Vox Romanica
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Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniJacques Moeschler, Théorie pragmatique et pragmatique conversationnelle, Paris (Armand Colin) 1996, 255 p. (U Linguistique 331)
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P. W.
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Paul Zumthor ou L’invention permanente offre donc un premier panorama, très riche déjà, de différents aspects de l’œuvre de Paul Zumthor. D’autres études sont appelées à compléter les perspectives ici ouvertes et à élucider des domaines non encore abordés, celui, par exemple, de la réception des thèses zumthoriennes sur la mouvance dans d’autres disciplines. Ainsi, tout un groupe d’historiens, avant tout suisses (Roger Sablonier) et allemands (Hagen Keller) tentent de cerner les «Verschriftlichungsprozesse» au moyen âge en faisant appel, entre autres, aux travaux de Zumthor. Mentionnons pour conclure l’existence d’un «Fonds Paul-Zumthor», qui vient d’être créé à Montréal et qui est destiné à «assurer le rayonnement de l’œuvre de P.Z. dans la diversité de ses aspects, grâce surtout à l’octroi de bourses de recherches et, éventuellement, à d’autres formes d’aide (tenue de colloques, publications, etc.)» (165). Ursula Bähler H Jacques Moeschler, Théorie pragmatique et pragmatique conversationnelle, Paris (Armand Colin) 1996, 255 p. (U Linguistique 331) Der von Jacques Moeschler hier vorgelegte Band umfaßt einen Avant-propos (7-9), eine Introduction: Pragmatique et conversation (11-18) und zwölf Kapitel, die in drei Teile gegliedert sind. Neu sind nur das Vorwort und die Einleitung; der ganze Rest ist zwischen 1989 und 1994 an den unterschiedlichsten Stellen in der Form von Aufsätzen bereits vorgelegt worden 1 . Es handelt sich im einzelnen um die folgenden Arbeiten: im ersten Teil (Théorie pragmatique: acte de langage, argumentation, pertinence) 1. «Pragmatique et linguistique de la parole» (21-36), 2. «Topos et inférence» (37-50), 3. «Lexique et pragmatique» (51-70); im zweiten Teil (Analyses pragmatiques: métaphore et idiome, négation, référence temporelle) 4. «Pragmatique de la métaphore» (73-90), 5. «Métaphore et idiome» (91-105), 6. «Pragmatique de la négation» (107-26), 7. «Pragmatique de la négation» (127-47), 8. «Pragmatique de la référence temporelle» (149-72); im dritten Teil (Pragmatique conversationnelle: structures, connecteurs et inférences conversationnelles) 9. «L’analyse de la conversation» (175- 94), 10. «Actes de langage et conversation» (195-206), 11. «Signification et interprétation dans la conversation» (207-16) und 12. «Enchaînement et interprétation dans la conversation» (217-32). Den Abschluß machen eine ausführliche Bibliographie (233-46) und ein Namenindex (247-49). Moeschler geht es darum zu zeigen, was eine Pragmatik natürlicher Sprachen sein und leisten kann, er fragt nach den Implikationen einer derartigen Option für die Beschreibung sprachlicher Phänomene und für die Konsequenzen des pragmatischen Ansatzes für die Diskurs- und Konversationsanalyse. Sein Ansatz ist unter dem Einfluß von Grice und Sperber/ Wilson ein radikal-pragmatischer; eine in die Linguistik integrierte Pragmatik wird entschieden abgelehnt, was sicher zu weit geht; Linguistik und Pragmatik bedingen sich vielmehr gegenseitig, ohne daß man die eine der beiden Betrachtungsweisen in die andere integrieren müßte. Das findet sich letztlich ansatzweise auch bei Moeschler, wenn er (im Anschluß an Sperber/ Wilson) betont, daß die Informationsverarbeitung auf zwei Ebenen, einer sprachlichen und einer pragmatischen, stattfinde. Die hier vereinten Arbeiten lassen sich zwei unterschiedlichen Bereichen zuordnen: demjenigen einer allgemeinen Pragmatiktheorie und demjenigen einer konversationellen Pragmatik. Gemeinsam ist ihnen, daß sie sich um eine pragmatische Theorie bemühen, die 200 Besprechungen - Comptes rendus 1 Cf. p. 6 das Verzeichnis der