Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2001
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Kristol De StefaniPaul Videsott/Guntram A. Plangg, Ennebergisches Wörterbuch/Vocabolar Mareo. Ennebergisch- deutsch mit einem rückläufigen Wörterbuch und einem deutsch-ennebergischen Index/Mareo-todësch con en vocabolar invers y en indesc todësch-mareo, Innsbruck (Wagner) 1998, 383 p. (Schlern-Schriften 306)
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2001
W. Eichenhofer
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Wie andere Arbeiten zu diesem Bereich zwischenzeitlich belegen (die Bibliographie ist offensichtlich wesentlich vor dem Erscheinen der Druckfassung abgeschlossen worden), ließe sich das konstatierte Erklärungsdefizit für den Gebrauch verschiedener Relativsatzkonstruktionen (das die vorliegende Arbeit nicht beseitigen kann) eher über den von Fiorentino nicht berücksichtigten pragmatischen Ansatz decken 8 . Sabine Schwarze ★ Paul Videsott/ Guntram A. Plangg, Ennebergisches Wörterbuch/ Vocabolar Mareo. Ennebergisch-deutsch mit einem rückläufigen Wörterbuch und einem deutsch-ennebergischen Index/ Mareo-todësch con en vocabolar invers y en indesc todësch-mareo, Innsbruck (Wagner) 1998, 383 p. (Schlern-Schriften 306) Mit dem Ennebergischen Wörterbuch von Paul Videsott und Guntram A. Plangg besitzt nun auch die letzte Variante der dolomitenladinischen Idiome ein eigenes Wörterbuch. Es enthält unter anderem drei Teile. Der erste umfasst das ennebergisch-deutsche Wörterbuch mit 7100 Stichwörtern, unter denen weitere 6000 Wendungen angeführt werden (73-256). Der zweite Teil ist ein inverser Index der Stichwörter (257-94), der dritte (295-383) eine Liste mit rund 8000 deutsch-ennebergischen Einträgen, eine Neuigkeit innerhalb der Reihe der Wörterbücher über das Dolomitenladinische. Ein ansehnlicher Teil des Werks ist verschiedensten Erläuterungen gewidmet. So wird in Teil 1 (13ss.) die politische Gemeinde Enneberg vorgestellt, in der das Ladinische 1991 von über 94 Prozent der Bevölkerung bzw. etwas über 2100 Personen gesprochen wurde (14ss.) und wo sich auch eine Karte mit den Orts- und Flurnamen Ennebergs findet (17), die eine Lemmatisierung dieser Namen (im Gegensatz zu den Personennamen) im ennebergischdeutschen Wörterbuch überflüssig gemacht hat. P. 18ss. geben über die sprachlichen Eigenheiten des Ennebergischen Auskunft, das durch seine Randlage am Nordsaum der Romania verglichen mit den anderen dolomitenladinischen Idiomen archaische Züge aufweist. Neben der Unterscheidung zwischen Vokallänge und -kürze liegen hier Reste der Zweikasusflexion vor, cf. z. B. *monacanem, das mognan Nonne ergeben hat, aber monaca mit dem Reflex mogna Mesnerin . Auffällig ist weiterhin die Existenz von Lehnübersetzungen älterer deutscher Wörter besonders im kirchlichen Sprachbereich wie etwa dé(de)dolönesc Dienstag , was schwäb. Aftermè n tig entspricht. Das Ennebergische zeichnet sich auch durch eigentümliche Entlehnungen wie greda Kanzel von mittelhochdeutsch grede Stufe oder les Antlês Fronleichnam von altbairisch antlâz aus. P. 21ss. sind die Quellen des Wörterbuchs und die Vorgehensweise bei der Überarbeitung dieser Quellen abgehandelt. Einen Grundstock zu diesem Wörterbuch bildet die Sammlung von 2500 Wörtern und Wendungen von J. Michael aus dem Jahre 1912. Diese Materialien sind im ennebergisch-deutschen Index mit der Sigle «M12» versehen, cf. etwa p. 206 s. ru. ssen. P. 27ss. wird die Anordnung der Materialien erläutert. In diesem Wörterbuch wird erstmalig in einem dolomitenladinischenWörterbuch systematisch dieVerbvalenz angegeben. P. 30ss.folgen Angaben zu Phoneminventar, Schul-, Stichwort-Ortographie und zu den Sonderzeichen. P. 36 (Teil 2) wird das rückläufige Wörterbuch kurz erläutert. Leider haben technische Gründe dazu geführt, dass vokalische Grapheme mit Diakritika, wie sie im ennebergischdeutschen Wörterbuch zu finden sind, hier oft nicht erscheinen. So stehen etwa p. 95 die Lemmata ca. jo (auf der ersten Silbe betont) und cajö. (auf der letzten Silbe betont) im in- 289 Besprechungen - Comptes rendus 8 