eJournals Vox Romanica 55/1

Vox Romanica
vox
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2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1996
551 Kristol De Stefani

WALTRAUD WEIDENBUSCH, Funktionen der Präfigierung. Präpositionale Elemente in der Wortbildung des Französischen, Tübingen (Niemeyer) 1993, X + 256p. (Beih.ZRPh. 247)

121
1996
Yvonne  Stork
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350 Besprechungen - Comptes rendus sehe Standardwerke; die Wörterbücher, die sie in den Fallstudien zur Situation in der Spendersprache Englisch anführt, sind das Oxford English Dictionary und Webster's Third (mitsamt den Addenda). Für die französischen Erstbelege folgt sie den Quellenangaben, die Höfler, Rey-Debove/ Gagnon und die anderen Sekundärquellen machen. Ein Beispiel, an dem deutlich wird, daß die Einbeziehung der relativen Chronologie problematisch ist, ist auto-coat. Der Erstbeleg für französisch auto-coat stammt aus einer Nummer der Zeitung L'Aurore aus dem Jahr 1957, zusätzlich wird ein Ergänzungsbeleg aus dem Jahr 1960 angegeben, der Daninos' Un certain Monsieur Blot entnommen ist. Aus der Tatsache, daß car(-)coat im OED auf 1965 datiert wird (der Plural car coats ist allerdings bereits für 1963 belegt) und im WDE erst in den Addenda erscheint, zieht Cypionka folgenden Schluß: «Nach der relativen Chronologie der Belege ist eher eine Neuprägung aus auto und coat als die von Spence 1987 in Betracht gezogene Entlehnung des englischen car(-)coat mit Teilsubstitution beim Transfer ins Französische anzunehmen.Auto(-)coat ist im Französischen bereits einige Jahre früher belegt als car(-)coat im Englischen ...» (13 7). Acht bzw., wenn man den Plural einbezieht, sechs Jahre Differenz sind zu wenig, als daß man die relative Chronologie der Belege als Argument ins Feld führen könnte, gerade wenn man die hinlänglich bekannte Vorläufigkeit historischer Angaben in lexikographischen Quellen bedenkt. Zudem wertet die Verf. für das Französische wesentlich mehr Quellen aus als für das Englische.Das hängt mit ihrer Fragestellung zusammen und ist völlig legitim, nur ist es der Vergleichbarkeit hinsichtlich der Erstbelege nicht förderlich. Abgesehen von den genannten kleineren Einschränkungen ist die Argumentation der Verf. sowohl in den terminologischen Klärungen als auch bei der Vorstellung der Forschungsliteratur, den Fallstudien und der Präsentation der Typologie klar, präzise und differenziert. Cypionka führt den Leser geschickt durch ihre Analyse. Sie erliegt nicht der Versuchung, möglichst viele Bildungen unter ihre Kategorie «Lehnformation» zu rubrizieren und weist zu Recht darauf hin, daß in einzelnen Fällen eine endgültige Entscheidung, ob es sich um eine Lehnformation handelt oder nicht, unmöglich ist. Positiv wirkt sich auch aus, daß sie die einzelnen Bildungen nicht isoliert betrachtet. So erwähnt sie etwa bei mailing, daß «die Suffigierung mit -ing sich harmonisch in eine Gruppe französischer Anglizismen aus der Wirtschaftsterminologie einfügt» (2 02). Ihre Argumentation zu camping untermauert sie dadurch, daß «das metonymische Muster Handlung/ Ort der Handlung im Französischen geläufig ist» (185). Trotz der von der Verf. sehr genau nachgezeichneten äußerst speziellen, komplexen und zum Teil verschlungenen Wortgeschichten gelingt es ihr, eine überzeugende Typologie zu erstellen; sie verhindert so eine Zersplitterung in viele einzelne Wortentwicklungen. Yvonne Stork * WALTRAUD WEIDENBUSCH, Funktionen der Präfigierung. Präpositionale