eJournals Vox Romanica 58/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1999
581 Kristol De Stefani

Christoph Platen, «Ökonymie». Zur Produktnamen-Linguistik im Europäischen Binnenmarkt, Tübingen (Niemeyer) 1997, 243 p. (Beih. ZRPh. 280)

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1999
Yvonne  Stork
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aspiré sont à analyser comme «des mots dont l’attaque initiale doit obligatoirement être nulle et qui sont séparés du mot qui les précède par une pause» (179; mise en italique A. G.), n’est guère plus satisfaisante. En outre, le fait que l’attaque d’un mot avec H aspiré doive être nulle et, par conséquent, ne permette pas l’ancrage d’une consonne de liaison, doit être stipulé, puisque, d’après l’analyse de G & L, il ne découle d’aucun principe phonologique indépendamment motivé. De plus, cette analyse, comme d’autres, est contredite par le comportement partiellement divergent de certains mots avec H aspiré envers la liaison et l’enchaînement, ce dernier restant possible (cf. aussi G & L, p. 183) malgré la prohibition de remplir l’attaque du mot avec H aspiré. En dépit de tout l’encre qu’a fait couler le problème du H aspiré, le phénomène reste énigmatique 25 . Un chapitre consacré au problème ardu de la prononciation des chiffres (186-93) conclut la partie théorique du livre. Suivent de nombreux exercices d’application des problèmes traités dans chaque chapitre et deux épreuves écrites modèle (196-215). Pour tous les exercices et les épreuves il existe des corrigés (216-49). En conclusion, on ne pourra que féliciter G & L de leur manuel soigneusement rédigé, riche en informations 26 , clair dans la présentation des faits et exemplaire quant à sa présentation typographique. Grâce à sa structuration claire et nette, à des exemples bien choisis et analysés en détail et à de nombreuses représentations graphiques, le livre permet aux étudiants d’approcher, sans obstacles majeurs, une matière qui n’est pas toujours facile, mais sans doute pour cela d’autant plus fascinante. A. Gather H Christoph Platen, «Ökonymie». Zur Produktnamen-Linguistik im Europäischen Binnenmarkt, Tübingen (Niemeyer) 1997, 243 p. (Beih. ZRPh. 280) Christoph Platen beschäftigt sich in seiner von Günter Holtus betreuten Dissertation mit den Produktbzw. Markennamen, einem Bereich der Onomastik, dem traditionellerweise nur eine Randexistenz in dieser Disziplin zukommt, der aber in der modernen Alltagskommunikation eine wichtige Rolle spielt. Bei weltweit über 10 Millionen registrierten Warenzeichen - Platen erwähnt, daß allein in Deutschland 1992 rund 20 000 neue Produktna- 303 Besprechungen - Comptes rendus 25 Cf. B. Tranel, «Current Issues in French Phonology: Liaison and Position Theories», in: J. Goldsmith (ed.), The Handbook of Phonological Theory, Oxford 1995: 798-816 (notamment p. 809-14) pour avoir un aperçu plus récent de la problématique du H aspiré. 26 Seule la bibliographie (194s.) est décevante. Même si le manuel ne se veut pas une initiation à la phonologie actuelle, mais poursuit en premier lieu des buts pratiques (voir supra), des indications bibliographiques supplémentaires auraient pu permettre aux étudiants de poursuivre plus en détail et dans une optique plus théorique certains des problèmes abordés et d’approfondir leurs connaissances des outils théoriques utilisés par les auteurs dans leur présentation. Certes, un petit nombre de textes plus théoriques sont cités dans la bibliographie, mais on regrette l’absence non seulement de nombreux travaux récents mais aussi de travaux