eJournals Vox Romanica 58/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1999
581 Kristol De Stefani

Ulrich Detges, Nominalprädikate. Eine valenztheoretische Untersuchung der französischen Funktionsverbgefüge des Paradigmas «être Präposition Nomen» und verwandter Konstruktionen, Tübingen (Niemeyer) 1996, XIV + 290 p. (Linguistische Arbeiten 345)

121
1999
Martina  Nicklaus
vox5810318
Charakterisierung favorisieren semische Redundanz ebenso wie semische Diskordanz innerhalb der Gruppe AN (z. B. verte prairie; vieille fille) eine Voranstellung des Adjektivs. Bei Mehrfachcharakterisierung benennt Wilmet zwar eine Reihe von Faktoren, die eine Rolle spielen können: Art der Verknüpfung, Abfolge der Adjektive, Möglichkeit zur Aufteilung der Adjektive auf den prä- und postnominalen Bereich usw.; angesichts der Komplexität der Faktoren verzichtet er aber darauf, spezifische Regeln zu formulieren. Auf einer dritten Ebene ist dann auch der Konstitution des syntagme nominal Rechnung zu tragen: der «bestimmte» Artikel (ebenso wie die mit ihm kommutierenden «erweiterten» Artikel [Possessivum, Demonstrativum]) favorisieren die Voranstellung bis zu einem gewissen Grade. Und schließlich muß auf einem vierten und fünften Niveau auch noch dem Kotext und dem Kontext Rechnung getragen werden. Eine Fülle von vielfältigen Faktoren also, die den Verf. schließlich resigniert feststellen lassen, daß wohl nur ein Computer diese geballte Ladung von Informationen bzw. Einflußfaktoren verarbeiten könnte. Auch Wilmet hat somit das dornige Problem der Adjektivstellung nicht gelöst, aber er hat (v. a. für den Kernbereich) eine Reihe von interessanten Anregungen und Anstößen geliefert, die die Diskussion weiter voranbringen werden. Die Grammaire critique ist eine Fundgrube, sowohl was die Aufarbeitung der bisherigen Forschung, die eigenen Stellungnahmen des Verfassers als auch das Beispielmaterial angeht. Gekennzeichnet durch absolute Ehrlichkeit, höchsten Informationsgrad und dezidiertes Zurücknehmen des theoretischen Impetus vor der übermächtigen Aussagekraft des Materials ist sie für jeden an der französischen Sprache (und der Sprachwissenschaft im allgemeinen) Interessierten ein ständiger Quell der Erkenntnis und der Anregung. Daran ändert die Tatsache auch nichts, daß der Rezensent sich eine Reihe der vertretenen Positionen nicht zu eigen machen kann. P. W. H Ulrich Detges, Nominalprädikate. Eine valenztheoretische Untersuchung der französischen Funktionsverbgefüge des Paradigmas «être Präposition Nomen» und verwandter Konstruktionen, Tübingen (Niemeyer) 1996, xiv + 290 p. (Linguistische Arbeiten 345) Produktiv, nur durchsichtig oder doch phraseologisch? Funktionsverbgefüge 1 haben schon geradezu widersprüchliche Kategorisierungen erfahren. Einmal sind sie «Produkte von Wortbildungsverfahren», ein anderes Mal «periphrastische Streckformen» oder «komplexe Nominalprädikate» und schließlich werden sie noch als «phraseologisch fixierte Mehrwortlexeme» angesehen. Hinter diesen Benennungen verbergen sich bestimmte «Positionen der Forschung» (32), die Ulrich Detges in seinem Forschungsüberblick (Kap. 2: 32-97) zu den Funktionsverbgefügen diskutiert und in den weiteren Kapiteln des vorliegenden Bandes um die eigene, durchaus neue und in jedem Fall überzeugend präsentierte Position bereichert. Detges erkennt für das Französische drei Haupttypen von FVG: 1. avoir N (FVG) (Typ: avoir patience); 2. faire N (FVG) (Typ: