eJournals Vox Romanica 59/1

Vox Romanica
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2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2000
591 Kristol De Stefani

Annick Englebert/M. Pierrard/Laurence Rosier/D. Van Raedmonck (ed.), La ligne claire. De la linguistique à la grammaire. Mélanges offerts à Marc Wilmet à l’occasion de son 60e anniversaire, Paris/Bruxelles (Duculot) 1998, 398 p. (Champs linguistiques/ Recueils)

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P.  W.
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ble légitime d’expliquer cette interjection comme un emprunt nordique. Cf. SAOB: H 500 s. Hass i interjection «varmed ngn jagas eller pådrives», c’est-à-dire une interjection de chasse pour faire courir le gibier (contre un filet p.ex.) ou pour héler les chiens après une bête. Attestée en suédois à partir du XVIe s., l’interjection se retrouve aussi en danois et en norvégien: tout porte à croire qu’elle est ancienne. Ajoutons à 222/ 37 harpe, de la traduction en afr. du Décret de Gratien (DP D 2 c 39, 1. 46: il avoit sailli et harpé, qui rend [eo quod . . .] cytharam et psalterium percutiens saltasset). - De même observons s. herbergerie au sujet de l’exemple cité 377/ 15 et traduit par chaque partie isolée d’une maison, pièce d’habitation , que l’exemple cité semble inclure sous herbergeries aussi les étables des animaux domestiques. Corrigeons 250/ 6 fabulam, lire fibulam. Espérons que les mots composés commençant par folseront présentés également sous fol-. Ce n’est qu’ainsi qu’on pourra évaluer le sens de fol, mot plein ou préfixe négatif. Parmi les dérivés de hardi on trouve entre autres 196/ 5 folhardi qui manifeste une hardiesse imprudente , alors que p.ex. 347/ 19 fole fenme ne signifie pas une femme imprudente, mais constitue un terme technique pour meretrix . Pour finir, félicitons la rédaction de son beau travail et applaudissons aussi à son idée de présenter, sur la couverture, l’histoire de la recherche nécessaire pour l’article hardos. Leena Löfstedt H Annick Englebert/ M. Pierrard/ Laurence Rosier/ D. Van Raedmonck (ed.), La ligne claire. De la linguistique à la grammaire. Mélanges offerts à Marc Wilmet à l’occasion de son 60 e anniversaire, Paris/ Bruxelles (Duculot) 1998, 398 p. (Champs linguistiques/ Recueils) Am Vorabend des Romanistenkongresses in Brüssel wurde Marc Wilmet, dem verantwortlichen Organisator, eine Festschrift aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstags überreicht. Organisiert von vier ehemaligen Studenten, die heute seine Kollegen sind, umfaßt sie dreißig Beiträge von Schülern, Freunden und Kollegen, die sich relativ zwangslos an den drei Haupttätigkeitsfeldern des Geehrten orientieren, und die den wissenschaftlichen Dialog mit ihm weiterführen. Ich freue mich, hier wenigstens eine Besprechung der Festgabe liefern zu können, da mich eine schwere Erkrankung daran gehindert hat, den für die Festschrift versprochenen Beitrag abzuliefern. Ich bedauere dies außerordentlich, zumal uns eine fast dreißigjährige persönliche Freundschaft verbindet. Begonnen hat diese Freundschaft mit unserem gemeinsamen Interesse für die Verbalsyntax des Mittelfranzösischen, das wir übrigens mit Robert Martin teilten. Jahrzehntelang fast vollständig vernachlässigt, erschienen 1970/ 71 fast gleichzeitig drei umfangreiche Untersuchungen zur Tempus-, Aspekt- und Modusproblematik im Französischen dieser Epoche: Marc Wilmet, Le système de l’indicatif en moyen français (1970), Peter Wunderli, Die Teilaktualisierung des Verbalgeschehens (Subjonctif) im Mittelfranzösischen (1970) und Robert Martin, Temps et aspect. Essai sur l’emploi des temps narratifs en moyen français (1971). Mit einem Schlag wurde so ein Forschungsbereich, der bisher nur ein Mauerblümchendasein gefristet hatte, zu einem der bestuntersuchten im Bereich der Verbalsyntax, was nicht zuletzt auch dadurch bedingt ist, daß es zwischen den drei Untersuchungen große Affinitäten gibt, sind sie doch alle drei mehr oder weniger stark durch die Theorien von Gustave Guillaume beeinflußt. Auch