Vox Romanica
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Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniVicente Calvo Fernández, Grammatica Proverbiandi. Estudio de la Gramática Latina en la Baja Edad Media Española, Münster (Nodus) 2000, 189 p. (Materialien zur Geschichte der Sprachwissenschaft und der Semiotik 11)
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B. Löfstedt
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weitverbreitete Indifferenz gegenüber dem religiösen Theater sollte nach 1936 durch eine, dem Ruf des Dichters ebenso abträgliche, nationalkatholische Orientierung abgelöst werden. Dadurch geriet Calderón, zumindest in Spanien, ein letztes Mal in jenes schiefe Licht, in dem ihn viele seit Jahrhunderten sehen wollten. G. Güntert ★ Vicente Calvo Fernández, Grammatica Proverbiandi. Estudio de la Gramática Latina en la Baja Edad Media Española, Münster (Nodus) 2000, 189 p. (Materialien zur Geschichte der Sprachwissenschaft und der Semiotik 11) Der Terminus Grammatica Proverbiandi im Titel des anzuzeigenden Buches bezieht sich auf lateinische Grammatiken, die lateinische Wörter und Sätze ins Spanische übersetzen, cf. die Definition p. 48 (aus einer Grammatik des 15. Jhs.): Quid est ars proverbiandi? Est ars qui scit latinum cum romancio concordare. Der Untersuchung zugrunde liegt eine im Codex 8950 der Biblioteca Nacional in Madrid enthaltene Grammatik; die Handschrift wurde im Jahr 1427 geschrieben. Cf. p. 11 und 90ss. Calvo hat diese Grammatik in seiner Dissertation herausgegeben, aber diese Dissertation ist leider bisher ungedruckt geblieben. Ich gebe ein Verzeichnis der Kapitelrubriken: 1. Introducción; 2. La enseñanza del latín en la Edad Media; 3. La Gramática en la España medieval; 4. Origen y precedentes de la Grammatica Proverbiandi; 5. Características de la Grammatica Proverbiandi; 6. La Grammatica Proverbiandi en el Humanismo; 7. La Gramática del MS. 8950 de la BN: consideraciones formales; 8. Estudio del contenido lingüístico y gramatical de M; 9. Conclusiones. Die Arbeit ist insofern interessant, als eine Gattung von mittelalterlichen Grammatiken behandelt wird, die bisher wenig berücksichtigt worden ist. Sie ist aber etwas chaotisch; dem Autor fällt es schwer, den roten Faden zu behalten, und es gibt viele Wiederholungen: z. B. kehrt dasselbe Zitat aus Bursill-Hall p. 10 und 32 wieder. In der Bibliographie p. 169 wird L. Reillys Edition von Petrus Helias, Summa super Priscianum (1993) verzeichnet, aber überflüssigerweise wird p. 167 eine Handschrift mit demselben Text aufgeführt. P. 171 wird genau derselbe Aufsatz zweimal verzeichnet, und zwar das eine Mal unter dem Namen Calvo V., das andere Mal unter den Namen Calvo V. und Esparza M.A.; er wird auch p. 167 angeführt. L. Holtz’ große Donatus-Ausgabe wird p. 19 rühmend erwähnt, fehlt aber in der Bibliographie. Noch einige Randnotizen. P. 18: «La escuela danesa con Pinborg, Otto y Roos a la cabeza, es la responsable de gran cantidad de ediciones y trabajos, unos excelentes y otros no tanto, como tendremos ocasión de comentar.» Ich habe keine schwerwiegende Kritik an diesen - m. E. im allgemeinen vorzüglichen - Ausgaben in Calvos Buch gefunden. - P. 21 bespricht Calvo den Ersatz klassischer Zitate durch biblische im Frühmittelalter; ein Hinweis auf Smaragdus’ Grammatik (Corp. Christ., Cont. Med. 68) wäre in diesem Zusammenhang am Platze gewesen. - P. 96: Das Vorkommen des Ausdrucks per consequens in der Grammatik vom Jahr 1427 ist bemerkenswert; ich habe ihn nur neulateinisch belegt: Arctos 23 (1989): 137 (Hobbes), Vetenskapssocieteten i Lund, Årsbok 1983: 38 (Luther), Svenska Linnésällskapets Årsskrift 1990/ 91: 62 (Linnés Dissertationen). - P. 104: «El término regere es de creación medieval. Aunque comenta Lozano . . . que esta palabra está documentada una vez con ese sentido [d. h. einen Kasus regieren u. dgl.] en Servio, lo cierto es que no vuelve a aparecer hasta la época de Abelardo y Hugo de San Víctor». Bereits Ch. Thurot, Extraits de