eJournals Vox Romanica 59/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2000
591 Kristol De Stefani

Luis Fernando Lara (ed.), Diccionario del español usual en México, México (El Colegio de México, Centro de Estudios Lingüísticos y Literarios) 1996, 941p.

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J.  Lengert
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nicht von Irregularitäten, die aus sich heraus, d.h. auch ohne analogische Ausweitung, natürlich sind. Was die analogische Extension betrifft, konzediert er zwar, daß durch sie Unregelmäßigkeiten zunehmen können, doch ist diese Zunahme in Elviras Konzeption nur eine Zwischenstation; am Ende steht auch hier, wie bei der nivelación, wieder die Regelmäßigkeit («extender lo anómalo e irregular es una forma de hacerlo normal y regular» [152]). Viele unregelmäßige Modelle zeichnen sich jedoch gerade dadurch aus, daß sie auch im Falle einer extensión analógica nur auf wenige (meistens sehr häufig gebrauchte) Verben angewandt werden. Signifikant ist ebenfalls folgende Formulierung Elviras: «la atracción ejercida por hubo hacia otros verbos puede interpretarse como un intento de dar carta de naturaleza en la morfología castellana al modelo establecido por éste y otros pretéritos fuertes, en sí mismo anómalos, pero muy frecuentes en el uso lingüístico» (152). Eine carta de naturaleza «erlangt» das Modell hubo erst dann, wenn es Anziehungskraft auf andere Verben ausübt. Erst wenn das Anomale ausgeweitet wird, wird es Elvira zufolge natürlich. Es stimmt zwar, daß «auch die Irregularitäten in Teilbereichen des sprachlichen Systems . . . einer tendenziellen übergeordneten Regularität [folgen]» 10 - natürlich sind sie jedoch als Irregularitäten; sie müssen nicht eigens, etwa aufgrund einer analogischen Extension, eine carta de naturaleza erwerben. Yvonne Stork H Luis Fernando Lara (ed.), Diccionario del español usual en México, México (El Colegio de México, Centro de Estudios Lingüísticos y Literarios) 1996, 941p. Vorliegendes Wörterbuch, von einer Forschergruppe unter Leitung des durch eine Reihe allgemeiner wie auch auf Probleme des Diccionario del español usual en México (= DEUM) bezogener lexikographietheoretischer Monographien und Beiträge ausgewiesenen L. F. Lara Ramos 1 erarbeitet, beabsichtigt eine Beschreibung des gegenwärtigen Gebrauchswortschatzes des Spanischen in Mexiko; es handelt sich somit nicht wie bei dem umfangreichen einschlägigen Werk von F. M. Santamaria 2 um ein differentielles Wörterbuch des spezifisch mexikanischen Wortguts, sondern um ein hinsichtlich seiner Inhalte gemischtes Werk, das vorrangig gemeinspanische Wörter und in geringerem Umfange Mexikanismen aufnimmt. Das DEUM besteht aus drei Teilen. Als Preliminares (9-50) betitelt wird eine 375 Besprechungen - Comptes rendus 10 O. W ERNER , «Natürlichkeit und Nutzen morphologischer Irregularität», in: N. B ORETZKY / W. E NNINGER / T H . S TOLZ (ed.), Beiträge zum 3. Essener Kolloquium über Sprachwandel und seine bestimmenden Faktoren (Essen, 30.9.-2.10.1987), Bochum 1987: 314. 1 Cf. unter anderem: «Del análisis semántico en lexicografía», in: R. Ham Chande/ Isabel García Hidalgo/ L. F. Lara Ramos, Investigaciones lingüísticas en lexicografía, México 1980: 159-266; «La question de norme dans le Diccionario de México», Revue Québécoise de Linguistique 17 (1988): 61-93; «Entre la realidad y el diccionario», in: H. Pérez Martínez (ed.), Lenguaje y tradición en México, Zamora 1989: 487-501; «Dictionnaire de langue, encyclopédie et dictionnaire encyclopédique: le sens de leur distinction», in: F. J. Hausmann et al. (ed.), Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie, vol. 1, Berlin/ New York 1989: 280-87 (= HSK, 