eJournals Vox Romanica 60/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2001
601 Kristol De Stefani

Patrice Brasseur, Dictionnaire des régionalismes du français de Terre-Neuve, Tübingen (Niemeyer) 2001, lii + 495 p. (Canadiana Romanica 15)

121
2001
J. Lengert
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helfen können, z. B. p. 86 au parfait parfaitement (in Littré 3, p. 951c) 5 , p. 99 cabosser bossuer , p. 112 mettre dedans tromper etc. Alles in allem bietet dieser Band der Reihe der Matériaux wiederum interessante, in erster Linie für die lexikalische Erforschung der französischen Regiolekte, in minderem Maße auch für Sprachgeschichte, Phonetik, Lexikographie und Textphilologie relevante Beiträge. J. Lengert ★ Patrice Brasseur, Dictionnaire des régionalismes du français de Terre-Neuve, Tübingen (Niemeyer) 2001, lii + 495 p. (Canadiana Romanica 15) Der Autor, als Experte für regiolektale Varietäten des nordwestfranzösischen Raumes wie auch durch Arbeiten zu Varianten des Kanadafranzösischen ausgewiesen 1 , legt hier ein gewichtiges Wörterbuch zu einer bislang in dieser Reichhaltigkeit nicht erforschten regiolektalen Lexik vor. Die Studie besteht im wesentlichen aus drei Teilen: Auf das Siglen- und Transkriptionszeicheninventar (vi-viii) folgt eine Introduction (ix-lii), das Lexique (1-478) und die Bibliographie (478-91), es schließen sich zwei Anhänge zur Korpuszusammensetzung an (492-5). Die Einführung verfolgt diverse Zielsetzungen: Nach einem historischdemographischen Teil vermittelt sie Informationen zur Ethnographie und soziolinguistischen Situation der «Terre-Neuviens», informiert über das Korpus und die Artikelstruktur und gibt daran anschließend eine konzise Darstellung phonetischer (xxviii-xxxviii), morphologischer (xxxviii-xliv) und syntaktischer (xliv-lii) Merkmale der untersuchten Varietät. Hervorzuheben ist die elaborierte, gezielt auf sprechsprachliche Phänomene abhebende Methodik des Autors: Basierend auf der Aufnahme von Ethnotexten und informeller Konversation ist die Materialbasis in einem zweiten Schritt durch eine Enquête (auf der Grundlage des Questionnaire des ALEC) erweitert und vertieft worden. Diese Datenerhebung umfaßt in mehreren Etappen den Zeitraum von 1981-1998. Hinzu kommen sekundäre Belege aus volkskundlichen und linguistischen Vorarbeiten, die zum Teil auch schriftsprachliche Zeugnisse berücksichtigen. Das Hauptaugenmerk ist, wie in der Regionalismusforschung üblich, auf lexikalische Fakten gerichtet, allerdings werden auch zahlreiche wortspezifische phonetische (z. B. p. 104 charcher statt chercher) und grammatische (z. B. ib. charité, s. m. statt s. f.) Merkmale erfaßt; selten werden auch Toponyme berücksichtigt, sofern sie im Verhältnis zum Standardfranzösischen formale Besonderheiten aufweisen. Die Perspektive ist rein differentiell, es sollen also nur die Spezifika des Regiolekts beschrieben werden. Dem Umschlagtext kann man entnehmen, daß das Wörterbuch 2240 Artikel umfaßt, die Auszählung unter B- (37-81) ergibt 219 Artikel, was hochgerechnet sogar etwas mehr als 2300 ansetzen läßt; die Zahl der Regionalismen ist um einiges größer, da nicht wenige Artikel mehrere behandeln. Das Inventar ist somit deutlich reichhaltiger als bei vergleichbaren Sammlungen. Die Makrostruktur ist alphabetisch, wobei formale Varianten auch bei divergentem Anlaut (z. B. p. 24 approcher, procher, proger) zusammengefaßt werden, was durch Verweislemmata aufgefangen wird. Komposita und Phraseologismen werden unter einer zentralen Komponente 354 Besprechungen - Comptes rendus 5 E. Littré, Dictionnaire de la langue française, 4 vol., Paris 1863-72. 1 Um nur drei umfänglichere lexikographische Arbeiten zu zitieren: P. Brasseur, Le parler normand. Mots et expressions du terroir, Paris 1990; id., Le parler nantais de Julien et Valentine (d’après la chronique d’Henri Bouyer), Nantes 1993 sowie P. Brasseur/ J.