Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2004
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Kristol De StefaniAnnie Combes/Richard Trachsler (ed.), Floriant et Florete. Édition bilingue traduite et annotée; Paris (Champion) 2003, xcix + 545 p. (Champion Classiques, Série Moyen Âge)
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2004
Arnold Arens
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ausgehen, und denen man die langjährige Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Text auf Schritt und Tritt anmerkt. Die einzige Wermutsträne: Thomas scheint den DEAF nicht zu kennen, zumindest benutzt er ihn nicht. Das ist schade, denn sonst hätte er noch deutlicher machen können, welche sprachgeschichtliche Bedeutung diesem Text zukommt, vgl. etwa 326 Erstbeleg für haubergié m. ‘matière composée de mailles ou qui rappelle un haubert’; 569 Erstbeleg für aoine ‘qui est approprié, apte pour faire qch.’; 768 Erstbeleg für estre a gré; 1100 einziger Beleg für greveisun ‘ce qui est pénible à supporter’; 1399 und 1415 Erstbelege für grievement ‘ce qui est pénible à supporter’; 1913 graphischer Erstbeleg für ingnelement; 1926 einziger Beleg für soi haster a mit substantiviertem Infinitiv ‘se dépécher de’; 1961 einziger Beleg für die Graphie ilueckes; 2259 Erstbeleg für impersonal terme de grammaire ‘qui est employé à la troisième personne du singulier sans relation avec un sujet réel, impersonnel (dit du verbe)’; 2335 einziger Beleg für has, dessen Bedeutung jedoch nicht gesichert ist; 2375 einziger Beleg für estre as grenons a (qn) ‘contredire (qn)’; 2529 und 4164 einzige Belege für grevir ‘imposer une charge considérable’; 2783 Erstbeleg für grief ‘qui blâme sans indulgence’; 2844 Erstbeleg für groin de porc ‘museau du porc’; 2956 Erstbeleg für enhardir v. pron. ‘devenir plus hardi’; 3087 Erstbeleg für inonction ‘action d’oindre, pratiquée comme rite dans certaines cérémonies pour donner à une personne ou une chose un caractère sacré’; 3936 Erstbeleg für haire ‘morceau d’étoffe grossière’; 4472 einziger Beleg für die Graphie ilueches; 4714 Erstbeleg für injure ‘action ou parole adressée à qn pour l’offenser’; 4974 Erstbeleg für gros als Zeichen des Stolzes; 5040 einziger Beleg für haster de mit substantiviertem Infinitiv ‘se dépécher de’; 5587 Erstbeleg für hure ‘bonnet de fourrure à poil’; 5613 Erstbeleg für gronir ‘faire entendre un murmure, gronder’; 5685 und 5686 Erstbelege für grief in juristischem Kontext; 5781 Erstbeleg für isenbrun ‘sorte d’étoffe de couleur foncée’; 5889 Erstbeleg für ydropique m. ‘celui qui est atteint d’hydropisie’, um nur ein paar wichtige Belege zu nennen, die alle im DEAF erfasst sind. Alles in allem eine recht solide Arbeit Thomasens, zu der man sich eben noch Walbergs Einleitung dazukopieren muss. Th. Städtler ★ Annie Combes/ Richard Trachsler (ed.), Floriant et Florete. Édition bilingue traduite et annotée; Paris (Champion) 2003, xcix + 545 p. (Champion Classiques, Série Moyen Âge) Floriant et Florete ist ein wahrscheinlich im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts entstandener, 8278 achtsilbige Verse zählender Artusroman, der zu der «famille des romans arthuriens écrits dans la lignée des œuvres de Chrétien de Troyes» (xxxviii) gehört. Inhaltlich wird in diesem bislang weniger beachteten Werk die an Abenteuern und Unternehmungen überaus reiche Geschichte des sizilianischen Königssohns Floriant dargestellt. Nach der Ermordung seines Vaters