eJournals Vox Romanica 55/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1996
551 Kristol De Stefani

Trésor de la langue française. Dictionnaire de la langue du 19e et du 20e siede (1789-1960) élabore par le Centre national de la recherche scientifique (Institut national de la langue française, Nancy), tome 16 (teint-zzz ... ), Paris (Gallimard) 1994, XVIII + 1452p

121
1996
O Jänicke
vox5510338
338 Besprechungen - Comptes rendus repertoire le plus important des «romandismes» depuis le dictionnaire de Pierrehumbert et en attendant la parution, prochaine esperons-le, du Dictionnaire des particularites lexicales contemporaines du fram; ais en Suisse romande, actuellement en preparation a Neuchätel. Z.Marzys * Tresor de la langue fram; aise. Dictionnaire de la langue du 19 e et du 2o e siede (1789-1960) elabore par le Centre national de la recherche scientifique (Institut national de la langue frarn;:aise, Nancy), tome 16 (teint-zzz ...), Paris (Gallimard) 1994, xvm + 1452p. Früher als in unserer Besprechung des Bandes 15 (cf. VRom. 53 [1994]: 353-59) angenommen ist im Spätherbst 1994 mit dem Erscheinen des vorliegenden Bandes die Herausgabe des Tresor de la langue franqaise (TLF) abgeschlossen worden. Damit hat ein großes lexikographisches Unternehmen, das die Darstellung des Französischen seit der Französischen Revolution zum Gegenstand hat, seinen Abschluß gefunden. Bevor wir uns mit dem Inhalt dieses letzten Bandes eingehender befassen, soll zunächst auf die Postface (vrr-rx) von Bernard Quemada eingegangen werden, die dem eigentlichen Wörterbuchteil des Bandes vorangeht. In diesem Nachwort, mit dem Quemada auch Rechenschaft über die Zeit seiner Tätigkeit an der Spitze des TLF ablegen will, greift er noch einmal die wichtigsten Fakten auf, die die Entstehungsgeschichte des TLF geprägt haben. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Paul Imbs, der als Initiator des TLF auch die Herausgabe der ersten sieben Bände geleitet hatte, hat bekanntlich B. Quemada 1977 die Leitung des TLF übernommen und zeichnet damit für die restlichen Bände verantwortlich. In diesem Zusammenhang ruft Quemada in Erinnerung, daß die Übernahme der Leitung des TLF durch ihn zugleich mit einer organisatorischen Umstrukturierung verbunden gewesen ist. Fortan wird der TLF nicht mehr eine eigenständige Institution sein, sondern eine Komponente des Institut national de la langue franqaise (INaLF), womit der TLF leichteren Zugang zu anderen Sprachdokumentationen (Archives du franqais contemporain; Materiaux pour l'histoire du vocabulaire franqais) bekommt. Quemada macht deutlich, daß er auch die inneren Strukturen des TLF, die verschiedenen mit seiner Ausarbeitung beschäftigten Abteilungen, reorganisiert hat, um sie effizienter zu machen. Dabei stand für ihn fest, daß sich an der ursprünglichen Zielsetzung des Wörterbuches nichts ändern durfte: «Je me suis efforce d'appliquer et de faire respecter les choix methodologiques initiaux sans toujours les partager» (vrr). Um die innere Einheit des Werkes zu gewährleisten, kamen für Quemada nur behutsame Änderungen an der Ausführung des TLF nach dem Prinzip «inflechir oui, transformer non» (vrr) in Frage. In einem anderen Punkte bleibt Quemada nur übrig, Irreparables zu konstatieren. In der Tat eignet dem TLF eine innere Unausgewogenheit, die sich darin äußert, daß die Behandlung der ersten Buchstaben - oder genauer A - Cage extrem viel Platz in Anspruch nimmt, nämlich vier Bände, während eine konzentriertere Form der Darstellung sich erst mit Band 5 durchsetzt. Dabei erweist sich der TLF von Band 5 an keineswegs als weniger informativ; er geht lediglich ökonomischer mit dem Platz um, indem er einen weniger großzügigen Satzspiegel als in den ersten Bänden verwendet. Aber auch mit anderen Mitteln hat der TLF eine maximale Nutzung des Raumes erreicht, so etwa durch die Verwendung von Groß- und Kleinsatz für wichtiges und weniger wichtiges Wortgut, durch die Integrierung von weniger häufigen Ableitungen in den Artikel des Grundwortes, durch kumulative Artikel für Präfixe, Suffixe und andere Wortbildungselemente, die es gestatten, Wortbildungen mit geringem Häufigkeitsgrad zusammenzufassen. Die Disproportion im Gesamthaushalt des Werkes ist sicher bedauerlich; letztlich ist sie aber wohl