Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2002
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Kristol De StefaniJan Goes, L’adjectif. Entre nom et verbe, Paris/Bruxelles (Duculot) 1999, 348 p. (Champs linguistiques)
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2002
Joachim Lengert
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Jan Goes, L’adjectif. Entre nom et verbe, Paris/ Bruxelles (Duculot) 1999, 348 p. (Champs linguistiques) Die Wortklasse Adjektiv erscheint aus übereinzelsprachlicher wie sprachspezifischer Perspektive von vielfältigem Interesse. Letztgenannter wären im Fr. beispielsweise Probleme der Adjektivflexion im Spannungsfeld von «français écrit» und «français parlé» oder die strittige Diskussion des Phänomens der Voran- oder Nachstellung zuzurechnen. Sie sind auch Thema der vorliegenden Monographie, deren Zielsetzung trotz vielfältigen Eingehens auf ganz konkrete Detailprobleme letztlich erstgenannter Warte verpflichtet ist, geht es ihr doch um die Grundfrage der Definition des Adjektivs im Verhältnis zu benachbarten Wortklassen. Der Band gibt einen im wesentlichen auf die Gegenwartssprache ausgerichteten, von seinem methodischen Zugang als von der Prototypensemantik inspiriert zu bezeichnenden Überblick über das Adjektiv im Fr. Dieses ehrgeizige Unterfangen wird in einer sechs Kapitel umfassenden kontinuierlichen Argumentationsstruktur angegangen. Kap. I (11-34) vermittelt einen kurzen, in der Antike einsetzenden wissenschaftsgeschichtlichen Überblick, der vor allem frühe fr. Theoretiker (Port Royal, Du Marsais, Beauzée) sowie die Tradition der fr. Schulgrammatik skizziert. Kap. II (35-43) geht summarisch auf den gewählten methodischen Ansatz ein und diskutiert Grundprinzipien prototypischer Beschreibungsansätze und ihre Anwendung auf die Klasse der Adjektive. Das Zentrum des Buches liegt in den folgenden Kapiteln, die zunächst der Systematisierung prototypischer Adjektivmerkmale und anschließend deren kritischer Diskussion in der Abgrenzung zu anderen Wortklassen bzw. in exemplarischer Anwendung auf das Gesamtmaterial der fr. Adjektive gewidmet ist. Hierbei beschreitet der Autor einen doppelten, sowohl positiven wie negativen Weg. Kap. III (45-56) versucht als Prototyp einen möglichen zentralen Vertreter dieser Klasse zu etablieren, die nicht abgeleiteten Primäradjektive des Typs bon, froid, petit etc., deren prototypischer Charakter vorrangig auf den Kriterien Frequenz und Extension (Ausdruck allgemeiner semantischer Kategorien) beruht, letztlich also semantischer Natur ist, indessen morphologische und syntaktische Fragestellungen außer acht läßt. Angesichts dieser Problematik wählt das umfangreiche Kap. IV (57-131) einen anderen Weg, und versucht die Umschreibung eines abstrakten Prototypen auf der Basis der Diskussion unterschiedlicher morphosyntaktischer Kriterien, wobei syntaktische Phänomene im Vordergrund stehen. Im einzelnen sind dies: Genus-/ Numerusflexion, Derivation (z. B. mit dem Negationspräfix in-), Gradation, Funktion des Adjektivs als Epitheton und Probleme seiner variablen Stellung, attributive Funktion des Adjektivs. Wenngleich der Autor angesichts des uneinheitlichen Verhaltens der Adjektive bzw. der mangelnden ausschließlichen Gültigkeit der diskutierten Kriterien keinen Königsweg der Definition vorschlagen kann, schälen sich für ihn dennoch einige zentrale Charakteristika heraus. Hervorgehoben werden neben traditionellen Merkmalen wie dem «accord» der Adjektive vor allem ihre Gradierbarkeit insbesondere durch très, ihre Nutzung als Epitheta und hiermit verbunden im wesentlichen ihre potentielle Fähigkeit zur Voranstellung sowie ihre im Verhältnis zu anderen Wortklassen bevorzugte Nutzung als Attribut. Kap. V (133-226) versucht angesichts diverser Schnittstellen zwischen Adjektiv und anderen Wortklassen eine negative Definition, also die Diskussion von Gemeinsamkeiten und Unterschieden und darauf basierend letzten Endes eine Abgrenzung der Adjektive von benachbarten Klassen. Im einzelnen angegangen wird dabei zunächst das Verhältnis von Adjektiv und Substantiv, insbesondere Phänomene