Vox Romanica
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Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniAndré Thibault,Perfecto simple y perfecto compuesto en español preclásico. Estudio de los perfectos de indicativo en «La Celestina», el «Teatro» de Encina y el «Diálogo de la lengua », Tübingen (Niemeyer) 2000, 239 p. (Beih.ZRPh. 301)
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Yvonne Stork
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regere regieren verwendet 1 . Er bemerkt auch, daß regere in diesem Sinne im Traktat «De idiomatibus casuum» (ed. H. Keil, Grammatici Latini vol. 4: 572,11s.) begegnet: «De verbis quae regunt varios casus. Activa verba semper accusativum regiunt casum.» Überhaupt ist es nichts weniger als cierto, daß regere regieren seit Servius erst bei Abelard und Hugo wieder auftaucht; cf. Cledonius (ed. Keil, Grammatici Latini, vol. 5: 19,3) «accusativum casum regit»; Pompeius (Grammatici Latini, vol. 5: 238,10s.) «misereor semper genetivum regit»; 12s. «misereor . . . accusativum regit»; 26 «avertor ablativum regit», 27 «fruor septimum regit»; etc. Cf. auch Sedulius Scottus In Donatum maiorem (Corp. Christ., Cont. Med. 40 B: 74) « Itur motionem significat, ideo in accusativum regit» (allerdings hat die einzige Hs. accusativo regitur, aber die Emendation dürfte richtig sein). B. Löfstedt ★ André Thibault, Perfecto simple y perfecto compuesto en español preclásico. Estudio de los perfectos de indicativo en «La Celestina», el «Teatro» de Encina y el «Diálogo de la lengua», Tübingen (Niemeyer) 2000, 239 p. (Beih.ZRPh. 301) In seiner Studie zum Perfektgebrauch in drei ausgewählten Werken aus dem español preclásico orientiert sich André Thibault an den Ansätzen Harald Weinrichs und Émile Benvenistes. Ihren Dichotomien «erzählende Tempora versus berichtende Tempora» bzw. «histoire versus discours» steht er kritisch gegenüber, nicht zuletzt, weil sie seines Erachtens für das Spanische aufgrund des sehr umfassenden Anwendungsbereiches des Perfecto simple nur von sehr eingeschränktem Nutzen sind. Verf. beginnt seine Studie, die sich durch methodisch sauberes Vorgehen und umsichtige Analysen auszeichnet, mit einer Skizze über den Gebrauch der Perfekttempora in den romanischen Sprachen. Meistens koexistieren bekanntlich ein synthetisches, auf das lateinische Perfekt zurückgehendes Tempus und ein analytisches, im Vulgärlatein entstandenes Perfekt. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Perfekttypen sowie ihre Relation zu den anderen Tempora unterscheiden sich allerdings in den diversen Sprachen teilweise beträchtlich. Thibault differenziert zwischen drei Gruppen. In der nördlichen Gruppe ist das synthetische Perfekt in der gesprochenen Sprache im Prinzip verschwunden, was natürlich nicht ohne Auswirkungen auf das Tempussystem bleibt. Zu dieser Gruppe gehören das Französische - der Verf. spricht an dieser Stelle vom «francés oral espontáneo» (2) -, das Rätoromanische, die norditalienischen Dialekte sowie die Mehrzahl der rumänischen Varietäten. Die zweite Gruppe, «el grupo central», laut Verf. «en cierta manera el más importante y extendido» (4), wird von Sprachen gebildet, in denen beide Perfekttempora häufig verwendet werden und jeweils ihren eigenen Verwendungsbereich aufweisen. Hier scheint mir allerdings der Hinweis nötig, daß «más importante» nur gilt, wenn man die sprachliche Situation in Hispanoamerika außer acht läßt. Zu dieser Gruppe zählen neben dem «español peninsular y académico» das geschriebene Französisch, vor dessen Vernachlässigung der Verf. warnt (gewissermaßen eine pro domo-Argumentation, dient sie doch der Aufwertung des grupo central), das Okzitanische, das «italiano ‹toscano›, escrito y normativo» (4) - allerdings konkurrieren die beiden Tempora auch in den toskanischen Dialekten - und das literarische Rumänisch. Die dritte Gruppe bezeichnet Thibault als «más bien periférico y meridional» (2). Sie rekrutiert sich aus Sprachen, in denen das analytische Perfekt wesentlich seltener verwendet wird als das synthetische Tempus, das als unmarkierter Teil der Opposition bezeichnet werden kann. Zu dieser Gruppe zählen das Asturische, das Galizische, 371 Besprechungen - Comptes rendus 1 Thurot wird in diesem Zusammenhang nicht von Calvo zitiert. das Portugiesische und einige süditalienische Dialekte.An dieser Stelle fügt Verf. hinzu, daß das PS in Amerika ein extremes Übergewicht hat. Die geographische Aspekte zugrundelegende Trennung in grupo septentrional, grupo central und grupo meridional scheint mir nicht sinnvoll. Französisch und Rumänisch tauchen in der nördlichen und in der zentralen Gruppe auf, und in beiden Fällen ist es nicht so, daß der nördliche Sprachbereich der jeweiligen Sprache zum grupo septentrional, der südliche zum grupo central gehören würde. Die Trennlinie wird im Französischen wie auch im Rumänischen nicht durch ein geographisches Kriterium markiert, sondern durch die Unterscheidung «geschriebene vs. gesprochene Sprache» bestimmt. Verf. konstatiert zu Recht: «El estudio de las relaciones entre perfecto simple y perfecto compuesto es justamente uno de los problemas que atañen en primer lugar a la lengua escrita, ya que la supervivencia de la forma sintética es un fenómeno esencialmente literario (o por lo menos escrito) para los franceses, los italianos del norte y la mayoría de los rumanos» (4). Es ist angesichts dieser Aussage unverständlich, warum er trotzdem an der Unterscheidung in septentrional, central und meridional festhält und Französisch wie auch Rumänisch jeweils zweien dieser Gruppen zuordnet. Acht Werke aus dem español preclásico bilden das vorläufige Korpus, aus dem Thibault statistische Angaben über die Verteilung der beiden indikativischen Perfekttempora gewinnt. Als erste Ergebnisse hält er fest, daß es keine ausgeprägte Korrelation zwischen dem Erscheinungsdatum der Werke und dem Anteil der beiden Perfekttempora zu geben scheint, und daß der Anteil von PS-Formen in dialogischen Werken relativ hoch ist. Letzteres, so vermutet Verf., hänge zum einen damit zusammen, daß auch dialogische Werke viele narrative Passagen enthalten könnten, zum anderen damit, daß das PS auch in Kontexten vorkommen könne, die mit dem Zeitpunkt der Äußerung verknüpft sind. Insgesamt stößt Thibault in den acht Werken auf 10 000 Formen. Weil er eine sehr detaillierte Analyse vornehmen möchte, beschließt er, sich auf drei der Texte zu konzentrieren, die Celestina, das Teatro von Juan del Encina und den Diálogo de la lengua von Juan de Valdés. Zwar leuchtet sein Wunsch sich zu beschränken ein, doch das Ausschlußkriterium scheint mir in zwei Fällen durchaus kritikwürdig. Während der Entschluß, Los siete libros de la Diana von Jorge de Montemayor und Los virreyes españoles en América durante el Gobierno de la casa de Austria wegen der insgesamt zu hohen, Camino de perfección von Santa Teresa de Jesús wegen der insgesamt zu niedrigen Zahl an Perfektformen herauszunehmen, durchaus nachvollziehbar ist, scheint mir die Entscheidung, die Gramática castellana von A. de Nebrija und La vida de Lazarillo de Tormes auszuschließen, weil der Anteil an PC-Formen im Vergleich zu den