5.1); Dimensiones de la lexicografía. A propósito del Diccionario del español de México, México 1990; «La cuantificación en el Diccionario del español de México», Computational Lexicology and Lexicography 2 (1991): 1- 27; «El discurso del diccionario», in: G. Wotjak (ed.), Estudios de lexicología y meta lexicografía del español actual, Tübingen 1992: 1-12; «El lenguaje de la lexicografía», in: Susanne R. Anschütz (ed.), Texte, Sätze, Wörter und Moneme. Festschrift Klaus Heger, Heidelberg 1992: 413-26; «De la definición lexicográfica: semántica del vocabulario religioso», Estudios de Lingüística Aplicada 15s. (1992): 398-411; Teoría del diccionario monolingüe, México 1996. 2 Diccionario de Mejicanismos, 4ª edición corregida y aumentada, Méjico 1983. teils theoretische, teils praktisch intendierte Einführung, die dem Benutzer zunächst die Strukturen des Wörterbuchs näherbringt, um dann summarisch grammatische (Tempus- und Modusgebrauch, Konjugationstabellen «regelmäßiger» und «unregelmäßiger» Verben) sowie orthographische Informationen zu systematisieren. Es schließt sich das eigentliche Diccionario (51-937) an, gefolgt von drei Apéndices (939-41) mit Inventaren der Numeralia und ausgewählter Anthroponyme (Einwohnernamen). Als Innovation kann man bezeichnen, daß DEUM auf einem expliziten und systematischen schrift- und sprechsprachlichen Korpus besteht - über dessen Zusammensetzung im einzelnen (beispielsweise im Verhältnis von geschriebenen und gesprochenen Belegen) jedoch in der Einleitung nichts gesagt wird -, das 1000 Texte von je 2000 Wörtern aus den Jahren 1921-1974 umfaßt, die alle Regionen, unterschiedliche Sprecher und verschiedene Textsorten repräsentieren sollen. Aus den so zustande gekommenen etwa zwei Millionen Belegen wurden für die lexikographische Behandlung alle Wörter mit einer absoluten Frequenz von 10 oder mehr Belegen ausgewählt. Wenn DEUM dabei laut eigener Aussage keinen varietätenlinguistischen, das heißt normativ inspirierten Restriktionen unterliegt, sondern primär auf dem Kriterium der Frequenz basiert («se ha registrado todo el vocabulario usual en México . . . independientemente del nivel de lengua» [14]), so werden einerseits mit didaktischen Argumenten («la enseñanza escolar puede requerir información sobre palabras menos frecuentes» [13]) fachsprachliche Elemente besonders berücksichtigt, andererseits wird mit der forschungspraktischen Begründung des zu großen Rechercheaufwandes die interne diatopische Variation des mexikanischen Spanisch vernachlässigt. Die Makrostruktur des DEUM ist strikt alphabetisch angeordnet 3 , sie umfaßt, wie der Einführung zu entnehmen ist (14), einen Bestand von 14000 «vocablos». Die Auszählung von fünfzig Seiten (53-102) ergibt 721 Lemmata, was hochgerechnet allerdings nur auf etwas mehr als 12500 Lemmata schließen ließe. Homonyme werden getrennt lemmatisiert, dasselbe gilt partiell auch für Wortformen (insbesondere für adjektivisch gebrauchte Partizipien) und selten für Polyseme. Verweislemmata, die in der Regel graphische Varianten betreffen, treten selten auf, sind dann jedoch in ihrem Status nicht eindeutig und eher implizit, da nicht durch spezifische Symbole als Verweis gekennzeichnet (z. B. p. 65 «acimut s m Azimut.», wo unter der Graphie azimut p. 157 die Definition nachzulesen ist). Die Mikrostruktur ist recht einfach. Auf das fettgedruckte Lemma in Kleinbuchstaben folgt die grammatische Situierung in herkömmlicher Form (Angabe der Wortklasse sowie begrenzte morphosyntaktische Informationen bei Substantiven [Genus] und Verben [transitiv, intransitiv, pronominal]), für die Verben wird zudem mit der stereotypen Formel «se conjuga como . . . » auf die in der Einleitung aufgeführten Konjugationsmuster