Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniOu en sont les études sur le lexique? Bilan et perspectives, Paris/Gembloux (Duculot) 1991, 208 p. (TL 23)
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Yvonne Stork
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378 Besprechungen - Comptes rendus essere assunto da entrambe le forme (mentre i suoi stessi esempi mostrano ehe e invece il futuro semplice a comparire in questa funzione: cf. je pense ehe ce sera pareil en Allemagne; je crois que r;a euh ce sera plutot un probleme d'education). Le brevi conclusioni riassumono la posizione dell'Autrice: si puo parlare per ora solo di «concorrenza» in atto fra le due forme e non di prevalenza del futuro perifrastico; le differenze semantiche, se pure esistenti, non sono ben definite, talche le due forme possono essere trattate come varianti; solo nel futuro si sapranno gli sviluppi ulteriori. Rispetto alla ricchezza e all'interesse dei dati emersi, di cui speriamo d'aver dato idea al lettore, e una sorta di understatement, come tale da apprezzare in un'epoca in cui ogni dato empirico disponibile viene volentieri iperinterpretato. Monica Berretta * Ou en sont ! es etudes sur le lexique? Bilan et perspectives, Paris/ Gembloux (Duculot) 1991, 208 p. (TL 23) Vom 21. bis 23. März 1991 fand in Louvain-la-Neuve ein Kolloquium zur französischen Lexikologie statt, dessen Vorträge nun im Band 23 der Travaux de Linguistique gesammelt vorliegen. Der Band enthält 19 auf sechs Sektionen verteilte Beiträge, die sich aus verschiedenen Warten mit dem in letzter Zeit wieder zunehmend in das Zentrum der Forschung gerückten Lexikon, d.h. dem Wortschatz, befassen: Lexique et informatique, Morphologie lexicale, Etymologie, Lexique et syntaxe, Lexicographie moderne und Semantique lexicale. Jede dieser Sektionen enthält drei bzw. vier Beiträge. Der Aufbau ist mit Ausnahme des Teils Lexique et informatique in allen Sektionen gleich: Am Anfang steht jeweils ein zentrales und ausführliches Expose, dessen angestrebter Grundsatzcharakter bereits im Titel deutlich wird. Darauf folgen kurze Ausführungen zwei oder drei anderer Autoren. Sie nehmen gewisse Teile des zentralen Exposes wieder auf und ergänzen sie, wobei sie sich vorwiegend auf Details beschränken. Nur in seltenen Fällen wird an dem im Mittelpunkt stehenden Expose scharfe Kritik geübt. Der im Titel des Bandes erwähnte Bilanzcharakter des Kolloquiums klingt in mehreren Vortragstiteln an, wenn z.B. von «acquis et perspectives» oder «perspectives et points de vue» gesprochen wird. Diese große Homogenität in bezug auf den Aufbau der Sektionen und den Grundsatzcharakter der zentralen Exposes ist eher ungewöhnlich, jedoch gerade wegen des Umfangs der in die verschiedensten Teilgebiete hineinragenden Disziplin Lexikologie sehr zu begrüßen. Die erste Sektion, «Lexique et informatique», ist die einzige, die in gewisser Weise den einheitlichen Rahmen verläßt, da sie aus drei etwa gleich langen Beiträgen besteht. CHAR- LES MULLER zeichnet in «Lexicologie et informatique» (11-16) die Geschichte des Einzugs der lnformatisierung in die französische Linguistik nach. Ihr Beginn ist mit dem internationalen Kolloquium in Straßburg 1957 anzusetzen, auf dem Bernard Quemada einen Vortrag über erste Einsätze von mechanographischen Maschinen in der Sprachwissenschaft hielt. Die Rolle der Informatik für die Sprachwissenschaft sieht Muller durchweg positiv. Zum einen würde es durch die Informatik wesentlich leichter, bei