Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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1996
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Kristol De StefaniEva Salomonski 20. August 1911 - 5. November 1995
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Gerold Hilty
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Eva Salomonski 20. August 1911 - 5. November 1995 Eva Salomonski wurde 1911 als Tochter eines Rabbiners in Frankfurt an der Oder geboren. Den größten Teil ihrer Jugend verbrachte sie jedoch in Berlin, wohin ihr Vater inzwischen berufen worden war. Nach dem Besuch des Gymnasiums und bestandener Reifeprüfung immatrikulierte sie sich an der Universität Berlin für Neuphilologie, Geschichte und Psychologie. Von 1933 bis 1935 studierte sie in Spanien. Während dieses Studienaufenthaltes verschlechterten sich in Deutschland die Lebensbedingungen für die Juden so sehr, daß Eva Salomonski nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehrte, sondern als Flüchtling in die Schweiz kam, um dort weiterzustudieren. Sie fand für längere Zeit gastliche Aufnahme im Hause von Professor Arnald Steiger, dem sie bis zu seinem Tode (1963) dankbar verbunden blieb. Unter seiner Leitung entstand auch die Dissertation Las funciones Eva Salomonski. 20. August 1911 - 5. November 1995 389 formativas del prefijo aestudiadas en el castellano antiguo 1. Im Wintersemester 1937/ 38 promovierte Eva Salomonski in französischer und spanischer Sprache und Literatur. Schon die Dissertation hatte ihre Vertrautheit mit dem Arabischen unter Beweis gestellt. In der Folge widmete sie sich weiteren Studien in Orientalistik, Indogermanistik und Sinologie. Nach vergeblichen Auswanderungsbemühungen entschloß sich Eva Salomonski, in der Schweiz zu bleiben. 1945 erhielt sie die Arbeitsbewilligung und 1956 das Bürgerrecht der Stadt Zürich. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich als hispanistische Mitarbeiterin bei verschiedenen Lexika, Zeitschriften und Zeitungen und schließlich vor allem als Übersetzerin, in enger Zusammenarbeit mit einem erblindeten spanischsprachigen Chemiker. Daneben war sie während vieler Jahre wissenschaftliche Privatassistentin von Professor Arnald Steiger, der sie auch am Institut für Auslandforschung beschäftigte. Auf das Sommersemester 1957 habilitierte sich Eva Salomonski an der Universität Zürich für das Gebiet der iberoromanischen Sprachen und Literaturen. In der Habilitationsschrift untersuchte sie eine altspanische Bibelübersetzung des 13. Jahrhunderts, deren Analyse vor allem auf die beiden Fragen eine Antwort liefern sollte, ob der spanische Text des Alten Testaments eine direkte Übersetzung aus dem Hebräischen oder eine ursprünglich auf der Vulgata basierende Fassung darstelle, die im Hinblick auf den hebräischen Text rezensiert wurde, und ob die untersuchte Version sondersprachliche Züge aufweise, welche als Vorstufen des Judenspanischen gedeutet werden könnten. Wie in der Habilitationsschrift, wußte Eva Salomonski ihre Kenntnisse des Hebräischen und der jüdischen Traditionen auch in einer scharfsinnigen Studie über zwei Figuren des altspanischen Cid-Epos, Rache! und Vidas, fruchtbar zu machen 2 • Diese Studie erschien in jenem Halbband der Vox Romanica, den Eva Salomonski 1956 redigierte, um ihn Arnald Steiger zum sechzigsten Geburtstag zu widmen. Auch sonst verdankt unsere Zeitschrift der Verstorbenen viel: Während 30 Jahren tauchte ihr Name immer wieder in der Vox Romanica auf, für die sie ebenso sorgfältige wie gehaltvolle Rezensionen verfaßte. In zwei Bänden wurde ihr auch ausdrücklich für die Mithilfe bei der Erstellung der Indizesgedankt. Darin erschöpfte sich jedoch ihre Mitarbeit an der Redaktion unserer Zeitschrift nicht. Als Privatassistentin von Arnald Steiger war sie in den vierziger und fünfziger Jahren an der Redaktionsarbeit ganz wesentlich beteiligt. Kurz nachdem Eva Salomonski im Sommersemester 1957 ihre Lehrtätigkeit als Privatdozentin aufgenommen hatte, traf sie mit dem unerwarteten Rücktritt ihres verehrten Lehrers ein schwerer Schlag. Die Philosophische Fakultät I war aller- 1 EvA SALOMONSKI, Las funciones formativas de/ prefijo aestudiadas en el castellano antiguo, Zürich 1944. 2 «Raquel e Vidas», VRom. 15 (1956): 215-30. 390 Gerold Hilty dings froh, daß die neue Privatdozentin einen Teil der Lücke ausfüllen konnte, welche dieser Rücktritt hinterlassen hatte. Da Eva Salomonski das Spanische perfekt beherrschte, war sie dazu prädestiniert, Arnald Steigers Einführungen in die spanische Sprache und die spanische Sprachwissenschaft zu übernehmen. Später bot sie vor allem Vorlesungen zu Spezialproblemen der spanischen Literatur- und Kulturgeschichte an, besonders im Bereich des Mittelalters. Die mit größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit vorbereiteten Lehrveranstaltungen dieser hochintelligenten, eher zurückhaltenden und äußerst bescheidenen Dozentin wurden von einem treuen Kreis von Hispanistikstudenten sehr geschätzt. Auf das Sommersemester 1973 wurde Eva Salomonski zur Titularprofessorin ernannt, im Herbst 1980 trat sie altershalber von ihrer Lehrtätigkeit zurück. Seither lebte sie zurückgezogen, nahm aber weiterhin regen Anteil an der Entwicklung der Zürcher Hispanistik. Oberrieden Gerold Hilty
