eJournals Vox Romanica 55/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1996
551 Kristol De Stefani

WOLFGANG DAHMEN/GÜNTER HOLTUS/JOHANNES KRAMER/MICHAEL METZELTIN/OTTO WINKELMANN (ed.), Das Französische in den deutschsprachigen Ländern. Romanistisches Kolloquium VII, Tübingen (Narr) 1993, 277 p. (Tübinger Beiträge zur Linguistik 371)

121
1996
Mechtild Bierbach
vox5510328
328 Besprechungen - Comptes rendus Lied des Kölner Mundart-Rock. Wer bereit ist, sich auf diese Vielfalt einzulassen, wird mit durchaus interessanten Einblicken in das Titelthema belohnt. Die einzelnen Beiträge sind vier Themenbereichen zugeordnet. Der erste Bereich ist überschrieben: Erscheinungsformen des französischen Einflusses auf das Deutsche, er enthält drei Beiträge. JOHANNES THIELE (3-17) gibt ein Panorama möglicher Aspekte der Betrachtung französischer Entlehnungen im Deutschen in Geschichte und Gegenwart. Er erinnert zunächst an die jeweiligen kulturellen Voraussetzungen, die im Mittelalter und im 17. bis 19.Jh. zu beträchtlichen Entlehnungsschüben ins Deutsche geführt haben. Dann wirft er einen Blick auf die französischen Entlehnungen im Berliner Dialekt, die auf die Ansiedlung der Hugenotten durch den Großen Kurfürsten zurückgehen. Abschließend stellt er den Integrationsgrad einer Reihe französischer Entlehnungen im Gegenwartsdeutsehen vor, wobei er sich ausdrücklich auf die entsprechende Untersuchung von Brigitte Volland von 1986 stützt, die er in wesentlichen Punkten referiert. SABINE KowALLIK (18- 24) stellt im zweiten Beitrag eine Reihe deutscher Lehnübersetzungen aus dem Französischen vor, die sie aufgliedert in Zitate (Apres nous le deluge --c> Nach uns die Sintflut), Sprichwörter (Enfant brule craint le feu --c> Gebranntes Kind scheut das Feuer), Redewendungen (tomber des nues --c> aus allen Wolken fallen), Syntagmen (question brulante --c> brennende Frage), Komposita (presence d'esprit --c> Geistesgegenwart) und Ableitungen (inevitable --c> unvermeidlich). Problematisch ist hier der methodische Ansatz: «Vielmehr muß zunächst ausgeschlossen werden, daß der umgekehrte Wanderweg, nämlich vom Deutschen ins Französische, vorliegt, und das kann nur durch Kontrolle der Erstbelege geschehen, denn bei französischen Lehnübersetzungen im Deutschen muß natürlich der deutsche Erstbeleg jünger sein als der des französischen Wortes» (18). Zum Nachweis werden nun etwa die Erstbelegsangaben des Grimm'schen Wörterbuchs und des FEW miteinander verglichen, entsprechend wird dt. Tagesordnung (Grimm: 1799) als Lehnübersetzung aus dem französischen ordre du jour (FEW: ca. 1790) gewertet. Bei der hinlänglich bekannten Vorläufigkeit historischer Angaben in lexikographischen Quellen reicht ein solches Vorgehen für den Nachweis tatsächlicher Lehnbeziehungen nicht aus 1 • Im dritten und letzten Beitrag des ersten Themenbereichs führt RAINER SCHLÖSSER (25-35) eine Reihe von sprachlichen und historischen Gründen für die These an, daß dt. Asche in der Bedeutung «Geld» aus volksetymologischer Umdeutung von fr. acheter entstanden ist. Acheter sei während der napoleonischen Besetzung Berlins zu Beginn des 19.Jh.s von nicht zweisprachigen deutschen Sprechern in der Kaufsituation als Asche aufgenommen worden, gestützt durch eine assoziative Verbindung mit bereits vorhandenem Kohle «Geld». Der zweite, eher historisch orientierte Themenbereich Geschichte und Sprache der Glaubensflüchtlinge enthält vier Beiträge. THEO KIEFNER (39-53) möchte zeigen, daß die bisherigen Angaben über die Personenzahl unterschiedlicher Gruppen von