eJournals Vox Romanica 58/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1999
581 Kristol De Stefani

Annette Endruschat/Eberhard Gärtner (ed.), Untersuchungen zur portugiesischen Sprache. Beiträge zum Deutschen Lusitanistentag 1995, Frankfurt a. M.(TFM/Domus Editoria Europa) 1996, 267 p. (Beihefte zu Lusorama. Studien zur portugiesischen Sprachwissenschaft 7)

121
1999
A.  Schor
vox5810365
gangen werden (wie das Bauske auch tut), da, wie wir heute in Weißrußland, Moldawien, Valencia usw. beobachten können, Abstand künstlich und per amtlichem fiat «ausgebaut» oder gar erfunden werden kann, zumindest visuell. Der Sprachsoziologe, der mit solchen Fragen vertraut ist, aber dazulernen möchte, wie es sich mit dem Bable/ Asturianu/ Asturiano verhält, kommt in Bauskes detailliertem Überblick sicher auf seine Rechnung, wäre aber dankbar, wenn ihm dies alles reichlich konzentrierter dargeboten würde. C. Wittlin H Annette Endruschat/ Eberhard Gärtner (ed.), Untersuchungen zur portugiesischen Sprache. Beiträge zum Deutschen Lusitanistentag 1995, Frankfurt a. M. (TFM/ Domus Editoria Europa) 1996, 267 p. (Beihefte zu Lusorama. Studien zur portugiesischen Sprachwissenschaft 7) Dieser Band enthält die Beiträge der Sektion Sprachwissenschaft des ersten Deutschen Lusitanistentages (1995) und zeigt einen Querschnitt durch die Aufgabenstellungen und die methodischen Ansätze des Faches portugiesische Sprachwissenschaft. Die Themen der einzelnen Beiträge umfassen ein Spektrum, das von der Wissenschaftsgeschichte (Michael Scotti-Rosin) über die Geschichte der portugiesischen Grammatikographie und Lexikographie (Barbara Schäfer, Mechtild Bierbach, Rolf Kemmler), die Stellung der portugiesischen Objektklitika in Vergangenheit und Gegenwart (Annette Endruschat), die Frage der illokutiven Indikatoren im archaischen dialogischen Text (José Luís Azevedo do Campo), einzelne Aspekte der portugiesischen Gegenwartssprache (Maria de Fátima Brauer de Figueiredo, Cornelia Döll und Bernhard Pöll), das brasilianische Portugiesisch (Eberhard Gärtner, Lutz Franzke und Thomas Johnen), Überlegungen zur typologischen Situierung des Galicischen zwischen Portugiesisch und Kastilisch (Christoph Petruck) bis zu den Demonstrativa und anderen verwandten Wortarten in iberoromanischbasierten Kreolsprachen (Angela Bartens) reicht. Es würde natürlich den Rahmen dieser Rezension bei weitem sprengen, wenn auf jeden einzelnen Beitrag ausführlich eingegangen würde. Deshalb will ich statt dessen einige Bemerkungen allgemeiner Art über die Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der portugiesischen Sprachwissenschaft machen. Michael Scotti-Rosin beschreibt in seinem Beitrag die Anfänge der deutschen Lusitanistik. Er stellt fest: «Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Tragik, daß Portugal durch ein Naturereignis [das Erdbeben von Lissabon 1755; Anm. des Rezensenten] und nicht durch seine in Deutschland weitgehend unbekannten kulturellen und politischen Leistungen in den Mittelpunkt des europäischen und damit auch des deutschen Interesses gelangte.» Der Autor des Beitrags zeigt des weiteren auf, daß der Deutsche, der sich für Portugal interessierte und für einen besseren Zugang zur Kultur dieses Landes die Sprache lernen wollte, bis 1785 keine brauchbare Grammatik zur Verfügung hatte. Dieser Mangel ist heute behoben, sind doch genügend brauchbare Grammatiken und Lehrbücher des Portugiesischen auf dem Markt. Dennoch ist die portugiesische Sprache ein - nicht nur in Deutschland - noch relativ wenig erforschtes Gebiet. Maria de Fátima Brauer de Figueiredo schreibt in der Einleitung ihres Beitrags «Zu einigen Aspekten des gesprochenen Portugiesisch»: «Die Situation, in der sich bis heute jeder befindet, der sich für die Beschreibung des gesprochenen Portugiesisch interessiert, ist bekannt: Es liegen Analysen oder Untersuchungen zu