faire usage [de]); 3. être PRÄP N (FVG) (Typ: être en révolte). Varianten des letzten, in Detges’ Analyse zentralen Typs sind z. B. mettre PRÄP N (FVG) , se mettre PRÄP N (FVG) , tenir PRÄP N (FVG) etc. Insgesamt umfaßt Detges’ Darstellung neun Kapitel und eine Bibliographie (Kap. 10: 281-90). In der «Einleitung» (Kap. 1: 1-32) spielt Detges sämtliche die bisherige Diskussion bestimmende Kriterien zur Identifizierung von FVG durch (z. B. Nicht-Pronominalisierbarkeit und Nicht-Anaphorisierbarkeit des Nomens) und schlägt eine eigene Definition vor. 318 Besprechungen - Comptes rendus 1 «Funktionsverbgefüge» wird im folgenden abgeküzt als FVG. Obwohl Detges in dieser Definition (19) den Nicht-Aktanten-Status des nominalen Elements eines FVG betont, also die besonders feste Bindung zwischen Funktionsverb 2 und Nomen, das weder «erfragbar noch anaphorisierbar» ist, weist er gleichzeitig nach, daß sich FVG auch wie «syntaktisch strukturierte Konstruktionen» (Kap. 1.7: 22-32) verhalten und die Nomina z. B. relativsatzfähig sein können, also eine gewisse Unabhängigkeit besitzen. Im bereits erwähnten zweiten Kapitel zeigt Detges, daß die bisherige Forschung eben diesen Widerspruch zwischen phraseologischer Fixiertheit einerseits und syntaktischer Strukturiertheit andererseits nicht erklären kann. Entscheidend, daher hier auch ausführlicher resümiert, sind in Detges’ Analyse das dritte («Die semantische Struktur der Funktionsverben», 99-138) und das vierte Kapitel («Die semantische und syntaktische Struktur der FVG», 139-79). Mit Hilfe der in diesen Abschnitten herausgearbeiteten Merkmale der FVG können, wie die folgenden Kapitel zeigen, eine Reihe von Darstellungsproblemen beseitigt werden. So werden zunächst zwei heikle Aspekte der FVG des Paradigmas être PRÄP N (FVG) beleuchtet: die Funktion der Präposition (Kap. 5: 181-89) und die Beziehung zu einfachen Verben und Adjektivprädikaten (Kap. 6: 191-234). In den Kapiteln 7-8 geht es um die Abgrenzung gegenüber freien syntaktischen Fügungen (Kap. 7: 235-47), gegenüber phraseologisch festen FVG (Kap. 8: 249- 63) und gegenüber «komplexen Verknüpfungsprädikaten von der Form être PRÄP N» (Kap. 9: 265-79). Dieser Aufbau ist die Schwäche an Detges’ Arbeit: Nach dem vierten Kapitel löst sich gewissermaßen die Spannung; die folgenden Kapitel wirken, so wertvoll ihre Erkenntnisse sein mögen, stellenweise wie ein Nachtrag. Im dritten Kapitel bestimmt Detges einen semantischen Wert für die Funktionsverben (z. B. être, avoir, mettre). Dies ist keineswegs trivial, denn die Funktionsverben werden bisher als gänzlich inhaltsleere, rein grammatische Elemente klassiert, die lediglich verantwortlich sind für die «Markierung von Numerus, Tempus, Person, Modus und Genus verbi» (4) innerhalb des FVG. Ausgehend von einer zweidimensionalen Matrix zur Klassifizierung einfacher Verben, vorgeschlagen von Koch 1981 3 , demonstriert Detges, daß die Restsemantik der FV genau umrissen werden kann; «Rest» ist dabei zu verstehen als letzte Spur des semantischen Gehalts, den die FV außerhalb von FVG übermitteln. Die Kochsche Matrix (Abb. 30: 106) ordnet die Seme von Verben zwei Dimensionen zu. In FVG, so ließe sich Detges’ Aussage reduzieren, sind diese beiden inhaltlichen Dimensionen auf FV einerseits und Nomen andererseits verteilt. Genauer heißt dies, FV übernehmen die sogenannte Sachverhaltsdarstellung, die jeweiligen Nomina die konstitutive Sachverhaltsbedingung (114); das FV