eJournals Vox Romanica 58/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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1999
581 Kristol De Stefani

Le canzione di Eustache le Peintre, edizione critica a cura di Maria Luisa Gambini, Fasano (Schena) 1997, 337p. (Biblioteca della Ricerca. Medio Evo di Francia 6)

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1999
Th.  Städtler
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évoquée aux p. 223s. Faute d’être assumés dans leurs dernières conséquences, certains jeux de mots apparaissent alors quelque peu gratuits et ne rendent peut-être pas justice à une pensée dont nous devons cependant gager qu’elle n’a pas dit son dernier mot. A. Corbellari H Le canzione di Eustache le Peintre, edizione critica a cura di Maria Luisa Gambini, Fasano (Schena) 1997, 337p. (Biblioteca della Ricerca. Medio Evo di Francia 6) Eustache le Peintre oder Eustache de Reims lauten die beiden Namen, mit denen ein trouvère benannt wird, dessen dichterisches und kompositorisches Schaffen in das frühe 13. Jahrhundert zu datieren ist, und die zum einen als Berufsbezeichnung (oder bereits etablierter Familienname), zum anderen als Angabe der geographischen Herkunft dieses Dichters zu verstehen sind. Viel ist über ihn nicht bekannt, außer daß er sich selbst in einem seiner Gedichte sowohl mit Tristan als auch mit den ihm einige Jahre vorausgehenden Dichtern Chastelain de Coucy und Blondel de Nesle vergleicht, von denen ihm keiner in der Intensität seiner Liebe gleichkomme (i, 33ss.). Eine vage zeitliche Zuordnung findet sich in der Zueignung eines seiner Lieder an den Conte de Forez, der wohl im Jahre 1241 gestorben ist, wodurch ein terminus ante quem gegeben ist. Sieben Eustache zuzuschreibende Gedichte bzw. Lieder sind in insgesamt neun Handschriften erhalten, wobei es sich ausschließlich um Kanzonen handelt. Die Einschätzung seines dichterischen Vermögens ist bislang von zurückhaltender bis abwertender Haltung geprägt. So schreibt A. Långfors, der als erster und vor Gambini einziger die komplette Eustachesche Lyrik ediert hat (Romania 58 [1932]: 353-74), über eine der Kanzonen: « . . . comme poésie elle est parfaitement banale, de même que les autres chansons du même auteur . . . » (p. 357). Nicht viel Positiveres liest man von A. Vitale Brovarone in LexMa 4: 110: «E.s Werk (ausschließl. Liebeslieder) ist sehr konventionell und auch in metrischer Hinsicht gleichförmig. Charakteristische oder zumindest in bezeichnender Weise häufig wiederkehrende Themen fehlen weitgehend, eine Ausnahme bildet vielleicht nur die Tendenz, einige Gemeinplätze sentenzartig zu stilisieren . . . ». Und offensichtlich von Långfors beeinflußt ist das Urteil von G. Muraille und F. Fery-Hue in DLF 2 432b: « . . . bien qu’il se prétende plus épris que ces poètes et ce héros célèbres [s. oben], la profondeur du sentiment et l’originalité de l’inspiration manquent à ses compositions qui se recommandent surtout par la qualité de leur style . . . ». Letzte Aussage wiederum ist inspiriert von Tarbé, der zurecht meinte: « . . . ses plaintes amoureuses sont écrites d’un style pur et . . . ses vers ont parfois une élégante concision . . . » (zitiert nach Långfors 1932: 357). Stellt man nämlich in Rechnung, daß die Dichtung der mittelalterlichen höfischen Gesellschaft inhaltlich nichts weiter ist als ein unaufhörliches Umkreisen der Lebenswerte dieser Gesellschaft, wie Köhler es ausdrückt, so ist bei der Beurteilung der Qualität eben dieser Dichtung der formalen Originalität eine verstärkte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Und hier braucht sich Eustache wahrhaftig nicht zu verstecken. Die Kriterien zu einer Beurteilung sind bequem zugänglich in dem immer noch zu wenig berücksichtigten, von Frau Gambini mit Gewinn konsultierten Répertoire métrique von U. Mölk und F. Wolfzettel 1 . Gedicht i (RS 1892; MölkWolf 670) ist ein isometrischer Zehnsilber in Strophen zu acht Versen mit rimes internes, coblas doblas und einem envoi régulier, zu dem es bei gleichem Reimschema