eJournals Vox Romanica 55/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1996
551 Kristol De Stefani

JOHN M. LJPSKI, Latin American Spanish, London/New York (Longman) 1994, 426 p.

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V. Noll
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380 Besprechungen - Comptes rendus podemos decir de los continuos llantos y desfallecimientos. Lo que a primera vista, y desde una concepci6n chata de! realismo, podria ser valorado como rasgo extrafto a la sensibilidad moderna, resulta, sin embargo, para Vargas Llosa justamente uno de los aspectos mas significativos con los que la novela propone su propia realidad, con los que consigue convencer al lector «de su realidad por su coherencia interna y su verosimilitud y no por su subordinaci6n al mundo real» (298). C. Herndndez Sacristdn * JOHN M. LJPSKI, Latin American Spanish, London/ New York (Longman) 1994, 426 p. Die vorliegende Arbeit bietet eine als Handbuch konzipierte geschichtlich-dialektologische Übersicht über das amerikanische Spanisch in zwei Teilen. Der erste Teil behandelt die Herausbildung des amerikanischen Spanisch im Hinblick auf Versuche zur Einteilung hispanoamerikanischer Dialektzonen (3-33), das europäischspanische Erbe (34-62), indianische (63-92) und afrikanische Einflüsse (93-135) sowie soziale Varietäten (136-150). Der zweite Teil, der den Schwerpunkt der Arbeit bildet, präsentiert nach kurzer Einführung in die dialektologische Forschung zum amerikanischen Spanisch (153-61) eine nach Einzelstaaten konzipierte Charakterisierung der Sprachgebiete (162-353), die sich jeweils in eine geschichtliche Einführung mit anschließender Beschreibung der phonetischen, morphosyntaktischen und lexikalischen Besonderheiten gliedert. Im Anhang befindet sich ein umfangreiches Literaturverzeichnis, das sich vorwiegend an das hispano- und anglophone Publikum wendet (354-418). Im Aufbau seiner Arbeit folgt Lipski dem von KuBARTH (1987) 1 und FONTANELLA DE WEINBERG (1993) 2 gesteckten Rahmen. Latin American Spanish ist neben der streckenweise sehr summarischen Arbeit von CoTToN/ SHARP 3 die einzige Gesamtübersicht über das amerikanische Spanisch in englischer Sprache. Bei der Behandlung der Thesen zur Einteilung hispanoamerikanischer Dialektzonen konzentriert sich Lipski im Gegensatz zu Kubarth und Fontanella de Weinberg nicht vordringlich auf die historische Erklärung bestehender Klassifizierungen, sondern auf die Darstellung sprachlich relevanter Markmale. In der Einschätzung einer europäischen Grundlage zur Herausbildung des amerikanischen Spanisch erweist sich Lipskis Vorgehen als problematisch, wenn er yeismo, Velarisierung von finalem / n/ , seseo und Reduktion von / x/ zu [h] (42-44) als «independent developments in Andalusian and Latin American Spanish» (42) einstuft. Dies steht im Gegensatz zu den bekannten chronologisch konsekutiven Belegen der Entwicklungen in Spanien und Amerika 4. Die hier wie auch in anderen Publikationen oft pauschal verstandene Beschränkung auf «Andalusisch» ist im übrigen nicht zu rechtfertigen, da sich bereits M. L. WAGNER als namentlicher Begründer der sogenannten andalucismo-Theorie nicht auf Andalusien allein bezieht, sondern vom Südspanischen bzw. der andalusisch-extremeftischen Gruppe spricht 5. Unter Berücksichtigung der Untersuchungen Boyd-Bowmans, 1 H. KuBARTH, Das lateinamerikanische Spanisch. Ein Panorama, München 1987. 2 M. B. FONTANELLA DE WEINBERG, El espafiol de America, Madrid 21993. 3 E. CoTToNI]. SHARP, Spanish in the Americas, Washington 1988. 4 Cf. R. LAPESA, Historia de la lengua espafiola, Madrid 91986. 5 M. L. WAGNER, «Amerikanisch-Spanisch und Vulgärlatein», ZRPh. 40 (1920): 286-312; 385-404, cf. p. 292. Besprechungen - Comptes rendus 381 die eine überwiegend südspanische Besiedlung in der Frühphase der Kolonisierung bestätigen, sowie der Kontinuität der Kontakte zwischen Amerika und dem Mutterland kann ein entsprechender Einfluß auf die Herausbildung des amerikanischen Spanisch insbesondere für die tierras bajas kaum ernsthaft in Zweifel gezogen und noch weniger grundsätzlich ausgeschlossen werden. Darüber hinaus bestehende regional divergierende oder unabhängige Entwicklungen in Amerika stehen dazu in keinem Widerspruch. Die Erfahrung mit Dialekten im allgemeinen zeigt, daß sich bei der Verschiebung von Dialektsprechern die nachgeborene Generation immer dem neuen sprachlichen Umfeld anpaßt. Insofern