eJournals Vox Romanica 59/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2000
591 Kristol De Stefani

August Dauses, Englisch und Französisch. Zwei indogermanische Sprachen im Vergleich. Stuttgart (Steiner) 1998, 122 p.

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C. Wittlin
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wohlbedachte Empfehlungen für Politik, Unterricht und Wirtschaft. Dieses Kapitel bildet den vielleicht etwas kurz geratenen Schluss eines Buches, das am Anfang in einer Fussnote wie folgt charakterisiert wird: Es steht freilich bereits fest, dass eine statistische Auswertung der Volkszählungsdaten zwar sehr wichtige Grundinformationen bieten wird, dass sie aber aus verschiedenen Gründen, welche für die verschiedenen Sprachgebiete unterschiedlich sind, nur ungenügende Antworten auf einige der brennendsten Fragen zur aktuellen Sprachensituation liefern wird. Entsprechend einer Leitlinie der neueren internationalen kontaktlinguistischen Forschung wird die statistische Analyse der Sprachzensusdaten von qualitativen Mikroanalysen verschiedenster Prägung (Tiefeninterviews, teilnehmende Beobachtung, Konversationsanalyse usw.) ergänzt werden müssen. (26) Dass Sprachzensusdaten mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren sind (cf. die hohen «Patoisangaben» und die ebenfalls hohen «Loyalitätswerte» für das Rätoromanische in diesem Band) und sie durchaus einer Reihe von Ergänzungen bedürfen, steht ausser Frage. Doch liegt mit der Sprachenlandschaft Schweiz eine lesenswerte Arbeit vor, die man noch am besten umschreiben könnte als eine logisch aufgebaute Makroanalyse der gesamtschweizerischen Sprachsituation, und die zweifelsohne als Nachschlagewerk für weitere Arbeiten dienen kann und wohl auch bereits gedient hat. Die vorliegende Analyse gibt zu der berechtigten Hoffnung Anlass, dass die Volkszählung im Jahre 2000 und deren Datenauswertung das fesselnde Mit- und Gegeneinander der Schweizer Sprachgemeinschaften noch vertiefender darstellen könnte. J. Darquennes H August Dauses, Englisch und Französisch. Zwei indogermanische Sprachen im Vergleich. Stuttgart (Steiner) 1998, 122 p. Seit 1985 hat Dauses im Franz Steiner Verlag dreizehn Büchlein herausgegeben. Vier davon führen im Titel die Worte «Sprachwandel» oder «sprachlicher Wandel». In diesem neuen Bändchen verspricht Dauses, die in seinen letzten Schriften entworfenen Sprachtheorien zu vertiefen (Vorwort). «Im Sinne einer alternativen Philologie» verzichtet er auf «Details, Fakten und einzelsprachliche Besonderheiten», sowie auf Fussnoten und Bibliographie (eine halbe Seite «Verwendete Literatur» am Ende). Der Ausdruck «alternative Philologie» erinnert an «alternative Medizin», mit Kräutertee, Kneippkur und Aromatherapie. In Schriften über solche Themen hängt es nicht von Zitaten und Fussnoten ab, ob der Leser auf seine Rechnung kommt. Aber während der Schreiber eines Pamphlets über eine neue Abmagerungskur von der Erwartung seiner Leser eine präzise Vorstellung hat, so bleibt es gänzlich unklar, an wen sich Schriften über «alternative Philologie» richten. Der Titel, «Englisch und Französisch. Zwei Sprachen im Vergleich», lässt es nicht voraussehen, dass der Autor die in diesem Wissensgebiet übliche Schreibweise ablehnt, und erweckt in vielen Käufern und Benutzern von Bibliographien Erwartungen, die wohl zum grössten Teil enttäuscht werden. Mich selbst erinnerte der Titel an das Buch von Wolf Dietrich, Griechisch und Romanisch. Parallelen und Divergenzen in Entwicklung, Variation und Strukturen (Münster 1995), und in der Tat könnte eine Kapitelüberschrift aus Dietrich auch in Dauses’ Buch verwendet werden: «Universalistische Bemerkungen und typologische Betrachtungen», aber damit endet die Vergleichbarkeit. Nach Dauses’ eigener Angabe im Vorwort geht bloss das dritte Kapitel (59-115) auf «ausgewählte Beispiele aus dem Englischen und Französischen» ein, wobei dessen Titel, Prognostizierbarkeit versus Zufall der Sprachgeschichte, ahnen lässt, dass