eJournals Vox Romanica 62/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2003
621 Kristol De Stefani

Oskar Panagl/Hans Goebl/Emil Brix (ed.), Der Mensch und seine Sprache(n), Wien/ Köln/Weimar (Böhlau) 2001, 284 p. (Wissenschaft, Bildung, Politik, hg. von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft 5)

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2003
G.  Ineichen
vox6210212
212 Besprechungen - Comptes rendus den wissenschaftlichen Interessen Manfreds ergibt. Bei den Anhängen handelt es sich um die Epistula Manfredi (1263), ein Begleitschreiben Manfreds zur Übersendung von an seinem Hof entstandenen Übersetzungen an die Pariser Faculté des Arts (131-37); um einen Auszug einer zwischen 1258 und 1266 von Manfred initiierten Disputatio über die Frage nach der Ordnung in der Welt (139-51); um die 1892 von D. S. Margoliouth erstellte englische Übersetzung The Book of the Apple der persischen Version eines Apfelbuches (153- 77); und schließlich um das im Kreis Kölner Thomisten und heute nur schwer zugängliche Poëma uetus de uita et morte Aristotelis, über dessen Entstehungsdatum man aber leider nichts erfährt (179-88). Zu bedauern ist allerdings, daß zu den im Anhang gelieferten Texten absolut keine Kommentare und Erläuterungen geboten werden. So stehen diese Texte in gewisser Weise völlig isoliert im Raum. Mein Gesamturteil: ein «opus minor», das aber von philosophisch-philologischer Bedeutung ist, wurde hier in einer überzeugenden Gesamtschau und Textpräsentation sowie Übersetzung und, was den Liber de pomo betrifft, informativer Kommentierung vorgelegt. A. Arens H Oskar Panagl/ Hans Goebl/ Emil Brix (ed.), Der Mensch und seine Sprache(n), Wien/ Köln/ Weimar (Böhlau) 2001, 284 p. (Wissenschaft, Bildung, Politik, hg. von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft 5) Im Jahre 2001, das politisch als Europäisches Jahr der Sprachen definiert war, veröffentlichte die Österreichische Forschungsgemeinschaft einen anschaulichen Dokumentationsband zum angegebenen Thema. Dieser geht auf einen «Österreichischen Wissenschaftstag» zurück, der im Oktober 2000 mit großer Beteiligung stattfand. Wir gehen im folgenden die einzelnen Beiträge kurz durch, setzen den einleitenden Aufsatz von Wolfgang Raible allerdings an den Schluß, da wir mit der Beurteilung der Herausgeber nicht einverstanden sind. Der sehr interessante Beitrag von G. Boehm (Basel), «Botschaften ohne Worte.Vom Sprachcharakter der bildenden Kunst» (253-77), muß in dieser Rezension leider entfallen, nicht wegen der komplizierten Metaphorik der linguistischen Begriffe in der Kunstgeschichte, was dem Autor übrigens vollkommen klar ist, sondern aus Gründen der Systematik.Also: Man ist sich mit H. Haider (Salzburg), «Spracherwerb, Sprachverlust, Sprachvermögen» (25-26), über den hier angesprochenen Problemkomplex seit der berühmten Rezension von Chomsky zu Skinner heutzutage im Grunde einig. Wir gehen hier deshalb nicht weiter darauf ein; doch sei darauf hingewiesen, daß die Darstellung Haiders in jeder Beziehung ausgezeichnet ist. Haider arbeitet als Linguist, wohl wissend, daß das Erkenntnisinteresse der in diesem Zusammenhang betroffenen Kognitionswissenschaften verschiedene Verfahren einschließt: Neurologie, Psychologie, Künstliche Intelligenz und Philosophie, soweit sie in Deutschland zur Zeit (neben der Literaturwissenschaft) wieder Mode geworden ist. Man erinnert sich beim Sprachwandel an die «unsichtbare Hand», die in den Sprachen offenbar vorhanden ist (cf. hier Donhauser, 72 und N15, ferner Posner, 84). K. Donhauser (Berlin), «Sprachentwicklung und Sprachwandel» (57-76), bewegt sich mit Deutsch und seiner historischen Tradition im Rahmen der klassischen Indogermanistik 1 . Neuere Sprachen stehen im übrigen nicht zur Diskussion, außer Französisch (62), dessen historische Situation wie üblich missverstanden wird. Nach Donhauser steht das Fran- 1 Zum Begriff des Germanischen vgl. T. Vennemann, gen. Nierfeld: «Zur Entstehung des Germanischen», Sprachwissenschaft 25 (2000): 223-69. 