Vox Romanica
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Kristol De StefaniJAVIER ELVIRA, El cambio analógico, Madrid (Gredos) 1998, 255 p. (Biblioteca románica hispánica. Estudios y ensayos 411)
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Yvonne Stork
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tivamente. Infinitivo, gerundio y participio definirían en este orden un modo, un tiempo y un aspecto genéricos o abstractos. Dentro del ámbito de la frase verbal se aborda naturalmente también el tema de la persona y el número. La capacidad explicativa del modelo se muestra de nuevo aquí a partir de la asociación de las personas primera, segunda y tercera con los conceptos gestálticos figura, frontera y fondo, respectivamente. Este tipo de asociación explica, entre otras muchas cosas, que el carácter transicional de la segunda persona (espacio de enlace por una parte y de separación por otra) se manifieste en el carácter formalmente marcado que esta persona suele presentar respecto a las otras dos. La intervención de la categoría de número no hace sino confirmar este carácter transicional de la segunda persona, como evidencian las fórmulas de tratamiento, esto es, el hecho, por ejemplo, de que segundas personas del plural puedan recategorizarse como terceras personas. En el volumen que reseñamos se dedica un último capítulo al estudio de lo que se denominan categorías secundarias, esto es, el adverbio y la preposición. Respecto al adverbio lo más significativo es tal vez el discernimiento de la dominante modal de la categoría que transforma a los de manera en prototípicos sin excluir por ello al resto de tipos adverbiales (que se explicarían de nuevo a partir de realces operados sobre las categorías cognitivas anteriormente referidas). Por lo que al tratamiento de las preposiciones se refiere, el autor se distancia del punto de vista de la gramática cognitiva al considerar que el valor fundamental de las preposiciones no es tanto significar una transición entre dos términos (trajector y landmark) cuanto asignar al término regido por ella una orientación respecto a un espacio en principio no especificado. Los criterios gestálticos deben complementarse aquí con criterios topológicos, que permiten un tratamiento más abstracto de las nociones espaciales. Solo así se entiende que las preposiciones prototípicas sean justamente aquellas en las que la orientación espacial significada sea difícilmente representable en términos de imagen visual. La preposición «de», por ejemplo, representaría de forma más prototípica a la categoría que la preposición «sobre». De todo lo anterior se desprende que nos encontramos ante una gramática del español nada convencional. La originalidad en la búsqueda de soluciones a problemas clásicos planteados por la tradición gramatical se explica en estrecha relación de congruencia con lo que constituye una propuesta también novedosa acerca de la naturaleza del lenguaje y de las reflexiones sobre el mismo. El modelo teórico y los criterios metodológicos manejados podrán suscitar en el lector un mayor o menor grado de aceptación, pero en cualquier caso no podrá negarse que nos permiten sacar a luz los problemas fundamentales del discurso gramatical sobre el español y nos ofrecen, a un tiempo, las líneas básicas en las que se enmarca el debate sobre los mismos. C. Hernández Sacristán H J AVIER E LVIRA , El cambio analógico, Madrid (Gredos) 1998, 255 p. (Biblioteca románica hispánica. Estudios y ensayos 411) Was versteht man unter Analogie? Die Antworten auf diese Frage sind