eJournals Vox Romanica 60/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2001
601 Kristol De Stefani

Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen

121
2001
Sabine  Heinemann
vox6010089
omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 1. Allgemeine Bemerkungen zur Epithese Die Einfügung nicht etymologischer Laute, seien es Konsonanten oder Vokale, ist in den romanischen Sprachen durchaus verbreitet, die Epithese hingegen stellt sich eher als marginales Phänomen dar. Interessanterweise zeigt das Friaulische nur selten Epenthesen 1 , dagegen um so häufiger Epithesen, die in verschiedenen Kontextbedingungen auftreten, nämlich nach schwachen Konsonanten (Nasale, seltener Liquide) und gleichermaßen nach Vokalen (vornehmlich nach hohen Vokalen). Im Fall der postnasalen Epithese, die hier exemplarisch behandelt werden soll, lässt sich die Homorganität in der Bildung des epithetischen Konsonanten mit dem vorausgehenden Nasal beobachten 2 . Beispiele für den postnasalen sowie die anderen Epithesetypen im Friaulischen sind etwa omp uomo , siump sonno , salamp salame , planc piano ,ant anno ,ordint ordine ,zovint giovane 3 ,mari madre oder stomit ‘stomaco’.Wie ein Blick in den Pirona schnell zeigt, ist für die Epithese zu berücksichtigen, dass sie als solche nur bedingt vorhersagbar ist, also nicht in allen Fällen auftritt, sondern offensichtlich lexikalische Beschränkungen erfährt. Auch im Hinblick auf ihre Verbreitung stellt sie eine Entwicklung besonderer Art dar, da sie besonders häufig im friulano carnico, dem konservativsten Dialektgebiet des Friauls (cf. Francescato 1966: 204), aber auch in anderen marginalen Varietäten anzutreffen zu sein scheint. Von Lexem zu Lexem sind also, u. a. diatopisch bedingt, starke Schwankungen in der Realisierung der Epithese und der Reduktion des Nasals zu beobachten 4 . 1 So etwa in stombli *stum(u)lo, afriaul. dumbli, dumble *dom(n)lo mit Reflexen auch in der Toponomastik: Domblans (castrum dominorum) etc. (cf. Francescato 1966: 215, Ascoli 1873: 520, 527, 533s., zur Toponomastik insbesondere Marcato 1991). Marcato 1991: 511s. stellt dabei heraus, dass es sich bei dem -s in den Toponomastika des Typs Civeòns, Ciasteóns wahrscheinlich um eine Epithese und nicht etwa um eine Pluralkennzeichnung handelt. 2 Postkonsonantische Epenthesen sind in der Regel ebenfalls an der gleichen Artikulationsstelle gebildet wie die ihnen jeweils unmittelbar vorausgehenden Laute. Dabei tritt ein nicht etymologischer Konsonant häufig in Folge von Synkopierungen mit dem Zweck der Silbenkontaktoptimierung auf, was zumindest für Gebiete mit großer Anlautstärkung gilt (cf. Geisler 1992: 68ss.). In anderen Fällen dient etwa die Metathese zur Besserung des Silbenkontakts, so im Sardischen (cf. Geisler 1994). 3 Als Epithese bei dem graphisch als n wiedergegebenen Nasal ist Francescato 1966: 216 zufolge eher [k] als [t] zu erwarten, offensichtlich gestützt durch die Annahme einer durchgehenden Velarisierung der Nasale im Auslaut, zumal der Autor bei Hinzutreten eines [t] im Auslaut eine progressive Assimilation des Nasals annimmt. Diese Problematik wird später erneut aufgegriffen, insbesondere im Hinblick auf die diachrone Sichtweise. 4 Das mit dem Friaulischen eng verwandte Bündnerromanische zeigt die Epithese dagegen eher selten, meist wird der sekundäre bilabiale Nasal zu Dental geschwächt, der primäre Den- Wenngleich prinzipiell sowohl der bilabiale als auch der dentale Nasal im Auslaut möglich sind, besteht doch der Regelfall in der Reduktion beider Nasale auf den velaren Nasal, was das Hinzutreten eines homorganen Plosivs allerdings keineswegs unterbindet (strank strame ). Den Angaben Francescatos folgend war die Epithese vor ca. 100 Jahren noch deutlich weiter verbreitet, während die heute immer stärker werdende Velarisierung über eine geringere Verbreitung verfügte 5 .Allerdings räumt Francescato gleichzeitig ein, dass die Bedingungen für die Epithese, die offensichtlich zu früheren Zeiten das gesamte friaulische Gebiet betroffen hat, nicht klar sind (Francescato 1966: 65). So verfüge vor allem die homorgane Epithese bei -m über eine große Verbreitung, während die Epithese beim Velarnasal, der gleichzeitig eine leichte Nasalierung des vorausgehenden Vokals nach sich ziehen könne - reine Nasalvokale sind im Friaulischen nicht existent -, auf alpine Dialekte beschränkt bleibe. Ebenfalls auf den Alpenraum scheint die Epithese bei palatalem Nasal begrenzt zu sein (lenk’, lignum, it. legno), weiter verbreitet wiederum ist wohl die Epithese in Form eines dentalen Plosivs nach -i (stomit etc.) 6 . Insgesamt charakterisiert Francescato die Epithese als archaisierenden Zug, ohne dass dieser besondere Konsequenzen in verbalparadigmatischer oder ähnlicher Hinsicht (gehabt) hätte. Was die Nasale im Einzelnen anbelangt, so ist primäres - M nur mehr selten erhalten, wenn es nicht durch eine Epithese (-mp) geschützt ist (Francescato 1966: 63ss., 214ss.). Von dieser Regelhaftigkeit ausgenommen sind gelehrte Elemente, die zumeist den bilabialen Nasal im Auslaut erhalten. - N dagegen lässt sich allgemein als velarisiert erkennen, lediglich in Fällen von Motion bleibt der Nasal als dentaler Nasal erhalten. Interessant ist auch die Velarisierung des Nasals im Präfix in-, wobei keine kontextabhängige Adaption des Nasals erfolgt - auch nicht vor flexivischem -s -, was allerdings sehr wohl in anderen Kontexten zu beobachten ist 7 . 90 Sabine Heinemann talnasal in Abhängigkeit vom jeweiligen Vokal palatalisiert oder velarisiert (letzteres nach Zentral- und Hinterzungenvokal; cf. Eichenhofer 1999: 296s., 438ss.). Ähnliche Reduktionsformen sind auch für die norditalienischen Dialekte zu beobachten (cf. Rohlfs 1966: 427ss.). Die generelle oder zumindest nicht assimilatorisch bedingte Velarisierung des Nasals zeigt sich im Spanischen, wobei dieser Prozess am ehesten präpausal und vor Vokal auftritt (cf. Lipski 1986: 140ss.). 5 Dies wirft die Frage nach der Produktivität des Stärkungsprozesses auf. Es ist also zu fragen, ob die Epithese in Fällen wie plank etc. schon relativ früh belegt ist. Dies ist deshalb interessant, weil damit gleichzeitig ein Rückschluss auf die Schwächung der finalen Nasallaute auf den Velarnasal möglich wäre. 6 Zu ergänzen ist hier schließlich die noch stärker eingeschränkte Epithese nach -u- (mancul manco ) und -r- (sustart singulto ). Cf. auch allgemein die Übersicht bei Pellis 1910: 6s. 7 Cf. dazu die nachfolgenden Untersuchungen anhand des Materials verschiedener Sprachatlanten unter Kapitel 3.2. 2. Erklärungsversuche für die Entwicklung der postnasalen Epithese im Friaulischen Von besonderem Interesse für die Erforschung der postnasalen Epithese sind die Beiträge von Tuttle 1992, 1993 8 , der diese Erscheinung des Friaulischen (hier -m -mp) in einen größeren Zusammenhang stellt und Parallelen mit der Entwicklung von -n -nt im westlichen Piemont (frankoprovenzalisch) sowie mit der Stärkung des Velarnasals über eine Epithese mit nachfolgendem Schwund des Nasals (ŋ *ŋ k -k) im Nordwesten der Lombardei aufzeigt 9 . Interessant ist zunächst für die Gruppierung, dass den außerhalb des Friauls situierten Prozessen ähnliche Erscheinungen auch im Friaulischen zugeordnet werden können. Wie bereits erwähnt wurde, gibt es auch bei Erhalt des auslautenden dentalen Nasals die homorgane Epithese, die jedoch seltener ist als diejenige bei bilabialem Nasal.Was die für das Lombardische untersuchte Erscheinung anbelangt, so ist auch hier, sieht man von dem offensichtlich nachträglichen Ausfall des Nasals ab, eine ähnliche Entwicklung für das Friaulische zu nennen, nämlich die Epithese nach Velarnasal, die aufgrund der erst in jüngerer Zeit dominanten Velarisierung auslautender Nasale wohl als neueres Phänomen einzustufen ist. Eine Eigenheit, die diesen von Tuttle betrachteten Prozessen gemein ist, ist also die Tatsache, dass in allen drei Fällen eine homorgane Obstruktion höherer konsonantischer Stärke eintritt. Eine weitere Gemeinsamkeit, die die berücksichtigten Varietäten verbindet, ist die überall auftretende sigmatische Form der Pluralbildung 10 . Aus dieser Übereinstimmung leitet Tuttle 1992: 83s. sein erstes Kriterium ab, anhand dessen sich unter anderem die Epithese im Friaulischen erklären lassen könnte. Ein Problem, das auch Tuttle sieht, stellt sich mit den Stoffnamen bzw. Singularia Tantum, die definitionsgemäß über keine Pluralform verfügen. Wie Tuttle selbst weiter bemerkt, wäre für den Fall der Beeinflussung des Singulars durch den Plural damit zu rechnen, dass bei Nomina, die über kein Pluralparadigma verfügen, eine sofortige Reduktion des finalen Nasals im Sinne einer Velarisierung erfolgt; eine weitere Möglichkeit ist mit der Analogie zu bestehenden 91 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 8 Die Basis für die folgende Diskussion bildet Tuttle 1992. 9 Tuttle 1993: 139, 1992: 81s. Wie bereits einleitend angemerkt wurde, treten Epen- und Epithesen natürlich auch in anderen Sprachen auf. Beispiele für das Standarddeutsche im Bereich der postnasalen Epithese sind etwa smhd./ fnhd. sumpt (nhd. summt), hembd(e) (Hemd) oder frembd(e) (fremd), die den Einschub eines zum vorausgehenden Nasal homorganen Plosivs zeigen (Paul 1916: 362), weiter nhd. jemand, niemand - denkbar ist hier jedoch auch ein paradigmatischer Ausgleich für die Präsenz des Plosivs in der Nominativform (Paul 1916: 337). Eindeutig sind dagegen die Fälle Zimt ( gr.