Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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1993
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Kristol De StefaniWOLF DIETRICH/HORST GECKELER, Einführung in die spanische Sprachwissenschaft. Ein Lehr- und Arbeitsbuch, Berlin (Erich Schmidt) 1990, 201 p. (Grundlagen der Romanistik 15)
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V. Noll
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Besprechungen - Comptes rendus 399 WOLF DIETRICH/ HORST GECKELER, Einführung in die spanische Sprachwissenschaft. Ein Lehr- und Arbeitsbuch, Berlin (Erich Schmidt) 1990, 201 p. (Grundlagen der Romanistik 15) Die vorliegende Arbeit bietet eine synchronisch-diachronisch konzipierte Einführung in die spanische Sprachwissenschaft, die sich vor allem an Studierende der ersten Semester richtet (5--6). Die vier Hauptteile behandeln: I. Realia zur spanischen Sprache (13--45) unter klassifikatorischen, geographischen und dialektalen Aspekten, II. Grundbegriffe der allgemeinen Sprachwissenschaft (46--62), III. Synchronie und Diachronie der spanischen Sprache in Phonetik/ Phonologie, Morphologie, Grammatik/ Syntax, Wortbildung und Lexik (63-118) und IV. Etappen der spanischen Sprachgeschichte von der Romanisierung bis zur Beschreibung des amerikanischen Spanisch (119-92). Inhaltlich vergleichbar sind Die spanische Sprache 1 von BERSCHINIFERNA.NDEZ-SEVILLA! FELIXBERGER mit einem Schwerpunkt auf synchronischer Grammatikbeschreibung und die kurzgefaßte Einführung in die hispanistische Sprachwissenschaft von METZELTIN 2 unter Ausschluß des amerikanischen Spanisch. Ibero-Romanisch von MESSNERIMüLLER 3 hingegen konzentriert sich im linguistischen Teil auf die synchronisch-strukturalistische Beschreibung der Sprachen der Iberischen Halbinsel, während TovAR 4 rein sprachgeschichtlich ausgerichtet ist. Angemerkt sei, daß die Heranziehung spanischer Literatur 5 einschließlich des sprachgeschichtlichen Standardwerkes von LAPESA von Studenten im Grundstudium sprachlich im allgemeinen noch nicht zu bewältigen ist. Gerade vor diesem Hintergrund ist die vorliegende Einführung sehr zu begrüßen. Die Gliederung des Werkes ist eingängig und übersichtlich. Besonders hilfreich sind die den Kapiteln jeweils vorangestellten Literaturangaben zur raschen Orientierung und Kenntnis der wichtigsten Fachliteratur sowie die bibliographischen Grundinformationen mit Erwähnung von Fachzeitschriften (lls.). Eingegliederte Arbeitsaufgaben bieten Anregungen zur Vertiefung des Stoffes. Die Konzeption einer Einführung setzt selbstverständlich eine subjektive Auswahl voraus, die sich wohl hier und da akzentuieren läßt, wobei jedoch entscheidend bleibt, daß sich das Werk aus einem Guß präsentiert. Den Autoren Dietrich und Geckeler gebührt sowohl für die Themenstellung als auch für die gelungene Umsetzung in ein kompaktes Lehrbuch Anerkennung. Die im folgenden angesprochenen Punkte, die man im Hinblick auf eine weitere Auflage zur Diskussion stellen kann, sollen dies in keiner Form schmälern. Im ersten Hauptteil sollte die Problematik des Galizischen zusammengefaßt werden, um eventuellen Mißverständnissen vorzubeugen, die sich durch die parallele Einordnung unter «Die Sprachen auf dem Territorium des heutigen Spanien» (26-31) und «Die historischen nordspanischen Dialekte» (33--41) ergeben könnten. Tatsächlich handelt es sich aus sprachwissenschaftlicher Sicht kurioserweise weder um eine eigenständige romanische 1 H. BERSCHIN/ J. FERNA.NDEZ-SEVILLAIJ. FELIXBERGER, Die spanische Sprache. Verbreitung - Geschichte - Struktur, München 1987. 2 M. METZELTIN, Einführung in die hispanistische Sprachwissenschaft, Tübingen 1973. 3 D. MESSNERIH.-J. MÜLLER, lbero-Romanisch. Einführung in Sprache und Literatur, Darmstadt 1983. 4 A. TovAR, Einführung in die Sprachgeschichte der Iberischen Halbinsel. Das heutige Spanisch und seine historischen Grundlagen, Tübingen 3 1989. 