eJournals Vox Romanica 62/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2003
621 Kristol De Stefani

Kurt Baldinger, Etymologisches Wörterbuch zu Rabelais (Gargantua). Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie 306, Tübingen (Max Niemeyer) 2001, VI + 451 p.

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2003
V. Mecking
vox6210288
288 Besprechungen - Comptes rendus Erstbeleg SermJos 5 H 30,36 Var. Hs. Ende 13. Jh., ergänze vivificable ib. Basishandschrift; - 600,38 viz: ergänze den Erstbeleg LapidffS 639; - 640,32 voiete: ergänze vïette 1. H. 14. Jh. PamphGalM 1597 in übertragener Bedeutung, vgl. die Anmerkung ib. S. 165; - 651,34: ergänze zu por voir die Erstbelege pur veir LapidffS 43; por veir 280; pur veir 464; etc.; - 668,51 voirre: ergänze die Erstbelege LapidffS 528 veire; 710 veirre. Th. Städtler H Kurt Baldinger, Etymologisches Wörterbuch zu Rabelais (Gargantua). Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie 306, Tübingen (Max Niemeyer) 2001, VI + 451 p. Der Einfluss Rabelais auf den vorklassischen Wortschatz des Französischen ist seit langem bekannt, konnte jedoch trotz diverser Vorarbeiten und Einzelstudien bisher nicht genau quantifiziert werden. Das Etymologische Wörterbuch zu Rabelais (Gargantua) ist bestrebt, hier gezielt Abhilfe zu schaffen und den Beitrag Rabelais zur Entwicklung und Bereicherung des Wortschatzes herauszustellen. François Rabelais, der aus der Touraine stammende Universalgelehrte und Humanist, der sich im Rahmen seines Studiums der Medizin und dem Recht, aber auch den klassischen Sprachen sowie der Astronomie widmete, war wohl eine der schillerndsten Persönlichkeiten des ganzen 16. Jahrhunderts, beherrschte souverän sämtliche sprachlichen Register und bereicherte die französische Sprache mit zahllosen lexikalischen und semantischen Neologismen, zu denen sich auch viele Regionalismen und Lehnwörter aus anderen romanischen Sprachen gesellten, so dass sein Werk eine nicht zu unterschätzende philologische Herausforderung darstellt. In der historischen Lexikographie findet sich Rabelais bereits hauptsächlich in den Arbeiten bzw. Glossaren von Sainéan und Marty-Laveaux, aber auch den Wörterbüchern von Huguet, Littré, La Curne de Sainte-Palaye und Godefroy Niederschlag. Der Gargantua Rabelais ist mittlerweile auch in der Datenbank FRANTEXT in Form der Textausgabe von A. Lefranc (Paris 1912-13) vertreten. Es handelt sich bei diesem etymologischen Wörterbuch wohlgemerkt nicht um eine Darstellung des Gesamtwortschatzes des Gargantua (1534), da hier ein Hauptaugenmerk auf die fast 800 (! ) lexikalischen und semantischen Erstbelege zum FEW gerichtet wurde, aber auch auf die das Textverständnis potentiell beeinträchtigenden semantischen Archaismen, bei denen sich allzu leicht der moderne Wortsinn aufdrängt (Vorwort, V). Das eigentliche Wörterbuch (1-431), das alphabetisch und nicht etwa nach Sachgruppen gegliedert ist, dürfte schätzungsweise 3000 Einträge verzeichnen. Wenn man berücksichtigt, dass die Erstausgabe des Gargantua, wenn man der mittlerweile verfügbaren elektronischen Ausgabe von François Bon Vertrauen schenken darf, ca. 41400 Wörter umfasst, wird klar, dass hier eine Auswahl getroffen wurde, die eher die spektakulären Fälle des Wortschatzes berücksichtigt. Im Sinne einer gesteigerten Benutzerfreundlichkeit wäre es meines Erachtens sinnvoller gewesen, die wichtigsten Resultate der Arbeit thematisch zu gliedern. So wäre es aufschlussreich gewesen, die vermutlich recht hohe Zahl der Lehnwörter aus anderen romanischen Sprachen, vor allem aus dem Italienischen - Rabelais unternahm immerhin drei Italienreisen - in Erfahrung zu bringen, und es bleibt somit dem Leser oft überlassen, sich einen umfassenden Überblick über die etymologische Zusammensetzung des Wortschatzes zu machen. Dies ist beispielsweise der Fall für alarmes pl. (25), artisan m. (60), attaquer (71), balle f. (84), banque f. (84), boussole (121), charesse f. (159), tudesque adj. & m. (471) u. a., die fast alle im 16. Jahrhundert dem Italienischen entlehnt