eJournals Vox Romanica 60/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2001
601 Kristol De Stefani

Rita Franceschini, Riflettere sull’interazione. Un’introduzione alla metacomunicazione e all’analisi conversazionale, Milano (Franco Angeli) 1998, 220 p. (Materiali Linguistici. Collana a cura dell’Università di Pavia, Dipartimento di Linguistica 22)

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2001
Barbara  Frank-Job
vox6010281
an Bedenken vorgebracht wurde, im Wesentlichen Uneinheitlichkeit in der Gestaltung entsprechender oder vergleichbarer Artikel, ließe sich, wenn die Einwände für berechtigt gehalten werden, bei der Vorbereitung weiterer Auflagen leicht beheben. Claudia Liver ★ Rita Franceschini, Riflettere sull’interazione. Un’introduzione alla metacomunicazione e all’analisi conversazionale, Milano (Franco Angeli) 1998, 220 p. (Materiali Linguistici. Collana a cura dell’Università di Pavia, Dipartimento di Linguistica 22) Rita Franceschini hat es sich im vorliegenden Buch zur Aufgabe gemacht, die Konversationsanalyse ethnomethodologischer Prägung, wie sie seit einiger Zeit in Deutschland vertreten wird, dem italienischen Publikum vorzustellen. Zur Illustration der Arbeitsweisen und Erkenntnisinteressen der Konversationsanalyse wählt sie wie bereits in ihrer Dissertation von 1994 1 den Bereich der Metakommunikation. Vorrangiges Ziel der Konversationsanalyse ist es zu rekonstruieren, wie die im Gespräch Interagierenden gemeinsame Ordnungs- und Sinnstrukturen schaffen, indem sie sich gegenseitig ihre Wirklichkeitsinterpretationen verständlich, d. h. mitteilbar (accountable) machen. Unter allen denkbaren Elementen der auf diese Weise (mit)geteilten sozialen Wirklichkeit wird nun häufig das Gesprächsgeschehen selbst zum Objekt der Mitteilung: In diesem Falle sprechen wir von Metakommunikation. Metakommunikation stellt also einen besonders expliziten Fall des «making accountable» dar. Eben deshalb, so die Autorin, eignet sich dieses Thema besonders, um daran die Vorgehensweise der Konversationsanalyse aufzuzeigen. Die vorliegende Untersuchung ist in vier Kapitel unterteilt. Während das erste Kapitel in die Grundlagen der Konversationsanalyse einführt, sind Kapitel zwei bis vier dem Thema Metakommunikation gewidmet. Kapitel i gibt einen Überblick über die ethnomethodologisch orientierte Konversationsanalyse: ihre Entstehungsgeschichte, ihre Vorgehensweisen und ihre Erkenntnisinteressen. Die Autorin setzt sich dabei deutlich gegen jene dogmatischen Vertreter der Konversationsanalyse ab, die jede Art der Theoriebildung und Systematisierung der aus der Empirie gewonnenen Erkenntnisse ablehnen. Kern der konversationsanalytischen Arbeit ist die Untersuchung konkreter verbaler Interaktionen. Der von Bergmann 1981 formulierte Grundsatz «Can we find order? Can we provide for that order? », der jeder ethnomethodologischen Untersuchung zugrunde liegt, führt zur Beschreibung regelmäßig auftretender Ordnungsstrukturen, welche die Autorin jeweils in einem Unterkapitel vorstellt: Gesprächssequenzen, Gesprächsschritte (turns) und deren Abfolge, mögliche Momente der Turnübergabe, Adjazenzpaare, Determination und Responsivität von Gesprächsschritten, Präferenzstrukturen, Reparaturverfahren und Hörerorientierung. Kapitel ii stellt einen forschungsgeschichtlichen Überblick dar. Da die Autorin hier vom Begriff Metakommunikation ausgeht, werden auch Forschungsansätze erfasst, die sich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven mit Metasprache allgemein beschäftigt haben. Gemeinsam ist allen beschriebenen Ansätzen, dass sie Aspekte der Reflexivität menschlichen Sprechens behandeln. 