Elemente in der Wortbildung des Französischen, Tübingen (Niemeyer ) 1993, x + 2 56p. (Beih.ZRPh. 247) Waltraud Weidenbusch beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit einem Teilbereich der Wortbildung, der Präfigierung. Der Titel des Werkes deutet bereits an, daß es sich um einen inhaltsbezogenen Ansatz handelt. Es geht um Funktionen der Präfigierung; nicht prägung mit englischem Material vorliegen kann, auch wenn im Englischen eine komplexe Form als mögliches Etymon auszumachen ist. Man denke vor allem an im Französischen entstandene Neuprägungen mit dem Bestandteil -man, von denen einige auch im Englischen gebräuchlich sind» (130s.). Besprechungen - Comptes rendus 351 zufällig spricht die Verf. im Titel von Präfigierung und präpositionalen Elementen statt von Präfixen und Präpositionen. Sie will bisherige, formal orientierte Definitionen ablösen durch eine Definition, die am Inhalt ausgerichtet ist. Das Kriterium der Autonomie der Konstituenten bildet laut Verf. keine geeignete Basis für eine Definition der Präfigierung. Vielmehr sollen «die inhaltlichen Verfahren festgestellt werden, die mit dem materiellen Wortbildungstyp der Präfigierung verbunden sind. Dies ist verknüpft mit einer Definition dessen, was als Präfigierung und Präfix zu bezeichnen ist, die auf der Art der Bedeutung der Präfixe beruht und die bisherige Definitionsversuche, die sich auf die Autonomie der Morpheme stützen, ersetzen soll» (1). Die Betonung der Inhaltsseite zeigt sich ebenfalls bei Weidenbuschs Definition des präpositionalen Elements. Sie spricht auch dann von einem präpositionalen Element, wenn ein Element materiell gar keiner Präposition entspricht. Sie schließt sich Pottier an, der «von einer inhaltlichen Identität zwischen Präpositionen und präpositionalen Elementen ausgeht» (45). Das gilt auch bei materieller Divergenz von Präposition und präpositionalen Elementen. Laut Verf. haben die präpositionalen Elemente zwei Funktionen. Zum einen fungieren sie als Wortbildungsmittel und dienen der Modifizierung; in diesem Falle spricht Weidenbusch von präpositionalen Präfixen. Zum anderen können die präpositionalen Elemente aber auch ein Teil der Basis sein, die durch Entwicklung grammatikalisiert wird; dann spricht die Verf. von «präpositionalen Wortkomponenten». Parasynthetika wie atterrir und Zusammenrückungen wie apres-midi werden von ihr als Entwicklungen behandelt. Die Termini Entwicklung und Modifizierung übernimmt Weidenbusch von Coseriu. Den Terminus «Präfix» verwendet sie in einem eingeschränkteren Sinn als üblich; was in der Literatur im allgemeinen als präpositionales Präfix bezeichnet wird, nennt Weidenbusch präpositionales Element. Sie macht keinen Hehl daraus, daß die Entscheidung, ob es sich um eine Entwicklung oder eine Modifizierung handelt, in einigen Fällen schwierig ist und nur aufgrund der Kenntnis der Sachen getroffen werden kann. Stärker noch als an Coseriu orientiert sich die Verf. an Lang, der in seinen Arbeiten zur Wortbildung die Ansätze Coserius und Pottiers aufgreift und verbindet. Von Pottier übernimmt er zum einen die bereits erwähnte These, daß Präpositionen und präpositionale Elemente auf der System-Ebene bedeutungsgleich sind. Weiterhin stützt er sich auf Pottier, indem er das Verhältnis zweier Vorstellungsinhalte A und B als Einteilungskriterium für die Einordnung in Wortbildungstypen heranzieht. Laut Lang gilt: «Präpositionen sind alle diejenigen Morpheme einer Sprache, die über eine rein instrumentelle, innerhalb