classiques. Ainsi, pour ne donner qu’un exemple particulièrement surprenant, il n’est même pas fait référence à F. Dell, Les règles et les sons. Introduction à la phonologie générative, Paris 1985, qui continue à constituer un point de départ essentiel pour toute description de la phonologie du schwa, même si les analyses concrètes que Dell propose sont aujourd’hui périmées. Mais outre cela, les références bibliographiques se rapportant à des aspects pratiques sont également trop peu nombreuses et ne comportent guère de parutions plus récentes. On s’étonnera notamment de l’absence de toute référence à au moins un des trois grands dictionnaires de prononciation: A. Martinet/ H. Walter, Dictionnaire de la prononciation française dans son usage réel, Paris 1973; A. Lerond, Dictionnaire de la prononciation, Paris 1980; L. Warnant, Dictionnaire de la prononciation française dans sa norme actuelle, Paris 1987. men aufgenommen wurden - scheint es dem Verf. an der Zeit, daß «neben Vercingetorix und Verdun nun auch Velemint und Vernel zu ihrem Recht auf namenkundliche Beachtung kommen» (175). Er beschäftigt sich mit kommerziellen Ergonymen, «d. h. Namen für überregional konkurrierende Waren und Dienstleistungen mit einem profilierten Anspruch auf Unverwechselbarkeit» (14); als speziellen Terminus für diese Produkt- oder Markennamen schlägt Platen Ökonym vor. Die bisher zu diesem Thema vorliegenden Studien konzentrieren sich auf formale Aspekte. Platen will demgegenüber funktionale Aspekte stärker beleuchten und versucht, «die für das untersuchte Phänomen charakteristischen Formen sprachlicher Kreativität nachzuzeichnen» (6). Seine Arbeit versteht sich als «lebendiger sprachwissenschaftlicher Beitrag zu einer noch zu schreibenden Kulturgeschichte der Produktnamen» (9). Wichtig ist ihm dabei die Verbindung von linguistischen und absatzwirtschaftlichen Perspektiven. Das deutet sich bereits am Untertitel «Zur Produktnamen-Linguistik im Europäischen Binnenmarkt» an. In Abgrenzung zum branding, der Produktnamenplanung im Marketing, bezeichnet der Verf. seine Art der Beschäftigung mit Produktnamen als Ökonymie. In dieser Neuschöpfung soll «die wissenschaftliche Beschreibung des Phänomens, die Produktnamenkunde also, zum Ausdruck kommen» (8 N12). Im Verlauf des Buches wird jedoch deutlich, daß es durchaus auch ein Anliegen des Verf. ist, branding zu betreiben bzw. die linguistische Komponente beim branding stark aufzuwerten. Aus den über 10 Millionen registrierten Warenzeichen wählt Platen rund 1300 Produktnamen aus, die er zum Teil aus eigenen Feldforschungen, zum Teil aus der Sekundärliteratur zu Produktnamen gewinnt. Sie stammen aus sämtlichen Warenklassen, vorwiegend allerdings aus dem Konsumgüterbereich. Die Kriterien für die Auswahl der Namen sind bewußt allgemein gehalten: Bekanntheitsgrad, Anschaulichkeit und lebensweltlicher Bezug (cf. p. 7). Angesichts der zu beobachtenden Internationalisierung der Märkte ist es dem Verf. wichtig, das Thema aus einer globalen Perspektive zu betrachten. Im Zentrum stehen Produktnamen aus Deutschland und Frankreich, daneben kommen Ökonyme aus Italien, Spanien, Großbritannien sowie am Rande auch solche aus anderen europäischen Ländern sowie aus den USA, Lateinamerika und Japan ins Spiel. Die Monographie besteht aus 8 Kapiteln und einem ausführlichen Anhang. An die Einleitung (1-9) schließt sich das Kapitel «Zum Zeichencharakter von Produktnamen» (11-32) an. Produktnamen sind im Grenzbereich zwischen Eigenname und Appellativ angesiedelt, Platen bezeichnet sie deshalb in Anlehnung an Françoise Armengaud