-P. Chauveau, Dictionnaire des régionalismes de Saint-Pierre et Miquelon, Tübingen 1990 (= Canadiana Romanica 5). lemmatisiert, wobei indessen eine gewisse Uneinheitlichkeit sowohl in der Lemmatisierung wie in der Ansetzung von Verweisen auftritt. Drei Beispiele: faire l’eau uriner wird p. 170a s. eau lemmatisiert und erhält p. 194s. s. faire keinen Verweis, dortselbst aber steht faire complot comploter , für das wiederum p. 121 s. Ckein Verweislemma eingerichtet wird; prendre avantage de profiter de dagegen wird p. 35a unter der nominalen Komponente lemmatisiert und erhält p. 371a s. prendre einen Verweis, ebendort kann man sublemmatisiert prendre charge finden, für das dann p. 104a s. Cein eigenes Verweislemma angeführt wird; à nulle part nulle part erhält p. 320b einen eigenen Artikel, wird aber ohne Verweis darauf p. 335b s. part nochmals aufgeführt, das ebendort stehende à quèque part etc. quelque part hingegen wird p. 379a s. quèque nur als Verweis sublemmatisiert. Die praktischen Auswirkungen solcher Inkonsequenzen für den Benutzer sind allerdings gering zu veranschlagen. Die Mikrostruktur ist im Vergleich zu vielen anderen Regionalismensammlungen durch ihre Reichhaltigkeit gekennzeichnet. Auf das Lemma (Fettdruck, Großschrift) folgt die Aussprache in phonetischer Transkription (API) und die grammatische Information. Die Graphie der Lemmata ist normalisiert, d. h. an standardfranzösische Verhältnisse angepaßt, was Divergenzen zwischen Graphie und Lautung (z. B. p. 51b berouettée unter anderem [ba r w ε te]), Schwankungen (z. B. p. 51a berbis [b ε r bi], beurbis [bœ r bi], aber p. 16b s. amener ii: berbis [bœ r bi]) und Generalisierungen erklärt, so der Vorzug für ‹é› bei variabler phonetischer Realisierung [e], [ø] (z. B. p. 146b débarrer sowohl für [deb ɑr e] wie für [døb ɑr e]). Herkömmliche Laut-Schriftzeichen-Relationen werden partiell aufgegeben, z. B. in der graphischen Repräsentation des Nasalvokals p. 293a mâté [m ɑ˜ te]. Die Transkription ist im Gegensatz zu europäischen Regiolekten besonders wichtig, angesichts vom Standardfranzösischen deutlich abweichender phonetischer Spezifika (z. B. werden die Angehörigen einer Wortfamilie verschieden realisiert, cf. p. 66s boss [b ɔ s], aber bossy [b ɑ si] u. v. m.), der Diskrepanz zwischen normalisierter Graphie und Lautung sowie der teilweise markanten Allomorphie (cf. p. 326b où und nicht weniger als sieben weitere Varianten). Eine explizite Erklärung im Transkriptionszeicheninventar p. viii von [c]/ [k] und [ ʃ h]/ [ ] wäre nützlich gewesen, unklar ist die isolierte Verwendung des p. viii nicht aufgeführten [ ] z. B. p. 133a cravate [k r a at] (tatsächlicher Lautwert? , Druckfehler? ). P. 157a s. déserrer wird mit [e˛ ] statt [ ε ] das System gewechselt (als Zitat). Man stößt auf scheinbar widersprüchliche Transkriptionen, die hier nicht beurteilt werden können, cf. z. B. im Falle des Suffixes -age: p. 135a s. crochage [a ], p. 200b s. fermage [a: ʃ ] und wieder p. 218b s. gaminage [a ] (kombinatorische Allomorphie? , Idiolekt? ). Die sich anschließende Bedeutungsdefinition ist einfach, häufig synonymisch oder in Form knapper Paraphrasen, bei Tier- und Pflanzenbezeichnungen wird, sofern bekannt, die wissenschaftliche Bezeichnung gegeben. Manchmal ist allerdings das Äquivalent nicht ausreichend definitorisch, sei es wegen seiner Polysemie (z. B. p. 150b dédoubler doubler , was ist gemeint: rendre double , garnir intérieurement oder dépasser en contournant ? - das knappe Zitat führt nicht weiter), sei es, weil ein Hyperonym angeführt wird (z. B. p. 97a cèdre arbre , mit wissenschaftlicher Bezeichnung). In begrenztem Maße wird auf Bedeutungsrelationen verwiesen, vor allem auf Synonyme, seltener auf Antonyme. In der überwiegenden Zahl der Artikel folgt eine reichhaltige Menge von Zitaten, deren Durchnumerierung den nach ihnen gegebenenfalls aufgeführten Verweis auf unter anderen Lemmata versteckte Materialien erleichtert. Die Zählung der 37 Artikel s. Hergibt insgesamt 117 Belege, also im Schnitt etwas mehr als drei pro Artikel, was eine deutlich reichhaltigere kontextuelle Information darstellt als in Regionalismenwörterbüchern sonst üblich. An das Ende der meisten Artikel ist ein Kommentar gestellt worden, der im wesentlichen auf drei Inhalte eingeht: Geographie, Herkunft/ Geschichte und Verweise auf Quellen. Komplexere Artikel sind übersichtlich durch Numerierung und graphische Symbole gegliedert. Die Mikrostruktur ist standardisiert, allerdings können Bestandteile 355 Besprechungen - Comptes rendus ausgelassen werden: Nicht immer finden sich Zitatbelege (p. 34a avangile etc.), zum Teil wird auf den Kommentarteil verzichtet (cf. p. 48a bè! , p. 56a bien! eh bien engl. well? , p. 56b bilingue, p. 163b djagger etc.). Diesbezüglich ist die Zurückhaltung des Autors besonders ausgeprägt bei Phraseologismen (z. B. p. 184b d’épargne) und grammatischen Elementen, z. B. p. 83a-b ça, p. 100a ceusses, pron. déterminatif ceux, celles , zu dessen Geographie und Geschichte gar nichts gesagt wird, obwohl es sporadisch im Regionalfranzösisch, aber ebenso im fr. populaire (Bauche 1929: 101) auftritt, p. 120a-b comment oder p. 150a en dedans de etc. Daß beim Verweis auf versteckte Zitate Lücken auftreten, ist wahrscheinlich nicht zu vermeiden, ist aber schade in Artikeln, wo jegliches Zitat fehlt, z. B. p. 252b I don’t guess (kein Verweis auf p. 24a après, cit. 3). Nützlich wäre auch der Verweis auf Varianten gewesen, so wird p. 381b quisiment aufgeführt, nicht aber auf quasiment p. 249a s. horsemackerel etc. verwiesen, was belegt hätte, daß die regionale in Konkurrenz zur allgemeinen Variante steht. Selten bleiben Quellenangaben unklar (p. 138a s. cru: «Summerside, ipe, 1975»); die p. 160b s. di gebrauchte Sigle «encl.» (enclitique) fehlt im Siglenverzeichnis. Es spricht für die Qualität der Arbeit, daß in den Zitaten kaum versteckte Regionalismen anzutreffen sind; die wenigen Kandidaten sind in ihrer Beurteilung nicht alle gesichert 2 : s’en 356 Besprechungen - Comptes rendus 2 Benutzte Literatur: (Ballot =) M. Ballot, Eugène Le Roy, écrivain rustique, Paris 1950; (Bauche =) H. Bauche, Le langage populaire. Grammaire, syntaxe et dictionnaire du français tel qu’on le parle dans le peuple de Paris, Paris 3 1929; (Boillot =) F. Boillot, Le français régional de la Grand’Combe (Doubs), Paris 1929; (Bonnaud =) P. Bonnaud, L’auvergnat et le français régional, 2 e édition revue, corrigée, complétée, Clermont-Ferrand 1976; (Brun =) A. Brun, Le Français de Marseille, Marseille 1931; (Decorde =) J.-E. Decorde, Dictionnaire du Patois du Pays de Bray, Paris/ Rouen/ Neufchatel 1852; (DLQ =) L. Bergeron, Dictionnaire de la langue québécoise, Montréal 1980; (DSR =) Dictionnaire suisse romand. Conçu et rédigé par A. Thibault, Genève 1997; (Duchet =) Monique Duchet-Suchaux/ G.Duchet-Suchaux, Dictionnaire du français régional de Franche-Comté, nouvelle édition entièrement revue et largement augmentée, Paris 1999; (Dupré =) P. Dupré, Encyclopédie du bon français dans l’usage contemporain, 3 vol., Paris 1972; (Fertiault =) F. Fertiault, Dictionnaire du langage populaire verduno-chalonnais (Saône-et-Loire), Réimpression de l’édition de Paris 1890, Genève 1980; (FEW =) W. von Wartburg, Französisches Etymologisches Wörterbuch, vol. 1s., Bonn etc. 1922s.; (Fréchet =) Claudine Fréchet, Dictionnaire du parler de la Drôme,Valence 1997 und Claudine Fréchet/ J.-B.Martin, Dictionnaire du français régional de l’Ain (Bresse, Bugey, Dombes), Paris 1998; (Gagny =) Anita Gagny, Dictionnaire du français régional de Savoie (Savoie, Haute-Savoie), Paris 1993; (GPFC =) Glossaire du Parler Français au Canada, préparé par la Société du Parler Français au Canada, Réimpression de l’édition de Québec 1930, Québec 1968; (GPSR =) Glossaire des Patois de la Suisse Romande, fondé par L. Gauchat/ J. Jeanjaquet/ E. Tappolet, vol. 1s., Neuchâtel/ Paris/ Genève 1924s.; (GR =) Le Grand Robert de la langue française. Dictionnaire alphabétique et analogique de la langue française, 2 e édition, entièrement revue et enrichie par A. Rey, 9 vol., Paris 1985; (Grevisse =) M. Grevisse, Le français correct, deuxième édition revue, Paris/ Gembloux 1979; (Haase =) A. Haase, Syntaxe française du XVIIe siècle, Paris 3 1930; (Hanse =) J. Hanse, Nouveau dictionnaire des difficultés du français moderne, 3 e édition, établie d’après les notes de l’auteur avec la collaboration scientifique de Didier Blampain, Louvain-la- Neuve 1994; (Huguet =) E. Huguet, Dictionnaire de la langue française du seizième siècle, 7 vol., Paris 1925-1967; (Jaubert =) H. F. Jaubert, Glossaire du Centre de la France. Supplément, Réimpression de l’édition de Paris 1864-1869, Genève 1970; (Lanher =) J. Lanher/ A. Litaize, Dictionnaire du français régional de Lorraine, 2 e édition revue et augmentée, Paris 1994; (Lengert =) J. Lengert, Regionalfranzösisch in der Literatur, Basel/ Tübingen 1994 und id., Les Helvétismes de Suisse romande au XIXe siècle d’après le Journal intime d’Henri-Fr.Amiel, Paris 1998; (Littré =) E. Littré, Dictionnaire de la langue française, 4 vol., Paris 1863-72; (Michel =) C. Michel, «Étude de la vitalité de quelques régionalismes du français parlé dans la région de Nancy, effectuée dans deux classes des lycées H. Loritz (Nancy) et A.Varoquaux (Tomblaine)», in: J.