des Instrumentellen über eine rein relationelle und innerhalb des Relationellen über eine ... rein situierende Bedeutung verfügen, die es erlaubt, einen Vorstellungsinhalt 'A' in bezug auf einen Vorstellungsinhalt 'B' zu situieren» (zit. nach Weidenbusch, p.46). Diese Definition ist auch für den Ansatz von Weidenbusch zentral. Die Funktion der Präpositionen ist also eine Situierung von A gegenüber einem B, wobei die Präpositionen mit B eine engere Verbindung eingehen als mit A. In Anlehnung an Lang und Pottier klassifiziert sie die Bedeutungen nach den Anwendungsfeldern «lokal», «temporal» und «begrifflich». Weidenbusch geht wie Lang davon aus, daß Präpositionen auf der Systemebene eine einheitliche Bedeutung haben. Auch was die Untergliederung der beiden Wortbildungstypen Entwicklung und Modifizierung betrifft, lehnt sich die Verf. eng an Lang an. Innerhalb der verschiedenen Wortbildungstypen unterscheidet sie sieben (unterschiedlich produktive) Wortbildungsverfahren, vier bei der Entwicklung und drei bei der Modifizierung. Innerhalb des Wortbildungstyps der Entwicklung differenziert sie zwischen den inhaltlichen Ausrichtungen der Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv, der Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Adjektiv, der Entwicklung von Adjektiven aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv und der Entwicklung von Substantiven aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv. Das Verfahren, das bei der Modifizierung mit präpositionalen Elementen zugrundeliegt, bezeichnet Wei- 352 Besprechungen - Comptes rendus denbusch als Situierung; zu unterscheiden sind die Situierung von Substantiven, die Situierung von Adjektiven und die Situierung von Verben. Natürlich finden sich nicht alle sieben Verfahren bei jedem präpositionalen Element; einige präpositionale Elemente werden sogar nur in einem Verfahren verwendet. So tritt apreslediglich als präpositionales Element in Entwicklungen von Substantiven (z.B. apres-midi) auf. Auf die theoretischen Ausführungen Weidenbuschs folgt ein umfassender Analyseteil. Dem inhaltsbetonten Ansatz entsprechend werden die einzelnen erbwörtlichen und gelehrten präpositionalen Elemente nicht in alphabetischer Reihenfolge analysiert, sondern sie werden nach den Sprachbedeutungen der Präpositionen, denen sie entsprechen, gruppiert. Weidenbusch kommt so zu folgender Unterteilung: Sie analysiert a-, en-, de-, e- und gelehrte Varianten; entre- und inter-; contre- und anti-; avant-, apres- und gelehrte Varianten; avec-, sans- und gelehrte Varianten; sur-, saus- und gelehrte Varianten; trans-; ultrasowie das intensivierende Präfix archi-. Zunächst erfolgt ein Vergleich aller der präpositionalen Elemente, die eine gemeinsame Sprachbedeutung aufweisen bzw. deren Sprachbedeutungen in antonymischer Opposition zueinander stehen. Im Anschluß daran erfolgt eine Einzelanalyse der präpositionalen Elemente, die zusammen eine Gruppe bilden. Sie gibt v.a. Aufschluß über Wortbildungsbedeutungen (systematische Bedeutungen), Wortschatzbedeutungen (realisierte Bedeutungen), Wortbildungstypen, Wortbildungsverfahren, Anwendungsfelder und Wortschatzbedeutungsgruppen (eine Wortschatzbedeutungsgruppe umfaßt «die Bildungen, die zu der Wortbildungsbedeutung eine bei einer Gruppe von Bildungen auftretende Bedeutung besitzen» [23]). Zudem informiert Weidenbusch über morphologische Varianten, Produktivität, Sprachstile und -niveaus sowie die Unterschiede von Fach- und Allgemeinsprache. Anders