Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2003
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Kristol De StefaniAtlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins, 1a pert/Atlante linguistico del ladino dolomitico e dei dialetti limitrofi, 1a parte/Sprachatlas des Dolomitenladinischen und angrenzender Dialekte, 1.Teil. Helga Böhmer, Silvio Gislimberti, Dieter Kattenbusch, Elisabetta Perini, Tino Szekely materialia collegerunt; Irmgard Dautermann, Susanne Heißmann, Ulrike Hofmann, Anna Kozak, Heide Marie Pamminger, Judith Rössler materialia collecta elaboraverunt; Roland Bauer, Edgar Haimerl programmata electronica excogitaverunt; Hans Goebl opus omne curavit. Bd. i-iv Introductio, Mappae 1-884 (xxix + 2 und 884 Doppelseiten); Bd. v Index alphabeticus omnium vocum, quae reperiuntur in ALD-I (x + 823 p.); Bd. vi Index alphabeticus inversus omnium vocum quae reperiuntur in ALD-I (x + 833 p.), Bd. vii Tres indices etymologici omnium mapparum titulorum, qui reperiuntur in ALD-I (x + 177 p.),Wiesbaden (Reichert-Verlag) 1998; Bauer/ Goebl/Haimerl, CD-ROM 1: CARD, IRS, Atlante sonoro (cartine 1-216); CD-ROM 2-3: Sprechender Sprachatlas/Atlante linguistico sonoro (cartine 1-438; 439-884), Salzburg (Institut für Romanistik)1999-2000.
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2003
G. Darms
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251 Besprechungen - Comptes rendus i lettori potenziali di questo libro. Ad alcuni studi saranno interessati i dialettologi e gli storici, ad altri coloro che seguono la linguistica cognitiva. Mancano tuttavia alcuni settori fondamentali della linguistica quali per esempio la linguistica del testo, mentre altri compaiono più volte. Come mi sembra, tutti i collaboratori a questo volume non hanno ricevuto direttive composizionali e tecniche: alcuni saggi presentano, per esempio, la bibliografia a fine pagina altri nelle note. Alcuni contributi sono privi di conclusione e di note a pie’ di pagina; altri autori discutono una buona parte delle loro teorie nelle note. Molti autori si occupano del tecnicismo anche dal punto di vista storico, altri passano in rassegna il termine nella varie epoche, alcuni si limitano all’analisi nell’opera scelta. Pochi sono i refusi. Ne abbiamo annoverati solo due: ripetizione di vsintattiche’ (p. 171, N12) e ‘lel’ invece di ‘nel’ (p. 450). Nonostante queste mie sottili critiche il libro sotto disamina rappresenta senza ombra di dubbio una ricchissima miniera di dati ed è un grande evento nella storia degli studi sul metalinguaggio. D. Pirazzini H Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins, 1 a pert/ Atlante linguistico del ladino dolomitico e dei dialetti limitrofi, 1 a parte/ Sprachatlas des Dolomitenladinischen und angrenzender Dialekte, 1. Teil. Helga Böhmer, Silvio Gislimberti, Dieter Kattenbusch, Elisabetta Perini, Tino Szekely materialia collegerunt; Irmgard Dautermann, Susanne Heißmann, Ulrike Hofmann, Anna Kozak, Heide Marie Pamminger, Judith Rössler materialia collecta elaboraverunt; Roland Bauer, Edgar Haimerl programmata electronica excogitaverunt; Hans Goebl opus omne curavit. Bd. i-iv Introductio, Mappae 1-884 (xxix + 2 und 884 Doppelseiten); Bd. v Index alphabeticus omnium vocum, quae reperiuntur in ALD-I (x + 823 p.); Bd. vi Index alphabeticus inversus omnium vocum quae reperiuntur in ALD-I (x + 833 p.), Bd. vii Tres indices etymologici omnium mapparum titulorum, qui reperiuntur in ALD-I (x + 177 p.), Wiesbaden (Reichert-Verlag) 1998; Bauer/ Goebl/ Haimerl, CD-ROM 1: CARD, IRS, Atlante sonoro (cartine 1-216); CD-ROM 2-3: Sprechender Sprachatlas/ Atlante linguistico sonoro (cartine 1-438; 439-884), Salzburg (Institut für Romanistik)1999-2000. Der ALD umfasst einen geographischen Raum, der