PS-Formen zu gering sei, heikel. Wäre es nicht gerade interessant, in einer Arbeit, die das Verhältnis zwischen den beiden Perfekttempora zum Gegenstand hat, nach dem Warum dieser spezifischen Ausprägung jenes Verhältnisses zu fragen, wenn nicht in der Einleitung, dann im Verlauf oder am Ende der Studie? Das aus der Celestina, dem Teatro Juan del Encinas und dem Diálogo de la lengua bestehende endgültige Textkorpus ist sowohl in chronologischer Hinsicht wie auch unter dem Gesichtspunkt der Textgattung relativ homogen. Alle Texte sind « diálogos », en el sentido amplio de discurso en el que se encuentran en interacción dos o más interlocutores » (27). Sie enthalten insgesamt 2835 Formen im PC und im PS. Es handelt sich also zweifellos um ein «corpus bastante rico». Daß es zudem «bastante . . . equilibrado» ist, «una proporción de PC lo suficientemente alta» (27) aufweist, ist allerdings, wie gezeigt, auf Eingriffe des Autors zurückzuführen. Nach dieser ausführlichen Introducción (1-28) erfolgt im zweiten Kapitel die Presentación de las obras y estadísticas generales (29-45). In der Celestina sind 74 % der Perfekttempora PS-, 26 % PC-Formen. Dabei ist zu beachten, daß das Verhältnis von PSzu PC- Formen in den einzelnen Teilen sehr stark variiert, da diese unterschiedliche Diskurstypen repräsentieren und zudem aus der Feder mehrerer Autoren stammen. Bei Juan del Encina 372 Besprechungen - Comptes rendus ist das Übergewicht des PS noch ausgeprägter: 83 % PSstehen 17 % PC-Formen gegenüber. In den argumentos ist der Anteil an PC-Formen sehr viel niedriger als in den in Versform abgefaßten Textpassagen, wobei es innerhalb der einzelnen Eklogen große Unterschiede gibt. Im Diálogo de la lengua, einem geschriebenen Dialog mit vielen narrativen Passagen, halten sich PS- und PC-Formen ungefähr die Waage; allerdings fällt das Verhältnis zwischen den beiden Tempora je nach Person verschieden aus. Insgesamt besteht ein leichtes Übergewicht an PC-Formen, was am Diskurstyp Dialog, aber auch an der Modernität der Sprache von Valdés liegen könnte. Im dritten Kapitel stellt der Verf. einige Características morfológicas y morfosintácticas de PS y PC (46-61) dar. Er untersucht z. B., inwiefern bei den PC-Formen zwischen Hilfsverb und Partizip Perfekt Elemente eingeschoben werden können und zieht hieraus Rückschlüsse auf den «grado de gramaticalización» (59) - sinnvoller wäre es hier, von Synthetisierung zu sprechen - des perfecto compuesto. Das vierte Kapitel dreht sich um PS y PC y los indicadores temporales (62-96). Es überrascht nicht, daß das PS in allen drei Werken viel häufiger als das PC mit Zeitangaben zu finden ist; besonders deutlich ist der Unterschied im Diálogo, am wenigsten ausgeprägt in der Celestina. Der Grund hierfür ist laut Thibault, daß das PC einen engeren Bezug zur Gegenwart aufweist und seine zeitliche Bestimmung gewissermaßen in sich trägt. Die Zeitangaben, die mit dem PC zu finden sind, drücken Nachzeitigkeit oder Gleichzeitigkeit mit dem Präsens, nicht aber mit der Vergangenheit aus. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, gehört das PC zum Bereich der primären Deixis. Das PS nimmt im Vergleich zum PC eine freiere Position auf der Tempusachse ein. Von daher besteht die Möglichkeit, teilweise aber auch die Notwendigkeit, für die Textstrukturierung häufiger auf adverbiale Elemente zurückzugreifen. Das fünfte Kapitel lautet: PS y PC y los indicadores aspectuales y modales (97-110). Auch in diesem Punkt stellt Verf. große Diskrepanzen zwischen PS und PC fest. Während das PC beispielsweise niemals in Verbindung