eJournals Vox Romanica 61/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2002
611 Kristol De Stefani

Miguel Casas Gómez, Las relaciones léxicas, Tübingen (Niemeyer) 1999, 241 p. (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie; Bd. 299)

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2002
Yvonne  Stork
vox6110368
Vega alle Aspekte dieser komplexen Diskussion in seinem Stück Lo fingido verdadero abhandelt. Christoph Strosetzki zeigt, dass das Theater als Freizeitvergnügen auf die gleiche Stufe wie das Glücksspiel gestellt wurde und wie es sich dementsprechend rechtfertigen musste. Die restlichen Artikel im Buch sind den praktischen Aspekten des Theaters gewidmet: Sebastian Neumeister und Carmen Pinillos beschäftigen sich mit Fragen der Inszenierung von Stücken Calderóns, der Fábula de Andromedo y Perseo beziehungsweise des auto sacramental mit dem Titel El segundo blasón del Austria. Agustín de la Granja begibt sich in die Eingeweide der Theaterbühnen, der corrales de comedias, und Josef Oehrlein beschreibt die Arbeitsweise und die soziale Stellung der Theatergruppen im Siglo de Oro. Der einzig gemeinsame Nenner aller Artikel ist das Theater des Siglo de Oro, ansonsten decken sie ein weites Spektrum von Problemstellungen und Methoden ab. Der Band macht dem Leser jedoch bewusst, welch vielfältiges Phänomen das Theater in Spaniens goldenem Zeitalter darstellt. Es war nicht nur eine literarische, sondern auch eine gesellschaftliche Erscheinung. Vielleicht wurde gerade letzterer Aspekt bisher zuwenig berücksichtigt in der Forschung. Dank der Breite, mit der in diesem Band das Phänomen Theater des Siglo de Oro angegangen wird, vermag er der reichhaltigen Literatur über das Thema durchaus Neues hinzuzufügen, und man wünscht deshalb, die Hoffnung des Herausgebers, dass die hier vorgestellten Ergebnisse eine weite Verbreitung finden, möge sich erfüllen. A. Schor H Miguel Casas Gómez, Las relaciones léxicas, Tübingen (Niemeyer) 1999, 241 p. (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie; Bd. 299) Miguel Casas Gómez beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit den lexikalischen Relationen und ist ein ausgewiesener Spezialist in diesem Bereich. Die vorliegende Monographie ist Teil eines vom Verf. geleiteten, auf ein umfangreiches Textkorpus gestützten Projektes zu den relaciones léxicas und dient als theoretische Grundlage für mehrere an der Universität Cádiz entstandene bzw. entstehende Doktorarbeiten. Casas Gómez’ Ziel ist es, ausgehend von der Analyse der semantischen Relationen Synonymie, Parasynonymie, Antonymie, Hypo- und Hyperonymie sowie der Phänomene Polysemie und Homonymie die Grundlagen einer funktionalen lexikalischen Semantik zu entwickeln. Seinen Ansatz bezeichnet er als strukturalistisch-funktionalistisch. Unter Funktion versteht er - in Anlehnung an André Martinet - die Funktion, die die linguistischen Einheiten des Diasystems Sprache in der Kommunikation übernehmen 1 . Semantische Relationen sind für Verf. «hechos de significación entre significados de signos, no entre signos desde el punto de vista de sus significantes y los contenidos asociados a ellos» (200). Polysemie und Homonymie zählt er im Unterschied zu anderen Linguisten 368 Besprechungen - Comptes rendus 1 Sein an Sprache als Diasystem gekoppelter Funktionsbegriff unterscheidet sich also stark von dem Coserius. Auf dessen Funktionsbegriff sind m. E. die folgenden kritischen Worte gemünzt: «No cabe duda de que la llamada lengua funcional nos conduce a un concepto de sistema de la lengua múltiple y, al mismo tiempo, poco a nada operativo desde el punto de vista de su funcionalidad (es justamente la lengua que no ‘funciona’ en absoluto por su restricción estructural, estrechez paradigmática, poca fecundidad y alejamiento de su misión comunicativa).» Der Vorwurf, die funktionelle Sprache funktioniere gerade nicht, scheint mir zu kurz gegriffen. Coseriu versteht unter funktioneller Sprache bewußt eine künstlich «zurechtgezirkelte» homogene Sprache - funktionieren im Sinne Casas Gómez’ soll diese gar