Wortschatzuntersuchungen oder in der Lexikographie zu den einzelnen Elementen eine große Zahl von Kontexten anzuhäufen, die dann als Fundus für semantische und syntaktische Angaben dienen könnten, zum anderen sei sie auch für die theoretische Sprachwissenschaft von Nutzen. So hätten Erfahrungen mit der computergestützten Lexikographie verdeutlicht, wie problematisch die Abgrenzung der lexikalischen Einheiten ist. Auch BERNARD QuEMADA zieht in «Acquis et perspectives de l'informatique» (17-21) eine positive Bilanz bezüglich des Einsatzes der Informatik in der Sprachwissenschaft. Habe sich der Einsatz von Computern zunächst auf dokumentarische Dienste, z.B. bei der Lr,tc:llung von Indizes und Konkordanzen, beschränkt, so sei er dann auch bei Publikatio- Besprechungen - Comptes rendus 379 nen, z.B. bei Wörterbüchern, eingesetzt worden. Als weitere Neuerungen nennt Quemada «des bases de donnees textuelles» wie Frantext, die banque de mots als Ersatz für den traditionellen «fichier» sowie den Einsatz von Computern in der Lexikographie. Diesbezüglich berichtet Quemada von einem Projekt, das die Computer an jeder Phase der Erstellung eines Wörterbuchs beteiligen möchte, z.B. bei der Erstellung und Verwaltung der Nomenklatur oder bei der Verwaltung von Beispielen und Zitaten. Quemada sieht jedoch auch die derzeitigen Grenzen der Informatik. So seien Verfeinerungen im Bereich der automatischen und halb-automatischen Analyse nötig, die nur durch Verbesserung der morpho-semantischen Analyse erzielt werden könnten. Weitere Fortschritte würden zudem wesentlich von Forschungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz abhängen. PAUL TOMBEURS Urteil über den Einsatz von Computern in der Lexikologie fällt wesentlich skeptischer aus. In «Pour une informatique qui ferait de nous des serviteurs du texte et du <saint langage»> (23-29) konstatiert er in dieser Hinsicht eine Art «anarchie lexicale»: Man würde sich auf Datenbanken stürzen, ohne zuvor grundlegende heuristische Fragen, etwa nach den aufgenommenen Daten und Te:xten, zu klären. Den Wert von Computern sieht er v.a. in einer Art Katalysator-Wirkung. Sie könnten den Zugang zu einer Vielfalt von Texten wesentlich erleichtern, für eine neue, stärkere Vertrautheit mit den Texten sorgen und sozusagen parallel zu einer «memorisation informatique» eine «memorisation personnelle» (28) auslösen. In der zweiten Sektion geht es um die «morphologie lexicale», die sich auf einen bestimmten Ausschnitt des Lexikons, nämlich die Lexematik bzw. traditionell Wortbildung, oder, mit den Worten DANIELLE CoRBINS, das konstruierte Lexikon, beschränkt. Von Corbin stammt auch das zentrale Expose, «La morphologie lexicale: bilan et perspectives» (33-56). Sie gehört der Forschungsgruppe SILEX im CNRS an, die sich schwerpunktmäßig mit der morphologie derivationnelle befaßt. Ihr geht es um die interne Morphologie, d.h. sie untersucht die Beziehungen zwischen den einzelnen Wortkonstituenten, nicht die Auswirkungen der internen Strukturierung des Wortes auf seine syntaktische Valenz. Corbin betrachtet die Morphologie als autonomen Bestandteil der Grammatik, der eigenen Funktionsprinzipien gehorcht. Sie geht von einem generativen Schichtenmodell aus: Die Regelmäßigkeit des konstruierten Lexikons könne man nicht am unmittelbar Beobachtbaren festmachen, da das konstruierte Lexikon auf in Schichten angeordneten Regeln und Prinzipien beruhe, deren Struktur die Morphologie erst zu Tage fördern müsse. Corbin vertritt