Glaubens- 1 Einen umsichtigen Kriterienkatalog als Entscheidungshilfe im Bereich des inneren Lehnguts stellt NoTBURGA BÄCKER auf, Probleme des inneren Lehnguts dargestellt an den Anglizismen der französischen Sportsprache, Tübingen 1975: 90ss. Kriterien wie Textgattung und ausdrückliche Erwähnung des fremdsprachlichen Vorbilds sind überzeugende Argumente für die Zuordnung zur Kategorie Lehnübersetzung mit bestimmter Sprachenrichtung. Für den Fall von dt. Gabelfrühstück, das Kowallik (22) ebenfalls als Beispiel einer Lehnübersetzung anführt und zwar auf der Basis eines Eintrages im Grimm-Wörterbuch ohne Datierung und der Angabe seit Ac 1878 in FEW zitiert beispielsweise M. HöFLER Kotzebues Erinnerungen aus Paris von 1804: «Alle Caffeehäuser und Restaurateurs lassen wir linker Hand liegen, so apetitlich die Inschriften auch lauten ... : kalte und warme Frühstücke, Gabel-Frühstücke (dejeuners a la fourchette) Rum- und Arrak-Punsch ...», «Dt. Gabelfrühstück», in: Zeitschrift für deutsche Sprache (Kleine Beiträge) 24 (1968): 127s., hier p.128. Besprechungen - Comptes rendus 329 flüchtlingen in Deutschland von 44 000 auf 37 900 zu korrigieren sind. Im übrigen ist nach seiner Auffassung davon auszugehen, daß etwa 3600 Hugenotten und Waldenser als Umgangssprache Formen des Alpenprovenzalischen mitgebracht haben. HANS JOACHIM SCHMITT (54-68) hat in Deutschland entstandene französischsprachige Waldenserakten für die verfeinerte worthistorische Darstellung einzelner Wörter, etwa im Hinblick auf Erst- und Letztdatierung, insbesondere gegenüber FEW herangezogen. Die Akten eignen sich deshalb dafür, weil der «archaische Charakter des Wortschatzes, seine dialektale bzw. regionalsprachliche Basis» (54) die besonderen Spezifika der dort verwendeten Sprache sind 2 • CARLA LrcHTENTHAL-MILLEQUANT (69-82) berichtet sehr anschaulich von Geschichte und Sprache einer 1687 gegründeten Hugenottengemeinde in Hessen (Friedrichsdorf am Taunus). Da sie für die Sprachcharakteristik offenbar Ergebnisse aus ihren zahlreichen Vorarbeiten referiert, erfährt der Leser hier nichts Genaueres zu ihren Quellen. Dies wäre aber zur Beurteilung von Phänomenen wie gesprochenes Passe simple, gesprochenes ce jourd'hui (73) und Aussagen zur aufgrund der Herkunft der Einwanderer stark pikardisch gefärbten Phonetik wichtig gewesen. WOLFGANG BERGERFURTH untersucht dagegen nicht die konkrete Sprachform sondern die ideologischen Auseinandersetzungen um Französisch oder Deutsch in einer französisch-reformierten Gemeinde Berlins zu Beginn des 19.Jh.s (83-119). Dazu analysiert er sehr detailliert zwei im Jahre 1814 zu diesem Streit erschienene Denkschriften. Der Autor der einen Schrift argumentiert im Sinne aufklärerischen Denkens, wenn er sich für die Beibehaltung des Französischen in der ursprünglichen Flüchtlingsgemeinde ausspricht: Französisch als Universalsprache sei das wertvollste Kulturerbe der Gemeinde. Für den Autor der zweiten Denkschrift stiftet Sprache im Sinne der romantischen Tradition nationale Identität, daher plädiert er sehr dezidiert für die Aufgabe des Französischen und damit für die vollständige kulturellsprachliche Integration in das preußische Gemeinwesen «"unser[es] gütigen Monarchen"» (102). Er sollte sich durchsetzen, 1852 wurde das Französische bis hin zum Gebrauch in den Gemeindegremien endgültig abgeschafft. Der dritte Themenkreis des Bandes, Das Französische an deutschen Höfen, enthält zwei Beiträge. Im ersten schildert GÜNTER BERGER (123-33) sehr anschaulich, wie Wilhelmine von Preußen, Schwester Friedrichs