keine Entsprechung gibt. Zu ii (RS 2116; Mölk- 277 Besprechungen - Comptes rendus 1 U. Mölk/ F. Wolfzettel, Répertoire métrique de la poésie lyrique française des origines à 1350, München 1972, in der Folge abgekürzt MölkWolf; die hier verwendeten Sigel sind die des DEAF. Wolf 1486) gibt es noch eine Kanzone mit identischer metrischer Struktur, die jedoch nicht in coblas doblas, sondern in coblas ternas gereimt ist. iii (RS 1745; MölkWolf 1505), ein zehnsilbiger Achtzeiler mit coblas doblas capfinadas und lyrischer Zäsur, hat keine Entsprechung, ebenso iv (RS 129; MölkWolf 1285), das vom Aufbau her identisch ist, jedoch ein anderes Reimschema aufweist. Gedicht v (RS 1134; MölkWolf 1400) ist ebenfalls in zehnsilbigen Achtzeilern verfaßt, die Strophen sind allerdings als coblas unissonans capfinadas mit lyrischer Zäsur angelegt. Diese Charakteristika finden sich nur noch in einem (späteren) jeu parti von Audefroi le Bastart (RS 664; MölkWolf 2097). vi (RS 162; Mölk- Wolf 1052) besteht wiederum aus isometrischen zehnsilbigen Achtzeilern - zweifelsohne Eustaches Lieblingsstrophenform - mit lyrischer und medianer Zäsur, gereimt in coblas unissonans mit einem envoi régulier, wobei die alternierend reimenden Strophen im ersten Vers eine weibliche Endung haben; ohne Entsprechung. Kanzone vii (RS 1251; MölkWolf 1018) schließlich ist vom Aufbau der sechsten ähnlich, besteht aber aus coblas ternas (Strophen 1-3) und doblas (4-5), die als coblas capfinadas angelegt sind, mit abschließendem envoi. Somit steht jedes der erhaltenen Lieder unseres Dichters bei Zugrundelegung der aufgeführten Kriterien als Unikum da. Diese Originalität herausgearbeitet und in entsprechenden Kommentaren gewürdigt zu haben, ist eines der Verdienste der vorliegenden Ausgabe. Was Långfors in 31 Seiten erledigt hatte, hat bei Frau Gambini das mehr als Zehnfache an Volumen erreicht - Eustache dürfte wohl somit die auf lange Zeit letzte Ausgabe erfahren haben, zumal die vorgelegten Untersuchungen und Ergebnisse nahezu durchweg einen sehr überzeugenden Eindruck machen. Zunächst wird die handschriftliche Überlieferung minutiös dargestellt (11-37), wobei die Wahl von B. N. fr. 845 (Ende 13. Jh.) zur Basishandschrift überzeugt. Von den vier Handschriften, die alle sieben Gedichte enthalten, bietet sie fraglos den kohärentesten Text. Das Kapitel über den Dichter und sein Werk liefert alles, was über die Biographie (39-45), die Sprache (45-56) und den Stil (57-125) zu sagen ist. Nach vergleichsweise kurzen Informationen über die bereits existierenden Ausgaben (im wesentlichen Långfors, cf. oben) und die gewählten Editionsprinzipien (nach FouletSpeer) (127-132) folgt als Hauptteil die Herausgabe der sieben Kanzonen (135-282). Diese kann man von der Anlage her als durchaus exemplarisch bezeichnen. Ein Vorspann liefert jeweils für jedes Gedicht die Angaben zur handschriftlichen Überlieferung, zu früheren Editionen, zu der Zuschreibung in den Handschriften, zur Überlieferung der musikalischen Notation und zum metrischen Schema, mit abschließendem Kommentar und Stemmavorschlag. Jeder edierten Strophe ist eine ganze Seite des Buches eingeräumt, was großzügig Platz schafft für den kritischen Apparat (rein graphisch-phonetische Varianten folgen im Anschluß an die Ausgaben [285-94]) sowie für eine Übersetzung ins Italienische, die den Text in aller Regel getreu wiedergibt 2 . Es folgen sehr ausführliche und gut informierte Anmerkungen, die auch die Auswahl der Lesarten begründen, und eine abschließende und alles noch einmal resümierende nota conclusiva. Ein paar vereinzelte Anmerkungen: i, 24 pou croi qui m’en croie nach Hs. B ist syntaktisch unbefriedigend; besser die Lesart pou truis der anderen sechs Handschriften; iii, 19 streiche das Komma nach Deu; iii, 21 et si ne veul vouloir l. eher nach KNVP ne je n’en ai v. (so auch Långfors); iii, 19var. Was ist ageee? ; vii, 16 saurai l. wohl besser mit Långfors s’avrai. Das Glossar (299-314) löst den Anspruch ein, für den kritischen Text vollständig zu sein. Es ist gut gemacht, so daß man