verwiesen, wo amar, comer und subir als Leitbeispiele der «regelmäßigen» Verbflexion dienen, die «unregelmäßige» Flexion durch die in den Artikeln wiederkehrende Ziffernangabe morphologischer Klassen gekennzeichnet wird. Gegebenenfalls schließen sich Markierungen an, die indessen das reiche Spektrum, wie es F. J. Hausmann in seinem HSK-Beitrag resümiert hat 4 , nur in vier Kategorien ausschöpfen: diaphasische Markierungen vorrangig zu Substandardelementen («coloq[uial]», «groser[o]»), diastratische Markierungen («caló», «popular»), diatopische Markierungen und vor allem zahlreiche fachsprachliche Markierungen («adm[inistración]», «aeron[áutica]», «biol[ogía]» etc.). Es folgt die Bedeutungsbeschreibung, die selten synonymisch, vornehmlich aber paraphrasierend geleistet wird. Mehrfachdefinitionen der 376 Besprechungen - Comptes rendus 3 Die sich in jüngster Zeit allem Anschein nach durchsetzende Integration der Digraphen ch und ll an ihrem jeweiligen Platz unter c und l ist im DEUM nicht nachvollzogen worden. 4 «Die Markierungen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch: eine Übersicht», in: F. J. Hausmann et al. (ed.): Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie, vol. 1, Berlin/ New York 1989: 649-57. Semantik, die auch beide Definitionsprinzipien mischen können, sind zwar nicht ausgeschlossen (z. B. p. 638 novato que carece de experiencia en lo que hace; principiante ), aber selten, so daß in der Regel nur eine Definition gegeben wird. Bei Pflanzen- und (uneinheitlich) Tierbezeichnungen wird außerdem der wissenschaftliche Terminus angeführt. Als weiterer Bestandteil folgen mehrheitlich Beispiele - so sind von den 88 Artikeln unter U- (895-901) 79 (89,8%) damit versehen, neun (10,2%) dagegen nicht, darunter vor allem Fachwortschatz wie uranio, urbanista, urbanismo, aber auch ein gemeinsprachliches Element wie uva -, deren graphische Differenzierung ihre unterschiedliche Herkunft offenlegt: Kursive Beispiele sind vom Lexikographenteam erarbeitet worden, in Anführungszeichen gesetzte stammen aus dem Korpus, wobei jegliche Quellenangabe (beispielsweise in der vom Petit Robert praktizierten Kurzform) fehlt und die Originärbelege oftmals recht verkürzt wirken. Da die Praxis des kontexterläuternden lexikographischen Beispiels bis in die jüngste Zeit in vergleichbar umfangreichen spanischen Wörterbüchern keine Selbstverständlichkeit ist, ist auch dieses Element der Mikrostruktur des DEUM positiv zu werten. Die überwiegende Zahl der Artikel ist durch eine gemäßigt komplexe Mikrostruktur gekennzeichnet, was mit der Polysemie vieler Wörter zusammenhängt, aber auch mit der Tatsache, daß die Autoren dankenswerterweise in starkem Maße auf phraseologische Phänomene eingehen. Das damit verbundene Problem der Artikelstrukturierung wird, wie in der Einführung ausgeführt, rein synchron gelöst, dergestalt daß die Zentralbedeutung («significado estereotípico en el español mexicano contemporáneo» [18]) an erster Stelle steht und zumindest theoretisch im Rahmen einer «logischen» Gliederung daraus abzuleitende Bedeutungen folgen. Daß auch ein Formelement eine Rolle spielt, zeigen die Phraseologismen, die stets an das Ende der Artikel gestellt sind, wobei bei mehreren Einheiten oft eine formal-alphabetische Ordnung eingehalten wird. Die einzelnen Artikelbestandteile werden in einem Artikelblock fortlaufend aufgeführt, graphische Trennsymbole und eine fettgedruckte Durchnumerierung gewährleisten die optische Differenzierung. Das DEUM läßt sich als ein stark selektives Definitionswörterbuch beschreiben, dessen Lemmazahl deutlich unter der vergleichbarer französischer Gebrauchswörterbücher wie DFC oder DFV bleibt. Während die gemeinsprachliche Lexik ebenso wie