drückt aus, wie ein Sachverhalt dargestellt wird, das Nomen, welcher. Eine der Kategorien innerhalb der ersten Dimension ist z. B «Zustand» (zutreffend auf être), eine der Kategorien innerhalb der zweiten Dimension ist z. B. «örtliches Befinden» (zutreffend auf déplacement in dem FVG être en déplacement; 113, Bsp. 31). Die Leerstellen, die ein FVG eröffnet, ergeben sich, wie bei einteiligen Verben, aus der Kombination der beiden Dimensionen. Im dritten Kapitel, in erster Linie den FV gewidmet, sind zwangsläufig bereits erste Aussagen zu Merkmalen der nominalen Konstituente eines FVG gemacht worden. Im folgenden vierten Kapitel nun sollen die Nomina vollständig beschrieben werden, damit geklärt werden kann, «welchen Einfluß die Eigenschaften der Konstituente N (FVG) auf die semantische und syntaktische Struktur der entsprechenden FVG insgesamt haben» (139). Detges unterscheidet in 4.1 bis 4.3 drei Typen von N (FVG) : 1. nomina actionis (deverbale oder deadjektivale Nomina, die in manchen Definitionen konstitutives Merkmal von FVG sind); 319 Besprechungen - Comptes rendus 2 «Funktionsverb» wird im folgenden abgekürzt als FV. 3 Cf. P. Koch, Verb, Valenz, Verfügung. Zur Satzsemantik und Valenz französischer Verben am Beispiel der Verfügungsverben, Heidelberg 1981. 2. Nomina, die sich wie nomina actionis verhalten, ohne daß es eine lexikalisierte Derivationsbasis gibt (z. B. compétition) 3. nicht-relationale Konkreta (z. B. feu in être en feu). Semantisch besonders interessant sind der erste und der zweite Typ von N (FVG) , die Detges als «Sachverhaltsnomina» zusammenfaßt: Beide weisen in ihrer Semantik Züge auf, die eine «Art des benannten Sachverhalts» festlegen, die der verbsemantischen Dimension «Art der Sachverhaltsdarstellung» in archetypischer Verwendung entspricht (cf. 139). Für négociation etwa setzt Detges die Kategorie «Interaktion» an, eine Kategorie der verbsemantischen Dimension der «Art der Sachverhaltsdarstellung» wie oben «Zustand» und gleichermaßen eine Kategorie der nominalsemantischen Dimension «Art des benannten Sachverhalts». Die unterschiedliche Formulierung der beiden parallelen Kategorien trägt den unterschiedlichen Basisfunktionen der Wortarten Verb und Nomen Rechnung. Welche «Art der Sachverhaltsdarstellung» muß dann für ein komplexes Prädikat und FVG wie être en négociations angenommen werden? «Zustand», vorgegeben von être oder «Interaktion», ergänzt von négociations? Für Detges ist hier keine Festlegung möglich. Einerseits kann sowohl «Handlung» («Les délegués du syndicat sont en négociation . . . pour obtenir un accord . . . », 152, Bsp. 22) als auch «Interaktion», eine Subkategorie von «Handlung» («Les délegués du syndicat sont en négociations avec les représentants . . . », 152, Bsp. 22.1) aktualisiert werden. Andererseits sprechen bestimmte Tests (z. B. Unverträglichkeit mit refuser oder promettre) eindeutig gegen die Kategorisierung als «Handlung» und damit gegen die semantische Vorrangigkeit des Nomens. Detges folgert: «FVG wie être en marche, être en négociations sind demnach primär Zustands-Prädikate, in denen gleichwohl die ASD[Art der Sachverhaltsdarstellung]-Struktur des prädikativen Sachverhaltsnomens eine Rolle spielt» (154). Daher, so das Fazit (155), sind FVG dreidimensionale Prädikate, wenn das Nomen der Fügung ein Sachverhaltsnomen ist. FVG ohne Sachverhaltsnomen (z. B. être en feu) sind, wie einfache Verben, nur zweidimensional. Mit den