im Unterschied zur Mehrheit der Linguisten kein dissoziatives, sondern ein assoziatives Morphologiemodell; d.h. sie geht davon aus, daß zwischen der Erzeugung von Sinn und der Erzeugung von Strukturen Assoziationen bestehen. Auf der theoretischen Basis der «morphologie lexicale» hat die SILEX-Gruppe ein experimentelles Wörterbuch, das Dictionnaire derivationnel dufran<; ais (DDF) entwickelt, das Materialien für die traditionelle und die elektronische Lexikographie liefern will. Es beschreibt die Lemmata mit Hilfe der Grammatik der formalen, derivationellen und semantischen Prozesse, die zu ihrer Bildung geführt haben. MARC PLENAT, «Commentaire sur la contribution de Danielle Corbin» (63--65), hält Corbins Beitrag für geeignet, die Beziehung zwischen Wortform und Wortinhalt zu erhellen, aber Corbin läßt seiner Meinung nach einige formale Probleme außer acht. Bei einigen Lexemen ist die Segmentierung in Morpheme nicht möglich, z.B. wenn, wie bei cracra, ein «redoublement» vorliegt. Hier könnte laut Plenat die «prosodische» Morphologie Erklärungsansätze liefern. Sie geht davon aus, daß die Sequenz der Phoneme nicht nur eine morpho-syntaktische, sondern in einigen Fällen auch eine prosodische Struktur hat. Lösungsmöglichkeiten für einige «Spezialfälle» könnte auch die «lexikalische Phonologie» anbieten. Ihr zufolge weist das Lexikon verschiedene Schichten auf, d.h. die Regeln der Wortbildung werden in aufeinanderfolgenden Schichten angewandt, wobei die einzelnen Schichten unterschiedliche phonologische Regeln aufweisen. 380 Besprechungen - Comptes rendus Im Mittelpunkt der Sektion «Etymologie» steht der Aufsatz von JEAN-PIERRE CHAM- B0N, «Etymologie fran�aise (et gallo-romane): un bilan (1971-1991)» (69-89). Aufgrund des TodesWalther vonWartburgs setzt Chambon 1971 als Zäsur, in erster Linie beschäftigt er sich aber mit der Zeit seit 1981. Chambon stellt einen sehr enggefaßten Etymologie- Begriff, die «etymologie pure» oder «integree» (z.B. bei Maikiel), einer sehr weiten Konzeption, der «etymologie integrante» (z.B. bei vonWartburg und Pfister) gegenüber, deren Anliegen eine umfassende Lexikologie auf historischer Grundlage und mit strukturalistischen Elementen ist. Chambon selber entscheidet sich für einen zwischen diesen beiden Extremen liegenden Etymologie-Begriff. Für ihn ist Etymologie mikro-diachronischeWortlinguistik. Der Bereich der Makro-Diachronie gehört für ihn zur Geschichte des Wortschatzes und fällt somit nicht in den Gegenstandsbereich des Etymologen. Bezeichnend für die seit 1981 in der Galloromania betriebenen etymologischen Forschungen ist laut Chambon eine starke «philologisierende Tendenz». Sie zeige sich v.a. in zwei Punkten: zum einen in der zunehmenden Bedeutung von Fragen der Textkritik und -edition, zum anderen in einer Verfeinerung der philologisch-semantischen Textarbeit und einer daraus resultierenden Verbesserung der semasiologischen Definition. Demgegenüber ist das eigentliche Rekonstruieren vonWortformen und -inhalten in den Hintergrund getreten. Vorteil der philologisierenden Tendenz ist laut Chambon, daß die Qualität der etymologischen Arbeiten gestiegen ist. Nachteilig sind eine verstärkte Tendenz zur Spezialisierung sowie ein theoretischer Minimalismus. Die vierte Sektion trägt den Titel «Lexique et syntaxe». MAURICE GRoss stellt im gleichnamigen Hauptexpose (107-32) das System elektronischer Lexika des Französischen vor, das im «Laboratoire d'Automatique Documentaire et Linguistique» (LADL) konstruiert