der Substantivierung von Adjektiven und umgekehrt der Adjektivierung von Substantiven. In der Folge nutzt der Autor die Auseinandersetzung mit der vor allem von Generativisten propagierten These der Ähnlichkeit des Adjektivs mit dem Verb, um herauszuarbeiten, daß letztlich die Unterschiede zwischen beiden Klassen markanter sind als die Gemeinsamkeiten. Gesondert ein- 347 Besprechungen - Comptes rendus gegangen wird in diesem Zusammenhang auf den Status von verbalen Übergangsformen wie participe présent und participe passé. Abschließend wird das Verhältnis der Adjektive zu spezifischen Determinanten sowie Adverbien diskutiert, letzteres vorrangig anhand der Adjektiv-Adverbien. Kap. VI (227-75) ist der exemplarischen Anwendung der in Kap. IV ermittelten Kriterien auf die Gesamtmenge der fr. Adjektive gewidmet. Auf der Grundlage einer morphologischen Klassifikation in drei Grundkategorien (Primäradjektive, abgeleitete - denominale, deverbale und deadjektivale Adjektive werden jeweils gesondert betrachtet - und nicht abgeleitete Sekundäradjektive) wird nachgewiesen, daß der Prototyp nicht einer dieser Klassen entspricht, sondern alle Typen betrifft, daß er unabhängig von der morphologischen Struktur ist und daß die Zahl der prototypischen Adjektive in den einzelnen Kategorien verschieden verteilt ist. Es überrascht nicht, daß sie in der Kategorie der Primäradjektive besonders gut repräsentiert sind. Kurze «Conclusions» (277-84) lassen die Argumentation des Buches Revue passieren, ein Anhang (287-313) systematisiert mit reichhaltigem Belegmaterial anhand ausgewählter Adjektive deren semantische und morphosyntaktische Charakteristika, es folgt eine umfangreiche Bibliographie (315-32) sowie ein Namens- und Sachindex (333-41). Die Präsentation spiegelt die Reichhaltigkeit der Details, die in Kap. IV-VI des Buches von Goes angesprochen werden, nur unvollkommen wieder. Es gilt daher abschließend, die Vorzüge der Studie hervorzuheben. Es ist dies zunächst die Korpusbasiertheit, die es erlaubt, die Darstellung stets auf konkretem Sprachmaterial zu entwickeln und manche Phänomene auch statistisch zu beschreiben. Es ist dies die klare Struktur der Argumentation, die den eigenen Weg nicht verabsolutiert, sondern ausgewogen hinterfragt. Es ist dies auch die umfängliche Literaturverarbeitung, die zu einer kritischen, aber nie polemischen Auseinandersetzung mit Vorgängern führt. Banalerweise kann in einer so breit angelegten Arbeit nicht alles neu sein, manch alter Wein wird hier in den neuen prototypischen Schlauch gefüllt, in der Gesamtschau des Problems wie in der Diskussion vieler Einzelfragen stellt die Arbeit von Goes aber allemal einen gediegenen und überzeugenden Beitrag zur Thematik dar. J. Lengert H Karine Boucher/ Suzanne Lafage, Le lexique français du Gabon. Entre tradition et modernité, Nice (Institut de Linguistique française - CNRS) 2000, xli + 415 p. (Le Français en Afrique. Revue du Réseau des Observatoires du Français Contemporain en Afrique Noire 14) Vorliegender Band der unter der Leitung von A. Queffélec herausgegebenen Zeitschrift ist, wie schon mancher seiner Vorgänger, zur Gänze einem Wörterbuch einer regionalen Varietät eines der frankophonen Länder Schwarzafrikas gewidmet. Mit S. Lafage hat sich eine seit langem ausgewiesene Spezialistin 1 in Zusammenarbeit mit einer jüngeren, als Expertin für die Region fungierenden Linguistin an die Arbeit gemacht, die lexikalischen Besonderheiten des Fr. im Gabun zu systematisieren. Der Band [im folgenden: LFG] besteht aus drei Teilen, der Einführung (VII-XLI), dem Wörterbuch (1-401) und der Bibliographie (403-15). Die Einleitung gibt zunächst einen übersichtlichen Einblick in die historische, demographische und soziolinguistische Lage des Gabun, bevor auf Entstehungsgeschichte, Typo- 348 Besprechungen - Comptes rendus 1 Cf. von der Autorin (nebst zahlreichen Aufsätzen) Dictionnaire des particularités du Français au Togo et au Dahomey, Abidjan 1975; Français écrit et parlé en pays Ewé (Sud-Togo), Paris 1985; Premier inventaire des particularités lexicales du français en Haute-Volta (1977-1980), Paris 1989.
