eJournals Vox Romanica 61/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2002
611 Kristol De Stefani

Ildikó Koch, Die Metataxe im deutsch-italienischen Sprachvergleich. Eine Studie der verbbedingten Abweichungen im Satzbau, Frankfurt a. M. (Lang) 2000, 424 p. (Studia Romanica et linguistica 29)

121
2002
M.  Nicklaus
vox6110307
bro di avventure cui accennavo, o, se si vuole, del combustibile per il tappeto volante dei miei viaggi a tavolino nel tempo e nello spazio. Antonio Lupis H Ildikó Koch, Die Metataxe im deutsch-italienischen Sprachvergleich. Eine Studie der verbbedingten Abweichungen im Satzbau, Frankfurt a. M. (Lang) 2000, 424 p. (Studia Romanica et linguistica 29) Ein Gewinn ist die vorliegende Studie schon alleine durch die Tatsache, dass sie sich der bisher noch zu wenig beachteten deutsch-italienischen kontrastiven Grammatik annimmt. Zu diesem durch die Forschungslage bedingten Vorzug kommen auch Pluspunkte, die auf das Konto der Autorin gehen. Zunächst einmal formuliert sie die theoretischen Vorgaben für ihre Untersuchung im ersten Kapitel zum Teil so klar und prägnant, dass man sie bedenkenlos Studenten zur Einführung in die Tesnièresche Syntaxtheorie empfehlen könnte. Weiterhin liefert sie ein zu vertiefenden Überlegungen anregendes, immerhin 703 metataktische italienisch-deutsche und deutsch-italienische Satzpaare umfassendes Korpus, für das literarische Texte des 20. Jahrhunderts und deren Übersetzungen, sowie, zur Kontrolle, auch deutsche und italienische Übersetzungen drittsprachiger Originale ausgewertet wurden. Schließlich gelingt es Koch, nicht zuletzt durch wiederholte schematische und tabellarische Zusammenfassungen des Gesagten, auch bei der Darlegung ihres Vorgehens sowie bei der Analyse (ab 65) der Übersetzungsbelege relativ übersichtlich zu bleiben. Der dritte Vorzug ist deshalb erwähnenswert, weil Verf., um überhaupt übergreifende Aussagen machen zu können, für ihren Vergleich das Zusammenspiel einer kaum überschaubaren Zahl von Merkmalen berücksichtigen muss. Obwohl sie sich auf solche italienisch-deutsche und deutsch-italienische Satzpaare beschränkt, die lediglich den «Tausch oder die Verschiebung zweier syntaktischer Positionen bei gleichbleibender Aktantenzahl» (65) aufweisen, bedeutet dies nicht, dass auch die Umformungsmechanismen auf wenige Typen reduzierbar sind. Im Gegenteil, Koch benötigt ein besonders engmaschiges Raster um wirklich alle Aspekte der Umformungen erfassen zu können. Erst dann kann sie erklären, warum im Korpus z. B. wiederholt it. bastare mit dt. genug haben, also metataktisch umgeformt, anstatt mit genügen übersetzt wurde; d. h. erst dann kann sie ihr Ziel erreichen und «nicht nur die unvermeidlichen [strukturellen] Abweichungen, sondern . . . auch die metataktischen Präferenzen, also den bewussten Verzicht auf vorhandene Analogvarianten» (Hervorhebung der Verf., 67) in den Übersetzungen herausarbeiten und eventuell begründen. Die Belege werden mit dem von Peter Koch in den neunziger Jahren entwickelten 3-Ebenen-Modell 1 (19), einem nicht nur für die Metataxe im engeren - syntaktischen - Sinn, sondern auch für semantische Rollen und Informationsstrukturen sensiblen Modell analysiert; hinzu kommen weitere von Koch selbst ergänzte Kriterien, die z. B. die Verbsemantik, die Stilebene und die Richtung oder die kontextuelle Bedingtheit der Metataxe betreffen. Ausgehend von Beobachtungen auf der Ebene der parole sollen Aussagen auf der Ebene der langue gemacht werden, d. h. ausgehend von den Beobachtungen