eJournals Vox Romanica 62/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2003
621 Kristol De Stefani

Marie-Claude De Crécy (ed.): Jehan Wauquelin, La belle Hélène de Constantinople. Mise en prose d’une chanson de geste. Édition critique, Genève (Droz) 2002, 661 p. (Textes littéraires français 547)

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2003
Arnold  Arens
vox6210276
276 Besprechungen - Comptes rendus donnés entre parenthèses, qui signalent les néologismes et les analyses dans les différents outils de référence; ceux-ci peuvent se révéler utiles lorsqu’on travaille les œuvres des Grands Rhétoriqueurs. Les notes critiques présentent quelques pistes d’analyse et des commentaires fort intéressants de telle sorte que très égoïstement, nous aurions aimé que F. Duval nous en offre davantage. L’index enfin se présente comme l’instrument le moins abouti, même s’il est vrai que l’éditeur fait un travail remarquable en identifiant tous les contemporains cités par Octovien; notamment pour un public d’étudiants, il aurait été utile de fournir quelques précisions en ce qui concerne les figures mythologiques et certains autres personnages comme: Saturne, Pluton, Neptunus, Tulle, Boëce Le Romain, Senecque. Ainsi, nous relevons parmi les personnifications, à l’entrée Cas Fatal: «frère de Fortune», alors qu’il est dit aux vers III.v. 11119-120: «Frere et mary par naturel edict / De Fortunë». L’indication est non seulement incomplète, elle n’offre (mais cela n’est pas le but de l’index) aucun élément permettant de cerner la personnification et sa fonction. Ceci dit, l’édition s’en sort avec tous les honneurs lors de ce sondage! Nous en voulons pour preuve la comparaison de ces mêmes extraits avec l’édition de J. A. James, comparaison facilitée par la concordance entre les deux éditions que F. Duval propose dans son volume 14 . Il suffit d’une lecture des lignes 4828 aux lignes 5050 de l’édition américaine pour apprécier à sa juste valeur la nouvelle édition. J. A. James mélange ses rares notes critiques et ses variantes, son glossaire est lacunaire (par exemple: entretiennement (l. 4828); clore (l. 4835); discourir (l. 4855) relevés par F. Duval, sont absents), son index inexistant, sa ponctuation induit en erreur et rend le texte difficile d’accès. Contrairement à F. Duval, il n’interprète pas les erreurs de son manuscrit de base et ne s’engage à aucun moment à corriger ou à compléter son texte en fonction des autres témoins, et nous ne parlons pas des erreurs de lecture 15 ! Nous ne pouvons que remercier F. Duval de nous offrir enfin une édition fiable d’un texte-clé au passage du Moyen Age à la Renaissance. C’est avec un plaisir renouvelé que le lecteur suivra désormais Octovien de Saint-Gelais sur les chemins difficiles qui conduisent au Séjour d’Honneur. M. Canal H Marie-Claude De Crécy (ed.): Jehan Wauquelin, La belle Hélène de Constantinople. Mise en prose d’une chanson de geste. Édition critique, Genève (Droz) 2002, 661 p. (Textes littéraires français 547) Im 15. Jahrhundert entstand generell und ganz speziell am Hof der großen Herzöge von Burgund (1363-1477), insbesondere zur Zeit Philipps des Guten (1419-67), eine äußerst große Anzahl an Prosafassungen von zeitlich vorangehenden Versdichtungen. Auch das hier anzuzeigende Werk Jean Wauquelins ist eine dieser zahlreichen Nachgestaltungen. Es entstand, wie man im Prolog erfährt, im Jahre 1448 «selon le contenu d’un petit livret rimé» (14). Diese Vorlage ist eine von einem anonymen Autor im 14. Jahrhundert geschriebene, 15500 Verse umfassende chanson de geste 1 . Inhaltlich geht es bei Wauquelins in 153 jeweils mit einer Überschrift versehenen Kapitel gegliederten Roman, der zur Gruppe der «romans d’action» (LXII) gehört, um die «ystoire 14 F. Duval ne présente pas une bibliographie sommaire ni sur Octovien ni sur le Séjour; à ce sujet, consulter l’article: «Les sources du Séjour d’Honneur d’Octavien de Saint-Gelais», R 121 (2003): 164-91. 15 L’unique intérêt que garde encore cette édition résulte de la reproduction de certaines des enluminures du manuscrit A, BNF. fr. 12783, qui font cruellement défaut à l’édition de F. Duval. 