Fachwortschatz gut erfaßt werden und auch der Phraseologie beträchtlicher Raum eingeräumt wird, bleiben veraltende Elemente und Archaismen ausgeschlossen. Zur Berücksichtigung von Neologismen wird im Vorwort nichts gesagt, die chronologische Begrenzung des Korpus und das Fehlen einer entsprechenden Markierung lassen auch hier eine restriktive Einstellung vermuten. Die begrenzte Mikrostruktur führt vor allem zur reduzierten Aufnahme von Wortfamilien, was kontrastiv an Lemmata mit dem Anlaut bradokumentiert sei 5 : 377 Besprechungen - Comptes rendus 5 Vergleichswörterbücher: Georgina Villanueva (ed.), Diccionario Anaya de la lengua, Madrid 1991 (= DA); M. Alonso, Diccionario del español moderno, Madrid 6 1981 (= DEM); María Moliner, Diccionario de Uso del Español, 2 vol., Madrid 1984 (= DUE). DEUM (185) DUE (vol. 1: 410s.) bramar bramar, brama, bramadera, bramador, bramante, bramido branquia branquia, branquial bravo bravo, bravamente, bravata, bravío, bravucón etc. brazo brazo, braceada, bracear, braceo, bracero, bracete, braza, brazada etc. Während im DEUM häufig nur das Grundwort oder zentrale Wortbildungen erscheinen, ist DUE deutlich reichhaltiger. Dasselbe gilt, wenngleich weniger ausgeprägt, für die Aufnahme von Entlehnungen, speziell Fremdwörtern.Während DEUM unter Wnur drei Anglizismen enthält (p. 925: waterpolo, watt, whisky) notiert das als Schülerwörterbuch konzipierte DA bei einer knapp zweieinhalbmal so großen Nomenklatur von 33000 Wörtern immerhin 13 Fremdwörter (darunter drei Verweislemmata), während DEUM unter Xfünf Gräzismen verzeichnet (p. 927: xenofobia, xerófita, xilema, xilófono, xilografía), registriert DA 19 Lemmata, was proportional umgerechnet ein gutes Drittel mehr an entsprechenden Artikeln bedeutet. Die stärkere Materialselektion schlägt sich auch in der Behandlung spezifischer lexikalischer Elemente nieder, so verzichtet DEUM gänzlich darauf,Abkürzungen oder Wortbildungselemente (Affixe und griechisch-lateinische Affixoide) als eigenständige Lemmata aufzunehmen. In diesem Zusammenhang ist es interessant, die Berücksichtigung von nicht standardsprachlicher Lexik und den damit verbundenen Gebrauch von Markierungen zu betrachten. In der Tat erweist sich die Markierungspraxis des DEUM nicht nur in bezug auf die ausgewählten Phänomene als selektiv, sondern auch in ihrer Anwendung. Die Auszählung aller Markierungen der Artikel unter O- (645-64, 302 Lemmata) ergibt einen vielsagenden Schnitt: 49 Wörter/ Bedeutungen sind mit diversen Spezialmarkierungen als fachsprachlich ausgewiesen (darunter führend Anatomie, Astronomie 6 , Botanik und Chemie), zehn erhalten eine diaphasische Markierung (darunter bezeichnenderweise neunmal «coloq[uial]», nur einmal «ofensivo, groser[o]»), sieben sind diastratisch markiert (es führt «pop[ular]», nur zweimal tritt «caló» auf), als register- und zugleich textsortenspezifische Markierung kann «liter[ario]» (5 Artikel) und, als Spezifik des DEUM, «crón[ica] dep[ortiva]» (1 Artikel) gelten, und nur ein einziges Mal taucht eine diatopische Markierung auf, bei ovillo planta de la familia de las euforbiáceas . . . (663), das mit «Mich» als zentralmexikanischer (Michoacán) semantischer Regionalismus ausgewiesen wird 7 . Trotz der allbekannten Problematik divergierender Markierungen kann hieraus gefolgert werden, daß neben den einleitend erwähnten diatopischen Elementen vor allem der Substandard ausgeschlossen bleibt. Was die Diatopik angeht, entspricht es der «Ideologie» des DEUM, daß Mexikanismen im strengeren Sinne des Wortes, also gesamtmexikanische oder großflächig verbreitete Spezifika, nicht markiert werden und man somit die «Norm» des europäischen Spanisch nicht ohne weiteres akzeptiert, eine Konzeption, die