-P. Chambon/ Cl. Michel/ P. Rézeau (ed.), Mélanges sur les variétés du français de France, d’hier et d’aujourd’hui (I), Paris 1994: 69-113; (Pohl =) J. Pohl, Témoignages sur le lexique de quelques parlers français de Belgique, 16 vol., Bruxelles 1950; venir venir (p. 1a s. a; p. 48a s. beau etc.) («vx ou régional», GR 9: 675b); pus als Formvariante zu plus (p. 1b s. à, p. 5b s. accorder etc.; wird p. 375 nur als Komponente adverbieller Phraseologismen lemmatisiert); s’ennuyer de avoir la nostalgie de (p. 12a s. aller) («vx ou régional», GR 3: 1007b); pouce mesure de longueur (p. 53a s. bête) («dans certains pays» oder «au Canada», GR 7: 649a); deux trois quelques (p. 113a s. cirage) ist einer der sicheren Regionalismen, die übersehen worden sind (Suisse romande, Franche-Comté und dialektal in Ostfrankreich, cf. DSR 1997: 319s.); pied mesure de longueur (p. 118b s. comme) («dans certains pays» oder «au Canada», GR 7: 388b); passé plus de in «passé cinq mille» (GR 7: 147b notiert diesen präpositionalen Gebrauch nur lokal und temporal, nicht quantifizierend; es handelt sich nach FEW 7: 711a um einen Archaismus, den Lengert 1994: 508 auch in der Suisse romande nachweist). Unklare Fälle, die sich der definitiven Beurteilung des Rezensenten entziehen, sind: cordeau corde (p. 15a s. amarre; cf. die abweichenden Definitionen in GR); venir à la religion se convertir [oder] devenir religieux? (p. 30a s. assayer); venir au dur devenir dur, s’endurcir? (p. 47a s. battre); (Substantiv + . . ., c’est) comme ça de long (p. 60a s. boëtter, p. 67b s. boucaner, p. 110a s. chien); jusqu’à ici (p. 64a s. boom); dur à voir difficile? (GR 3: 692b verzeichnet dur in dieser Bedeutung nur «sans compl[ément]»); lait exprès ? (p. 88a s. can); ci et ça ainsi de suite, et cætera? (p. 93a s. carnassier); (faire) venir (des cochons) grandir (p. 116b s. cochon); mener la charrue conduire la charrue, labourer à la charrue (p. 133b s. creuseur); chandelle de glace glaçon (p. 171a s. eave); taillant tranchant (p. 217b s. galfat) (das Wort wird in den Wörterbüchern uneinheitlich behandelt, für GR 9: 136a ist es «rare et technique», TLF 15: 1316a markiert «vieilli»); tourner la langue à qqn. ? (p. 297b s. menterie); paye de vieux pension de retraite? (p. 344b s. petitesse); mettre après fixer? (p. 425b s. sottille, fehlt p. 24a s. après). Nicht sicher könnte auch der Status des einen oder anderen der vielen Anglizismen sein, die (sorgsam mit Bedeutungsbeschreibungen versehen) in den Zitaten erscheinen. Im Sinne des Autors sind sie als okkasionell zu werten, von der kanadafranzösischen Lexikographie werden indessen für Québec einige als lexikalisiert nachgewiesen (was natürlich nicht die Generalisierbarkeit auf Terre-Neuve implizieren muß), z. B. p. 27b s. arrière: swamp marécage (DLQ 1980: 475 swampe), p. 124b s. corde: cent sou (DLQ 1980: 118 cent centième partie du dollar ), p. 146b s. débarquer: raft radeau (DLQ 1980: 403 raft train de bois flotté ); p. 244b s. harnois: belt courroie (DLQ 1980: 75 belt). Nicht immer wird ein Anglizismus explizit verdeutlicht, so p. 189b États États-Unis ( engl. States). Ein weiteres Indiz für die sorgfältige Gestaltung des Wörterbuchs ist die Tatsache, daß keine Irrläufer als Regionalismen aufgefaßt worden sind. Nur wenige Fälle sind in dieser Hinsicht diskutabel: p. 44a-b descendre en bas descendre ist eher fr. familier/ populaire als wirklich regiolektal, cf. Dupré 1972/ 1: 666; p. 52a der transitive Gebrauch von avoir besoin ist ebenfalls fr. populaire (so schon Bauche 1929: 103, cf. Grevisse 1979: 27: «cette construction transitive reste cantonnée dans l’usage populaire»); p. 97a-b à cause que parce que wird hier als in Frankreich regional vitaler Archaismus gedeutet, ist aber de facto in sovielen Regionen bezeugt, unter anderem: Champagne (Régin 1992: 13), Savoie (Gagny 1993: 42) etc., daß erneut von fr. populaire ausgegangen werden muß (cf. in diesem Sinne 357 Besprechungen - Comptes rendus (Puitspelu =) N. Du Puitspelu, Le Littré de la Grand’Côte, Paris 1968 [= 2 1903]; (Régin =) Y. Régin, Mots et expressions d’hier et d’aujourd’hui glanés dans le Vallage, le Perthois et le Sud-Barrois, Langres 1992; (Rolland =) M. Rolland, Dictionnaire des expressions vicieuses et des fautes de prononciation les plus communes dans les Hautes et les Basses-Alpes, Gap 1810; (Schüle =) Rose-Claire Schüle, L’inventaire lexicologique du parler de Nendaz (Valais), vol. 2: L’homme, être physique, Basel/ Tübingen 1998; (TLF =) Trésor de la langue française. Dictionnaire de la langue du xix e et xx e siècle (1789-1960), publié sous la direction de Paul Imbs, 16 vol., Paris 1971-94; (Verrier =) A.