unvermeidlich bei Besprechungen - Comptes rendus 339 großen lexikographischen Werken, die ihre definitive Form erst im Verlaufe der Publikation finden. Die rationellere Nutzung des Platzes und die generelle Straffung der Artikel sind lediglich Kurskorrekturen, die sich aus der praktischen Arbeit am TLF ergeben haben, und tangieren in keiner Weise die Grundkonzeption des Werkes. Auch bei den zeitlichen Grenzen, die sich der TLF ursprünglich gesetzt hatte, hat es im Verlaufe der Ausarbeitung eine Korrektur gegeben. Während auf dem Titelblatt auch des Bandes 16 die zeitlichen Grenzen immer noch mit 1789-1960 angegeben werden und die Materialsammlung effektiv 1965 abgeschlossen wurde, zeigte sich mit fortschreitender Zeit, daß eine Berücksichtigung der nach 1965 aufgekommenen Neologismen unumgänglich sein würde, wenn der TLF nicht Gefahr laufen wollte, seinem eigentlichen Titel «Dictionnaire de la langue du 19 c et du zo c siede» nicht mehr in vollem Umfang gerecht zu werden. Es war daher eine unausweichliche, absolut richtige Entscheidung, den zeitlichen Rahmen des TLF über das Jahr 1965 hinaus zu erweitern und die häufig gebrauchten Neologismen aufzunehmen. Der technologisch-wissenschaftliche Fortschritt gerade der letzten Jahrzehnte hat eine solche Flut von Wortneubildungen ausgelöst, die ein umfassendes Sprachwörterbuch mit Thesaurus-Charakter nicht einfach ignorieren kann. Nicht nur ein Sachwörterbuch, sondern auch ein Sprachwörterbuch lebt von seiner Modernität, und seine Autorität steht und fällt eben auch mit seiner Aktualität. Die Leitung des TLF war also gut beraten, den zeitlichen Rahmen bis in die unmittelbare Gegenwart zu öffnen, weil der TLF sonst bei seiner Fertigstellung bereits nicht mehr die neueste Entwicklung des französischen Wortschatzes widergespiegelt hätte. Gerade die bereits weiter oben erwähnten Verfahren, die Quemada als «regroupements morphologiques» (vm) bezeichnet und mit denen der TLF eine optimale Nutzung des ihm zur Verfügung stehenden Platzes erreicht hat, haben dazu beigetragen, daß Neologismen der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts in großem Umfang aufgenommen werden konnten. Quemada kann daher mit berechtigtem Stolz erklären: «La nomenclature traitee a divers titres dans Je TLF est la plus etendue de toutes celles que recensent aujourd'hui les dictionnaires du fran1;ais moderne» (vm). In Zahlen ausgedrückt sind es mehr als 100 000 Wörter, die vom TLF registriert worden sind. Mit dem Complement zum TLF, das nach Quemadas Angaben in Vorbereitung ist, wird sich der vom TLF erfaßte Wortschatz auf ungefähr 110 000 Wörter belaufen. Trotz der zeitbedingten vermehrten Berücksichtigung der termes technoscientifiques ist aber die ursprüngliche Orientierung des TLF unverändert geblieben: «La langue des ecrivains, riche et diverse, demeure une reference obligee pour un dictionnaire de langue culturel, mais elle demande a etre completee par d'autres pratiques de l'ecrit, philosophie, histoire, politique, sciences sociales, economie, sciences et techniques, qui sont les vehicules privilegies de Ja pensee et de la culture contemporaines» (vm). Quemada geht an dieser Stelle auch auf die Art der Sprachbeschreibung im TLF ein und berührt damit zugleich die Frage des Publikums, an das sich der TLF wendet. Er macht keinen Hehl daraus, daß man sich bei der Abfassung des TLF für die Verwendung von «procedures linguistiques et philologiques exigeantes» (vm) entschieden hat. In der Tat ist nicht zu übersehen, daß sich die Sprachbeschreibung im TLF auf einem relativ hohen Niveau bewegt, die sich vor allem in den umfangreicheren Artikeln durch detaillierte Analysen auszeichnet. Der TLF hat also bewußt eine anspruchsvolle Form der Beschreibung des modernfranzösischen Wortschatzes gewählt. Daraus ergibt sich schon, daß der TLF nicht in erster Linie gedacht ist für den Benutzer, der sich rasch Klarheit über Unsicherheiten in seinem Sprachgebrauch verschaffen will. Mit seiner umfassenden Beschreibung des modernfranzösischen Sprachgebrauchs unter Einbeziehung auch sekundärer Aspekte wendet sich der TLF vielmehr an den sich von Berufs wegen mit dem Französischen befassenden Zeitgenossen, dann aber auch an all diejenigen, deren Interesse an der Sprache über die Klärung der kleinen alltäglichen