später haben Marc Wilmet und ich immer wieder feststellen müssen, daß uns ähnliche, z.T. sogar identische Forschungsinter- 335 Besprechungen - Comptes rendus essen zum fast gleichen Zeitpunkt beschäftigt haben: die Modussetzung nach après que und anderen adverbialen Konjunktionen, die Determinanten des Substantivs, die Adjektivstellung, die Sprach- und Grammatiktheorie in der großen französischen Enzyklopädie (Dumarsais und v. a. Beauzée), um nur einige der vielfältigen Kontaktpunkte zu nennen. Gemeinsam ist uns auch die Neigung, möglichst die gesamte Literatur zu einem Thema für die eigene Darstellung heranzuziehen und auszuwerten, und nicht ältere Untersuchungen und Theorien einfach a priori beiseite zu schieben. Neben seiner großen Thèse (Le système de l’indicatif . . . ) seien hier aus der Fülle von Publikationen Marc Wilmets nur die wichtigsten herausgegriffen: Da ist 1972 sein Gustav Guillaume et son école linguistique zu nennen, eine Überblicksdarstellung, die nicht nur die wesentlichen Aspekte des Guillaumismus in synthetischer und (so weit dies überhaupt möglich ist) leicht faßlicher Form präsentiert, sondern sich auch kritisch mit zahlreichen Aspekten auseinandersetzt (was ihm bei den orthodoxen Guillaumisten nicht nur Freunde geschaffen hat). Dann wären seine Études de morpho-syntaxe verbale (1976) zu nennen, in denen eine Reihe von Aufsätzen zur (v. a.) modernfranzösischen Tempusproblematik zusammengefaßt werden. Es folgt 1986 die Détermination nominale, die der Artikelproblematik im weitesten Sinne gewidmet ist. Und schließlich erscheint 1997 sein Meisterwerk, die Grammaire critique du français, die inzwischen bereits in zweiter Auflage vorliegt (1998). Nur schon diese Monographien ergeben ein beeindruckendes Lebenswerk - und dieses ist noch lange nicht abgeschlossen, denn Marc Wilmet ist ein unermüdlicher Arbeiter, der sich nie mit dem Erreichten zufrieden gibt, sondern immer wieder zu neuen Ufern aufbricht. Der Band beginnt mit einem sehr schönen Photo von Marc Wilmet, das von Nicole Hellyn stammt, und darauf folgen dann - als Einleitung - eine Würdigung Marc Wilmets aus der Feder von Robert Martin (9-20) und ein Schriftenverzeichnis, das Wilmets Frau Anne- Rosine Delbart zusammengestellt hat (21-30). Martins Marc Wilmet, de la patience philologique à l’intuition théorisante ist ein Text, der nicht nur von warmer persönlicher Empathie durchdrungen ist, sondern auch Wilmets wissenschaftliche Leistungen in brillanter Weise würdigt. Er beginnt mit einer Reihe von biographischen (zum großen Teil persönlichen) Reminiszenzen, die von der ersten Begegnung der Beiden (noch als gefährliche Konkurrenten) über die Entstehung einer dauerhaften Freundschaft, die Zusammenarbeit (v. a. an der gemeinsamen Syntaxe du moyen français [1980]) bis hin zu Wilmets Auszeichnung mit dem Prix Francqui (1986) und in die Gegenwart hinein führt, in der sich Wilmet vom Philologen über den Theoretiker zum Grammatiker gewandelt hat. Und wie er mir selbst kürzlich versicherte: In dieser letzten Domäne sieht er seine eigentliche Berufung. Was den wissenschaftlichen Lebensweg angeht, so wird er von Martin in allen wichtigen Etappen nachgezeichnet, von den Studienjahren bis hin zur Grammaire critique. Inhaltlich betont Martin, daß Wilmets Arbeiten immer in äußerst solider Weise empirisch-philologisch fundiert sind, daß er sich aber dort, wo es didaktisch angezeigt ist, auch nicht scheut, mit selbst konstruierten Beispielen zu argumentieren (die allerdings immer einen exzellenten dokumentatorischen Hintergrund haben). Zudem strebt er auch immer danach, die ganze Forschungstradition zu einem von ihm bearbeiteten Thema mit einzubeziehen, angefangen bei Beauzée über Saussure, Meillet, Guillaume, Damourette/ Pichon, Tesnière, Hjelmslev . . . bis hin zur jüngsten Vergangenheit. Theoretisch könnte man seinen Ansatz eklektisch nennen - Martin zieht es mit guten Gründen vor, die Adjektive consensuel und combinatoire zu verwenden -, und er zeichnet sich in jeder Hinsicht durch größte Offenheit und undogmatische Aufgeschlossenheit