-J.Verrier/ R. Onillon, Glossaire Etymologique et Historique des Patois et des Parlers de l’Anjou, 2 vol., Angers 1908; (Wolf =) L. Wolf/ P. Fischer, Le français régional d’Alsace, Paris 1983; (Zöckler =) R. Zöckler, Die Beteuerungsformeln im Französischen, Chemnitz/ Leipzig 1906. Bauche 1929: 143 und Hanse 3 1994: 196 «conjonction . . . restée vivante dans la langue populaire»); p. 290b marier, v.tr. épouser wird hier als nordfr., belgischer und kanadischer Regionalismus präsentiert, der eine ältere Sprachstufe fortführt, in Wahrheit handelt es sich um ein überregionales Element des fr. populaire (Bauche 1929: 231 und auch TLF 11: 398b und GR 6: 259b, die beide Markierungen verzeichnen); p. 434a pour sûr ist ebenso eher fr.populaire als regiolektal spezifisch (eventuell fr. rural). Die methodischen Probleme sind überwiegend gering zu veranschlagen. Das wohl eindeutigste Defizit liegt in der Beschreibung der Geographie. Der Autor konzentriert sich sichtlich darauf, die Gemeinsamkeiten zum amerikanischen Französisch (Québec, Acadie, Louisiana) und zu französischbasierten Kreolvarianten herauszustellen und sich in der Aufführung der französischen Dialekte auf den nordwestlichen Raum zu begrenzen, um somit die außersprachlich begründete wahrscheinlichste Herkunftshypothese zu untermauern. Er vernachlässigt dabei zum Teil die anderen Dialekte und sonstige Varietäten des europäischen Französisch. Deren allerdings aufwendige Berücksichtigung hätte synchron-deskriptive Vorzüge gehabt, nämlich eine realistischere Darstellung der Wortzone, sie hätte ab und an auch eine nuanciertere historische Deutung erlaubt, denn nicht immer müssen Siedler aus Westfrankreich Regionalismen importiert haben, wie ein Fall wie p. 121a comprenure faculté de comprendre andeutet, das nach FEW 2/ 2: 988b nur ostfr. ist (von einem in der Normandie belegten Typus comprenture abgesehen). Angesichts der vorrangig lexikalischen Ausrichtung werden andere Informationen (z. B.in der Introduction) nicht immer explizit gemacht sondern bleiben in den Zitaten versteckt. Dies gilt für die Phonetik, so die Elision auch von qui (p. 135a croche). Dies betrifft auch die Morphologie, z. B. Formen wie i[ls] veniont (p. 1b s. à), je traversions (p. 2a s. à), j’avons (p. 3a s. à), je perdons (p. 3b s. abat), il [s] avont (p. 9a s. affaire) und zahlreiche andere Belege für diesen Gebrauch der Flexionsmorpheme; je vas (p. 7b s. acouter); habit, s. f. statt s. m. (les grosses habits, p. 87a s. calotte); den Gebrauch von avoir statt être in der Flexion der Pronominalverben (la glace s’a mis à . . . p. 2a s. à, personne s’a lamenté de . . . p. 123a s. cookage, cf. p. xlv). Desgleichen bleiben syntaktische Phänomene auf die Zitate begrenzt: fehlende Kongruenz im Falle von tout la nuit (p. 37a s. baby; Druckfehler? ); Gebrauch von relaxer als v.intr. (p. 167a s. drès que) anstelle standardfr. v.tr./ pron. (GR 8: 194a), eventuell nach engl. to relax? ; Indikativ statt Konjunktiv nach avant que (p. 215a s. gaboter: «avant qu’il a venu»); c’est un même hareng comme les autres (p. 266a s. king herring, erwartbar wäre wohl der bestimmte Artikel); vous avez venu de la France (p. 355b s. plane; der Gebrauch des bestimmten Artikels vor Ländernamen scheint abweichend.Auffällig ist auch der hier nur partiell (cf. p. xlv) thematisierte Gebrauch des Adverbs là, der nicht standardfranzösisch erscheint: en haut là (p. 69a s. bouillée), en dessous là (p. 73a s. branches), là les os (p. 76b s. brochet), sus les âbres [ arbres ] là (p. 110b s. chique), tout ça là (p. 117a s. coco), en-dedans là (p. 131a s. couteau) par là-bas là (p. 175a s. égard) etc. Hinsichtlich lexikalischer Fragestellungen wäre zu bemängeln, daß potentielle Phraseologismen nicht explizit markiert, sondern den Zitaten überlassen werden, was ihre Fixierung vor allem bei den festen Vergleichen offenläßt: p. 46a avoir la langue comme un batte-feu; p. 51b avoir une tête de beurton être têtu; intelligent (die Bedeutungsbeschreibung wird im Zitat gegeben, obwohl der Beleg nicht sublemmatisiert wird); p. 97a jolie comme une catin; p. 210a fret [ froid ] comme le Diable; p. 347a s. picocher: noir comme le poêle; p. 400a croire comme de la roche; p. 422b smart comme le mausesse [ diable ]. Ergänzungen zu einzelnen Lemmata: p. 11a der Phraseologismus pas un air de vent . . . souffle de vent , hier außerdem noch in Québec bezeugt, findet sich in der Region des Genfer Sees wieder (air de bise, air de vent, cf. Lengert 1998: 41); p. 18a animau animal ist nicht nur dialektal, sondern auch fr.populaire (Bauche 1929: 194); p.24a se mettre après s’occuper de ist nicht nur in der