wurde. Dieses System soll von Computerprogrammen zur Dokumentation von Texten und für automatische Übersetzungen benutzt werden. Das für diesen Ansatz zentrale Modell des lexique-grammaire basiert auf dem Prinzip, daß der elementare Satz (No VW; N 0 ist das Subjekt, V das Verb,W sind die Komplemente) und nicht dasWort die Sinneinheit darstellt. Folglich stellt auch der elementare Satz denWörterbucheintrag dar; das Verb V ist ein einfacher Zugangsschlüssel zum Eintrag. Einträge haben somit die Form «N 0 vole» oder «No vole N 1 und N 2 sind die Komplemente). Im lexique-grammaire werden auch Verbindungen wie «etre + Adjektiv» aufgeführt, die eine prädikative Funktion haben. Zudem werden zahlreiche Substantive im lexique-grammaire erfaßt. Sie werden zusammen mit einem verbe support, das besondere syntaktische Eigenschaften aufweist z.B. etre en in «Bob est en colere» dargestellt. Die Beschreibung der Beziehungen zwischen äquivalenten Sätzen führt dazu, daß die Ebene der «morphologie derivationnelle» verschwindet. Das Auftreten von Suffixen und die Existenz von Konstruktionen mit «verbes supports» sind für Gross zwei eng miteinander verbundene Phänomene. Das Problem der traditionellen «morphologie derivationnelle» sei, daß sie klassische Philologie und formale Beschreibung derWörter vermische und somit auf synchroner Ebene unangemessen sei. BEATRICE LAMIROY betont in «Ou en sont ! es rapports entre ! es etudes de lexique et Ja syntaxe? » (133-39), daß im Modell des lexique-grammaire Lexikon und Syntax gleichberechtigt sind. Aufgrund des engen Zusammenhangs von Lexikon und Syntax könne eine Untersuchung in diesen Bereichen nur gekoppelt durchgeführt werden. Die fünfte Sektion trägt den Titel «Lexicographie moderne». Im Mittelpunkt steht der gleichnamige Vortrag von JosETTE REY-DEBOVE (145-59). Sie legt den Schwerpunkt auf die wichtigsten lexikographischen Neuheiten seit den sechziger Jahren. Neuerungen in der Makrostruktur sind z.B. im Petit Robert die Aufnahme von Einheiten, die größer als das graphischeWort sind (wie pomme de terre), sowie im Robert methodique die Berücksichtigung der «morphologie lexicale» als Anordnungskriterium. Neuheiten in der Mikrostruktur sind z.B. der Verzicht auf die Angabe der grammatischen Funktion (bisher nur im spanischenWörterbuch von Maria Moliner), das Auslassen der Definition im Dictionnaire Besprechungen - Comptes rendus 381 du fran<; ais vivant oder die «definition phrastique», sporadisch im Petit Robert des enfants zu finden. Bis auf das Auslassen der Definition finden diese Neuerungen durchweg Rey- Deboves Zustimmung. Die enorme Diversifizierung der Typen von Sprachwörterbüchern begrüßt sie. Auch die Entwicklung der Metalexikographie, d.h. der theoretischen Lexikographie, erfährt bei Rey-Debove eine positive Bewertung. Der theoretische Anspruch der Lexikographie habe zugenommen. Es gehe ihr zunehmend darum, eine zusammenhängende Theorie zu präsentieren. Große Skepsis hegt Rey-Debove jedoch, wenn es um die Frage geht, inwiefern linguistische Theorien, die nicht von Lexikographen stammen, der Lexikographie Impulse geben könnten. Diese Theorien würden wie im übrigen auch die computergestützte Lexikographie - «des regles, des exceptions, de l'implicite, des surprises, des rates» (159) der Sprache nicht gebührend berücksichtigen und seien somit nicht lexikographiegerecht. In «La lexicographie moderne: contrepoint. Reflexions sur la contribution de Josette Rey-Debove» (161-69) wirft PIERRE CoRBIN