eJournals Vox Romanica 59/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2000
591 Kristol De Stefani

Ingrid Neumann-Holzschuh, Die Satzgliedanordnung im Spanischen. Eine diachrone Analyse, Tübingen (Niemeyer) 1997, xvii + 497 p. (Beih. ZRPh. 284)

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2000
J.  Lengert
vox5910364
Ingrid Neumann-Holzschuh, Die Satzgliedanordnung im Spanischen. Eine diachrone Analyse, Tübingen (Niemeyer) 1997, xvii + 497 p. (Beih. ZRPh. 284) Umfangreiche Studien zur Diachronie der spanischen Syntax sind in den letzten Jahren eher selten - die einschlägigen Bibliographien von González Pérez/ Rodríguez Fernández und Davis verzeichnen nur wenige gleichermaßen breit angelegte Monographien 1 -, so daß sich vorliegende Arbeit schon insofern hervortut. Wie man dem Vorwort (xv) entnimmt, handelt es sich um die überarbeitete Version einer 1993 abgeschlossenen Bamberger Habilitationsschrift, deren Ziel die korpusbasierte Analyse der Entwicklung der Satzgliedanordnung vorrangig im Altspanischen, wenn auch mit deutlichen Ausblicken auf die Synchronie des Neuspanischen ist. Das Buch besteht aus vier unterschiedlich gewichteten Kapiteln, deren einleitendes (2- 31) ein knappes und selektives - den eigenen Prämissen gemäß werden generative Ansätze nur beiläufig erwähnt - Forschungsreferat vermittelt und anschließend das Korpus präsentiert. Materialgrundlage sind historiographische Texte des 13. bis 15. Jahrhunderts (insgesamt neun Chroniken), aber auch sonstige alt- und neuspanische Texte (darunter neben zehn literarischen Texten drei Zeitungen und zwei linguistisch aufbereitete Korpora; darüber hinaus wird auf die - in den Details nicht näher erläuterte - Befragung von Informanten zurückgegriffen), wobei die Korpusbildung nach Auffassung der Autorin mehrere methodische Probleme umgehen soll: Sie garantiert ein gewisses Maß an Einheitlichkeit, die Problematik der Analyseebene («parole»/ Stil versus «langue»/ Syntax) wird durch den Ausschluß auffälliger poetischer Merkmale im Sinne einer «langue»-Beschreibung gelöst, zu guter Letzt enthalten die Texte keine starken lateinisch-gelehrten oder arabischen Einflüsse. Angesichts der aktuellen Methodenvielfalt in der Syntax muß sich eine derartige Studie auf eine Theorie einlassen, und deren kritischer Präsentation ist Kapitel i gewidmet (34-168). Der Ansatz läßt sich als textlinguistisch-diskurspragmatisch charakterisieren, im einzelnen greift die Autorin auf das durch die gleichnamige Arbeit von M. Ulrich 2 vorrangig zum Rumänischen bekannt gewordene sogenannte «thetisch-kategorische» Modell zurück, das die traditionelle Thema-Rhema-Gliederung der Textlinguistik überwinden will. Nach einem kritischen Resümee der Thema-Rhema-Definition folgt eine theoretische Darlegung des thetisch-kategorischen Modells, die die sprachphilosophischen Hintergründe ebenso wie die allgemeinen sprachlichen Merkmale (thetisch: eingliedrige Äußerungen, thema-/ rhemalos - kategorisch: zweigliedrige Äußerungen, thema-/ rhemahaltig etc.) zusammenfaßt. Nach generellen Ausführungen zur Anwendbarkeit des Theorieansatzes auf diachrone Fragestellungen ist der zweite, gewichtige Teil (98s.) dieses ersten Hauptkapitels dann allerdings, mit dem Argument der bislang ausstehenden Analyse, der typologisierenden Anwendung des Analysemodells auf neuspanische Sprachverhältnisse gewidmet und bietet in zwei Schritten eine syntaktisch kategorisierte Präsentation (Formen thetischer/ kategorischer Äußerungen ohne, mit einem, mit zwei/ mehreren Aktanten, jeweils dokumentiert mit ausgiebigem Belegmaterial). Einen der Vorzüge der Arbeit dokumentiert die an das Ende des Kapitels gesetzte «Zusammenfassung». In ihr wird die «Anwendbarkeit» des eigenen Modells auf das Neuspanische, auch im übrigen seine Schwächen, kritisch diskutiert und letztlich dafür plädiert, nicht von einer strukturellen Dichotomie «thetisch» - «kategorisch», sondern von einem Kontinuum auszugehen. Das umfangreichste Kapitel ii 364 Besprechungen - Comptes rendus 1 R. González Pérez/ Ana María Rodríguez Fernández, Bibliografía de sintaxis española (1960-1984), Santiago de Compostela 1989; M. Davies, «A Tentative Bibliography of Historical Spanish Syntax», Hispanic Linguistics 5/ 1s. (1992): 279-349. 