von S-chanf im Engadin im Nordwesten, Iseo im Südwesten, San Donà und Portogruaro im Südosten und Forni Avoltri im Nordosten reicht; im Norden ist die Abgrenzung durch das deutschsprachige Südtirol oder Österreich gegeben. Er erstreckt sich somit über verschiedene Sprachregionen: Das Ober- und Unterengadinische, die östliche Lombardei, das ganze Trentino, das Dolomitenladinische, das mittlere und nördliche Veneto und das Westfriaul. Effektiv sind nur 21 von 217 «genuin dolomitenladinische Messpunkte» (i, viii; PP 81-101), also knapp 10 %. Es handelt sich also, wie zu Recht in der Einleitung hervorgehoben wird (i, vii), um einen Interregionalatlas, der sich besonders für komparatistische Zwecke des behandelten Gebiets eignet. Dieses Gebiet wird auch durch andere Atlanten ganz (AIS), grösstenteils (Atlante linguistico italiano, ALI; ohne das bündnerische Gebiet) oder teilweise (Atlante storico-linguistico-etnografico del friulano, ASLEF) abgedeckt. Allerdings ist die Netzwerkdichte des ALD dreibis viermal grösser als diejenige der beiden erstgenannten Atlanten (cf. i, xiii). Eine Konkordanz der Messpunkte des ALD und dieser Atlanten findet sich allerdings nirgends; eine Kontrolle mit den Messpunkten des AIS ergab 26 gemeinsame Messpunkte, was etwa der Hälfte der Messpunkte des AIS für dieses Gebiet entspricht. Gemeinsame Messpunkte mit dem ALI habe ich 37 gezählt, doch werden in der entsprechenden Karte des ALI nicht alle Messpunkte namentlich aufgeführt. Hingegen wird im ALD im Kar- 252 Besprechungen - Comptes rendus tentitel jeweils auf Karten der anderen Atlanten mit dem gleichen Wort hingewiesen. Es zeigt sich dabei, dass die abgefragten Items des ALD doch erheblich von denen der anderen Atlanten des gleichen Gebiets abweichen. Am meisten Überschneidungen ergeben sich mit dem AIS (65 bei den ersten 100 Karten). Beim ALI und dem ASLEF sind es sehr viel weniger, nämlich nur je 6. Beim ALI erklärt sich dies z. T. sicher damit, dass nur die ersten beiden Bände berücksichtigt werden konnten, während die wenigen Übereinstimmungen mit dem sechsbändigen ASLEF etwas überraschen. Ausser auf diesen Atlanten wird auch auf die Erhebungen von Karl von Ettmayer verwiesen, die dieser für seine Dissertation Lombardisch-ladinisches aus Südtirol, Ein Beitrag zum Oberitalienischen, erschienen in den RF 13 (1902): 321-673, gemacht hatte und die nun durch eine partielle Neuedition 1 , die für einen Vergleich der Daten speziell aufgearbeitet wurde, leicht zugänglich sind (18 Übereinstimmungen bei den ersten 100 Karten). Da immerhin 25 von den 77 Aufnahmeorten von Ettmayer auch im ALD berücksichtigt sind, wenn die nicht ganz leichte Zuordnung stimmt, ergibt sich damit die Möglichkeit eines Vergleichs von Dialektdaten, die am Ende des 19. und am Ende des 20. Jh. erhoben wurden 2 . Eine weitere diachrone Vergleichsmöglichkeit ergibt sich für die bündnerromanischen Vergleichspunkte (PP 1-12) mit den am Anfang des 20. Jh. erhobenen Daten des DRG, die doch einige interessante Ergebnisse verspricht 3 . Der erste Teil des ALD enthält «vorwiegend phonetisch relevante Dialektdaten; daneben werden auch elementare Probleme der Nominalmorphologie (vor allem bei Substantiven und Adjektiven) berücksichtigt» (i, vii). Die Darstellung der Karten folgt der romanistischen Tradition der Originalformenkarte, also der geographisch angeordneten Formenlisten, die dem Benutzer alle Formen liefert, jedoch keine Übersicht über deren Relevanz bietet. Die einzelnen Karten werden in zwei gegenüberliegenden B3-Formate abgedruckt, was die Handlichkeit des Werkes gegenüber den grossformatigen Atlanten erheblich steigert. Die Formen sind rechts oder links neben den Nummern der Messpunkte angeordnet und stehen auf einem hellblauen Hintergrund «mit den wichtigsten