dreidimensionalen FVG verbindet sie die enge Bindung zwischen FV und Nomen, d. h. die Ersetzbarkeit durch das pro-prädikative l’être (cf. 145). Neben diesen semantischen Merkmalen eines Prädikats ergeben sich weitere Eigenschaften auch aus seiner Relation zu den Aktanten: das Prädikat weist die Aktanten sowohl als lexikalische als auch als syntaktische Dependentien sowie als semantische Rollenträger aus. Detges überprüft diese Relationen für FVG und formalisiert das Resultat in einem Schema (165, Abb. 53), aus dem für FVG des Paradigmas être PRÄP N (FVG) genau hervorgeht, zwischen jeweils welcher Konstituente der Fügung (Nomen oder FV) und jeweils welchem Aktanten sich die überprüften Relationen etablieren. An zwei Beispielen lassen sich die Aussagen des Schemas demonstrieren. Die beiden Aktanten Luc und de ce vélo in Luc est en possession de ce vélo (158, Bsp. 32) sind lexikalisch dependent von N (FVG) , also von possession, morphosyntaktisch aber nicht: Luc ist morphosyntaktisch dependent (d. h. wird regiert) von être, und de ce vélo wiederum ist morphosyntaktisch dependent von possession (dies muß allerdings beim zweiten Aktanten nicht immer so sein). Die semantischen Rollen werden in den FVG des Paradigmas être PRÄP N (FVG) vom FV oder vom N (FVG) zugewiesen, lediglich die Rolle «Kausator» wie in Cette affaire a mis Luc en possession de ce vélo. (164, Bsp. 47, «Kausator»: Cette affaire) wird ausschließlich vom FV vergeben. Mit den bisher ermittelten Daten stellt Detges nun eine Subklassifikation der FVG vom Typ être PRÄP N (FVG) auf (165-74), hebt die FVG être PRÄP N (FVG) von einteiligen Verben und Konstruktionen vom Typ (être) ADJ ab (174) und gliedert sie schließlich in das System der übrigen französischen FVG ein (174-79). Im fünften Kapitel ergänzt Detges die Beschreibung der FVG être PRÄP N (FVG) um die Beschreibung der möglichen Präpositionen (en, dans, à, sous, sur, hors de), denen mitunter eine Funktion gänzlich abgesprochen worden ist, da keine inhaltlichen Oppositionen festzustellen seien. In der Tat sind z. B. en und dans lediglich kombinatorische Varianten: nach 320 Besprechungen - Comptes rendus dans steht das Fügungsnomen mit, nach en ohne Artikel. Immerhin: «Eine wirklich fundamentale Modifikation der semantisch-sachverhaltdarstellenden Struktur . . . hat lediglich die Opposition der Präpositionen en und hors (de) zum Gegenstand» (188). Diese Opposition ist sogar intuitiv nachvollziehbar, ohne Benennung der semantischen Kategorien der FVG-Mitspieler, wie Detges am Beispiel être/ rester/ mettre/ tenir en service gegenüber être/ rester/ mettre/ tenir hors de service demonstriert. Gegenstand des sechsten Kapitels ist die Beziehung der untersuchten FVG zu einteiligen Verben und Adjektivprädikaten. Untersucht werden hinsichtlich ihrer Aktantenstruktur FVG mit deverbalem Fügungsnomen und die korrelierenden Verben (Kap. 6.1), FVG mit deadjektivischem Fügungsnomen und die korrelierenden Adjektivprädikate (V/ être ADJ, Kap. 6.2) sowie FVG ohne morphologische Affinität zu Verben oder Adjektiven (Kap. 6.3). In einer Reihe von Fällen sind die Arten dieser Beziehung systematisch, d. h. die Unterschiede in der Aktantenstruktur ergeben sich systematisch aus einer semantischen Dreidimensionalität des FVG und der Zweidimensionalität des einteiligen Verbs bzw. Adjektivprädikats. Für eine ganze Gruppe der «passivischen Verbalprädikate» (Kap. 6.1.2) gilt z. B. folgende, exemplarisch an traiter