eJournals Vox Romanica 58/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1999
581 Kristol De Stefani

Sanda Reinheimer/Liliane Tasmowski, Pratique des langues romanes. Espagnol, français, italien, portugais, roumain, Paris/Montréal (L’Harmattan) 1997, 285p.

121
1999
A.  Gather
vox5810237
C’est toutefois cette richesse même qui, je crois, porte en germe mon insatisfaction de lecteur. Dans sa conclusion, Rebecca Posner formule parfaitement le problème, lorsqu’elle écrit: « . . . this book, in which I am conscious of being able only to skim the surface of the rich linguistic material proffered by the Romance languages . . . » (343). Puisqu’on ne peut pas demander à une seule personne de dominer toute la littérature afférente aux thèmes traités, j’aurais préféré que l’auteur traite moins de thèmes ou donne moins d’illustrations de ces thèmes, mais approfondisse ceux qu’elle aurait retenus. J’ai eu parfois l’impression, à la lecture de son ouvrage, que la qualité a été sacrifiée à la quantité. Ceci dit, je ne voudrais pas suggérer aux lecteurs de ce compte rendu que les aspects problématiques occupent dans le livre une place proportionnellement aussi importante que dans le présent rapport. R. de Dardel H Sanda Reinheimer/ Liliane Tasmowski, Pratique des langues romanes. Espagnol, français, italien, portugais, roumain, Paris/ Montréal (L’Harmattan) 1997, 285p. Die von den beiden Verfasserinnen vorgelegte Pratique des langues romanes ist eine einführende, synchronische und diachronische Aspekte verbindende grammaire comparée der fünf großen romanischen Sprachen, die einen systematischen Überblick über ihre Struktur und ihre im Lateinischen wurzelnden Gemeinsamkeiten, aber auch ihre in unterschiedlichen sprachexternen Voraussetzungen und divergierenden Entwicklungslinien begründete Verschiedenheit gibt. Die von Reinheimer und Tasmowski (hinfort R & T) mit dem Begriff «pratique» offensichtlich darüber hinaus verknüpfte Zielsetzung, einem Leser mit guten Kenntnissen zumindest einer romanischen Sprache (also vor allem des Französischen, das - neben dem Lateinischen als diachronem Bezugspunkt - als synchroner Bezugspunkt und als Metasprache fungiert) echte praktische Fähigkeiten im Sinne einer Erleichterung der «compréhension des idiomes apparentés au sien» (9) zu vermitteln oder gar den Wunsch verwirklichen zu helfen, daß «le globe-trotter romaniste voudra aussi se faire comprendre et comprendre ce qu’on lui dit» (11), scheint dem Rezensenten eine recht abenteuerliche Vorstellung. Dies schmälert aber nicht Wert und Nutzen des Buches - vermag es doch einem sprachwissenschaftlich vorgebildeten Leser einen sehr anschaulichen und, wenngleich elementaren, so doch durchaus differenzierten Überblick über den genetischen und zumindest partiell auch typologischen Zusammenhalt der romanischen Sprachen zu vermitteln. Von vielen der tabellarischen Übersichten sowie dem reichen Fundus an Beispielen wird man zudem in nicht-einzelsprachlich gebundenen linguistischen (nicht: sprachpraktischen 1 ) Einführungskursen profitieren können; und auch derjenige (vor allem nicht-romanistische) Sprachwissenschaftler, der sich einen ersten, aber insgesamt durchaus verläßlichen, Überblick über wichtige Charakteristika (cf. weiter unten zur Vollständigkeit der Informationen) einer oder mehrerer romanischer Sprachen verschaffen möchte, ist sicherlich mit einem Griff zu R & T’s synoptischer Darstellung in keiner Weise schlecht beraten. Zweifellos wären, wenn man sich von der Vorstellung der vermeintlich intendierten, letztlich jedoch obskur bleibenden «pratique» des Buches einmal verabschiedet, teilweise detailliertere linguistische Analysen und über die im wesentlichen rein phänomenologisch orientierten Darstellungen hinausgehende Ansätze zu einer linguistischen Erklärung wünschenswert gewesen. Dennoch fallen die Darstellungen in der Regel - gemessen an der vor- 237 Besprechungen - Comptes rendus 1 Einschließlich solcher praktischer Kurse, in denen es «nur» um die Vermittlung von Lesefähigkeiten in einer