des Großen, zwischen 1735 und 1758 am bis zu ihrer Ankunft eher verschlafenen Hof von Bayreuth ein Hofleben nach französischem Vorbild aufzubauen versucht. Mit ganz ungewohntem Finanzaufwand hält sie französische Schauspielertruppen am Hof. Sie bedient sich der Hilfe Voltaires, den sie 1743 bei sich zu Gast hatte, um einige gens d'esprit an den aus Pariser Sicht abgelegenen Provinzhof zu locken. Der Beitrag zeigt, daß solche Versuche, französische Aufklärungskultur auf deutschem Boden anzusiedeln, zu reinen Exklaven führen konnten, die kaum in Verbindung zur umgebenden Bevölkerung standen. Die Übernahme französischer Kultur- und Lebensformen durch eine ari.stokratische Elite in Deutschland führte nicht notwendig zu einer sprachlich-kulturellen Durchdringung. Im zweiten Beitrag dieses Themenkreises untersucht GüNTER HoLTus (134-56) die in Französisch abgefaßten Memoiren des deutschsprachigen Künstlers und Schriftstellers Johann Christian von Mannlich (1741-1822), der am Hof von Zweibrücken lebte. Der Beitrag verfolgt das Ziel, «die Charakteristika des in einer anderen als der Muttersprache schreibenden Autors detaillierter» herauszuarbeiten 2 Um den zahlreichen zumeist genau datierbaren Belegen eine breitere Resonanz für künftige worthistorische Forschungen zu sichern, sollten sie in den periodisch erscheinenden und für eine zentrale Sammlung von Belegen eingerichteten DDL publiziert werden, cf. Datations et documents ru1.,nu,1u<" - Materiaux pour l'histoire du vocabulaire fram; ais saus la direction de B. Quemada, 1, Paris (Didier) 1970, ab vol.8, Paris (Klincksieck) 1975, zuletzt 43, Paris "..uu�'""""'"·" 1994. 330 Besprechungen - Comptes rendus (136). Dazu werden umfangreiche Listen von «Eigenheiten» (ib.) auf der graphischen und phonetischen Ebene, dann der «herausragenden . . . Merkmale» (ib.) auf der morphologischen, morphosyntaktischen und syntaktischen Ebene und «Auffälligkeiten» (ib.) in der Lexik und Idiomatik des Textes zusammengestellt. Offenbar stehen Abweichungen im Zentrum, die weder aus der Sicht der zeitgenössischen noch der gegenwärtigen präskriptiven Grammatik tolerierbar wären: des chefs d'oeuvrs (139), virent ensuite ! es femmes (144), also um «Fehler», die zuweilen deutlichen Interferenzcharakter tragen, le ciel paraissoit vouloir s'eclairir (153). Der Leser sieht sich mit Fehlerlisten einer individuellen fremdsprachlichen Kompetenz im 18.Jh. konfrontiert, ohne daß ihm der Weg zu einem Erkenntnisziel im Sinne der Gesamtthematik gewiesen würde. Der vierte und letzte Themenkreis faßt unter dem Titel Das Französische im Rheinland vier Beiträge zusammen. Zunächst beschäftigen sich WOLFGANG DAHMEN und JOHANNES KRAMER gemeinsam mit französischen Entlehnungen in der Kölner Mundart (160-70). Die Autoren wenden sich gegen die populäre Behauptung, die Gallizismen in der Kölner Mundart stammmten überwiegend aus der Zeit der französischen Besatzung zwischen 1794 und 1814. Über Köln hinausgehende dialektale Verbreitung eines betreffenden Gallizismus, Vorhandensein im Schriftdeutschen, mögliche Vermittlung durch das Niederländische, kulturhistorische Gegebenheiten, jedes einzelne dieser Argumente oder auch ihre Kombination können einen anderen Entlehnungszeitpunkt als die französische Besatzungszeit wahrscheinlich machen. Die Autoren untersuchen unter diesen Aspekten ein Beispielkorpus von 42 Wörtern, die zu dieser Zeit ins Kölnische gelangt sein sollen. Methodisch und argumentativ gut nachvollziehbar legen sie dar, daß lediglich vier von diesen 42 Wörtern, allöre, borneet, flakung, trottewar «mit einiger Wahrscheinlichkeit . . . der Franzosenzeit zuzurechnen» (165) sind: ein Resultat, das weitere Untersuchungen herausfordert. ARTUR GREIVE (171-80) stellt einige Sprachlehrwerke vor, die in Köln um 1600 entstanden sind. Insbesondere flandrische Immigranten hatten Köln zu einer Hochburg des Französischunterrichts gemacht und eine «Vielzahl von Sprachlehren und Grammatiken» (171) publiziert. Dabei stellt Greive den <«flandrischen> Typ» von Lehrwerken, den er als den «praktische(n), auf Übung und Imitation setzende(n)» (179) kennzeichnet, einem Grammatiktyp gegenüber, der durch «mehr wissenschaftliche, humanistische Konzepte der Grammatik und eines regelgesteuerten Spracherwerbs» (ib.) gekennzeichnet ist. Die zahlreichen Werke des Gerard de Vivre, z.B. seine Grammaire Fram; oise! Französische Grammatica (172, lies: Frantzösische) werden hier als Vertreter des ersten Typs vorgestellt, für den zweiten Typ stehen die Institutiones in linguam gallicam von Heinrich Doergang von 1604. Auch wenn sich die Werke in Anspruch und Umfang tatsächlich deutlich unterscheiden (De Vivres Grammatik umfaßt 43 Folios, Doergangs Grammatik 527 Seiten), so sollte doch nicht übersehen werden, daß auch und gerade die «auf Übung und Imitation setzende�n)» Methoden der Kurzwerke ihren Ursprung im humanistischen Lateinunterricht haben und methodisch nicht von vornherein einen Gegensatz zu den noch lateinisch verfaßten Werken zur Volkssprache wie dem von Doergang darstellen. Im folgenden umfangreichen Beitrag (181-221) zeichnet EDGAR RADTKE ausdrücklich für den theoretischen Rahmen (181-83) und CHRISTEL SCHLINDWEIN für die Präsentation einiger Zeugnisse französischer Sprachverwendung in Mainz vom Ende des 18.Jhs. verantwortlich. Dabei geht es um fünf Briefmanuskripte aus Privat- und Archivbesitz, die alle zunächst jeweils im Faksimile (insgesamt 15 Seiten) wiedergegeben und dann über eine gedruckte Transkription erneut präsentiert werden. Verfaßt sind die Briefe zwischen 1792 und 1799, zur Zeit der französischen Besatzung von Mainz, und vier der Briefe stehen 3 Cf. Mechtild Bierbach, «Frühe volkssprachlich-lateinische Zeugnisse humanistischer Lexikographie in der Romania», in: ZRPh. 110 (1994): 64-116, insbes. 76-85. Besprechungen - Comptes rendus 331 inhaltlich mit diesem Faktum in enger Verbindung: zwei Briefe von Besatzungssoldaten aus Mainz an ihre Familien, ein Brief einer Mutter aus Sarreguemines, die den General Custine (in Mainz? ) um Rekrutierung ihres Sohnes bittet, ein Brief des Generals Houchard aus Speyer wiederum an Custine. Der fünfte Brief ist ein Geschäftsbrief einer Cecile Seyler aus Mainz an ihren Handelspartner in Lyon, wobei nicht geklärt wird, ob sich hier im Gegensatz zu den anderen Briefen, in denen es sich nach den Absendernamen zu urteilen eher um französische Muttersprachler handelt nicht eine deutschsprachige Verfasserin des Französischen bedient. Allen Briefen ist gemeinsam, daß die Verfasser wenn sie denn die Briefe selbst geschrieben und nicht diktiert haben sichtlich eher ungeübt in der schriftlichen Sprachverwendung sind. Da liest man in einem der Soldatenbriefe: «Monchere frere / etant ala proctimite devous et crire jeses Cet instant fafer pour vous donner demes Nouvelle quevous aprandron qu jouy pas dune parfaite sante.» (Transkription 189). Mehr als ratlos bleibt der Leser allerdings vor der Frage, welches Erkenntnisziel mit einer materiell so aufwendigen Präsentation verfolgt wird. Eine methodisch durchgängige Fragestellung läßt sich jedenfalls in den jedem