213 Besprechungen - Comptes rendus zösische «in einer direkten Beziehung zum Lateinischen». Beim Sprachwandel (63-76), auf den wir vorhin schon hingewiesen haben, erscheint auch die Markiertheitstheorie 2 . R. Posner (TU Berlin), «Sprache als semiotisches System» (77-107), behandelt Zeichensysteme, die sprachbezogen, genauer mit Mimik, Gestik, Tonfall, Schrift usw. auf die natürliche Sprache bezogen sind und damit die Logosphäre bilden. Dies gilt stricte dictu, entgegen den Einwänden von Jacques Derrida (81 N20; 110 N1). Der Mensch als solcher, d. h. die Menschheit insgesamt, verfügt über einen globalen Zeichenvorrat (nach Jurij Lotman: Semiosphäre), zu dem Logosphären aller Art einen Teilbereich bilden. Aufgrund der ausführlichen Bibliographie, die Posner von sich selbst anführt, muß man seinen Beitrag als eigenständige Konzeption qualifizieren. Wissenschaftsgeschichtlich bemerkenswert und systematisch ist die Tatsache, daß sich Posner (82s.) punktuell auf die Berliner Vorlesungen seines Lehrers Helmut Lüdtke beruft. Als Beleg für die Theorie gibt Posner eine Anzahl von Beispielen, die wir hier kurz besprechen: Erstens: Zahlendarstellung (87). Zur Diskussion stehen Wortbildungsregeln für die Bezeichnung natürlicher Zahlen. In den Blick kommen neben dem römischen vor allem das indisch-arabische Zahlensystem. Zweitens: Systemaufwand (90). Es geht hier um das systematische Hin und Her z. B. im Falle von Kreolsprachen oder bei der Rechtschreibreform. Daher kommt Posner (93) auch auf die Welthilfssprachen (Esperanto etc.) zu sprechen, allerdings ohne daß ich dessen Betrachtungsweise nachvollziehen könnte. Drittens: Die Schrift (94). Bei der Beschreibung der Funktionen von Schrift und Verschriftlichung sowie von deren Gebrauch und Mißbrauch gelangt Posner exkurshaft auch zur Frage der Alphabetschrift, die ursprünglich vom Semitischen ausgeht - falls man den Mittelmeerraum globalisiert! Die Behauptung, daß «die natürlichste Lautschrift» ein syllabischer Kode sei, möchten wir bezweifeln oder zumindest ebenso als europäisch konzipiert eingestuft wissen. Viertens: Kodierungsaufwand (100). Mit diesem Begriff bezeichnet Posner das gegenseitige Verhältnis von Systemaufwand und Performanzaufwand. Man vergleiche den notwendigen Aufwand beim Gebrauch von Logogrammschriften (Chinesisch), Silbenschriften (Japanisch) und Alphabetschriften, dazu als Sonderfall die Morseschrift. Die Behauptung, «Die Buchstabenschrift ist nach den Phöniziern kein zweites Mal erfunden worden», ist schlicht falsch. Es gibt auch das Koreanische als einzige Alphabetschrift in Ostasien (entstanden Mitte 15. Jh.). Fünftens: Gesang (102). Zur Diskussion steht die Komplementarität von Sprache und Musik, d. h. es geht «um Klangfarbe vs. Tonhöhe» (bzw. nach Posner um «inverse Dimensionshierarchien»). Mit dem Beitrag von M. Frank (Tübingen), «Sind Bewußtsein und Denken wesentlich sprachlich? » (109-31), befaßt sich Frank als etablierter Philosoph mit der sog. Linguistischen Wende (Sprachanalyse), die aus England kommend, die westliche Sprachphilosophie, aber auch die Praxis der Linguistik als solche, einige Zeit beeinflußt hat. Man ist allerdings erstaunt, daß Frank einleitend auf den Cours von Saussure zurückgreift, und zwar mit T. De Mauro (Paris 1962, in der Folge Rom 1968, was damals, in Rom, sehr wichtig war), offenbar ohne die Arbeiten aus der Schweiz (Genfer Schule) genauer zu kennen. Die moderne Linguistik ist kein einfaches Geschäft. Ob das Privatsprachenargument Wittgensteins ein Fall der Linguistik sei, möchte man bezweifeln. Wenn man vernimmt, daß 2 Cf. W. Mayerthaler, Morphologische Natürlichkeit, Wiesbaden 1981 (Linguistische Forschungen 28). W. U. Dressler/ K. Dziubalska-Kolaczyk/ R. Spina: «Sources of Markedness in Language Structures», Folia Linguistica Historica 22 (2003): 103-35. 