politischen Grenzen, Ortschaften, Tälern, Strassen und Flüssen sowie dem Geländeprofil in Schummerung». Dieser reichliche Hintergrund erlaubt zwar eine rasche geographische Orientierung; bei Karten mit kurzen Wörtern (z. B. 69 ‘bene’) treten diese jedoch allerdings eher in den Hintergrund, während Doppelkarten mit längeren Wörtern (z. B. 17 ‘allegro/ allegra’) doch einen etwas überladenen Eindruck machen, zumal hier noch lexikalische Varianten zu vermerken sind. Aber allen Gegebenheiten gleichzeitig gerecht zu werden ist auf diesem Gebiet natürlich kaum möglich. Die erste Karte gibt das Aufnahmenetz in offizieller Schreibung, die zweite die Sigle der Exploratoren und das Jahr der letzten Aufnahme. Diese beiden Karten erscheinen am Anfang aller vier Bände und sind deshalb mit A und B bezeichnet. Dann folgen, wie im AIS, die einheimischen Namen der einzelnen Orte (1), die Namen der Bewohner (2) und zusätzlich die Benennung der von ihnen gesprochenen Sprache (3). Ab Karte 4 kommen dann die eigentlichen Abfragedaten, alphabetisch geordnet nach dem italienischen Wort, 4 ‘l’aceto’ - 884 ‘lo zolfo’. Im Gegensatz zu den meisten Sprachatlanten, jedoch mehr oder weniger gleich wie der ALF, ist der ALD-I also nicht thematisch nach Sachgebieten oder 1 K. von Ettmayer, Lombardisch-Ladinisches aus Südtirol, Ein Beitrag zum oberitalienischen Vokalismus. Die zugrundeliegenden Dialektmaterialien, neu hrsg. von H. Goebl, San Martin de Tor 1995. 2 H. Goebl, «100 Jahre Dialektdynamik im westlichen Trentino: ein Vergleich der von Karl von Ettmayer um 1985 gesammelten Dialektdaten mit jenen des ALD I», Colloquium retoromanistich 26-28.09.2002, San Martin de Tor (im Druck). 3 Cf. C. Solèr, «ALD-I, In nov atlas linguistic», AnSR 115 (2002): 292. 253 Besprechungen - Comptes rendus (historischen) grammatikalischen Erscheinungen geordnet, was natürlich das Auffinden der Karten erleichtert, sofern man die italienische Entsprechung eines Worters kennt. Dafür muss dann der Benutzer die thematisch zusammengehörenden Karten selber zusammensuchen, wobei die unten zu besprechenden Indexbände allerdings einige Hilfestellungen bieten. Die Wahl des Italienischen als Ordnungsprinzip für einen Sprachatlas des Dolomitenladinischen ist auf den ersten Blick etwas überraschend, zumal es nicht ganz selten vorkommt, dass die im Kartentitel verwendete Benennung im Kartenmaterial minoritär ist (z. B. 14 ‘l’aia’) und bisweilen nur vereinzelt vorkommt (z. B. 153 ‘il cibo’). Die Suche nach anderen Anordnungsmöglichkeiten überzeugt allerdings recht bald von der praktischen Richtigkeit dieses Vorgehens, falls man sich für eine alphabetische Anordnung entscheidet. Im Titel der Karte oben rechts steht neben Nummer und ‘Stimulus’, bzw. ‘Stimuli’ bei Doppelkarten, auch der «Elizitationskontext» (i, xvii), den die Exploratoren bei der Abfrage verwendeten, sofern es einen solchen gibt, sowie Hinweise auf Karten mit demselben Stimulus aus den oben erwähnten Atlanten, die das gleiche oder Teile des gleichen Gebietes abdecken. Links davon steht bisweilen ein Kommentarfenster mit Bemerkungen verschiedener Art zur Karte. Für überlange Angaben zu einem Ort gibt es ein Fenster, wo diese fortgesetzt werden können, worauf mit einem Pfeil nach dem Antrag beim Ort verwiesen wird. Knapp die Hälfte der Karten sind «Doppelkarten», d. h. sie enthalten zwei Formen. So werden häufig die Singular- und die Pluralform bei den Substantiven in einer Karte dargestellt, und fast durchgehend Doppelkarten sind die Karten der Adjektive, wobei jeweils die maskuline und feminine Form zusammen dargestellt werden und für die Singular- und Pluralformen je eine Karte verwendet wird (z. B. 19 ‘alto/ alta’, 20 ‘alti/ alte’). Damit dürften die Karten rund 1300 Items behandeln. Die Benutzung