sehr heterogen. Während die Analogie bei den Grammatikern der Antike eng mit dem Begriff der Regelmäßigkeit verknüpft ist, greifen die Indoeuropäisten im 19. Jahrhundert auf die Analogie zurück, um Lautentwicklungen zu erklären, die nicht den Lautgesetzen entsprechen. Betrachtet man die Entwicklung des Analogiebegriffs seit Hermann Paul, stellt man laut Elvira fest, daß er zu einer «noción cajón de sastre» (16) geworden ist. Mit ihm werde immer dann operiert, wenn es um Sprachwandelphänomene gehe, in denen sich die «tendencia 370 Besprechungen - Comptes rendus niveladora y homologadora» (17) der Sprache zeige. Elvira seinerseits möchte vor dem Hintergrund eines breiten Literaturspektrums (Arbeiten aus dem Bereich der Natürlichkeitstheorie, psycholinguistische Studien, sprachtypologische Untersuchungen sowie Arbeiten zur historischen Linguistik, besonders des Spanischen) allgemeine Überlegungen zum Sprachwandel anstellen und dabei untersuchen, inwieweit der Analogiebegriff einen Beitrag zum Erklären von Sprachwandel leisten kann (daß Sprachwandel erklärbar ist, setzt er voraus). Darüber hinaus geht es Elvira darum, verschiedene analogische Phänomene im Spanischen zu klassifizieren. Er plädiert für einen Analogiebegriff, der sich auch auf Unregelmäßigkeiten erstreckt. Analogische Ausweitung kommt, darauf weist er zu Recht hin, nicht nur bei regelmäßigen, sondern auch bei unregelmäßigen Formen vor. El cambio analógico besticht durch die profunden Kenntnisse des Verf. im Bereich der spanischen Sprachgeschichte. Elvira schöpft aus einem sehr reichhaltigen Materialfundus. Neben Beispielen aus dem Kastilischen werden wiederholt auch solche aus verschiedenen spanischen Dialekten angegeben 1 . Darüber hinaus führt der Verf. an mehreren Stellen Beispiele aus dem (Alt-)Französischen an. Was die theoretischen Ausführungen zum Sprachwandel betrifft, finden sich allerdings manche Ungereimtheiten. So ist es ein deutliches Manko, daß es Elvira trotz seines erwähnten Eintretens für einen Analogiebegriff, der auch Unregelmäßigkeiten umfaßt, augenscheinlich schwerfällt, unregelmäßige Formen per se als «normal» zu betrachten. Im ersten Kapitel, «Sobre métodos y unidades de análisis» (19-49), legt Elvira die methodischen Grundlagen seiner Untersuchung dar. Er stützt sich auf die Natürlichkeitstheorie. Begriffe wie Natürlichkeit und Markiertheit/ Unmarkiertheit liefern seiner Ansicht nach geeignete Kriterien, um Sprachwandelphänomene auf einer Skala mit den Polen «möglich» und «unmöglich» einzuordnen. Es geht ihm nicht darum, Gesetze aufzustellen, vielmehr sollen Entwicklungstendenzen aufgezeigt werden. Ziel der linguistischen Erklärung sei es, «hacer inteligibles los hechos de cambio, en el supuesto de que estos hechos, aun siendo contingentes e imprevisibles, están orientados a favorecer preferentemente determinadas situaciones de normalidad, es decir, aquellas que mejor se acomodan a los requisitos de equilibrio semiótico, consistencia tipológica y congruencia sistemática que parecen predominar en las lenguas conocidas» (25). Der Verf. konzentriert sich auf den Bereich der (Flexions-)Morphologie, den man gewissermaßen als Paradebereich der Analogie ansehen kann 2 . Wichtig für Elviras Ansatz ist seine Konzeption des Wortes. Dieses ist für ihn gerade auch eine psychologische Einheit. Er verweist auf neuere psycholinguistische Untersuchungen, denen zufolge der Sprecher auf Regeln zurückgreift, um morphologisch komplexe Einheiten zu bilden oder zu zerlegen. Elvira erwähnt die modelos conexionistas von Rumelhart, McClelland und