originären Publikationsstellen. sowohl Beschreibungsals auch Erklärungsadäquatheit anstrebt. Grundannahmen sind dabei, daß es illusorisch sei, die sprachliche Variation bzw. das Verhalten sprachlicher Ausdrücke und ihrer Bedeutung im Rahmen einer rein linguistischen Theorie (Semantik, Syntax) erklären zu wollen, und daß der Gebrauch natürlicher Sprachen in der Konversation durch pragmatische und kognitive Erfahrungen der Sprecher und nicht durch sprachliche bedingt sei (7); auch dies scheint mir wieder überspitzt zu sein und müßte vielmehr durch ein «Sowohl-als-auch» ersetzt werden. Unbestritten bleibt, daß Phänomene wie Metapher, Idiomatisierung, Negation, Zeitreferenz usw. nicht rein (einzel-)sprachlich sind und entsprechende Variationen von allgemeinen (pragmatischen) Prinzipien gesteuert werden (8) 2 . Moeschler nimmt für sich in Anspruch, nach Levinson (1983) der Erste zu sein, der in einem Werk sich sowohl mit der Theorie der Pragmatik als auch mit Fragen der empirischen pragmatique conversationnelle befaßt. Er lehnt die sonst übliche Trennung der beiden Bereiche strikt ab, und zwar mit der durchaus treffenden Begründung, daß die theorielose Konversationspragmatik unweigerlich zu letztlich nicht haltbaren ad-hoc-Erklärungen führe; wenn man diese vermeiden wolle, müsse man sich gezielt um eine theoretische Grundlegung bemühen (12). Allerdings gesteht er auch zu, daß die Integration der beiden Fragestellungen nicht ganz unproblematisch sei, wobei die Schwierigkeiten v. a. im Bereich der Verkettungs- und der Interpretationsproblematik lägen. Das Interpretationsproblem gehört eigentlich nicht in den Bereich der Konversationstheorie, die sich vordringlich mit dem Verkettungsproblem befaßt, sondern in den Bereich der pragmatischen Theorie. Dort bieten sich drei Lösungsmöglichkeiten an: diejenige der konversationellen Pragmatik (Prinzip der dialogischen Sinnkonstitution), diejenige der klassischen Pragmatik (Sprechakttheorie) und diejenige der inferentiellen Pragmatik (Relevanztheorie). Das Verkettungsproblem läßt sich auf die Frage reduzieren, ob es Regeln für die Wohlgeformtheit der diskursiven bzw. konversationellen Sequenzen gebe. Es steht damit in enger Beziehung zum Kohärenzproblem und kann deshalb letztlich auf das Interpretationsproblem zurückgeführt werden - so daß man letztlich gar keine théorie pragmatique conversationnelle bräuchte (13). Diese Argumentation scheint mir unhaltbar zu sein, denn sie geht von einer taxonomischen Sicht der einzelnen Disziplinen und Subdisziplinen aus; an ihre Stelle wäre vielmehr eine prototypische Sicht der einzelnen Wissenschaftsbereiche zu setzen, in die auch unbedingt die «traditionelle» Linguistik einzubeziehen wäre. Wir hätten es somit mit einem mehrdimensionalen Feld von Schwerpunkten zu tun, die man im Sinne von Berruto als centri di cristallizzazione betrachten kann. Der Sinn erweist sich dann als eine Konstruktion aufgrund von sprachlichen, dialogischen und interaktiven Komponenten. Die Argumentation gegen den dialogischen Ansatz der klassischen Konversationsanalyse ist gerade aus diesem Grunde unhaltbar. Moeschler wirft ihr vor, daß auf dialogischer Basis das letzte Glied einer Dialogsequenz immer «bedeutungslos» bleibe, daß die Interpretation nur als eine Spur von illokutionären Akten begriffen werde, und daß eine dialogische Interpretation informationstheoretisch wertlos (gleich Null) bzw. zirkulär wäre (14s.). Dies gilt aber alles nur, wenn man den dialogischen Ansatz verabsolutiert und die o.g. korrelierenden Komponenten einfach ausblendet. - Auch der Ansatz von Trognon/ Brassac (1992) findet vor seinen Augen keine Gnade. Die beiden Autoren versuchen, das konversationelle Verkettungsproblem auf die Realisierung einer Reihe von Akten einer illokutionären Logik zu reduzieren, die allgemeinen Prinzipien einer formalen Pragmatik gehorchen. Moeschler kritisiert dabei, daß die illokutionäre Logik rein konventionalistisch konzipiert sei und