dieses Materials wird durch verschiedene Hilfsmittel erleichtert. So sind dem ersten Band des ALD zwei A4-Folien-Karten beigelegt. Die eine enthält die 217 Messpunkte, wobei durch die Angabe einzelner Ortsnamen das Zurechtfinden auf der Karte erleichtert wird. Die zweite ist eine Polygonkarte der Messpunkte. Sie sollen die Auswertung der Karten von Hand erleichtern (i, xviii). Weiter wird das Einzelmaterial der Karten durch drei Index-Bände erschlossen. Der erste dieser Indices (Bd. v) ist ein ‘Index alphabeticus’, der mit 46’561 Lemmata 312’707 Karteneinträge abdeckt (v, vii). Für die Lemmatisierung wurde eine vereinfachte Transkription gewählt («ALD-light»), die natürlich vor allem bei den Vokalen sehr viele Standardtranskriptionen zusammenfasst. é steht z. B. für kurze und lange, geschlossene und offene, nasalierte und reduzierte akzentuierte Formen dieses Vokals; alles in allem für nicht weniger als 17 verschiedene Standardtranskriptionen. Beibehalten wurde jedoch auch in der vereinfachten Transkription die Unterscheidung von unbetonten und betonten Vokalen; die unbetonten kommen als erste; die betonten danach. Etwas verwirrlich wird diese Anordnung durch den Umstand, dass einsilbige Formen im Material keinen Akzent tragen und deshalb im Index jeweils unter den unbetonten Formen eingereiht sind, was dann doch paradigmatisch zusammengehörende Formen, z. B. des Maskulins und Feminins, etwas über Gebühr auseinanderzieht. Auch bei den Konsonaten werden verschiedene phonetische Formen zu einem Graphem zusammengezogen, etwa alle lingualen Nasale, also auch [ñ], zu n , oder die palatalen «Affrikaten» [c ], [ ] und [c] zu . Hingegen erscheint [t ] unter t- , obwohl es im Schema der Standardtranskription im gleichen Kästchen «Affricate sorde mediopalatali» wie [ ] und [c] steht (i, xxv). Das gleiche gilt natürlich auch für die «Affricate sonore mediopalatali» [g«] und [ ] (unter g« ) gegenüber [di´] und [d ] des gleichen Kästchens unter d . Die ‘Light-Version’ scheint also ziemlich mechanisch entstanden zu sein. Von einem phonematischen Gesichtspunkt aus kommen einem Bedenken, und das Erklärungsbeispiel Figura 2 A (v, ix) bestärkt einen zunächt darin: ané ist natürlich auf zwei Karten zu finden; einerseits als [añé] bei 10 ‘l’agnello/ gli agnelli’, andererseits als [ané] bei 33 ‘un anello’, zusätzlich noch, allerdings 254 Besprechungen - Comptes rendus nur an zwei Orten, bei 34 ‘gli anelli’. Es ist also klar, dass dieses Vorgehen Minimalpaare zusammenfallen lässt: bei ‘agnello’ ist [ñ] und bei ‘anello’ [n] ziemlich konstant, und an vielen Orten sind sie Minimalpaare. Hinweise auf mehrere Karten kommen in der Praxis dennoch nicht allzu häufig vor; Fälle wie péra und pére mit Hinweisen auf jeweils acht verschiedene Karten sind schon die Ausnahme. In vielen Fällen ist die Nennung mehrerer Karten auch nicht nur durch die Wahl der Transkription bedingt. Bei al etwa entfiele zwar der Hinweis auf 9 ‘l’aglio’, da dort nur [al] vorkommt, aber die Hinweise auf 834 ‘l’uomo/ gli uomini’ und 839 ‘la valle/ le valli’ wären nicht zu umgehen. Nebst dem Hinweis auf die Karte, auf der das Lemma vorkommt, wird weiter angeführt, wie oft das Wort dort vorkommt, wobei bei bis zu fünf Belegen auch die einzelnen Ortsnummern angegeben sind. Die Zahlen beziehen sich allerdings auf die Lemma-Form, die sehr verschiedene tatsächliche phonetische Formen abdecken kann, wie etwa die 25 Belege für das Lemma á a zeigen, das allein auf der Karte ‘la caccia’ (86) nicht weniger als acht verschiedene phonetische Formen abdeckt, wobei allerdings die vier Varianten des Auslautvokals das meiste zu dieser Formenvielfalt beitragen. Bd. VI bietet das gleiche Material in rückläufiger Form und ist natürlich eine Frucht der Tatsache, dass der ganze Atlas