Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2002
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Kristol De StefaniChristoph Strosetzki (ed.) Teatro español del Siglo de Oro.Teoría y práctica,Frankfurt a. M./ Madrid (Vervuert/Iberoamericana) 1998, viii + 381 p. (Studia Hispanica 7)
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2002
Andreas Schor
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Dieser Band macht einen guten Eindruck und lässt, was den Text selbst betrifft, wenig zu wünschen übrig. Aber das Ziel, den nicht besonders wichtigen zwölfseitigen Text in Buchform zu präsentieren, führte zu unnötigen Längen. C. Wittlin H Christoph Strosetzki (ed.) Teatro español del Siglo de Oro.Teoría y práctica,Frankfurt a. M./ Madrid (Vervuert/ Iberoamericana) 1998, viii + 381 p. (Studia Hispanica 7) Die zwanzig in diesem Band veröffentlichten Artikel bildeten ursprünglich Beiträge zum Kolloquium Teatro español del Siglo de Oro. Teoría y práctica. Es wurde am 30. und 31. Mai 1997 vom Departement für Spanisch des Romanischen Seminars der Universität Münster in Zusammenarbeit mit der Oficina Cultural der spanischen Botschaft und mit dem Instituto Cervantes in Bremen an der Universität Münster durchgeführt. Der Band, dessen Artikel in alphabetischer Reihenfolge nach den Familiennamen der Verfasser geordnet sind (man hätte sie auch nach der engeren Thematik gruppieren können), beginnt mit einem Artikel von Ignacio Arellano von der Universidad de Navarra in Pamplona. Er vergleicht Theorie und Praxis der dramatischen Gattungen beim Autor Bances Candamo. Mit der Gattungsproblematik beschäftigen sich auch zwei weitere Beiträge: Mercedes Blanco zeichnet den Weg von der tragedia zur comedia trágica nach, und Aurora Egido handelt die schwierige Abgrenzung zwischen Tragödie und Komödie mit Hilfe der beiden Philosophen Heraklit und Demokrit ab. Sie kommt zum Schluss, dass Letzterer den Ersten zwar besiegt, dass dieser Sieg aber nicht den Tod Heraktlits bedeutet, «sino la asunción del llanto por la risa, o lo que era igual, la de una tragicomedia que los asumía y fundía generando una nueva especie. No en vano el hombre debía ser Heráclito por fuera y Demócrito por dentro, dos personajes en un solo actor para saber representar mejor la comedia de la vida» (100s.). In einer weiteren Reihe von Artikeln werden einzelne Aspekte des Theaters im Siglo de Oro beleuchtet: Cerstin Bauer-Funke macht eine semiotische Untersuchung der Rolle des Essens, María Jesús Franco Durán beschäftigt sich mit der Funktion der klassischen Mythologie, Ingrid Simson untersucht, welche Funktion das neu entdeckte Amerika in den tragedias des Siglo de Oro spielt, und Bernardo Teuber unternimmt eine anthropologische Lektüre der Stücke, in deren Mittelpunkt die Ehre steht. Dabei kommt er zum Schluss, dass diese Stücke, deren Sinn vom zeitgenössischen Publikum ausserhalb Spaniens nur schwer nachvollzogen wird, einen Opferritus darstellen. Andere Autoren widmen ihre Artikel einzelnen Autoren oder Stücken: Javier Gómez untersucht die Beziehung zwischen den Novelas Ejemplares und dem Theater von Cervantes, Rina Walthaus analysiert zwei Stücke von Francisco de Rojas Zorrilla und Milagros Torres beobachtet die Ursprünge des Komischen im frühen Theater von Lope de Vega. Hans Felten und Kirsten Schildknecht schlagen eine Lektüre des Sonetts an die Blumen und des Sonetts an die Sterne in Calderóns Stück El Príncipe Constante vor. Dietrich Briesemeister stellt eine neolateinische Version der Celestina, die der Humanist Kaspar von Barth (1587-1658) für das deutsche Publikum geschrieben hat, vor. María Luisa Lobato schliesslich besorgt eine kritische Ausgabe von zwei entremeses und weist in einem Kommentar nach, dass sie die Liste von 55 bekannten Titeln verlängern, die für den Schauspieler Juan Rana geschrieben wurden. Zwischen Theorie und Praxis des Theaters sind die Artikel von Gerhard Poppenberg und des Herausgebers