5 R. LAPESA, Historia de la lengua espaiiola, Madrid 9 1986; M.DfEz/ F. MoRALES/ A. SABfN, Las lenguas de Espaiia, Madrid 1980; C. LLEAL, La formaci6n de las lenguas romances peninsuldres, Barcelona 1990. 400 Besprechungen - Comptes rendus Sprache, noch um einen spanischen Dialekt, unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung aber auch nicht um einen Dialekt des Portugiesischen. Problematisch ist die Aussage, im Neugalizischen seien die intervokalischen Frikative [z] und [3] unter kastilischem Einfluß desonorisiert worden (41). Diese Desonorisierung setzt bereits im 13. Jh. ein 6 und kann somit kaum mit dem Kastilischen, das diesen Wandel erst im 16. Jh. vollzieht, in Verbindung gebracht werden. Im Hinblick auf die dialektale Gliederung des Spanischen mit der Beschreibung phonetischer Merkmale (30-45) wäre im Rahmen der Einführung zum besseren Verständnis die Voranschaltung des in der jetzigen Fassung folgenden Kapitels über Phonetik und Phonologie (63-75) methodisch wünschenswert. Bei der Behandlung der Allophone (72) könnte man aus praktischen Gründen auf die Varianten [r] nach [l, n] bei alrededor, enriquecer, im Nexus -srbei Israel und [IIJ] vor [f] bei confuso hinweisen, die manchmal selbst fortgeschrittenen Studenten unbekannt sind. In diesem Sinne führen die Autoren auch die Neutralisierung von -n, -m [n] an. Bei der Behandlung der betonungsabhängigen Diphthongierung von vlt. � und q (76) bietet sich ein Hinweis auf das Verbalparadigma (cuento, contamos) an, um die Auswirkungen dieses Lautwandels auf das Spanische zu veranschaulichen. Die Zuweisung der Monophthongierung von lat. OE zu f und AE zu { (76) sollte eine Einschränkung erfahren, da diese Entwicklung nicht in allen Fällen vorliegt (lat. SAETA > it. s�ta, fr. soie =I=vlt. p�de > it. piede, fr. pied). Die Annahme, die Monophthongierung von AE >{ habe im Lateinischen den Quantitätenkollaps ausgelöst (76), ist sehr spekulativ. So werten HAUDRIcouRT/ JmLLAND / {/ nur als Beleg der nach von Wartburg intermediären Phase einer Koexistenz von Quantität und Qualität 7 . VÄÄNÄNEN bemerkt dazu: «el resquebrajamiento de las cantidades vocalicas no se ha producido subitamente ni al mismo tiempo en todas partes y en todas las capas sociales» 8 • Außerdem gibt es Anzeichen für eine Bewahrung der Quantität im Latein Galliens bis ins 6. Jh. 9. Im Kapitel über Lexikographie wird bemerkt, daß es abgesehen vom Diccionario hist6rico de la lengua espafiola kein großes historisches Wörterbuch gebe (115). Hier könnte man allerdings durchaus auf die Enciclopedia del idioma 10 hinweisen. Bei der Behandlung der Kulturadstrate sollte man im Kapitel über den arabischen Einfluß (149-53) eine Abgrenzung der Bezeichnungen «Arabisch», «Mozarabisch» (Verweis 42s.), «Araber», «Mauren», «Berber» und «Muslime» vornehmen, da in diesem Zusammenhang oft Sprache, Ethnie und Religion verwechselt werden. Entsprechend wäre dann auch die sehr wohl pauschal verstandene, genaugenommen aber nicht korrekte «arabische» Eroberung der iberischen Halbinsel (149) einzuordnen. Hilfreich wäre im Zusammenhang mit der Behandlung dieser für Spanien in vieler Hinsicht wichtigen Epoche ein weiterführender Literaturhinweis auf LEVI-PROVEN<;:AL oder MONTGOMERY WATT 11 . Im Kapitel über den Aufstieg des Kastilischen (164-68) wäre es ein Desiderat, den Einfluß Alfons' des Weisen unter Erwähnung der Siete Partidas, der General Historia etc. 6 «O ensurdecimento das sibilantes em galego e muito antigo; esta ja registrado no seculo XIII e näo pode de modo nenhum ser atribuido a influencia do castelhano» (P. VAZQUEZ CuEsTAIM. A. MENDES DA Luz, Gramatica da Ungua portuguesa, Lisboa 1980: 98). 7 A. HAUDRICOURT/ A. JUILLAND, Essai pour une histoire structurale du phonetisme franc;ais, The Hague/ Paris 2 1970: 33. 8 V. VÄÄNÄNEN, lntroducci6n al latin vulgar, Madrid 2 1985: 71s „ 9 HAUDRICOURT/ JUILLAND, loc. cit. 10 M. ALONSO, Enciclopedia del idioma, 3 vol., Madrid 1958. 