Brief folgenden Kurzkommentaren nicht ausmachen. Eher hilflos springt die Frageperspektive hin und her, so heißt es im Kommentar zum Brief der Mutter aus Sarreguemines: «Schon dieser Ausschnitt zeigt, wie schwach ausgeprägt das Orthographieverständnis der Schreiberin ist. ... Revolutionsvokabular und patriotische Gesinnung drücken sich in den folgenden Wendungen aus: ... [Die Briefschreiberin verwendet] einen eher umgangssprachlichen Ton ... In diesem Brief finden sich Nachweise, die auf eine Art Mischform des Grenzfranzösischen hinweisen könnten ...» (202s.). Dieser Mangel an methodischer Auswertung wird auch nicht durch Sorgfalt im Umgang mit den Manuskripten ausgeglichen. In der Transkription desselben Briefes findet sich«... une femme qui na pas L'honneur d'etre Conne [sie] de vous» (201, Z.6s.), in der Wiederaufnahme dieser Passage im Kommentar zum Brief: «... L'honneur d'etre Conne [sie] de vous» (202). Im faksimilierten Manuskript steht deutlich Connue (199, Z. 7), wobei das End-e mit einem horizontalen Zeichen überschrieben ist, das als Trema oder Tilde gedeutet werden kann, sich aber jedenfalls von den durchgängig deutlich und steil geschriebenen Akzenten des Briefes unterscheidet. Die ohnehin eher vagen - Versprechen im theoretischen Vorspann des Beitrags,«anhand einer exemplarischen Fallstudie» würden«Anhaltspunkte für die Verwendungsweisen des Französischen im Alltag» (182) geliefert, werden nicht eingelöst. Klar in der Fragestellung und systematisch in der Durchführung ist dagegen der folgende Beitrag von JOHANNES KRAMER (222-36), der nach dem Umfang der Umbenennungen von Personen- und Ortsnamen zur Zeit der französischen Besetzung des Rheinlands (1794-1814 ) fragt. Es zeigt sich, daß sich nur ein dünner französischer Firnis (Jean Jacques de Wittgenstein, p.225, rue Brandgass, p.22 9) über die deutsche Onomastik legte und der«Symbolwert von Namen» (223) keineswegs zu«nationalistisch motivierten Zwangsumtaufen» (225 ) führte. Im abschließenden Beitrag beschäftigt sich CHRISTOPH PLATEN (237-51) mit dem«über Gallizismen vermittelten Frankreichbild im rheinischen Liedgut» (239). Dazu wird der Erfolgstitel«Frongreisch, Frongreisch» der Kölner Mundart-Rockgruppe«Black Fööss» analysiert. Das Lied stellt sich als Kollage und«Kombination von Gallizismen auf lautlicher, grammatischer, lexikalischer, kulturspezifischer und musikalischer Ebene» heraus. Damit erweitert sich das Verständnis von Gallizismus um die Dimension«kulturbedingter Kontakterscheinungen» (246), wozu etwa auch der Aperitif und das Begrüßungszeremoniell a la fram.;aise gehören. In diesem Rahmen könne die Romanistik ein Stück zur Erforschung der Alltagskultur beitragen. Der Sammelband schließt mit verschiedenen Indizes. Der Wert eines Personenindexes für einen Publikationstyp wie den vorliegenden ist nicht unmittelbar einleuchtend, wenn er nicht tatsächlich die Funktion hat, Verstreutes aber Zusammenhängendes zusammenzuführen. Nameneinträge wie«Erthal, Friedrich Karl Joseph von 184» sind sehr spezifisch für den ohnehin erst durch Gesamtlektüre zu erschließenden Einzelbeitrag, Einträge wie 332 Besprechungen - Comptes rendus «Fontane 22», was auf einen Verweis auf ein Fontane-Zitat im Grimm'schen Wörterbuch zurückführt, sind eher zufällig. Ähnlich problematisch ist ein Sachindex, in dem mit «Exonym 228» und «Gewässername 228» zirkulär auf den Beitrag zur Thematik «Französische Personen- und Ortsnamen im Rheinland 1794-1814» verwiesen wird. Die Wortindizes, die nach Sprachen geordnet sind, führen dagegen zur Sprachkontaktforschung