Skousen, die die morphologische Produktivität durch das Herstellen eines Netzes von Verbindungen zwischen verschiedenen lexikalischen Einheiten erklären. Er orientiert sich zudem an Bybees Vorschlag, die Struktur des Wortes auf der Grundlage 371 Besprechungen - Comptes rendus 1 Der Wunsch, die Entwicklung teilweise über mehrere Jahrhunderte hinweg aufzuzeigen, führt allerdings mitunter zu starken Vergröberungen. Beispielsweise schreibt der Verf. in seinem kurzen Abriß über die Entwicklung vom indoeuropäischen zum lateinischen, und weiter zum spanischen Verb, daß im Lateinischen die Kategorie Aspekt ursprünglich eine entscheidende Rolle gespielt habe. Ohne etwa auf die aspektuellen Unterschiede zwischen Imperfecto und Indefinido hinzuweisen, schreibt er über das kastilische Verb: «abandonando definitivamente las viejas categorías y distinciones temáticas aspectuales, el verbo castellano sitúa el tiempo como categoría central en su conjugación» (94s.). 2 Elvira benutzt Morphologie als Oberbegriff und unterscheidet zwischen morfología flexiva als dem Bereich, «donde el efecto del cambio analógico se deja sentir con mayor intensidad y variedad» (25), und morfología derivativa (32). von semantischen und phonetischen Assoziationen zu erfassen. Wenn sich Assoziationen zwischen mehreren lexikalischen Einheiten wiederholen, kann man von einer untersten Stufe systematischer Abstraktion sprechen. Sie wird von Elvira in Anlehnung an Bybee, Moder und andere als esquema bezeichnet. Der Begriff des Schemas ähnelt dem des Prototyps. Im zweiten Kapitel, «Naturaleza» (50-81), präsentiert Elvira zunächst Prinzipien der natürlichen Morphologie, die die Natürlichkeit vom semiotischen Standpunkt aus definieren. Zentral ist das Prinzip der Ikonizität. In Anlehnung an Wurzel unterscheidet der Verf. fünf Arten von sprachlichen Zeichen mit verschiedenem Ikonizitätsgrad. Unter Berufung auf Mayerthaler und Greenberg diskutiert er die Konzepte von Markiertheit und Unmarkiertheit sowie die Markiertheitsumkehrung. Darüber hinaus erwähnt er das Prinzip der einheitlichen Kodifizierung und das der morphologischen Transparenz. Er kritisiert zu Recht, daß Phänomene wie Suppletion oder Allomorphie nach dem Maßstab dieser Prinzipien unnatürlich sind. In einem zweiten Schritt beschäftigt sich Elvira mit Faktoren, die die universellen Natürlichkeitsprinzipien in der Praxis relativieren: typologisch bestimmte Eigenschaften und Prinzipien der einzelsprachlichen Natürlichkeit. Das dritte Kapitel trägt den Titel «paradigmas» (82-113). Als Ausgangspunkt dient dem Verf. die Definition von Carstairs, nach der ein Paradigma alle flektierten Formen eines Wortes umfaßt. Diese Definition wird von Elvira ergänzt. Zum einen berücksichtige sie augenscheinlich nicht, daß die Beziehungen zwischen den Elementen eines Paradigmas immer, oder zumindest in vielen Fällen, rekursiv seien 3 . Zudem könne man ein Paradigma auffassen als «estructura cerrada de formas flexivas entre las que se establecen relaciones de implicación» (84). Flexivische Unregelmäßigkeiten entfernen sich zwar von der «idealen Zirkularität», doch neigen sie immerhin zur Gruppierung «en subpatrones de circularidad con cierta recurrencia en la lengua» (85). Eine Sonderstellung nehmen Fälle von «extrema relevancia o frecuencia» 4 ein; bei diesen gelte: «la circularidad ideal de los paradigmas se nos disuelve totalmente en una organización flexiva léxicamente organizada» (85). Als Beispiel führt Elvira das Verb ser an. Dessen gebräuchlichste Tempora, v.a. die Formen des Indikativ Präsens, weisen kaum Anzeichen