zweiten oder dritten romanischen Sprache geht. geblichen Zielsetzung - recht nuanciert und in den Synopsen technischer aus, als man dies aufgrund des Titels des Buches erwarten würde. Auch eine Vielzahl von Fußnoten trägt dazu bei, daß R & T in keiner Weise einen bloßen Schrumpfkörper der Grammatik der fünf großen romanischen Sprachen evozieren. Das erste, einleitende Kapitel («Introduction», 7-27) beginnt mit einer knappen Darlegung der mit dem Buch verfolgten Ziele, verleiht dem Begriff der romanischen Sprache Gehalt und skizziert die Hauptkriterien einer Einteilung der (alten) Romania in Ost- und Westromania 2 . Daran schließen sich - leider sehr fehlerhafte 3 - Transkriptionen einer kurzen französischen Textsequenz und ihrer Übersetzungen in die anderen romanischen Sprachen an, wobei wesentliche Charakteristika der Laut- und Akzentstruktur der einzelnen Sprachen herausgearbeitet werden. Eine mehrseitige, instruktive Tabelle zu Graphie-Phonie-Korrespondenzen beschließt den einleitenden Teil. Angemessen wäre darüber hinaus zumindest eine kurze Präzisierung der Stellung der beschriebenen Varietäten im jeweiligen Varietätengefüge gewesen. Im zweiten Kapitel der Arbeit («Phonologie et phonétique», 29-55) werden, ausgehend von einer summarischen Darstellung der phonologischen Systeme 4 der heutigen romanischen Sprachen sowie des Lateinischen, wichtige charakteristische Merkmale der lautlichen Entwicklung der romanischen Sprachen sowohl im Vokalismus als auch im Konsonantismus aufgezeigt. Gemessen an den Möglichkeiten, die im Rahmen einer solchen, auch der Behandlung anderer sprachlicher Subsysteme gewidmeten und maßgeblich überblicksorientierten («praxisbezogenen») Darstellung realisierbar sind, darf das Kapitel als recht gelungen gelten. Der dritte Teil der Arbeit («Lexique», 57-84) ist dem romanischen Lexikon gewidmet. Sehr ansprechend und mit einer Fülle schöner Beispiele informieren R & T über das gemeinsame lexikalische Erbe der romanischen Sprachen, über den Einfluß von Sub- und Superstraten, die Rolle von Entlehnungen - sinnvoll hätte hier mit der Einführung des Begriffs des Adstrats die Strat-Begrifflichkeit vervollständigt werden können -, Erb- und Buchwörter, den wechselseitigen Einfluß, den einzelne romanische Sprachen in lexikalischer Hinsicht zu verschiedenen Zeiten aufeinander ausgeübt haben, und schließlich über einige Aspekte semantischen Wandels (wie z. B. Bedeutungsverengungen und Bedeutungserweiterungen). Zusammen mit dem vierten Kapitel darf dieser Teil wohl zu den gelungensten des gesamten Buches gezählt werden. 238 Besprechungen - Comptes rendus 2 Der Name W. von Wartburgs hätte zumindest in der Bibliographie erwähnt werden sollen. 3 Häufig, aber nicht ausschließlich sind dies typographische Fehler. Vielfach treten Inkonsistenzen bei der Transkription von Phänomenen im phrasenphonologischen Bereich auf, dergestalt, daß diese teilweise in den Transkriptionen Ausdruck finden, teilweise aber auch unberücksichtigt bleiben. Fälle von raddoppiamento fonosintattico im Italienischen sind generell nicht berücksichtigt worden, eine in Hinblick auf die ansonsten offenbar zugrunde gelegte Varietät des Italienischen (cf. aber auch weiter unten im Text) korrekturbedürftige Entscheidung. Auch die Ausweisung von Allophonie ist inkonsistent: So werden etwa frikative Allophone spanischer stimmhafter Verschlußlaute prinzipiell - sofern das Erfülltsein der kontextuellen Bedingungen für ihr Vorkommen nicht, wie häufig im phrasenphonologischen Bereich, übersehen wird - in den Transkriptionen ausgewiesen, Vokallängungen im Italienischen oder Französischen sowie place-Assimilationen von Nasalkonsonanten jedoch generell nicht. Wichtig wäre bei den Transkriptionen für jene Sprachen, in denen der Wortakzent nicht festliegt, die Angabe der Betonung gewesen; für das Französische hätte man stattdessen erwägen sollen, ob nicht die Kennzeichnung von mots phonétiques sinnvoll gewesen wäre. Die Entscheidung, fr. r als / R/ und nicht als / ʁ/ zu transkribieren, i. e. als Vibranten und nicht als Frikativ oder Approximanten zu bestimmen, ist - zumal angesichts der Maßgabe, umgekehrt port. uvulares r als / ʁ/ und nicht als / R/ zu transkribieren - fragwürdig. 