-lat. cinnamum), Pergament ( lat. pergamenum, mhd. pérmint), Dechant ( lat. decanus) sowie die Bildungen mit -lich (der Laut erscheint hier an der Morphemgrenze: eigentlich etc.), schließlich lamb (nhd. lahm), sumber (Sommer) oder auch kumbt (kommt), die ebenfalls für das Spätmittelhochdeutsche belegt sind. 10 Für das Friaulische sei hier auch auf den «palatalen» Plural, also die Bildung mit -i hingewiesen, die auf eine geringe Zahl von maskulinen Lexemen beschränkt ist, aber wie das -s zu einer Palatalisierung oder Assibilierung des jeweils vorausgehenden Konsonanten führt (cf. dazu z. B. Frau 1984: 66ss.). Formen mit Epithese gegeben. Fraglich wäre überdies, ob sich dieses Konzept überhaupt als tragfähig erwiese. Die Daten des ALD-I für die bündnerromanischen Varietäten lassen nämlich erkennen, dass zwar relativ häufig in einer großen Zahl Erhebungsorte der Plural mit einer Epenthese ([nts]/ [n t s] oder [mps]/ [m p s]) verbunden ist, dieser nicht etymologische Konsonant aber nie Eingang in die singularischen Formen findet 11 . Auch für die älteren Sprachstufen der galloromanischen Idiome lässt sich zeigen, dass im Normalfall die Singularform von derjenigen des Plurals unbeeinflusst bleibt, höchstens ausnahmsweise auch Formen mit diesen nicht etymologischen Konsonanten auftreten, in denen sie als Epithesen bezeichnet werden können 12 . Somit wäre zu klären, warum gerade das Friaulische einen abweichenden, wenig wahrscheinlichen Weg hätte beschreiten sollen. Als zweite Quelle zur Erklärung der friaulischen Epithese führt Tuttle 1992: 84s. das angebliche Argument von Pellis 1910: 8 der «realizzazione focale in fine di frase» an 13 . Pellis’ Informationen nach zu urteilen erscheine omp regelmäßig nach Numeralia, par omp sei fixiert (sonst herrsche on vor), und somp trete ausschließlich in der Verbindung in somp auf (cf. Pellis 1910: 8). Bei der Suche nach Parallelfällen stößt Tuttle schließlich auf sta fermp! im Gegensatz zu einfa- 92 Sabine Heinemann 11 Beispiele für sogenannte Gleitlaute vor -s gibt es auch etwa im Frankoprovenzalischen: essemps ( insimul, cf. auch kat. essemps), nemps ( nimis), beide möglicherweise mit einer Analogie zu temps zu erklären; cf. Schultz-Gora 1973: 42ss. Meyer-Lübke 1890: 475 nennt für Tarn die Beispiele gramps, famps und verps (mit Verlust des Nasals, lat. vermis), für Embrun annchs, jourchs, varlechs und für Sèvres jourts ( journts). Möglicherweise wichtig im Hinblick auf die Genese der Epithese im Friaulischen ist nun die Feststellung, dass zumindest der dentale Plosiv über diese Epenthese in die Singularform einrücken und somit im Auslaut erscheinen kann: jornt, cart (wiederum mit Verlust des Nasals, lat. carnem). 12 Für die Betrachtung der Parallelformen für bestimmte Lexeme im Altfranzösischen wurde auf T-L, AW zurückgegriffen. So zeigt nom - in der Folge wird hier jeweils die neufranzösische Graphie angegeben - in den angeführten Verwendungsbeispielen die Formen non und num im Singular, on/ homme eine Vielzahl von graphischen Varianten, die jedoch alle unauffällig im Hinblick auf die Notierung eines nicht etymologischen Lautes sind. Dies gilt für den Großteil derjenigen Lexeme, die in Bezug auf eine Epithese im Singular interessant sein könnten, also solche Lexeme, die primär oder sekundär auf Nasal ausgehen. Von Interesse sind jedoch lediglich Pluralbildungen, die aufgrund ihrer Schreibung (z) den Einschub eines [t] vermuten lassen (bzw. für den Auslaut die Realisierung einer Affrikate repräsentieren könnten), darunter seinz und sainz (zu sain) sowie funz (zu fum) oder auch anz (zu an); im letztgenannten Fall liegt mit annos ein Etymon mit nasaler Langkonsonanz zugrunde, der nachfolgende Vokal wird synkopiert; für diesen Kontext tritt parallel zu den Verhältnissen der Pluralbildung im Allgemeinen auch epenthetisches [t] zwischen Nasal und flexivischem -s ein, das zusammen mit dem Nasal seit dem 12. Jahrhundert verstummt (Rheinfelder 1963: 240). Aus diesen Beispielen lässt sich zunächst ersehen, dass zumindest die graphische Fixierung für eine auslautende Affrikate ([nts] als nz verschriftet) nicht allzu häufig in Erscheinung tritt und, sofern sie als regelmäßig eingestuft werden kann, für das plosive Element keine Übertragung auf die singularische Form zeigt. 13 «Angeblich» deshalb, weil Pellis in dem angeführten Aufsatz an keiner Stelle dieses Argument anbringt, sondern eine physiologisch motivierte Erklärung nennt (cf. weiter unten). Hier handelt es sich offensichtlich um einen Zitationsfehler. Die weiteren Ausführungen lassen sich allerdings mit den Belegen in Einklang bringen, weshalb hier kein Bruch in der Tuttleschen Argumentation gesehen wird. chem ferm. Richtig ist zwar, dass ferm den Daten des ASLEF (Wortliste 226) zufolge verschiedentlich in letztgenannter Form erscheint, in der Regel allerdings der auslautende Nasal ausfällt 14 . Weiter ist auch zu berücksichtigen, dass die Belege zum Ausruf sta fermp! den Daten Pellis’ entstammen 15 und lediglich einmal diese Epithese auftritt, somit also die Daten mit Vorsicht zu genießen sind, die Ergebnisse nicht verabsolutiert werden können. Letztlich ist zu beachten, dass auch bei Aufnahmen aus der gleichen Zeit sprecherabhängig offensichtlich Differenzierungen auszumachen sind 16 , möglicherweise auch die Form mit und diejenige ohne Epithese für den einzelnen Sprecher als Varianten nebeneinander bestehen. Im Weiteren nennt Tuttle insomp als Beispiel, anhand dessen sich seiner Meinung nach ein «rafforzamento pre-pausale» zeigen lässt, und stellt diesem sum dal k’af gegenüber 17 . Abgesehen von der Tatsache, dass insomp lediglich dreimal belegt ist und die Basis (Erhebungen Pellis, cf. ASLEF) dabei eher gering ausfällt 18 , ist die Bemerkung Tuttles selbst zu dieser Problematik durchaus bezeichnend: 93 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 14 Für die Stellung nach -rist dies die Regel, nach -ldagegen kann durchweg der Erhalt des Nasals auch meist als Bilabial beobachtet werden. Eine Ausnahme bildet olp, das Pellis auf eine Form *olmp zurückführt (Pellis 1910: 8). 15 Die Daten sind also den Aufnahmen für ALI entnommen, die in den 20er und 30er Jahren durchgeführt worden sind. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass früher präferiert ältere Sprecher als Informanten herangezogen wurden, für den ASLEF jedoch auch auf jüngere Probanden zurückgegriffen wurde. 16 Cf. dazu die Analysen auf der Basis des ASLEF (cf. speziell die Wortliste 894 [ragno] und die Karte 635 [ragno crociato]). 17 Cf. dazu ausführlich die Anmerkungen zu den Karten des ALI. Tuttle 1992: 111 führt Dialekte zwischen der Gaskogne und dem okzitanischen Sprachgebiet an, in denen auslautende Nasale in Pausastellung verstärkt werden, was seine Vermutung auch bezüglich der Verhältnisse im Friaulischen zu stützen scheint. Interessant ist in Bezug auf die pausabedingte Realisierung der Epithese auch ein Beispiel, das an anderer Stelle (p. 130 N26) diskutiert wird: Hier stellt Tuttle pla ŋ k pla ŋ k einfachem pla ŋ gegenüber, Formen die für Clauzetto und Flumignano nachgewiesen sind. Für erstgenannte Form erscheint die Erklärung Tuttles unpassend, da hier für das erste Element keineswegs eine Pausastellung vorliegt, also eher (wie bei bempla ŋ k, cf. p. 105) eine Form plam pla ŋ k zu erwarten wäre. Aufgrund der Folge eines vokalischen Elementes scheinen die Belege aus Morsano und Udine irrelevant für die Diskussion zu sein (a pla ŋ k a pla ŋ k). Inwieweit der Faktor des Wortakzents eine Rolle spielt, ist nicht eindeutig zu klären. Tuttle 1992: 111 weist darauf hin, dass die Epithese besonders häufig zu beobachten sei bei im Friaulischen paroxytonen Einheiten, bei Oxytona (cf. z. B. omp, salamp, insomp etc., die gemeinhin als Beispielfälle angeführt werden) sei dagegen die Anfügung eines nicht etymologischen Konsonanten eher selten zu beobachten. Bei Betrachtung der Daten Pellis’ (1910: 6s.) fällt vielmehr auf, dass die postkonsonantische Epithese bei oxytonen, die postvokalische hingegen bei paroxytonen Lexemen auftritt (cf. auch die diesen Regelhaftigkeiten folgende tabellarische Gliederung bei Pellis). Auffällig ist aber in jedem Fall, dass bei komplexeren Wortbildungseinheiten (namentlich bei der Derivation mittels -onem zur Alteration, ebenso bei -inum), wo der Akzent keinesfalls auf die finale Silbe fällt, eine Epithese nie zu erkennen ist. Aber selbst für die einfachen Lexeme dürfte sich bei der geringen Menge an Einheiten, die heute noch die Form mit Epithese zumindest als (diatopisch markierte) Variante zeigen, keine klare Bindung der Epithese an die Positionierung des Wortakzents bestätigen lassen. 18 Es handelt sich um Liste 3681 (in cima) des ASLEF, die nur ALI-Material enthält. Insgesamt werden lediglich zehn Belege angeführt. Herauszuheben sind die lokalen Mundarten der Ma una nitida bipartizione fonosintattica del genere veniva subito contraddetta da forme sostantivali all’interno di sintagmi anch’esse rafforzate come Racchiuso sjump dal caf . . . e, vice versa, forme indebolite in fine d’enunciato come fa ŋ nel superlativo Lucrezia è brutta come la fame . . . (Tuttle 1992: 85) Die sequenzfinale Stellung ist damit als Kontextbedingung für das Auftreten der Epithese zumindest nicht ausreichend. Eine Kontrolle der Daten des ASLEF zeigt nun, dass die Verbreitung der Epithese und der Velarisierung räumlich schwer einzugrenzen ist und verschiedentlich, und nicht nur einmal, beide Lösungen parallel auftreten. Gerade die räumliche Komponente erhebt Tuttle zu einem Problem, wenn er anführt, dass eine gewisse Häufigkeit für die Epithese auszumachen ist, « . . . senza che si potessero fissare dei focolari d’irradiazione o delle macroaree d’incontro (d’innovazione o di conservazione).» (Tuttle 1992: 86). Hier ist sicher die diachrone Perspektive von Interesse, die Tuttle beinahe gänzlich außer Betracht lässt, sieht man davon ab, dass sich seine Beobachtungen zum Teil auf die Erhebungsdaten Pellis’ beziehen, die dreißig bis vierzig Jahre älter sind als die Daten für den ASLEF selbst. Gerade im Hinblick auf die Ausführungen bei Francescato und Frau, die auf eine größere Verbreitung der Epithese vor inzwischen mehr als 100 Jahren hindeuten, ist eine solche Distanz zeitlicher Art sicher nicht zu vernachlässigen, da sich offensichtlich einschneidende Veränderungen ergeben haben. Abgesehen von dieser zeitlichen Dimension ist auch zu berücksichtigen, dass für die Verbreitung eines Phänomens nicht notwendigerweise eine Varietät oder ein Varietätenbündel als Basis für die Ausstrahlung desselben fungieren muss, sondern dass im konkreten Fall die Epithese möglicherweise ein altes Phänomen ist, das heute nur noch in seinen Resten beobachtbar ist und wohl mit der zunehmenden Schwächung des nasalen Auslauts zu [ ŋ ] in einen Kausalzusammenhang zu bringen ist 19 . Mit Blick auf die drei berücksichtigten Phänomene erkennt Tuttle eine Variabilität im Raum an, die wohl unbestritten ist, andererseits führt er gleichzeitig eine Markierung in diaphasischer Hinsicht an, wobei eine Erläuterung dieser Einordnung unbegründet bleibt, d. h. nicht durch Daten belegt wird. Tuttle vermutet, dass die Epithese als normzugehörig gewertet werden müsse, das Kind zunächst die Schnellsprechformen erlerne und erst durch die sekundäre Sozialisierung in der Schule die normzugehörigen Formen erwerbe: « . . . cioè, parte da / -m, -n, ŋ / per 94 Sabine Heinemann Punkte 2a und 47, wobei in 2a der Nasal des Auslauts beibehalten wird (in som in summo o. ä.), 47 die einzige Ortschaft ist, für die eine Epithese verzeichnet wird (i ŋ somp): ein Ergebnis, das der Einschätzung Pellis’ widerspricht. 