einzelnen Phänomenen vor, aber zu einer auch nur einigermaßen umfassenden Beschreibung gab es bisher nicht einmal einen Ansatz». Bernhard Pöll beginnt seinen Beitrag über das «Projekt eines portugiesischen Kollokationswörterbuchs» folgendermaßen: «Wer die jün- 365 Besprechungen - Comptes rendus gere Literatur zur portugiesischen Sprachwissenschaft auch nur einigermaßen kennt, weiß, daß zum fixen Bestandteil fast aller Beiträge zur Lexikographie bzw. Metalexikographie die Klage über den schlechten Zustand der portugiesischen Lexikographie gehört». Solche Bemerkungen über den Stand der Erforschung der portugiesischen Sprache ziehen sich wie ein roter Faden durch fast alle Beiträge im besprochenen Band und zeigen, wie viel auf diesem Gebiet noch zu tun ist. Der Grundtenor der Artikel verrät jedoch nicht Resignation, sondern zeugt ganz im Gegenteil vom festen Willen der Verfasser, die große Aufgabe mit Elan anzupacken. So bringt die Lektüre dieses Buchs nicht nur neue Erkenntnisse in den behandelten Teilgebieten der portugiesischen Sprachwissenschaft, sondern hinterläßt beim Leser auch die feste Überzeugung, daß das Defizit, das die portugiesische Sprache in Bezug auf ihre Erforschung gegenüber anderen Sprachen immer noch aufweist, in nächster Zeit, wenn nicht beseitigt, so doch verringert wird. A. Schor H Matthias Perl et al., Portugiesisch und Crioulo in Afrika. Geschichte - Grammatik - Lexik - Sprachentwicklung, Bochum (Brockmeyer) 1994, 243 p. (Bochum-Essener Beiträge zur Sprachwandelforschung 25) Bei dem 1994 erschienenen Band handelt es sich um die gebundene, in wenigen Punkten überarbeitete Fassung des 1989 von einem Autorenkollektiv an der Universität Leipzig unter der Leitung von Matthias Perl herausgegebenen Skriptes Portugiesisch und Crioulo in Afrika. Als Einführung in die Thematik werden (1.) Forschungsstand (12-20) und (2.) Varietätenlinguistik des Portugiesischen (21-37) behandelt. Daran schließen sich Kapitel (3.) zur externen Sprachgeschichte des Portugiesischen in Afrika (38-43), (4.) zur Sprachpolitik (43- 66), (5.) zum Portugiesischen in Angola (66-109) und (6.) in Mosambik (110-39) sowie (7.) zum portugiesisch-basierten Kreolisch (140-67) an. Das letzte Kapitel behandelt (8.) syntaktische Besonderheiten des Portugiesischen in Angola und Mosambik (168-98). Den Abschluß der Arbeit bilden (9.) ein Glossar afrikanischer Lusismen, (10.) eine Länderkurzübersicht, (11.) ein nach Sprachgebieten geordnetes Literaturverzeichnis sowie (12.) eine Aufstellung Leipziger lusitanischer Dissertationen und Publikationen der Forschungsgruppe «Außereuropäische Romania». Portugiesisch und Crioulo in Afrika ist bis heute die einzige deutschsprachige Publikation, die einen linguistischen Gesamtüberblick über die afrikanische Lusophonie bietet 1 . Lediglich Südafrika, das bis zum 18. Jh. in den Komplex Portugiesisch und Kreolisch eingebunden war und das auch heute eine größere immigrierte lusophone Gemeinschaft besitzt, wurde nicht näher einbezogen, was durchaus verständlich ist. Eine geschichtlich-geographische Ergänzung zu dem vorliegenden Band bietet Die Gemeinschaft der Staaten portugiesischer Sprache von M. Kuder 2 . Bereits 1992 erschienen ist der Atlas da língua portuguesa na história e no mundo, der ein wichtiges Kapitel zu Afrika enthält 3 . Darüber hinaus liegen mittlerweile der Band des LRL zum Portugiesischen 4 und die Ak- 366 Besprechungen - Comptes rendus 1 Cf. J.-M. Massa/ M. Perl, La langue portugaise en Afrique, Rennes 1989. 2 M. Kuder, Die Gemeinschaft der Staaten portugiesischer Sprache. Ziele, Strukturen und die sieben Mitgliedsländer, Bonn 1997. 3 A. L. Ferronha (ed.), Atlas da língua portuguesa na história e no mundo, Lisboa 1992: 40-70. 4 G. Holtus/ M. Metzeltin/ Ch. Schmitt (ed.), Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL). vol. 6/ 2: Galegisch, Portugiesisch, Tübingen 1994.