als noms propres de type (32). Sie sind, so formuliert Platen unter Rückgriff auf Hartwig Kalverkämper, synchrone Artefakte und als solche «von einer besonderen Dichte, Füllbarkeit und Interpretierbarkeit gekennzeichnet» (32). Ihre Bedeutsamkeit ist «in hohem Maße von außersprachlichen Faktoren, nämlich von der Sache, den ihr zugrundeliegenden Benennungsprinzipien und damit letztlich auch von den Absichten des Namengebers getragen» (18). Charakteristisch für Produktnamen ist darüber hinaus die Verknüpfung von mehreren Zeichensystemen, man denke etwa an Jingles oder Musikzitate. Das dritte, mit Abstand längste Kapitel trägt die Überschrift «Synchrone Aspekte» (33- 92). Der Verf. skizziert hier «eine Art Elementargrammatik für Produktnamen» (37). Sie umfaßt Abschnitte zu den Formen von Produktnamen, ihren Funktionen und ihrer Einbettung in analogische Strukturen. Die Elementargrammatik soll nicht nur Grundlage für Platens Beschreibung und für weitere Untersuchungen im Bereich Produktnamen sein, sondern darüber hinaus, so Platen am Schluß des Kapitels, «als generative Grammatik auch für die Kreation neuer Marken funktionalisiert und damit praktisch nutzbar gemacht werden» (91). Was die Ebene der Formen betrifft, so schlägt der Verf. die Unterscheidung in Übernahmen, Konzeptformen und Kunstwörter vor. Ihm ist bewußt, daß eine solche Differenzierung nicht unproblematisch ist. Es können keine klaren Grenzen zwischen den verschiedenen 304 Besprechungen - Comptes rendus Kategorien gezogen werden, da Markennamen als synchrone Artefakte im Prinzip grundsätzlich Kunstformen sind. Bei den Übernahmen trennt Platen Entlehnungen aus dem Lexikon von solchen aus dem Onomastikon. Meistens weisen der Produktname und das zu bezeichnende Produkt inhaltliche Gemeinsamkeiten auf (Bsp. Nuts oder - übertragen - Knirps). Bei Konzeptformen werden onymische Entlehnungen oder solche aus dem Lexikon verfremdet. Dies geschieht z. B. durch Veränderungen im Anlaut wie bei Smild. Kunstwörter sind Wörter, bei denen die Verfremdung besonders ausgeprägt ist. «Prägungen dieser Art sind weder aus natürlichen Sprachen noch aus dem allgemeinen Namenbestand übernommen und transportieren keine klar konturierbaren semantischen bzw. onymischen Konzepte» (44). Ein Beispiel hierfür ist Kodak. Platen vergißt nicht darauf hinzuweisen, daß der «normale Rezipient» Produktnamen in vielen Fällen anders einordnen würde als derjenige, der sich wissenschaftlich mit Produktnamen beschäftigt. So würde ersterer, was die Durchsichtigkeit betrifft, vermutlich keinen Unterschied zwischen Kodak und Agfa machen, obwohl Agfa im Gegensatz zu Kodak aufzulösen ist (es handelt sich um eine Siglenbildung, die zurückgeht auf Actien-Gesellschaft für Anilinfabrikation). Bei den Funktionen der Produktnamen unterscheidet Platen Originalität, Information, Expressivität und Valorisation, weist aber darauf hin, daß es Überschneidungsbereiche zwischen den verschiedenen Funktionen gibt. Die Originalität kann formaler Natur sein oder in der inhaltlichen Beziehung zwischen Name und Produkt liegen. Der Faktor Information ist bei Produktnamen eher von geringerer Bedeutung. Expressivität kann durch die Lautgestalt, die Form oder die Bedeutung des Produktnamens ausgelöst werden. Aufgewertet werden kann ein Produktname durch die Graphie, die Lautgestalt, durch morphologische Elemente (etwa super oder extra) oder auf der inhaltlichen Ebene (eine solche Valorisation liegt etwa bei der Kaffeemarke Krönung vor). Platen betont zu Recht, daß die Wirkmächtigkeit dieser Funktionen entscheidend vom Rezipienten