mit una vez auftrete, aber bei sich wiederholenden Ereignissen verwendet werde, verhalte sich das PS genau entgegengesetzt. PS y PC y las relaciones sintácticas (111-38) lautet die Überschrift des sechsten Kapitels. Die Syntax erweist sich in allen drei Werken als ziemlich komplex, hypotaktische Strukturen dominieren eindeutig. Beide analysierten Perfekttempora sind v. a. in Nebensätzen anzutreffen.In Temporalsätzen findet man wesentlich häufiger PSals PC-Formen, in Kausal- und Konditionalsätzen stößt man besonders auf PC-Formen. In allen drei Werken, dies die Beobachtung Thibaults, werden PC-Formen wesentlich häufiger als PS-Formen Verben im Präsens untergeordnet. Daß die PC-Formen in Kausalsätzen dominieren, hängt vermutlich damit zusammen, daß die meisten Kausalsätze von einem Verb im Präsens oder im Futur abhängen. Betrachtet man im Gegenzug die Tempora, die PS- und PC-Formen untergeordnet werden, konstatiert man, daß dies im Falle der PS-Formen überwiegend Vergangenheitstempora, bei den PC-Formen dagegen Präsens und PC sind.Was die Nebenordnung betrifft, stellt Verf. fest, daß sie wesentlich seltener bei zwei PCals bei zwei PS-Formen anzutreffen ist. Erfolgt eine Nebenordnung von PC- und PS-Form, so wird häufig die Opposition «definido vs. indefinido» aktualisiert. Im siebten Kapitel beschäftigt sich Verf. mit PS y PC y la persona verbal (139-42). Zwar ist es keinesfalls so, daß bestimmte Tempora inkompatibel mit gewissen Personen sind, doch kristallisiert sich deutlich die Tendenz heraus, daß die 1. und 2. Pers. Sg. und Pl. eher mit Verben im PC kombiniert werden, die 3. Pers. dagegen eher mit Verben im PS auftritt. Auf einen ähnlichen Zusammenhang zwischen Tempus und Person weisen auch Weinrich (u. a. für passé simple und passé composé) und - für das Spanische - Paiva Boléo hin. Der Verf. findet für dieses Phänomen eine überzeugende Erklärung: «Esta tendencia de comportamiento . . . se explicaría, según pensamos, por darse las personas del diálogo más a menudo en contextos enunciativos deícticos y de proximidad temporal con el momento de la enunciación . . . mientras que las personas referenciales aparecen tanto en contextos deícticos como anafóricos, en situación de proximidad temporal o no» (222). Im 373 Besprechungen - Comptes rendus achten Kapitel, PS y PC y el lexema verbal (143-54), analysiert der Verf. das Verhalten der häufigsten Verben. In der Celestina gibt es einige Verben, bei denen das Verhältnis von PC- und PS-Formen genau der Verteilung von PS und PC im gesamten Werk (d. h. 26 % PC, 74 % PS) entspricht. Bei anderen Verben gibt es dagegen große Divergenzen. Hallar beispielsweise findet sich nur einmal mit PC, dagegen in dreizehn Fällen mit PS. Den Grund hierfür sieht Thibault allerdings nicht in der Semantik der Lexie, sondern darin, daß hallar verstärkt in argumentos und refranes vorkomme, d. h. in Situationen, in denen häufig PS stehe. Zwar ist die Semantik des Verbs nicht belanglos für die Tempuswahl - im Diálogo z. B. gehören die vier Verben, die eine auffällige Vorliebe für das PC zeigen, allesamt dem Bereich der intellektuellen Wahrnehmung an -, doch ist sie Thibault zufolge weniger entscheidend für die Tempuswahl als Faktoren wie der Texttyp oder die deiktische Ebene. In Kapitel 9 untersucht der Verf. PS y PC y los contextos temporales en la estructura textual (155-66). In den meisten Kontexten, in contextos de antepresente wie auch in contextos de presente ampliado y de pasado indefinido sind beide Perfekttempora zu finden - natürlich gibt es Unterschiede, aber, so Thibaults zutreffende Schlußfolgerung