Rey-Debove ihre Abkapselung gegenüber allen von Nicht-Lexikographen stammenden Neuerungen vor. Er betont die wechselseitigen Beziehungen zwischen linguistischen Theorien und lexikographischer Praxis. Als Beispiel erwähnt er strukturalistische Einflüsse bei einigen Wörterbüchern der Robert-Reihe. Den Schlußpunkt bildet die Sektion «Semantique lexicale». Das Grundsatzreferat, «A propos de la semantique lexicale» (179-93), stammt von ALAIN REY. Nach einem kurzen historischen Abriß über die Beschäftigung mit sprachlichen Zeichen und ihren Bedeutungen seit der Antike äußert er sich ausführlich zu möglichen «conceptions du lexique». Laut Rey gibt es zwangsläufig völlig verschiedene Konzeptionen des Wortschatzes. So seien z.B. die Konzepte in der angewandten Linguistik und in der allgemeinen Sprachwissenschaft ganz unterschiedlich. Operabel ist für Rey einzig eine flexible Konzeption des Lexikons. So könne z.B. die Lexikographie nicht mit einer a priori definierten theoretischen Entität «Lexikon» arbeiten, sondern nur mit einer für ein bestimmtes Projekt angemessenen Lexikon-Konzeption. Verschiedene Auffassungen vom Lexikon haben natürlich auch unterschiedliche Arten von lexikalischer Semantik zur Folge. Rey geht auf die historische Semantik, die strukturelle Semantik, die Referenzsemantik, die Stereotypensemantik (Putnam) und die Prototypensemantik (Rosch) ein. Stereotypen- und Prototypensemantik stünden in enger Beziehung zur traditionellen Praxis der lexikographischen Definition. Doch würden sie genau genommen nichts anderes tun, als die im Wörterbuch angewandten Praktiken «a la lumiere douteuse de la psycholinguistique et de la logique des langues» neu zu interpretieren. Rey warnt generell davor, die lexikographische Praxis zwangsläufig als abhängig von der Theorie anzusehen, mitunter trete das Gegenteil ein. In jedem Fall gelte es dies der Schlußsatz Reys -, das Eintreten von «bereits hundert mal geöffneten Türen» zu verhindern. Diesen skeptischen Äußerungen Reys zu semantischen Theorien steht jedoch in seiner «conclusion» ein Plädoyer für eine verstärkte Kooperation von drei lexikologischen Richtungen gegenüber: Die Lexikologen, die zum Teil unabhängige, zum Teil in eine allgemeine Sprachtheorie eingebettete morphosemantische Modelle errichten, sollten mit den Lexikologen zusammenarbeiten, die sich mit experimentellen Verfahren der Psychologie und der Soziolinguistik beschäftigen. Hinzugesellen sollten sich außerdem die Linguisten, die ihren Ansatz als anthropologisch verstehen und die historisch-kulturelle Dimension integrieren. Der eingangs konstatierten Homogenität im Aufbau der einzelnen Sektionen steht inhaltlich eine ausgesprochene Pluralität gegenüber. Den Grund für diese Vielfalt liefert meiner Ansicht nach Alain Rey: Es gibt nicht das Lexikon; die Lexikonkonzeption kann nur eine flexible, an die jeweilige Warte gebundene, sein und ist mitunter, z.B. in der Lexikographie, sogar auf ein bestimmtes Projekt bezogen. Trotzdem handelt es sich bei · dem Sammelband keinesfalls um eine zusammenhanglose Aufsatzsammlung. Gemeinsam ist allen Sektionen, daß das Lexikon in ihnen die zentrale Schlüsselstellung einnimmt und 382 Besprechungen - Comptes rendus nie nur Aufhänger, z.B. für eine bestimmte Syntaxtheorie, ist; die Warte, aus der die verschiedenen Linguisten jeweils das Lexikon betrachten, wird also niemals zum «Selbstläufer». Unterschiede in der Gestaltung der Bilanzen lassen sich meiner Ansicht nach zumindest teilweise durch