abhängt. Außer auf formaler und funktionaler Ebene sind Produktnamen durch ihre Einbettung in analogische Strukturen formaler und inhaltlicher Natur verankert. Hierzu zählen Plurivalenz und Paronymie. Plurivalenz liegt etwa vor bei Carina, einem Produktnamen, der sowohl für eine Frauenzeitschrift als auch für eine Fertigtortenmischung und ein Automodell von Toyota steht. Um Paronymie handelt es sich, wenn, wie im Falle von Kim und King - zwei Produktnamen für Zigaretten - die signifiants starke Ähnlichkeiten aufweisen. Bei Apple und Apricot, zwei Produktnamen für Computer, spricht Platen von einer semantisch basierten Paronymie. Um Analogien auf morphologischer Ebene handelt es sich bei den «sogenannten kommerziellen Affixen» (70) oder Affixoiden wie fix oder light. Analogiebildend sind des weiteren «Herstellermorpheme» (84) wie Nes- (mit der Bedeutung aus dem Hause Nestlé ) in Nescafé, Nesquick oder Nestea.Außerdem führt Platen den Typus der gattungsbezogenen Analogie auf. Hierunter fallen z. B. die Tierbezeichnungen in der Automobilindustrie (etwa Mustang, Scorpio oder Panda). Das vierte Kapitel, «Diachrone Aspekte» (93-120), ist nur halb so lang wie das über die synchronen Aspekte, was angesichts der Tatsache, daß Produktnamen als synchrone Artefakte gelten können, nicht weiter überrascht. Platen beschäftigt sich zunächst mit der Etymologie von Produktnamen. Diese besteht nicht in einer Darstellung der historischen Entwicklung, sondern vielmehr «in einem fast mittelalterlich anmutenden Nachzeichnen der vis verborum» (94). Unerläßlich zur Überprüfung ist dabei der Kontakt mit dem entsprechenden Hersteller. In einigen Fällen, etwa bei Aspirin, hilft jedoch auch dieser nicht, den Ursprung des Produktnamens eindeutig aufzudecken. Was die diachronen Veränderungen von Produktnamen angeht, unterscheidet Platen Bezeichnungsveränderungen, Bezeichnungswechsel und Bedeutungswandel. Bezeichnungsveränderungen sind am wenigsten tiefgreifend. Sie bestehen fast immer aus einer Verkürzung des ursprünglichen signifiant, z. B. wird Libération zu Libé. Daneben gibt es intendierte Bezeichnungsveränderungen von 305 Besprechungen - Comptes rendus Seiten des Herstellers, die manchmal das signifiant, häufiger aber Schriftzug und Logo eines Ökonyms betreffen. Bezeichnungswechsel liegt z. B. vor, wenn Raider zu Twix und Treets zu m&m’s wird. Hauptgrund hierfür ist «ein mit der Globalisierung der Märkte verbundenes Streben nach Uniformität» (112), weitere mögliche Motive sind Imagekorrekturen oder Firmenfusionen. Um Bedeutungswandel handelt es sich, wenn durch Wegfall eines semantischen Merkmals die Verbindung zwischen Name und Produkt aufbricht. Platen erwähnt in diesem Zusammenhang das Haarshampoo Mixa Bébé, das zunächst ein reines Babyshampoo war, bevor es zu einem Shampoo für häufiges Haarewaschen wurde.Als weiteres Beispiel führt er die einstigen Pfefferminzdragees Mentos an. Inzwischen gibt es die Dragees in mehreren Geschmacksrichtungen, sie heißen nun Mentos mint, Mentos fruit, Mentos cola und Mentos tropical, wobei «das Determinatum Mentos freilich das ursprüglich [sic] charakteristische Merkmal pfefferminzig eingebüßt hat» (115). Dieser Bedeutungswandel ist ohne Zweifel bemerkenswert, wenngleich der Kommentar Platens - «Derart krasse Formen von Bedeutungswandel mögen Freunde der strukturellen Semantik schmunzeln lassen» (115) - den Eindruck erweckt, als würde der Bedeutungswandel außerhalb der Sprache der Werbung durchweg in geordneteren Bahnen verlaufen. Dabei handelt es sich etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, bei der