1 Der Text dieses in drei Manuskripten überlieferten Epos wurde ediert von C. Roussel, La Belle Hélène de Constantionple, chanson du XIV e siècle, Genève, 1995 (Textes littéraires français 454). 277 Besprechungen - Comptes rendus de Helayne, mere de saint Martin, evesque de Tours» (14) sowie die ihres Vaters, ihres Ehemannes, ihrer zwei Söhne Martin und Brice und einer großen Zahl weiterer Personen. Die Handlungsträger «vivent d’innombrables aventures qui, en trente-quatre ans, leur font parcourir des espaces immenses, à la recherche les uns des autres» (L). - Helena wird als Tochter des Kaisers Antonius von Konstantinopel und der Tochter des römischen Kaisers Richier, einer Nichte des Papstes Clemens, geboren. Nachdem ihre Mutter im Wochenbett gestorben ist, kümmert sich Antonius fürsorglich um seine schöne Tochter und verfällt sogar in Liebe zu ihr. Um sich vor dem inzestuösen Ansinnen ihres Vaters zu schützen, flieht Helena und gelangt zunächst nach Flandern, sodann nach England. Hier wird sie die Gemahlin des englischen Königs Heinrich, der dann aber vom Papst gegen eine Bedrohung durch die Sarrazenen zur Hilfe gerufen wird.Während seiner Abwesenheit gebiert Helena die beiden Söhne Martin und Brice. Da nun die englische Königsmutter danach trachtet, ihre Schwiegertochter und deren zwei Kinder zu töten, fliehen die drei und gelangen auf ihrer Irrfahrt in die verschiedensten Länder Europas. In der Zwischenzeit haben sich auch Kaiser Antonius und der englische König Heinrich gemeinsam daran begeben, Helena, Martin und Brice auf dem gesamten Kontinent zu suchen.Während ihrer gemeinsamen 34 Jahre dauernden Suche führen sie zahlreiche Kriege gegen die Ungläubigen, die nach erlittener Niederlage zum Christentum übertreten. Die Handlung endet damit, daß alle Personen sich wiederfinden; Heinrich und Helena bleiben in Rom, wo sie auch sterben und bestattet werden. Über den Autor dieser Prosafassung sind wir recht gut aus Jehan Wauquelins eigenen Werken sowie aus anderen Quellen informiert. Wauquelin wird zu Beginn des 15. Jahrhunderts in der Picardie geboren, wo er auch eine Ausbildung als ‘clerc’ erhält. Noch vor 1428 läßt er sich in Mons (Hennegau) nieder und heiratet dort nach dem Tod seiner ersten Frau zum zweiten Mal. Aus dieser Ehe geht ein Sohn hervor, der zum Zeitpunkt von Wauquelins Tod (1452) noch minderjährig ist. - Die literarische Schaffensperiode des Dichters ist auf die Zeit von 1440 bis 1452 zu datieren, wobei er ab 1445 im Dienst des burgundischen Herzogs Philipps des Guten tätig ist. Angesichts des nur kurzen Zeitraums von 12 Jahren literarischer Tätigkeit ist man nun fürwahr «perplexe devant la somme de travail» und der «importance de cette production» (XXXVI). In dieser knappen Zeit erstellte Wauquelin, um nur einige seiner Werke anzuführen, die Übersetzungen aus dem Lateinischen der Historia regum Brittaniae des Geoffroy de Monmouth, der Annales historiae illustrium principum Hannoniae sowie der Chronica ducum Lotharingie et Brabantiae; außerdem schrieb er die Prosaversionen von Philippe de Remys La Manekine, des Girart de Roussillon, der Histoire d’Alexandre und schließlich der Belle Hélène de Constantinople. Dieses letztgenannte Werk ist in nur einer einzigen 188 Folios umfassenden Handschrift (Bibl. Royale Brüssel 9967) erhalten. Dabei handelt es sich um ein «manuscrit luxueux» (III), dem 25 von Loyset Liédet im Jahre 1467 geschaffene Miniaturen beigefügt sind. Die Handschrift ist, was den sprachlichen Aspekt angeht, gekennzeichnet durch «les caractères généraux de la scripta du moyen français auxquels se mêlent des traits plus particuliers qui rattachent la copie aux domaines du Nord» (CIII). Es kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden, daß Wauquelin selbst das Manuskript erstellt hat. Die Frage nach dem Kopisten und dem Datum der Handschrift muß allerdings unbeantwortet bleiben, da wir darüber keine Informationen besitzen. Dieses Werk Wauquelins war bislang noch nicht in einer textkritischen Edition zugänglich gemacht worden (vielleicht hat man vor dessen großem Umfang zurückgeschreckt) 2 ; deshalb ist es nur zu begrüßen, daß M.