nicht. nicht dazu. Lediglich bei Lexien wie huésped ‘Wirt’ und huésped ‘Gast’, die man nur aus einer - nach Ansicht des Verf. abzulehnenden - formalen Perspektive als Homonyme bezeichnen könne, die aus semantischer Perspektive dagegen als Hypo-/ Hyperonyme bzw. als Antonyme - Bsp. huésped/ huésped - anzusehen seien, ist es nach Casas Gómez angemessen, von lexikalischen Relationen zu sprechen. Im Zentrum der Monographie steht eindeutig die Synonymie, auch wenn der Titel ganz allgemein «Las relaciones léxicas» lautet. Die anderen Relationen sowie Polysemie und Homonymie werden in erster Linie auf mögliche Überschneidungsbereiche mit der Synonymie abgeklopft oder als Kontrastfolie zu dieser Relation herangezogen. Insofern wäre es sinnvoll, wenn sich diese deutliche Akzentsetzung im Titel bzw. im Untertitel niederschlüge. Die Forschungen zur Synonymie nehmen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zu. In den 70er Jahren läßt das Interesse an diesem Thema, gerade an seinen theoretischen Aspekten, nach. In den letzten Jahren rückt die Synonymie - wie auch die lexikalischen Relationen allgemein - wieder stärker in den Blickpunkt der Linguisten. Dieser neuerliche Aufschwung hat laut Verf. mehrere Ursachen. Ein wichtiger Grund sei die zunehmende Bedeutung der Varietätenlinguistik, wodurch die diatopische, die diastratische und die diaphasische Dimension der Sprache stärker in den Blickpunkt rückten. Während ich ihm in diesem Punkt zustimmen würde, scheint mir ein anderer von ihm angeführter Grund problematisch: Lt. Verf. wird die Synonymieforschung durch die Konzeption von Synonymie als «identidad entre significados de signos» (205) beflügelt. Diese Auffassung würde helfen, die Synonymie von den Relationen Parasynonymie, Hypo- und Hyperonymie abzugrenzen. Demgegenüber habe das Verständnis von Synonymie «en el sentido laxo de similitud semántica» (205) zu einer Ungenauigkeit des Terminus Synonymie und zu einer Vermischung mit semantischen Relationen wie der Parasynonymie und der Hypo-/ Hyperonymie geführt. M. E. unterliegt Verf. hier einem Trugschluß. Synonymie kann man definieren auf der parole-Ebene (referentielle Definition), der Σ -parole-Ebene (distributionelle Definition) und der Norm-Ebene (komponentielle bzw. Merkmalsdefinition); «je abstrakter die Ebene ist, umso weniger läßt sich die Existenz des Phänomens ‘Synonymie’ [im Sinne einer Inhaltsidentität] glaubhaft machen» (P. Wunderli, Französische Lexikologie, Tübingen 1989: 135). Die Schwierigkeit gründet weniger in der mangelnden Präzision des Terminus als vielmehr in der Komplexität des Problems der Synonymie, die man nicht dadurch leichter bewältigt, daß man Synonymie auf Bedeutungsgleichheit beschränkt. Zum Aufbau der Monographie: Neben einer kurzen Introducción (1-11) und einem Schlußkapitel Conclusiones. Hacia una descripción funcional de las relaciones léxicas (196- 213) beinhaltet sie drei Kapitel. Im ersten Kapitel Algunas consideraciones históricas sobre la sinonimia: las leyes y asociaciones sinonímicas (12-38) liefert Verf. einen umfassenden, kundigen Überblick über Forschungsarbeiten zur Synonymie. Er präsentiert romanistische, anglistische und germanistische Literatur zum Thema. Im zweiten Kapitel, Signo lingüístico y relaciones léxicas (39-58), stellt er verschiedene linguistische Zeichenmodelle vor und analysiert vor diesem Hintergrund die Phänomene Synonymie und Polysemie. Im Mittelpunkt des Buches steht das dritte, weitaus umfangreichste Kapitel, Posibilidades de implicación de los niveles de significar en el marco de las relaciones léxicas (59-195). Verf. weist unter Berufung auf Coseriu darauf hin, daß man bei der Definition von Synonymie zwischen Neutralisierung und Synkretismus differenzieren müsse. Zudem warnt er zu Recht vor einer Vermischung von significado, designación und sentido. Nur wenn man diese Unterscheidungen zugrundelege, könne man die verschiedenen Typen der Synonymie analysieren sowie die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dieser lexikalischen Relation und den Relationen Parasynonymie, Hyponymie, Hyperonymie