durch den Verräter Maragot wird der seines legitimen Erbes beraubte Königssohn von der Fee Morgane, einer Halbschwester des Königs Artus, entführt und von ihr erzogen. Im Alter von 15 Jahren bricht er dann in einem Schiff auf, gelangt an den Hof des Königs Artus und seiner Ritter und erobert schließlich mit deren Hilfe sein Königreich im erfolgreichen Kampf gegen Maragot und den mit diesem verbündeten Kaiser von Byzanz zurück. Dank seiner Tapferkeit erobert Floriant nicht nur sein Königreich zurück, sondern er gewinnt auch das Herz von Florete, der Tochter des Kaisers von Byzanz, die «son double féminin» (ix) ist. Er vermählt sich mit ihr, und es wird ihnen ein gemeinsamer Sohn geschenkt. Nachdem Floriant längere Zeit sich nur dem Müßiggang und der Liebe hingegeben hat, bricht er gemeinsam mit Florete zu neuen Unternehmungen auf, an deren Ende er sogar nach dem Tod seines Schwiegervaters zum Kaiser von Byzanz gekrönt 331 Besprechungen - Comptes rendus wird. Zurückgekehrt in sein Königreich Sizilien begegnet er erneut der Fee Morgane, die ihm den baldigen Tod prophezeit, falls er nicht bei ihr bleibe. Floriant überlässt sein Reich seinem noch minderjährigen Sohn und bleibt bei der Fee Morgane, die auch Florete hierher zu ihm führt. Das Werk schließt also mit «une fin en apothéose: l’empereur Floriant, paragon de prouesse et de courtoisie, devient immortel, éternellement heureux auprès de son épouse tant aimée» (xxxvi). Dieses Werk ist in nur einer einzigen Handschrift (New York, Public Library, De Ricci 122) überliefert. Und bislang war es in lediglich zwei Editionen zugänglich gemacht worden, nämlich einmal 1873 von F. Michel 1 und und zum anderen 1947 von H. F. Williams 2 . Die erstgenannte Ausgabe ist heute kaum noch greifbar, da sie nur in einer Auflage von 100 Exemplaren erschien; außerdem entspricht sie nicht mehr heutigen Editionsstandards und ist durch «une certaine rapidité dans l’exécution» (xii) charakterisiert. Die von Williams besorgte Edition hingegen ist mit umfassender Einleitung, kritischem Kommentar und umfangreichem Glossar ausgestattet; der Hauptmangel dieser Arbeit liegt aber in dem «respect parfois excessif de la leçon du manuscrit» (xiv), weshalb in den hierzu erschienenen Rezensionen etwa 200 Korrekturvorschläge angemahnt wurden. Darum ist es nur zu begrüßen, dass A. Combes, Dozentin für mediävistische Literatur an der Universität Nantes, und R.Trachsler, Professor an der Universität Paris IV-Sorbonne sowie des Institut de France, mit der hier anzuzeigenden Arbeit eine Neuedition von Floriant et Florete vorlegen. Diese Ausgabe erscheint in der mittelalterlichen Serie der Reihe Champion Classiques, deren Anliegen es ist, zu einer «plus grande diffusion» der mittelalterlichen Literatur beizutragen, «en proposant des éditions remises à jour, assorties de traductions originales et de tout ce qui peut faciliter la compréhension» (hintere Umschlagseite). Der Textedition und deren neufranzösischer Übersetzung geht eine umfassende, in konziser Form angelegte Einleitung (xi-ci) voran. Diese informiert über die vorangehenden Editionen, das Manuskript, das Entstehungsdatum und den Autor des Werkes, über dessen literarischen Gehalt, dessen Metrik und dessen Sprache. Besondere Beachtung gebührt innerhalb der Einleitung zum einen dem Kapitel «La date, l’auteur et son milieu» (xxiii-xxxi).Auf der Basis einer gründlichen Quellenanalyse wird hier nachgewiesen, dass in den Text von Floriant et Florete wiederholt