aus. Das hindert ihn allerdings nicht, eigene kritische Positionen zu beziehen wie z. B. in seinem Guillaume-Buch, was Roch Valin zwar nicht gefallen, die Freundschaft der Beiden aber in keinster Weise beeinträchtigt hat. Wilmets Kritik bleibt eben immer freundlich und wohlwollend, und zudem wird sie durch seinen dezidiert pädagogischen Impetus aller Schärfe beraubt. Ganz abgesehen davon würde ihm sein aus- 336 Besprechungen - Comptes rendus geprägter esprit de finesse auch jeden brutalen Frontalangriff verbieten. Dies ist alles nur eine sehr dürftige Zusammenfassung dieser einfühlsamen und kompetenten Würdigung, die den Laudator ebenso ehrt wie den Jubilar. Die drei Hauptsektionen des Bandes sind je einem der drei Haupttätigkeitsgebiete Wilmets gewidmet und werden jeweils durch eine zusammenfassende Darstellung von Wilmets Leistungen in diesem Bereich eröffnet, wobei in mehr oder weniger starkem Umfang auch eigene Überlegungen und weiterführende Diskussionsangebote einfließen. Der erste Teil befaßt sich mit dem Syntagme nominal und wird durch Michel Pierrard mit dem Überblick Syntagme nominal et pronoms: La grammaticalisation des pronoms «essentiels» indéfinis (33-46) eingeleitet. Er besteht weiter aus den folgenden Beiträgen: Naoyo Furukawa, Cet objet curieux qu’on «appelle» l’article. Emploi de l’article défini dans des environnements métalinguistiques (47-54); Albert Henry, Tel/ cel: un couple fumeux (55-64); Michel Herslund, Le français, langue à classificateurs? (65-73); Kerstin Jonasson, Ce Marc nous a fait bien bosser! Sur le rôle du démonstratif devant le nom propre (75-85); Georges Kleiber, Tout et ses domaines. Sur la structure tout + déterminant + N (87-98); Ludo Melis, Sur la structure syntaxique du syntagme nominal (99-116); Mariana Tu escu, Généricité, modalité et figurativité dans le groupe nominal (117-23); Rika van Deyck, La détermination nominale en ancien français (125-36); Dominique Willems, Un petit rien sur quelque chose (137-45). Der zweite Teil ist dem Système verbal gewidmet und wird durch den Überblick von Laurence Rosier unter dem Titel L’avenir dure longtemps eröffnet (149-61). Die Sektion umfaßt weiter die folgenden Beiträge: Martine Bracops, Cache ce nain que je ne sais plus voir. Contribution à l’analyse syntaxique et sémantique de pouvoir et savoir avec l’infinitif (163-74); Jacques Bres/ Bertrand Verine, D’un zeugme verbo-temporel: l’appariement [ps et ip] (175-85); Marc Dominicy, Paradoxes «temporels» chez Baudelaire (187-98); Mats Forsgren, L’emploi du passé simple dans la langue d’aujourd’hui (199-208); Anna Jaubert, Praesens fingo. Le présent des fictions (209-19); Stanislaw Karolak, Remarques sur l’aspect des noms abstraits (221-28); Bernard Pottier, Le système verbal et les modalités discursives (229-34). Der dritte Teil schließlich trägt den Titel Au-delà du syntagme. Die Überschrift ist wenig glücklich, denn wie die Einleitung von Dan van Raemdonck, Sous mon arbre, volait un esthète (237-52) ausführt, sollen hier Beiträge versammelt werden, die sich sowohl mit dem infraals auch mit dem interbzw. suprasyntagmatischen Bereich befassen; exemplarisch gehört z. B. die ganze Inzidenzproblematik hierher. Eine derartige thematische Umschreibung vermag zwar einige der Beiträge zu erfassen, in Wirklichkeit handelt es sich aber bei dieser Sektion doch eher um eine Art Sammeltopf für die Studien, die in den ersten beiden Teilen nicht unterzubringen waren 1 . Dies wird schon aufgrund der Beitragstitel deutlich: Annie Boone, C’est un énigme que cette construction. Essai d’analyse d’un «gallicisme» (253-66); Anne-Rosine Delbart, Des comptages au conte ou les avatars d’une théorie (267- 78); Daniel Droixhe, Aspects de la syntaxe et de son évolution dans Les voyages aux Indes orientales de Françaois Pyrard de la Val (1611, 1679) (279-300); David Gaatone, Réflexions sur un adjectif substantivé: La construction «L’important est d’agir» (301-09); André Joly, Du «strapotin basculant» au fauteuil d’orchestre: Faire et refaire l’article (311-29); Jesus Lago Garabatos, Quelques remarques sur le concept de translation en linguistique (331-44); Jean- Marcel Léard, Subordination, phrase, proposition: le choix sémantique (345-54); Annette Vassant, De la théorie de l’incidence, encore (355-68). 