an den Korpusbelegen soll schließlich vorhergesagt werden können, in welchen semantischen Bereichen bestimmte Divergenzen, genauer: bestimmte metataktische Umformungen zu erwarten sind (66). Ob sie wirklich zu Unterschieden der langues der beiden betroffenen Sprachen 307 Besprechungen - Comptes rendus 1 Dargestellt z. B. in: P. Koch 1994: «Valenz und Informationsstruktur im Sprachvergleich Italienisch-Deutsch», Italienisch 32: 38-58. durchdringen kann, scheint Koch jedoch selbst zu bezweifeln: «Bei der Auswertung der Daten zeigte sich allerdings sehr schnell, daß die meisten Abweichungen strenggenommen nicht als unvermeidlich betrachtet werden können» (67) - aber als «üblich» möchte man ergänzen, also der Ebene der Norm zuzurechnen (cf. infra). Resultat der Untersuchung ist in jedem Fall eine Vielfalt von Umformungsstereotypen, die jeweils zu weitergehenden Einzelstudien anregen könnten und von denen nur einige weiter unten exemplarisch herausgegriffen werden sollen. Nebenprodukt der Untersuchung ist eine, natürlich nicht vollständige, Bestandsaufnahme metataktischer italienisch-deutscher Verbpaare. Basis dieser breitgefächerten Analyse bleibt die Valenztheorie von Lucien Tesnière, die im ersten Kapitel des Bandes (Die Metataxe und das Valenzkonzept, 5-64) resümiert wird. Koch beschreibt zuerst das Metataxekonzept und sein Schicksal innerhalb der Forschung (1.1, 5-24), bestimmt anschließend, ausgehend von der syntaktischen Verbvalenz, eine semantische und informationsstrukturelle «Valenz» (1.2, 24-56) und erläutert im letzten Abschnitt noch einige für die Analyse notwendige Grundbegriffe (1.3, 56-64). Im zweiten Kapitel, nicht ganz glücklich überschrieben mit einem Titel, der im Prinzip ebenso für alle folgenden Kapitel gelten könnte: Eigene Untersuchungen (65-87), umreißt Verf. ihr eigenes Konzept, beschreibt ihr Korpus und entwickelt das Instrumentarium für dessen Analyse. Diese wiederum umfaßt mit über 200 Seiten den weitaus größten Teil des Buches: 3. Partielle Metataxe (89-154), 4. Totale Metataxe - I (155-220), 5. Totale Metataxe - II (221-315). Es folgen drei weitere kurze Kapitel, die Schlussbetrachtungen (317-20), das Literaturverzeichnis (321-33) und Anhang: Korpus (335-97). Den Abschluss bilden die Anmerkungen (399-424), und dies ist das erste Ärgernis, mit dem der Leser sich bei der Lektüre auseinander-zusetzen hat. Ärgernis vor allem deshalb, weil sich hier und eben nicht am Fußende der Textseiten auch wichtige, erläuternde, die Argumentation stützende Bemerkungen finden. Zur Analyse: Die methodischen Vorüberlegungen im zweiten Kapitel umfassen die Zielsetzung (2.1, 65-67) - aus diesem Abschnitt ist bereits zitiert worden -, eine Diskussion der Begriffe Übersetzungsvergleich, Äquivalenz, Tertium comparationis (2.2, 67-73) sowie Informationen zum Korpus und zur Strategie bei der Analyse: Datengewinnung und -auswertung: Methodisches (2.3, 73-87). In diesem letzten Abschnitt erarbeitet Verf. die Tabelle: «Syntaktische Kombinationen im Korpus - Gesamtübersicht» (85),in der sämtliche Belegpaare in dreizehn Gruppen geordnet werden; in den folgendenen Analysekapiteln werden die Gruppen dann im einzelnen untersucht. Diese Aufteilung der Belege ist zunächst syntaktisch begründet: Partielle, nicht das Subjekt betreffende Metataxe weisen die Beispiele der ersten drei Gruppen auf, totale, auch das Subjekt betreffende Metataxe ist in den Beispielen der übrigen zehn Gruppen zu erkennen. Eine weitere Filiation ergibt sich dann aus dem hierarchischen