für morphologische Implikationen auf und bilden deshalb - so seine Schlußfolgerung - auch kein Paradigma in dem von ihm definierten Sinne 5 ! Der paradigmatische Charakter der Flexion ist also nach Ansicht des Verf. nicht absolut, sondern relativ zu sehen; er hängt vom Verb und seiner Frequenz ab. Ausgeprägte Suppletivformen finden somit in seiner Konzeption des Paradigmas keinen Platz. Ein solch enger Paradigmenbegriff scheint mir wenig sinnvoll. Hier zeigt sich, daß der Verf., wenngleich er selbst an der strengen Form der Natürlichkeitstheorie kritisiert, daß sie die Suppletion nicht als natürlich ansieht, sich seinerseits ebenfalls schwer damit tut, unregelmäßige Verben uneingeschränkt als «normal» zu betrachten. - Konsequent ist Elvira in seiner Verwendung von paradigma allerdings nicht. Bereits ein Kapitel später spricht er im Abschnitt zur Suppletion ganz selbstverständlich vom Paradigma des Verbs ser, erwähnt 372 Besprechungen - Comptes rendus 3 Beispielsweise besteht zwischen amo, amaba und amé die gleiche Beziehung wie zwischen canto, cantaba und canté. 4 Hier handelt es sich um eine unzulässige Vermischung von Wichtigkeit und Häufigkeit. Die beiden Faktoren sind nicht zwangsläufig gekoppelt. Im Zusammenhang mit der Frage nach Regelbzw. Unregelmäßigkeit geht es um die Frequenz der Lexien, nicht um die Wichtigkeit. Eine Vermischung von Häufigkeit und Wichtigkeit liegt auch vor auf p. 84: «En algunos lexemas, en especial los de cierta relevancia o frecuencia, se da a veces la circunstancia de que sus paradigmas están marcados por ciertas diferencias con respecto al patrón de flexión más extendido.» 5 «Las formas soy, eres o es no pueden deducirse a partir de ninguna otra; por otro lado, la relación morfológica que mantienen no se reproduce en ningún otro verbo de la lengua. No constituyen, por tanto, un paradigma en el sentido que aquí se ha dado al término» (85). dessen «irregularidad paradigmática» (141) und schließt dabei auch den Indikativ Präsens ein. Im vierten Kapitel setzt sich Elvira mit der «Nivelación» auseinander (114-49). Von nivelación spricht er, wenn - meist durch Lautentwicklung bedingte - morphologische Alternanzen in der Flexion eliminiert werden. Ausgenommen vom Prozeß der Nivellierung sind die Alternanzen, die über eine hohe «rentabilidad semántica o funcional» (114) verfügen. Bei der Entwicklung des romanischen Verbs spielt die nivelación eine entscheidende Rolle. Sie verläuft nach Elvira im allgemeinen in einer bestimmten Richtung; das Konzept der Markierung spielt hier eine entscheidende Rolle. Gemeinhin gilt, daß bei zwei unterschiedlichen Formen diejenige dominiert, die der unmarkierten Kategorie angehört; d. h. also die Singularsetzt sich gegenüber der Pluralform durch, die Indikativgegenüber der Subjuntivoform. Die unmarkierten Kategorien besitzen nicht nur «[un] mayor poder de irradiación» (116), sondern auch eine stärkere Widerstandskraft gegenüber der formalen Homogeneisierung als die markierten Kategorien. Betrachtet man die Formen näher, die erst spät von der nivelación analógica erfaßt werden oder ihr gar entgehen, stellt man fest, daß sich Suppletivformen als besonders resistent erweisen. Sie sind gerade bei extrem häufig gebrauchten Verben keine Seltenheit und häufiger bei unmarkierten als bei markierten Tempora, Personen und Modi anzutreffen. Z. B. beginnt im Altspanischen die Suppletion von ir bei den unmarkierten Personen; die markierten Personen behalten hingegen noch längere Zeit den etymologischen Stamm bei. Im fünften, mit Abstand längsten Kapitel beschäftigt