Zweifelsfälle hinausgeht. Daß dem TLFfür Quemada ein besonderer Status, eine gewisse Vorbildfunktion in der 340 Besprechungen - Comptes rendus heutigen französischen Lexikographie zukommt, wird deutlich, wenn er im Zusammenhang mit den ausführlichen Wortanalysen des TLFschreibt: «Ces veritables monographies sont une manne pour les chercheurs et certains autres dictionnaristes. Elles font l'originalite de l'ouvrage qui, s'il n'a pas en cela de concurrents, pourrait bien avoir quelques debiteurs devant l'histoire des dictionnaires de cette fin de siede» (vm). In dieser Hinsicht ist noch eine andere Äußerung Quemadas aufschlußreich, aus der hervorgeht, daß er den TLF auch in der Tradition des Akademie-Wörterbuchs sieht («le TLF occupe une place demeuree vacante dans le paysage dictionnairique fran9ais» [vn]) und beide Wörterbücher als dictionnaires institutionnels (vn) eine besondere Aufgabe haben: «... ils ont en commun d'assumer une fonction de «service linguistique» aupres des specialistes de la langue, des dictionnaristes, et, a travers eux, d'un tres large public. Aucun autre repertoire de langue ne partage ce risque ni cette lourde charge. Selon leurs finalites propres, les dictionnaires commerciaux remplissent avec succes les röles devolus a d'autres types de repertoires» (vn). Auch wenn es nicht deutlich ausgesprochen wird, so ist doch nicht zu übersehen, daß der TLF nach den Vorstellungen seines Direktors den Anspruch hat, eine Sonderstellung unter den Sprachwörterbüchern einzunehmen und eine lexikographische Autorität für das Modernfranzösische zu sein, auf die andere Wörterbücher Bezug nehmen. Zu den ergänzenden Informationen, die der TLF zusätzlich zur synchronen Analyse der heutigen Sprache liefert, gehören auch die Angaben zur Geschichte und Etymologie der einzelnen Wörter. Quemada nimmt in seiner Postface die Rubrik Etym. et Hist. zum Anlaß, die Bedeutung dieser Angaben für das bessere Verständnis des gegenwärtigen Sprachgebrauchs hervorzuheben und auch die Verdienste der an der Zusammenstellung dieser Angaben Beteiligten zu würdigen, was sicher berechtigt ist. Wenn es jedoch weiter heißt: «L'ensemble de ces donnees, d'une richesse et d'une precision sans exemple dans notre patrimoine lexicographique, est tenu pour le veritable premier dictionnaire historique de la langue fran9aise» (rx), so kann der Schreibende dem für einmal nicht zustimmen. Dabei stehen in keiner Weise die Vielfalt und Genauigkeit der Angaben zur Diskussion; es geht vielmehr um die Art der Angaben. In der Tat beschränken sich die wortgeschichtlichen Daten auf die Erstbelege der wichtigsten Bedeutungen mit genauen Quellenangaben sowie gegebenenfalls das Textzitat. Entsprechende Angaben zu idiomatischen Ausdrükken u.dgl., aber auch solche zur Gültigkeitsdauer von Bedeutungen etc. fehlen dagegen. So nützlich auch die Erstdatierungen in der Rubrik Etym. et Hist. sein mögen - und zwar vor allem auf Grund ihrer Zuverlässigkeit -, so sind es doch nur Ansätze zu einer wirklichen Wortgeschichte. Im etymologischen Teil dieser Rubrik zeigt sich mehr noch als im wortgeschichtlichen die Abhängigkeit des TLF von anderen Werken mit entsprechender Orientierung. Bei dieser Gelegenheit erwähnt Quemada auch, daß der TLF von den Materialsammlungen anderer Institutionen des INaLF profitiert hat. Hier wäre vielleicht auch eine Erwähnung des FEW am Platze gewesen, dem der TLF und speziell die Rubrik Etym. et Hist. mehr als nur ein paar Belege verdankt. In der Tat ist für denjenigen, der bei der Besprechung des TLF immer sein besonderes Augenmerk auf diese Rubrik gerichtet hat, nicht zu übersehen, in welch hohem Maße die beiden Komponenten der Rubrik Nutzen aus den Angaben des FEW gezogen haben. Bei den wortgeschichtlichen Datierungen sind die entsprechenden Daten der FEW-Artikel immer Orientierung, oft genug auch Quelle gewesen. Was die etymologische Diskussion angeht, so hat das FEW auch hier wertvolle Vorreiterdienste geleistet, indem es die bereits vorliegenden Beiträge zur Etymologie einer kritischen Wertung unterzogen hat. Im übrigen ist das FEW gerade dadurch, daß es die Entwicklung der französischen Schriftsprache in ihrem sprachlichen Umfeld (Substandard, Dialekte etc.) darstellt, ein unentbehrliches Hilfsmittel für jeden, der den Quellen des französischen