281 Besprechungen - Comptes rendus 1 Rita Franceschini, La metacomunicazione: forme e funzioni nel discorso, Basel 1994. Ausgehend von Roman Jakobsons fundamentaler Unterscheidung einer metasprachlichen Funktion von Sprache und unter kurzem Verweis auf die mittelalterliche Sprachphilosophie stellt die Autorin nacheinander angelsächsische, französische, deutsche und italienische Forschungstraditionen vor, die in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit belegen, dass das Thema Metasprache kein einheitliches und scharf abgegrenztes Forschungsgebiet darstellt. Während sich etwa die französische Tradition aus sprachphilosophischer Perspektive mit der Reflexivität von Sprache auseinandersetzt, richten die Arbeiten aus dem deutschsprachigen Raum ihr Augenmerk besonders auf die kommunikativ-interaktiven Funktionen von Metakommunikation in authentischen Gesprächen. Dieser Ansatz ist es, dem sich die Autorin selbst verpflichtet sieht. Im Zentrum ihres Forschungsüberblickes stehen daher die Arbeiten von Meyer-Hermann, dessen etwas sperrige Definition von Metakommunikation der Autorin als Ausgangspunkt für ihre eigenen Untersuchungen dient: Un enunciato metacomunicativo è un enunciato il cui tema - cioè l’oggetto al quale l’interlocutore si riferisce e sul quale fa delle predicazioni - è un’interazione verbale (o un suo aspetto verbale) che precede o segue l’enunciato metacomunicativo e che fa parte della stessa unità d’interazione come l’enunciato metacomunicativo stesso. (99) So interessant dieser Forschungsbericht auch zu lesen sein mag: Innerhalb der vorliegenden Untersuchung fällt er in seiner thematischen Breite aus dem Rahmen und reißt damit den Leser aus dem argumentativen Zusammenhang, der zwischen dem einführenden theoretischen Kapitel und den empirischen Kapiteln iii und iv besteht. Kapitel iii stellt zunächst das der Untersuchung zugrundeliegende Korpus vor. Aus Aufnahmen von mehr oder weniger freien Gesprächen von insgesamt ca. 50 Stunden Dauer konnten 401 Beispiele für metakommunikative Äußerungen erfasst werden. Es stellte sich heraus, dass der Gesprächstyp «moderierte Diskussion» eine besonders hohe Frequenz an metakommunikativen Äußerungen aufweist. Die Autorin beschränkt sich in ihrer Arbeit daher auf diesen Gesprächstypus. Die in der Untersuchung angeführten Beispiele stammen sämtlich aus Diskussionen eines mit pädagogischen Fragen befassten Komitees aus der italienischsprachigen Schweiz. Diese Diskussionen werden jeweils durch einen Gesprächsleiter geregelt. Sechs dieser Gespräche finden sich als Transkriptionen im Anhang des Buches. Im Zentrum dieses Kapitels stehen die strukturellen Charakteristika der metakommunikativen Äußerungen (sequenze metacomunicative, im Folgenden SMEC), die im Korpus angetroffen wurden. Zu ihrer Beschreibung geht die Verfasserin in Anlehnung an Meyer Herrmann von folgenden Fragen aus: 1) Wo sind die SMEC in Redebeiträgen situiert? 2) Auf welche Elemente des Gespräches referieren sie? 3) Verhalten sich SMEC textsortenspezifisch? 4) In welchen sprachlichen Formen treten SMEC auf? Im Folgenden sollen die Ergebnisse der Untersuchung kurz skizziert werden: 1) Die SMEC sind besonders häufig zu Beginn von Redebeiträgen, bzw. von Nebensequenzen platziert. Die hierbei angetroffenen Typen von SMEC sind p. 107 in einer Tabelle zusammengestellt. 2) Es erweist sich als schwierig, formale, funktionale und inhaltliche Aspekte der metakommunikativen Beiträge voneinander abzugrenzen. So sind auch die beiden inhaltlichen Aspekte, die die Verfasserin hier unterscheidet, im eigentlichen Sinne funktional definiert: Es handelt sich zum einen um Evaluierungen und Kommentierungen eigener Äußerungen (riflessione del parlato, p. 111), zum anderen um die Explizierung von Reformulierungshandlungen (messe a punto, p. 113). 