Geschichte der französischen Negation, speziell was die Entwicklung von personne betrifft, um eine ähnlich «krasse Form» von Bedeutungswandel. - Im letzten Teil des vierten Kapitels geht es nicht um Einzelbelege, sondern um Trends und Tendenzen in der Produktnamengebung. Platen plädiert für eine interdisziplinäre Produktnamen-Diachronie, die die Wechselbeziehungen zwischen Sprache, Sachgeschichte und Zeitgeist untersucht. Das fünfte Kapitel (121-45) trägt den Titel «Zwischen Werbung und Wörterbuch - Aspekte der Integration». Der Autor beschäftigt sich hier mit der Integration von Produktnamen in die Allgemeinsprache, die ein Indiz für die in der heutigen Zeit enorme Bedeutung der Produktnamen ist. Platen unterscheidet Entwicklungen auf der langue-Ebene von solchen auf der parole-Ebene. Zu ersteren gehören die Übernahme von Produktnamen in appellativischer Funktion (z. B. frz. bic oder dt. Tipp-Ex), Wortbildungen auf der Basis von Produktnamen (z. B. dt. mantamäßig oder dt. Pampersliga) oder die Einbindung von Ökonymen in Phraseologismen (z. B. fr. blanc comme un cachet d’aspirine). Zu letzteren zählen wortspielerische Substitutionen (z. B. engl. Schweppestasy als blending aus Schweppes Erfrischungsgetränke und ecstasy oder dt. Nimm zwölf anstelle von Nimm zwei Vitaminbonbons für Kinder) und der metaphorische Gebrauch von Produktnamen (etwa wenn Justus Frantz im Spiegel als der «blondlockige GTI des niederdeutschen Konzertunwesens» [143] beschrieben wird). Das sechste Kapitel ist dem Thema «Global branding - Names without frontiers? » gewidmet (147-59). Das Phänomen des global branding, das weltweite Etablieren einer Produktmarke, korrespondiert mit einem «Trend zur Uniformität» (147) und einer Verringerung der arealen Variation von Markennamen. Beim Produktnamentransfer, den man als eine spezielle Form sprachlicher Lehnbildung ansehen kann, unterscheidet der Verf. im Anschluß an Botton/ Cegarra vier Typen, wobei die Grenzen nicht immer scharf zu ziehen sind. Es handelt sich hierbei um die Standardisierung, d. h. «die multinationale, im Idealfall weltweite Etablierung eines Warennamens» (151) wie bei Swatch, die Transposition, etwa im Fall von fr. Mr Propre für dt. Meister Proper, die Adaptation (z. B. bei dt. Kuschelweich vs. fr. Cajoline, it. Coccolino oder sp. Mimosin mit dem gemeinsamen semantischen Kern Kuscheligkeit ) und die Diversifikation. Bei letzterer wird für die verschiedenen Absatzgebiete jeweils ein eigenständiger Name gewählt. So entspricht dt. Langnese im Sp. Frigo, im Ital. Eldorado und im Port. Olé - die Produktnamen stimmen mit den Namen der jeweiligen Tochterfirma von Langnese überein. Über der Aufgliederung in vier verschiedene Typen von Produktnamentransfer vergißt Platen nicht, daß das Sprachliche bei der Produktna- 306 Besprechungen - Comptes rendus menplanung nur ein, wenngleich ein zentraler Aspekt ist und andere Faktoren, wie Produktsensibilitäten und Konsumentengewohnheiten ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Im siebten Kapitel, «In der Werkstatt der Wörterschmiede - Zur Kreation von Produktnamen» (161-74), schildert der Verf., wie in Marketing-Agenturen Produktnamen entwickelt werden. Zu der Fülle der bei diesem Prozeß zu beachtenden Kriterien gehören auch linguistische Aspekte wie eine regelmäßige und leicht reproduzierbare Lautung. Platen regt an, daß die Linguistik zukünftig in der Produktnamenentwicklung eine wichtigere Rolle spielen, die Erkenntnisse zur Produktnamen-Grammatik «in einen ergänzenden linguistischen Strang der Produktnamenkreation münden» könnten (170). Wichtige