dem anvisierten Publikum gerecht wird, nicht aber unbedingt der sprachlichen Realität. Es scheint im übrigen, daß partiell diaphasisch-diastratische Markierungen den Status als Mexikanismen überdecken, was an Beispielen unter Qzu dokumentieren ist 8 : (746) quebrar matar («popular»), Mexikanismus bei Richard p. 385, (747) quemar matar («caló»), mittel- und südamerikanischer Regionalismus bei Richard p. 386, oder daß Mexikanismen nicht durch das Korpus erfaßt werden (viele der mexikanischen Spracheigentümlichkeiten bei Richard sucht man im DEUM vergebens). Daß sich DEUM in der Praxis der Markierung nicht unbedingt grundlegend von anderen Wörterbüchern unterscheidet, sei an einigen Fällen unter Cdokumentiert 9 : 378 Besprechungen - Comptes rendus 6 Nebenbei bemerkt formal doppelt markiert, neben der im Verzeichnis (9) notierten Markierung «astron.» taucht isoliert s. orbital (657) «astr.» auf. 7 Teilweise werden diatopische Informationen auch in die semantische Definition hineingezogen, cf. p. 746 s. quebrar, iv, zu drei Bedeutungsnuancen: «En Guerrero . . . En la zona pulquera . . . En el sureste . . . ». 8 Zum Vergleich herangezogen wurde: R. Richard (ed.), Diccionario de hispanoamericanismos no recogidos por la Real Academia. Formas homónimas, polisémicas y otras derivaciones morfosemánticas, Madrid 1997. 9 Die Belege stammen aus J. Martín Martín, Diccionario de expresiones malsonantes del español. Léxico descriptivo, Madrid 1974. Symbole: Ø = nicht markiert, - = nicht lemmatisiert. Der Ausschluß von Substandardlexik wird bestätigt: Das schriftsprachliche Textkorpus dürfte auch frequente Wörter nicht enthalten, was ihre mangelnde Repräsentanz im DEUM erklärt und zugleich als implizites Postulat zur stärkeren Berücksichtigung der Sprechsprache aufgefaßt werden muß. Ansonsten ist das Bild - auf dem Hintergrund der begrenzten Aussagekraft weniger Beispiele - uneinheitlich. Die Markierung als substandardsprachliches Element wird ebenfalls vollzogen, jedoch die diaphasische Markierung der spanischen Wörterbücher partiell durch eine weniger prohibitive diastratische ersetzt. Kommen wir damit zu weiteren Elementen der Mikrostruktur. Sie läßt sich generell als selektiv beschreiben. Informationen zur Orthographie oder Grammatik spielen außerhalb der erläuterten keine Rolle, so werden beispielsweise Verbalkonstruktionen nicht explizit beschrieben, sondern auf die Belege verlagert. Es fehlt jeglicher Hinweis zur Geschichte, womit sich DEUM allerdings unter den Vergleichswörterbüchern in guter Gesellschaft befindet, denn nur DA enthält Angaben zur Etymologie, nicht aber DUE und DEM. Daß Angaben zur Aussprache fehlen, teilt DEUM ebenfalls mit den anderen spanischen Wörterbüchern, ein Prinzip, von dem nur in seltenen Fällen formal auffälliger Lehnelemente (Anglizismen, Indigenismen) abgewichen wird, deren phonetische Realisierung auch für den Muttersprachler problematisch sein kann, so bei dem Anglizismus out (663), leider nicht in API, sondern in einer an das Ende des Artikels plazierten orthographisierenden Transkription («Se pronuncia áut.»). Eine der Lücken des DEUM ist die mangelnde Berücksichtigung der Paradigmatik, also vorrangig von Synonymie und Antonymie, auf die keinerlei Verweise gegeben werden. Dafür ist das Wörterbuch trotz seines begrenzten Umfangs durch seine recht reichhaltige Syntagmatik (Kollokationen, Phraseologismen) gekennzeichnet. Vergleicht man diesbezüglich favor und seine Wortfamilie (favorable, favorecer, favorito) (429), dann ist nur DUE aufgrund seines Umfangs deutlich informativer, nicht dagegen die beiden anderen Wörterbücher: 379 Besprechungen - Comptes rendus Martín Martín DEUM DUE DA DEM cabrón vulg[ar] groser[o], popular vulgar