als Coseriu beschränkt sich die Verf. also nicht auf eine funktionelle Sprache. Den Abschluß bildet eine Liste von Belegen, die überwiegend aus dem Grand Larousse de la langue fram.;aise stammen. Die Belege werden nach verschiedenen Gesichtspunkten gruppiert. Das oberste Gliederungskriterium ist die Einteilung in die Wortbildungstypen Entwicklung und Modifizierung, diese werden jeweils weiter unterteilt nach den entsprechenden Wortbildungsverfahren, die ihrerseits wiederum untergliedert werden in Wortschatzbedeutungsgruppen. Nicht mehr motivierte Bildungen, von der Verf. als ldiomatisierungen bezeichnet (z.B. recevoir und decevoir), werden nicht in die Untersuchung aufgenommen, wohl aber Bildungen, die zwar motiviert sind, deren Wortschatzbedeutung aber nicht völlig mit der Wortbildungsbedeutung übereinstimmt, wie etwa deborder (Weidenbusch spricht in diesem Fall von Lexikalisierungen). Bei einigen Elementen ist die Entscheidung, ob sie in der Untersuchung zu berücksichtigen sind oder nicht, problematisch; zu eetwa schreibt die Verf.: «Wegen seiner Defektivität im heutigen System es existiert keine formal gleiche Präposition, die Einheitlichkeit der Bedeutung ist durch den Zerfall in Wortschatzbedeutungsgruppen nicht mehr gegeben ist eine Einordnung in ein Wortbildungsverfahren auf französischer Grundlage schwierig» (110). Beispielhaft stelle ich die Analyse von a-, en-, de-, e- und den gelehrten Varianten extra- und intravor. Weidenbusch beginnt diese Analyse mit der Beschreibung der Präpositionen a, en und de. A und en behandelt sie im Unterschied zu Pottier und Lang zusammen, da ihnen bei der dynamischen Variante die Richtung der Bewegung von A nach B gemeinsam ist. Der auf der Systemebene anzusiedelnde - Unterschied zwischen a und en liegt darin, daß B bei a eine einfache Grenze, bei en dagegen ausgedehnt bzw. ein Gegenstand mit zwei Grenzen ist. De und a stehen auf der Systemebene in Opposition zueinander, da de das Entfernen von einer einfachen Grenze beinhaltet. Weidenbusch stellt fest, daß der Bedeutungsunterschied zwischen a und en bei den Verbalisierungen präpositionaler Fügungen mit Substantiv erhalten bleibt: «A impliziert eine Annäherung, en ein Hineinversetzen, beide sowohl im lokalen als auch im begrifflichen Anwendungsfeld» (107), man vergleiche etwa alunir mit encaserner. Dagegen wird bei den Verbalisierungen präpositio- Besprechungen - Comptes rendus 353 naler Fügungen mit Adjektiv, die der Wortschatzbedeutungsgruppe 'rendre' zugeordnet werden können, der systematische Bedeutungsunterschied neutralisiert, wie man an der Gegenüberstellung von adoucir und embellir sieht. Am Beispiel des präpositionalen Elementes amöchte ich exemplarisch aufzeigen, wie fein verästelt die Untergliederungen der Verf. sind. Die oberste Unterteilung ist natürlich diejenige zwischen den beiden Wortbildungstypen Entwicklung und Modifizierung, wobei im Fall von adie Belege für den Typ der Entwicklung bei weitem überwiegen. Dann werden die verschiedenen Verfahren unterschieden; bei a-, das vor allem in verbalen Wortbildungsprodukten zu finden ist, sind von den sieben bereits erwähnten Verfahren folgende belegt: Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv, Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Adjektiv, Entwicklung von Substantiven aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv sowie Modifizierung von Verben. Seltsam ist allerdings, daß die Verf. zusätzlich drei Belege für «Entwicklung von Substantiven aus präpositionalen