Status der an der Metataxe beteiligten Aktanten. Für die Bestimmung dieses Status ist der Grad der Thema-Affinität eines Aktanten entscheidend, wie im ersten Kapitel bei den Ausführungen zu den Grundbegriffen erklärt wurde: Periphere Aktanten weisen im Gegensatz zu den zentralen eine «steigende Affinität zum rhematischen Status» (58) auf.Abhängig davon, ob eindeutig periphere Aktanten (z. B. ein Präpositionalobjekt) an einer Struktur beteiligt sind oder nicht, spricht Koch von auseinanderdriftender oder zentraler Aktantenkombination. Schließlich werden noch die betroffenen Aktantenpositionen für die Einteilung berücksichtigt (spiegelverkehrt vs. verschoben). Die Verteilung der Informationswerte und der semantischen Rollen in den Belegen sind erst Gegenstand der ausführlichen Analyse. Zur Illustration seien hier zwei der von Koch in der Gesamtübersicht angeführten Beispiele für die einzelnen Gruppen zitiert: • Gruppe 2: Sie füllte ein Glas mit Limonade./ Versò della spremuta in un bicchiere. • Gruppe 8: Provavo un senso di lieve vertigine./ Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste mich. 308 Besprechungen - Comptes rendus Im ersten Beispiel liegt partielle Metataxe vor, denn die Belegung der Subjektposition ist jeweils dieselbe. Die Objektpositionen werden verschoben, d. h. der Referent des direkten Objekts (do) der deutschen Version ist im Italienischen als Richtungsadverbial (dirAdv) kodiert, das direkte Objekt der italienischen Version entspricht dem Präpositionalobjekt (po) im Deutschen. Sowohl im Deutschen als auch im Italienischen liegen auseinanderdriftende Kombinationen vor, d. h. die an der Metataxe beteiligten Aktantenpaare bestehen jeweils aus einem zentraleren (do) und einem weniger zentralen (po, dirAdv) Glied. Das zweite Übersetzungspaar ist ein Beispiel für totale, also die Subjekte mit betreffende Metataxe sowie für spiegelverkehrte Umkodierung von Subjekt und direktem Objekt. Subjekt und direktes Objekt sind, im Vergleich zu präpositionalen Ergänzungen, zentralere Elemente, somit liegen im Italienischen wie im Deutschen zentrale Aktantenkombinationen vor. Aus den Zahlen der Tabelle geht hervor, dass nur drei Umformungstypen wirklich Gewicht haben, die übrigen, darunter die oben beschriebenen, tauchen vergleichsweise selten auf. Mit 291 Belgen ist ein relativ unspektakulärer Umformungstyp in den 703 Korpusbeispielen mit Abstand am häufigsten vertreten: • Gruppe 12: Sie liebt den Nachtdienst/ Le piacevano le notti di guardia Umkodiert wird hier die Struktur: s 1 -do 2 in die Struktur s 2 -io 1 . Es folgen mit 113 (Typ 3) und 107 (Typ 13) Belegen zwei weitere Metataxespielarten, wo jeweils eine zentralere Struktur in eine weniger zentrale (mit po: «von Severin», «ci», «um eine Bestätigung») umkodiert wird: • Gruppe 13: Gliele forniva Severino/ Die Kräuter bekam er von Severin Das ist ihr gelungen/ C’è riuscita • Gruppe 3: Vai a chiedere conferma al Signore/ Geh und bitte den Herrn um eine Bestätigung Genaueres sei aus der Analyse der 291 Beispiele der Gruppe 12 angeführt. Für diese Gruppe gilt generell, dass s 1 und io 1 (hier: «Sie» bzw. «Le») als Träger belebter (meist menschlicher) Aktanten spezifiziert werden können. Weiterhin kann Koch zeigen, dass die Belege der Gruppe 12 immer, im weiteren Sinne, «nicht kontrollierbare Sachverhalte» (222) kodieren, etwa solche, die mit it. piacere und dt. lieben (wie im obigen Beispiel) ausgedrückt werden. Insgesamt sechs Typen solcher Sachverhalte kodieren die Verben der Gruppe 12, es ergeben