sich der Verf. mit der «Extensión analógica» (150-215), d.h. mit dem «proceso mediante el cual determinados modelos o procedimientos de flexión amplían su ámbito de uso, provocando eventualmente el retroceso de otros» (150). Während die Nivellierung ein intraparadigmatischer analogischer Prozeß sei, stelle die analogische Extension einen extraparadigmatischen Vorgang dar 6 . Sie zeige sich in der formalen Anziehungskraft, die verschiedene Paradigmen aufeinander ausüben können. Die analogische Ausdehnung kann auf formalen, funktionalen oder semantischen Gemeinsamkeiten beruhen. Im Extremfall kann sie dazu führen, daß ein Wort seine Flexion komplett ändert. Laut Elvira besteht ein scheinbarer Unterschied zwischen der Nivellierung und der analogischen Extension darin, daß erstere auf die Eliminierung der allomorphischen Alternanzen und somit der Unregelmäßigkeit abzielt, letztere dagegen zwar ebenfalls zu einer Verringerung der Unterschiede zwischen den einzelnen Flexionsformen führen kann, aber auch zur Zunahme bestimmter Unregelmäßigkeiten. Der Verf. gibt allerdings zu bedenken: «extender lo anómalo e irregular es una forma de hacerlo normal y regular» (152). In dem Maße, in dem die Unregelmäßigkeiten sich verbreiten, «van adquiriendo carta de naturaleza y normalidad en el sistema» (178) 7 . Insofern führt die analogische Extension also nach Elvira wie die Nivellierung zu einer Ausweitung der Regelmäßigkeit! Der Begriff der analogischen Extension sei gerade deshalb interessant «porque nos permite detectar la tendencia de la lengua a potenciar determinados modelos de flexión originariamente irregulares pero pertenecientes a verbos de intensa frecuencia de uso» (152). Das Ausweiten 373 Besprechungen - Comptes rendus 6 Die eindeutige Zuweisung von intraparadigmatisch für nivelación und extraparadigmatisch für extensión analógica scheint mir nicht unproblematisch. Bei Nivellierungsprozessen können auch Einflüsse wirken, die nicht intraparadigmatischer Natur sind. 7 Der Grund, weshalb einige «patrones de irregularidad» sich ausbreiten, liegt laut Elvira - er stützt sich hier auf Klausenburger - in der Tendenz der Sprecher,Alternanzen auf funktionale Weise zu interpretieren. «Se trata de un proceso de ‹morfologización›: cuando una variación ve oscurecida la base fonológica que la produce, ésta se hace opaca; puede ocurrir entonces que un conjunto de condiciones morfológicas la haga más accesible» (179). des Anomalen als eine Art, das Anomale normal zu machen - diese Einschätzung des Autors ist symptomatisch für seine Auffassung von Sprachwandel. Die conclusión (216-27) überrascht. Zwar stellt der Verf. mehrfach Verbindungen zu den vorhergehenden Kapiteln her, in erster Linie aber - und dies wirkt recht unvermittelt - diskutiert er auf knappem Raum die (in den früheren Kapiteln nur am Rande erwähnten) Gesetze des analogischen Wandels von Kurylowicz und Man´ czak. Der Vorteil dieser Gesetze liegt seiner Meinung nach darin, daß sie eine mögliche Erklärung für sehr allgemeine Wandelphänomene anbieten. Es geht Elvira nach eigenem Bekunden weniger darum, die vieldiskutierten Theorien der beiden Autoren definitiv zu prüfen, als vielmehr aufzuzeigen, daß die Gesetze auf die spanische Sprache anwendbar sind. Zum Schluß bündelt er die Vorschläge von Man´ czak und Kurylowicz sowie das von ihm selbst analysierte Material zum Spanischen in Form von fünf Prinzipien 8 , auf die das breite Spektrum des analogischen Wandels seiner Ansicht nach zurückgeführt werden kann. Das erste Prinzip besagt, daß die Analogie in synchroner