gezeigte Gegenüberstellung: «Un médecin traite Luc» und «Luc est en traitement chez un médecin». Es bleiben jedoch auch viele Fälle von Beziehungen zwischen FVG und verwandten Verben bzw. Adjektiven, die sich nicht systematisch ergeben und die für sich erfaßt werden müssen: «Die Tatsache, daß ein Adjektivprädikat, ein einfaches Verb oder ein Prädikat anderen Typs mit einer Funktionsverbfügung korrespondiert, sagt . . . nichts über deren inhärent-konstruktionellen [sic] Eigenschaften aus.» (222) In 6.5 weist Detges schließlich auf einen weiteren Grund für Komplikationen in der Relation zu Verben und Adjektivprädikaten hin, auf lexikalische Unterschiede. Es ist keineswegs gesichert, wie bis zu diesem Punkt der Studie implizit angenommen, daß die Polysemie eines einteiligen Verbs komplett in das abgeleitete Nomen und die entsprechende FVG mit eingeht: «Le visage de Luc accuse de l’abattement» kann nicht in «*L’abattement de Luc est en accusation» (223, Bsp. 71.1, 71.3) umgeformt werden, weil die Bedeutung rendre manifeste nur eine Nuance von accuser, nicht von être en accusation ist. Für vier Beispiele dieser Art stellt der Autor zur Verdeutlichung der lexikalisch-semantischen Diskrepanzen Bedeutungslisten zusammen. D. h. jeweils für das Nomen (z. B. abandon), für das Verb (abandonner) und für das FVG (être à l’abandon) werden alle semantischen Nuancen aufgeführt. Die Listen der FVG sind jeweils am lückenhaftesten, denn das N (FVG) erbt lediglich einen Teil der Bedeutungen der Derivationsbasis. Die Abgrenzung der FVG von freien Fügungen (Kap. 7) ist, wie Detges selbst bemerkt (247), relativ eindeutig mit dem Kriterium der Anaphorisierbarkeit und Erfragbarkeit zu leisten. In «Comment le coiffeur a-t-il mis les cheveux de Marie? En arrière ou en plis? » (246, Bsp. 47) z. B. erkennt der Autor kein FVG, da ein Teil der Fügung mettre en plis mit comment erfragbar ist. Weniger glatt funktioniert dagegen die Abgrenzung von phraseologisch festen FVG und verwandten Konstruktionen (Kap. 8). Detges macht sie an dem in der Tat problematischen, graduierbaren Kriterium der Motivierbarkeit fest (249): Phraseologisch ist eine Fügung vom Typ être PRÄP N dann, wenn sich eine phraseologische Bedeutung einer wörtlichen Bedeutung, einer «Ursprungskonstruktion» zuordnen läßt. Die wörtliche Bedeutung kann dabei die eines FVG sein (être en panne) oder die einer freien Fügung (être/ mettre/ tenir au courant) (cf. 249). Interessanterweise erweisen sich die an den als phraseologisch eingestuften Fügungen beteiligten Verben als eindimensional, wie FV. Die nominalen Konstituenten sind dagegen entweder unabhängig und können, wie N (FVG) , in anderen Distributionen auftreten, oder fest gebunden, so daß die Fügung als Ganzes lexikalisiert ist. Eine letzte Abgrenzung muß gegenüber periphrastischen Konstruktionen vorgenommen werden (Kap. 9), genauer: gegenüber Verknüpfungsprädikaten von der Form être PRÄP N, die in periphrastische Konstruktionen eintreten: «Marie se met en devoir de faire 321 Besprechungen - Comptes rendus sa valise» (266, Bsp. 3, Hervorhebung von mir). Ähnlich wie in Kapitel 8 sind sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten mit den FVG être PRÄP N (FVG) aufzuzeigen. Herausgegriffen sei hier lediglich der Aspekt der semantisch sachverhaltsdarstellenden Struktur (Kap. 9.4.) von periphrastischen Konstruktionen mit nicht-finitem Verb (wie oben «Marie . . . »). Detges erkennt hier wieder, wie bei