eJournals Vox Romanica 62/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2003
621 Kristol De Stefani

Barbara Schäfer Prieß/Hildegard Klöden/Rolf Kalluweit (ed.), Grammatikalisierung in den iberoromanischen Sprachen,Wilhelmsfeld (Egert) 2001, ix + 217 p. (pro lingua 33)

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2003
A.  Schor
vox6210334
334 Besprechungen - Comptes rendus náculas y transformándose en contacto con otros géneros; por ello, Aragüés tiene presente ese desarrollo, antes de acercarse a las principales antologías de esta época, bastante descuidadas por la crítica, pero sumamente ricas en procesos narrativos que se mantienen inalterables hasta fines del siglo xvi, el momento en que se sustituyen las fuentes latinas y en que se produce la dispersión del género. Esa doble circunstancia es la que se percibe en los legendarios de Alonso de Villegas y de Pedro de Rivadeneyra, un doble tono de continuidad y de ruptura con respecto al Flos Sanctorum que en 1516 habían formado Gonzalo de Ocaña y Pedro de la Vega, con posteriores refundiciones y revisiones, quizá el testimonio en el que mejor se percibe el rastro de la Legenda aurea del dominico Santiago de Varazzo; esa Flos se adecua al esquema medieval del calendario litúrgico, incidiendo en las celebraciones hagiogáficas y marianas. Éste es el desarrollo que las Flores Sanctorum de Alonso de Villegas (1578) o Pedro de Rivadeneyra (1599-1604) quiebran porque, en el acarreo de datos, se complementa la Legenda aurea con las Vitae Sanctorum de Luis Lippomano y Lorenzo Surio (1575), concebida con patrones filológicos, «en virtud de una labor de restauración textual que haría de la mención sistemática de sus fuentes la norma en la presentación de cada relato» (354). Se trata, por supuesto, de un repertorio postridentino, que fijaría una visión hagiográfica mantenida de modo inalterable hasta el siglo xviii, como lo demuestra Aragüés con la hipótesis de filiaciones que ofrece en p. 368-69; además estas Vitae, renovadoras del género, añaden nuevos referentes literarios conectados con las vidas de Cristo y de María. El estudio contiene un importante apéndice, con un índice de santorales, en que se incluyen las versiones medievales y renacentistas de la Legenda de Varazzo, así como la transmisión sufrida por las Vitae Sanctorum de Lippomano y Surio, amén de otros santorales y amplia bibliografía. F. Gómez Redondo H Barbara Schäfer Prieß/ Hildegard Klöden/ Rolf Kalluweit (ed.), Grammatikalisierung in den iberoromanischen Sprachen, Wilhelmsfeld (Egert) 2001, ix + 217 p. (pro lingua 33) Grammatikalisierung ist laut Fernando Lázaro Carreter ein Prozess «mediante el cual una palabra se vacía de contenido significativo, para convertirse en mero instrumento gramatical» 1 . In den 10 Beiträgen dieses Bandes, der die Beiträge der Sektion «Grammatikalisierung in den iberoromanischen Sprachen» des 12. Hispanistentags vom 25.-28. 3. 1999 in Berlin enthält, wird dieses Phänomen anhand von Phraseologismen, Pronomen, Präpositionen, des Perfekts, des konativen Gramems, der Kreolsprachen und der Modalverben untersucht, immer im iberoromanischen Kontext. Martin Hase («Phraseologismen. Fossilisierung in Grammatik und Lexikon») zeigt, dass Phraseologismen über Fossilisierung, «also durch einen mit Grammatikalisierung bzw. Lexikalisierung verwandten Prozess, der sozusagen zwischen Grammatik und Lexikon endet» (10), entstehen. Dabei unterscheidet er zwischen der Entstehung von festen Fügungen (de vez en cuando) und Mustern und Schemata (hay que . . .). Erstere ist eher mit dem Prozess der Lexikalisierung verwandt, während der Autor die zweite als «partielle Grammatikalisierung» bezeichnet und zum Schluss kommt, dass «Grammatik als eine Menge von mehr oder weniger durchsystematisierten Schemata bzw. Mustern betrachtet werden kann - pointiert gesprochen - als ein Sonderfall der Phraseologie» (11). 1 F. L. Carreter 3 1981: Diccionario de términos filológicos, Madrid. 