Wortschatzes nachgeht. Auch darin ist die Rubrik Etym. et Hist. des TLF dem FEW verpflichtet. Besprechungen - Comptes rendus 341 Quemadas Postface endet mit einem Ausblick auf zukünftige Projekte, die in Fortsetzung des gerade abgeschlossenen TLF verwirklicht werden sollen. Neben dem schon erwähnten Complement, das bereits in Arbeit ist, soll eine informatisierte Fassung erstellt werden, mit der der TLF also computerlesbar gemacht wird. Die informatisierte Fassung soll auch als Grundlage für Erweiterungen und Überarbeitungen dienen; geplant ist u. a. eine reduzierte Fassung des TLF, ein Petit TLF. Mit diesem Programm wird also eine zeitgemäße Vermarktung des TLF eingeleitet. Was nun den hier zu besprechenden Band 16 angeht, so ist zunächst zu sagen, daß er auf Grund einer veränderten Papierqualität rein äußerlich etwas weniger umfangreich erscheint als die unmittelbar vorangehenden Bände 13-15, obwohl er wie diese auch um die 1450 Seiten umfaßt. Die Verteilung der einzelnen Buchstaben innerhalb des Bandes stellt sich wie folgt dar: Mehr als die Hälfte des Bandes nimmt der Buchstabe Tein (teint tzigane, 1-777), der Rest des Bandes verteilt sich ungleich auf die verbleibenden Buchstaben U (778-862), V (862-1382), W (1382-94), X (1394-400), Y (1401-10), Z 411-41). Wir hatten bereits mehrfach Gelegenheit, in unseren Rezensionen darauf hinzuweisen, daß die Analyse des synchronen Wortgebrauchs im TLF besonders eingehend ist. Auch wenn hier nicht auf Einzelheiten der synchronen Wortanalyse eingegangen werden kann, soll doch auf einige Wörter hingewiesen werden, deren ausführliche Beschreibung in Band 16 zu umfangreichen Artikeln Anlaß gegeben hat, so etwa temps (8 p.) mit den Bed. 'Zeit' (1.) und 'Wetter' (n.) in einem Artikel, tenir (9 p.), terre (9 p.), tete (9 p.), taut adj. et pron. indef. (6 p.), train (6 p.), vent (6 p.), verite (7 p.), vert (6 p.), voir (20 p.), vrai (10 p.), wobei die Artikel tenir, verite und voir mit einer Inhaltsübersicht versehen worden sind. Erwähnt werden soll auch noch einmal, mit welcher Genauigkeit die Rektion der Verben im TLF analysiert wird. Zumindest auf ein paar markante Beispiele sei hier hingewiesen: tenter, terminer, tirer, trancher, travailler, tremper, tuer, unir, venger. Die Verwendung des Fettdrucks zur Markierung der verschiedenen Konstruktionen der Verben trägt zudem zur Übersichtlichkeit und besseren Lesbarkeit dieser Artikel bei. Auch wenn auf dem Titelblatt des TLFnach wie vor das Jahr 1960 als terminus ad quem erscheint, so hat der TLF bekanntlich schon seit längerem verbreitete Neologismen der letzten 30 Jahre in seine Spalten aufgenommen; zu diesen zählen in Band 16 etwa telematique, teletexte, teletraitement, teletravail, telex, transsexuel, trek.king, triomphalisme, trip, underground, veliplanchiste, videographie, videotex, videotexte, ye-ye, zapper, zombi . . . Mehr als i n jedem anderen französischen Sprachwörterbuch vergleichbarer Dimensionen wird im TLF neben dem standardsprachlichen Wortschatz auch das Wortmaterial mit eingeschränkter Verwendung berücksichtigt. Hierzu gehören vor allem regional begrenzt vorkommende Lexien sowie das spezifische Wortgut des Substandards. Was den regionalfranzösischen Wortschatz betrifft, schenkt der TLF besondere Beachtung dem speziellen Wortgebrauch in den teilweise frankophonen Ländern Europas und Nordamerikas, in begrenztem Maße aber auch dem regionalen Sprachgebrauch innerhalb Frankreichs. Das Französische Belgiens ist vertreten mit tete-pressee, vinculer, vitoulet, zwanze, das der Westschweiz mit yass, das kanadische Französisch mit tire 4 'sirop d'erable', trafne I. C. 'traineau bas', traverse l. A. 'traversee', traversier A. 'bac, ferry-boat', tuque, veilloche, vivoir (s. vivre). Zahlreicher sind in Band 16 die in Frankreich weiter verbreiteten regionalen Termini dialektalen Ursprungs vertreten; sie kommen entweder in nichtliterarischen Werken im Zusammenhang mit regionalspezifischen Gegebenheiten vor oder in literarischen Werken, deren Autoren bewußt oder unbewußt lexikalische Elemente ihrer engeren Heimat verwendet haben. Zu diesen lexikalischen Regionalismen gehören etwa touiller (Nord), wassingue (Nord), watergang (Flandres), wateringue (Flandres), wagage (statt Nord-Ouest muß es hier richtig Nord-Est heißen oder besser noch Nord, worauf die Wortform wie auch die Erwähnung von Flandre fran;;aise im Artikel hindeuten), vigneau 112 (Normandie), vignot (Norm.), vivier (Norm.), tribart (Ouest), truisse (Ouest), vermee 342 Besprechungen - Comptes rendus (Ouest), treille 2 'filet pour la peche a la crevette' (c6tes ouest de la Fr.), vive-eau (c6te atlantique), turcie (pays de Loire), vacive (Centre), verdiau (Centre), tourer (Berry), traine I. C. 