19 So merken auch Benincà/ Vanelli im Hinblick auf die Untersuchung eines frühen Textes an, dass « . . . non bisogna infatti dimenticare che la regola di epitesi è soggetta a dispersione lessicale, in quanto si realizza solo in certe parole, che possono essere diverse da varietà a varietà.» (Benincà/ Vanelli 1991: 38). Ähnlich erscheint etwa das raddoppiamento fonosintattico in den mittelitalienischen Dialekten als nur mehr lexikalisch determiniert und somit zu «erlernen» (cf. «fase 2» bei Loporcaro 1997: 120ss.). ricostruirsi poi delle realizzazioni più piene e degne o lente in [-mp], [-nt] e [ ŋ k].» 20 Da keine Studien zum Erstspracherwerb friaulischer Kinder vorliegen, erscheint diese Annahme relativ unmotiviert, zumal die Eltern, die neben der übrigen Umwelt des Kindes entscheidenden Einfluss auf dessen Spracherwerb ausüben, ebenfalls in der schulischen Ausbildung mit der angeblichen Normform der Lexeme und damit mit den durch Epithese gekennzeichneten Allomorphen in Kontakt gekommen sein müssten. Die Annahme Tuttles setzt also voraus, dass die Eltern selbst die korrekte oder prestigebehaftete Form in der Schule gelernt haben, diese später jedoch wieder zugunsten einer lokalen, epitheselosen Form aufgegeben wurde, die sie entsprechend an ihr Kind weitergeben, das die normbezogene Form wieder erst in der Schule erlernt. Zu dieser These ist jedoch zu bemerken, dass das Friaulische in der Regel in den Schulen weder Unterrichtsfach noch Unterrichtssprache ist, es vielmehr den einzelnen Lehrern überlassen bleibt, bis zu welchem Maße sie das Friaulische zum Gegenstand des Schulunterrichts machen, sofern sie es überhaupt einbringen. Somit fällt also das Argument von Tuttle aus, das weiter auch durch die Tatsache entkräftet wird, dass für die Erhebung von Sprachdaten vielfach auf ältere Sprecher zurückgegriffen wird, die über eine möglichst geringe schulische Ausbildung verfügen sollen und sicher nur eingeschränkt Kenntnis von normbezogenen Formen ihrer Varietät haben 21 . Abgesehen von der enormen Komplexität der Prozesse, die diese Annahme birgt, wäre sie auch insofern wenig hilfreich, als sie den über die Jahre hinweg beobachtbaren Rückgang der Epithese, wie er von Francescato und Frau angeführt wird, nicht zu erklären vermag. Immer noch im Zentrum steht für Tuttle offensichtlich das Sprechtempo, wie es in dem Zitat zum Ausdruck kommt («realizzazioni più piene e degne o lente»), das wohl nur in eingeschränktem Maße als der Diaphasie zuzuweisender Charakterzug aufgefasst werden kann, zumal, wenn dadurch der gesamte lokale Dialekt definiert werden kann. Somit muss zumindest eine Markierung diatopischer Art hinzutreten. Aufgrund der feststellbaren Variabilität - in einigen Ortschaften tritt Schwächung, in anderen Stärkung des finalen Nasals ein, vereinzelt scheinen auch beide Lösungen möglich zu sein - macht Tuttle abschließend das Sprechtempo 95 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 20 Tuttle 1992: 104. Cf. auch ähnlich an anderer Stelle ohne Bezugnahme auf den Erstspracherwerb: «Per ora andrà suggerito che una chiusura pausale rafforzante pare strettamente legata al tempo lento, ad una pronuncia più staccata (caratterizzata dal «stacco duro» = détente dure, harter Absatz, come confacente con una fine di sillaba sospesa ancora nella fase di tensione [nel caso -m > -mp, lo stacco delle attività posteriori glottali e veliche doveva precedere per qualche istante il rilassarsi delle labbra]), e quindi è associabile col codice esplicito (anziché ellittico), onde un’eventuale interpretazione acrolettale.» (Tuttle 1992: 130 N24). 21 Persönliche Mitteilung von Prof. Laura Vanelli. Erst nach neueren Gesetzen zum Schutz der Minderheiten (darunter auch das Friaulische) ist mit Programmen zur Förderung des Friaulischen zu rechnen (cf. zu den Gesetzen zuletzt «Norme in materia di tutela delle minoranze linguistiche storiche» vom 15.12.1999, abgedruckt in Sot la nape 52/ 1: 11-15). Gerade im Hinblick auf eine Norm ist hier hinzuweisen auch auf die koiné friulana für die Schriftsprache, die ihre Wurzeln bekanntlich in der Literatursprache Percotos, Zoruttis etc. hat, in der gerade selten eine Verschriftung der Epithese aufscheint, wie noch zu zeigen sein wird. unter Berücksichtigung auch der eher kritisch zu betrachtenden Bindung an die präpausale bzw. äußerungsfinale Stellung für die Präsenz des epithetischen Plosivs verantwortlich: La fonte interna più promettente per alternanze consimili parrebbe l’endemica variabilità radicata nella prominenza frasale collegata poi con il Sprechtempo come lo si è definito qui sopra per i rafforzamenti pausali. (Tuttle 1992: 101) Es wird noch zu diskutieren sein, inwiefern tatsächlich die geringe Frequenz der Epithese durch die Sprechgeschwindigkeit bedingt sein kann. Interessant ist sicher die Einschätzung Pellis’ einer Varietät des karnischen Gebiets: « . . . la parlata di Lovea ha un tempo lento con allungamento molto marcato in fine di battuta: ho segnato qualche volta la lunghezza ripetendo tre volte la vocale . . . » (Massobrio et al. 1995: 303). Als phonetische Folgeerscheinung betrachtet Francescato die Palatalisierung von -azu [ ε ], wie sie etwa in Racchiuso di Attimis, Magnano, Artegna und Erto auftritt (cf. Francescato 1966: 22, Pellegrini 1972: 322), Ortschaften, für die verschiedentlich Epithesen festzustellen sind 22 . Im Weiteren führt Tuttle Schwächungsprozesse von lat. -n + Kons. -n in die Diskussion ein, die letztlich die Epithese als Hyperkorrektur erscheinen lassen: A trarre le somme, non pare azzardato postulare per il friulano di 4-5 secoli fa una qualche tendenza a ridurre -NCons. a -N . . . producendo varianti allegre che potevano evenutalmente incrociarsi con altre più piene per la -N etimologica, sorte in fin di frase . . . o nei plurali sintagmatici . . . (Tuttle 1992: 109s.) Den Gedankengang Tuttles verfolgend hieße dies, dass Lexeme, die nach Ausfall des unbetonten Auslautvokals auf Nasal und Konsonant ausgingen, generell zunächts einer Reduktion unterlegen gewesen wären, die im Schwund des nun in den Auslaut getretenen Konsonanten besteht. In der Folge wäre dieser aber in bestimmten Kontexten (wieder) aufgetreten und hätte damit das Hinzutreten nicht etymologischer Konsonanten an weitere, lediglich auf Nasal endende Lexeme in- 96 Sabine Heinemann 22 Unklar bleibt weiter, wie die Angaben des ASLEF letztlich zu beurteilen sind. Abgesehen von den Listeneinträgen, die das Material des AIS und des ALI für das Friaul anführen bzw. im Falle des ALI überhaupt erst verfügbar machen und die meist aus einer Satzkonstruktion isolierte Einheiten zeigen, wurden beim ASLEF offensichtlich - zumindest legt das die Aufarbeitung nahe - einzelne Konzepte erfragt, d. h. es ist wohl davon auszugehen, dass die lexikalischen Einheiten isoliert realisiert wurden, also das von Tuttle formulierte - eigentlich hinfällige - Kriterium hinsichtlich der Kontextbedingungen erfüllt ist, somit also relativ häufig eine Epithese auftreten sollte. Dies wirft zumindest die Frage auf, wie einzelne Elemente dann in Kontexten, die im Regelfall eine Assimilation auslautender Nasale bewirken, realisiert werden, ob es also Varianten in komplementärer Distribution gibt. Offensichtlich einen Sonderfall bildet die 1. Person Plural der Verbalparadigmen der Verben aller Konjugationen, da hier heute nur mehr der Velarnasal in finaler Position aufscheint, also keine Spuren mehr von dem lateinischen bilabialen Nasal, der sekundär in den Auslaut tritt, erhalten sind (Frau 1984: 80). duziert 23 . In Anbetracht der für die ältere wie die neuere Sprachstufe eher klein anzusetzenden Gruppe von Lexemen auf Nasal und Konsonant und aufgrund der Untersuchung der älteren Texte, die derartige Reduktionsstufen für die graphische Ebene nicht zeigen - es sei denn, man geht für alle Fälle von einer etymologischen Schreibung aus -, ist diese Interpretation wohl zu verwerfen. Interessant ist aber auch das Ineinandergreifen von Schwächungs- und Stärkungsprozessen für die hier im Zentrum stehenden Lexeme, wenngleich die Generalisierung im Sinne Tuttles (« . . . il rafforzamento doveva interporsi in maniera sporadica o collaterale a diversi momenti della trafila organica dell’indebolimento . . .», Tuttle 1992: 143 N82) nicht ganz zu halten ist: Es ist durchaus einsichtig, dass bei auslautendem bilabialen Nasal eine Stärkung durch Anfügen eines nicht etymologischen Konsonanten (nämlich [p]) parallel zu einer Schwächung zu einem dentalen Nasal stattgefunden haben könnte. Ähnlich geartet ist die Parallelität von einer Stärkung durch Anfügen eines dentalen Plosivs (und damit Schutz des Nasals vor weiterer Schwächung) bei [n] und der Schwächung zu [ ŋ ], wobei der velare Nasal wiederum durch eine Epithese (hier [k]) geschützt werden kann 24 . Die Entwicklung lässt sich also graphisch mit Tuttle (1992: 143 N82) wie folgt darstellen: Diese Annahme ist jedoch wiederum stark generalisierend. Dieses Modell legt auf diese Weise die Parallelität von -mp und -n fest, lässt jedoch zunächst offensicht- 97 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 23 Mit Blick auf die synchron beobachtbaren Ergebnisse führt er die Beispiele cun und in an, die wohl für einen Vergleich mit den bisher diskutierten epithetischen Formen nicht besonders gut geeignet sind. Besonders deutlich wird für cun aufgrund seiner Distribution (cf. die Listen 358 und 2211ss. des ASLEF) die Bestimmung als Gleitkonsonant; dies dürfte analog für in gelten. 