214 Besprechungen - Comptes rendus Gegner desselben, «(z. B. und mit Vorliebe Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas)» zu bedenken geben, «daß wir Sprachen von anderen (gewöhnlich von den Eltern) lernen» (130), dann wird klar, daß die moderne Linguistik in diesen Bereichen der Philosophie noch nicht eingezogen ist. Diese Bemerkungen sind linguistischer Art, betreffen also nicht die Positionen Frankes als Philosophen. Gemütsbewegungen wie «Angst», «Schmerz», «starker Geruch» etc. treten ins Bewußtsein, ohne sprachgebunden zu sein. Es gibt dafür auch keine Zeichen, die wahrheitsdefinit sind. Diese Definition erfolgt erst dann, wenn Zeichen entstehen, die in einem Sprachsystem propositional auftreten und kommunikative Funktionen erfüllen. Unter diesem Gesichtspunkt sind die lexikographischen Verfahren der Linguistik ein praxisbedingter Kunstgriff. Die zwei Beiträge von R. Wodak (Wien), «Diskurs, Politik, Identität» (133-55) und P. A. Chilton (Norwich), «Analysing the Language of Politics: Xenophobic and Racist Discourse» (157-89), befassen sich beide mit Soziolinguistik, und zwar anhand von konkreten Beispielen, so daß man eine Mischung von Praxis und theoretischer Instruktion vor sich hat. Man spricht deshalb u. a. von der Kritischen Theorie (Frankfurter Schule, 160), aber es wird nicht klar, worin sich Linguistik und Soziolinguistik effektiv unterscheiden, vielleicht im Bereich der Pragmatik oder sogar der Rhetorik. Im Falle von Wodak geht es um den sog. Weisenbericht (137), der im Anschluß an die fragwürdige Aktion der EU gegen die Regierungsbildung in Österreich im Jahre 2000 entstand. Chilton behandelt zwei englische Politiker (Enoch Powell, 1968, und William Hague, 2000) und den österreichischen Landeshauptmann Haider (1999). Geht man von der Linguistik als einer strikt systematischen Wissenschaft aus, dann erhält man gewisse Probleme mit deren Anwendbarkeit. Da man bereit ist, die jeweils bekannte Sprache als Normalfall anzugeben, erhält man ein Maß für die Abweichung, und zwar innerhalb der Bedeutung, d. h. der Semantik, und kaum oder weniger innerhalb der Formalien des Ausdruckes. Das gegenseitige Verhältnis von Linguistik und Soziologie ist deshalb auch hier nicht klar. Dies gilt vor allem dann, wenn sog. Aktionssoziologen ohne besondere Kenntnisse das Fach in Anspruch nehmen. Im Falle der Präliminarien zu einer europäischen Sprachenpolitik (191-210) mit einem Beitrag über Sprache im Spannungsfeld zwischen nationalem Selbstverständnis und wirtschaftlicher Interaktion gehört P. H. Nelde (Bruxelles) zu den Klassikern des Themas, obwohl man ihm gewöhnlich so recht nicht zustimmt. Mit diesem vorwiegend EU-zentrierten Aufsatz erweist sich Nelde als dezidierter Vertreter einer europäischen Politik und Marktwirtschaft unter der Ägide Bruxelles. Das Lebensgefühl der europäischen Bürger unterliegt offenbar einer «Glokalisierung (Globalisierung plus Lokalisierung)» (198), und «Die Multiidentität der Europäer läßt sich überzeugend am Beispiel Belgiens darstellen» (198, N). Falls man es glaubt, fällt die komplexe Sprachsituation Europas in den Bereich der Mehrsprachigkeitsforschung und der Kontaktlinguistik. Man ist allerdings erstaunt, daß hier die Schweiz, wo die Sprachprobleme sehr kompliziert sind, überhaupt nicht erwähnt wird 3 . Es gibt auch andere Regionen dieser Art, z. B. Norditalien 4 . Die europäische Geographie ist offenbar schwierig zu erlernen. 3 Cf. I. Werlen (ed.), Mehrsprachigkeit im Alpenraum. Aarau, Frankfurt, Salzburg 1998. Man notiert ferner: G. Kremnitz/ R. Tanzmeister (ed.), Literarische Mehrsprachigkeit. Multilinguisme littéraire. Zur Sprachwahl bei mehrsprachigen Autoren. Soziale, psychische und sprachliche Aspekte. Ergebnisse eines internationalen Workshops des IFK, 10.-11. November 1995, Wien 1995. 