-C. de Crécy mit dem hier anzuzuzeigenden Werk diese Forschungslücke schließt. 2 Wauquelins Prosafassung der chanson de geste ist nicht zu verwechseln mit einer sogenannten «version anonyme» (XIX), in der das Epos in prosaischer Kurzfassung geboten wird und die auch mehrfach gedruckt wurde (cf. XX-XXI). 278 Besprechungen - Comptes rendus Dabei konnte sie sich bei der Erstellung der Edition, da es sich bei der Handschrift um «un manuscrit . . . très soigné» (CLXXIV) handelt, im wesentlichen - aber das ist eine große Leistung! - darauf beschränken, den Text zu transkribieren. Und diese Transkription ist in mustergültiger Weise und vollkommen fehlerfrei durchgeführt worden. Nur an einigen wenigen Stellen hat die Editorin Korrekturen am Manuskript vorgenommenen, diese im textkritischen Apparat angezeigt und begründet. Auch hier ist zu sagen, daß jede durchgeführte Korrektur absolut überzeugend ist. Der Edition geht eine sehr umfangreiche, äußerst informative Einleitung voran, die nur so von Fakten überbrodelt und die profunde Sachinformiertheit der Editorin dokumentiert (I-CLXXXI). Hier wird der Leser umfassend informiert über das Manuskript, den Autor, den Inhalt und die Sprache des Werkes. Und ganz besonders ausführlich - und diesen Abschnitt halte ich für besonders gelungen - wird Wauquelins Prosafassung mit der chanson de geste verglichen («Etude littéraire» XLIX-CII). Dort wird aufgezeigt, daß der Prosadichter zwar kaum Änderungen am Handlungsverlauf seiner Quelle vornimmt, diese aber aus dem «souci de faire bref» (LXVIII) einerseits kürzt, andererseits aber auch aus dem «souci de vérité» (LXXVIII) als «narrateur omniscient» (LXXX) mit Erklärungen und Kommentaren anreichert und daß der zentrale Unterschied zwischen Vers- und Prosaversion darin liegt, daß es Wauquelin darum geht, sein Werk in eine «atmosphère édifiante» einzukleiden und damit allen um ihr Seelenheil bemühten Menschen ein Exempel zu liefern. In diesem Zusammenhang eine Anmerkung: Angesichts verblüffender Parallelen zwischen der Vie de St-Alexis und der Belle Hélène stellt sich die Frage nach einer Benutzung der Heiligenvita für den Text über Helena. Wie die Suche nach Helena umfaßt auch das irdische Leben des hl.Alexius 34 Jahre; wie letzterer nach seiner Rückkehr von Edessa nach Rom unter den Treppenstufen des elterlichen Hauses seine Bleibe findet, lebt Helena in Rom unter den Stufen des päpstlichen Palastes. Der Edition folgen - für die Länge des Textes - recht kurz geratene «Notes» (403-72), in denen sachkundige Kommentare zu sprachlichen Fragen und besonders ausführlich zum historischen und religiösen Hintergrund (z. B. 404-5, 407-8, 419-21, 421-2, 423-4, 452-3, 463 u. a.) geboten werden, ein «Index des noms propres» (473-95), ein mit großer Gründlichkeit erstelltes «Glossaire» (497-616) sowie eine umfassende, nach thematischen Aspekten gegliederte «Bibliographie» (617-59). A. Arens H Adolf Tobler, Erhard Lommatzsch, Altfranzösisches Wörterbuch. Adolf Toblers nachgelassene Materialien, bearbeitet und herausgegeben von Erhard Lommatzsch, weitergeführt von Hans Helmut Christmann, vollendet von Richard Baum und Willi Hirdt, unter Mitwirkung von Brigitte Frey, 92. Lieferung, Fünfte und letzte Lieferung des XI. Bandes (vonjement - zure), Wiesbaden (Franz Steiner Verlag) 2002, col. 769-938. Ein Meilenstein in der Geschichte der historischen Lexikographie des Französischen: das letzte Textfaszikel des Tobler-Lommatzsch 1 ist erschienen! Nach der bewegten Geschichte des Wörterbuches in den letzten Jahren 2 halte ich als dessen täglicher Benutzer und bekennender Liebhaber diese Lieferung ungeachtet der kleinen Verzögerung 3 mit einer gewissen Erleichterung und vor allem mit großer Dankbarkeit den Bearbeitern gegenüber in 1 Eine abschließende Lieferung steht noch aus, die die Gesamtbibliographie zum Wörterbuch, ein Nachwort sowie möglicherweise noch einige Nachträge enthalten wird. 2 Vgl. zuletzt meine Anzeige hier 56: 316-18. 3 Der Verlag hatte das Erscheinen etwas voreilig schon für 1997 angekündigt.