24 Interessanterweise führt Tuttle 1992: 118 an, dass die Reduktion auf den velaren Nasal im Friaulischen verzögert erscheint, da die Nasalierung des vorausgehenden Vokals erst relativ spät erfolgt. Hierzu ist anzumerken, dass im Friaulischen, anders als in anderen romanischen Varietäten, eine nur schwache, nicht in allen Varietäten einsetzende Nasalierung der Vokale festzustellen ist, reine Nasalvokale im Friaulischen nicht bekannt sind (Francescato 1966: 16s., cf. auch die Tatsache, dass in dem Kontext -Vok. + ŋ eine posizione forte für den Vokal nicht möglich ist). Im Friaulischen wird von einer schwachen Nasalierung des Vokals stets nur in solchen Fällen gesprochen, in denen der Nasal velarisiert ist, d. h. ein Übergangsfall mit Nasalierung des Vokals und gleichzeitigem Erhalt des finalen Konsonanten als bilabialer oder dentaler Nasal liegt offensichtlich nicht vor. Die Aussage Tuttles lässt sich also in dieser generischen Form nicht halten. Für die Ebene sind verschiedentlich gänzliche Reduktionen des Nasals bis zum Schwund erkennbar. Während z. B. in den karnischen Varietäten zuweilen die Form vjerm(p) ( uermen) auftritt, schwindet der Nasal in der Ebene vollständig (viar). Nach [r] ist der Erhalt des Nasals wohl selten zu beobachten, wie auch das eingangs zitierte Beispiel firmum zeigt, das in der Regel als fer (zumeist mit offen realisiertem Vokal) erscheint; fermp dagegen ist nicht belegt (nur in sta fermp! wie bereits erläutert). Cf. aber Kapitel 3.2.3. -m -n ŋ -mp -nt ŋ k ⎯ → ⎯ → ⎯ → lich die Bewahrung von -m außer Betracht. Möglicherweise liegt dies auch in der Darstellung begründet und ist in dieser Form nicht von Tuttle intendiert. Schwerer wiegt jedoch das Faktum, dass das Modell eine gleichmäßige Aufteilung von Schwächung und Stärkung suggeriert, die de facto zumindest für das moderne Friaulische, wie es auch das Zentrum der Analyse Tuttles ist, so nicht als Ergebnis der Entwicklung vorliegt. Zwar lassen sich noch heute einige Fälle von Epithese bei -m nachweisen, verschiedentlich zeigt sich jedoch auch der Erhalt von -m sowie die Reduktion auf -n und [ ŋ ], letztere vermutlich über die Zwischenstufe -n. Der dentale Nasal dagegen wird (immer davon ausgegangen, es handelt sich um einen primären Dentalnasal) generell deutlich seltener, im Hinblick auf die Schwundstufen durch einen epithetischen Konsonanten gedeckt, sondern erscheint, möglicherweise besonders in letzter Zeit immer häufiger, zum Velarnasal abgeschwächt. Der velare Nasal, der nur sekundär ist, also im Lateinischen nicht wortfinal auftritt, zeigt nun mehrfach, keineswegs durchgängig, die Anfügung eines Konsonanten, hier [k], in Abhängigkeit vom Etymon auch [k’]. Die Schwächung tritt also offensichtlich im Laufe der Zeit immer stärker in den Vordergrund, ohne aber Stärkungsprozesse abzulösen oder deren Ergebnisse regional betrachtet zu gefährden, was sich auch anhand der Vielzahl von Varianten für einzelne Lexeme, so z. B. homo (om, o ŋ , o ŋ k, omp) demonstrieren lässt. Im Hinblick auf den zuletzt angemerkten Variantenreichtum ist der Bereich der Derivation von besonderem Interesse, da sich hiermit die Frage nach der Ableitungsbasis stellt. Tuttle 1992: 149 N115 geht auf diese Frage nur am Rande ein, bezieht sich dabei auf Marchetti 1967b: 83, der die Beispiele viar/ vjerm - viarut (dim.) vs. fer(m) - fermin (ebenfalls dim.) nennt. Während hier auf den Nexus -rmabgehoben wird, bei dem häufig, wie noch zu zeigen sein wird, generell eher selten ein Erhalt des nasalen Elementes verzeichnet werden kann, ist für die Lexeme mit möglicher Epithese festzuhalten, dass die entsprechenden Varianten nicht als Basis für Ableitungen in Frage kommen (cf. etwa die alterati zu om[p], deren Basis wohl das Pluralallomorph omen- [homin-] bildet: omenat, omenon, omenut, omencin [Faggin 1997: 299], cf. auch die Diminutivbildung salamut auf der Basis von salam, nicht salamp [Faggin 1985: s. salamut]). Das heißt zum einen, dass keine vollständige Verdrängung der epitheselosen Form durch diejenige mit Epithese erfolgt (ist), zum anderen, dass, wie über die physiologischen Prozesse zur Beendigung des Verschlusses erklärbar, primär (satz)phonetische Motive für die Präsenz des finalen Konsonanten verantwortlich sind. Im Übrigen sind auch die Suffixe für die Problematik der Epithese von Interesse, da diese nie von dem Anfügen nicht etymologischer Laute betroffen sind 25 . 98 Sabine Heinemann 25 Hier ist einschränkend anzumerken, dass die fraglichen Suffixe auf -n auslauten, eine Stärkung dieses Nasals auch in anderen Kontexten (cf. die seltenen Beispiele wie ant, ordint, zovint) verhältnismäßig selten auftritt. 3. Untersuchungen zu Vorkommen und Verbreitung der postnasalen Epithese Nach den kritischen Anmerkungen zur Arbeit von Tuttle, der als einer der wenigen die Thematik der Epithese im Friaulischen nach Pellis’ kurzer Darstellung von 1910 behandelt hat, soll nun eine Untersuchung der Verbreitung der Epithese nach [m] erfolgen. Dabei dient als wichtige Quelle der ASLEF sowie der ALD-I, auch wenn letzterer verständlicherweise nur wenige Aufnahmepunkte innerhalb des friaulischen Gebiets umfasst. Ebenfalls im Vordergrund soll die Auswertung dreier Korpora mit Texten aus den vergangenen Jahrhunderten (ab dem 13. Jh.) hinsichtlich der Diffusion solcher Formen mit und ohne epithetischen Konsonanten stehen, und zwar im Hinblick auf etwaige Kontextbedingungen in der Vergangenheit. Problematisch wird hierbei sein, dass die Verschriftung der Epithese möglicherweise nur in wenigen Fällen erfolgte, also keine 1: 1-Relation von Phonie und Graphie zu erwarten ist, eine etymologische Schreibweise gerade im Fall eines eventuell auch in der Vergangenheit nicht regelmäßig auftretenden Phänomens vorherrschen könnte. Um einen ersten Eindruck vom Umfang der Lexeme mit Epithese zu erhalten, genügt ein Blick in die Abhandlung von Francescato 1966: 226ss. oder die Grammatik von Marchetti 1967: 88. Als Standardbeispiele werden hier genannt: omp ( uomo ), siump ( sonno ), atomp ( autunno ), (a)ramp ( rame ), fump ( fumo ), salamp ( salame ), leamp ( legame ), c’alimp ( caligine ), stramp ( strame , neben stram, stra ŋ , stra ŋ k) 26 . 3.1 Auswertung älterer literarischer Texte Wie bereits einleitend angemerkt wurde und auch aus der Diskussion der Analyse Tuttles hervorgeht, scheint es für das hier interessierende Phänomen unerlässlich, ältere Texte auf die Verschriftung und überhaupt die Präsenz der Epithese nach Nasal hin zu untersuchen. Als Basis für die folgenden Anmerkungen dienen dabei die umfangreichen Anthologien von Chiurlo 1927 und D’Aronco 1960 sowie die Sammlung zuvor unveröffentlichter Texte von Joppi 1878. Eine Betrachtung der Texte in Joppi 1878 zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass zwar die Epithese schon im 15. Jahrhundert bestanden hat (p. 238, l. 25: insomp am 99 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 26 Zur Ergänzung hilft die Auswertung eines Wörterbuchs, wie des Nuovo Pirona, der hauptsächlich das Friaulische von Udine berücksichtigt. Jedoch werden stets auch Varianten angeführt (cf. bei om der Hinweis auf omp [für Udine und Umgebung], on [Cormóns] und am Ende des Artikels: Erto: ùan, Claut: uom, Forni di Sopra: uom, Barcis: om etc.). Die Kritik Ascolis 1873: 478 dürfte sich auf das Fehlen diatopisch abweichend markierter Lexeme beziehen, die das Wörterbuch zunächst nicht berücksichtigte. Dieser Mangel wurde durch die Ergänzungsbände behoben (De Agostini/ Di Gallo 1972 [Moggio Udinese], Moro/ Appi 1967 [Cordenons], Marchetti 1967a [allgemein], Appi/ Appi/ Sanson 1970 [Budoia], Ciceri 1968 [Buia] und Appi/ Appi 1973 [Valcellina]). Versende), in der überwiegenden Zahl der Fälle jedoch keine Epithese graphisch aufscheint, häufig der bilabiale Nasal im Auslaut verschriftet wird (cf. z. B. [h]om, chom [ cum], otom/ atom [ autumnum], dam [ damnum], nom [ nomen] etc.) 27 . In der Anthologie von D’Aronco 1960 finden sich erste Belege mit insomp sowie planc und omp ab dem 17. Jahrhundert. Der erste Beleg für insomp 28 weist ein Argument Tuttles hinsichtlich des Kontextes als wenig treffend aus, da hier insomp nicht sequenzfinal auftritt: «insomp lu chiamp» (p. 134). Auch die Betrachtung des Lautkontinuums bleibt als Erklärungsansatz wenig befriedigend, da zwar die Lautfolge / ml/ wortintern verschiedentlich durch ein epenthetisches / b/ aufgehoben wird (cf. das vorauf zitierte dumblo etc.), hier jedoch die wortfinale Position eine Rolle spielen dürfte, da in dieser Position aufgrund der Stimmtonneutralisation im Auslaut lediglich stimmlose Obstruenten möglich sind. In einem weiteren Beleg (p. 140), ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, folgt auf den bilabialen Plosiv unmittelbar ein stimmhafter Dental (insomp dal desch), was zur Bildung eines komplexen Nexus führt. Für insomp ist nun aber zu berücksichtigen, dass die Form mit Epithese beinah ausschließlich Verwendung findet, sieht man von Verwendungen wie in «stais insun ven vieli» (p. 122) ab, in dem die Schwächung des finalen Nasals sichtbar wird. homo tritt ebenfalls mehrfach in den Texten auf: In der Anthologie D’Aroncos findet sich das Lexem in der Form omp dreimal, wobei die Kontextbedingungen jeweils unterschiedliche sind. Die Belege sind ohne Ausnahme aus dem 19. Jahrhundert, der erste findet sich bei Zorutti: «un omp plen» (p. 257). Möglicherweise ist hier das Graphem p kontextdeterminiert. Sofern es sich bei om und omp um freie Varianten handelt, wäre hier sicher aussprachebedingt eher die epithesefreie Form zu erwarten, da bei Realisierung beider Plosive aufgrund der Silbenstrukturen ein Absetzen nach dem ersten Plosiv anzunehmen wäre 29 . Der zweite Beleg (bei Percoto) lässt sich bei Betrachtung der Lautkette wie «insomp lu» erklären («púor omp nol», p. 270); in diese Richtung würde auch «del om, né» (p. 288) weisen, da durch das Komma eine Pause auf lautlicher Ebe- 100 Sabine Heinemann 27 Dass die Graphie nicht immer als Indiz für die lautliche Realisierung ausreicht oder zumindest eine 1: 1-Relation nicht angenommen werden kann, darauf weisen Benincà/ Vanelli hin. Die Autorinnen stellen in dem von ihnen untersuchten Text eine Schwankung in der Graphie besonders vor labialem Konsonant fest: Neben canp und timp finden sich so die Schreibungen smenbra, inpara, tinp, antranbi etc., die über die etymologischen Graphien dominieren und auch lautlich nicht zu erklären sind, da, sofern nicht bereits ein bilabialer Nasal vorliegt, dieser assimilatorisch bedingt hier auftreten würde (Benincà/ Vanelli 1991: 26). Sie bemerken weiter das vollständige Fehlen der Epithesen, was sie folgern lässt, dass: «l’unico caso di parola ‹candidata› all’epitesi è om, ma la mancanza della p finale ci dice solo che questo termine non faceva parte della lista delle parole con l’epitesi» (p. 38s.). Wenngleich dieser Schluss textbezogen richtig sein mag, muss jedoch die starke Varianz in der Verschriftung der Epithese und damit möglicherweise die Existenz von Formen mit und ohne Epithese (als kombinatorische oder freie Varianten) berücksichtigt werden. 