Fügungen mit Verb» anführt, obwohl sie bei ihrer Auflistung der Verfahren diese Kategorie gar nicht als eigenes Verfahren erwähnt. Innerhalb des Verfahrens der Entwicklung wird weiter unterschieden nach der Rolle der beiden Vorstellungsinhalte A und B. Es ist entscheidend, «als was das im Wortbildungsprodukt erscheinende Substantiv in bezug auf das präpositionale Element zu interpretieren ist, als das Situierte (A) oder das, in bezug worauf situiert wird (B)» (67). Bei der Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv gibt es etwa die Möglichkeiten «Substantiv = B» (z.B. aborder), «A = B» (z.B. [s']affronter), «Substantiv = A oder B» (z.B. [s']apaiser) und «Substantiv = A» (z.B. adosser). In einem weiteren Schritt differenziert Weidenbusch zwischen lokaler, temporaler und begrifflicher Situierung. Die unterste Auffächerung ist die in verschiedene Wortschatzbedeutungsgruppen. Bei den Entwicklungen von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv unterscheidet die Verf. etwa bei den Bildungen, für die gilt «Substantiv = B» und deren Situierung eine begriffliche ist, die Wortschatzbedeutungsgruppen 'reunir en' (z.B. accoupler, aligner), 'rendre' (z.B. abrutir) und 'habituer a' (z.B. acclimater). Manchmal entspricht einer Situierungsart genau eine Wortschatzbedeutungsgruppe. Bei dem präpositionalen Element agilt Zo B. für die Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Adjektiv durchweg, daß die Situierung eine begriffliche ist und ihr die Wortschatzbedeutungsgruppe 'rendre' entspricht (z.B. adoucir, appauvrir). Die Bildungen, die nicht weiter in Wortschatzbedeutungsgruppen unterteilbar sind, werden gesondert aufgeführt (z.B. aboutir, accrocher). In ihren Analysen berücksichtigt die Verf. mehrfach auch die Diachronie. Sie bezieht das Lateinische z.B. bei dem präpositionalen Elementeein, das formal, im Unterschied zu a-, en- und de-, keiner französischen Präposition entspricht: «Das verbindende [sie! ] zwischene- und de- . . . liegt im Lateinischen, wo eine Opposition auf Systemebene ... zwischen DE und EX bestand und wo in dem gemeinsamen Zug des Entfernens die Ursache für die sich überschneidenden Wortschatzbedeutungsgruppen der Wortbildungsprodukte mit deunde- 'priver de', 'rendre' und 'intensification' zu suchen ist» (109). Allerdings trennt Weidenbusch meiner Meinung nach nicht immer sauber genug zwischen Synchronie und Diachronie, etwa wenn sie schreibt, daß «die lateinische Präposition IN . 0. nicht als vollkommen in das französische Wortbildungssystem integriert betrachtet werden [kann]» (111), oder wenn sie über das Französische sagt, daß es neben den Wortbildungsprodukten mit a- «einige wenige Wörter [gibt], die mit dem lateinischen Präfix ADbeginnen» (113). Insgesamt ist die Argumentation der Verf. allerdings umsichtig und nuanciert. Ihre Bedeutungsanalysen sind geradezu filigran; allerdings ist es für den Leser wegen der Fülle an Termini für verschiedene Aspekte der Bedeutung (Wortschatzbedeutungsgruppe, Redebedeutungsvariante, Wortbildungsbedeutung, Wortschatzbedeutung, Redebedeutungstyp, Redebedeutungsklasse nicht immer leicht, den Durchblick zu bewahren. Weidenbusch bezieht Gegebenheiten auf der System-, der Norm- und der Redeebene ein 354 Besprechungen - Comptes rendus und ist stets bemüht, zwischen den verschiedenen Ebenen zu differenzieren (dabei verhehlt sie nicht, daß die Unterscheidung von systematischer Bedeutung und von Redebedeutungstypen mitunter, z.B. bei contre, extrem schwierig ist). Sie