2 Thetisch und Kategorisch. Funktionen der Anordnung von Satzkonstruktionen am Beispiel des Rumänischen und anderer Sprachen, Tübingen 1985. (170-370) ist der Beschreibung des Altspanischen gewidmet. Die Darstellung ist einer syntaktisch-formalen und chronologischen Gliederung unterworfen und behandelt in sieben Unterabschnitten folgende Themen: Subjekt-Verb- und Verb-Subjekt-Stellung jeweils in den Chroniken des 13., 14. und 15. Jahrhunderts, häufige Adverbialkonstruktionen, Stellung des Nominalobjekts, Satzgliedanordnung im Nebensatz sowie Stellung und Funktion der Subjektpronomina. In ihrer Struktur ähneln die einzelnen Subkapitel einander: Einleitenden statistischen Systematisierungen folgen an reichhaltigem Sprachmaterial belegte syntaktisch-typologisch geordnete Detailbeschreibungen, in denen die funktionalen Aspekte dieser Konstruktionen dargelegt werden. Den Abschluß der Arbeit (371-462) bildet das allgemeinen Fragen des syntaktischen Wandels und seiner typologischen Charakterisierung gewidmete Kapitel iii, in dem in vier Schritten zunächst auf Probleme der Satzgliedanordnung im Spätlatein und dann auf die Entwicklung zum Altspanischen eingegangen wird, bevor dieses aus Sicht der Satzgliedstellung typologisch charakterisiert und abschließend die Entwicklung vom Altzum Neuspanischen unter die Lupe genommen wird. Bibliographie (463-91), Personen- (492-94) und Sach-/ Sprachregister (495-97) bilden den Abschluß. Eines der Grundprobleme des Buches ist die Repräsentativität der Korpuserstellung. Es kann in diesem Rahmen keine Kontrollauswertung anderer Texte vorgenommen werden, um die Relevanz der Resultate zu überprüfen, daher hier nur einige Hinweise auf methodologische Probleme. Da wäre die Frage nach der Kategorisierbarkeit sprachlicher Äußerungen im Rahmen des Untersuchungsmodells. Daß sie nicht immer einfach ist, gesteht die Autorin selbstkritisch ein, und in der Tat durchzieht das Problem Kapitel ii wie ein roter Faden. Um einige diesbezügliche Äußerungen nur aus Unterkapitel ii/ 1 «SV und VS in den Chroniken des 13. Jahrhunderts» (170-222) zu zitieren: «Die Abgrenzung thetischer Konstruktionen mit Erst- und Zweitaktant von den . . . ‹narrativ-kategorischen› Strukturen ist mitunter schwer, ja oft [! ] kaum möglich» (186), «Auch bei Konstruktionen mit drei Aktanten ist oft [! ] nicht klar, ob es sich um ereignisbezogen-thetische oder um ‹narrativkategorische› Äußerungen handelt» (188), «Die Bestimmung des pragmatischen Status dieser Äußerungen bereitet mitunter Schwierigkeiten» (192), «Bei Sätzen mit auer/ tener/ saber ist die Bestimmung des pragmatischen Status mitunter schwer» (193), «Was satzinitiale Adverbiale anbelangt, so bereitet deren Statusbestimmung . . . Schwierigkeiten» (194), «Zwischen beiden Funktionen kann natürlich nicht immer streng unterschieden werden» (196), « . . . kann der mit dem Verb començaron beginnende Satz nicht eindeutig klassifiziert werden» (200), «Sie [SV-Strukturen] konnten ähnlich wie die . . . VS-Konstruktionen funktionieren, mit denen sie in unseren Texten auch in der Tat oft [! ] ohne erkennbaren Unterschied alternieren» (207), « . . . so daß ein Teil der Sätze letztlich in bezug auf die Wortstellung vermutlich nicht mit letzter Sicherheit interpretiert werden kann» (207), «Der Kontext gibt keine wirkliche Erklärung für die meisten [! ] dieser verb-initialen kopulativen Strukturen» (209) etc. Die Einordnung und Interpretation der komplexen sprachlichen Realität auf der Grundlage der gewählten Theorie ist also anscheinend durchaus prekär. Hieran knüpfen zumindest partiell Probleme in der statistischen Beschreibung der Korpusmaterialien an, nämlich dort, wo die Datenbasis zu schmal oder auch heterogen ist. Dies gilt beispielsweise für die statistische Uniformierung von Werten, die in bezug auf die einzelnen Texte des Korpus recht unterschiedlich ausfallen. Ein Beispiel: wenn in Kapitel iii/ 6 die Hypothese aufgestellt wird, daß im Nebensatz die präverbale Stellung des Nominalobjekts häufiger ist als im Hauptsatz, so verbirgt sich dahinter eine erstaunliche Spannbreite an Prozentanteilen dieser Konstruktion