Christoph Strosetzki angesiedelt: Sie beschäftigen sich mit der Rechtfertigung des Theaters als Institution, die dem Zeitvertreib dient. Ersterer zeigt, wie Lope de 367 Besprechungen - Comptes rendus Vega alle Aspekte dieser komplexen Diskussion in seinem Stück Lo fingido verdadero abhandelt. Christoph Strosetzki zeigt, dass das Theater als Freizeitvergnügen auf die gleiche Stufe wie das Glücksspiel gestellt wurde und wie es sich dementsprechend rechtfertigen musste. Die restlichen Artikel im Buch sind den praktischen Aspekten des Theaters gewidmet: Sebastian Neumeister und Carmen Pinillos beschäftigen sich mit Fragen der Inszenierung von Stücken Calderóns, der Fábula de Andromedo y Perseo beziehungsweise des auto sacramental mit dem Titel El segundo blasón del Austria. Agustín de la Granja begibt sich in die Eingeweide der Theaterbühnen, der corrales de comedias, und Josef Oehrlein beschreibt die Arbeitsweise und die soziale Stellung der Theatergruppen im Siglo de Oro. Der einzig gemeinsame Nenner aller Artikel ist das Theater des Siglo de Oro, ansonsten decken sie ein weites Spektrum von Problemstellungen und Methoden ab. Der Band macht dem Leser jedoch bewusst, welch vielfältiges Phänomen das Theater in Spaniens goldenem Zeitalter darstellt. Es war nicht nur eine literarische, sondern auch eine gesellschaftliche Erscheinung. Vielleicht wurde gerade letzterer Aspekt bisher zuwenig berücksichtigt in der Forschung. Dank der Breite, mit der in diesem Band das Phänomen Theater des Siglo de Oro angegangen wird, vermag er der reichhaltigen Literatur über das Thema durchaus Neues hinzuzufügen, und man wünscht deshalb, die Hoffnung des Herausgebers, dass die hier vorgestellten Ergebnisse eine weite Verbreitung finden, möge sich erfüllen. A. Schor H Miguel Casas Gómez, Las relaciones léxicas, Tübingen (Niemeyer) 1999, 241 p. (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie; Bd. 299) Miguel Casas Gómez beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit den lexikalischen Relationen und ist ein ausgewiesener Spezialist in diesem Bereich. Die vorliegende Monographie ist Teil eines vom Verf. geleiteten, auf ein umfangreiches Textkorpus gestützten Projektes zu den relaciones léxicas und dient als theoretische Grundlage für mehrere an der Universität Cádiz entstandene bzw. entstehende Doktorarbeiten. Casas Gómez’ Ziel ist es, ausgehend von der Analyse der semantischen Relationen Synonymie, Parasynonymie, Antonymie, Hypo- und Hyperonymie sowie der Phänomene Polysemie und Homonymie die Grundlagen einer funktionalen lexikalischen Semantik zu entwickeln. Seinen Ansatz bezeichnet er als strukturalistisch-funktionalistisch. Unter Funktion versteht er - in Anlehnung an André Martinet - die Funktion, die die linguistischen Einheiten des Diasystems Sprache in der Kommunikation übernehmen 1 . Semantische Relationen sind für Verf. «hechos de significación entre significados de signos, no entre signos desde el punto de vista de sus significantes y los contenidos asociados a ellos» (200). Polysemie und Homonymie zählt er im Unterschied zu anderen Linguisten 368 Besprechungen - Comptes rendus 1 Sein an Sprache als Diasystem gekoppelter Funktionsbegriff unterscheidet sich also stark von dem Coserius. Auf dessen Funktionsbegriff sind m. E. die folgenden kritischen Worte gemünzt: «No cabe duda de que la llamada lengua funcional nos conduce a un concepto de sistema de la lengua múltiple y, al mismo tiempo, poco a nada operativo desde el punto de vista de su funcionalidad (es justamente la lengua que no ‘funciona’ en absoluto por su restricción estructural, estrechez paradigmática, poca fecundidad y alejamiento de su misión comunicativa).» Der Vorwurf, die funktionelle Sprache funktioniere gerade nicht, scheint mir zu kurz gegriffen. Coseriu versteht unter funktioneller Sprache bewußt eine künstlich «zurechtgezirkelte» homogene Sprache - funktionieren im Sinne Casas Gómez’ soll diese gar nicht.