Gesichtspunkte könnten die Form und die Funktionen des Produktnamens darstellen, seine Einbettung in analogische Strukturen, sein Klang, mögliche Assoziationen bzw. Konnotationen sowie erfolgversprechende enzyklopädische Spenderbereiche für den Produktnamen. Hilfreich könnten laut Platen auch philologische Hilfsmittel wie historische Lexika oder Namenbücher sein. Desweiteren könnte die Linguistik bei der für die Rezeption wichtigen Remotivierung helfen. Auf das Schlußkapitel (175-83) folgt ein sehr ausführlicher Anhang (185-236), der außer der Bibliographie vier verschiedene Indices, einen Sachindex, einen Produktnamenindex, einen Index einzelsprachlich integrierter Formen und einen Autorenindex aufweist. Den Abschluß bilden einige Farbabbildungen (237-43), die verschiedene Aspekte des Themenkomplexes Produktnamen illustrieren. Die Produktnamen-Linguistik ist für Platen eine Sparte, die eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten sollte. Die Chancen einer solchen, sicherlich sinnvollen Kooperation beurteilt er als sehr günstig. Er selbst geht mit gutem Beispiel voran und verknüpft in seiner Untersuchung immer wieder linguistische und absatzwirtschaftliche Gesichtspunkte. Er plädiert für eine Produktnamen-Linguistik, die sich der Wirtschaft gegenüber öffnet, dabei selbstbewußt ist und sich der Wirtschaft keinesfalls andient. Helfen könne die Linguistik etwa, wie gezeigt, bei der Produktnamenplanung. Als konkretes gemeinsames Projekt von Linguisten und Ökonomen schlägt er ein Produktnamen-Wörterbuch vor. Die Ökonymie soll nach Platen nicht nur engen Kontakt zur Wirtschaft suchen, sondern auch dem Konsumenten zur Seite stehen: «Ein Funken Aufklärung tut immer not, und die vorurteilslose Analyse der im Kommerz wirksamen Mechanismen scheint durchaus geeignet, dem Verbraucher ein weiteres Stück Autonomie zurückzugeben» (182). Überhaupt spielt der Verbraucher bei Platen eine wichtige Rolle, was sehr positiv zu sehen ist. Das interdependente Verhältnis zwischen Werbung und Kunde wird gut herausgearbeitet.Verbraucherreaktionen auf Namenwechsel werden ebenso berücksichtigt wie konsumentenseitige Umdeutungen von Produktnamen. Obwohl der Verbraucher, da er schwer einzuschätzen ist und es in Hinsicht auf Produktnamen keinen «Otto Normalverbraucher» gibt, ein gewisser Störfaktor für mögliche Klassifizierungen der Produktnamen ist, verliert der Verf. ihn nie aus dem Blick. Die Monographie ist schwungvoll und attraktiv geschrieben, und es bereitet Vergnügen, sie zu lesen. Man spürt, wie stark den Verf. die Beschäftigung mit den Produktnamen fasziniert, mitunter gar euphorisiert. So kommt es zu mehrfach auftauchenden Formulierungen wie «das schöne Adjektiv-Kompositum wohlig-odolig» (131), «das schöne blanc comme un cachet d’aspirine». Das Thema zieht Platen stellenweise so in seinen Bann, daß er bei seiner Wortwahl Anleihen bei der Werbesprache macht. Dies gilt v. a. für Adjektive; beispielsweise beobachtet er bei Produktnamen «zarte . . . Formen von Sprachwandel» (93), spricht von einem «sanften Übergang zur Lehnübertragung» (152), und schreibt über Produktnamen wie Obstgarten für einen Quark mit Fruchtstückchen, daß sie eine metonymische Funktion hätten und dadurch «zart expressive Züge» (51) annehmen würden. Manchmal ist sein Stil allzu salopp, etwa wenn er schreibt, man solle die mangelhafte lexikographische Darstel- 307 Besprechungen - Comptes rendus lung von Tempo und kleenex nicht zum «Killerkriterium für Wörterbücher» (129) hochstilisieren oder wenn er anmerkt, daß ein Produktname wie Küchelweib für einen Weichspüler ein