Saintonge, sondern auch in der Franche-Comté (Duchet 1999: 14), dem département Ain (Fréchet 1998: 17) und in anderen Regionen beheimatet und vielleicht eher 358 Besprechungen - Comptes rendus ein Archaismus; p. 24b à l’arbours à rebours ist nicht nur in Kanada und Louisiana, sondern im 19. Jh. unter anderem auch in nord- und westfranzösischen Regiolekten beheimatet, z. B. in der Normandie (Decorde 1852: 117), und erscheint in Quellen des français populaire (D’Hautel 1808, in: FEW 10: 137b), ist also vermutlich als Substandard-Archaismus zu betrachten; p. 30a postponiertes assez wird hier u. a. im Pikardischen und im Nantais nachgewiesen, ist aber ebenso fr. populaire (Bauche 1929: 138); p. 37b die Formvariante bacatelles, «non signalée ailleurs», ist sicher auch in den galloromanischen Dialekten beheimatet, cf. GPSR 2: 190b Valais bakatèl¯a; p. 40b balle testicule wird, unter anderem mit dem Argument des Fehlens in den galloromanischen Dialekten, als Lehnbedeutung nach engl. balls interpretiert, die Bedeutungsübertragung liegt aber auf der Hand und findet sich z. B. ebenfalls im Valais (GPSR 2: 216a) und mutmaßlich anderswo; p. 44b aller en bas descendre wird als Lehnbildung nach engl. to go down interpretiert, ist aber vielleicht eher ein Archaismus (cf. Béroalde de Verville aller en bas tomber , Ch. Sorel s’en aller en bas descendre in Frantext, wobei die Datenbank sporadische Belege bei französichen Autoren des 20. Jhs. erbringt; cf. ebenso im Regiolekt des Valais, Schüle 1998: 100), ähnliches gilt vielleicht ib. für mettre bas; p. 44b en bas, loc. prép. sous wird hier nur in Louisiana und im Antillenkreol nachgewiesen, ist aber galloromanischen Ursprungs, wo es seit 1530 in der Suisse romande (Pier 1926: 42s., DSR 1997: 118), aber auch in der Franche-Comté (Boillot 1926: 103) belegt ist; p. 61b zu bois à feu bois de chauffage wäre vielleicht synonymes Suisse romande bois de feu zu notieren, doch Zusammenhänge sind fragwürdig; p. 71b bouteille biberon ist nicht nur in der Normandie, sondern auch anderswo, unter anderem in Belgien (Hanse 3 1994: 173), partiell im ostfranzösischen Raum und, isoliert hiervon, im Périgord (Ballot 1950: 33) bekannt; p. 101b en champ au pré «n’a été relevée ailleurs qu’en Nantais», was die reale Wortzone dieses Regionalismus (der, wie zu ergänzen wäre, ein Archaismus ist) erheblich verfälscht, der vor allem in dem verbalen Phraseologismus aller en champ im Centre (en champ «aux champs, dans les champs», Jaubert 1864: 140), vor allem aber in großen Teilen Ost- und Südostfrankreichs und der Suisse romande beheimatet ist; p. 108a donner du chemin donner de la voie (à une scie) wird hier nur noch als québecfranzösisch ausgewiesen, ist aber auch in der Suisse romande (Pier 1926: 119) und der Franche-Comté (Boillot 1926: 140) nachgewiesen (cf. auch GPFC 1930: 196: «se dit en France»); p. 129a couper au court raccourcir ist entgegen Brasseur, der es sonst nur noch in Québec belegt, auch in ostfranzösischen regionalen Varietäten gängig: Nancy (Michel 1994: 82); p. 132a das part. passé couvri von couvrir ist entgegen Brasseur sehr wohl in Frankreich belegt, z. B. im burgundischen Dialektraum (Fertiault 1890: 101), kann also nicht als immanente Kreation gewertet werden; p. 136b croire de + inf. ist kein «emploi particulier», sondern ein Archaismus (Haase 1930: 284); p. 144b sus les darrières, loc. adv. dans l’arrière-pays ist vielleicht nicht so «spécifique» wie angenommen, zumindest drängt sich die Ähnlichkeit der Substantivierung zu Suisse romande 19. Jh. les derrières la partie d’un bâtiment opposée à la façade principale («Nous habitions sur les derrières de la maison», GPSR 5/ 1: 443a) auf; dasselbe gilt für ib. verzeichnetes en darrière en arrière , das GPSR mit einem Beleg aus dem Jahre 1668 benennt und das sicher ein Archaismus ist (Huguet 3, 23, erbringt drei Belege des aus Bourges stammenden Cl. Deroziers 1542); p. 159b deusse ist nicht nur eine «forme d’origine dialectale», sondern auch français populaire (Bauche 1929: 50); p. 162a pour dire pour ainsi dire wird hier nur mit Parallelen im Québec- und Acadiefranzösisch in Verbindung gebracht, ist aber auch sporadisch in galloromanischen Regiolekten beheimatet: Belgien («dial. et pop.», Pohl 1950/ 12: [P]192), Centre (Jaubert 1864: 534), Brasseur 1993: 212, der sich hier selbst nicht zitiert, meint dazu: «nous paraît un équivalent populaire de pour ainsi dire»; p. 193a der Phraseologismus figure à deux faces hypocrite wird als «locution originale» aufgeführt, was