mußte die zahlenmäßige Überlegenheit südspanischer Siedler gerade in der Frühphase der Kolonisierung entscheidende, potenzierende Auswirkungen haben. Von geringer Bedeutung ist der oft genannte Einfluß des kurzzeitigen Aufenthaltes der Auswanderer in Südspanien in Erwartung der Überfahrt nach Amerika. Aufenthalt und Überfahrt bedingten in erster Linie eine Nivellierung ausgeprägter Dialektmerkmale und die Aufnahme lexikalischer Einheiten. In bezug auf die Eingrenzung eines kanarischen Beitrages (55-61) zur Herausbildung des amerikanischen Spanisch unterstreicht Lipski die ungeklärte Forschungslage. Es wäre ergänzend anzumerken, daß die Kanarischen Inseln, die erst ab 1483 von Spanien besiedelt wurden, in der Frühphase der Kolonisierung Amerikas aufgrund des fehlenden Entwicklungsvorlaufes über keine eigene sprachliche Identität verfügen konnten, die sich von der Hispanität Andalusiens und der Extremadura deutlich abhöbe. Insofern wäre die Funktion des kanarischen Spanisch als sprachliches Bindeglied zwischen Südspanien und den Antillen zunächst in Frage zu stellen und im Hinblick auf eine temporäre Parallelität der Entwicklungen auf den Kanaren und den Antillen zu untersuchen. Im Gegensatz zur Darstellung Lipskis ging die Sprache der kanarischen Guanchen nicht kurz nach der Eroberung der Inseln durch die Spanier unter (55), sondern erst im 17.Jh. In der Diskussion um indianische und afrikanische Einflüsse im amerikanischen Spanisch weist Lipski die in der Literatur immer wieder vertretenen Substrat- und Adstrateinwirkungen außerhalb der Wortentlehnung überzeugend zurück. Interessant sind Lipskis Beispiele für diverse spanisch-indianische Interimsprachen und die Konstrastierung von Phänomenen wie der pleonastischen Doppelung des klitischen Pronomens lo mit grammatikalischen Strukturen in den Indianersprachen. Die in der Diskussion früher indianischer Einflüsse angeführte Bezeichnung semi-creole als «language variety which has ,both creole and non-creole features ...» (66), stammt allerdings nicht von Holm, sondern sie wird schon von SrLVA NETO entsprechend verwandt 6 . Lipskis Darstellung, die brasilianisch-portugiesische Umgangssprache sei möglicherweise als Beispiel für ein Semikreol zu nennen (66), entbehrt in der Lusitanistik einer wirklichen Grundlage. In der Beschreibung afro-hispanischer Beziehungen bringt Lipski interessante Belege für das bozal mit Informationen zu den sprachlichen Enklaven. In der Frage, ob das bozal als Kreol einzustufen sei, kommt Lipski nach kohärenter Diskussion zu dem Schluß: «Much of the evidence adduced in favor of a Latin American bozal creole cannot convincingly resist the alternative analysis of imperfectly learned Spanish ...» (113). Auf eine linguistische Kuriosität besonderer Art stößt der Leser bei der Darstellung der Lebensumstände afrikanischer Sklaven, die sich aufgrund äußerer Gegebenheiten vor allem aus einer männlichen Bevölkerung konstituierten. In Vermeidung der im amerikanischen Geschlechterdiskurs offensichtlich problematischen Verwendung des Wortes women optiert Lipski für die Variante «unavailability of reproductive partners» (102). 6 Cf. S. DA S1LvA NETo, [ 1 1950]: 48. ao estudo da portuguesa no Brasil, Rio de Janeiro 382 Besprechungen - Comptes rendus Im zweiten Teil der Arbeit verzichtet Lipski im Gegensatz zu Kubarth und Fontanella de Weinberg darauf, die Besonderheiten des amerikanischen Spanisch überregional zuzuordnen. Die ausschließlich nach Einzelstaaten konzipierte Charakterisierung der Sprachgebiete, die aus praktischen Erwägungen zwar sinnvoll sein kann, in dialektologischer Hinsicht aber keine Rechtfertigung findet, erweist sich dadurch als einseitig. Die Konzeption nach Einzelstaaten klammert darüber hinaus die Beschreibung des Spanischen in den USA aus. Ein deutliches Manko des Buches ist der Verzicht auf Kartenmaterial, was die zum Teil sehr spezielle geographische Zuordnung der diskutierten Phänomene erschwert. Die Kapitel zu den Einzelstaaten sind klar strukturiert, zeugen von eingehender Recherche und bieten mit Ausnahme der historischen Einleitungen reiche Literaturhinweise. Das gebotene Material stellt eine wertvolle Ergänzung zu den bekannten Kompendien dar. Latin American Spanish ist ein in jeder Hinsicht solides Übersichtswerk, dessen besonderer Wert in den Kapiteln zu den indianischen und afrikanischen Einflüssen sowie dem ausgezeichneten Literaturverzeichnis liegt. V. Noll *