sich somit sechs semantische Verbklassen; piacere und lieben fallen in die Klasse «Einstellung» (tabellarische Übersicht: 223). Auffällig ist die in den italienischen Belegen weitaus häufigere s-v-io-Kodierung der nicht kontrollierbaren Sachverhalte (Tabelle: 222) als im Deutschen. Besonders eindringlich ist diese Tendenz bei der Kodierung von Einstellungen und Gefühlen. Und das, obwohl aus den Übersetzungsbelegen abzuleiten ist, dass diese semantische Klasse im Deutschen und im Italienischen für beide syntaktische Kodierungen etwa gleich viele Verben/ verbale Ausdrücke zur Verfügung stellt, wie die Übersicht (223) zeigt. Hier scheint es also tatsächlich eine metataktische Präferenz zu geben. d. h., vereinfacht ausgedrückt, ein Sachverhalt wie z. B. «positive Einstellung» wird im Italienischen öfter mit dem Verb piacere (s-v-io) als mit dem Verb amare (s-v-do) wiedergegeben und im Deutschen öfter mit mögen/ lieben (s-v-do) als mit gefallen (s-v-io). Den Auslöser für diese Tendenz erkennt Koch im Zusammenwirken zweier bereits im ersten Kapitel beschriebener Faktoren. Zum ersten müssen für das Deutsche und Italienische unterschiedliche Wortfolgeverhältnisse angesetzt werden, die wiederum Divergenzen in der unmarkierten Rhema-Positionierung bewirken (Kap. 1.2.3.2, 50-56). So ist die unmarkierte Rhemaposition im Italienischen immer das absolute Satzende, im Deutschen dagegen kann diese Position auch, unmarkiert, nicht rhematisch besetzt sein, etwa aufgrund der obligatorischen Verbendstellung in Nebensätzen. Eindeutig und unmarkiert rhematisch 309 Besprechungen - Comptes rendus scheint im Deutschen immer ein direktes Objekt in Satzendstellung zu sein (55s.); Koch führt als Beweis ein deutsches Übersetzungsbeispiel an, in dem bewusst eine do-Endstellung vermieden wird, um die Rhematisierung des als do kodierten Sachverhaltsbeteiligten zu verhindern. Zum zweiten geht Koch in Anlehnung u. a. an Oesterreicher 2 von einer jedem Verb inhärenten Thema-Rhema-Struktur aus, also von einer Art informationsstrukturellen Valenz, die «konform», oder «nicht-konform» realisiert werden kann (Kap. 1.2.3.1, 47-50). Für die Verben piacere und gefallen argumentiert Koch nun wie folgt. Zunächst hält sie fest, dass die inhärenten Thema-Rhema-Strukturen der beiden Verben übereinstimmend dem Objekt in der Rolle des «exp» (= Experiens) thematischen, dem Subjekt in der Rolle des «exped» (= «Gegenstand/ Auslöser der psychischen Reaktion», 42) und dem Verb selbst rhematischen Charakter zuweisen; das Subjekt ist dabei meist entweder als satzförmiges, umfangreicheres Segment oder, und dies ist unüblich für nominale rhematische Elemente, als definite Nominalphrase realisiert (270). Es wird nun ein Beleg - der einzige dieser Art im Korpus - angeführt (271), bei dem die informationsstrukturellen Verhältnisse abweichen. In diesem Beleg wird ein gli piace l’Italia mit Italien gefällt ihm und nicht mit ihm gefällt Italien übersetzt. Aus dem Kotext ergibt sich eindeutig Themastatus für exped l’Italia/ Italien und Rhemastatus für piace/ gefällt. Das definite Subjekt und exped Italien/ l’Italia wäre somit «nicht-konform thematisiert». Diese Nicht-Konformität, so Koch, falle nur in ihm gefällt Italien, nicht aber in gli piace l’Italia auf, denn im Italienischen sei die Nachstellung definiter wie indefiniter Subjekte grundsätzlich, man muss wohl ergänzen: unabhängig von ihrem Informationswert, bei Prädikaten der psychischen Reaktion üblich, im Deutschen nicht 3 . Verf. präzisiert, dass überhaupt bei