282 Besprechungen - Comptes rendus 3) Es überrascht nicht, dass metakommunikative Äußerungen in formelleren und geregelteren Gesprächen häufiger auftreten als in zwanglosen Gesprächen. Leider geht die Autorin nicht über diese Erkenntnis hinaus. Da sie selbst lediglich einen Typus von Gesprächen herangezogen hat, lässt ihre Untersuchung keine weitergehenden Erkenntnisse zum Zusammenhang von Metakommunikation und Textsorte zu. Hier sind sicher noch zahlreiche interessante Einsichten zu gewinnen. So wäre etwa zu fragen, welche Typen von SMEC auch in nähesprachlicheren Gesprächen häufiger auftreten. 4) Die letzten Seiten des Kapitels sind den sprachlichen Formen gewidmet, in denen uns die SMEC regelmäßig begegnen. Auch hier zeigen sich die grundsätzlichen Schwierigkeiten einer formalen Beschreibung. Zwar sind verba dicendi häufig Elemente von SMEC und zwar bewirken SMEC häufig einen thematischen Bruch im Gesprächsverlauf, aber beide Kriterien reichen für eine eindeutige Identifizierung von metakommunikativen Äußerungen nicht aus. Der Versuch, SMEC anhand sprachlicher Charakteristika zu definieren, erweist sich hier als ebenso unbefriedigend wie die Heranziehung rein formaler Kriterien. Nachdem sie diese Schwierigkeiten deutlich gemacht hat, beschreitet die Verfasserin in Kapitel iv einen neuen Weg zur Charakterisierung der SMEC, dieses Mal aus der Sicht ihrer interaktiv-funktionalen Aspekte. Bereits im Eingangskapitel war deutlich geworden, dass Metakommunikation eines von vielen Mitteln der Gesprächsteilnehmer ist, gemeinsam Richtung, Dauer, Inhalt und Struktur des Gespräches auszuhandeln. Es liegt also nahe, dass eine Bestimmung der SMEC über ihre interaktiven Funktionen besonders fruchtbar sein kann. Dies wird in Kapitel iv überzeugend demonstriert anhand der SMEC, die am Beginn von Redebeiträgen auftreten. Die Verfasserin zeigt, dass die SMEC sehr vielfältige Funktionen für den interaktiven Gesprächsaufbau leisten, wobei eine einzelne SMEC mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen kann. Auf der Ebene der Gesprächsorganisation kommen den SMEC besonders wichtige Funktionen zu: Sie signalisieren Begrenzungen von Redebeiträgen und bereiten längere Redebeiträge vor, indem sie die Erwartung der Gesprächsteilnehmer steuern. Auf der thematischen Ebene unterscheidet die Verfasserin fünf Funktionen der SMEC und illustriert sie mit Korpusbeispielen: 1. Einleitung von Wechseln auf thematischer Ebene und Handlungsebene («switcher»), 2. Explizierung folgender (thematischer) Gesprächsstrukturen (proiezione di ordini sequenziali), 3. metakommunikative Wiederaufnahmen von Gesprächsteilen (menzioni discorsive), 4. Kommentierung von Gesprächsteilen (funzione di commenti), 5. kurze gesprächsstrukturierende SMEC, die nur lokal wirksam sind (segnali organizzativi brevi). Leider geht die Untersuchung der interaktiv-funktionalen Aspekte von metakommunikativen Äußerungen auf eine dritte wichtige Analyseebene nicht mehr ein, die neben der Handlungsebene (Gesprächsorganisation) und der thematisch-inhaltlichen Ebene in Gesprächen stets zu beachten ist, nämlich die Beziehungsebene. Dies ist bedauerlich, da anzunehmen ist, dass gerade auf der Ebene der sozialen Beziehungen zwischen den Sprechern metakommunikative Äußerungen wichtige Funktionen übernehmen können. Trotz verschiedentlicher kritischer Bemerkungen ist festzustellen, dass die vorliegende Untersuchung insgesamt zu überzeugen vermag und dies v.a. in den folgenden Punkten: Die Untersuchung bietet im ersten Kapitel italienischsprachigen Lesern eine übersichtliche, ausführliche und präzise Darstellung der ethnomethodologisch ausgerichteten Konversationsanalyse. In den Kapiteln iii und iv erbringt sie wesentliche Erkenntnisse über Formen und Funktionen metakommunikativer Äußerungen, indem sie sich ihnen von sehr unterschiedlichen Fragestellungen aus nähert. Ausgesprochen anschaulich und informativ wird die Untersuchung durch das regelmäßige Heranziehen illustrierender Korpusbeispiele. 