eJournals Vox Romanica 61/1

Vox Romanica
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Francke Verlag Tübingen
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August Dauses, Ökonomie und Kybernetik natürlicher Sprachen. Universelle Gesetze des Sprachwandels, Stuttgart (Steiner) 2000, 127 p.

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Yvonne  Stork
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il ruolo di Tesi. L’amalgama Tesi + Bersaglio si rivela piuttosto frequente» (58). Stati presenta a questo proposito una ricca serie di esempi, ben distinti, in cui la Tesi non ha necessariamente la forma sintattica e il contenuto di una frase dichiarativa come si sostiene o si sottintende in molti lavori di retorica e di teoria dell’argomentazione. L’uso di Bersaglio permette di distinguere inoltre tra i casi di parallelismo tra piano sintattico e piano argomentativo, e quelli di mancata simmetria. In un esempio del tipo: «La dolorosa analisi della condizione umana che Pirandello trae dai più profondi temi della filosofia classica e del pensiero moderno non si traduce tuttavia in un assoluto pessimismo» (101) abbiamo sul piano grammaticale la sequenza/ proposizione principale interrotta da una subordinata relativa/ , mentre sul piano argomentativo distinguiamo una Tesi («Pirandello compie un’analisi dolorosa della condizione umana tratta dalla filosofia») e una conseguenza negata («L’opera di Pirandello non è dominata dal pessimismo»). «Pur trovando nelle due articolazioni lo stesso numero di unità (due)», scrive l’autore, «non riusciamo a sovrapporle (Infatti, la proposizione relativa non ha un corrispondente argomentativo)» (137). Il decimo e l’undicesimo capitolo prendono in esame due fenomeni particolarmente interessanti e cioè: a) la manipolazione del linguaggio e b) le strategie argomentative. I discorsi argomentativi che si propongono la persuasione si iscrivono, secondo Stati, in tre grandi tipi di strategie: appoggio, attacco e difesa. I discorsi invece che hanno come unico scopo quello di spiegare adottano secondo l’autore altre strategie che non vengono però prese in considerazione. Anticipiamo così qui il risultato di un nostro studio sull’argomentazione dal titolo: Argumentative Textprofile. Eine textgrammatische Analyse mit Beispielen aus dem Spanischen und dem Italienischen, che uscirà nei prossimi mesi, dove lo spoglio di testi monologici italiani e spagnoli dimostra che le strategie maggiormente usate in discorsi che hanno lo scopo di spiegare sfruttano ruoli logici (e non retorici) e si iscrivono in tre grandi tipi: comparazione, ipotesi e confronto. Il dodicesimo capitolo prende in considerazione le ‘trasformazioni’ e le ‘estensioni’ che occorre operare al livello della struttura sintattica superficiale per ottenere una struttura sinonima sul piano argomentativo che ovviamente non va confusa con la sinonimia sintattica e ancor meno con il rapporto di coriferimento. Le strutture sinonime si ottengono secondo l’autore non solo variando la forma grammaticale ma operando anche mediante ‘dilatazione’ e ‘condensazione’. Stati presenta a questo proposito alcuni casi particolari di estensibilità quali gli schemi consecutivi, gli schemi causali, con tesi negata e concessivi le cui interpretazioni risultano stimolanti anche per future analisi prettamente linguistiche. I capitoli tredicesimo e quattordicesimo presentano la Retorica di Aristotele e gli altri modelli argomentativi che l’autore ha sfruttato per esporre la sua metodologia definita ‘analisi argomentativa’. In questo ambito, ove l’autore medesimo sottolinea di non illudersi di aver raggiunto un’assoluta originalità (150), il lettore attento, addetto ai lavori ha l’ennesima conferma di trovarsi invece di fronte ad un lavoro fondamentale ed innovativo per la teoria e la pratica dell’argomentazione. D. Pirazzini H August Dauses, Ökonomie und Kybernetik natürlicher Sprachen. Universelle Gesetze des Sprachwandels, Stuttgart (Steiner) 2000, 127 p. Dauses knüpft mit seinem neuesten Werk an eine Reihe früherer von ihm verfaßter Monographien zum Thema Sprachwandel an. Mit seinem «programmatischen» Buch (25) zur Kybernetik natürlicher