nicht ganz versteht, warum einige interessante Wörter aus 278 Besprechungen - Comptes rendus 2 Wollte man allzu pingelig sein, würde man vermerken müssen, daß etwa in iii, 25 He Deus «Mio Dio» und 33 He franche riens «O nobile creatura» die Parallelität der Anrede des Originaltextes aufgegeben ist, franche riens mit «nobile creatura» etwas textfern übertragen ist, etc. den Varianten nicht aufgenommen wurden, etwa afebloier i, 40var., desaseürez i, 36var. (nur ein Beleg für unruhig, besorgt in T-L 2: 1469) oder mefieemant iii, 6var., das in den Wörterbüchern nicht verzeichnet zu sein scheint. Eine Bibliographie (315-30) schließt den Band ab 3 . Nicht mit aufgenommen wurden - und es scheint zu dauern, bis sich das als Standard durchgesetzt hat - Reproduktionen einzelner Folioseiten der Handschriften oder zumindest der Basishandschrift. Fazit: Eustache le Peintre und seine Dichtung haben in der vorliegenden Ausgabe eine sorgfältige Behandlung und Würdigung erfahren, wie man sie sich noch bei manch anderem Dichter wünschte, Frau Gambini hat eine Arbeit vorgelegt, die in mancherlei Hinsicht vorbildlich ist und unsere Anerkennung verdient. Th. Städtler H Maria Colombo Timelli, Traductions françaises de l’«Ars minor» de Donat au Moyen Âge ( XIIIe - XVe siècles), Firenze (La Nuova Italia) 1996, 244 p. (Pubblicazioni della Facoltà di lettere e filosofia dell’Università degli studi di Milano. Sezione di lingua e letteratura francese e dei paesi francofoni I 169) L’usage du vernaculaire dans l’apprentissage du latin est recommandé déjà vers 1200 par Alexandre de Villedieu qui l’avait sans doute pratiqué, et le début de son Doctrinale a encouragé d’autres maîtres d’école à suivre son exemple. Cet enseignement bilingue est cependant assez mal documenté. Pour le faire, le livre de M. C. T. nous donne les dix traductions médiévales françaises, à partir du xiii e s. jusqu’au xv e s., de l’Ars Minor de Donat, manuel de grammaire latine composé vers le milieu du iv e s. et dont le rôle dans l’enseignement du latin dans les écoles de l’Europe médiévale est bien connu. Il s’agit donc de traductions en français d’un livre conçu pour l’analyse (et l’apprentissage) du latin. L’auteur a exclu les «donats» dont la langue-cible n’est pas le latin (p.ex. le Donat de Jean Barton, première grammaire pour l’enseignement du français) et les manuels de grammaire rédigés en français qui ne sont pas dérivés de l’Ars Minor de Donat. Bon nombre de ces traductions, ici réunies pour la première fois, ont été récemment éditées par Th. Städtler 1 (B [de M. C. T.] = Donat B [de Städtler]; P 1 = Donat G; M 1 = Donat M 1 ; M 2 = Donat M 2 ; S = Donat S) alors que la version V, Vat. lat. 1479, xiv e s. a été éditée par Merrilees/ Dalzell 2 et P 2, BN n. a. f. 1120, 1420- 40; P 3, BN n.a.f. 4690, 1488 3 ; U, Utrecht, Bibl. de l’Univ., incunable B qu. 66, 1460-70, et A, Aix-en-Provence, Bibl. Méjanes, incunable 047, fin xv e s., ont été édités auparavant par M. C. T. M. C. T. vise donc à publier la totalité des rédactions françaises de l’Ars Minor et à en donner des textes complets, sans supprimer, p.ex., les longues citations latines qu’elles in- 279 Besprechungen - Comptes rendus 3 Hier wird der gute Eindruck, den das Buch insgesamt macht, etwas dadurch getrübt, daß praktisch keine einzige Angabe zu einem deutschsprachigen Titel fehlerfrei ist. Heidelberg heißt eben nicht Heudelberg, der gute Kesselring ist kein Kesserling (so auch p. 21), und wenn es in nur einer Zeile heißt « . . . des frühen 13 Jahrunderts, Tübingen, Niemayer (Beihäfte . . . » (317), dann wurde da eben nicht oder zu schludrig Korrektur gelesen. 1 Städtler, Th. 1988: Zu den Anfängen der französischen Grammatiksprache, Tübingen; Rez. zu Städtler 1988 von Leena Löfstedt in VRom. 49/ 50 (1990/ 91): 527s. 2 Merrilees, B./ Dalzell, A. (ed.): Les manuscrits de l’Art Mineur en ancien et moyen français: 27-52. 3 S’il s’agit (? ) d’une traduction à l’origine faite en français, du moins le traducteur ne maîtriset-il pas bien le français, cf. ci-dessous, sous «Détails».