28 Aufgrund des häufigen Auftretens von insomp kann auf eine genauere Betrachtung der Varietät des Verfassers verzichtet werden, was auch für die übrigen Beispiele gilt. 29 Bei paromp dagegen sind ähnlich insomp kaum Variationen festzustellen. ne angezeigt wird. Allerdings wäre dann doch Tuttles Erläuterungen zufolge eher eine Epithese zu erwarten, wie sie, ebenfalls bei Pausastellung, letztlich mit «sei omp. Oh, . . . » (p. 311) auch auftritt, jedoch in einem anderen Beleg («púar om,/ cussì il è un galantom», p. 328) keine Verwendung findet. In letzterem Fall ließe sich jedoch die fehlende Epithese durch den Reim mit galantom erklären, bedenkt man, dass letztgenanntes Lexem nicht mit Epithese belegt ist. Für die Anthologie Chiurlos (Chiurlo 1927) kann zunächst festgehalten werden, dass verschiedene Formen einem Lexem zuordenbar sind und diese parallel und sogar bei demselben Autoren auftreten. Damit scheint der dialektale Hintergrund der Autoren - wie in Fußnote 28 bereits vermutet - nicht von primärem Interesse zu sein. Ein weiteres Ergebnis geht in die Richtung der Primärsozialisation auf sprachlicher Ebene, wie sie von Tuttle als Erklärungsmöglichkeit für die Dominanz der Formen mit Epithese ins Feld geführt wurde. Wenn die Varianten mit Epithese tatsächlich als «realizzazioni più piene e degne o lente» anzusehen wären, so wäre es zumindest mit Blick auf das erste Charakteristikum überraschend festzustellen, dass die Epithese eher ausnahmsweise in den Texten auch noch des 19. Jahrhunderts graphisch fixiert erscheint. Eine diaphasische Markierung kann also für das Auftreten der Epithese nicht verantwortlich gemacht werden. Auf die frühen Texte in Chiurlo 1927 zurückkommend, ist zu erwähnen, dass sich bereits einige Belege für eine postnasale Epithese in der volkstümlichen Literatur vor dem 14. Jahrhundert finden, also der Schluss zulässig ist, dass es sich bei dieser Form der Epithese um ein altes Phänomen handelt 30 . Hier ist zunächst wieder insomp (p. 7: «insomp la ciâf») zu nennen, gleichzeitig treten aber auch Formen ohne Epithese auf, die den Annahmen Tuttles - wenngleich eher synchron betrachtet - sowie den bisher erläuterten Erklärungsansätzen entgegenstehen. So erscheint fum satzfinal ohne Epithese (p. 7) ebenso wie pränasales sium («dal sium no», p. 30). Ebenso sequenzfinal, aber ohne Epithese werden an («c’al sedi un an», p. 43) und dan («no fasi dal dan./ . . .», p. 56) verwendet. Präpausal mit Epithese ist dagegen salamp belegt (« . . . che salamp, di . . . », p. 78), kurz: Auch hier lassen sich nur schwerlich bestimmte Regelmäßigkeiten im Gebrauch ausmachen. Interessant sind hier auch parallele Verwendungen von n und m für den Auslautnasal, möglicherweise zu behandeln wie bei Benincà/ Vanelli 1991 aufgezeigt, aber für -m auch als Schwächung interpretierbar 31 . Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass sich relativ selten (vor allem in den frühen Texten) Reduktionsstufen für die auslautenden Nasale ausmachen lassen, 101 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 30 Aber auch andere Typen der Epithese treten bereits in den frühen Texten auf, wie aus den Belegen mari (p. 50), stomit (p. 68) etc. ersichtlich ist. 31 Eine Schwächung der auslautenden Nasale bis zum Velarnasal ist wohl zu so früher Zeit aufgrund der Aussagen Francescatos und Ascolis bezüglich der Verbreitung Ende des 19. Jahrhunderts nicht anzunehmen. Eine Reduktion auf den dentalen Nasal findet sich etwa bei ultin ( ultimum, hier p. 123), die möglicherweise als Assimilation interpretiert werden kann («ultin tabâr»), präpausal findet sich beispielsweise lun, wobei hier ebenso eine Velarisierung des Nasals denkbar wäre. sich insgesamt auch hier nur wenige Belege für Epithesen finden und damit aus der diachronen Betrachtung der Problematik resultiert, dass es sich bei den Formen mit und ohne Epithese nicht um nacheinander, sondern parallel auftretende Allomorphe des jeweiligen Lexems, d. h. um freie Varianten handeln dürfte, da keine (klaren bzw. eindeutigen) Distributionsregeln erkennbar sind, die die Dominanz des einen oder des anderen Morphs begründen könnten. Kontextuell lassen sich also keine Regelmäßigkeiten und Regelhaftigkeiten bestimmen, so dass im Folgenden das Interesse vornehmlich der geographischen Verbreitung der postnasalen Epithese gilt. 3.2 Auswertung der Sprachatlanten mit Bezug auf das friaulische Sprachgebiet Für das Gebiet des Friaulischen kommen insgesamt vier Atlanten für eine genauere Analyse in Betracht. So - in der Reihenfolge ihrer Entstehung - zunächst der AIS, der bekanntermaßen aufgrund des Ausmaßes dieses Atlanten eher wenige Aufnahmepunkte für das Gebiet aufweist, dann der ALI, der bisher allerdings erst in drei Bänden erschienen ist, zwar mehr Erhebungsorte für das Friaul enthält, aber nur eingeschränkt von Nutzen ist, da zum einen altes Erhebungsmaterial Verwendung findet (nämlich die Umfragen von Pellis aus den 20er und 30er Jahren) und, wie bereits angesprochen, nur ein Teil der Daten mit ihrer Publikation verfügbar ist, damit die Angaben nur zu einer beschränkten Gruppe von Konzepten vorliegen. Als weiterer Atlas ist natürlich der ASLEF zu nennen, einer der ersten fertiggestellten Regionalatlanten für die Italoromania, der in sechs Bänden erschienen ist und über den Vergleichsapparat der einzelnen Karten auch einen Abgleich mit den Daten des AIS und den Erhebungen Pellis’ für den ALI zulässt bzw. bezüglich letztgenanntem Atlas den Zugang zu den Daten von Pellis ermöglicht. Dies geschieht in ausgeprägterer Form weiter durch die Auflistung der Daten zu bestimmten Konzepten, für die keine separaten Untersuchungen für den ASLEF selbst (im Sinne auch der kartographischen Erfassung) vorgenommen wurden. Nur Randgebiete des Friauls deckt der ALD-I ab, ein Atlas, dessen Zentrum die sprachlichen Besonderheiten des Dolomitenladinischen sind, bei dem allerdings auch räumlich umgebende Mundarten zumindest partiell Berücksichtigung finden, was im Hinblick auf die Epithese hilft, die Situation im Dolomitenladinischen und teilweise auch im Bündnerromanischen zu beleuchten. Um den Vergleich der Daten zu erleichtern, wird für die Transkription eine Abstraktion von den Notationssystemen der einzelnen Atlanten gewählt, und zwar eine phonematische Umschrift, allerdings ohne die Vokalqualität zu berücksichtigen, die hier vernachlässigt werden kann 32 . 102 Sabine Heinemann 32 Cf. zu einer Übersicht über das Phoneminventar des Friaulischen z. B. Frau 1984: 18. 3.2.1 AIS Da mit dem ASLEF ein relativ aktueller Atlas zum Friaulischen vorliegt, können die Verhältnisse, wie sie sich in AIS und ALI darstellen, knapp zusammengefasst werden. So kann für die Daten des AIS festgehalten werden, dass einige Ortschaften wegen ihrer ein- oder mehrmaligen Stärkung des Nasals durch Epithese auffallen, nämlich 327 (Forni di Sopra; Karten 181: un bell’uomo, 429: il fiume), 329 (Travasans; Karten 181, 313: l’autunno, 429, 643: ho sonno, 928: il fumo, und 1000: il salame), 337 (Aviano; Karte 409: il rame), 338 (Tricesimo; Karten 181, 409, 928 und 1000) und 359 (Ruda; Karten 409 und 1000). Sofern die lokalen Varietäten keine Epithesen zeigen, gehören die genannten Erhebungspunkte zu der Gruppe derjenigen, die den Erhalt des bilabialen Nasals zeigen (das gilt insbesondere für 327) 33 . 3.2.2 ALI Im Gegensatz zum AIS wird die Epithese im ALI recht häufig verzeichnet 34 , ebenso auch der Erhalt des labialen Nasals. Bei den interessant erscheinenden Karten handelt es sich unter anderem um Karte 8 (capo, Eintrag . . . sommo del capo), die in den Punkten 315 und 328 (Poffabro, Racchiuso) eine Epithese zeigt (Typ i ŋ somp il c´aa) und in 327 (Zompicchia) und 338 (Flumignano) den Erhalt des auslautenden -m verzeichnet. Hervorzuheben ist diese Karte insbesondere deswegen, weil Tuttle das Vorkommen der Epithese auf die Finalposition in einer Sequenz zu begründen versucht, hier jedoch das Lexem, das in dem komplexen Morphem insomp präsent ist, eben nicht sequenzfinal auftritt, so dass dieser Erklärungsversuch in Ergänzung zu den bisherigen Ausführungen weiter an Wahrscheinlichkeit verliert 35 . Erwähnenswert ist weiter die Karte 135 (sonno, Eintrag avevo tanto sonno), der für die Ortschaften 302 (Timau), 320 (Mels) sowie 328 eine Epithese verzeichnet (Typ tante siump); der Erhalt des bilabialen Nasals lässt sich in weiteren acht Ortschaften beobachten. Auch in der Karte 137 (ho sognato • un sogno mit den Einträgen Ho sognato tutta la notte./ Ho fatto un brutto sogno./ Come? Credi ai sogni? ) ist die Zahl von in diesem Fall sechs Epithesen zu betonen (Ortschaften 300 [Pesariis], 310 [Moggio Udinese], 318 [Venzone], 319 [Magnano in Riviera], 320 und 328). Der Erhalt des durch progressive Assimilation bedingten bilabialen 103 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 33 Des besseren Überblicks wegen werden im Anhang die Ortszahlen und -namen tabellarisch zusammen gefasst und bezüglich ihrer geographischen Lage nach dem Gliederungsmodell von Francescato 1966 geordnet. Eine Karte gibt zusätzlich einen Eindruck über das Verbreitungsgebiet der p-Epithese. 34 In den Karten des AIS treten maximal in drei Ortschaften parallel Epithesen auf, namentlich in den Karten 47, 181, 409 und 1000. 35 Auch der Eintrag in Pirona (cf. insomp [ohne Varianten]) verweist auf die Lexikalisierung dieser komplexen Bildung. Die Parallelität zu insome ( insomma ) dürfte für die Fixierung auf die Form mit Epithese oder zumindest deren Dominanz kaum als Motivation ausreichen. Nasals ist mit zehn Vorkommen relativ oft festzustellen, so häufig wie die Velarisierung des Nasals. Für die alpinen Regionen ist also recht häufig mit der Stärkung des Nasals mittels einer Epithese zu rechnen. Ein Nachteil dieser älteren Atlanten liegt jedoch neben dem eher dünnmaschigen Netz an Erhebungsorten auch in der Tatsache, dass in der Regel keine Varianten verzeichnet werden, während dies z. B. im ASLEF Berücksichtigung findet und auch einen Rückschluss auf die sprachliche Situation ermöglicht, somit die Ergebnisse relativiert werden oder aber solide scheinen, wenn keine Varianten zusätzlich angegeben werden. 3.2.3 ALD-I Für das im ALD-I erfasste Teilgebiet des Friaul sind die Aufnahmepunkte 196 (Pesariis) und 199 (Forni di Sotto) hinsichtlich der p-Epithese herauszuheben. Es handelt sich hierbei um die einzigen Ortschaften, in denen mit großer Regelmäßigkeit eine Epithese verzeichnet werden kann. Als erstes Beispiel dafür kann Karte 49 (l’autunno) angeführt werden, in der für 195, 198 und 200 der Erhalt des bilabialen Nasals notiert ist 36 . Die übrigen Lösungen zeigen entweder (für den Süden und Südwesten des Gebiets sowie die fascia friulano-veneta) den erhaltenen Vokal -o oder aber die Velarisierung des finalen Nasals. Mit Bezug auf das diskutierte Beispiel olp ist Karte 175 (il colmo) interessant, da sich hier zeigt, dass im Regelfall das Herantreten eines epithetischen Konsonanten an einen wortfinalen Konsonantennexus unterbleibt, der Nexus aber erhalten bleibt. Eine Epithese wird dagegen wieder in Karte 219 (il danno/ i danni) aufgeführt, wiederum für 196 und 199 (damp). Der Erhalt des assimilatorisch bedingten -m ist in mehreren Ortschaften zu beobachten, und zwar in 195, 198, 200s., 206 und schließlich 210, wobei in letztgenanntem Fall als Variante die Reduktion des Nasals auf [ ŋ ] verzeichnet ist. Zurückkommend auf das bereits besprochene italienische Lexem fumo (Karte 329) ist erneut für die bekannten Erhebungsorte eine Epithese zu nennen (196: *funp 37 , 199: *fump). In den meisten grenzferneren Gebieten - gemeint ist die Grenze zum Veneto - überwiegt der Erhalt von finalem -m, lediglich in 211 existiert als Variante fu ŋ . 