337 Besprechungen - Comptes rendus 1 Daraus darf aber kein Vorwurf an die Herausgeber abgeleitet werden; jeder Herausgeber einer Festschrift weiß nur allzu gut, daß es einfach immer wieder Beiträge gibt, die in kein Klassifikationsschema passen. Vor dem Inhaltsverzeichnis (383-85), einer Tabula gratulatoria (387-95) und einem Adressenverzeichnis der Beiträger folgt noch eine Art Schlußsynthese von Annick Englebert unter dem Titel Bal(l)ade sur le temps jadis (371-82). Genau besehen handelt sich allerdings weniger um eine Zusammenfassung, denn es wird nicht auf die einzelnen Beiträge des Bandes eingegangen. Vielmehr haben wir eine Art Echo auf die Einleitung von Robert Martin, eine zweite Würdigung von Wilmets wissenschaftlicher Leistung. Englebert unterstreicht nochmals, daß sich Wilmet in keine (linguistische) Schule habe einbinden lassen und jedem Dogmatismus abgeneigt sei. Die kritische Haltung richte sich oft sogar gegen sich selbst, so z. B. wenn er 1986 die Determinanten als Klasse, 1997 dagegen als Funktion behandele. Ganz besonderen Wert legt Englebert auf die Rolle des Faktors Zeit in seinem Werk und auf das Wechselspiel von synchronischer und diachronischer Sprachbetrachtung. Obwohl im strengen Sinne diachronische Arbeiten nach 1992 in der Bibliographie fehlen, spielt die Diachronie immer noch eine wichtige Rolle in Wilmets Denken: Probleme der Vergangenheit finden oft ein Echo in der Gegenwart, oder sie läßt die Gegenwart (oder gar die Zukunft) vorhersehen (was zu einer linguistique génétique führt); die Vergangenheit lebt in der Gegenwart nach; die Vergangenheit fungiert als Garant der Gegenwart; das Nachleben der Vergangenheit deformiert die Gegenwart; usw. Alle diese Themen und Blickpunkte sind im Werke von Marc Wilmet ständig präsent und machen es zu einem Musterbeispiel für das, was man mit den Worten Wartburgs (aber in einem etwas anderen Sinn) als das «Ineinandergreifen von synchronischer und diachronischer Sprachbetrachtung» bezeichnen könnte. Eine schöne, gehaltvolle, würdige Festschrift, die der hervorragenden Leistung des Geehrten angemessen ist und seine große Bedeutung für die französische und allgemeine Sprachwissenschaft in den letzten dreißig Jahren ins richtige Licht rückt. P. W. H Paul Fabre, Les noms de personnes en France, Paris (PUF) 1998, 127 p. (Que sais-je? 235) P. Lebels bereits 1946 in der Que sais-je? -Reihe erschienene Abhandlung über die französischen Eigennamen 1 bedurfte schon seit geraumer Zeit dringend einer Neubearbeitung. Denn Lebels ohne Zweifel seinerzeit äußerst verdienstvolle Arbeit entsprach nicht mehr dem Forschungsstand und den Methoden der heutigen Anthroponymie. Mit P. Fabre, Emeritus der französischen und romanischen Sprachwissenschaft der Universität Paul-Valéry zu Montpellier, hat nun der Verlag einen profunden Kenner der Materie 2 für diese Neubearbeitung engagiert. Lebel war methodisch so vorgegangen, daß er Diachronie und Synchronie miteinander verband und den Stoff nach dem Kriterium des linguistischen Ursprungs der jeweiligen Namen (gallisch, lateinisch, germanisch, französisch u. a.) gliederte. Dieses Vorgehen hatte, wie Fabre selbst sagt, den Vorteil, «de saisir faits et catégories au plus près de leur éxclosion» (4). Es hatte aber andererseits den Nachteil, dem mit der Materie noch wenig vertrauten Leser den Zugang zu erschweren und insbesondere nicht die verschiedenen Etappen der historischen Entwicklung deutlich herauszukristallisieren. Deshalb ist es nur begrüßenswert, daß Fabre sich bei seinem methodischen Vorgehen dafür entschieden hat, 338 Besprechungen - Comptes rendus 1 Les noms de personnes, Paris 1946. 2 Fabre hat bereits mehrere Untersuchungen zu diesem Forschungsbereich vorgelegt. Ich verweise hier nur auf seine in Zusammenarbeit mit Charles Baylon erarbeitete Monographie Les noms de lieux et de personnes, Paris 1982.