4 Cf. E. Banfi/ G. Bonfadini/ P. Cordin/ M. Iliescu (ed.), Italia settentrionale: Crocevia di idiomi romanzi. Atti del convegno internazionale di studi, Trento, 21-23 ottobre 1993, Tübingen 1995. 215 Besprechungen - Comptes rendus Zum Mehrsprachlichkeitsmodell der EU gehört schließlich die Anzahl der Amtssprachen, auf die Nelde hinweist (193), ohne die technischen Probleme der Praxis näher zu erörtern 5 . Auf die Eigenheiten der Sprachpolitik in der EU, wo Österreich einiges vorzuweisen hat, kommt auch R. Kneucker (273-77) aus dem Bundesministerium in Wien zu sprechen. Interessant ist dabei mit allem Positiven eine ausführliche Negativliste, die man gern liest. Punktuell nach unserer Meinung gesagt: Der Satz «Fremdsprachen sollten stets ‹native speakers› unterrichten» (276), ist erfahrungsgemäß falsch. Anfänger sollten durch Einheimische, die deren Probleme kennen, unterrichtet werden; «natives» gehören in die höheren Ränge. Der Aufsatz «Language Engineering» (211-37) von R. Köhler (Trier) ist eine kompetente und sehr nützliche Begriffsbestimmung des Terminus «Computerlinguistik» und dessen Umgebung. Es geht um die maschinelle Verarbeitung natürlicher Sprachen, wo das sog. Weltwissen im Verhältnis zur computeristischen Modellierung der Kommunikation eine Rolle spielt. Ein Sonderfall ist hier die automatische Übersetzung (232-34). Im Zusammenhang mit der Anwendung von «elektronischen Vollformen-Wörterbüchern» (213) würde ich an die erstaunlichen Resultate erinnern, die die Japaner mit Japanisch - Russisch - Englisch - Deutsch an der Weltausstellung 1988 in Tokio vorlegten. Aber vermutlich handelt es sich hier um eine Frage der Mentalität: während Europäer mit Vorliebe theoriegebunden arbeiten, arbeiten Ostasiaten eher mit Material. (Zur maschinellen Übersetzung cf. hier auch Coy, 248). Eine interessante Frage ist abschließend, ob der Umgang mit dem Computer den Sprachwandel beeinflußt. Mit der Darstellung von W. Coy (Berlin), «Die Sprache(n) des Internets» (239-52), gelangt man in den technischen Bereich der Informatik, d. h. dahin, wo traditionell ausgebildete Philologen und Linguisten an gewisse Grenzen stoßen. Der Beitrag ist denn auch mit Hilfe einer CD-ROM-Fassung, die dem Band beigefügt ist, zusätzlich verstärkt. Trotzdem bleibt zu bemerken, daß auch die formalen Sprachen auf Regularitäten der natürlichen Sprachen angewiesen sind. Die philosophischen Reflexionen, die Coy zum Thema «Digitale Medien und Sprache» (244-46) anführt, nimmt man gern zur Kenntnis. Im Eröffnungskapitel des Buches, «Wohin steuert unsere Sprache? Diagnosen und Prognosen an der Jahrtausendwende» (1-23), operiert W. Raible (Freiburg i. Br.) mit dem Begriff der Zukunftsbewältigung, mit so etwas wie Zukunftsangst, die «eben typisch menschlich» sei und damit auch «die angstvollen Fragen nach der Zukunft unserer Sprachen» (5) einschließt. Diesen Parallelismus möchten wir ablehnen, da nach unserer Meinung nicht so genau feststeht, um was sich die Menschen - wenn überhaupt - ängstigen. Über die Zukunft der Sprachen (auch nach Donhauser: hier 57) wohl am wenigsten. Die Sprachwissenschaft ist ein Sonderfall 6 . Um diesen Parallelismus zu verankern, benötigt Raible drei Punkte: Erstens: Das Verfahren der Zukunftsbewältigung in Babylon-Assyrien (1). Zweitens: Die strukturalisti- 5 Cf. besonders die spezifischen Arbeiten von P. Braselmann, hier u. a. «Der Richter als Linguist. Linguistische Überlegungen zu Sprachproblemen in Urteilen des Europäischen Gerichtshofs», Sprache und Literatur in Wissenschaft und Unterricht 68 (1991): 68-85. Ferner: K. Loehr, Mehrsprachigkeitsprobleme in der Europäischen Union. Eine empirische und theoretische Analyse aus sprachwissenschaftlicher Perspektive, Frankfurt 1997. 6 Als Beispiel G. Holtus/ E. Radtke (ed.), Sprachprognostik und das ‹italiano di domani›. Prospettive per una linguistica ‹prognostica›, Tübingen 1993. 