anläßlich der contextos de pasado indefinido: «La diferencia . . . no es de índole temporal, sino aspectual o enunciativa» (163). Einzige Ausnahme sind die contextos de pasado definido; in ihnen stößt man ausschließlich auf PS-Formen. Im zehnten Kapitel beschäftigt sich Thibault kurz mit Algunos valores pragmáticos de PS y PC (167-70). Er kommt zu dem Schluß, daß der resultative Charakter nur ein «efecto semántico contingente» (168), kein definitorischer Zug des PC sei. Zudem sei der berichtende Wert keine exklusive Besonderheit des PC. Gegenstand des elften Kapitels sind Los valores estructurales de PS y PC en el análisis textual (171-201). Kurz beleuchtet werden die Aspekte «Metadiscursividad» (193-96) und «Intertextualidad: PS y PC en citas, refranes, modismos y coplas» (196-201); das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den narrativen Sequenzen. Zunächst analysiert er zwei narrative Passagen aus der Celestina im Hinblick auf den «valor temporal, aspectual y textual» aller (! ) Imperativformen und Indikativtempora. Auffällig ist, daß einer Fülle von PS-Formen nur eine Form im PC gegenübersteht, bei der zudem die Einschränkung gemacht werden muß, daß sie metadiskursiv verwendet wird und nicht zum Erzählfaden gehört. Das PS deckt hingegen ein enormes Spektrum ab: «el PS se emplea tanto con lexemas verbales perfectivos como con imperfectivos, tanto con indicadores durativos como con iterativos; con valor narrativo, comentativo o metadiscursivo» (173). Ähnlich scharf ist der Kontrast, der sich bei einer Analyse einiger narrativer Passagen aus dem Teatro ergibt: Während das PS sich nicht nur als Kerntempus der retrospektiven Erzählung erweist, sondern eine breite Palette von Funktionen erfüllen kann, unter bestimmten Umständen etwa Vorzeitigkeit im Hinblick auf das Präsens ausdrückt, findet sich in den analysierten Sequenzen nur ein einziges PC, das allerdings laut Thibault keinen narrativen Wert hat, da es nicht in einem Satz mit Verben im PS steht, sondern zusammen mit Verben im Präsens auftritt. Im zwölften Kapitel geht es um Sustituciones paradigmáticas (202-04). Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zum zeitgenössischen Spanisch: Während im Korpus aus dem español preclásico das PS nur in Ausnahmefällen durch das PC ersetzt werden kann, das PS seinerseits aber in fast allen Kontexten zu finden ist, in denen das PC anzutreffen ist, hat das PC im heutigen auf der iberischen Halbinsel gesprochenen Spanisch einen kleinen Teil des zu Beginn des 16. Jh.s vom PS abgedeckten Spektrums übernommen. Im dreizehnten Kapitel geht es um die Verbindung von La perífrasis tener (en presente de indicativo) + p.p. (205-09). Verf. stellt fest, daß diese Periphrase zwar in einigen Fällen mit dem PC konkurriert, insgesamt jedoch erheblich seltener vorkommt als das PC; häufig wird tener mit der Bedeutung poseer, mantener gebraucht. Das vorletzte Kapitel hat bereits abschließenden Charakter: A modo de conclusión: PS y PC y algunos dicotomías del sistema verbal (210-18). Thibault stellt fünf unterschiedliche Dichotomien vor und klopft ab, welchen Platz PC und PS in ihnen einnehmen. Den Auftakt 374 Besprechungen - Comptes rendus bildet die Unterscheidung von synthetischen und analytischen Tempora. Im Anschluß an Autoren wie G. Rojo sieht Verf. in dieser Opposition v. a. einen temporalen Wert. Auf verschiedene Weise drückten beide Perfekttempora Vorzeitigkeit aus. Während es sich im Falle des PS um absolute Vorzeitigkeit gegenüber jedwedem Referenzpunkt handele und das PS in anaphorischen Gebräuchen der Nukleus