in den diversen Texten, die von 16,3% in der General Estoria des Alfonso el Sabio bis zu 2,4% in der von P. López de Ayala verfaßten Crónica del rey don Pedro reicht (339) - ob man dieses nicht nur hier feststellbare Schwanken dann unter dem gemeinsamen Nenner einer zusammengerechneten Prozentzahl fassen kann, sei dahingestellt. Am problematischsten ist dieser Ansatz dort, wo die Materialgrundlage recht 365 Besprechungen - Comptes rendus schmal ist, so im Vergleich Altspanisch-Spätlatein in Kapitel iii. Wenn dafür die Resultate der Auswertung der ersten fünf Seiten der Vita Eufrosine des 7. Jahrhunderts durch M. Selig zum Vergleich herangezogen werden (378), kann man wohl nur schwerlich aus den so ermittelbaren Prozentwerten verallgemeinerbare Schlüsse herleiten; wenn die Untersuchung der Stellung der Klitika vom Spätlatein speziell zum Altitalienischen durch D. Wanner 1987 hier als Vergleichsbasis für das Altspanische herangezogen wird (385), so ist wohl auch dies nicht unproblematisch. Zuletzt wäre da die Frage, inwieweit die Detailanalyse des Korpus sich über die Beschreibung der Epoche Altspanisch (beziehungsweise, präziser gesagt, eben des 13.-15. Jahrhunderts, die Zeit, aus der die Texte des Korpus stammen) hinaus ummünzen läßt in eine kohärente und stimmige Darstellung von Sprachwandelprozessen. In der Tat gelingt es der Autorin, einige Tendenzen herauszustellen, so eine zunehmende Abnahme syntaktischer Flexibilität in der Nebensatzstellung und in den kategorischen Konstruktionen. Aber sie gesteht auch ein: «Dennoch sollte man nicht vergessen, daß durch die Auswertung einer oder zweier Textsorten bestenfalls Tendenzen der Sprachentwicklung aufgezeigt werden können, die nicht immer ohne weiteres auf andere Gattungen zu übertragen sind» (366). Diese Anmerkungen sollen jedoch keineswegs darüber hinwegtäuschen, daß es sich bei der Arbeit um einen unter seinen methodischen Prämissen rundum überzeugenden Beitrag handelt, der in doppeltem Sinne durch innovative Aspekte gekennzeichnet ist. Es gelingt ihm, das bislang nur an wenigen Sprachen erprobte thetisch-kategorische Modell auf das zeitgenössische Spanisch anzuwenden, vor allem aber vermag er diesen spezifischen Ansatz erstmals überzeugend für die diachrone Perspektive fruchtbar zu machen. Nimmt man dazu noch die stets kritische, aber auch durchgängig selbstkritisch reflektierende Einstellung der Verfasserin zu ihrem Tun, so kann einen die gut gemachte 3 Studie nur noch mehr überzeugen. Man würde es dem Buch wünschen, daß es auch im spanischen Sprachraum wahrgenommen wird. J. Lengert H Ángel López García, Gramática del Español, vol. 3: Las Partes de la Oración, Madrid (Arco Libros) 1998, 598 p. Con esta tercera entrega completa el profesor Ángel López García una obra magna de los estudios gramaticales sobre el español, desde el modelo que se viene conociendo como lingüística perceptiva en la Universidad de Valencia. Los dos primeros volúmenes fueron dedicados el primero de ellos al estudio de la oración compuesta (interordinación) y el segundo a la oración simple y compleja (inordinación). Este tercer volumen, dedicado a las partes de la oración, aborda conjuntamente el problema de las clases de palabras y el nivel de organización sintáctica conocido como frase. Los presupuestos metodológicos y epistemológicos en los que se inserta el conjunto de la obra merecen una sucinta presentación antes de pasar revista a las aportaciones más significativas del volumen aquí reseñado. La asunción básica se refiere al hecho de que las entidades lingüísticas y, en concreto, las estructuras sintácticas se constituyen sólo en tanto que objetos ligados a nuestra percepción. A fin de evitar una lectura trivial de esta afirmación, convendrá precisar que esta función constitutiva de la percepción resulta inherente a las entidades lingüísticas, que no serán nunca en sentido estricto objetos externos a la actividad perceptiva, sino configurados en el seno de 366 Besprechungen - Comptes rendus 3 Auch formal ist sie sehr sorgfältig verfaßt, einzig aufgefallene Druckfehler sind: (46) Enwicklung, (88) ent-wickelt, (395) repersentava (representava), (411) Oestereicher (Oesterreicher).