den Stellenwert, den das Lexikon im allgemeinen in den verschiedenen Disziplinen hat, erklären. Die Exposes aus den Gebieten Lexikographie, lexikalische Semantik und Etymologie, die sich traditionellerweise mit dem Lexikon beschäftigen, geben recht umfangreiche und breit angelegte Forschungsüberblicke über die letzten Jahrzehnte. Dagegen konzentrieren sich die Referate aus den Disziplinen Morphologie und Syntax, deren Beschäftigung mit der Inhaltsseite der Lexikoneinheiten als zentralem Bestandteil ihrer Theorie wesentlich jüngeren Datums ist, vor allem auf eine ausführliche Präsentation des von ihnen selbst bzw. ihrer Forschergruppe im CNRS entwickelten Ansatzes. Die rechnergestützte Datenverarbeitung ist zwar eine sehr junge Erscheinung in der Linguistik, war aber von Anfang an sehr eng mit dem Lexikon verknüpft und bietet Muller genügend Fundus für einen Forschungsüberblick. Der allgemeine Tenor der Bilanzen ist in allen Sektionen überwiegend positiv (Ausnahme Paul Tombeur). Gemeinsam ist den verschiedenen Autoren das Bemühen um eine integrale Sichtweise. Eine Ausnahme bildet in dieser Hinsicht die Sektion Etymologie, die zwar einen sehr genauen Forschungsüberblick liefert, aber auf Verbindungen zu anderen Ansätzen verzichtet und somit etwas monolithisch wirkt. In allen übrigen Sektionen werden dagegen Querverbindungen zu anderen Disziplinen hergestellt. Allerdings wirken einige Autoren dabei eher halbherzig und lassen aus starker Traditionsverbundenheit heraus? die nötige Offenheit vermissen. So sagt Rey-Debove einerseits, daß die lexikalische Einheit in der Lexikographie zukünftig noch umfassender konzipiert werden müsse, nämlich zugleich linguistisch und enzyklopädisch, und bekundet somit ihren Willen zur Öffnung gegenüber nicht primär lexikographischen Ansätzen. Andererseits betont sie mehrmals, daß lexikographie-externe Theorien für die Lexikographie grundsätzlich nur von sehr geringem Wert seien, und scheint so die Lexikographie abschotten zu wollen. Dabei ist der Bezug auf das Wörterbuch eine wichtige, als Bindeglied fungierende Konstante in allen Sektionen. Zum Teil werden sogar spezielle Wörterbücher zur Anwendung der Theorien entwickelt. Eines zumindest zeigt der vorliegende Band: Dem Schnittstellencharakter des Lexikons kann man nur gerecht werden, wenn man sich ihm von verschiedenen Seiten aus nähert. Yvonne Stark * Tresor de la langue fram; aise. Dictionnaire de la langue du 19 e et du zo e siede (1789-1960) · elabore par le Centre national de la recherche scientifique (Institut national de la langue frans;aise, Nancy), Tome XIV (-ptere -salaud), Paris (Gallimard) 1990, XVII+ 1452 p. In einer an herausragenden Publikationsereignissen nicht gerade reichen Periode in der Entwicklungsgeschichte der französischen Lexikographie muß das Erscheinen eines weiteren Bandes des TLF naturgemäß besondere Aufmerksamkeit auf sich lenken. Dies um so mehr, als der vorliegende Band mit seinen fast 1500 Seiten die beiden gewichtigen Buchstaben Q und R umfaßt (88-1373) und dazu noch das Ende des P (1-87) sowie den Anfang des S (1374-1443). Da der Band XIV kein spezielles Vorwort enthält, ist er ganz der Beschreibung des Sprachgebrauchs in den erwähnten Grenzen gewidmet, wenn man einmal davon absieht, daß der Band eingangs eine weitere Ergänzungsbibliographie (VII-X) enthält und am Ende einen Index jener Wörter, die nicht als Lemmata fungieren, sondern im Rahmen anderer Wortartikel behandelt werden (1444-1450), sowie ein Verzeichnis der