vulg[ar] fam[iliar] cachondo vulg[ar] popular vulgar vulg[ar] Ø cagar(se) gros[ero] - grosero Ø Ø carajo vulg[ar] groser[o] - vulg[ar] Ø chichi vulg[ar] y joc[oso] popular - - - chingar vulg[ar] groser[o], ofensivo Ø fam[iliar] Ø cojón vulg[ar] - soez vulg[ar] Ø cojonudo vulg[ar] - - vulg[ar] Ø coño vulg[ar] - - vulg[ar] vulg[ar] culo vulg[ar] groser[o], ofensivo vulgar Ø Ø Nicht nur hier hat DEUM Vorzüge in der Vermittlung potentieller («Una ley a favor de los pobres») oder kollokationeller (hacer, pedir un favor) Gebrauchskontexte sowie Phraseologismen. Der zentrale Artikelbestandteil, die Beschreibung der Semantik, kann hier in seinen diversen Definitionsstrategien und -problemen nicht vertieft analysiert werden,Vorzüge und Nachteile sollen daher nur an wenigen, aber signifikanten Beispielen dokumentiert werden. Die Bedeutungsbeschreibung des DEUM ist oftmals durch die Intention gekennzeichnet, in den Paraphrasen ein hohes Maß an Explizitheit anzustreben, so im Falle von cocina, wo zwei der Definitionsbestandteile in keinem anderenWörterbuch auftreten (unsere Kursivierung): Lugar en una casa, restaurante, etc donde se preparan los alimentos, y el cunjunto de muebles como estufa o brasero, fregadero, etc que lo componen (DEUM: 248) Habitación de las casas dispuesta con las instalaciones necesarias para *guisar y realizar las operaciones complementarias para la preparación y servicio de las comidas (DUE 1: 653) Lugar de la casa donde se preparan los alimentos para poderlos comer (DA: 243) Pieza de la casa donde se guisa (DEM: 248) Die metasprachliche Definitionen der Konjunktion pero zeigt einen anderen Vorteil, den einfacheren, stärker auf grammatische Fachterminologie verzichtenden Ansatz: Indica oposición, contradicción o restricción entre los significados de dos oraciones (DEUM: 693) Es una conjunción *adversativa que expresa que lo que dice la oración a que afecta impide, justifica, comprensa, contrarresta o atenúa lo dicho en la oración principal (DUE 2: 712) Nexo adversativo con valor restrictivo que indica una oposición entre dos proposiciones o palabras, pero no su incompatibilidad (DA: 733) Equivale a la conj. sino, y opone a un concepto negativo otro afirmativo (DEM: 790) Dennoch entgeht DEUM nicht der Gefahr enzyklopädischer Definitionen. Im Vergleich analoger Bezeichnungen wie córnea ( membrana dura, transparente y abombada que se encuentra delante del iris en la parte anterior del ojo [286]) im Gegensatz zu faringe ( conducto muscular membranoso, posterior a las fosas nasales y la boca, por donde pasan los alimentos de la boca al esófago y circula el aire respirado hacia la laringe; en el ser humano está conectado también al oído medio, a través de la trompa de Eustaquio [428]) wird dies offenkundig. Aber auch bei alltagssprachlicher Lexik tendiert die Definition zuweilen zur Hyperspezifizität, so im Artikel gato: Mamífero carnívoro doméstico de la familia de los félidos que mide aproximadamente 50 cm de largo, tiene la cabeza redonda, la lengua áspera, orejas triangulares, cola larga, pelo suave y 380 Besprechungen - Comptes rendus DEUM DA DEM favor 3 Verbalkontexte 3 Verbalkontexte (ohne Kontext) por favor (1 Kontext) por favor (ohne Kontext) a (en) favor de (3 Kontexte) a (en) favor (2 Kontexte) a (en) favor (2 Kontexte) ¡hágame el favor! (1 Kontext) favorable 3 Nominalkontexte 1 Verbalkontext (ohne Kontext) 3 Verbalkontexte favorecer 6 Objektkontexte 3 Objektkontexte (ohne Kontext) favorito 4 Nominalkontexte 1 Nominalkontext (ohne Kontext) 1 Verbalkontext espeso, y largos bigotes. Cuando se asusta, eriza su piel; cuando siente placer emite un suave gruñido continuo; su voz es un sonido agudo, nasal y prolongado. Es independiente y silencioso . (DEUM: 457) Die enzyklopädische Komponente ist intendiert bei «términos correspondientes a doctrinas, movimientos sociales, instituciones y conceptos de valor histórico para México» (13), insofern kann man beispielsweise unter cocodrilo (248), fascismo (428) oder otomí (662s.) mehr oder weniger ausgebaute außersprachliche Informationen nachlesen. Mit dem begrenzten Umfang des Wörterbuchs hängt zusammen, daß auch der Aufbau umfangreicherer Artikel weniger komplex als in anderen Wörterbüchern ist, was am Beispiel des polysemen Adjektivs corto dokumentiert sei (unsere Numerierung): DEUM: 291 notiert die räumliche (1. que mide poco ) und temporale (2. que dura poco ) sowie eine figurative Bedeutung (3. tímido ), wobei im übrigen trotz der Rolle, die die semantische Filiation in der Artikelgliederung gespielt hat, durchweg auf Markierungen wie «fig[urativo]» etc. verzichtet wird. DUE 1: 786 hingegen gliedert wie folgt: 1. de poca longitud (darunter: 1.1. breve , 1.2. menos largo de lo necesario , 1.3. lo que no cubre toda la parte del cuerpo . . . ), 2. escaso und figuratives 3. tímido (darunter: 3.1. poco hablador . . . ). Während DEUM nur als Basisbedeutungen aufgefaßte semantische Nuancen polysemer Lemmata beschreibt, versucht DUE (so bei 1.2 und 1.3) auch minimale Bedeutungsunterschiede zu paraphrasieren, beide Wörterbücher illustrieren so zugleich die Problematik von «langue»- und «parole»- Bedeutungen auf unterschiedlich restriktive Art. Das Wörterbuch ist nicht ganz einfach zu beurteilen. Im Vergleich zu einbändigen Gebrauchswörterbüchern des Französischen fällt es in seiner Qualität sicher ab, im Vergleich zu manch anderem spanischen Wörterbuch braucht es die Konkurrenz nicht zu scheuen. Es gibt Negativpunkte (mangelnde Berücksichtigung der Diachronie und nicht-standardsprachlicher Lexik), aber auch positive Elemente (explizite Korpusbildung, Berücksichtigung der Syntagmatik). Man würde dem DEUM eine Neuauflage wünschen, die auf der Grundlage eines größeren Korpus (und vielleicht mit einer etwas weniger rigiden Auffassung von der Frequenz als Selektionskriterium) die Zahl der Lemmata erhöht, methodische Defizite behebt und, nicht zuletzt, ein größeres Format aufweist, denn in der jetzigen Version ist der winzige Druck wenig benutzerfreundlich. J. Lengert H Rebeca Barriga Villanueva/ Claudia Parodi, La lingüística en México 1980-1996, México/ Los Angeles (El Colegio de México, Centro de Estudios Lingüísticos y Literarios/ Universidad de California, Centro de Estudios Chicanos) 1998, 616 p. [+ CD-ROM] Die bibliographische Aufarbeitung der linguistischen Produktion ist im Falle Mexikos zumindest für die Zeit nach 1940 als recht gut zu bezeichnen 1 . In diese entwickelte Tradition 381 Besprechungen - Comptes rendus 1 Cf. dazu D. Rubio/ R. Sánchez, «Bibliografía de obras filológicas escritas en la nación mexicana, o que se refieren a la lengua en México», in: Congreso internacional de catedráticos de literatura iberoamericana 2 (Los Angeles 1940), Berkeley 1941: 67-75; H. Ch. Woodbridge, «An annotated bibliography of Mexican Spanish for 1940-1953», Kentucky Foreign Language Quarterly 1 (1954): 80- 89; J. M. Lope Blanch, «Libros, artículos y notas sobre temas hispánicos publicados en México. Lingüística general e hispánica», BFE 7 (1960): 25-36 und 10 (1963): 13-26, sowie vor allem J. E. Davis, «The Spanish of Mexico: an annotated bibliography for 1940-69», Hispania 54 (1971): 624-56. Summarisch ist A. Millán Orozco, «Bibliografía de lo publicado en México de 1961 a 1971», Español actual 25 (1973): 24-28. Auf einen Forschungsstandort begrenzt ist Elisabeth Luna Traill, La investigación filológica en el centro de lingüística hispánica, México 1985. Den autochthonen