dem deutschen gefallen «definite exped nicht nachgestellt werden» können (271). Der Übersetzer des italienischen Satzes muss also, wenn er die unauffällige italienische Konstruktion in eine unauffällige deutsche übertragen will, die unmarkierte Position eines thematischen Subjekts für Italien wählen, d. h. die Anfangsposition. Es lässt sich zu Kochs Argumentation hinzufügen, dass in der gesprochenen Sprache ein Ihm gefällt Italien mit eindeutig thematischem Italien und intonatorischer Hervorhebung des rhematischen Verbs durchaus denkbar wäre. Ergänzen könnte man weiterhin, dass entgegen der Aussagen von Koch auch indefinite Nominalphrasen in der Rolle des exped mit piacere oder gefallen kombinierbar sind, und zwar abhängig vom Verbmodus. In Kombination mit piacerebbe oder sarebbe piaciuto (für die Kombination Konditional I bzw. II + indefinite Nominalphrase zitiert Verf., allerdings aus einem nicht von ihr erstellten Korpus, sogar jeweils ein Beispiel! ), aber auch mit würde gefallen oder hätte gefallen ist ein indefinit realisiertes nominales exped durchaus naheliegend, drücken doch im It. das Konditional und im Dt. die würde-Form oder der Konjunktiv eine Indifferenz gegenüber dem Wahrheitsgehalt des beschriebenen Sachverhalts aus, eine definite Nominalphrase mit ihrer eindeutigen Referenzanweisung scheint sich hier wenig zu eignen: Mi piacerebbe una nuova macchina/ Ein neues Auto würde mir (schon) gefallen vs. *Ein neues Auto gefällt mir/ Mi piace una nuova macchina. Wenn Koch abschließend lediglich konstatiert, dass «indefinite exped auch im Italienischen als relativ selten einzustufen» (271) sind, so bleibt sie hier, angesichts der von ihr selbst zitierten Beispiele, zu ungenau. Unscharf ist Kochs Argumentation noch in einem weiteren Punkt: wie muss man die Beobachtung, definite wie indefinite nachgestellte Subjekte seien im Italienischen bei bestimmten Prädikaten üblich, einordnen? Gibt es neben den die Informationsstruktur betreffenden Kategorien «unmarkiert/ mar- 310 Besprechungen - Comptes rendus 2 Cf. W. Oesterreicher, «Verbvalenz und Informationsstruktur», in: P. Koch/ Th. Krefeld (ed.), Connexiones Romanicae. Dependenz und Valenz in romanischen Sprachen, Tübingen 1991: 349-84. 3 Koch zitiert hier aus der Studie von L. Catalani, Die Stellung der Satzelemente im Deutschen und Italienischen, Berlin 1993. kiert» und «nicht konform/ konform» eine weitere, oben behelfsmäßig so genannte Kategorie «unauffällig/ auffällig»? Erwartungsgemäß häufiger mit den Daten des Korpus belegbar sind für piacere Fälle mit dem konformen thematischen Status des vorangestellten Objekts in der Rolle exp und mit einem etwas höheren Informationswert des nachgestellten Subjekts in der Rolle des exped. In den deutschen Versionen wird hier «sofern es die semantischen Gegebenheiten gestatten» (272, untersucht im Folgekapitel 5.1.4.4, 272-280) auf ein Verb zurückgegriffen, das die unmarkierte Thematisierung von exp, nämlich in Anfangsposition und als Subjekt, aufgrund seiner verbinhärenten Thema-Rhema-Gliederung gestattet: mögen oder lieben. Somit erklärt sich das häufigere Vorkommen von piacere gegenüber gefallen mit einer Tendenz des Deutschen zur möglichst unmarkierten und konformen Kodierung des Themas.Als eine Art Kompromiss muss dann die wenigstens unmarkierte, aber nicht konforme Kodierung des Themas z. B. in Italien gefällt ihm gewertet werden. Die Wahl von mögen oder lieben bewirkt gleichzeitig eine eindeutige, ebenfalls unmarkierte Kodierung des Rhemas als direktes