104 Sabine Heinemann 36 Aufgrund der Menge der hier aufscheinenden Ortschaften wird auf die Nennung der Ortsnamen anders als bei den anderen Atlanten bei erstmaligem Auftreten verzichtet und auf die Aufstellung im Anhang verwiesen (dies gilt auch für die Erhebungsorte des ASLEF). 37 Die Kennzeichnung mit * weist auf die hier nicht nachahmbare Transkription im ALD-I hin: In den so markierten lokalen Varianten des Lexems ist der Nasal als zwischen / m/ und / n/ liegend charakterisiert, wobei im ALD-I eine Übereinanderschreibung erfolgt, die Tendenz durch den unten stehenden Laut angezeigt wird, der hier alleine verzeichnet wird. ** steht für einen Laut zwischen Velarnasal und dentalem oder labialem Nasal. Für Karte 416 (il lume) wird eine Epithese nur für 196 notiert (lump). In den anderen Ortschaften, deren Lösungen auf das Etymon lumen zurückzuführen sind, ist zwar durchaus der Nasal -m erhalten, allerdings werden für 197, 202, 205 und 211 Varianten angeführt, die den Gebrauchswert des Lexems lum in Frage stellen. Lediglich in 208 und 216 liegt -m vor, ohne dass parallel eine Konkurrenzform verzeichnet wäre. Ebenfalls nur eine Epithese tritt in Karte 513 (il nome/ i nomi) auf, und zwar in 199 (*il nomp/ *i nomps), in 198, 202 und 205 bleibt im Singular und Plural -m(-) erhalten, in 206 tritt im Plural ein epenthetisches, schwaches / p/ zwischen Nasal und auslautendes -s, ohne dass dies Konsequenzen für das Singularmorph hätte (il nom/ i nom p s). In 197 treten neben die Formen mit Erhalt des labialen Nasals auch solche mit Velarisierung desselben, in 195 und 203 letztlich ist der Nasal im ersten Fall stärker dental, im zweiten eher velar (*non, ** ŋ o ŋ ). In den übrigen Aufnahmepunkten tritt überwiegend Velarisierung des Nasals ein 38 . Primo/ prima (Karte 635) ist eher unauffällig, da keine Epithese außer in 196 zu beobachten ist (natürlich aufgrund des Erhalts lat. -a nur in der maskulinen Form: *primp). Auslautendes -m bleibt ferner in den Ortschaften 195, 202, 205 und 215 erhalten, in den übrigen Fällen dagegen tritt durchgehend eine Velarisierung ein. Der Erhebungspunkt 196 ist auch der einzige für eine Epithese bei il rame (Karte 657) (ramp), labial ist der Nasal im Auslaut allerdings auch in 197, 200, 202s., 205-10 und 215. Die Velarisierung bleibt also beschränkt auf einige wenige Ortschaften, in denen allerdings teilweise eine parallele Verwendung von ra ŋ und ram zu beobachten ist, wobei die Variante mit ŋ interessanterweise als archaisch markiert ist (so in 200 und 211). Interessant für die p-Epithese ist auch Karte 690 (il sapone/ i saponi), zumindest in Hinblick auf den Aufnahmepunkt 195, in dem eine Labialisierung des auslautenden Nasals einsetzt, wie sie auch in einigen angrenzenden Gebieten beobachtbar ist, nämlich in 190 (Veneto), in 8 und 9 (Graubünden), in 17 (Val Sugana) sowie im Trentino (79s., 121, 124, 126-28). Für das bereits diskutierte Lexem sonno zeigen sich in dem Material des ALD-I (hier Karte 749) weitere Auffälligkeiten. Neben den Epithesen in 196 und 199 (*sunp, *somp) treten solche auch in 148 und 213 (so ŋ k bzw. su ŋ k neben so ŋ bzw. su ŋ ) auf. In den übrigen Ortschaften herrscht die Velarisierung des Nasals vor. Zwei Epithesen treten in Karte 745 (il sogno) auf (196 und 199), für das bei der Verwandtschaft im Etymon mit sonno relativ überraschend häufig die Bewahrung 105 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 38 In den Nachbargebieten lässt sich zwar keinerlei Epithese beobachten - was auch für die bisher besprochenen und die noch zu diskutierenden Lexeme gilt -, allerdings tritt im Bündnerromanischen häufig bei Lexemen, die im Singular auf -n oder -m ausgehen, im Plural ein homorganer epenthetischer Konsonant zwischen Nasal und flexivisches -s, wie auch bei il nome etwa in 1 (il nom/ ils nom p s), 8 und 10-12 zu sehen; in 84 (Dolomitenladinisch) tritt dagegen im Plural nicht etymologisches -tzwischen den bilabial realisierten Nasal und das flexivische -s. des bilabialen Nasals im Auslaut verzeichnet wird (195, 197 [als Variante], 200s., 205-07 und 210) 39 . Für ultimo/ ultima (Karte 828) ist wiederum der häufige Erhalt des Labialnasals anzumerken, wie er für 197, 200s., 205 und 215, sowie schwächer auch für 195 und 202 notiert wird. Eine Auslautstärkung findet sich nur in 199 (ultimp), in 213 fällt der Nasal gänzlich aus, während er in den übrigen Ortschaften velarisiert wird. Während fermo (Karte 232) mit colmo vergleichbar ist und kein Beispiel für eine Epithese zeigt, weicht verme (Karte 857) von der referierten Regelhaftigkeit ab. Weit verbreitet sind die Formen vier und viar, lediglich in 202 und 203 bleibt der Nasal bewahrt (al verm bzw. al varm), in 196 wird der Nexus -rmzusätzlich durch eine Epithese gedeckt (il viermp) 40 . Karte 834 (l’uomo/ gli uomini) zeigt schließlich Epithesen wieder für die Aufnahmepunkte 196 und 199 (omp bzw. *onp). Der Nasal bleibt auch in weiteren Ortschaften erhalten, so in 195, 198, 200 und 205, in 208 und 209 erscheint der Nasal velarisiert. Eine Epithese nach vorausgegangener Schwächung dagegen zeigt sich schließlich in 211 (o ŋ neben o ŋ k) 41 . 3.2.4 ASLEF Detailliertere Untersuchungen zum Friaulischen selbst ermöglicht nun die Betrachtung des im ASLEF aufbereiteten Sprachmaterials. Auf die Differenzierung in Karten (Erhebungen für den ASLEF) und Listen (AIS- und ALI-Material), die die folgenden Ausführungen bestimmt, wurde bereits eingegangen. Liste 186 betrifft das Lexem fiume, für das neben den besprochenen weitere Fälle von Epithese angemerkt werden können. Hier sind die ALI-Ortschaften 9a (die Numerierung wird hier an die ASLEF-Zählung angeglichen), 47 sowie 212a zu nennen. Während in 9a der bilabiale Plosiv im Auslaut erscheint, ist für die verbleibenden lokalen Varietäten die Velarisierung offensichtlich der Epithese vorausgegangen (flu ŋ k). Weit verbreitet ist auch die Bewahrung des bilabialen Nasals im Auslaut, beobachtbar etwa in 40, 92b und 113 (zusätzlich zu den Punkten im AIS), aber auch die Velarisierung zeigt sich relativ häufig, worauf ja auch die Epithesen in 47 und 212a hindeuten. Liste 1029 (pollame) enthält ausschließlich Daten des ALI und ist auf acht Ortschaften beschränkt: In drei Fällen erscheint der Labialnasal unverändert (2a, 15, 56a), einmal ist eine Reduktion auf -n zu beobachten (polan, 47). 106 Sabine Heinemann 39 Auffällig ist neben der verschiedentlich auftretenden Homonymie zwischen sogno und sonno, die über das Genus gelöst wird (sonno wird im Friaulischen dem Femininum zugeordnet), auch die Form suonik, die in 198 in Erscheinung tritt und sicher als Epithese nach dem Muster von stomit (stomaco, cf. Karte 772) zu erklären ist. 40 Interessant ist auch hier ein Fall von Epithese, der wieder an suonik und stomit erinnert, nämlich die in 212 auftretende Form vermek. Im ALI wird in Karte 190 (Questo bambino ha i vermi.) lediglich für 300 (Pesariis) und 301 (Collina) der Erhalt des Nasals im Plural angegeben (vierms). 41 Auffällig ist hier weiter vor allem die Diversität in der Pluralbildung (196: *onps, 199: ominic, 200: omi , 205: omi, 198: oms, 195: oms, 208/ 209: omis, o ŋ s). Viel diskutierwürdiges Material findet sich in Karte 259 ([uovo] scemo). Mit scemo und clop ( cloppus) treten hier zwei Lexeme in Konkurrenz zueinander, wobei für letzteres Lexem, das verstärkt in den nördlichen Sprachregionen auftritt, häufiger Formen wie clok ( cloppicus) vorkommen. Möglicherweise durch die Expressivität des Lexems bedingt, findet sich in neun bzw. zehn lokalen Varietäten eine Epithese, nämlich in 100a, 101a, 105, 113, 118a, 130a sowie in 150, 194a und 212 (semp mit Variationen bezüglich der Realisierung des Sibilanten im Anlaut, letztere drei sem p o. ä.). Als zehnter Fall gilt hier 68a, für das im ASLEF klop verzeichnet ist, im ALI allerdings semp, so dass hier wohl zumindest von einer früheren Parallelität der Lexeme ausgegangen werden kann. Auffällig ist aber letztlich auch, dass in keinem (! ) der Erhebungspunkte eine Reduktion des Nasals auf -n oder gar ŋ eintritt. Auch im Fall von sciame (di api) (Karte 289) kann, sofern nicht eines mehrerer, weiter verbreiteter Konkurrenzlexeme eintritt, der Erhalt des bilabialen Nasals stets konstatiert werden, in zwei Fällen (11 und 214) findet sich auch hier wieder eine Epithese. Möglicherweise lässt sich der Erhalt des -m auf einen italienischen Einfluss im Sinne erst einer späten Entlehnung der Lexeme aus dem Italienischen begründen. Zu erklären wäre dann aber, warum hier häufiger als bei anderen Lexemen mit gleicher Struktur ein nicht etymologischer Konsonant als Kennzeichen der Stärkung des Nasals auftritt, was hinsichtlich der anhand der übrigen Beispiele auszumachenden eher eingeschränkten Verbreitung dieses Phänomens wenig motiviert erscheint, vor allem wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass die Epithese in der Regel als älteres Phänomen beschrieben wird. Auf möglichen italienischen Einfluss weisen nun die Einträge zu pomo d’Adamo (Karte 296) hin, da relativ häufig das auslautende -o bei Adamo erhalten bleibt, nach den Regeln des Friaulischen aber ausfallen müsste (cf. Kap. 3.2.3: autunno). Auch hier zeichnet sich der beinahe regelmäßige Erhalt des bilabialen Nasals ab, in drei Fällen liegt eine Epithese vor (195, 131, 86, jeweils . . . di adamp). Salame (Liste 2796) zeigt für weite Gebiete eine Reduktion auf sala oder salat. Allerdings enthält die Wortliste, neben den bereits für den AIS angegebenen, weitere Fälle von Epithese für den ALI. So kann für 9a, 80a, 105, 115, 119a, 164a, 206 und 212a zusätzlich die Form salamp (mit leichten Abweichungen in den einzelnen Mundarten) verzeichnet werden. Auch für fumo (Liste 2671) lassen sich weitere Epithesen nennen, nämlich für die ALI-Ortschaften 9a, 26 und 105 (fump). Für eine Großzahl vor allem der nördlichen Aufnahmepunkte bleibt zudem auslautendes -m erhalten. Für rame (Liste 2928) werden weitere Epithesen für 68a, 105 und 112a (zusätzlich zu den drei Fällen aus dem AIS) verzeichnet. Stark eingeschränkt ist der Erhalt von finalem -m bei sonno (Liste 3037). Allerdings treten auch hier zu dem einen Beleg aus dem AIS drei weitere für die homorgane Epithese hinzu, und zwar in 9a, 68a und 80a. Dies gilt schließlich auch für sogno (Liste 3071) mit Epithesen in 9a, 20, 45, 65, 68a und 80a, was gleichzeitig für die Varietäten in 9a, 68a und 80a zu einer Homonymie zwischen den zuletzt besprochenen Lexemen führt (sump bzw. siump). 