335 Besprechungen - Comptes rendus Uli Reich («Grammatikalisierungsprozesse im modernen brasilianischen Pronominalsystem») stellt die wichtigsten Prozesse dar, «die zur Herausbildung des Pronominalsystems geführt haben, das für die Varietät des Portugiesischen charakteristisch ist, die heute von der gesellschaftlichen Mittelschicht Brasiliens gesprochen wird» (13). Dabei konzentriert er sich auf die Entwicklungen von a gente zum Pronomen der ersten Person Plural, das Pronomen você und das Klitikon cê, die Syntaktisierung der Klitika und die Nullanaphern, da diese die genannte Varietät des Portugiesischen vom europäischen Portugiesisch und von anderen romanischen Sprachen abheben. In einem theoretischen Teil seines Beitrags erklärt der Autor die Motivation dieser Prozesse mit der Diskursökonomie: Die diachronischen Prozesse, die zur Herausbildung klitisierter Formen geführt haben, werden durch ihre diskurspragmatische Funktion motiviert, denn «grammatikalische Sätze sind die Folge, nicht die Bedingung des Diskurses» (29). Mit den Präpositionen befassen sich Rolf Kalluweit («Lexeme, Kasusmarker, Relatoren? Überlegungen zu den spanischen Präpositionen unter dem Aspekt der Grammatikalisierung») und Hildegard Klöden («Grammatikalisierung im Bereich der Präpositionen: Spanisch und Französisch im Vergleich»). Rolf Kalluweit versucht zu beweisen, dass es innerhalb der spanischen Präpositionen mehr oder weniger stark grammatikalisierte gibt, dass sogar einige Präpositionen über stärker grammatikalisierte Varianten verfügen, die sich in syntaktisch fixierten Kontexten (z. B. a + akkusativisches Verbkomplement) finden. Seine Argumentation vermag jedoch nicht ganz zu überzeugen. Hildegard Klöden zeigt in ihrem Vergleich zwischen spanischen und französischen Präpositionen, wie im Französischen eindeutig lexikalische Elemente zu grammatikalischen werden (z. B. côté in côté ventre, le dialogue franco-allemand progresse), eine Tendenz, die im Spanischen zurzeit nicht auszumachen ist. Weiter geht aus Klödens Artikel hervor, dass es in beiden Sprachen eine Ausweitung von zusammengesetzten Präpositionen (die ursprünglich von den Fachsprachen kommen) gibt, die sich dadurch von schwach lexikalischen zu grammatikalischen Elementen wandeln. Schließlich beweist die Autorin auch, dass in beiden Sprachen bereits eindeutig grammatikalisierte Elemente sich zu noch stärker grammatikalisierten entwickeln (z. B. fr. Je vais sur Lyon; span. Verwendung von a auch vor nicht personalen direkten Objekten). Ulrich Dietges («Tiempo, retórica y cambio funcional. La evolución del perfecto compuesto español de la Edad Media hasta el siglo xx») beschreibt die Entwicklung des spanischen perfecto compuesto vom Mittelalter zur Gegenwart: Drückte die Wendung HABER + participio pasado ursprünglich das Ergebnis einer abgeschlossenen Handlung aus, wandelte sich das perfecto compuesto durch die Jahrhunderte zur Form mit den Funktionen, die wir aus der spanischen Gegenwartssprache kennen: 1. Vergangene Handlung in einem Zeitraum, der noch nicht abgeschlossen ist (Hoy he ido a la ciudad); 2. Vergangene Handlung, die Auswirkungen auf die Gegenwart hat (He comprado un coche = tengo coche); 3. bis in die Gegenwart wiederholte vergangene Handlung (Hasta ahora lo hemos hecho de esta manera). Diese Entwicklung erklärt der Autor überzeugend damit, dass die zeitlichen Funktionen des perfecto compuesto nur Nebeneffekte der pragmatischen Mechanismen darstellen, aus denen sie hervorgegangen sind. Der Grundmechanismus ist dabei folgender: Je näher ein Ereignis scheinbar beim Sprecher liegt, desto glaubwürdiger wirkt es. Deshalb neigten die Sprecher dazu, zeitlich immer weiter entferntere Ereignisse mit der Konstruktion HABER + participio pasado in die Nähe der Gegenwart zu holen, so dass diese Konstruktion zeitliche Bedeutungen erhielt, die sich immer weiter von der Gegenwart entfernten. Lars-Georg Wigger («Pg. ter und haver in Texten des 13. bis 17. Jahrhunderts») zeigt, wie in den von ihm untersuchten Texten das Vorkommen von haver gegenüber demjenigen von ter abnimmt. Dabei nimmt ter jedoch nicht in jedem Fall den Platz von haver ein. Die Er- 336 