Vox Romanica
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Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniMichel Jarrety (ed.), La poésie française du Moyen Âge jusqu’à nos jours, Paris (PUF) 1997, 584 p. (Premier Cycle)
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erweitern, und anhand der Analyse der Stellung und der Kommentare des Erzählers, seiner Beziehung zu den Zuhörern/ Lesern und den Arten der Fokalisierung einen maßgebenden Anstoß zur literarisch-linguistischen Analyse mittelalterlicher Texte zu geben. Ute Limacher-Riebold ★ Michel Jarrety (ed.), La poésie française du Moyen Âge jusqu’à nos jours, Paris (PUF) 1997, 584 p. (Premier Cycle) Der Herausgeber Michel Jarrety (Jules-Verne Universität der Picardie) sowie die fünf weiteren Mitautoren, Claude Thiry (Universität Lüttich), Jean Vignes (Universiät Paris iii, Sorbonne Nouvelle), Alain Génetiot (Universität Paris iv, Sorbonne), Jean-Rémy Mantion (Universität Bordeaux iii) sowie Claude Millet (Universität der Haute-Normandie) verfolgen mit dem hier anzuzeigenden Überblick über die französische Poesie das Ziel, dem Studierenden des «premier cycle», also dem Studienanfänger, «un objet de savoir et un outil de travail» wie auch eine «simple invitation à découvrir des œuvres avec lesquelles il vienne nouer peu à peu une relation familière» (hintere Umschlagseite), an die Hand zu geben. Es soll sich dabei nicht um eine Literaturgeschichte im traditionellen Stil handeln; vielmehr geht es darum, «de privilégier l’évolution des mouvements et des formes en même temps que la présentation des grandes œuvres qui les ont illustrés [sic! ]» (xiii). Diachrone und synchrone Analyse sollen also - und das ist nur positiv zu bewerten - zu einer Einheit verschmolzen werden. Da die Adressaten des Bandes Studienanfänger sind, verzichten die Autoren - und auch das ist vom Ansatz her richtig - auf «tout excès d’érudition» (xiii). Sieht man von dem von C. Thiry über das Mittelalter verfaßten Kapitel (1-75) einmal ab, in dem erfreulicherweise auch über den «roman poétique», die «geste poétique» und das «théâtre poétique» zu lesen ist, wird der Begriff Poesie in dem Band sehr eng gefaßt. Es bleiben etwa dramatische Werke in Versform - dies ist nur verständlich - sowie auch - und hier allerdings leider - die frankophone Poesie und die Lyrik des französischen Chansons sowie der Frauenliteratur vollkommen unberücksichtigt. Warum etwa finden Anne de Noailles oder Joe Bousquet in dem Beitrag von M. Jarrety über das 20. Jahrhundert (401- 91) keine Erwähnung? Und anders als der Titel des Werkes vermuten läßt, reicht die Untersuchung nicht «jusqu’à nos jours», sondern vielmehr nur bis zum Jahre 1960. Damit bleiben also bis zum Erscheinungsjahr des Werkes ganze 37 Jahre lyrischen Schaffens außer Betracht. Als wenig überzeugende Begründung für diese zeitliche Begrenzung erfährt man im Vorwort, daß «1960 n’est ici qu’une date commode» (xiv). Der Band ist so aufgebaut, daß jeder der sechs Autoren im Prinzip ein Jahrhundert darstellt; allein C. Thirys Abhandlung über das Mittelalter befaßt sich mit einem Zeitraum von sechs Jahrhunderten. - Nach diesen generellen Darlegungen seien nachfolgend Detailaspekte sowohl in positiver wie in negativer Hinsicht angeführt. Der Band zeugt in jedem seiner Kapitel von einer profunden Sachkenntnis, wobei sich jeder Autor als Spezialist auf dem von ihm bearbeiteten Gebiet ausweist. Sehr schön ist, daß zwischen den einzelnen Kapiteln ein relatives Gleichgewicht im Umfang besteht. So wird durch J.