deshalb die konversationellen Implikaturen nicht selbständig erklären könne; sie müsse des- 201 Besprechungen - Comptes rendus 2 Ob diese Prinzipien deswegen aber schon universellen Charakter haben, ist keineswegs gesichert; sie scheinen mir vielmehr kulturraumspezifisch zu sein und demzufolge auch eine historische Dimension zu haben. halb durch eine pragmatische Theorie ergänzt werden - und diese könne letztlich nur auf der Relevanztheorie von Sperber/ Wilson basieren (15ss.). Und genau dies sollen die drei Teile seiner Aufsatzsammlung zeigen. Moeschlers Ansatz ist interessant und aktuell, aber er provoziert durch seine absolutistische Einseitigkeit gleichzeitig und unweigerlich Widerspruch. Dies hat er wohl selbst gesehen, wenn er p. 9 schreibt, die hier zusammengeführten Arbeiten seien alle ursprünglich als Kampfschriften konzipiert gewesen, in denen es darum gegangen sei, der Relevanztheorie zum Durchbruch zu verhelfen. Ein derartiger Durchbruch kann aber nicht «Alleinherrschaft» bedeuten, sondern höchstens «Gleichberechtigung im Rahmen einer vielfältigen Schwerpunktsetzung vor dem Hintergrund eines wissenschaftlichen Kontinuums». Diese Modifikation ist eine conditio sine qua non für die Akzeptanz von Moeschlers Buch. Ist man bereit, diese prototypische Korrektur anzunehmen und damit den «Alleinvertretungsanspruch» zurückzuweisen, dann ist Moeschlers Buch eine anregende, in vielerlei Hinsicht auch zukunftsweisende Lektüre. P. W. H Rom Harré/ Jens Brockmeier/ Peter Mühlhäusler, Greenspeak. A Study of Environmental Discourse, Thousand Oaks/ London/ New Delhi (Sage) 1999, xi + 204 p. Die vorliegende, interdisziplinär angelegte Studie untersucht linguistische, philosophische, psychologische und kulturell-historische Aspekte des Umweltdiskurses. Für die Interdisziplinarität verbürgt bereits die Zusammenstellung der Autoren: Rom Harré ist Psychologe und Philosoph; eines seiner wesentlichen Arbeitsfelder ist die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Zeit. Auch Jens Brockmeier ist Psychologe und Philosoph. Zu seinen Schwerpunkten zählen neben der Naturphilosophie Fragen zum Zusammenhang von Zeit und Sprache sowie nach der Bedeutung von Zeit in verschiedenen Kulturen. Peter Mühlhäusler schließlich ist Linguist; zu seinen Hauptarbeitsgebieten gehören die Beziehung zwischen Sprache und Umwelt sowie die Beschäftigung mit Pidgin- und Kreolsprachen. Den Terminus Greenspeak haben die Autoren geprägt als «a catch-all term for all the ways in which issues of the environment are presented, be it in written, spoken or pictorial form» (vii). Sie möchten mit ihrer Studie das kritische Bewußtsein für die Art schärfen, in der Umweltthemen dargestellt werden. Die Verf. verstehen ihre Analysen als kritischen Metadiskurs über den Umweltdiskurs; sie möchten die Strategien aufdecken, die verschiedene Personen bzw. Gruppierungen verfolgen, wenn sie - aus ganz unterschiedlichen Positionen heraus - über das Thema Umwelt reden bzw. schreiben. Den Autoren ist dabei bewußt, daß Änderungen im Reden über Umwelt durchaus auch eine Gefahr bergen, «the very real danger of talk replacing or postponing action» (ix). Für ihr Material greifen sie auf ihre in den Jahren 1992 bis 1994 am Linacre College in Oxford gehaltenen Vorlesungen zum Thema Greenspeak zurück. Wichtige Quellen sind weiterhin Berichte über die Umweltkonferenz von Rio aus dem Jahr 1992, wissenschaftliche Zeitschriften wie der Scientific American, Dokumente der britischen Grünen und der British Nuclear Fuels plc., verschiedene Sekundärliteratur zum Thema Umwelt sowie nicht zuletzt eine von Mühlhäusler bereits im Jahr 1976 begonnene Materialsammlung zu Greenspeak. Unter Berufung auf Baskin weisen die Verf. darauf hin, daß eine Kluft bestehe «between what we can know and what we need to know about the environment to ensure our own survival as a species and the maintenance of a self-sustaining diversity throughout the 202 Besprechungen - Comptes rendus