'chemin creux' (Berry), tournevirer (surtout au sud de la Loire), vepree (Bourgogne etc.), touffe 2 'etat atmospherique chaud et lourd' (Lorraine), vergne (Sud de la Fr. de la Vendee aux Vosges), traille (domaines fr.-prov. et prov.), tourne 2 'massif de ma9onnerie' (Alpes), volant3 'faucille de grande dimension' (Massif central, Alpes du Nord, Suisse rom.), traboule (Lyon surtout et St-Etienne), touselle (Sud de la Fr.), viedase (Midi), thon(n)aire (Provence), toupin (Prov.), tutu-panpan (Prov.), trinquet2 'pelote basque', tuie (beide Sud-Ouest), vocero, voceratrice (beide Corse). Der spezifische Wortschatz des Substandards ist in Band 16 besonders zahlreich vertreten, wobei die einzelnen Elemente wie auch sonst den Registern «familier», «populaire», «argot» zugeordnet werden. Da sich in vielen Fällen keine eindeutige Zuordung zu einem bestimmten Register vornehmen läßt, findet sich im TLF häufig die Registerangabe «arg. pop.» oder «pop. fam.», weshalb bei den folgenden Beispielen ganz auf die Angabe des jeweiligen Registers verzichtet werden soll: tezigue, thomas, thune, tif, tinee, tire-jus, tocante, tocard, torgnole, tortorer, tourloulou, tranche 2 'tete; imbecile', traviole, trimard, trimarder, tronche, troquet, troufignon, troufion, trouille 112 'femme malpropre; peur intense', turbin, turbiner, turne, vachard, vadrouille, vadrouiller, valdinguer, vanterne, vaseux, vasouiller, venette, vicelard, vioc, zig, zigoto, zigouiller, zozo, zyeuter. Die speziellen Artikel, die der TLF den Wortbildungselementen widmet, sind in der Regel recht umfangreich, da hier alle Beispiele untergebracht werden, die im TLF-Korpus nicht einen bestimmten Häufigkeitsgrad überschreiten und damit nicht Anspruch auf einen eigenen Artikel haben. Den weitaus größten Raum nehmen dabei die elements formants ein, also die griechisch-lateinischen Konstituenten fachsprachlicher Bezeichnungen, die auf Grund der Entstehung neuer wissenschaftlicher und technologischer Bereiche immer zahlreicher werden. Weit über achtzig dieser confixes, wie sie A. Martinet nennt, finden sich in Band 16, so etwa um nur einige besonders häufige bzw. bekannte zu nennen tel(e)-1, teleo-/ telo-, terat(o)-, tetr(a)-, thalass(o)-, -thanasie, thanato-, theo-, theque, -therme/ -thermie, therm(o)-, thoraco-, thromb(o)-, tome/ -tomie, -tonie, -tonique, topo-, toxi-ltoxico-/ tox(o)-, trache(o)-, troglo-, -trope, -tropie, tropo-, turbo-, -type, typo-, ultra-, uni-, uter(o)-, vas(o)-, vibro-, vice-, video-, -voque, -vore, xanth(o)-, xen(o)-, xer(o)-, -xyle/ -xylon, -zaaire(s), -zai'de, -zai'que, za(o)-. Band 16 enthält ferner spezielle Artikel zu den folgenden elements de composition: telif-2, -therapie, tire-, top-, touristico-, traine-, tranche-, trois-, trampe-, -tropisme, tue-, velo-, vide-, voiture-, wagon-. Schließlich werden noch in Band 16 die Suffixe -tion/ -sion, -tron, -u/ -ue, -uche, -ule, -ure 112, -yle und das Präfix transin gesonderten Artikeln behandelt. Im Verlaufe seiner Publikation ist der TLF dazu übergegangen, auch Abkürzungen und Sigeln in seine Nomenklatur aufzunehmen. Dabei werden sie meistens nicht als Verweise verwendet, sondern als vollwertige Lemmata, die direkten Zugang zu den erforderlichen Erklärungen gewähren. An Abkürzungen mit eigenem Artikel kommen in Band 16 tele, topo s. m., viet vor. Während sich dieses Verfahren in den beiden ersten Fällen durchaus rechtfertigen läßt, weil tele zumindest in der Umgangssprache häufiger ist als television und topo sich in seinem Gebrauch von topographie unterscheidet, hätte im Falle von viet ein Verweis auf unmittelbar folgendes vietnamien bzw. eine Erwähnung unter diesem (remarque! ) genügt, um so mehr als Viet(s) vor allem in substantivischer Form und damit als Eigenname verwendet worden ist. Als Lemmata erscheinen auch Sigeln, deren Langform weitgehend ungebräuchlich ist; dies gilt