11 E. LEvr-PROVEN<;:AL, Histoire de l'Espagne musulmane, 3 vol., Paris 1950-53 und W. MONTGOMERY WATT, Historia de la Espafia islamica, Madrid 6 1986. Besprechungen - Comptes rendus 401 und die Rolle Nebrijas unter Anführung der Wörterbücher etwas eingehender zu behandeln. Auch wäre eine zumindest skizzenhafte Beschreibung der weiteren, in der vorliegenden Fassung ausgesparten Sprachgeschichte über Covarrubias und die Real Academia bis zum behandelten heutigen Spanisch (186-92) wünschenswert. Mit der Einführung in die spanische Sprachwissenschaft legen Dietrich und Geckeler ein sehr gelungenes Lehrbuch vor, das es in faßlicher Darstellung versteht, aus einem weiten Stoffgebiet das Wesentliche herauszufiltern. So hat diese Arbeit bei den Einführungsveranstaltungen in die spanische Sprachwissenschaft an der Universität Göttingen auch ein sehr positives Echo erhalten. Man möchte dem Buch eine weite Verbreitung wünschen. V. Noll * PETRA BRASELMANN, Humanistische Grammatik und Volkssprache. Zur «Gramatica de la lengua castellana» von Antonio de Nebrija, Düsseldorf (Droste) 1991, X+ 555 p. (Studia humaniora 21) Muchos han ensalzado la Gramatica castellana (GC) de! maestro Nebrija, pero pocos son los que se han tomado la molestia de estudiar el texto mas alla del pr6logo: he aqui Ja constataci6n de la que parte la sefiora Braselmann para analizar a fondo una obra mas conocida por sus implicaciones politico-culturales que por su contenido. El resultado de esta investigaci6n es un bello libro de historiografia de la lingüistica, un analisis exhaustivo de un clasico de la gramatica espafiola. Para apreciar el valor de! presente trabajo deben tenerse en cuenta algunas paradojas que han marcado el destino de Ja GC: siendo Nebrija uno de los grandes latinistas de su epoca, puede sorprender que saliese en defensa del castellano y compusiese el primer tratado de gramatica de esta lengua. Es mas, la publicaci6n result6 un fracaso y Ja GC no se volvi6 a editar hasta 1747. Nueva sorpresa: siglos despues de la fria acogida por los contemporaneos, el libro suscita el interes de los lingüistas actuales, quienes descubren en el conceptos y afirmaciones de una extraordinaria lucidez. A la vista de estas contradicciones, P. Braselmann procura, en primer lugar, situar a Nebrija en su epoca, definiendo el clima cultural, el estado general de los conocimientos y las ideologias mas difundidas a fines de! siglo XV. Ello le permite deslindar en el pensamiento lingüistico del profesor salmantino tres grandes zonas de interes que se recubren en parte: las ideas que compartia con los gramaticos mas avanzados de la epoca, aquellas en que se adelantaba a sus contemporaneos y, finalmente, todo lo que desde nuestro punto de vista puede considerarse como inexacto o anticuado. El primero de los cinco grandes capitulos en que se divide el libro traza los principales derroteros de Ja investigaci6n en torno a Nebrija; se presenta como guia bibliografica exhaustiva y bien comentada a traves de Ja abundante literatura cientffica sobre el tema. La reconstituci6n de Ja vida y obra de! maestro es Ja materia desarrollada en el segundo capitulo. Apoyandose en varios estudios previos, Ja autora presenta aquf una semblanza vfvida de un personaje a Ja vez apasionante y apasionado, con su orgullo de humanista debelador de Ja barbarie escolastica. Nebrija se nos aparece como trabajador infatigable, permanentemente dividido entre Ja voluntad de publicar las obras que consideraba fundamentales para Ja difusi6n de! humanismo y Ja ambici6n de ocupar las catedras mas prestigiosas de su tiempo; actividades incompatibles en su caso, pues a cada nombramiento sucedian infaliblemente el cansancio, los conflictos con los colegas y, finalmente, el abandono de! cargo; solia seguir una fase en que, gracias a Ja protecci6n de un personaje influyente, Nebrija podia dedicarse a sus publicaciones. La autora aprovecha estas ocasiones para comentar detenidamente los libros que ven Ja luz en tales perfodos de calma.
