.). III. Die dritte Gruppe der CA, die«groupe C», beinhaltet jene Sequenzen, deren erster Konstituent ein Substantiv ist und die, so der Verfasser, als«(DET) N 1 de N 2 » formalisierbar sind, wobei es sich bei N 1 um Bezeichnungen für den Beruf, den sozialen Stand und die Nationalität, um Eigennamen handele, also um «(...) tous termes par eux-memes purement descriptifs, sans meme de connotation affective» (171). Die attributive Konstruktion sei möglich, verstünde sich jedoch nicht als Paraphrase der CA, da es unweigerlich zu einem Bedeutungsverschub kommen müsse (172).Wie in den CA der«groupe A», charakterisiere der N 1 den N 2 «(...) par un trait saillant aux yeux du locuteur (...)». Hinzutrete jedoch die Idee, dieser Zug habe etwas Amüsantes, so daß der Verfasser von einer CA plaisant spricht (172). In dieser Gruppe der CA bestimme N 1 Genus und Numerus des Determinanten. Besprechungen - Comptes rendus 365 Verfüge N 1 jedoch über keine feste Merkmaimarkierung, so würden diese durch N 2 festgelegt (171s.). Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß die neun Beiträge, welche die vorliegende Sammlung der Travaux de linguistique dem Rezipienten zum Thema der sekundären Prädikation vorstellt, alle gleichermaßen gelungene Annäherungsversuche an diesen äußerst komplexen Gegenstandsbereich darstellen. Während sich die einzelnen Beiträge einen jeweils perspektivisch individuellen Zugang zur gewählten Thematik verschaffen, vermag die Sammlung in ihrer Gesamtheit den Leser in den wohl kaum als traditionell zu bezeichnenden Gegenstandsbereich einzuführen. Letzteres dürfte wohl auch an der Zeit sein, da der Begriff der predication seconde künftig, u.a. im Bereich der Computerlinguistik, von zunehmender Relevanz sein wird. K. Hansen * Luno MELIS, La voie pronominale. La systematique des tours p_ronominaux en fran9ais moderne, Paris/ Louvain-la-Neuve (Duculot) 1990, 157 p. ( Champs lir(guistiques) Es mag zunächst aussehen, als verlängere dieser Band die ohnehin schon lange Liste von Arbeiten zum Thema reflexive Verben um eine weitere Variante. Auf den zweiten Blick scheint Melis' Beitrag aber durchaus gerechtfertigt, denn er ist ein Lösungsvorschlag für ein in bisherigen Ansätzen gerne umgangenes Grundproblem: Sind die verbes pronominaux syntaktisch-funktional oder eher lexikalisch-semantisch zu erfassen? Melis bietet einen Mittelweg an. Er argumentiert stringent, zuweilen geradezu spannend; die vorliegende Monographie ist interessante, wenngleich stellenweise sehr anstrengende Lektüre. Ob die begeisterten Laien («les amoureux de Ja langue», Klappentext), die von der Reihe Champs linguistiques u.a. angesprochen werden, bis zum Ende durchhalten, scheint mir allerdings zweifelhaft. Im Titel verweist der Autor auf die entscheidenden Aspekte seines Ansatzes: Für ihn konstituieren die reflexiven Verben kein drittes Genus verbi, d.h. keine dritte voix zwischen voix active und voix passive, wie sie etwa Stefanini 1 für das Alt- und Mittelfranzösische erkennt; mit der Wahl von tour als Oberbegriff versucht Melis den oben angesprochenen Widerspruch terminologisch aufzulösen. In klassischen Konzeptionen wird einerseits von verbes (pronominaux) und andererseits von voix (pronominale) gesprochen, also sowohl Lexikonzugehörigkeit (wie sie für ein Verb gilt), als auch Produktivität (wie bei einer grammatischen Periphrase) postuliert. Bereits 1983 2 beschreibt der Autor im Rahmen der semantique phrastique das Verb explizit als «element structurant de Ja phrase» und nicht als «element du vocabulaire» (MELIS 1983: 111), ein Ansatz, den er hier wieder aufgreift. Das sorgfältig strukturierte erste Kapitel («Pistes de recherche») mag, trotz der Informationsdichte, mitunter zur Annahme verleiten, es handele sich um ein Einführungswerk, das Studienanfängern zu empfehlen ist. Hier werden in sinnvoller, nicht rigide chronologischer Reihenfolge traditionelle Ansätze vorgestellt. Melis verzichtet ausdrücklich auf Vollständigkeit, versucht lediglich, Fragestellungen und Probleme, freilich im Hinblick auf seine Lösungsvorschläge, zu beleuchten. Kapitel 2 («Principes de classement»), 3 («Les tours subjectifs») und 4 («Les tours objectifs») ergänzen sich zu einer differenzierten 1 Cf. J. STEFANINI, La voix pronominale en ancien et en moyen fran<; ais, Aix-en-Provence 1962. 2 Cf. L. MELIS, Les circonstants et la phrase. Etude sur Ja classification et la systematique des complements circonstanciels en fran9ais moderne, Leuven 1983.