-R. Mantions Darlegungen über das 18. Jahrhundert (249-314), das ja gemeinhin als poesiearm angesehen wird, diese Epoche wieder zu der ihr gebührenden Geltung gebracht. Und zu begrüßen ist auch, daß - obwohl im Vorwort die Berücksichtigung von «poètes mineurs» (xiii) ausgeschlossen wird, doch so mancher «auctor minor» behandelt wird, so Taillevent (57), Maurice de Guérin (337), Jouve (451) u. a. m. 307 Besprechungen - Comptes rendus In gekonnter und offenbar von M. Jarrety koordinierter Weise wird von den einzelnen Autoren das Verhältnis zwischen Poesie und Publikum über die einzelnen Jahrhunderte hin aufgezeigt. Während die Poesie bis zum 17. Jahrhundert u. a. ein Mittel der Propaganda ist, findet sie im 18. Jahrhundert in der Prosa eine Rivalin, um schließlich im 20. Jahrhundert zu einer von jeder Funktionalität befreiten Dichtung zu werden, die durch «séparation», «refus» und «affirmation de la distance» (490) gekennzeichnet ist. Nach meinem Urteil sind insbesondere zwei Kapitel des Werkes als sehr gelungen zu bezeichnen: Es ist dies zum einen J. Vignes’ Abhandlung über das 16. Jahrhundert (77-159), in der er in gekonnter Weise den historischen Hintergrund des poetischen Schaffens jener Zeit (z. B. Einfluß und Bedeutung der Religionskriege) darlegt; zum anderen ist es C. Millets Darlegung über das 19. Jahrhundert (315-400), die durch ihre streng analytische Methode zu einer Neubewertung des Zeitalters der Romantik führt. Als eine äußerst positive und von enormem Fleiß zeugende Leistung ist auch die Beigabe der Annexe anzusehen, nämlich eines Glossaire mit der Erläuterung von «termini technici» (493-500) (leider ist dieses Glossar aber nicht vollständig; cf. weiter unten), einer Chronologie mit einer Übersicht über historische Ereignisse und das Erscheinen literarischer Werke (501-27), einer nach Jahrhunderten angelegten Bibliographie générale (529- 34), eines «Index des titres d’œuvres» (535-50), eines leider ebenfalls nicht vollständigen Index des auteurs (551-57) (Taillevent etwa wird nicht angeführt) und eines umfassenden Index bio-bibliographique (559-84). Hiermit wird den Studierenden nun eine wirklich praktische Orientierung und zugleich Hilfe dazu geboten, dieses umfassende Werk konsultieren zu können. Ich zweifele allerdings daran - und damit komme ich zu meinen kritischen Bemerkungen -, daß die Autoren trotz ihrer großen Fleißleistung und ihrer gründlichen Sachkenntnis mit diesem Werk ihr Ziel erreichen werden, dem Studierenden des «premier cycle» eine Handreichung bieten zu wollen. Für mich stellt das Werk eine rein positivistische Bestandsaufnahme dar, die eine zu große Fülle an Faktenwissen, das vielfach auch noch als bekannt vorausgesetzt wird, bietet. Dafür nur eines von vielen möglichen Beispielen, in dem zusätzlich durch eine übermäßige Häufung von Asterisken immer wieder auf das Glossar verwiesen wird: «Le dramaturge Georges de Scudéry, bientôt romancier et poète épique, éditeur en 1632 des œuvres de Théophile, qui publie ses vers de jeunesse à la suite de ses pièces sous le titre Autres œuvres (1631-1636), pratique tous les genres, poèmes religieux, encomiastiques*, amoureux, vers de circonstance, avec une prédilection pour la poésie descriptive et l’idylle* alexandrine* influencée par Théophile et les Italiens. Typiques du goût de l’époque Louis xii pour les concetti*, ses Poésies diverses (1649) illustrent toutes les formes, élégies*, stances*, odes*, sonnets*, épigrammes*, madrigaux*, rondeaux* et marquent une inflexion vers la poésie mondaine» (205). Außerdem werden etwa Begriffe wie «epyllion» (116), «vision onirique» (227), «thuriféraires» (130) u. a.m. verwendet, ohne sie im Glossar zu erläutern. Es dürfte verfehlt sein anzunehmen, daß Studierenden am Beginn ihres Studiums diese Termini bekannt sind. Hier wird einfach zu viel vorausgesetzt. Eng zusammen mit dem vorgenannten Punkt hängt auch der Stil der Arbeit, der nun wahrlich mit seinen langen, von einer Vielzahl an Fakten überbrodelnden Fülle (cf. p. 189, 241, 401 u. a.m.) für einen Studienanfänger nicht einladend ist. Didaktisch geschickter wäre es gewesen, lesbar, d. h. spannend und mitreißend statt in einem spröden wissenschaftlichen Stil zu schreiben. Nur so kann man das Interesse junger Menschen für das behandelte Thema wecken. Und dies hätte man außerdem und zusätzlich erreichen können, wenn man auf die gestalterischen Qualitäten des Bandes geachtet hätte, indem man ihn durch Illustrationen, Fotos und Stichwörter am Seitenrand - wie etwa in den im Metzler-Verlag erschienenen Literaturgeschichten - leserfreundlich gestaltet hätte. 