stellt etwa fest, daß «[d]ie Grenzüberschreitung bei sur und sous ... nicht in gleicher Weise konstitutiv [ist] wie bei extrabzw. hors (de) oder ultrabzw. au-dela de. Sie hängt bei sur vom Standpunkt des Beobachters ab und ist in der Rede durch den Kontext gegeben» (196). Bezüglich der präpositionalen Elemente a-, de- und enkommt sie zu dem Ergebnis, daß zwar auf der Systemebene der Präpositionen eine Opposition zwischen a und de besteht, daß jedoch nur wenige Wortbildungen diese Opposition widerspiegeln und es wesentlich mehr Belege gibt, in denen en und deein Oppositionspaar bilden. An diesem Beispiel kann man auch erkennen, daß die Verf. stets genau abklopft, bis zu welchem Grad sich die Verhältnisse bei den Präpositionen und bei den Wortbildungen entsprechen. Nur sehr selten verhakt sich die Verf. ein wenig. Während sie auf p.236s. feststellt, daß archiquantifiziert, ohne zu qualifizieren und die Qualifikation erst durch die Basis oder den Kontext erfolgt, sagt sie wenig später, daß im Bereich des politischen Wortschatzes auch Bildungen mit archizu finden seien, da archi- «eine Affinität zu negativen Basen bzw. Kontexten» (238) besitze. In den großen Linien lehnt sich die Verf. sehr nah an Coseriu, Pottier und Lang an. Doch mitunter löst sie sich auch von ihnen. So benennt sie bei der Modifizierung Coserius Verfahren der Partialisierung um in Situierung, und während Coseriu die Partialisierung dem Verfahren der Quantifizierung unterordnet, stellt Weidenbusch die beiden Verfahren der Situierung und der Quantifizierung nebeneinander. Auch in Einzelinterpretationen wählt sie z.T. eine andere Lösung als die genannten Autoren, etwa wenn sie, wie gesehen, a und en im Unterschied zu Pottier und Lang zusammen behandelt. Zudem kommt sie dadurch, daß sie sich nicht auf Coserius funktionelle Sprache beschränkt, zu interessanten Ergebnissen beispielsweise im Hinblick auf die Unterschiede von Fach- und Allgemeinsprache. Insgesamt zeigt sich, daß ein inhaltsbezogener Ansatz für die Erfassung des Phänomens der Präfigierung sehr aufschlußreich ist. Yvonne Stark * GEORGES KLEIBER, Anaphores et pronoms, Louvain-la-Neuve (Duculot) 1994, 229 p. ( Champs linguistiques) Der vorliegende Band der von Dominique Willems und Marc Wilmet herausgegebenen Reihe Champs linguistiques sollte ursprünglich wohl einen Untertitel tragen: «Etudes de pragma-semantique referentielle» der Untertitel ist sowohl auf der Klappe als auch auf der Innentitelei entfallen, aber «leider» ist ein Verweis im Inneren des Buches (11) stehen geblieben. Wir haben es hier wohl mit einem Manöver des Verlags im letzten Moment zu tun, das verschleiern soll, daß es sich nicht um eine Monographie, sondern um eine Aufsatzsammlung handelt. Derartige Taktiken hat Kleiber nun aber wahrlich nicht nötig: eine Aufsatzsammlung aus seiner Feder ist allemal lesenswert; und wenn sie, wie die hier vorgelegte, von einer geradezu außerordentlichen Homogenität ist, tut man dem Verfasser unwiderruflich Unrecht. Dabei hat Kleiber nicht einmal versucht, die verschiedenen Texte zu glätten und aufeinander abzustimmen; außer einer Zusammenfassung der Literaturverweise am Schluß und einer formalen Vereinheitlichung hat er seine ursprünglichen Texte nicht weiter modifiziert und so den dokumentarischen Charakter für die Entwicklung seiner Gedanken bewahrt (10). Der Band kreist um drei eng miteinander verflochtene Themen: das Problem der Anapher im allgemeinen, das Personalpronomen il in seinen verschiedenen acceptions und die