in Band 16 für T.S.F., T.V.A. und V.R.P. Im Falle von Z.A.C., Z.A.D., Z.U.P. erscheint die Aufnahme in die Nomenklatur weniger überzeugend, weil es sich hierbei um nur im Verwaltungsjargon von Baubehörden geläufige Sigeln handelt. Vielmehr hätte man sie platzsparend nicht nur als Verweis! in den Artikel des Anfangsbuchstabens aufnehmen können, wie es schon seit geraumer Zeit im Besprechungen- Comptes rendus 343 TLF geschieht. In der Tat weisen auch die Artikel der Anfangsbuchstaben U, V, W wieder zahlreiche Sigeln und ihre Erklärungen auf. Eine andere Frage ist natürlich, ob der gelegentliche Benutzer des TLF solche Sigeln bzw. ihre Auflösung im Artikel des jeweiligen Anfangsbuchstabens vermutet. Auch wenn sich im Rahmen einer Rezension die eingehendere Beschäftigung mit dem Lehngut aus anderen Sprachen verbietet, so soll hier doch zumindest auf die in Band 16 aufgeführten Entlehnungen aus dem Deutschen bzw. den Dialekten des deutschen Sprachgebietes hingewiesen werden. Wenn wir einmal von den Xenismen absehen (thaler, uhlan, V 1/ V 2, vehme, wergeld, zeppelin), zeigt sich, daß auch die in Band 16 behandelten Lehnwörter deutschen Ursprungs die Charakteristika aufweisen, die gewöhnlich das deutsche Lehngut im Französischen auszeichnen. So stammen auch in Band 16 wieder einige Wörter aus der deutschen Schweiz (traban, vorort) oder aus dem Elsaß (traminer, turne? ). Nur in wenigen Fällen sind die deutschen Wörter in den gemeinsprachlichen Wortschatz eingedrungen (trinquer, valse). Ansonsten gehören sie dem Fachvokabular bestimmter technischer oder wissenschaftlicher Fachgebiete an, wie etwa dem Bergbau, der Geologie, Mineralogie, Chemie, Philosophie: teleologie, tellure, tellurisme, thalweg, theodicee, titane, trias, trommel, umlaut, velaire, veronal, volkameria, weber, weltanschauung, wernerite, wertherien, wolfram, würmien, zinc, zinckenite, zinnia. Im Gegensatz zum Hauptteil der Artikel mit seiner Analyse des synchronen Wortgebrauchs ist die diachrone Rubrik Etymologie et Histoire eher für Spezialisten bestimmt, d. h. für Sprachhistoriker und sprachgeschichtlich Interessierte. Der erste Teil, der die Erstdatierungen der semantischen Wortgeschichte zusammenstellt, ist auch und gerade für die wortgeschichtliche Forschung von Bedeutung, weil hier die Belege mit ihrer genauen Quellenangabe gegeben werden. Zudem spiegeln diese Angaben den aktuellen Forschungsstand wider, da der TLF hierzu neben der Auswertung der neuesten lexikologischen Fachliteratur auch auf die Materialsammlungen der verschiedenen Organe des INaLF zurückgreifen konnte. Der zweite Teil der Rubrik, der der Entstehung des Wortes oder aber speziell seiner etymologischen Herkunft gewidmet ist, stützt sich bei seinen Angaben zur Etymologie in der Regel auf die bekannten Autoritäten und bringt von daher wenig Neues. Es kann wohl auch nicht anders sein, weil die eingehende Diskussion der immer noch zahlreichen Problemfälle der französischen Etymologie der Einzelforschung vorbehalten bleiben muß. Von daher verzichten auch wir darauf, hier auf einzelne etymologische Probleme näher einzugehen. Wir beschränken uns auf ein paar Anmerkungen zum zweiten Teil der Rubrik Etym. et Hist. Zur Herkunft von tirer heißt es einerseits «mot d'orig. tres discutee», andererseits wird nur Wartburgs Erklärung aus afr. martirier kurz referiert, die in ähnlicher Form auch schon von G. D. Serra (in Dacor 5 : 437 ss.) vorgeschlagen worden ist. Nicht weniger erwägenswert erscheint H. Meiers Versuch, TIRARE als eine vereinfachende Umformung von TRAHERE im Sprechlatein zu interpretieren; leider wird Meiers Beitrag nur in der bibliographischen Rubrik erwähnt. Wenn der TLF zur Herkunft von veau schreibt «du lat. dass. *vitellus 'petit veau' moins usuel que vitulus 'veau'», so ist daran mehr als nur die Angabe «lat. dass.» unzutreffend. Auch der Asterisk ist überflüssig, da VITELLUS schon in Plautus' Asinaria belegt ist. Schließlich kann sich die Feststellung zum Gebrauch von VITELLUS nur auf die lateinische Schriftbzw. Literatursprache beziehen. Die Angabe «du lat. class.» findet sich fälschlicherweise auch in einigen anderen Fällen, so etwa s. tronc «du lat. class. truncus» (weiterhin entsprechend s. toit, veille, veiller, verger, voix). Auch wenn die fraglichen Wörter in klassischlateinischen