Besprechungen - Comptes rendus setzung beginnt bei den Besitzverhältnissen, zuerst bei veräußerlichem Besitz, bevor sie sich dann auch auf unveräußerlichen Besitz ausweitet. Mit der Zeit löst ter auch in temporal-aspektuellen Periphrasen haver ab. Der Autor meint jedoch, dass ter mit Partizip erst relativ spät als Auxiliar eines zusammengesetzten Perfekts interpretiert werden kann. In den untersuchten Texten lässt sich noch keine aspektuelle Markierung der so zusammengesetzten Form erkennen, wie wir sie im heutigen Portugiesischen kennen (Vorvergangenheit, deren Verbalhandlung in ihrem Verlauf betrachtet wird). Deshalb kommt der Autor zum Schluss, «dass eine Festlegung auf die kursive Leseart erst nach dem untersuchten Zeitraum stattfand» (127). Ob es in den iberoromanischen Sprachen ein konatives Gramem gibt, untersucht Valeriano Bellosta («Sobre el gramema de conato en las lenguas iberorrománicas»). Von den romanischen Sprachen haben das Französische (J’ai failli, tu as failli usw. + Infinitiv) und das Rumänische (Eram, erai usw. s + Konjunktiv Präsens) eine Form zum Ausdruck des konativen Aspekts, d. h. einer Handlung, die im «Versuch» stecken bleibt. Auf der iberischen Halbinsel verfügen nur das Galizische und das Portugiesische eindeutig über eine solche Form. Im Portugiesischen benützt man dazu das Verb ir + Gerundium, im Galizischen die Verben querer und haber + Infinitiv. In gewissen Kontexten kann im Spanischen und im Katalanischen das Imperfekt (wohl meist verstärkt durch casi bzw. gairebé) den konativen Aspekt ausdrücken. Mit Grammatikalisierung in der Kreolsprache Papiamentu befasst sich Eva Maria Eckkrammer («Grammatikalisierungsaspekte des Kreolischen der ABC-Inseln»). Nach einigen kurzen Bemerkungen zu Genus, Sexus, Numerus und TMA-Markern widmet sie sich ausführlicher der Thematik der Reduplikation und Reiteration, der Grammatikalisierung von Konjunktionen und Relativpronomen (ora, tempu, aña, luna, dia, kaminda), den Serialverbkonstruktionen und den Klitisierungsphänomenen, die auf zukünftige Grammatikalisierungspfade hinweisen. Dabei kommt sie zum Schluss, dass «einige Grammatikalisierungserscheinungen - wie z. B. die Entwicklung der Konjunktionen ora, aña oder auch kaminda - sich eindeutig der sprachinternen Evolution zuordnen lassen», während «sich bei anderen die Kontaktsituation, wie etwa die Entwicklung der TMA-Marker oder der Reduplikation, als ausschlaggebend manifestiert» (186). Am Schluss ihres Beitrags weist die Autorin zu Recht darauf hin, dass die Kreolistik im Kontext der Grammatikalisierung einen wichtigen Beitrag leistet, weil «der Linguist nicht nur versuchen kann, vergangene Entwicklungen nachzuvollziehen und zu erschließen, sondern aus der Perspektive der partizipierenden Beobachtung einen fruchtbaren Grammatikalisierungsprozess vergleichsweise junger Sprachen beobachten und sogar Hypothesen für zukünftige Grammatikalisierungsstränge aufstellen kann» (187). Mit den Modalverben befassen sich die beiden letzten Beiträge des Bandes von Mercedes Pérez Perdigó («¿Algo nuevo sobre los verbos modales? ») und Barbara Schäfer Prieß («Agensorientierte und epistemische Bedeutung bei span. tener que»). Für die herkömmliche Grammatik ist die Grammatikalisierung ein Hauptmerkmal dieser Verben, weil sie ihre ursprüngliche Bedeutung verloren und eine grammatikalische Funktion erworben haben. Mercedes Pérez Perdigó untersucht nun, inwiefern die Verben poder, deber (de), tener que, hay que und haber de bei ihrer agensorientierten und epistemischen Verwendung einen unterschiedlichen Grammatikalisierungsgrad aufweisen. Dabei beobachtet sie, dass tener que und haber de eine starrere Struktur aufweisen, wenn sie epistemisch gebraucht werden. In Konstruktionen mit poder hingegen haben die einzelnen Elemente eine Autonomie, die die anderen Verben nicht zulassen: «El verbo poder, y talvez deber, no han recorrido el mismo camino que las construcciones tener que o haber de; ni el punto de partida hacia la expresión de la epistemicidad fue el mismo (puesto que el contenido semántico de estos verbos