elektronisch aufgearbeitet wurde, was den Aufwand für einen solchen Index erheblich reduziert. Vorwiegend Handarbeit ist jedoch Bd. VII, der drei etymologische Indices enthält, einen thematischen, einen alphabetischen und einen rückläufigen, sowie eine nach Wortarten geordnete Tabelle der Kartentitel. Der thematische etymologische Index ist mit 119 Seiten der umfangreichste und listet Vokale, Konsonanten und Konsonantengruppen auf, aber auch Suffixe und Endungen der Etyma, die dann aber nicht mehr unter den Einzellauten aufscheinen (vii, x); cantátu z. B. erscheint also nur unter +átu (Konsonant + á + tu), nicht aber auch unter +á[ (= Konsonant + á in offener Silbe). Die Etyma beziehen sich allerdings auf die italienischen ‘Stimuli’ und Kartentitel, nicht auf das Dialektmaterial der Karten. Diese decken aber häufig nicht das gesamte Dialektgebiet ab. Bisweilen sind sie im Dialektgebiet minoritär gegenüber anderen Typen, etwa bei 8 ‘affilar’ (aff láre 33 Belege; ac tiáre über 100, m láre 40 und anderes), 11 ‘l’ago’, 14 ‘l’aia’, 141 ‘certo/ certi’ usw., und vereinzelt kommen sie im Dialektmaterial überhaupt nicht oder nur vereinzelt vor, wie 95 ‘i calzoni’, 153 ‘il cibo’, 211 ‘la culla/ le culle’, 216 ‘il cuoio’. Da für die phonetisch relevanten Karten jedoch ohnehin meist der Grundwortschatz abgefragt wird, hat dieses Vorgehen weniger Auswirkungen als zunächst befürchtet, wenn dadurch auch gerade die Besonderheiten des dolomitenladinischen Wortschatzes in diesem Band nicht berücksichtigt sind. Zu den etymologischen Indices kommt noch eine Tabelle der Karten nach den traditionellen Wortarten geordnet. Darin sind allerdings bei den Verben die reinen Infinitiv-Karten nicht erwähnt, wie 8 ‘affilare’, 15 ‘aiutare’, 29 ‘andare’ - 30 ‘(io) vado’ ist allerdings aufgeführt - 39 ‘aprire’ usw. Die einzige erwähnte reine Infinitiv-Karte ist 78 ‘bruciare’. Die entsprechenden Karten findet man jedoch leicht über den thematischen etymologischen Index, da dort die Infinitiv-Endungen separat erscheinen. Doppelkarten, die den Infinitiv und eine weitere Form des Verbs enthalten, sind aufgeführt. Die Käufer des ALD-I haben die Möglichkeit, eine elektronische Version des ALD-I auf drei CD-ROM zu beziehen, eine Version, die gegen Bezahlung auch separat erhältlich ist. CD-ROM 1 enthält eine Dokumentation über die Programme, das Programm CARD, mit dem die Karten des ALD-I hergestellt wurden, das Programm IRS, das die elektronische Verwendung der Indices erlaubt, sowie einen ersten Teil des «sprechenden Sprachatlasses». Das Programm CARD (Cartography And Retrieval of Dialect data) gibt, zusammen mit der dazugehörigen Dokumentation, einen Einblick in die Arbeitsweise, die bei der elektronischen Erfassung und Aufbereitung der Daten angewandt wurde, jedoch keine Möglichkeit, diese Arbeitsweise auch nachzuvollziehen: «Alle Möglichkeiten, die Gesamtdaten 255 Besprechungen - Comptes rendus zu edieren, sind geschlossen worden und auf der CD-Version nicht mehr zugängig» 4 . Die Gesamtdatenbank lässt sich zwar einlesen, und es lassen sich auch verschiedene Suchoperationen damit ausführen, doch ohne sie weiter verarbeiten zu können. Benutzer von dBA- SE und anderen Datenbank-Programmen, die dBASE-Daten importieren können, haben allerdings Zugriff auf die gesamte, rund 348’000 Datensätze umfassende ALD-Datenbank und könnten mit diesen Programmen alle gewünschten Auszüge aus dem Material herstellen, zumindest in Listenform. Das Programm IRS (Index Retrieval System) stellt den alphabetischen und den rückläufigen Index in elektronischer Form zur Verfügung, zusätzlich jedoch auch eine Suchmöglichkeit nach den Stimuli 5 . In die Verwendung dieses Programms führt eine «Guided Tour» mit Video-Beispielen ein, die zumindest den Umgang mit den Indices