und Antonymie. Verf. teilt die Synonyme in drei Kategorien ein: «1) identidad designativa y diversidad de significado; 2) identidad o similitud designativa y ‘semejanza’ de significado, y 3) identidad designativa 369 Besprechungen - Comptes rendus y significativa» (10). Bei der ersten Kategorie steht die pragmatische Dimension der Synonymie im Vordergrund. Es geht hierbei um eine referentielle Äquivalenz, die zur Textkohärenz beiträgt. Z. B. können amigo und colega in bestimmten Zusammenhängen für ein und dieselbe Person verwendet werden, ohne daß es sich hierbei um eine lexikalische Synonymie im engen Sinne handelte. Zur zweiten Kategorie zählen die Synonyme, die Gleichheit oder Ähnlichkeit auf der designativen und Ähnlichkeit auf der signifié-Ebene implizieren. Verf. schlägt vor, in diesen Fällen einer «simple afinidad o similitud semántica» nicht von Synonymen, sondern statt dessen von Parasynonymen oder von Hypobzw. Hyperonymen zu sprechen, je nachdem ob zwischen den entsprechenden signifiés äquipollente oder privative Oppositionen bestehen (211). Zu beachten sei auch, ob bzw. auf welcher Ebene die Möglichkeit der Neutralisierbarkeit der Opposition gegeben sei. Der Terminus Synonymie solle besser reserviert werden - hier gelangt man zur dritten Kategorie - «para aquellos casos en los que se dé realmente esta posibilidad en la lengua, es decir, cuando se perciba estrictamente una identidad entre los significados de dos o más signos tanto desde el punto de vista de sus relaciones paradigmáticas con los demás elementos de su sistema semántico, como en su misma distribución combinatoria en el plano sintagmático» (211). Das Ansetzen einer solchen Kategorie deutet bereits darauf hin, daß es nach Ansicht des Verf. nicht nur in der Fach-, sondern auch in der Allgemeinsprache auf der langue-Ebene «sinónimos perfectos» gibt; es geht ihm dabei um synonyme Sememe, nicht um synonyme Lexien 2 . Er formuliert allerdings bewußt zurückhaltend: «Como hecho potencial, hemos de admitir al menos en un plano teórico, los sinónimos absolutos como variantes libres no sólo en la terminología . . ., sino en el plano de las unidades significativas de la lengua común» (212). Casas Gómez ist sich bewußt, daß er eine Außenseiterposition in der Synonymieforschung bezieht, die allerdings unter spanischen Linguisten öfter, etwa bei Muñoz Núñez, anzutreffen ist. Er räumt ein, daß seine These unbedingt noch durch ein umfassendes Korpus zu untermauern sei, das geschriebene wie gesprochene Dokumente, diatopisch, diastratisch und diaphasisch markierte Elemente berücksichtigen und darüber hinaus Sprecherbefragungen integrieren müsse. Casas Gómez’ eigenwillige Konzeption der Synonymie ist stark dadurch geprägt, daß er den Aspekt «Sprache als Diasystem» in den Vordergrund stellt. Unter Berufung auf Coserius Modell der Architektur einer historischen Sprache behandelt er die Variationsdimensionen Diatopik, Diastratik und Diaphasik. Die Nähe-Distanz-Dimension, um die Koch/ Österreicher das Coseriu’sche Modell der Sprachvariation erweitert haben, erwähnt er allerdings nicht. Nach Ansicht von Casas Gómez gehören nur die diatopischen Züge zum System. Da diastratische und diaphasische anders als diatopische Züge situationsabhängig seien - beispielsweise könne man eine Lexie nicht rundweg als culto bezeichnen -, seien sie der Norm-, einige diaphasische Züge sogar eher der parole-Ebene zuzurechnen. Als Ergebnis häufigen Gebrauchs und einer ausgeprägten «generalidad en el uso» kann, so Casas Gómez, eine ursprünglich diastratisch oder diaphasisch markierte Einheit diese Kennzeichnung verlieren und zu einer «invariante de nuestro sistema» werden, wodurch eine perfekte Synonymie mit einer anderen «invariante del sistema» entstehen kann (209s.). Verf. schließt sich in dieser Hinsicht der Auffassung von Muñoz Núñez an. Exemplarisch erwähnt er das Verhältnis zwischen pasta ‘Knete’ und dinero. Ganz treffend ist dieses Beispiel allerdings nicht, wie Verf. selbst einräumt: Zwar könnte pasta durch häufigen Gebrauch zukünftig zu einer Einheit der Systemebene werden, doch noch handele es sich nicht um «sinónimos absolutos» (208). 