283 Besprechungen - Comptes rendus Damit gelingt es der Autorin, die im Eingangskapitel beschriebenen Leistungen einer auf die Interaktion der Sprecher ausgerichteten Konversationsanalyse an ihrem Material eindrucksvoll aufzuzeigen. Barbara Frank-Job ★ Giuliana Fiorentino, Relativa debole. Sintassi, uso, storia in italiano, Milano (Franco Angeli) 1999, 201 p. (Materiali Linguistici. Collana a cura dell’Università di Pavia, Dipartimento di Linguistica) Unter dem Etikett «schwache Relativsätze» stellt Giuliana Fiorentino Konstruktionen in den Mittelpunkt ihrer syntaxtheoretischen Untersuchung, die heute besonders in der gesprochenen Sprache der Romania zunehmend produktiv sind. Gemeint sind Relativsätze, die anstelle eines Relativpronomens von einer unveränderlichen Partikel (it. che, fr. que, sp. que) eingeleitet werden, die in den jeweiligen Sprachen daneben die Funktion einer Subordinationskonjunktion haben kann (Bsp.: it. . . . questa è una famiglia bella completa ricca che [in cui] andiamo d’amore e d’accordo con l’onestà . . . [15]). Fiorentino geht von der Prämisse aus, dass es sich bei den Relativsätzen um einen instabilen und damit variablen Bereich der romanischen Syntax handelt, der in den großen romanischen Sprachen (Französisch, Spanisch und Italienisch) ganz ähnliche Entwicklungstendenzen durchläuft, woraus sie eine in der syntaxtheoretischen Forschung bisher nicht vorhandene Sichtbreite auf das Phänomen ableitet. Neben dem diachronen und komparatistischen Aspekt streift die Arbeit einen soziolinguistischen Beschreibungsansatz, der im Gebrauch dieser Konstruktionen die Wirkung von Faktoren erkennen lässt, die auf die verschiedenen Achsen der diamesischen, diaphasischen und diastratischen Varietät zurückzuführen sind. Es handelt sich bei der Arbeit um die monographische Aufbereitung der tesi di dottorato aus dem Jahr 1994, deren Ergebnisse auszugsweise bereits in mehreren Aufsätzen veröffentlicht wurden, die in der hier vorliegenden Komplexität den theoretisch-methodischen Ansatz für die Korpusanalyse nachvollziehbar machen soll. Fiorentinos Ansatz geht deduktiv von einer theoretischen Modellierung der Relativsätze (clausole relative - im folgenden CR) aus, die in drei empirisch ausgerichteten Kapiteln zunächst auf einen diachronen Abriss der Relativsatzkonstruktionen vom Lateinischen bis zu den romanischen Sprachen und danach auf die italienische, französische und spanische Sprache angewandt wird. Ein Schlusskapitel systematisiert die empirisch gewonnenen Daten und evaluiert die Ergebnisse. Obwohl der Akzent offensichtlich auf dem Italienischen liegt (gemessen am Kapitelumfang - 60 Seiten im Vergleich zu 20 bis 30 Seiten der anderen Kapitel), wäre ein Hinweis auf die inhaltliche Breite auch in einem entsprechenden Untertitel wünschenswert gewesen. Das Korpusmaterial bezieht Verfasserin aus Manuskripten und edierten lateinischen Texten mit verstärktem Anteil vulgärlateinischer Elemente sowie aus aktuellen veröffentlichten und unveröffentlichten universitären Korpora zur gesprochenen Sprache und Mediensprache in der Romania (Italien LIP, Frankreich Corpus Aixen-Provence, Corpus Paris, Spanien Corpus Madrid). Diese Korpusauswahl folgt der These einer verstärkten typologischen Variation der CR in der Mündlichkeit und in Varietäten außerhalb der Literatursprache (im Modell der Verfasserin als Standardsprache im engeren Sinn). Kapitel 1, Questioni teoriche e metodologiche (13-41), geht der Differenziertheit der Relativsatzkonstruktionen entsprechend von einer weiten Definition aus und erfasst als CR mit Givón «subordinate clauses embedded - as noun modifiers - inside noun phrase. Functionally, they partake in the grammar of anaphoric reference and referential iden- 284 Besprechungen - Comptes rendus