die «allgemeinen methodischen Überlegungen» der ersten beiden Kapitel - und in manchen Kapiteln in Dauses’ früheren Schriften - frischfröhlich weitergehen. Das 242 Besprechungen - Comptes rendus erste «ausgewählte Thema» des dritten Kapitels betrifft «Subjekts- und Objektspronomina». Wie schon in seinen Theorien des Sprachwandels von 1990 (p. 44-46), bekämpft Dauses die Vorstellungen, die Franzosen hätten Subjektspronomina eingeführt, weil sie einen Hang zu analytisch-logischem Denken entwickelten, oder aber weil sie die Verbendungen nicht mehr deutlich aussprechen wollten. Der Philologe mag gewiss mit Dauses einig gehen, Wartburgs «rhythmische Erklärung» (zitiert nach der 1970 erschienenen Auflage der Einführung in Problematik und Methodik der Sprachwissenschaft, ohne Angabe des Datums der Erstausgabe) sei eine «Verwechslung von Ursache und Folge» (62), und dass Kuens Erklärungsversuch aus der Superstrattheorie «an der Chronologie scheitert» (weitere Forscher werden nicht erwähnt, und von Subjektspronomina im Englischen ist nirgends die Rede), aber Dauses präsentiert seine eigene Hypothese nie in einer Weise, die man in einer «nicht-alternativen» Arbeit zitieren könnte. Etwa auf jeder dritten Seite schreibt Dauses etwas, das durchaus überzeugt, und das man sogar gerne an die eigenen Studenten in seiner prägnanten Formulierung weiterleiten würde, aber man möchte ihm öfters zurufen: «Das hast Du schon ein paar mal gesagt; wir glaubens Dir ja! ». Es könnte paradox wirken, dass ich diese (alternative) Rezension damit beende, Dauses anzuraten, sein definitives, letztes, und endlich zitierbares Buch zu schreiben; ein Buch, das man auch Studenten empfehlen kann (denen mit Hinweisen wie z. B. «Martinetsche Idealvorstellungen», ohne Anmerkung und ohne Eintrag in der Bibliographie, nicht gedient ist), das auf neuere Publikationen, auch aus Amerika, direkt eingeht (Coseriu, Bossong, Geisler, Eckert, Schwegler, Labov und seine Schule, usw.), in dem er weder Windmühlen angreift, noch offene Türen einrennt, noch Eulen nach Athen trägt, noch alte Pseudo-Probleme terminologischer Art wieder aufwärmt. Kurzum, ein Buch, das ein Beitrag zur heute gängigen Sprachwissenschaft sein will, und nicht bloss «Anregung für eine zukünftige (alternative) Philologie». C. Wittlin H Ann-Kathrin Mälzer, Methodische Überlegungen zur Adjektivstellung in den romanischen Sprachen, Erlangen/ Jena (Palm & Enke) 1999, 253 p. Die Adjektivstellung in den romanischen Sprachen ist ein viel bearbeitetes und dennoch immer wieder ergiebiges Thema. So ergiebig, daß man gern nach einer Neuerscheinung, die «methodische Überlegungen» verspricht, greift - in der Hoffnung, dort mindestens eine gelungene Zusammenfassung der vielen bestehenden Ansätze zu finden (hier flüstert der Hintergedanke der Seminarverwertbarkeit), nach Möglichkeit aber natürlich einen neuen «Dreh» für die Adjektivdiskussion. Um es gleich vorweg zu sagen: Beides findet man in der Arbeit von Mälzer nicht. Bereits das Inhaltsverzeichnis der von der Universität Nürnberg-Erlangen angenommenen Dissertation läßt den geübten linguistischen Leser stutzig werden. Zwar erscheint es auf den ersten Blick recht systematisch (i. Syntaxtheorien, ii. Theorien zur Adjektivstellung, iii. Praktischer Teil), bei genauerem Hinlesen notiert man sich bereits im Geiste die ersten vorläufigen Fragezeichen: z. B. dazu, daß die Kapitel «Entwicklung und Teleologie» (21-28) und «Pragmatischer Nutzen der Syntax» (28-32) die Hälfte desAbschnittes Syntaxtheorien ausmachen; oder zu schwachen Kapitelformulierungen wie «Mehrere Kriterien im Spiel» oder «Extensionstheorien»,die die synchronenAdjektivtheorien unterteilen sollen; vor allem aber dazu,daß der praktische Teil (Materialerhebung, Statistik,Auswertung) einer Arbeit, die im Titel «methodische Überlegungen» führt und sich als «Diskussionsbeitrag zur allgemeinen Syntaxtheorie» (9) verstanden wissen möchte, weit mehr als die Hälfte der Seiten beansprucht. 243 Besprechungen - Comptes rendus