4 Der Begriff des Phonems darf dabei offensichtlich nicht unbedingt immer im strikt technischen Sinne gedeutet werden, wie die Erfassung der Gleitlaute im Konsonanteninventar nahelegt. Im vierten Kapitel («Dictionnaire», 85-160) präsentieren R & T auf 70 Seiten (91-160) ein 1800 Wörter umfassendes romanisches Minimallexikon, dem sich eine Reihe sehr nützlicher Information entnehmen läßt. Die Elemente sind jeweils um das französische Lexem gruppiert. Ausgangspunkt für die Erstellung des Lexikons ist - mit einigen Modifikationen - Gougenheims Dictionnaire fondamental (Paris 1958). Vier beliebig ausgewählte Einträge des Lexikons seien im folgenden exemplarisch vorgestellt (alle Auszeichnungen wie im Lexikon): portugais espagnol FRANÇAIS italien roumain latin adaptar adaptar L adapter V adattare a adapta adaptare ampola fiole ampolla fiole H ampoule Sx ampolla fiole ampulla lâmpada bombilla lampadina bec fiole L automne S autunno autumnus outono otoño toamn N bière S cerveja cerveza birra bere Die «ideale» Situation (cf. den Eintrag fr. adapter in Zeile 1) ist diejenige, «où le mot français et les mots correspondants des autres langues ont une seule et même origine latine et en gros le même sens» (88). In diesem Falle sind alle Lexeme - mit Ausnahme des französischen ohne Auszeichnung - nebeneinander angeordnet; das lateinische Etymon wird in Kapitälchen angegeben. Gehen alle heutigen Lexeme der fünf Sprachen zwar auf dasselbe Etymon zurück, jedoch nicht in derselben Weise, dann befinden sich jene Lexeme, die in anderer Weise als das französische auf das lateinische Etymon zurückgehen, in einer separaten Zeile und sind durch Kursivierung ausgezeichnet. Dieser Fall ist in dem Beispiel automne (Eintrag 3) illustriert. Während fr. automne eine spätere Entlehnung aus dem Lateinischen ist (gekennzeichnet durch ein dem Item vorangestelltes L für latinisme ), handelt es sich bei den portugiesischen, spanischen und rumänischen Fortsetzern um Erbwörter. Ist das französische Wort selbst ein Erbwort, steht ihm ein H für herité voran, wie im Beispiel ampoule (Eintrag 2). Hier sind auf derselben Ebene wie das französische Lexem jene Lexeme der übrigen Sprachen, die auf dasselbe Etymon zurückgehen, verzeichnet. Das französische Lexem hat in diesem Fall aber eine Bedeutungsspezialisierung erfahren, die in einer (hier durch x symbolisierten) Fußnote mit ampoule électrique angegeben wird. Zusätzlich sind in einer separaten Zeile deshalb (ungeachtet ihrer Herkunft) diejenigen Wörter der anderen romanischen Sprachen aufgeführt, die eine dem heutigen französischen Wort entsprechende Bedeutung haben. Das vierte Beispiel, bière, illustriert den Fall, in dem das französische Wort kein lateinisches Etymon hat: die Herkunft ist durch N für néerlandais angezeigt. Signifikanten, die eine entsprechende Bedeutung in den übrigen Sprachen kodieren, sind dann erneut in einer separaten Zeile ausgewiesen. Etyma werden in solchen Fällen generell nicht angegeben. Die angeführten Beispiele können nur einen Eindruck vom Aufbau des Minimallexikons vermitteln; sie erfassen nicht erschöpfend die in den jeweiligen Einzelfällen entnehmbaren Typen von Information. Bedauerlich ist, daß R & T keinerlei Angaben über die von ihnen zur Erstellung des Lexikons herangezogenen etymologischen Wörterbücher machen. Das fünfte («Morphologie. Le nom», 161-83) und sechste Kapitel («Morphologie. Le verbe», 185-250) sind einer umfassenden und relativ technischen Darstellung respektive der Nominal- und der Verbalmorphologie der behandelten Sprachen gewidmet. Nicht immer ist das Lesen der Tabellen ganz einfach - ein Faktum, das nicht den Autorinnen, sondern allein der Komplexität des Gegenstandes anzulasten ist, zugleich aber ein bezeichnendes 239 Besprechungen - Comptes rendus Licht auf etwaige Intentionen wirft, das Buch als praktisches komparatives Lehrwerk