potentieller « Killerbrand » (153) sei. Kulturkritik findet man bei Platen im Prinzip nicht 1 . Das ist, so wie er seine Arbeit konzipiert hat, kein Manko. Für ihn tritt die Linguistik «[i]m Tribunal über Kulturverfall durch Kommerzialisierung der Gesellschaft . . . nicht als Zeugin der Anklage, sondern als gutachtende Sachverständige auf» (144) - eine solche Positionierung scheint sinnvoll. Doch die Gratwanderung zwischen einem gutachtenden Sachverständigen einerseits, der sich u. a. durch eine gewisse kritische Distanz gegenüber seinem Objekt auszeichnen sollte, und einem bei der Produktnamenplanung engagiert mitwirkenden Sprachwissenschaftler andererseits, wie ihn Platen an anderer Stelle fordert, gelingt ihm nicht immer. Die kritische Distanz läßt der Verf. in seinem Enthusiasmus bisweilen vermissen. Das zeigt sich an keinesfalls ironisch gemeinten Formulierungen wie der von der «bunten Welt der kommerziellen Kommunikation» (107), den erwähnten engen Anlehnungen an der Werbesprache oder auch daran, daß er kulturelle Differenzen assimiliert, wenn er in bezug auf das assoziative Aufladen Parallelen zwischen einem Werbespot für Kelts, ein alkoholfreies Bier, und Marcel Prousts Interpretation nordwestfranzösischer Stationsnamen konstatiert (wenngleich er Proust ein höheres Niveau konzediert) (22). Es stellt sich darüber hinaus auch die Frage, ob diese Analogie überhaupt zutrifft, denn die Kelts-Werbung erinnert viel eher an die sprachspielerisch geprägte Lyrik des Dadaismus denn an Proust. Yvonne Stork H Pierre Rézeau, Le dictionnaire des noms de cépages de France. Histoire et étymologie, Paris (CNRS) 1997, 422 p. Vorliegendes Wörterbuch füllt eine Lücke in einem reichhaltig bestückten überwiegend fachsprachlichen Teilbereich der französischen Weinbauterminologie. Die «Introduction» (9-23) gibt einen kurzen Überblick über die Zusammensetzung der Makrostruktur, die Geschichte und Etymologie der Rebsortenbezeichnungen sowie deren gut entwickelte terminologische Synonymie, in der «Présentation» (25-29) wird die Mikrostruktur der Artikel erläutert. Naturgemäß ist der überwiegende Teil dem alphabetisch geordneten «Dictionnaire» (31-377) gewidmet. Beschlossen wird das Werk durch die Bibliographie (379-407), die im wesentlichen das Inventar der ausgewerteten Fach- und literarischen Texte enthält. Zwei Anhänge (409-22) beinhalten Dokumente des 18. Jahrhunderts zur französischen Weinbauterminologie sowie einen alphabetischen Index der in den Artikeln versteckten, nicht eigens lemmatisierten Materialien. Die Mikrostruktur der Artikel ist standardisiert. Nach dem fettgedruckten Lemma (in Kleinschrift) und der grammatischen Information folgt die Bedeutungsbzw. Sachbeschreibung, die entweder synonymisch unter Bezugnahme auf andere Artikel des Wörterbuchs erfolgt oder aber wesentlich häufiger in Form einer Paraphrase, die eine fachspezifi- 308 Besprechungen - Comptes rendus 1 Von daher ist es überraschend, daß er in einer Fußnote Ruth Becker beipflichtet, die über die von Werbestrategen festgestellte «Hinwendung zu übernationaler Artifizialität sowie das Abrücken der Bezeichnung vom konkreten Produkt und damit den Abschied vom beschreibenden, allzu durchsichtig semantisierten und folglich eindimensionalen Namen» (117) schreibt: «Wortschnipsel, aus Sprach- und Bedeutungsfetzen zusammengepappt, sorgen in einer Welt, der der sinnstiftende Deutungszusammenhang abhanden gekommen ist, für Ersatzsinn» (zit. bei Platen, p. 117). Platen bezeichnet Beckers Urteil als «eine kulturkritisch gefärbte, gleichwohl überaus treffende Wertung» (117 N250).