divers manuscrits latins pour servir à l’histoire des doctrines grammaticales au moyen âge, Paris 1869: 82, hat darauf aufmerksam gemacht, daß Hugo von St. Viktor oft 370 Besprechungen - Comptes rendus regere regieren verwendet 1 . Er bemerkt auch, daß regere in diesem Sinne im Traktat «De idiomatibus casuum» (ed. H. Keil, Grammatici Latini vol. 4: 572,11s.) begegnet: «De verbis quae regunt varios casus. Activa verba semper accusativum regiunt casum.» Überhaupt ist es nichts weniger als cierto, daß regere regieren seit Servius erst bei Abelard und Hugo wieder auftaucht; cf. Cledonius (ed. Keil, Grammatici Latini, vol. 5: 19,3) «accusativum casum regit»; Pompeius (Grammatici Latini, vol. 5: 238,10s.) «misereor semper genetivum regit»; 12s. «misereor . . . accusativum regit»; 26 «avertor ablativum regit», 27 «fruor septimum regit»; etc. Cf. auch Sedulius Scottus In Donatum maiorem (Corp. Christ., Cont. Med. 40 B: 74) « Itur motionem significat, ideo in accusativum regit» (allerdings hat die einzige Hs. accusativo regitur, aber die Emendation dürfte richtig sein). B. Löfstedt ★ André Thibault, Perfecto simple y perfecto compuesto en español preclásico. Estudio de los perfectos de indicativo en «La Celestina», el «Teatro» de Encina y el «Diálogo de la lengua», Tübingen (Niemeyer) 2000, 239 p. (Beih.ZRPh. 301) In seiner Studie zum Perfektgebrauch in drei ausgewählten Werken aus dem español preclásico orientiert sich André Thibault an den Ansätzen Harald Weinrichs und Émile Benvenistes. Ihren Dichotomien «erzählende Tempora versus berichtende Tempora» bzw. «histoire versus discours» steht er kritisch gegenüber, nicht zuletzt, weil sie seines Erachtens für das Spanische aufgrund des sehr umfassenden Anwendungsbereiches des Perfecto simple nur von sehr eingeschränktem Nutzen sind. Verf. beginnt seine Studie, die sich durch methodisch sauberes Vorgehen und umsichtige Analysen auszeichnet, mit einer Skizze über den Gebrauch der Perfekttempora in den romanischen Sprachen. Meistens koexistieren bekanntlich ein synthetisches, auf das lateinische Perfekt zurückgehendes Tempus und ein analytisches, im Vulgärlatein entstandenes Perfekt. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Perfekttypen sowie ihre Relation zu den anderen Tempora unterscheiden sich allerdings in den diversen Sprachen teilweise beträchtlich. Thibault differenziert zwischen drei Gruppen. In der nördlichen Gruppe ist das synthetische Perfekt in der gesprochenen Sprache im Prinzip verschwunden, was natürlich nicht ohne Auswirkungen auf das Tempussystem bleibt. Zu dieser Gruppe gehören das Französische - der Verf. spricht an dieser Stelle vom «francés oral espontáneo» (2) -, das Rätoromanische, die norditalienischen Dialekte sowie die Mehrzahl der rumänischen Varietäten. Die zweite Gruppe, «el grupo central», laut Verf. «en cierta manera el más importante y extendido» (4), wird von Sprachen gebildet, in denen beide Perfekttempora häufig verwendet werden und jeweils ihren eigenen Verwendungsbereich aufweisen. Hier scheint mir allerdings der Hinweis nötig, daß «más importante» nur gilt, wenn man die sprachliche Situation in Hispanoamerika außer acht läßt. Zu dieser Gruppe zählen neben dem «español peninsular y académico» das geschriebene Französisch, vor dessen Vernachlässigung der Verf. warnt (gewissermaßen eine pro domo-Argumentation, dient sie doch der Aufwertung des grupo central), das Okzitanische, das «italiano ‹toscano›, escrito y normativo» (4) - allerdings konkurrieren die beiden Tempora auch in den toskanischen Dialekten - und das literarische Rumänisch. Die dritte Gruppe bezeichnet Thibault als «más bien periférico y meridional» (2). Sie rekrutiert sich aus Sprachen, in denen das analytische Perfekt wesentlich seltener verwendet wird als das synthetische Tempus, das als unmarkierter Teil der Opposition bezeichnet werden kann. Zu dieser Gruppe zählen das Asturische, das Galizische, 371 Besprechungen - Comptes rendus 1 Thurot wird in diesem Zusammenhang nicht von Calvo zitiert.