zurück, die Hauptanliegen der Herausgeber war. Bei strafferer Auswahl hätten mehr Beiträge tatsächlich im Dienste dieses Zieles gestanden, in der vorliegenden Form ist der Band der Gefahr der ungesteuerten Präsentation des häufig durchaus Interessanten, aber eben bloß Kuriosen nicht immer entgangen. Mechtild Bierbach * PrnRRE KNECHT/ ZYGMUNT MARZYS (ed.), Ecriture, langues communes et normes. Formation spontanee de koines et standardisation dans la Galloromania et son voisinage, Neuchätel/ Geneve (Faculte des Lettres/ Librairie Droz) 1993, 284 p. La standardizzazione linguistica e Ja formazione di koinai rappresenta oggidi un tema di elevato interesse, al crocevia fra linguistica storica e sociolinguistica: non stupisce dunque ehe dal colloquio tenutosi all'Universita di Neuchätel il 21-23 settembre 1988 sia scaturito un volume ricco e vivace. Sedici contributi sono raggruppati attomo a tre tematiche diverse: la formazione della norma standard del francese (parte I), le koinai dialettali gallorornanze (parte II), problemi di standardizzazione nelle aree limitrofe (parte III). La prima parte e aperta da G. HILTY, ehe sottolinea come nessuno dei piu antichi monumenti francesi sia dialettalmente omogeneo, ma tutti (i Serments, la sequenza di Sainte Eulalie, il Saint Leger, la Passion) presentino qualche tratto ehe rimanda all'Ile-de- France, mostrando dunque nei testi scritti un precoce orientamento al Centro. D'altra parte, M. PFISTER nel successivo ampio intervento si domanda se esistesse attorno al 1200 una koine francese antica, e la sua risposta, sulla base di una disamina di fonti documentarie e testi letterari in relazione a venti tratti o criteri discriminanti (prevalentemente fonetico-grafici, in parte morfologici), e negativa: verso il 1200 non si pu6 ancora registrare una sensibile irradiazione del dialetto dell'Ile-de-France dalla corte parigina alle regioni vicine. A tre secoli dopo ci porta l'intervento di P. M. SMITH, ehe, illustrando i primi tentativi di normativizzare e standardizzare il francese, mostra come nel Cinquecento questi si scontrino con una situazione linguistica ancora tendenzialmente instabile. La carrellata nel tempo e portata avanti da Z. MARZYS, ehe, sulla scorta de! trattamento riservato ad alcuni casi critici concernenti il comportamento dei pronomi, segne il progredire presso i grammatici del Sei e Settecento dell'ideologema dell'«ordre nature! » e della «clarte» de] francese; e da S. BRANCA-RosoFF, ehe esamina i dizionari enciclopedici settecenteschi di Trevoux, rilevando l'eterogeneita delle tecniche di descrizione del materiale lessicografico ehe vi compaiono. Nella seconda parte, P. BEc e G. KREMNITZ si dividono temporalmente (il prima fino a Mistral, il secondo da Mistral ai giorni nostri) Ja trattazione de! dibattito culturale circa Ja standardizzazione dell'occitano, D. DROIXHE e J. GERMAIN si occupano della Vallonia (l'uno con un dettagliato esame della presenza dell'attrazione vocalica leodiese nella letteratura vallone fra il 1600 e il 1850 e l'altro discutendo le ragioni della mancanza in Vallonia di una vera e propria koine), mentre A.-M. VuRPAS e T. TELMON completano il panorama galloromanzo, rispettivamente con osservazioni sulla polirnorfia dialettale sempre presente nell'area franco-provenzale in territorio francese e con un puntuale contributo sul modo in cui nell'opera de! grande studioso di inizio secolo J.-B. Cerlogne, codificatore del franco-provenzale valdostano, si riflette Ja frammentazione dei dialetti locali. Nel com-