wurden, im Wörterbuch jedoch nicht durchgehend als solche gekennzeichnet wurden. Auch die zahlreichen Regionalismen besonders aus der Touraine, dem Languedoc und dem Provenzalischen bzw. Frankopro- 289 Besprechungen - Comptes rendus venzalischen, die der weitgereiste Rabelais ins Französische einführte, werden leider nicht in Form eines separaten Verzeichnisses aufgeführt. Die diversen Fachwörter besonders aus der Medizin, der Astronomie, dem Recht und dem Militärwesen hätten in Form eines nach Sachgruppen gegliederten Registers erwähnt werden sollen, damit der Leser sich ein konkreteres Bild über den mit Sicherheit substantiellen Beitrag Rabelais zur Entwicklung der Fachsprachen machen kann. Da Rabelais wie später La Fontaine bekanntlich gezielt Archaismen verwendete, hätte man auch in diesem Zusammenhang interessante Neuerkenntnisse erwarten dürfen. Diese Einschränkungen beinträchtigen jedoch lediglich die Benutzerfreundlichkeit des Wörterbuches, dem das Verdienst gebührt, erstmals einen zuverlässigen und philologisch gesicherten Überblick über Schichtung und Besonderheiten des Wortschatzes des Gargantua und die Rolle Rabelais als genialer Wortschöpfer zu gewähren. Ausführliche sprachhistorisch orientierte Autorenmonographien dieser Art sind heute bedauerlicherweise zur Seltenheit geworden, und die hier durchgeführte systematische Auswertung des Wortschatzes zeigt einmal mehr, dass selbst als bekannt und erforscht betrachtete Autoren wie Rabelais noch für zahlreiche Überraschungen und Neuerkenntnisse gut sind, obwohl sie schon von Generationen von Lexikographen, die sich jedoch oft leider nur auf die Suche nach den spektakulären Fällen des Wortschatzes beschränkten, durchforstet wurden. Mit der Arbeit Kurt Baldingers ist der Platz des Gargantua - wenn er es noch nötig gehabt hätte - als eines der wichtigsten französischen Sprachdenkmäler definitiv gesichert. V. Mecking H Charles Mourain de Sourdeval, Premier dictionnaire du Patois de la Vendée. Recherches philologiques sur le patois de la Vendée (1847). Édition présentée et annotée par Pierre Rézeau, La Roche-sur-Yon (Centre vendéen de recherches historiques) 2003, 352 p. Ce récent ouvrage concernant le patois de la Vendée s’inscrit comme une évidence dans le travail de recherche et de publication de Pierre Rézeau et marque en même temps un retour aux sources après l’indispensable Dictionnaire des Régionalismes de France 1 et une incartade dans le monde des gazouillis, roucoulements et autres imitations phonétiques grâce au Dictionnaire des onomatopées 2 . Pourtant, la richesse et la diversité des patois de la Vendée restent avant tout pour Pierre Rézeau, enfant de la région, le point de départ de ses recherches, le fil rouge de son existence. En 1976, ayant constaté un manque 3 dans le domaine de l’étude des parlers régionaux, Pierre Rézeau nous propose un premier ouvrage sur le patois de Vouvant 4 , sa ville natale, dont la partie la plus importante concerne bien évidemment le lexique. Suite à cette étude à caractère encore général, P. Rézeau s’oriente de manière plus déterminée vers la lexicographie et décide de publier des manuscrits d’auteurs dont la plupart avaient pour préoccupation la collection de mots patois et/ ou régionaux (la différence restant encore bien souvent floue pour la majorité d’entre eux) et revendiquaient leur appartenance à un mouvement général de récolte et de conservation de matériaux 1 P. Rézeau (ed.), Dictionnaire des régionalismes de France. Géographie et histoire d’un patrimoine linguistique, Bruxelles 2001. 2 P. Enckell/ P. Rézeau, Dictionnaire des onomatopées, Paris 2002. 3 Même s’il signale les travaux entrepris par l’ALO (G. Massignon/ B. Horiot, Atlas linguistique et ethnographique de l’Ouest (Poitou, Aunis, Saintonge, Angoumois), Paris 1971, 1974, 1983), le travail de la SEFCO (Société d’Études folkloriques du Centre-Ouest) qui œuvre à l’élaboration d’un dictionnaire des patois vendéens et quelques autres études (cf. p. 214 N3). 4 P. Rézeau, Un patois de Vendée. Le parler rural de Vouvant, Paris 1976.