hinsichtlich der Form zutreffend ist, semantisch indessen ähnelt er dem weitverbreiteten Regionalismus air à deux airs; p. 231b pas grand de pas beaucoup de , das hier nur in bezug auf das Québecfranzösische 359 Besprechungen - Comptes rendus notiert wird, stammt aus französischen Regiolekten, so dem Anjou (avoir grand de terres avoir une bonne étendue de terres , Verrier 1908/ 1: 446) oder dem Centre (Jaubert 1864: 341); p. 237b gros de beaucoup de wird mit français familier gagner gros in Verbindung gebracht, existiert aber sporadisch in fr. Regiolekten, so in Lyon (avoir gros de peine beaucoup de peine , Puitspelu 2 1903: 192); p. 245b en haut, loc prép. en haut de wird ohne weitere Information notiert, es sei darauf hingewiesen, daß derselbe Phraseologismus im Regiolekt der Suisse romande existiert (DSR 1997: 444s., dort wird auf Parallelen in Frankreich hingewiesen); p. 251a-b der Gebrauch von postnominalem demonstrativem ici, für das Brasseur noch auf Québec/ Acadie verweist, ist in galloromanischen Regiolekten belegt (cf. Pier 1926: 308); p. 262b par un bon jour un jour wird hier als «emploi particulier» verzeichnet, signalisiert sei gleich strukturiertes, verstärktes tout par un beau jour, das sporadisch im Valais bekannt ist (und für das Frantext Belege bei M. Proust erbringt, vielleicht als Reflex regionaler Spracheigentümlichkeiten); p. 286a für den Plural mals statt maux wird nur auf kanadische Parallelen verwiesen, es handelt sich um ein auch in der Galloromania regiolektal (cf. Pier 1926: 344 für die Suisse romande) und im français populaire (Bauche 1929: 85) verbreitetes Phänomen; p. 311b musique à bouche harmonica wird hier außer Kanada/ Louisiana nur noch Savoyen zugewiesen, ist aber regiolektal in der Galloromania sicher weiter verbreitet (cf. DSR 1997: 526s.); p. 318a werden unter nom eine Reihe von Flüchen (nom de Dzou, de Diousse etc.) notiert,für die Zöckler 1906: 28, 54 partiell Parallelen in französischen Dialekten erbringt, nom de Diou ist in der Suisse romande bekannt; p. 320b à nulle part nulle part wird hier mit FEW nur auf die Suisse romande begrenzt, ist aber in der Galloromania wesentlich weiter verbreitet: Lorraine (Lanher 1994: 112), Savoie (Gagny 1993: 13), Drôme (Fréchet 1997: 129) etc.; wie problematisch die Informationshaltigkeit des FEW ist, zeigt die p. 336a aufgestellte Behauptung, à quelque part und en quelque part seien in Kanada, «mais pas en France» belegt, in Realität finden sich beide Varianten in mehreren Regionen: Anjou (en queuque part, Verrier 1908/ 2: 88),Alsace (à quelque part, Wolf 1983: 26), Dauphiné (à/ en quelque part, Rolland 1810: 119) etc., eine Verbreitungsstruktur, die letztlich mehr auf ein Substandardelement als auf einen Regionalismus schließen läßt; p. 354a en place de à la place de ist nicht nur dialektal/ regiolektal (auch hier weiter verbreitet als von Brasseur angegeben), es ist vor allem einArchaismus (Haase 1930: 342s.); p. 355a plaine étendue plate ist vielleicht von engl. plain beeinflußt; p. 417a zu guérir de segret guérir par des moyens non médicaux werden nur kanadafranzösischen Parallelen genannt, der Phraseologismus ist jedoch auch in Frankreich beheimatet und wohl von dort importiert worden: Lorraine (Lanher 1994: 137); p. 418b das Partizip sentu zu sentir ist nicht nur in der Acadie, sondern auch dialektal und regiolektal in der Galloromania bezeugt (Fertiault 1890: 394 und andere Regionen); p. 419b s. shaker, Zitat 2 ist nicht transitiv (wie nach dem Lemma registriert); p. 420a der adverbielle Phraseologismus si par cas (que) pour le cas où wird hier einem dialektalen Typ si en cas der Normandie angenähert, ist aber im 19. und partiell 20. Jh. als Regionalismus im Midi gängig: Provence (Brun 1931: 93) etc., es fehlt der Verweis auf Québec und Acadie, wo die Wendung ebenfalls nachgewiesen ist; p. 433a temporalem en suite de après (das nicht von ensuite de zu trennen ist) wird im Standardfranzösischen nur ein kausaler Gebrauch zugeschrieben, dabei aber übersehen, daß die temporale Bedeutung auch dort heimisch gewesen ist, es sich also um einen Archaismus handelt, der im übrigen in bestimmten Kontexten (ensuite de cela, ensuite de quoi) überlebt hat, letzteres ist, trotz Brasseur («ne semble pas usité au Canada») auch im Québecfranzösischen belegt (DLQ 1980: 208 ensuite de ça ensuite ); p. 442a dans le vieux temps autrefois ist nicht nur in Kanada, sondern auch in der Suisse romande geläufig, aber ebenso in der Auvergne (Bonnaud 1976: 43); p. 445a thé infusion , die nach TLF formulierte nuancierte Hypothese «est enregistré en français sans marque d’usage» ist wohl prekär, cf. DSR 1997: 693s.; p. 450a tout le tour, loc. adv. und tout le tour de, loc. prép. sind auch in der Suisse romande belegt, letzterer Phraseologismus auch in der Auverg- 360 Besprechungen - Comptes rendus ne (Bonnaud 1976: 42), Frantext erbringt einen Beleg für tout le tour bei V.