216 Besprechungen - Comptes rendus sche Linguistik in Europa (Tabelle 6). Drittens: Zum Problem der Veränderung «die Geschichtskonzeption des französischen Historikers Fernand Braudel (1902-85)» 7 . Mit diesem Verfahren erfaßt Raible einige aktuelle Neuerungen in der Ausdrucksweise. Besonders aktiv erscheinen hier die Phraseure der Wirtschaftspropaganda. Die Deutsche Bahn z. B. sagt: «Früher hätte nicht mal Einstein unsere Preise kapiert. Bald versteht sie jedes Kind». In der deutschen Schweiz sogar die Neue Zürcher Zeitung: «Haben Sie eine ganz andere Meinung als die NZZ? Um so spannender die Lektüre». Dazu: «Bei uns verkaufst Du Dein Auto schneller als es fährt» (sic). Man spricht zur Zeit oft von der Krise der Geistes- und Sozialwissenschaften. Dies gilt vor allem für den Hochschulbereich (und in Deutschland insbesondere für das Rahmengesetz von 2001 der Regierung in Berlin, das die traditionelle Struktur der Universität vollkommen verändert). Mit dem genannten Konzept wird das Sprachenproblem unter verschiedenen Geisteswissenschaften als selbstverständlich subsumiert. Die Initiative der Österreichischen Forschungsgemeinschaft ist deshalb ein gewichtiges Novum. Als Negativpunkt möchten wir allerdings anmerken, daß das Verfahren rein eurozentrisch ist. Der Blickwinkel sollte erweitert werden. G. Ineichen H Jakob Wüest (ed.), Les linguistes suisses et la variation linguistique. Actes d’un colloque organisé à l’occasion du centenaire du Séminaire des langues romanes de l’Université de Zurich, Basel/ Tübingen (Francke) 1997, 166 p. (Romanica Helvetica 116) En 1894, la Faculté des Lettres de Zurich, sous la houlette de son doyen Henri Morf, réorganise le séminaire de philologies romane et anglaise en créant deux séminaires distincts 1 : cet acte fondateur qui est à l’origine du séminaire des langues et littératures romanes (Romanisches Seminar), l’Université de Zurich en a célébré le centenaire en organisant une semaine de manifestations (5.-10. 12. 1994). Le colloque des 5 et 6 décembre sur les linguistes suisses et la variation linguistique ouvrait les festivités. Celles-ci comprenaient une cérémonie officielle, une table ronde consacrée à la critique littéraire (et suivie d’une conférence magistrale de Jean Starobinski), un colloque sur les littératures en langues romanes en Amérique latine et en Afrique, une séance d’informations à l’intention des futurs romanistes et, dans la meilleure tradition du gai saber que les romanistes zurichois ont toujours su cultiver 2 , un «bal de la rose» agrémenté d’un spectacle trilingue (français, italien, espagnol). 7 Raible gibt zu Braudel keine weiteren Auskünfte. Wir zitieren: G. Piterberg/ Th. Ruiz/ G. Symcox, Braudel Revisited: The Mediterranean World, 1600-1800. The Center & Clark Newsletter 40 (2000). 1 La séparation des chaires de philologie romane et anglaise est un phénomène d’époque connu des historiens de la linguistique. Cf. à ce propos, l’ouvrage précieux de H. H. Christmann, consacré à l’histoire institutionnelle des philologies romane et anglaise dans l’université allemande du XIX e siècle. L’auteur observe que, de 1860 à 1875, on créa des chaires cumulant la philologie romane et anglaise et qu’à partir de 1870 à 1900, on procéda à la séparation des deux philologies (Romanistik und Anglistik an der deutschen Universität im 19. Jahrhundert. Ihre Herausbildung als Fächer und ihr Verhältnis zu Germanistik und klassischer Philologie, Mainz/ Wiesbaden/ Stuttgart 1985). Cf. également le panorama récent de J. Storost «Le développement des nouvelles philologies au xix e siècle», in: S. Auroux/ K. Koerner/ H.-J. Niederehe/ K. Versteegh (ed.), Histoire des sciences du langage, Berlin 2002: 1240-72. 2 Rappelons que le Gay Saber était le nom du cercle de romanistes zurichois, «la vaillante société de romanistes de Zurich» comme dit Sechehaye qui y a fait une conférence en 1912. Cf. A. Sechehaye, «Les règles de la grammaire et la vie du langage», GRM 6 (1914): 288N.