Objekt in Satzendstellung. Ein nachgestelltes Subjekt bei gefallen ist nicht klar rhematisch, denn im Deutschen ist die Endstellung ja nicht per se rhematisierend. Hiermit ist bereits das wichtigste, in den «Schlussbemerkungen» noch einmal genannte Ergebnis von Kochs Studie angedeutet: Die Übersetzer sind offenbar bestrebt, «den rhematischen Sachverhaltsbeteiligten unmarkiert zu rhematisieren» (318). Dies führt beispielsweise bei Übertragungen von Konstruktionen mit piacere zu Metataxen, weil nachgestellte Subjekte bei Verben wie piacere im Italienischen immer unmarkiert rhematisierbar sind, im Deutschen nicht. Erscheinen «dem deutschen Übersetzer im konkreten Satz die Möglichkeiten der eindeutigen Rhematisierung des Subjekts dieser Verben [z. B. gefallen, M.N.] als nicht ausreichend, so zieht er konverse Verben mit do-Kodierung des betroffenen Aktantenreferenten vor» (293). Kochs Ausführungen zu piacere/ gefallen illustrieren recht gut die Vor- und Nachteile der gesamten Studie. Einerseits wird eine Fülle von Aspekten angesprochen und zum ersten Mal überhaupt im Rahmen der italienisch-deutschen kontrastiven Grammatik in ihrem Zusammenwirken beobachtet. Andererseits fehlt bei der Bewertung dieser Aspekte mitunter eine gewisse Stringenz, obwohl immer wieder Resultate und Belege aus Einzeluntersuchungen zum Deutschen oder Italienischen zitiert werden und sich somit durchaus ein breites theoretisches Fundament aufbaut. Und obwohl bei der «Zielsetzung» die Unterscheidung von parole und langue angesprochen wird, nimmt sie Koch bei der Einordnung ihrer Ergebnisse bedauerlicherweise nicht mehr auf. Wahrscheinlich hätte eine Einbeziehung der Ebene der Norm im Sinne Coserius entscheidend helfen können, sind doch Tendenzen, wie sie die Autorin im Korpus und z. B. oben zum Gebrauch von gefallen/ mögen erkennt, geradezu Paradebeispiele für Phänomene der Norm. Abschließend einige kritische Anmerkungen zu Formalem. Obwohl es sich bei dem Band um die «überarbeitete Fassung» einer Dissertation handelt, wie aus der «Danksagung» (fünfte Seite, keine Seitenangabe) hervorgeht, finden sich immer noch eine Reihe von störenden (Tipp-)Fehlern, darunter solche in fremdsprachlichen Zitaten wie z. B. eng. sen statt sense (69), falsche Silbentrennung bei it. raggiungere (81, raggi-ungere statt raggiungere). Während ein fehlender Buchstabe in «Alteranz» (statt «Alternanz») in den Kopfzeilen der Seiten 91-107 nur eine störende Nachlässigkeit ist, leitet die falsche Kopfzeile auf den Seiten 196-220 wirklich in die Irre, da so der auf diesen Seiten analysierte Umformungstyp nicht richtig beschrieben ist. Kaum mehr den Status eines Tippfehlers hat die ganz offensichtlich nicht korrekte Angabe der Beispielnummern bei der Vorstellung unterschiedlicher Metataxetypen (79). Hier werden zwei Korpusbeispiele, Nr. 141 und 605, zur Illustration einer über rein syntaktische Unterschiede hinausgehenden Differenzierung herangezogen und zitiert. In der abschließenden Benennung dieser beiden Metata- 311 Besprechungen - Comptes rendus xetypen wird jedoch verwirrenderweise auf die, nicht ganz passenden und auch nur im Korpus (Anhang) nachzulesenden Beispiele 140 und 598 verwiesen. Ähnlich störend der Verweis auf ein falsches Beispiel in einer Tabelle bei der Beschreibung der Grundwortstellungstypen im Deutschen und Italienischen (51: Ib anstatt Ic). Angesichts dieser und anderer Ungenauigkeiten muss man sich fragen, ob das Manuskript sorgfältig genug überarbeitet worden ist. Insgesamt vermittelt die durchaus