zu nutzen. Wie auch in den übrigen Kapiteln beschränken sich R & T weitgehend auf eine Phänomeninventarisierung. Für Erklärungen - oder gar alternative Erklärungen 5 - bleibt wenig Raum. Im Kapitel über die Nominalmorphologie wenden sich R & T der Genus- und Numerusbildung bei Substantiven und Adjektiven in den fünf beschriebenen Sprachen sowie - in bezug auf das Rumänische - der Kasusflexion zu. Darstellungen der Determinantensysteme sowie der klitischen Pronomina fehlen unverständlicherweise - handelt es sich doch hier um genuine romanische Errungenschaften - völlig. Das Kapitel über die Verbalmorphologie berücksichtigt alle Kategorien der Verbflexion und enthält zudem nach den lateinischen Etyma sowie nach den modernen Sprachen geordnete Listen unregelmäßiger Verben. Die unregelmäßigen Verben sind damit - sofern sie ein lateinisches Etymon besitzen - sowohl von den Etyma als auch jeweils von ihren Fortsetzern in den heutigen romanischen Sprachen aus auffindbar 6 . - Ein zusätzlicher Abschnitt über grundlegende Mechanismen der Wortbildung wäre nützlich und in Hinblick auf die zumindest partiell regelgeleitete Möglichkeit systematischer Wortschatzerweiterung gerade unter der vorgeblich praktischen Zielsetzung zu erwarten gewesen. Gravierender aber ist, daß R & T die syntaktische Komponente gänzlich unberücksichtigt lassen. Zu einer (vollständigen) grammaire comparée hätte - auch bei dem Eingeständnis, daß die Darstellung einer romanischen Syntax kein einfaches und sicherlich noch nicht in vollem Umfang realisierbares Unterfangen ist - ein, wenn auch nur rudimentäres, Syntax-Kapitel gehört, in dem zumindest grundlegende Fragen der Wortstellung, differenziert nach den einzelnen Satztypen (Deklarativ-, Interrogativ- und Imperativsatz), der Nominalphrasensyntax und der Syntax klitischer Pronomina (cf. aber auch das oben erwähnte Fehlen schon einer morphologischen Inventarisierung klitischer Formen) thematisiert worden wären. Die Entwicklungen im Bereich der allgemeinen Syntax wie auch der Syntax der romanischen Sprachen sind den letzten Jahrzehnten so weit gediehen, daß - auch 240 Besprechungen - Comptes rendus 5 «La différence entre les deux Romania [= Romania occidentale et Romania orientale -A. G. ] provient, dit-on en général, du fait que pour le pluriel l’Occident a continué le pluriel des mots latins sous leur forme accusative, où ils se terminent en -s, tandis que l’Orient semble avoir évolué à partir du nominatif, qui finissait en -i au masculin et en -e (résultante de l’ancienne diphtongue -ae), au féminin [. . .]» (174). Wenngleich R & T immerhin sehr vorsichtig formulieren («semble avoir évolué»), so unterbleibt doch jeglicher Hinweis auf eine konkurrierende Auffassung bezüglich der Herkunft von f. pl. -e, derzufolge es auf nominativisch verwendetes -as mit einer angenommenen Entwicklung -as -ai -e zurückzuführen ist - eine Hypothese, die allerdings vielleicht für das Italienische plausibler ist als für das Rumänische (cf. etwa H. Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft, vol. 3: Formenlehre, Berlin 1972: § 594s.). Für eine instruktive Diskussion der Genese der Pluralflexionen -i (m.) und -e (f.) cf. auch M. Maiden, «On the Romance Inflectional Endings -i and -e», RomPhil. 50 (1996): 147-82. 6 In vielen Fällen bleibt jedoch unklar, warum in den jeweiligen nach den einzelnen romanischen Sprachen geordneten Listen für ein aufgeführtes und mithin als unregelmäßig ausgewiesenes Verb kein Etymon angegeben wird und auch in der nach den lateinischen Etyma strukturierten Liste kein Eintrag erfolgt, obwohl im Minimallexikon (Kap. 4) ein Etymon ausgewiesen ist. So ist etwa in der Liste unregelmäßiger französischer Verben das Verb apparaître angeführt; das im Minimallexikon ausgewiesene Etymon apparescere wird jedoch nicht angegeben und ist auch in der nach lateinischen Etyma strukturierten Liste nicht aufgeführt. Ebenso verhält es sich mit ennuyer ( inodiare), essayer ( *exagiare), essuyer ( exsucare), réfléchir ( reflectere) und weiteren mehr. Entsprechendes