-E. Fléchier 1710, was einen Archaismus vermuten läßt; p. 466b der Phraseologismus venir à rien ist ein Archaismus und auch in der Galloromania noch sporadisch vital, nur die Bedeutung ist spezifisch; p. 473b der adverbielle Gebrauch von vrai vraiment, très ist in der Galloromania sicherlich weiter verbreitet als, wie hier angegeben, im frankoprovenzalischen und provenzalischen Raum, besonders interessant ist ein Nachweis im Anjou («C’était vrai beau» etc., Verrier 1908/ 2: 330). Zusammenfassend kann man feststellen, daß manche der vorgebrachten Ergänzungen mit den Defiziten von FEW 1, 2/ 1 und 3 und der mangelnden Überprüfung in Quellen des galloromanischen Regionalfranzösisch zusammenhängen. Eine ganz andere Frage wäre die nach der Erweiterbarkeit der Materialien. Manches wird z. B. schon in Littré nachgewiesen, als expliziter Regionalismus oder als «terme de marine» der französischen Fischer vor Terre-Neuve (und damit wohl daselbst), beispielhaft seien erwähnt (alle fehlen im GR und, mit einer Ausnahme, im TLF): banquais, s. m. navire ou homme faisant la pêche sur le banc de Terre-Neuve (1: 292c; cf. Brasseur 2001: 41 banquier); charoi, s. m. embarcation qui sert aux bâtiments faisant la pêche de la morue à Terre- Neuve (1: 567c); conge, s. m. vase pour mettre l’huile de morue, lors de la pêche de Terre- Neuve (1: 733a); drache, s. f. huile de morue non encore épurée (2: 1237b); échafaud, s. m. grand treillis de bois sur lequel on fait sécher la morue à Terre-Neuve (2: 1268b; cf. TLF 7: 617b: «Région. [Canada]»); oiseau des glaces moineau de mer (3: 590c s. moineau); moruau, s. m. petite morue, à Terre-Neuve (3: 636c); voyage de prime le premier voyage de l’année, fait par les pêcheurs au banc de Terre-Neuve, et qui fournit une pêche plus abondante que le second (3: 1317a s. prime). Es gibt also sicher noch Entdeckungen zu machen, auch hinsichtlich älterer Sprachstufen. All diese Bemerkungen dürfen keineswegs darüber hinwegtäuschen, daß das formal sehr sorgsam gestaltete 3 Wörterbuch ein inhaltlich überaus reichhaltiges, methodisch rundum überzeugendes, im Verhältnis zu vergleichbaren regiolektalen Wörterbüchern in jeder Hinsicht überdurchschnittliches Werk darstellt, das man nur empfehlen und dem man - trotz seines exorbitanten Preises - die ihm gebührende Verbreitung wünschen kann. Für die beschriebene Varietät des kanadischen Französisch wird es sicher zum Standardwerk werden. J. Lengert ★ 361 Besprechungen - Comptes rendus 3 Irreführend sind: p. 215b s. gaboter [gab˜te] [ gab ɔ˜ te [? ]; p. 340b s. peau: zweimal identische Transkription [po] (zweites Mal = [p ɔ ]? ); p. 304b s. mopper als Bedeutungsdefinition «passer la mop», obwohl ib. mop balai à franges als s. m. gegeben wird. Die Quelle des Zitats fehlt p. 36a s. avirée. Überwiegend sind die Druckfehler wenig störend: p. 3b s. abattis: abbatuere [ abbattuere; p. 8b s. adonner 715a. [ 715a; p. 17b s. ancre: s. m.. [ s. m.; p. 68b s. boudins: s.mpl. [ s. m.pl.; p. 154 s. délivrer: Transkriptionsklammer fehlt; p. 184b s. épaulée: ),. [ ).; p. 189a s. étal: rarerement [ rarement; p. 217b s. galette: identifiiée [ identifiée; p. 241a s. habiter: atesté [ attesté; p. 258a s. jambette: donner [ donner; p. 318a s. noie: Walllonie [ Wallonie; p. 363b s. portrait: dialectauxde [ dialectaux de; p. 393b s. renforcir: est considéré est comme [ est considéré comme; p. 394a s. repasser: maisonsAller [ maisons Aller; p. 405a s. routine: prendre, Savoir [ prendre, savoir; p. 409b s. salebarbe: Terre-neuve [ Terre- Neuve; p. 416b s. sécher: faire [ faire; p. 420b s. siau Abstand Zitat 4; p. 448a s. tit: popualire [ populaire; p. 467a s. vent: Suffoquer, Perdre [ Suffoquer, perdre. Die Reproduktion von Formen z. B. des FEW kann hier nicht überprüft werden, zumindest in einem Fall modifiziert sie das Original, p. 258b s. jars «Vosges [zˇ ñ r a]», recte FEW 16, 17b [zˇ ñra]. Die Gestaltung der Bibliographie beinhaltet einige kleinere Mängel (Vornamen der Verfasser und Verlag werden einige Male nicht genannt), die jedoch nie das Aufspüren der zitierten Titel erschweren.