Hinsicht die Basis der Existenz von Flexionsmodellen und von morphologischer Regelmäßigkeit im allgemeinen ist. Dem zweiten Prinzip zufolge ist der analogische Wandel relativ kontingent und unvorhersehbar; die Sprachen ziehen aber im allgemeinen Ausdrucksweisen vor, die sich nach den «patrones de naturalidad lingüística» (227) richten. Nach dem dritten Prinzip neigt der analogische Wandel dazu, diejenigen Alternanzen zu eliminieren «que no son significativas o rentables desde el punto de vista gramatical» (227). Das vierte Prinzip beschäftigt sich mit der Gerichtetheit von analogischem Wandel: «El cambio analógico está orientado desde las formas menos marcadas o más frecuentes hacia las más marcadas o menos frecuentes» (227). Im fünften und letzten Prinzip geht es darum, daß der analogische Wandel zur Ausweitung von bestimmten «alternancias . . . susceptibles de interpretación gramatical» führen kann. Ergebnis einer solchen Ausweitung sei die «naturalización de determinados patrones de alternancia» (227). Der Verf. ist sich der Komplexität von Sprachwandel bewußt. Er weist wiederholt auf das Zusammenspiel verschiedener Faktoren hin und hütet sich vor monokausalen Erklärungen. Insbesondere die Rolle des Faktors Frequenz im Sprachwandel wird gut herausgearbeitet. Allerdings feiern längst überholte Vorstellungen vom Sprachwandel fröhliche Urstände, wenn der Verf. die Entwicklung im Bereich der Flexion seit dem Lateinischen als teilweisen Rückschritt («retroceso parcial» [90]) bezeichnet, weil sich bei der Flexion der Nomina und der Pronomina eine Tendenz zur Vereinfachung herauskristallisiere. Problematisch ist aber vor allem die Rolle der Irregularität bei Elvira. Phänomene wie Allomorphie oder Suppletion sind ein integraler Bestandteil seines Natürlichkeitskonzepts. Insofern ist er ein moderater Vertreter der Natürlichkeitstheorie. Und doch hat man beim Lesen in den verschiedenen Kapiteln wie auch in der conclusión den Eindruck, daß die Unregelmäßigkeit bei ihm paradoxerweise keinen rechten Platz hat - wenngleich er sich von einem Autor wie Otto Jespersen unterscheidet, nach dem unregelmäßige Formen grundsätzlich als störend einzustufen sind und im Laufe der Sprachentwicklung sukzessive durch regelmäßige Formen ersetzt werden 9 . Bereits bei der Literaturauswahl fällt auf, daß Elvira umfangreiche Literatur von Autoren wie Wolfgang Wurzel, Willi Mayerthaler und Wolfgang U. Dressler heranzieht, deren Hauptaugenmerk der Regelmäßigkeit gilt. Einen Autor wie Otmar Werner, der demgegenüber die Rolle der Unregelmäßigkeit im Sprachwandel herausstreicht, berücksichtigt er nicht. In den fünf Prinzipien Elviras ist die Rede von der Analogie als Grundlage der morphologischen Regelmäßigkeit, von der Ausweitung bestimmter Alternanzen, die zur «naturalización de patrones de alternancia» führt, jedoch 374 Besprechungen - Comptes rendus 8 Elvira zieht es vor, statt von Gesetzen von Prinzipien zu sprechen. 9 Cf. etwa O. J ESPERSEN , Progress in Language. With special reference to English, London/ New York 1894: 76s. nicht von Irregularitäten, die aus sich heraus, d.h. auch ohne analogische Ausweitung, natürlich sind. Was die analogische Extension betrifft, konzediert er zwar, daß durch sie Unregelmäßigkeiten zunehmen können, doch ist diese Zunahme in Elviras Konzeption nur eine Zwischenstation; am Ende steht auch hier, wie bei der nivelación, wieder die Regelmäßigkeit («extender lo anómalo e irregular es una forma de hacerlo normal y regular» [152]). Viele unregelmäßige Modelle zeichnen sich jedoch gerade dadurch aus, daß sie auch