107 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen Durchgehender -m-Erhalt lässt sich in Liste 878 ([Noi ci serviamo anche della civetta per] richiamo) ausmachen. Bei den Daten des ALI zeigt sich bei insgesamt 19 Belegen daneben in zwei Fällen p-Epithese (131: reklamp, 201a: rekla m p). Ähnlich stellt sich die Situation für Liste 226 (sta’ fermo [coi piedi]) dar. Hier liegt ebenfalls nur ein Fall von Epithese vor (9a: áta fermp), in den übrigen Fällen tritt der für diesen Kontext erläuterte Verlust des Nasals ein. Ausnahmen bilden hier lediglich 2a (áta ferm) und 122 (ferum). Während sich also sta’ fermo keineswegs eindeutig interpretieren lässt, stellt sich die Situation bei Liste 297 (una metà per ciascuno) abweichend dar. Von 18 Belegen weisen immerhin sechs ein epithetisches p auf (. . . par omp, hier fungiert also om[p] als Basis für das Indefinitum), und zwar diejenigen für 108, 113, 115, 138, 164a und 221a. Es handelt sich auffälligerweise um Ortschaften, deren Mundarten bisher nur ausnahmsweise durch eine Epithese hervorgetreten sind 42 . Auch in Liste 5865 (legname) werden nur sehr wenige, nämlich neun Belege, wiederum ausschließlich solche aus dem ALI, angeführt. Der Erhalt des finalen -m wird für die Ortschaften 2a, 9a und 47 (le am) angezeigt, während in den übrigen Mundarten die Velarisierung dominiert, sofern nicht, wie in den Grenzgebieten zum Veneto zu erwarten, ein vokalisches Element im Auslaut steht, das eine Schwächung des Nasals unterbindet. Eine untergeordnete Rolle nimmt für die Analyse auch verderame (Liste 6070) mit nur sechs ALI-Belegen ein. Während für drei Mundarten auslautendes -e erhalten ist, liegt in 47 ein anderes, wenn auch verwandtes Lexem (it. rame) mit Velarisierung des Auslautnasals vor (ra ). Lediglich in 92b ist -m bewahrt, und in 115 tritt eine Epithese auf (verdera m p), allerdings bei gleichzeitiger Schwächung des Nasals. Wie die Analysen gezeigt haben, verhalten sich besonders die Ortschaften 9a (Pesariis), 68a (Racchiuso), 80a (Mels), 105 (Cividale), 113 (Mereto di Tomba), 115 (Udine), 131 (Manzano), 164a (Flumignano) und 212(a) (Aquileia/ Belvedere) auffällig 43 . Als Ergebnis der atlasgestützten Untersuchung lässt sich nun festhal- 108 Sabine Heinemann 42 Ein weiteres von Tuttle diskutiertes Beispiel ist das in Liste 965 aufgeführte ([le mosche invece volano] lente), für das sich mit dem adverbiellen Syntagma a pla ŋ k wiederum fünf Fälle von Epithese (bei 12 Belegen insgesamt) finden (47, 115, 138, 164a, 212a). Mit der auffälligen Häufung von Epithesen bei den zuletzt besprochenen Beispielen entsteht der Eindruck, dass die angeführten Lexeme oder Syntagmen (lässt man das eher unauffällige in somp unberücksichtigt) in diesen Formen fixiert sind, also keinen Eindruck über die reguläre oder durchschnittliche Entwicklung finaler Nasale geben. 43 Bei ausschließlicher Betrachtung des Kartenmaterials gestaltet sich das Bild noch uneinheitlicher, insgesamt sind nur die Karten zu (uovo) scemo, sciame (d’api), pomo d’Adamo und lume interessant, alle übrigen hier zu analysierenden Lexeme sind in den Listen zu finden, d. h. separate Karten liegen dazu bedauerlicherweise nicht vor. Aus Platzgründen und da nicht im Zentrum des Interesses kann auf die übrigen Formen der postnasalen Epithese im Friaulischen nur in knapper Form eingegangen werden: Für die t-Epithese nach Dentalnasal zeigen sich Epithesen in 9a, 23 (jeweils ant anno ) und 28 (buront burrone ), der Nasal bleibt selten als Dentalnasal erhalten, die Velarisierung dominiert, ohne dass sich damit sekundäre Stärkungsprozesse verbänden. ten, dass offensichtlich nicht immer für Mundarten, die zur Epithese tendieren, bei Lexemen ohne Epithese generalisierend auf den Erhalt des bilabialen Nasals geschlossen werden kann. Dafür maßgeblich ist sicher auch das Faktum, dass zwischen den einzelnen Lexemen, aber auch in den diatopischen Varietäten, sehr starke Schwankungen in der Realisierung und Modifikation des auslautenden Nasals auftreten, wobei die Stärkung zu -mp und die Velarisierung mit möglicher Sekundärstärkung über die nur partielle Abschwächung zu -n dominieren. So zeigt auch die Karte im Anhang, dass nur für einige wenige Ortschaften fünf oder mehr Epithesen belegt sind, für eine beschränkte Zahl lokaler Varietäten zwei bis vier Epithesen in den Atlanten ausgewiesen sind, die Großzahl der Erhebungsorte jedoch nur ein einmaliges Auftreten der Epithese zeigen. Ebenfalls interessant sind Fälle von leichter Stärkung des ursprünglich dentalen Nasals durch einfache Labialisierung (cf. dazu die ALD-I-Karten zu mulino [486], pieno [597], pino [604], sano [605] und vino [869] mit Blick auf den Aufnahmepunkt 195 [Forni Avoltri]), wenn auch der umgekehrte Prozess vorherrscht. Im Folgenden sollen nun abschließend die einzelnen Ortschaften, die sich in der Untersuchung als auffällig erwiesen haben, bezüglich ihrer Lage (auch der Infrastruktur) und ihrer Mundarten kurz vorgestellt werden, um mögliche weitere Auffälligkeiten herauszustellen, die die Epithese in einen größeren Zusammenhang stellen könnten. 3.3 Kurzcharakterisierung der Ortschaften Ein Blick auf die Karte im Anhang zeigt, dass es sich bei der Epithese keineswegs um ein Phänomen mit gleichmäßiger Verbreitung handelt, wenngleich sich verschiedene Ballungszentren für ihr Auftreten ausmachen lassen, so im Alpengebiet und insbesondere im friulano centro-orientale. Aber auch westlich des Tagliamento finden sich einige lokale Varietäten, die Formen mit Epithese zeigen, wobei die p-Epithese im Vergleich zu den übrigen postnasalen Epithesen relativ selten in diesen Gebieten auftritt. Wie ein Vergleich der verschiedenen Varietäten auch unter Hinzunahme anderer Merkmale zeigt 44 , lässt sich für die p-Epithese eine 109 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen Für diejenigen Lexeme, die in der italienischen Standardsprache einen Palatalnasal entwickelt haben, lässt sich dagegen häufiger eine Epithese verzeichnen, so für ragno (Liste 894) in 19a (ara ŋ k), 68a und 80a (ranc´ ), wobei die palatale Epithese nicht etymologisch motiviert ist. Weitere Epithesen lassen sich für ragno crociato (Karte 635) für die Erhebungspunkte 19a (raink’), 31 (vara ŋ k), 66a (raink’), 101a (rai ŋ k ) und 150 (arank’) ausmachen, pugno (Karte 1278) tritt mit Epithese in 15, 17, 20a, 44a, 45, 66a, 67, 68a, 79a, 80a, 86, 97a, 107a und 127 (Typen pui ŋ k, pu[i]ncˇ , pu[i]nk’) auf, und im Fall von legno (Liste 4354) wird die Epithese für drei Aufnahmepunkte (9a, 23 und 107a) angeführt. Eine gewisse Häufung der postnasalen Epithese neben -p lässt sich also für die Ortschaften 9a (Pesariis, auch -p), 19a (Lovea), 23 (Forni di Sotto, auch -p), 66a (Ciseriis), 68a (Racchiuso; auch -p), 80a (Mels; auch -p) und 107a (Mezzomonte) feststellen. 44 Cf. hierzu die detaillierten Beschreibungen bei Francescato 1966: 194ss. Francescato führt im Übrigen weitere Ortschaften an, für deren Varietäten Epithesen belegt sind, die sich jedoch weiträumige Überschneidung in ihrer geographischen Verbreitung mit einigen anderen Phänomenen ausmachen, die sich auch zur Charakterisierung das friulano centro-orientale heranziehen lassen, aber über seine Grenzen hinausreichen. So ist zum einen die Palatalisierung von lat. c A , g A interessant, die in dem für die hier behandelte Epithese festgestellten Verbreitungsgebiet zu den Präpalatalen [k ] bzw. [g ] entwickelt sind. Vor palatalen Vokalen ist die Entwicklung mit derjenigen des Standarditalienischen identisch. Eine Weiterentwicklung zu [s] und [z] ist in den betreffenden Gebieten nicht festzustellen. Daneben ist auffällig, dass es sich hierbei auch um dasjenige Gebiet des Friauls handelt, in dem eine Differenzierung zwischen [s], fortgesetzt aus dem Lateinischen, und [ ʃ ] als Reduktionsform von lat. finalem c I , E aufrecht erhalten bleibt (Francescato 1966: 46ss.). Somit lässt sich also unter Einbindung der p-Epithese ein Isoglossenbündel ablesen, das jedoch nicht auf die anderen Fälle postnasaler Epithese übertragbar ist. Daneben ist zu berücksichtigen, dass die Epithese keineswegs - anders als die anderen Entwicklungen - regelmäßig in Erscheinung tritt, wie sich aus der Karte im Anhang ersehen lässt. Bei Betrachtung der geographischen Situation der Erhebungsorte wird schon bei Berücksichtigung der Städte Udine, Cividale und Aquileia klar, dass die denkbare Isolation verschiedener Ortschaften als Motivation nicht ausreicht. Die Informationen, die Pellegrini zu den einzelnen Aufnahmepunkten gibt (Pellegrini 1972: 109ss.), gehen - abgesehen von den Anmerkungen zu den genannten Städten - alle in die gleiche Richtung: Der Dialekt wird als z. T. sogar äußerst vital beschrieben, die Sprechgeschwindigkeit als moderat bis langsam, die Artikulation als «energica» dargestellt; gleichermaßen ist für die karnischen Varietäten ein «colorito alpino» festzuhalten. Vielfach zeichnen sich die Ortschaften durch weitgehende Isolation aus. Verschiedentlich ist der Tourismus dennoch in bescheidenem Maße entwickelt, die Anbindung zumindest an Strecken der regional verkehrenden Überlandbusse gegeben, vereinzelt sogar an die Autobahn. Die vor allem historisch dominante Rolle von Aquileia und Cividale sowie in den letzten Jahrhunderten zunehmend diejenige von Udine und ihre Öffnung für den Tourismus hat allerdings offensichtlich keine größeren Auswirkungen auf die Vitalität des Dialektes. Zusammenfassend lässt sich also konstatieren, dass sich die Isolation möglicherweise im Hinblick auf die Produktivität der p-Epithese positiv auswirkt, ohne dass aber die jeweiligen Varietäten als archaisch zu beschreiben wären 45 . 110 Sabine Heinemann alle in unmittelbarer Nähe zu den Erhebungspunkten der Atlanten befinden, weswegen deren Besprechung und Verzeichnung in der Karte der besseren Übersicht halber unterbleibt. 45 Wie die Untersuchung gezeigt hat, spielt das Alter der Daten offensichtlich keine Rolle. Im ALD-I, dem neuesten der herangezogenen Atlanten, sowie dem ASLEF findet sich die Bestätigung der AIS- und ALI-Ergebnisse. 