FVG, eine Dreidimensionalität, die durch die doppelt vertretene Dimension der «Art der Sachverhaltsdarstellung» entsteht; allerdings ist diese Dimension im nicht-finiten Verb (cf. o. faire) und dem einleitenden Verb (se mettre) vertreten, nicht mehr im semantisch verblaßten Nomen (devoir). Trotz der besonders in den letzten Kapiteln thematisch bedingten äußerst dichten, mitunter schwer zugänglichen Argumentation ist Detges’ Methode zur Beschreibung von FVG eine operationalisierbare und willkommene Alternative zu den bestehenden Ansätzen, die kaum vergleichbar differenzierte Resultate vorweisen können. Martina Nicklaus H Atlas linguistique de la Wallonie. Tableau géographique des parlers de la Belgique romane d’après l’enquête de Jean Haust † et des enquêtes complémentaires, vol. 15: Le corps humain et les maladies (2 e partie), 165 notices, 65 cartes par Marie-Guy Boutier, Liège (Faculté de Philosophie et Lettres) 1997, 401 p. Il s’agit là du huitième volume de l’ouvrage rédigé, une fois de plus, dans la tradition éprouvée des wallonisants avec cartes et commentaires éminemment lisibles. Les matériaux, dont l’auteur souligne la richesse et la fiabilité (9s.), ont trait aux maladies ainsi qu’à l’hygiène et à la thérapeutique pratiquées traditionnellement. Les résultats de l’enquête Haust, d’une rare complétude, sont présentés selon un schéma qui fait de cet atlas un des meilleurs de l’Europe. Ses cartes bien graphiées visualisent grâce à des symboles fort clairs divers aspects de la vie dialectale de la Wallonie. Parmi les différentes faces d’un problème, l’auteur choisit celle qui lui paraît la plus significative: phonétique, morphologique, lexicale ou encore étymologique. Il en résulte un petit choix de cartes très parlantes. Mais l’essentiel de l’ouvrage concerne la présentation des matériaux dialectaux, bien touffus en règle générale. Les variantes phonétiques pour chacun des nombreux points de l’enquête sont d’abord exposées à la manière d’un dictionnaire patois. Chaque forme est pourvue de son sigle géographique dont la clé se trouve dans la liste des localités explorées du vol. 1 ( Liège 1953, p. 23-55). Pour atteindre une plus grande lisibilité, les variantes sont groupées d’après le type lexical ou morphologique auquel elles appartiennent. Ainsi, sous égratigner (131ss.) onze chapitres sont établis sur des critères étymologiques, qui se répartissent une bonne vingtaine de types linguistiques. Sous *gripan, par exemple, Mme Boutier a classé des descendants comme grifer, grifyî, grif’ler, dègrifer, etc. sous des en-têtes gras, typisés, auxquels suivent les formes phonétiques précises. La carte égratigner (132) a été, elle aussi, établie sur des critères étymologiques. De cette manière, on voit du premier coup d’œil que le moyen haut allemand grimmen a laissé des rejets le long de la frontière linguistique: arrondissements de Virton, de Bastogne, de Malmedy et de Verviers notamment. L’auteur s’efforce à identifier chaque mot, ou plutôt: chaque type de mot. Ce travail étymologique - tâche ardue du reste - donne de la profondeur historique au lexique patois. Il s’agit souvent de tout un traité de dialectologie historique, avec de petites monographies bien fournies. Il va de soi que tout ne saurait être tiré au clair. Il reste parfois certains inconnus (par ex. 23, 32). Mais d’autre part, on ne peut guère surestimer les connaissances et l’intuition de 322 Besprechungen - Comptes rendus