begrüßenswerte, äußerst anregende Studie formal und inhaltlich denselben Eindruck: Es fehlt der letzte Schliff, das letzte integrale Durchwirken, ganz, als handele es sich, wenigstens zum Teil, um ein work in progress. Daher scheinen auch manche Aussagen geradezu zu Präzisierung und Verifizierung aufzufordern. M. Nicklaus H N ORBERT D ITTMAR / A NNA G IACALONE R AMAT (ed.), Grammatik und Diskurs / Grammatica e discorso. Studi sull’acquisizione dell’italiano e del tedesco / Studien zum Erwerb des Deutschen und des Italienischen, Tübingen (Stauffenburg) 1999, 298 p. Nato al margine delle ricerche di glottodidattica e sull’apprendimento/ insegnamento delle lingue, lo studio dell’acquisizione delle lingue seconde ha presto compiuto passi da gigante, ha acquisito una sua larga autonomia e rappresenta oggi uno dei settori di maggior rilievo e interesse delle scienze linguistiche (a segnalarne la rilevanza, è entrato ora in uso in Italia anche il termine specifico di «linguistica acquisizionale»). Il volume che qui recensiamo, e che presenta sotto un opportuno titolo bilingue i risultati della collaborazione di studiosi italiani (partecipanti al «Progetto di Pavia», che da più di un quindicennio si occupa del settore della L2) e tedeschi all’interno del cosiddetto «Programma Vigoni» sui temi incrociati dell’acquisizione dell’italiano da parte di germanofoni e dell’acquisizione del tedesco da parte di italofoni, è una lampante conferma dello stato di maturità raggiunto dalle ricerche sull’acquisizione di L2, uno dei punti di forza delle quali è certamente, come spicca bene anche dalla presente raccolta di contributi, il necessario e continuo rimando fra dati empirici autentici e molto varii e riflessione teorica. I saggi raccolti nel volume, preceduti da una premessa bilingue dei due curatori rispettivi e da considerazioni introduttive di Alberto M. Mioni e coronati da conclusioni ad opera di Wolfgang Klein, sono riuniti in tre parti. Ogni autore italiano scrive in italiano e ogni autore tedesco in tedesco. La prima parte è dedicata alla sintassi, e vede i contributi di Anna Giacalone Ramat sulle strategie di collegamento fra proposizioni nell’italiano di germanofoni e di Marina Crespi Günther sulla subordinazione nel tedesco di apprendenti italiani. Anna Giacalone Ramat argomenta in chiave di tipologia funzionale con un approccio che integra criteri formali e criteri semantici (con una prevalenza, nei casi critici, dei secondi) e, sulla base fondamentalmente dei dati statistici relativi alla distribuzione dei diversi tipi di proposizioni in tre soggetti, giunge alle conclusioni che gli apprendenti per quanto riguarda la connessione interproposizionale adottano «strategie di elaborazione dell’input e di produzione che si conformano ai principi individuati dagli studi tipologici» (48), mostrando in tal modo la rilevanza del potere esplicativo di questi ultimi. Le tendenze riscontrate dall’analisi tipologica riflettono in buona misura quello che sembra succedere nei percorsi di acquisizione, e d’altra parte questi ultimi suggeriscono ulteriori approfondimenti dei principi tipologici: si veda per es. la discussione dell’autrice circa il rapporto fra predicati balanced e deranked nelle frasi dipendenti. I dati della linguistica acquisizionale costituiscono dunque da un lato un consistente riscontro empirico di ipotesi teoriche formulate sulla base dei raffronti tipologici fra le strutture delle diverse lingue, e dall’altro una fonte 312 Besprechungen - Comptes rendus