4. Schlussbemerkungen Die Auseinandersetzung mit der Tuttleschen Erklärung der p-Epithese, die auch hier im Vordergrund der Untersuchung stand, hat gezeigt, dass es sich schwierig gestaltet, die Genese dieses Phänomens auf bestimmte Kriterien zurückzuführen und dass einige der Begründungen nicht immer völlig zufriedenstellend ausfallen, sondern durchaus auch kritikanfällig sind. Pellis setzt für das Auftreten der Epithese einzig ein physiologisches Kriterium an, wie es auch in der Vergangenheit verschiedentlich für den Einschub eines Gleitkonsonanten genannt wurde: Qui si tratta d’un processo fisiologico, che subentra, naturalmente, anzitutto in posizioni fisiologicamente favorevoli, le cui conseguenze poi si mantengono o scompaiono a seconda dei casi. Da ciò l’origine delle varianti, da ciò l’estinzione di certe forme primarie. Ossitoni: Troncando in fretta od energicamente il suono sonoro (m, n, r) o cercando d’agevolare il passaggio a certi altri suoni susseguenti, noi sciogliamo la corrispettiva chiusa labiale (m), semigutturale (n), dentale (r) in modo, che ne nasce la esplosiva labiale (p), gutturale (k) e dentale (t), a seconda che la consonante d’uscita predispone antecedentemente le labbra (m), il dorso (n) o la punta della lingua (r). (Pellis 1910: 8) 46 In der Einleitung wurde unter Berücksichtigung der epenthetischen Konsonanten auf die Silbenstrukturierung bzw. die Optimierung derselben abgehoben. Bei den hier behandelten Epithesen ist natürlich die Betrachtung der auslautenden Silbe vorrangig, wobei, wie in Anlehnung an Pellis 1910 festgehalten wurde, im Falle der p-Epithese nach labialem Nasal, die hier im Vordergrund stand, die finale Silbe zumeist den Hauptakzent trägt. Dagegen kann bei dentalem Nasal (t-Epithese) in Mehrsilblern eine Betonung meist einer vorausgehenden Silbe festgestellt werden. Somit kann also für das Vorliegen der Epithese im Allgemeinen nicht der Akzent zur Verantwortung gezogen werden, wenn auch die Epithese bei auslautendem -m häufiger eintritt als bei anderen Nasalen. Hinsichtlich des Akzentdrucks resultiert aus dessen Zunahme für den Sonoritätsbereich vor allem der Haupttonsilbe eine Längung bzw. Intensivierung, die etwa in der Diphthongierung des den Silbengipfel bildenden Vokals münden kann 47 . Für das Silbenende dagegen bedeutet dies, dass der Luftstrom, der im Silbengipfel noch als quasi-stationär beschrieben werden kann, nun «durch eine . . . Obstruktion abgesenkt wird bzw. bei offenen Silben in die Obstruktion der nächsten Silbe übergeht.» (Geisler 1992: 30). Somit gilt für diese Position: «In silbenfinaler Position mit steuernder Funktion weisen Konsonanten in Vorbereitung des Neueinsatzes für die Nachfolgesilbe eine verminderte Muskeldekontraktion und fehlende Explosion auf. Sie sind deshalb generell als schwach zu charakterisieren.» (Geisler 1992: 111 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 46 Der Passus zu den Oxytona wird hier zusätzlich zitiert, da die Epithese nach -m zumeist, wenn nicht gar ausschließlich, bei Ultimabetonung vorliegt. 47 Geisler 1992: 39. Cf. auch die oben gemachten Anmerkungen zur Varietät von Lovea, deren lautliche Realisationen offensichtlich über eine auffällige Länge im Sonoritätsbereich verfügen. 30s.). Dieser Regelhaftigkeit entspricht der nasale Auslaut im Friaulischen, wie gesehen, nur teilweise, nämlich im Hinblick auf die Velarisierung des jeweiligen Nasals. Allerdings stellt die Anfügung eines nicht etymologischen Konsonanten gerade das Gegenteil der zu erwartenden Entwicklung dar. Wie aus der Tuttle entnommenen schematischen Übersicht deutlich wurde, ist das Ineinandergreifen von Schwächungs- und Stärkungsprozessen, d. h. die Ungerichtetheit der Entwicklung (erst Schwächung, dann Stärkung; nur Stärkung; nur Schwächung) offensichtlich für das Friaulische kennzeichnend. Ein Rückgriff auf die Präferenzgesetze Vennemanns macht nun deutlich, dass sich die gegensätzlich erscheinenden Silbenstrukturen durch das Endrandgesetz erklären lassen: Coda law A syllable coda is the more preferred: (a) the smaller the number of speech sounds in the coda, (b) the less the Consonantal Strength of is offset, and (c) the more sharply the Consonantal Strength drops from the offset toward the Consonantal Strength of the preceding syllable nucleus. (Vennemann 1988: 21) Während für (a) die Schwächung der Nasale anzuführen ist, von -m über -n bis hin zu ŋ , und eine Korrelation mit (b) festzustellen ist, wird mit (c) auf die Möglichkeit eines stark konsonantischen Elementes im Auslaut hingewiesen, das allerdings eine starke Differenz zum vorausgehenden Nukleus zeigen muss. Gleichzeitig muss sich ein stufenweiser Zuwachs in der Abfolge Nukleus - Endrand erkennen lassen, d. h. bei weiteren Konsonanten müssen diejenigen dichter beim Silbengipfel auch konsonantisch schwächer sein. Diese Bedingung ist im Falle der durch Epithese gestärkten Nasale gegeben, da mit den Nasalen schwach konsonantische Elemente vor den konsonantisch stärksten Lauten stehen, also den Plosiven -p, -t oder -k 48 . Es ist also für das Friaulische die Parallelität unterschiedlicher Gesetzmäßigkeiten für die Finalsilbe anzunehmen. Dies scheint zunächst widersprüchlich, findet sich allerdings durchaus z. B. auch im Sanskrit, wenngleich hier mit der Stärkung ausschließlich nach -r- und der Schwächung anderer Konsonanten(nexus) (cf. Vennemann 1988: 21s., 27) eine Regelmäßigkeit hinsichtlich der Lautentwicklung festzustellen ist, die in der Weise für das Friaulische nicht nachzuweisen ist. Neben der kritikanfälligen Markierung in diaphasischer Hinsicht, die hier allerdings ausgeschlossen wird, den äußerungsbezogenen, suprasegmentalen Merkmalen wie der Sprechgeschwindigkeit und der «cadenza» sowie der präpausalen Stellung, die hier als Kriterien diskutiert wurden, lässt sich so neben der rein physiologischen Erklärung auch ein weiteres überzeu- 112 Sabine Heinemann 48 Wie gezeigt sind auch Affrikaten im Auslaut möglich (lencˇ ), aber auch hier bleibt der Kontrast in der konsonantischen Stärke sehr deutlich erkennbar. Ebenso lässt sich auf diese Weise die eingangs angeführte Epithese nach Liquid und nach Vokal erklären. Die hier relevante Silbenstruktur taucht im Friaulischen auch bei anderen Lexemen auf, so z. B. in timp oder auch solchen, die im Italienischen einen stimmhaften Plosiv aufweisen, bei denen im Friaulischen aber infolge des Ausfalls aller auslautenden Vokale bis auf -a eine Auslautverhärtung einsetzt. Somit stehen vielfach stimmlose Plosive in silbenfinaler Position. gendes Kriterium aus der Silbenstrukturierung ableiten, das den anderen genannten Erklärungsansätzen gegenübergestellt werden kann und die Epithese nicht mehr nur als stark markierte Ausnahmeerscheinung beschreibbar macht. Regensburg Sabine Heinemann Bibliographie AA.VV. 1984-87: Dizionario etimologico storico friulano, Udine AIS = K. Jaberg/ J. Jud (ed.), Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz, 8 vol., Zofingen 1928-40 ALD-I = H. Goebl (ed.), Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins, 4 vol., Wiesbaden 1998 ALI = L. Massobrio et al. (ed.), Atlante linguistico italiano, 3 vol., Roma 1995ss. 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Vocabolario friulano, Udine 1967 Rheinfelder, H. 1963: Altfranzösische Grammatik, vol. 1: Lautlehre, München Rohlfs, G. 1966: Grammatica storica della lingua italiana e dei suoi dialetti, vol. 1: Fonetica, Torino Schultz-Gora, O. 1973: Altprovenzalisches Elementarbuch, Heidelberg Tuttle, E.F. 1992: «Comunità linguistiche chiuse o endocentriche e l’intensificazione delle nasali finali nel Norditalia», RID 16: 81-180 Tuttle, E.F. 1993: «Closed communities and nasal enhancement in northern Italy», in: W.J. Ashby et al. (ed.), Linguistic perspectives on the Romance languages. Selected papers from the 21 st Linguistic Symposium on Romance Languages (LSRL xxi) (Santa Barbara, 21-24 February 1991), Amsterdam/ Philadelphia: 139-48 Vennemann, T. 1988: Preferance laws for syllable structure and the explanation of sound change, Berlin Anhang 1. Behandelte Ortschaften der Atlanten Die regionale Zuweisung der Orte erfolgt nach Francescato 1966: 226: i Oltre Tagliamento ix Medio Tagliamento ii Val Cellina x Goriziano iii Val Meduna xi Val Fella e Val Canale iv Valli del Cosa e Arzino xii Carnia orientale v Centrale xiii Val Degano vi Bassa xiv Alto Degano e Gorto vii Collinare xv Alto Tagliamento viii Prealpi orientali AIS 300: Pesariis (xiv) 337: Aviano (i) 301: Collina (xiv) 338: Tricesimo (vii) 327: Forni di Sotto (xv) 359: Ruda (vi) 329: Travasans (xi) ALI 300: Pesariis (xiv) 320: Mels (vii) 302: Timau (xii) 327: Zompicchia (v/ vi) 310: Moggio Udinese (xi) 328: Racchiuso (viii) 315: Poffabro (iii) 331: Rualis (v) 318: Venzone (ix) 338: Flumignano (vi) 319: Magnano in Riviera (viii) ALD-I (nur Punkte im Friaul und im Grenzgebiet) 195: Forni Avoltri (xiv) 198: Forni di Sopra (xv) 196: Pesariis (xiv) 199: Forni di Sotto (xv) 197: Sauris (xv) 200: Ampezzo (xv) 114 Sabine Heinemann 201: Tramonti di Sopra (iii) 209: Malnisio (i) 202: Claut (ii) 210: Tesis (i) 203: Cimolais (ii) 211: Budoia (i) 205: Barcis (ii) 213: Cordenons (i) 206: Poffabro (iii) 215: Sacile (außerhalb) 207: Meduno (iii) 216: Prata di Pordenone (außerhalb) 208: Montereale (i/ iii) 217: Azzano Decimo (i) ASLEF (Angabe immer auch der AIS-/ ALI-Ortschaften, cf. Listen) 2a: Collina (xiv) 100a: Ceresetto (vii) 9a: Pesariis (xiv) 101a: Modoletto (vii) 11: Comeglians (xiv) 105: Cividale (v) 15: Dogna (xi) 107a: Mezzomonte (i) 17: Ovaro/ Luincis (xiii) 108: Budoia (i) 19a: Lovea (xii) 112a: S. Odorico (v) 20/ 20a: Moggio Udinese/ Bevorchians (xi) 113: Mereto di Tomba (v) 23: Forni di Sotto (xv) 115: Udine (v) 26: Raveo (xiii) 118a: Orsaria (v) 31: Tolmezzo (xii) 119a: Lonzano (außerhalb) 40: Claut (ii) 122: Cordenons (i) 44a: Interneppo (ix) 127: Basiliano (i) 45: Venzone (ix) 130a: Lumignacco (v) 47: Clauzetto (iv) 131: Manzano (v) 56a: Poffabro (iii) 138: Gorizia (x) 65: Magnano in Riviera (viii) 150: Chiopris-Viscone (x) 66a: Ciseriis (viii) 164a: Flumignano (vi) 67: Nimis (viii) 194a: Malisana (vi) 68a: Racchiuso (viii) 201a: Lugugnana (außerhalb) 79a: Aonedis (v) 206: Carlino (vi) 80a: Mels (vii) 212/ 212a: Aquileia/ Belvedere (vi) 86: Faedis (viii) 214: Fiumicello (vi) 92b: Tesis (i) 221a: Trieste (außerhalb) 97a: Ciconicco (vii) 2. Ortschaften mit p-Epithese: Gliederung nach Atlanten AIS (*insgesamt nur ein Beleg): 327, 329, 337*, 338, 359 ALI (*insgesamt nur ein Beleg): 300, 302, 310, 315*, 318*, 319*, 320, 328 ALD-I: 196, 199 ASLEF (zwei und mehr Belege): 9a, 68a, 80a, 105, 113, 115, 131, 164a, 212(a) 115 omp & co.: Genese und Verbreitung der postnasalen Epithese im Friaulischen 3. Verbreitung der p-Epithese im Friaulischen (Die Karte basiert auf dem Erhebungsgebiet des ASLEF.) Ortschaft mit mindestens fünf Epithesen Ortschaft mit zwei bis vier Epithesen Ortschaft mit einer Epithese 116 Sabine Heinemann