Sprachen - darunter versteht er ihre historische Entwicklung - verfolgt er ein ehrgeiziges Unterfangen: Er versucht, «in Fortsetzung der in den letzten Ver- 281 Besprechungen - Comptes rendus öffentlichungen entworfenen allgemeinen Sprachtheorie, die Regelmäßigkeiten und Gesetzmäßigkeiten v. a. des lautlichen und grammatikalischen Wandels auf einige wenige Formeln zu reduzieren» (6). Sein Hauptaugenmerk richtet er dabei auf den Ökonomiebegriff; letzterer spielt bereits in früheren Monographien Dauses eine wichtige Rolle 1 . Den «wenigen Formeln» auf die Spur zu kommen, erweist sich allerdings als sehr schwierig. Über weite Strecken mäandern die Gedanken vor sich hin, wortreich schmilzt Verf. seine Ansichten zu einem Magma ein, und für den Leser - wie auch für den Rezensenten - ist es häufig schwer, seinem Argumentationsgang zu folgen. Die Monographie umfaßt ein kurzes Vorwort (6), drei Kapitel, ein kurzes Schlußwort (127) sowie einen terminologischen Index (128). Die drei Kapitel sind unterschiedlich lang: Das erste Kapitel widmet sich den Lautentwicklungen (7-20), das zweite, bei weitem längste, der Morphosyntax (21-108), und das dritte Kapitel hat die Syntax zum Gegenstand (109-26). Das «Schlußwort: Bedeutungswandel bei Lexemen» wirkt insofern befremdlich, als hier versucht wird, auf knappstem Raum einen ganz neuen Komplex abzuhandeln. Sinnvoller wäre es wohl gewesen, den Bedeutungswandel entweder mit Blick auf die Sonderstellung des Lexikons ganz aus der Darstellung auszuklammern, oder aber ihm ein eigenständiges Kapitel zu widmen. Auf eine Bibliographie verzichtet Verf. - eine konsequente Haltung, ist man versucht zu sagen, wenn man an die spartanischen Bibliographien seiner anderen Monographien denkt. Dauses geht sogar noch weiter: Abgesehen von einer Ausnahme verzichtet er «angesichts der Fülle des sprachlichen Materials» (25) auch im Fließtext auf die Angabe von Sekundärliteratur, eine meines Erachtens mehr als zweifelhafte Entscheidung. Namentlich erwähnt er nur drei Linguisten: Martinet und Troubetzkoy, zwei Koryphäen auf dem Gebiet Ökonomie, sowie Mälzer. Letztere ist eine Doktorandin Dauses’; ihrer Arbeit gebührt auch der einzige Literaturhinweis. Dauses verfolgt - das ließ sich schon in seinen früheren Monographien beobachten - einen pragmatischen, am Sprecher orientierten Ansatz, der von der Suche nach «tieferem Sinn» absieht: «die Regelmäßigkeiten und die Regelhaftigkeit sprachlichen Wandels [leiten sich] nicht aus einem Ordnungssinn oder gar tieferen Prinzipien [ab], sondern umgekehrt aus hoher Schematik und Kontextorientierung» (6). Er zieht es vor, von Schematik zu sprechen, da er Systematik mit der Suche nach tieferem Sinn assoziiert (cf. z. B. p. 62). Hohe Schematik setzt er gleich mit Regelmäßigkeit, wobei er ergänzt, daß «diese Schematik eben auch Pleonastik bis Redundanz impliziert» (78s.). Redundanz ist zwar einerseits mit einer Erhöhung des Aufwands verbunden, dient aber andererseits der Kommunikation: «eine hohe Schematik läßt es gar nicht erst zu Ambiguitäten kommen: mangelnde Ökonomie garantiert störungsfreie Kommunikation. Das Prinzip lautet also: «Redundanz vor Risiko! » (91). Schematik statt Systematik, das bedeutet für Dauses auch Abstand zu nehmen von der seines Erachtens kritikwürdigen Suche nach «positiven Erklärungen» von Sprachwandelphänomenen: «Insbesondere neue grammatikalische Kategorien sind nur nicht mehr so genau verstandene und daher im Kontext umgedeutete und hochschematisch verwendete Morpheme und daher auch gar nicht positiv, sondern eher negativ begründbar» (6). Laut Dauses ist «[d]ie moderne Linguistik» (6) meist daran gescheitert, daß sie den positiven Sinn der Entwicklungen gesucht hat. Hier zeigt sich, daß der Verzicht auf die Erwähnung von Sekundärliteratur und - sieht man von den erwähnten Ausnahmen ab - auf die namentliche Nennung einzelner Wissenschaftler bei Dauses eine unglückliche Allianz eingeht mit einem Hang zu pauschalierenden, vergröbernden Urteilen, häufig auch Verurteilungen. 