gilt für die Listen als unregelmäßig aufgeführter Verben der übrigen romanischen Sprachen. Auch finden sich nicht alle in der etymologischen Liste erwähnten romanischen Fortsetzer, für die in eben dieser Liste nicht vorhersagbare Stammalternationen oder Unregelmäßigkeiten ausgewiesen sind, in den romanischen Listen wieder (wie etwa sp. encender und it. accendere [ accendere]). wenn man sich hier nicht wie vor allem im phonetisch-phonologischen und morphologischen Bereich auf umfassende panromanische Darstellungen 7 stützen kann - der grundsätzliche Verzicht auf die Einbeziehung zumindest einiger salienter syntaktischer Phänomene und das Sich-Bescheiden mit einer bloßen Inventarisierung von Formen eigentlich keine gültige Option mehr sein kann. In einem kurzen Schlußwort («Conclusions», 251-56) fassen R & T noch einmal stichpunktartig jeweils besonders charakteristische Merkmale der fünf behandelten romanischen Sprachen im phonologischen, phono-graphematischen und morphologischen Bereich zusammen und erörtern die Stellung des Französischen im Gesamtbild der romanischen Sprachen und in der Beziehung zur Urprungssprache Latein. Drei Annexe - eine Tabelle verwendeter phonetischer Symbole (Annex 1) 8 , eine dem zweiten Kapitel zuzuordnende Übersicht über Diphthonge in den romanischen Sprachen (Annex 2) und eine nach den einzelnen Sprachen geordnete tabellarische Erfassung von Verbalendungen (Annex 3.1) sowie eine ebenfalls nach den einzelnen Sprachen differenzierte Darstellung der regelmäßigen Verbparadigmen (Annex 3.2) - beschließen ein in den Bereichen, die abgedeckt werden, solide gemachtes Buch, in dem mit Sicherheit ein beträchtliches Quantum an Arbeit steckt 9 und das einen im ganzen gelungenen Überblick über zentrale Gemeinsamkeiten sowie auffällige Unterschiede zwischen den fünf großen romanischen Sprachen vermittelt und die wesentlichen Entwicklungslinien aufzeigt, die sie jeweils an ihren lateinischen Ursprung zurückbinden. A. Gather H Peter Stein, Untersuchungen zur Verbalsyntax der Liviusübersetzungen in die romanischen Sprachen, Tübingen (Niemeyer) 1997, 604 p. (Beih. ZRPh. 287) Daß die Syntax das Stiefkind der philologischen Forschung ist, ist schon oft bedauert worden. Stein beginnt seine «Einleitung» (1-41) mit einer Liste von Gründen für diese Vernachlässigung und fährt dann mit Überlegungen zu «syntaktische Normveränderung versus stilistische Normabweichung» fort. Die Frage, ob sich Übersetzungen als Grundlage für Syntaxstudien eignen, schließt sich logisch an. Einflüsse von seiten des übersetzten Textes und von früheren Übersetzungen sind zweifellos Störfaktoren. Werden aber, wie dies Stein tut, genügend Materialien verarbeitet, sind - weil sich Übersetzer selten um stilistische Originalität bemühen - die resultierenden Untersuchungsresultate sicherer als solche, die auf Vergleichen von literarischen Kreationen beruhen. Da Bibelübersetzungen seit je Sondersprachen gebrauchen, hat sich Stein für einen römischen Historiker entschieden, Titus Livius, von dem ihm vierzig Übersetzungen in sechs romanische Sprachen zur Verfügung standen (14 fr., 9 it., 1 alt-kat., 6 sp., 3 neu-port., 5 neu-rum. ). Er beschreibt diese Texte bibliographisch im zweiten Kapitel (45-77). Es versteht sich, daß weder der ganze Livius, noch alle vierzig Übersetzungen gleich intensiv untersucht werden konnten. Nur Kap. 1-14 des ersten 241 Besprechungen - Comptes rendus 7 Wie z. B. H. Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft. vol. 1-3, Berlin 1956ss., die in der Bibliographie von R & T in der spanischen Übersetzung angegeben wird. 8 Dankenswerterweise folgen R & T dem A. P. I.-Gebrauch - gerade in sprachhistorischen Darstellungen leider immer noch keine Selbstverständlichkeit. 9 Davon zeugen schon allein die insgesamt 95 Tabellen, zahlreichen Übersichten, schematisierten Darstellungen und Beispiellisten. Hinzu kommt, daß eine solche Arbeit schon aufgrund der damit beinahe notwendig einhergehenden hohen Fehleranfälligkeit zu einem aufwendigen Unternehmen geraten muß.