ausreichend beschreibt. Versuche mit der elektronischen Form der Indices haben gezeigt, dass das Material der gedruckten und der elektronischen Version in drei wichtigen Punkten nicht übereinstimmt. Erstens werden die Doppelkarten des ALD-I in der elektronischen Version als Einzelkarten behandelt. Das hat zur Folge, dass etwa die Form af der Karte 37 ‘l’ape/ le api’ zweimal erscheint; einmal als Singularform (51 ); einmal als Pluralform (40 ), während der gedruckte Index nur af (91 ) gibt. Beim Titel der Karte wird allerdings nicht nur die eine oder andere Form angeführt, sondern beide Male beide Formen, so dass man zur Sicherheit überprüfen muss, welche Form nun gemeint ist. Zweitens führt der elektronische Index immer alle Belegorte auf, während der gedruckte Index dies nur tut, wenn es sich um nicht mehr als fünf Belege handelt; in den anderen Fällen wird nur die Gesamtzahl der Belege angegeben. In diesen beiden Fällen ist die elektronische Version also genauer. Drittens berücksichtigt die elektronische Version auch Daten des ALD-I, die dort nicht publiziert worden sind. So sind mir etwa Antworten begegnet auf die Stimuli ‘a destra, presto, vicino’, die im ALD-I nicht vorkommen, oder auf die Formen ‘digiuno, digiuna, digiune, digiuni’, obwohl im ALD-I nur die Anworten auf 231 ‘digiuno’ publiziert sind. Es handelt sich dabei wohl um jene Items, zu welchen «aus Gründen verschiedener Mängel keine Karten publiziert» wurden (i, xv), so dass dieses zusätzliche Material dem Finder wohl nicht nur Freuden bereiten wird. Diese Stimuli sind aber auch in den vorgegebenen Kartentiteln aufgeführt, so dass man sich anhand der Antworten selber ein Bild von dem entsprechenden Material machen kann. Das Aufsuchen der einzelnen Formen im elektronischen Index ist allerdings mühsam, wenn Sonderzeichen im Spiel sind, und das ist häufig der Fall. So findet man etwa forn sofort, während man bei der Eingabe von fórne bei fa landet. Das akzentuierte ó wird auch im gedruckten Index als anderer Vokal angesehen als o und fórne steht auch dort fünf Seiten weiter hinten als forn . Bei der Eingabe von c kommt man immer zu a , was man auch immer danach eingibt. Auch die Suche nach dem Stimulus funktioniert nicht immer, selbst wenn man die Vorgabe der Kartenliste übernimmt. Diese und einige weitere Besonderheiten des elektronischen Indexes lassen ihn doch eher als zweite Wahl erscheinen, ausser für die Suche nach allen zu einem Stimulus gehörenden Antworten; diese müssten sonst auf Grund der Karten zusammengetragen werden. Das IRS-Programm kann allerdings noch viel mehr, etwa Karten automatisch taxieren, diese Taxierung in Choropletenkarten darstellen und eine Cluster-Analyse vornehmen. Die Verwendung dieser Programmteile braucht allerdings einige Anläufe, und «Experimen- 4 Diese Angabe steht ziemlich versteckt unter den Hinweisen zur Installation der ALD I-Software. Da man die Installation bereits abgeschlossen haben muss, um zu diesen Hinweisen zu kommen, liest man sie natürlich nur, wenn man Zweifel bekommt, dass die Installation korrekt erfolgt ist. 5 Die Startseite des Stimulus-Indexes ist übrigens der Stimulus 355 ‘Buongiorno! ’. 256 Besprechungen - Comptes rendus tierfreude und ein wenig Erfahrung» benötigt es nicht nur zur Cluster-Analyse, «um zu linguistisch sinnvollen Ergebnissen zu kommen» 6 . Während diese beiden ersten Programme ganz oder primär zur internen Erarbeitung und Auswertung des ALD bestimmt waren, ist das dritte Programm, der «Sprechende Atlas», von Anfang an als «additive Publikationsschiene», d. h. für ein Benutzerpublikum konzipiert. Dieser umfasst dann auch die beiden CD-ROM 2 und 3 7 , während auf der CD-ROM 1 die Karten des ersten Bandes des ALD sozusagen als Probe beigegeben sind. Das Programm ist mit den