282 Besprechungen - Comptes rendus 1 Da der Ökonomiebegriff im neuesten Buch im Zentrum steht, ist es schwer nachzuvollziehen, warum im Index s. Ökonomie lediglich zwei Seitenangaben (21, 107) stehen (cf. p. 128). Unter den 36 im Index aufgelisteten Termini sind nur 5, bei denen die Seitenangaben nicht von «f.» oder «ff.» gefolgt werden, und zu diesen fünfen zählt ausgerechnet Ökonomie. Es ist grundsätzlich die Rede von den Strukturalisten, der traditionellen Linguistik, der modernen Linguistik etc. Obwohl der Ökonomiebegriff im Zentrum der Darstellung steht, unternimmt Dauses keinen Versuch, das weite Spektrum, das sich dahinter verbirgt - bekanntlich wird Ökonomie u.a. gebraucht im Sinne von «Einfachheit», «Sparsamkeit», «Gesetz der geringstenAnstrengung», «Bequemlichkeit» und «Effizienz» -, einmal systematisch aufzufächern. Er erwähnt nicht, daß der Stellenwert, der dem Ökonomieprinzip für den Sprachwandel zukommt, in der Literatur kontrovers diskutiert wird. Seine eigeneVerwendung des Terminus wird auch nicht eigens thematisiert. Überwiegend benutzt er Ökonomie im Sinne von «Sparsamkeit» oder im Sinne von «Ordnung» bzw. «System». Eine wichtige Rolle spielt bei ihm die Unterscheidung von geistiger und materieller, d. h. artikulatorischer Ökonomie. Er weist darauf hin, daß die geistige Ökonomie in vielen Fällen bedeutsamer als die materielle Ökonomie sei. In dem Buch finden sich eine Reihe zweifellos zutreffender Beobachtungen zum Sprachwandel.Anführen könnte man neben den erwähnten Bemerkungen zur Rolle der Redundanz beim Sprachwandel etwa Dauses’ Auffassung, daß es sehr heikel sei, sprachliche Einfachheit als Erklärungsmuster für Sprachwandel zu betrachten (cf. z. B. p. 7), da sprachliche Einfachheit eine sehr komplexe Angelegenheit sei und größere sprachliche Einfachheit auf einer Ebene häufig mit größerer sprachlicher Verkomplizierung auf einer anderen Ebene einhergehe. Einige Einzelpunkte geben Anlaß zu Kritik. Laut Verf. ist «[s]chon aufgrund der keineswegs systematischen oder gar zielorientierten Lautentwicklungen in der Geschichte einer Sprache . . . insgesamt und auf lange Zeiten gerechnet eher mit einer Diversifizierung und mit größerer Individualität der Phoneme als mit einer bleibenden Systematik und mit ökonomischen Strukturen zu rechnen» (19).Als Beispiel führt er ausgerechnet das französische System der Vokalphoneme an, das «sich nicht aus einem Schema weniger, miteinander kombinierter Lauteigenschaften deuten [läßt] . . . Die Nasalvokale sind keineswegs nur die nasalierten Pendants der entsprechenden Oralvokale (va - vent)» (19). Abgesehen davon, daß die These der zunehmenden Diversifizierung von der tatsächlichen Sprachentwicklung nicht selten widerlegt wird, ist das System der französischen Nasalvokale gerade nicht dazu geeignet, sie zu erhärten, da die Zahl der französischen Nasalvokale im 20. Jahrhundert von vier auf drei, nach Meinung mancher Linguisten sogar auf zwei, zurückging. Hinzu kommen einige unaufgelöste Widersprüche. Einerseits sagt Verf., es gehe ihm nicht um tiefere Prinzipien, andererseits spricht er im Untertitel von universellen Gesetzen, was allein schon deshalb problematisch ist, weil er als Beispielsprachen fast ausschließlich indoeuropäische Sprachen (v. a. Französisch, öfter auch Italienisch bzw. verschiedene italienische Dialekte) anführt und nur vereinzelt auf nicht-indoeuropäische Sprachen wie Chinesisch, Türkisch oder Japanisch rekurriert. Ein weiterer Widerspruch besteht darin, daß er aufzeigen möchte «wie man . . . ohne Vorstellungen von Optimierung oder zielorientierter Entwicklung auskommt» (117), unmittelbar danach jedoch selber mit dem Terminus Optimierung arbeitet: «Die Optimierung besteht für den Sprecher in zunehmender Toleranz gegenüber der neuen Syntax und somit in einer neuen Schematik, mit Verzicht auf zu subtile Unterscheidungen mittels der Syntax . . . Die Optimierung ist also stets eine relative, keine absolute.» (117) Insgesamt sind es allerdings meines Erachtens weniger die kritikwürdigen Einzelheiten, die den Gesamteindruck prägen. Schwerer wiegen die erwähnten allgemeineren Vorbehalte, die einen bei der Lektüre befallen. Der Monographie haftet etwas Halbseidenes an, eine häufig diffuse Argumentation verstellt den Blick auf einige treffende Überlegungen zum Sprachwandel. Y. Stork H 283 Besprechungen - Comptes rendus