estuvo siempre más cerca de la idea epistémica que en los otros verbos), ni han llegado a la 337 Besprechungen - Comptes rendus misa situación» (200). Barbara Schäfer Prieß verfolgt das Entstehen einer epistemischen Bedeutung des Ausdrucks tener que. Dabei untersucht sie das syntaktische Verhalten (Verneinung), epistemische Äußerungen als Anapher (Juan está comiendo pescado chocolate: Tiene que estar loco), und den Aspekt und Aktionsarten der Verben: stative Verben (estar), Aktivitätenverben (trabajar) und terminative Verben (encontrar). Sätze mit tener que und stativen Verben werden bevorzugt epistemisch interpretiert, bei Aktivitätenverben werden vor allem die Verlaufsform (tiene que estar trabajando) und der Infinitiv Perfekt (tiene que haber trabajdo) als epistemisch betrachtet, letztere Form auch bei den terminativen Verben (tiene que haber encontrado el libro). Den Prozess von der agensorientierten zur epistemischen Bedeutung von tener que erklärt die Autorin mit einer Metapher. Die Beiträge des Bandes bieten eine Interpretation sprachlicher Erscheinungen, die oft von derjenigen der herkömmlichen Grammatiken abweichen, sie sogar bisweilen in Frage stellen. Insofern leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Studium der Grammatik der iberoromanischen Sprachen. A. Schor H David Pharies, Diccionario etimológico de los sufijos españoles y de otros elementos finales, Madrid (Gredos) 2002, 771 p. (Biblioteca Románica Hispánica. V. Diccionarios 25) Der Autor, seit langem als Spezialist für Probleme der historischen Wortbildung der iberoromanischen Sprachen und speziell des Spanischen ausgewiesen, legt hier als Resultat nahezu eines Jahrzehnts der Forschungstätigkeit eine historische Wortbildungslehre der Suffigierung in der spanischen Sprache in durchaus innovativer Präsentation vor, nämlich als alphabetisch 1 gegliedertes «Wörterbuch». Nach Vorwort und Siglenverzeichnis (7-10) besteht das Buch (im f. mit der Sigle des Verfassers als DESE zitiert) aus einer Einführung (11-25), dem Wörterbuchteil (27-553), der Bibliographie (555-65) sowie umfänglichen, intern nach Sprachen gegliederten alphabetischen Indices der Suffixe (567-80) und Belegwörter (581-769) 2 . Das Vorwort klärt eingangs (11) über die Zielsetzung von DESE auf: «pretende explicar el origen de todos los sufijos y cuasi-sufijos que habitualmente se emplean en español». Die- 1 Die Alphabetisierung ist dabei (softwarebedingt? ) uneinheitlich hinsichtlich der Grapheme ch , ll und ñ , während erstere, neueren Tendenzen folgend, unter c und l eingeordnet werden, wird letzteres, im Sinne traditioneller Alphabetisierung, separat gefaßt, so daß beispielsweise -anza vor -año steht. 2 Im folgenden neben DCECH und DRAE benutzte Literatur: Alberto = Alberto Miranda, J. 1994: La formación de palabras en español, Salamanca; DEEH = García de Diego, V. 1985: Diccionario Etimológico Español e Hispánico, 2ª edición, considerablemente aumentada con materiales inéditos del autor a cargo de C. García de Diego, Madrid; DELI = Cortelazzo, M./ Zolli, P. 1 1979: Dizionario etimologico della lingua italiana, vol. 1, Bologna; DELP = Machado, J. P. 4 1987: Dicionário etimológico da língua portuguesa, vol. 5, Lisboa; DME = Alonso, M. 1986: Diccionario medieval español. Desde las Glosas Emilianenses y Silenses (s. X) hasta el siglo XV, 2 vols., Salamanca; DUE = Moliner, M. 2001: Diccionario de uso del español, edición en cd-rom (versión 2.0), Madrid; Haring = Haring, J. M. 1973: La formación de palabras en el Setenario de Alfonso el Sabio, Amsterdam; Lorenzo = Lorenzo, E. 1996: Anglicismos hispánicos, Madrid; Montes = Montes Giraldo, J. J. 1983: Motivación y creación léxica en el español de Colombia, Bogotá; Penny = Penny, R. A. 1969: El Habla Pasiega: ensayo de dialectología montañesa, London; Popovici = Popovici, V. 1998: Derivat sau mos , tenit în limbile romanice. Adjectivele latine în - SUS , Bucures , ti 1998; Rainer = Rainer, F. 1993: Spanische Wortbildungslehre, Tübingen; TL = Gili Gaya, S. 1947-60: Tesoro lexicográfico 1492-1726, vol. 1, Madrid.