vorhandenen Informationen ohne Schwierigkeiten benutzbar, nachdem man das Auswahlfenster etwas nach unten verschoben hat, um das Programm-Menü freizumachen 8 . Der «Sprechende Atlas» gibt für die dolomitenladinischen Messpunkte (PP 81- 101) die Antworten zu den Stimuli des ALD-I neben der Transkription auch in akustischer Form. Die einfache Auswahl ermöglicht sozusagen beliebige Konstellationen, von der Abhörung der Belege einer Karte an allen dolomitenladinischen Messpunkten oder der Belege aller Karten an einem einzelnen Messpunkt über die wiederholte Abhörung einzelner Antworten eines einzelnen Ortes. Dies ist natürlich sehr nützlich, um etwaige Unterschiede in der Aussprache ähnlicher Wörter festzustellen, etwa zwischen 123 ‘caro’ und 125 ‘il carro’ bei gleichlautendem Vokal ([ ] oder [a]) an den entsprechenden Messpunkten (97- 101). Soviel ich höre, werden beide jeweils gleich ausgesprochen, in PP 100 und 101 jedoch lang, obwohl sie kurz notiert sind. Unterschiede zwischen der akustischen Form und der Transkription des ALD, die jeweils daneben aufgeführt wird, findet man auch sonst nicht ganz selten. Sie können aber nicht ohne weiteres als Fehltranskriptionen des ALD angesehen werden; die akustischen Formen beruhen nämlich nicht auf den Originalaufnahmen, sondern auf Nacherhebungen. Diese m. E. nicht ganz unwichtige Information findet sich allerdings nicht in der Einleitung zum Programm und ist auch sonst nicht ganz leicht aufzufinden 9 . Abweichende akustische Wiedergaben werden also im Normalfall die beigegebenen Transkriptionen des ALD nur relativieren, nicht falsifizieren. Etwas irritierend bei der Abfrage ist am Anfang, dass viele Stimuli mehrfach vorkommen, z. B. 102.2 ‘i carri’, 102.3. ‘i carri’, 102.4 ‘i carri’, wobei die höheren Einträge jeweils nur vereinzelte Antworten enthalten. Es handelt sich dabei um auch im ALD angeführte Varianten, die sozusagen als eigene Karte behandelt sind. Jedenfalls ist der «sprechende Sprachatlas» ein hervorragen- 6 Schluss der ‘Guided Tour’. Der ausführlichste Gebrauch solcher Choropletenkarten für die linguistische Argumentation findet sich bei H. Goebl, «Giovann Battista Pellegrini und Ascolis Methode der ‘Particolar Combinazione’ - Ein Besprechungsaufsatz», Ladinia 23 (1999): 139-81 (Karten 1-19, p. 163-81). Beispiele für die Analyse einzelner Wörter in dieser Form gibt es auf der Homepage des Instituts für Romanistik der Universität Salzburg (www.sbg.ac.at/ rom/ people/ proj/ ald/ irs/ irs_home.html). Für eine schwarz-weiss-Variante sei auf H. Goebl, «Die Germanismen im ladinischen Sprachatlas ALD-I», in: Erträge der Dialektologie und Lexikographie, Festgabe für Werner Bauer, in: H. Tatzreiter/ M. Hornung/ P. Ernst, Wien 1999: 191-210, verwiesen. In Ladinia 23 (1999): 291 ist ein «zweisprachiges Benutzerhandbuch» für 2002 angekündigt; es scheint allerdings noch nicht erschienen zu sein. 7 Inzwischen auch auf einer einzigen DVD, cf. www.sbg.ac.at./ rom/ people/ proj/ ald/ allgemwillkomm.htm. 8 Der Hinweis darauf findet sich auch auf www.sbg.ac.at./ rom/ people/ proj/ ald/ sprech/ einleitung.htm. 9 Am Klarsten darüber R. Bauer/ H. Goebl, «Arbeitsbericht 11 zum ALD-I», Ladinia 11 (1999): 291. Zu den Gründen für dieses Vorgehen R. Bauer/ H. Goebl, «Arbeitsbericht 7 zum ALD 1», Ladinia 16 (1992): 172s. (unter 1.3. Wissenschaftliche Kontakte); zu Exploration und Vorgehen R. Bauer/ H. Goebl/ E. Haimerl, «Arbeitsbericht 8 zum ALD I», Ladinia 17 (1993): 125 (unter 1.1 Feldarbeit); an den beiden letzgenannten Orten gibt es auch einen Punkt 2.2.3 Arbeiten am ‘Sprechenden Sprachatlas’. Über die Gewährsleute habe ich keine Angaben gefunden. 