370 Besprechungen - Comptes rendus 2 Verf. spricht von «la relación de sinonimia, cuyo análisis debe establecerse . . . entre significados de signos con expresión material diferente . . . y no entre todos los contenidos a que pueden estar asociadas dos expresiones fonemáticas» (204). Casas Gómez’ zwar vorsichtig, unter Einbauen mehrerer Kautelen geäußerte, kühne These einer Synonymie auf langue-Ebene scheint mir insgesamt nicht überzeugend; daß es ihm an rundum stichhaltigen Beispielen mangelt, ist m. E. bezeichnend. Es ist sicherlich positiv, daß Verf. die Mobilität der sprachlichen Einheiten innerhalb des mehrdimensionalen Diasystems Sprache, die Dynamik der diasystematischen Markierungen in seine Überlegungen zur Synonymie einbezieht. Doch diese Dynamik gewissermaßen als Steigbügel für die Existenz einer Synonymie auf langue-Ebene heranzuziehen, scheint mir nicht plausibel. Zwar ist es durchaus denkbar, daß zwei ursprünglich unterschiedliche diasystematische Markierungen tragende Sememe, u.a. bedingt durch Gebrauchshäufigkeit, zu Synonymen werden können. Doch auf einer weiteren Stufe kommt es bekanntlich im allgemeinen zu einer neuerlichen Ausdifferenzierung (cf. Bréals, von Verf. im Forschungsüberblick erwähnte loi de répartition), die häufig die diasystematische Markierung der Einheiten betrifft. Dieser Entwicklung wird in Casas Gómez’ Modell nicht ausreichend Rechnung getragen. Y. Stork H Martin Hummel, Der Grundwert des spanischen Subjunktivs, Tübingen (Narr) 2001 (Tübinger Beiträge zur Linguistik 459), 303 p. Die romanistische Modusforschung ist beinahe so alt wie die Romanistik selbst und erfreut sich eines bis heute ungebrochenen Interesses. In Anbetracht der ungemein reichen Forschungsliteratur ist es eine Herausforderung, zu diesem «Dauerbrenner» der romanistischen Linguistik etwas entscheidend Neues zu sagen. Die vorliegende Studie stellt sich die angesichts dieser Tatsache nicht leichte Aufgabe, eine innovative Hypothese zum Gebrauch dieses Modus im Spanischen und in anderen romanischen Sprachen aufzustellen und auf ihre Validität zu testen. Schon allein aufgrund dieses mutigen Versuchs gebührt dem Verf. Anerkennung. Warum eigentlich Subjunktiv? Laut Hummel ist der Terminus für das Spanische und die anderen romanischen Sprachen sprachdidaktisch sinnvoller, da Konjunktiv beim deutschsprachigen Lerner ungerechtfertigte Analogieschlüsse zum Deutschen hervorrufe. Wenige Zeilen danach greift er jedoch die in seinen Worten «traditionelle Herangehensweise» an, den Modusgebrauch durch Unterordnung und Auslösungsmechanismen zu erklären, die schon in dem von lat. subiungere abstammenden Begriff Subjunktiv zu Tage trete. Die romanische Konjunktivforschung ist stark von der Auseinandersetzung zwischen «Unitariern» und «Antiunitariern» geprägt. Erstere sind der Auffassung, dieser Modus gehorche einem einheitlichen Grundprinzip, wobei die Erklärung und Formulierung desselben von Autor zu Autor höchst unterschiedlich sind und unterschiedliche Grade an Abstraktion erreichen. Letztere sind der Meinung, im romanischen Konjunktiv manifestieren sich mehrere Funktionen, Bedeutungen oder Werte, die nicht sinnvoll unter einen Hut zu bringen sind. Wie viele und welche das genau sind, darüber wird debattiert; am verbreitetsten sind sicher die dualistischen Theorien. Der Autor ergreift explizit für das monistische Lager Position und möchte dafür neue Argumente ins Feld führen. Die schon aus dem Titel ersichtliche Fragestellung des Buches wird in der Einleitung (17) präzisiert: Lässt sich eine Grundfunktion des Konjunktivs nachweisen, die als Systemwert jedem Gebrauch des Konjunktivs zugrundeliegt? Hummel unterstreicht, dass diese Grundfunktion nur dann zufriedenstellend definiert ist, wenn durch sie nicht nur Fälle erklärt werden, in denen der Wechsel von Indikativ zu Konjunktiv bedeutungsunterscheidend ist, sondern auch solche, in denen der Konjunktiv auf automatisierte Auslösungstendenzen zurückzuführen ist. 371 Besprechungen - Comptes rendus