Cf. Antonietta Scarano, «Frasi relative e frasi pseudo-relative in italiano», Studi di grammatica italiana 16 (1996): 377-423 auf der Grundlage der teoria della lingua in atto von Cresti. versen Index p. 286 als cajo und cajö; mit einem speziellen Sortierprogramm, z. B. auf der Basis von HyperCard, wären solche Mängel zu beheben gewesen. P. 37 erläutert den deutsch-ennebergischen Index, p. 38 enthält die Abkürzungen (Teile 3 und 4). P. 39ss. (Teil 5) sind der ennebergischen Verbalmorphologie gewidmet. Hier finden sich die üblichen Konjugations-Tabellen für die Hilfsverben, die regelmäßigen und die unregelmäßigen Verben jeweils auch im Falle der Stellung in Inversion, womit einmal mehr die enklitischen Pronomen erläutert werden. P. 60ss. (Teil 6) enthält detaillierte Ausführungen über die Bildung der Plurale femininer und maskuliner Substantive und Adjektive. Die Abschnitte sind gruppiert nach den Endungen der Singulare der betreffenden Wörter. Endungen mit unbetontem Vokal werden vor Endungen mit betontem kurzen und langen Vokal oder Vokalsequenzen und vor Endungen auf bestimmte Konsonanten abgehandelt. Bei den Maskulina werden die auf den Monophthong in der Endsilbe folgenden Konsonanten(gruppen) einzeln aufgeführt: Das feminine Substantiv saú Geschmack lautet im Plural saûs, maskulines ejo˛ mpl Beispiel im Plural ejo˛ mpli, das Adjektiv lominüs hell im Plural lominüsc. Im ennebergisch-deutschen Wörterbuch werden diese unregelmäßigen Plurale immer nach dem Stichwort aufgeführt, cf. p. 200 saú mit dem Plural saûs. Die ennebergische Variante des Dolomitenladinischen ist in Bezug auf ihr Vokabular konservativ. Sie fällt aber vor allem hinsichtlich der Bewahrung des Unterschieds zwischen Lang- und Kurzvokalen auf (7, 18). Dies hat die Autoren dazu verleitet, im ennebergischdeutschen Wörterbuch Vokallängen in den Lemmata anzugeben, womit dem Lernenden des Ennebergischen ein wertvoller Dienst erwiesen wird. Hierbei ließ es sich aber nicht vermeiden, dass Schreibungen in der Schulorthographie (wo die Vokallänge durch Zirkumflex bezeichnet wird, cf. z. B. paîsc Dorf ) neben phonetischen Schreibungen (wo die Vokallänge durch einen Strich bezeichnet wird, cf. pñlpa Handfläche ) stehen. Neben der Bezeichnung der Länge werden im ennebergisch-deutschen Teil die Öffnungsgrade der Vokale -e- und -osowie -ëbezeichnet, wenn diese betont sind, cf. z. B. ve˛c´ io alt , ve. dl betagt , ro˛ fl Plunder , ro. gna Krätze usw. Punkte unter anderen Vokalen stehen für die Bezeichnung der Betonung des Stichworts, cf. valgü. n einige , wo der Punkt die Tonstelle -ümarkiert. Das Novum eines seit Th. Gartner, Ladinische Wörter aus den Dolomitentälern, Halle 1923 nie in diesem Umfang publizierten deutsch-ennebergischen Indexes zeigt nach G. A. Plangg den Mangel an heute notwendigen Neologismen auf (13) und lässt den Autor folgern, dass es Desiderata bleiben, deutsch-ladinische und italienisch-ladinische Wörterbücher für alle Idiome des Dolomitenladinischen und eventuell des Nonsbergischen zu schaffen. Bezüglich der Struktur eines Wortartikels im ennebergisch-deutschen Index sei auf das unregelmäßige Verb jí 1 (152s.) verwiesen. Der Artikel enthält nach dem Stichwort die 3. Person Singular va, die 1. Person Plural jun, das Partizip Perfekt jü. Die folgende Abkürzung «vb.irr.» verweist indirekt auf die Paradigmen im Teil 5, zu jí cf. p. 53. Es folgt die Angabe zur Valenz des Verbs, dann in der Abteilung i mit der Grundbedeutung verschiedene Wendungen mit jí (jí ala c´ acia auf die Jagd gehen bis se lascé jí sich gehen lassen und weiteren Einträgen mit von der Grundbedeutung des Lemmas abweichenden Bedeutungen wie jí a lëgna Holz holen usw.). Abteilung ii enthält jí im Gebrauch mit der Partikel an, das die Form enjí ergibt und betreffen, angehen bedeutet. Obwohl das ennebergische Wörterbuch einen - durch die Quellen zu diesem Werk bedingten und deshalb - verständlichen begrenzten Umfang hat, darf es auch wegen seiner exzellenten Einführung und seiner typographisch sehr ansprechenden Gestaltung als beispielhaft gelten. W. Eichenhofer ★ 290 Besprechungen - Comptes rendus