257 Besprechungen - Comptes rendus des und leicht zu benutzendes Instrument und dürfte für die behandelten Punkte zweifellos eine ernste Konkurrenz der gedruckten Version werden. Mit der elektronischen Bearbeitung des ALD und seiner teilweisen Zugänglichkeit auch in elektronischer Form ist die Sprachgeographie zweifellos in eine neue Aera eingetreten, vor allem was die Dokumentation der Daten betrifft. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Eindruck des Verantwortlichen, «dass der eigentlich datenverarbeitende Appetit der Sprachgeographen weit unter ihrem datensammelnden Hunger liegt» 10 in diesem Falle unrichtig ist. G. Darms H Julia Kuhn, Die romanischen Orts- und Flurnamen von Walenstadt und Quarten/ St. Gallen/ Schweiz, Innsbruck (Institut de Romanistique de l’Université Leopold Franzen) 2002, xlvi + 302 p. (Romanica Ænipontana). L’appréhension du matériel onomastique de la Romania submersa qui s’étend du lac de Constance aux contreforts des Alpes constitue, dans le domaine romano-germanique du moins, l’un des chapitres les plus épineux d’une linguistique de contact aux visées diachroniques, un chapitre dont les bases épistémologiques restent à élaborer sur bien des champs - ne serait-ce qu’en ce qui concerne les possibilités de reconstituer les modes de communication en milieu bilingue, par exemple. D’une part, on trouve dans ces contrées des hydronymes et toponymes pré-romains qui recèlent maint mystère; d’autre part, dans de nombreuses localités, les dialectes romans n’ont été repoussés par des variétés alémaniques que vers la fin du Moyen Âge 1 . Il convient néanmoins de prendre en compte la présence de dignitaires germanophones, ce qui suppose un certain plurilinguisme dans les couches dirigeantes, sans doute dès la période de l’intégration de la Rhétie dans le royaume de Francie orientale de Louis le Germanique. Les reliquats romans peuvent ainsi refléter, en fonction de leur localisation et de l’importance historique du lieu qu’ils désignent, les phases et les formes les plus diverses de ce contact des langues. Les noms de lieux-dits notamment, en raison du processus complexe de leur intégration dans le système d’accentuation alémanique, possèdent des caractéristiques particulières qui compliquent, voire empêchent toute interprétation sûre. Sur un point cependant, l’onomastique de cette ancienne zone de contact peut être enviée: elle dispose, avec les premiers travaux du futur St. Galler Namenbuch 2 , le Vorarlberger Namenbuch 3 et le Liechtensteiner Namenbuch 4 , d’un ensemble de 10 H. Goebl, «Unterwegs zum ALD I. Ein Werkstattbericht», AnSR 107 (1994): 96. 1 G. Hilty, «Das Zurückweichen des Rätoromanischen vom Bodensee bis Sargans (7.-14. Jahrhundert)», AnSR 113 (2000): 29-42; S. M. Berchtold/ T. A. Hammer, «Siedlungsgeschichte des deutsch-romanischen Grenzraums des St. Galler und Vorarlberger Rheintals», in: P. Ernst/ I. Hausner/ E. Schuster/ P. Wiesinger (ed.), Ortsnamen und Siedlungsgeschichte, Heidelberg 2002: 69-82; S. Sonderegger, «Romanisch-germanische Sprachbeziehungen: Schweiz (mit Vorarlberg)», Reallexikon der germanischen Altertumskunde 23 (2003, à paraître). 2 L. Bolliger Ruiz, «Die romanischen Orts- und Flurnamen von Sargans», VRom. 49/ 50 (1990- 91): 166-270; H. Stricker, Die romanischen Orts- und Flurnamen von Grabs, Zürich 1974; id., Die romanischen Orts- und Flurnamen von Wartau, Chur 1981; V. Vincenz, Die romanischen Orts- und Flurnamen von Buchs und Sevelen, Chur 1983; id., Die romanischen Orts- und Flurnamen von Gams bis zum Hirschensprung, Buchs 1992; id., Die romanischen Orts- und Flurnamen von Vilters und Wangs, Mels 1992. 3 W. Vogt (ed.), Vorarlberger Namenbuch. Flurnamensammlungen, 9 vol., Bregenz 1970-93. 4 H. Stricker/ T. Banzer/ H. Hilbe (ed.), Liechtensteiner Namenbuch. Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, ed. H. Stricker/ T. Banzer/ H. Hilbe, 6 vol., Vaduz 1999.