sei, gegenüber welchem sich die anderen Tempora definierten, gelte für die Vorzeitigkeit, die das PC ausdrücke: «se define exclusivamente en relación con el momento de la enunciación» (212). Die Dichotomien «Tiempos perfectos e imperfectos», «Tiempos definidos e indefinidos» und «Tiempos absolutos y relativos» scheinen Thibault aus verschiedenen Gründen nicht überzeugend. Dagegen hält er die Unterscheidung «Tiempos deícticos y anafóricos» für zutreffend. Er kommt zu dem Schluß, daß alle anaphorischen Tempora in Kontexten primärer Deixis auftreten können, umgekehrt aber auch für alle Tempora der primären Deixis die Möglichkeit besteht, in sekundären, anaphorischen deiktischen Kontexten zu figurieren: «sólo cambia el valor estilístico o pragmático según los casos» (218). Aus dieser Perspektive wird irrelevant, ob ein Tempus erzählend oder berichtend ist (Weinrich), bzw. ob es zur histoire oder zum discours gehört (Benveniste). In Kapitel 15, Síntesis final (219-25), spinnt Verf. diesen Gedanken weiter. Er schlägt eine «dicotomía enunciativa» vor zwischen einer «perspectiva deíctica primaria», die eine Beziehung zum Moment der Äußerung herstellt und einen außersprachlichen Referenzpunkt hat und einer «perspectiva deíctica secundaria (la anáfora)» (224), deren Referenzpunkt ein Element des Textes ist. Diese Dichotomie eignet sich in der Tat sehr gut dazu, die Besonderheit des PS klar herauszustellen: Das PS fungiert ebenso als Tempus der primären Deixis - und drückt dann Vorzeitigkeit im Hinblick auf den Moment der Äußerung aus - wie auch als Tempus der sekundären Deixis; in diesem Fall ist es der Nukleus, um den sich die anderen Tempora anordnen. Das PC erweist sich gegenüber dem PS als wesentlich weniger flexibel: sein Gebrauch ist in fast allen Fällen auf den «plano deíctico primario» beschränkt (224). Der Unterschied zwischen PS und PC ist somit beträchtlich. Zum Schluß seiner Studie geht Verf. kurz auf die Archaismushypothese ein. Vor einer eindeutigen Bejahung dieser These schreckt er - eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung - zurück. Zwar existierten viele Parallelen, auf der anderen Seite aber gebe es auch gravierendere Abweichungen zwischen dem Gebrauch der Perfekta im Korpus und demjenigen in Iberoamerika, zudem sei die Verwendung von PS und PC in den verschiedenen Zonen Hispanoamerikas alles andere als einheitlich. Thibaults Studie zum Perfektgebrauch in drei ausgewählten Werken aus dem español preclásico überzeugt durch präzise, sehr detaillierte und mit großer Sorgfalt durchgeführte Analysen sowie durch die stringente Argumentation des Verf. Die starke Ausrichtung an Weinrich ist allerdings unübersehbar, auch wenn Verf. bemüht ist, die Unterschiede zwischen den beiden herauszustreichen. Hervorzuheben ist darüber hinaus sein Bemühen um Transparenz bei der Auswertung des umfangreichen Datenmaterials. Es führt zwar stellenweise dazu, daß die Freude an der Lektüre aufgrund der Fülle an Statistiken und - zum Teil extrem langen - Textbelegen geschmälert wird, ermöglicht aber, daß der Leser die Analysen genau nachvollziehen kann und keine Generalisierungen gewärtigen muß, deren Zustandekommen er nicht genau verfolgen könnte. Sehr kritikwürdig sind allerdings seine Entscheidung, die unter geographischen Gesichtspunkten vorgenommene Einteilung der romanischen Perfekttempora in drei Gruppen beizubehalten, obwohl sie gleich von mehreren Sprachen gesprengt wird, sowie v. a. die Kriterien, mit deren Hilfe er das Korpus von ursprünglich acht auf drei Texte eingrenzt. Yvonne Stork ★ 375 Besprechungen - Comptes rendus