308 Besprechungen - Comptes rendus Da Literatur «Lebensäußerung» ist, kann sie natürlich nicht losgelöst von den historischen Rahmenbedingungen betrachtet werden, in denen sie entstanden ist. Das haben im Prinzip wohl auch die Autoren dieses Bandes so gesehen; warum sonst sollte man im Annex in der Chronologie die Nebeneinanderstellung von historischen Fakten und literarischen Werken vorfinden? Aber leider beschränkt sich die Einbeziehung des historischen Hintergrundes allein hierauf mit Ausnahme von dem bereits erwähnten Beitrag von J. Vignes über das 16. Jahrhundert. Mein abschließendes Urteil über diese Arbeit kann darum nur gemischten Charakters sein. Sie ist ein Werk von großer Erudition und enormem Fleiß, eine Handreichung für Studierende des «premier cycle» ist sie allerdings nicht - leider! A. Arens ★ Cornelia Klettke/ António C. Franco/ Gunther Hammermüller (ed.), Ästhetik der Texte - Varietät von Sprache. Beiträge zu Paul Valéry und zur Romanischen Philologie. Festschrift für Jürgen Schmidt-Radefeldt, Tübingen (Narr) 2000, xxiii + 334 p. Ce recueil d’hommages offert à Jürgen Schmidt-Radefeldt à l’occasion de son soixantième anniversaire est un très beau témoignage, apporté par des collègues et des amis, de la richesse et de la diversité des travaux du jubilaire. Dans la préface, Cornelia Klettke, «Meer - Kap - Leuchtturm: Flüchtiger Fuß und Brückenschläge des Denkens» (xv-xviii) et Gunther Hammermüller, «Jürgen Schmidt-Radefeldt als Lusitanist, aber nicht nur . . . » (xix-xx) soulignent le caractère interdisciplinaire des recherches de J. Schmidt-Radefeldt, soucieux de franchir les frontières entre les sciences sociales et les sciences naturelles, entre la linguistique et les études littéraires, entre des domaines apparemment éloignés de la lusoet de la francophonie. La bibliographie des années 1965-1999, sur laquelle s’achève le volume (323-34), montre que J. Schmidt-Radefeldt ne se lasse pas d’œuvrer pour le dialogue entre les différentes sciences et cultures. Le recueil se compose de deux parties. La première réunit sept contributions consacrées à Paul Valéry, la seconde quinze études conduites sur la philologie lusitanienne et romane. En dépit de cette division, certains thèmes de réflexion sont présents dans les deux sections mettant en valeur la capacité de J. Schmidt-Radefeldt à se faire le médiateur entre les disciplines. Ce sont les analyses de questions liées à la pratique de la traduction qui occupent, dans ce livre, une place particulièrement importante. Elles rendent hommage au mérite du jubilaire, traducteur éminent des Œuvres et des Cahiers de Paul Valéry et grand spécialiste dans l’étude comparée des langues. À l’intérieur du premier volet, Robert Pickering, «Pour un Valéry ‹anglais›: enjeux de la prose lyrique des Cahiers» (55-73) et Brian Stimpson, «Traduire la pensée/ traduire les Cahiers: des pas vers les Notebooks of Paul Valéry» (75-85) - responsables, avec Paul Gifford, de l’édition anglaise des Cahiers - examinent des problèmes que soulève la traduction en anglais des milliers de notes de Paul Valéry. R. Pickering discute les difficultés résultant du fait que la prose «poétique» des Cahiers relève de différents régimes d’écriture et favorise «l’imbrication du concret et de l’abstrait» (59). Qui se propose de traduire cette prose particulière se voit confronté à «l’écueil de la systématisation» (56) et au problème des continuels glissements d’un niveau stylistique à un autre. Dans le but d’exposer les stratégies et les principes qui fondent la version anglaise des Cahiers/ Notebooks, B. Stimpson met en évidence que traduire est, pour Valéry, l’une des opérations mentales de base. Écrire sa pensée signifie, inévitablement, la modification de la parole intérieure. Traduction d’une traduction, les Notebooks théorisent un processus au sein duquel s’inscrit l’idée d’écart. Alors 309 Besprechungen - Comptes rendus
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