Texten belegt sind aber keineswegs ausschließlich-, so handelt es sich natürlich nicht um spezifisch klassisches Wortgut, das allein die Bezeichnung «lat. class. » rechtfertigen könnte. Die erbwörtlich entwickelten Wortformen weisen tronc, toit etc. als zu dem lateinischen Wortgut gehörig aus, das in jedem Falle über das Sprechlatein in die romanischen Sprachen gelangt ist. 344 Besprechungen - Comptes rendus Darauf, daß im etymologischen Teil der Rubrik Etym. et Hist. bei der Bezeichnung der verschiedenen Erscheinungsformen des Lateinischen eine terminologische Vielfalt herrscht, wurde schon bei anderer Gelegenheit hingewiesen. Dies gilt auch noch für den Band 16. So werden auch hier noch gleichwertig «lat. pop. » und «lat. vulg. » verwendet. Nebeneinander werden auch «latin tardif» (etwa s. termite, toison, tonne, trigle) und «bas latin » (etwa s. theorie 1 , tinter, trier, vaisseau) für das Spätlatein gebraucht. Daneben findet auch die Bezeichnung «latin d'epoque imperiale» (etwa s. tension, tepide, tiede, theoreme) Verwendung, die «lat. dass. » und «bas lat./ lat. tardif » zusammen abdeckt. Daß die Quantitätsangaben auf den lateinischen Etyma unsystematisch gebraucht werden, wurde schon in früheren Rezensionen des TLF erwähnt. Diese Inkonsequenz läßt sich auch noch in Band 16 feststellen. So heißt es wohl s. tondre «du lat. vulg. *tondere, dass. tondere», s. tordre dagegen «du lat. pop. *torcere, du class. torquere», obwohl wir es hier mit dem gleichen Konjugationswechsel zu tun haben; s. vouloir «du lat. vulg. *volere», dagegen s. valoir «du lat. valere». Nicht einzusehen ist ferner, daß die Quantitäten bei gelehrten Entlehnungen gesetzt werden (etwa s. vehicule «empr. au lat. dass. vehzculum), während sie bei erbwörtlich entwickelten Wortformen, wo sie zur Erklärung der Lautentwicklung beitragen könnten, fehlen (etwa s. tiede «du lat. d'epoque imperiale tepidus», s. voie «du lat. via»). Auch hätte die Kennzeichnung der Zugehörigkeit zur dritten Konjugationsklasse in Fällen wie TENDERE, VENDERE, VINCERE sicher dazu beigetragen, die Lautentwicklung zu tendre, vendre, vaincre verständlicher zu machen. Auch in einem anderen Fall können wir unsere schon früher geäußerten Bedenken hier noch einmal wiederholen. Bekanntlich folgen in vielen Artikeln des TLF unmittelbar nach der Rubrik Etym. et Hist. Angaben zur Frequenz der Wörter (Rubrik Freq. abs. fitter./ Freq. rel. Zitter.), die sich auf die Materialsammlung des TLF stützen. Diese an sich interessanten Angaben erweisen sich immer dann als unbrauchbar, wenn wir es mit Homonymen bzw. speziell Homographen zu tun haben. Da bei der maschinellen Auswertung des Korpus eine Unterscheidung homographischer Termini offensichtlich nicht möglich war, liefert der TLF in diesen Fällen nur kumulative, nicht nach Einzelwörtern differenzierte Daten, womit diese an Aussagewert verlieren. Hierher gehören terme, testament, theorie, tissu, toise, tour, tourbe, tout, trafic, traite, tranche, treillis, tisser, van, vol, voler, y mit entweder zwei oder drei Artikeln, wobei sich die statistischen Angaben jeweils im letzten Artikel finden. Schließlich sollen noch einige kleinere Mängel und Druckfehler erwähnt werden, die uns bei der Durchsicht des Bandes 16 aufgefallen sind. Während tirant, volant 112 , voyant die Rubrik Etym. et Hist. aufweisen, fehlt diese dem Artikel vivant. Die entsprechenden Angaben finden sich vielmehr s. vivre; ein Hinweis darauf wäre unter diesen Umständen angezeigt gewesen. Ferner sind folgende Korrekturen vorzunehmen: s. tellurisme (Etym./ Hist.) lies Kieser (statt Kiefer), s. temporiser (EIH) l. ital. temporeggiare, s. tension (EIH) 1. supin de tendere 'tendre', s. tourniole (EIH) 1. de meme orig. que torgnole, s. titi 2 (EIH) 1. reduplication, s. traverser (EIH Ende) 1. transversus, s. tremblement (EIH Ende) 1. des l'a.fr., s. trombe (E! H) 1. Canti carnascialeschi, s. trotter (E! H) I. De l'a.b.frq., s. truquer (BBG.) 1. Die Familie von lat. trüdere, s. urane (E! H) 1. Je chimiste all. (statt angl.), s. user (EIH) 1. usus, part. passe de utor, uti, s. vague 3 (E! H) I. a.scand. vagr, s. vanterne (E! H) ! . vantail, s. virer (BEG.) 1. Virare, s. voisin (E! H) l. vicinus . . . der. du lat. dass. vicus (statt empr. au), s. volcan (E! H) 1. esp. volcdn, relaci6n, s. zezayer 