im Falle einer extensión analógica nur auf wenige (meistens sehr häufig gebrauchte) Verben angewandt werden. Signifikant ist ebenfalls folgende Formulierung Elviras: «la atracción ejercida por hubo hacia otros verbos puede interpretarse como un intento de dar carta de naturaleza en la morfología castellana al modelo establecido por éste y otros pretéritos fuertes, en sí mismo anómalos, pero muy frecuentes en el uso lingüístico» (152). Eine carta de naturaleza «erlangt» das Modell hubo erst dann, wenn es Anziehungskraft auf andere Verben ausübt. Erst wenn das Anomale ausgeweitet wird, wird es Elvira zufolge natürlich. Es stimmt zwar, daß «auch die Irregularitäten in Teilbereichen des sprachlichen Systems . . . einer tendenziellen übergeordneten Regularität [folgen]» 10 - natürlich sind sie jedoch als Irregularitäten; sie müssen nicht eigens, etwa aufgrund einer analogischen Extension, eine carta de naturaleza erwerben. Yvonne Stork H Luis Fernando Lara (ed.), Diccionario del español usual en México, México (El Colegio de México, Centro de Estudios Lingüísticos y Literarios) 1996, 941p. Vorliegendes Wörterbuch, von einer Forschergruppe unter Leitung des durch eine Reihe allgemeiner wie auch auf Probleme des Diccionario del español usual en México (= DEUM) bezogener lexikographietheoretischer Monographien und Beiträge ausgewiesenen L. F. Lara Ramos 1 erarbeitet, beabsichtigt eine Beschreibung des gegenwärtigen Gebrauchswortschatzes des Spanischen in Mexiko; es handelt sich somit nicht wie bei dem umfangreichen einschlägigen Werk von F. M. Santamaria 2 um ein differentielles Wörterbuch des spezifisch mexikanischen Wortguts, sondern um ein hinsichtlich seiner Inhalte gemischtes Werk, das vorrangig gemeinspanische Wörter und in geringerem Umfange Mexikanismen aufnimmt. Das DEUM besteht aus drei Teilen. Als Preliminares (9-50) betitelt wird eine 375 Besprechungen - Comptes rendus 10 O. W ERNER , «Natürlichkeit und Nutzen morphologischer Irregularität», in: N. B ORETZKY / W. E NNINGER / T H . S TOLZ (ed.), Beiträge zum 3. Essener Kolloquium über Sprachwandel und seine bestimmenden Faktoren (Essen, 30.9.-2.10.1987), Bochum 1987: 314. 1 Cf. unter anderem: «Del análisis semántico en lexicografía», in: R. Ham Chande/ Isabel García Hidalgo/ L. F. Lara Ramos, Investigaciones lingüísticas en lexicografía, México 1980: 159-266; «La question de norme dans le Diccionario de México», Revue Québécoise de Linguistique 17 (1988): 61-93; «Entre la realidad y el diccionario», in: H. Pérez Martínez (ed.), Lenguaje y tradición en México, Zamora 1989: 487-501; «Dictionnaire de langue, encyclopédie et dictionnaire encyclopédique: le sens de leur distinction», in: F. J. Hausmann et al. (ed.), Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie, vol. 1, Berlin/ New York 1989: 280-87 (= HSK, 5.1); Dimensiones de la lexicografía. A propósito del Diccionario del español de México, México 1990; «La cuantificación en el Diccionario del español de México», Computational Lexicology and Lexicography 2 (1991): 1- 27; «El discurso del diccionario», in: G. Wotjak (ed.), Estudios de lexicología y meta lexicografía del español actual, Tübingen 1992: 1-12; «El lenguaje de la lexicografía», in: Susanne R. Anschütz (ed.), Texte, Sätze, Wörter und Moneme. Festschrift Klaus Heger, Heidelberg 1992: 413-26; «De la definición lexicográfica: semántica del vocabulario religioso», Estudios de Lingüística Aplicada 15s. (1992): 398-411; Teoría del diccionario monolingüe, México 1996. 2 Diccionario de Mejicanismos, 4ª edición corregida y aumentada, Méjico 1983.