1. substituer le son s [s] au son eh [J] et le son z [z] au son j [3]. Am Ende seiner Postface weist B. Quemada noch einmal ausdrücklich auf den Charakter des TLF als Gemeinschaftswerk hin. In der Tat hat bisher noch an keinem anderen Sprachwörterbuch des Französischen ein so umfangreicher Mitarbeiterstab mitgewirkt. Das Ergebnis dieses kollektiven Einsatzes, der sich über gut dreißig Jahre hingezogen hat, ist schon rein äußerlich beeindruckend. Die Zukunft wird zeigen, ob der TLF die in ihn Besprechungen - Comptes rendus 345 gesetzten Erwartungen erfüllt und zu der Autorität wird, die Quemada für ihn beansprucht. O.Jänicke * MARION CYPIONKA, Französische «Pseudoanglizismen». Lehnformationen zwischen Entlehnung, Wortbildung, Form- und Bedeutungswandel, Tübingen 1994, 288 p. In ihrer Dissertation beschäftigt sich Marion Cypionka mit Bildungen, die in der Literatur im allgemeinen als Pseudoanglizismen oder Scheinentlehnungen bezeichnet werden. Die Verf. bevorzugt den Terminus Lehnformationen, da er im Gegensatz zu Scheinentlehnungen «positiv festlegt, was gemeint ist: Der Bestandteil Lehnverweist darauf, daß Entlehnung stattfindet; das Element -formation soll deutlich machen, daß darüber hinaus lexematische, semantische, morphologische oder graphisch-phonetische Prozesse eine Rolle spielen» (7s.). Am Terminus «Pseudoanglizismus» kritisiert die Verf., daß er «für eine diachronische Betrachtung ...irreführend [ist], da er ... suggeriert, es habe nur vermeintlich eine Entlehnung (aus dem Englischen ) stattgefunden. Das Ergebnis des historischen Vorgangs einer ,Lehnformatio11> soll deshalb hier ... ebenfalls als ,Lehnformation> bezeichnet werden» (8). Verkaufspolitische Überlegungen sind wahrscheinlich der Grund dafür, daß im Haupttitel trotzdem der bekannte Terminus Pseudoanglizismus zu finden ist, Lehnformation dagegen, anders als in der an der Universität Düsseldorf eingereichten Fassung, nur im Untertitel auftaucht. In der synchronisch und diachronisch ausgerichteten Untersuchung geht es der Verf. darum, die Lehnformation abzugrenzen gegenüber den anderen Typen der Wortschatzerweiterung. Nach Cypionka handelt es sich bei der Lehnformation nicht um ein eigenstän- Verfahren der Wortschatzerweiterung, vielmehr ist sie zwischen Wortbildung und Entlehnung anzusiedeln: «Zwar übernehmen die Sprecher Elemente aus einer anderen Sprache und vollziehen damit einen Vorgang, der sich als Entlehnung erfassen läßt. Sie bringen die Einzelbestandteile aber in eine bis dahin unbekannte Verbindung, und insofern ist der Vorgang zum Bereich der Wortbildung zu zählen. Die Neuprägung wird dann nicht im Kontext der Spendersprache, sondern im Kontext der Empfängersprache erstmalig realisiert, womit wiederum ein Bezug zur Entlehnung gegeben ist» ( 111). Zentral ist für die Verf. die Differenzierung von Lehnformation und Adaptation: «Als Lehnformation kann aber nicht das betrachtet werden, was immer oder häufig im Zusammenhang mit einer Entlehnung geschieht und sich im Rahmen gängiger Lehntheorien erklären läßt. Als Merkmale der Lehnformation kommen nur solche Ersetzungen in Betracht, die weder zwangsläufige noch typische Assimilationen an empfängersprachliche Strukturen darstellen. Es müssen innovative Ersetzungen sein, die zu einer neuen Form-Inhalt-Relation führen» Innerfranzösische Weiterentwicklungen, die unabhängig vom Englischen ablaufen, werden von Cypionka nicht als Lehnformationen klassifiziert. Ihr Ziel ist es, eine allgemeine Typologie der Lehnformationen zu erstellen. Sie orientiert sich dabei am in der Forschung bestehenden «Minimalkonsens», nach dem zwei Hauptkategorien unterschieden werden, «nämlich die Ableitungen und Zusammensetzungen mit Lehnelementen einerseits und die vom fremden Sprachgebrauch abweichenden Verwendungsweisen semantischer, morphologischer und lexematischer Art andererseits» Von großer Bedeutung für den Argumentationsgang der Verf. ist dabei ihre These, inhaltliche oder formale Veränderungen beim Transfer vom Englischen ins Französische stattfinden können. Akzeptiert man diese These, die, wie Cypionka selbst einräumt, umstritten ist, nicht bzw. sieht sie als Erklärungsmöglichkeit, auf die man nur im Notfall, bei Versagen anderer Erklärungsmodelle, zurückgreifen sollte, wird man ihrer Argumen-