Passagen aus dem Roman Claris et Laris aufgenommen worden sind, in dem die Einnahme Antiochias durch die Sassaniden (1268) erwähnt wird; daraus folgt, dass «(l)a composition de notre roman se situerait donc après 1268» (xxv). Und diese Zeitangabe noch weiter konkretisierend stellen die zwei Editoren die politische Situation Siziliens, insbesondere die Sizilianische Vesper 1282 dar, in der das Haus Anjou einen Teil Siziliens an Peter III. von Aragon abtreten musste; sie vertreten die Ansicht, dass das Werk «dans le but de glorifier le monarque angevin et d’appuyer ses revendications concernant la Sicile» (xxx) geschrieben wurde und somit erst «dans les années 1280» (xxx) entstanden sein kann. Ein überzeugender, da konkret auf der Basis des Textes untermauerter Datierungsversuch! Zum anderen ist innerhalb der Einleitung das ausführliche Kapitel «Étude littéraire» (xxxiilxiv) besonders zu erwähnen. Neben einer gründlichen Analyse der Struktur des Textes u.a.m. wird vor allem der Quellenanalyse große Aufmerksamkeit geschenkt. Der Autor von Floriant et Florete hat nahezu den gesamten Stoff aus anderen Werken (Prosafassung des Lancelot, Chrétiens Werke sowie Claris et Laris) übernommen. Dabei hat er einerseits den übernommenen Quellentext umgestaltet, um «l’adapter à de nouvelles fins» (xl). Andererseits hat er aber auch aus dem Conte du Graal, Erec et Enide und aus Claris et Laris zahlreiche, hier (xlvii-lii) konkret angeführte Textstellen wörtlich in sein Werk eingefügt, so dass dieses 332 Besprechungen - Comptes rendus 1 F. Michel (ed.), Floriant et Florete. A Metrical Romance of the Fourteenth Century, edited from the Unique Manuscript at Newbattle Abbey, Edinburgh 1873. 2 H. F. Williams (ed.), Floriant et Florete, Ann Arbor/ London 1947. durch einen «style formulaire» (xlvii) charakterisiert ist. - Diese in der Einleitung gebotenen Darlegungen können im Rahmen einer Textedition zwangsläufig nur auf ein Minimum beschränkt sein; sie sind aber so gehaltvoll, dass sie als Ermutigung und Anregung zur weiteren Beschäftigung mit den hier behandelten Problemen einladen. Die Textedition und deren Übersetzung (1-499) sind, soweit ich feststellen konnte, mit größter Sorgfalt erstellt. Bei der altfranzösischen Textedition war es das Anliegen der Editoren, «de respecter autant que faire se pouvait la leçon du manuscrit» (lxxxix); es wurden nur evidente Schreibfehler des Kopisten oder «Durchbrechungen» des Metrums korrigiert. Insgesamt handelt es sich um nur 72 nicht übernommene Lesarten der Handschrift (cf. 501). Das so praktizierte Editionsverfahren ist grundsätzlich richtig. Da sich allerdings die Sammlung Champion Classiques an ein breiteres Publikum richtet, wäre es nach meinem Urteil sinnvoll gewesen, die wiederholt zu findenden ungewöhnlichen Graphien des Kopisten nicht nur in den Fußnoten anzumerken, sondern im Text auch zu korrigieren, um diesen für den Leser leichter zugänglich zu machen. Es sind also zu korrigieren: v. 554 und 4532 Quan Quant; v. 626 sois soit; v. 2355 celz seuls; v. 2700 on ont; v. 2724 doute doutent; v. 2752 sa sai; v. 3190 iers iert; v. 3195 amaine amainent u. v. a. m. Combes und Trachsler haben faktisch dasselbe praktiziert, was sie an der Edition von H. F. Williams kritisieren, nämlich «un respect parfois parfois excessif de la leçon du manuscrit» (xiv) unter Beweis gestellt. - Aufgefallen sind mir ansonsten die folgenden Details: v. 2917 sollte die Lesart Fortune beibehalten werden (so auch Williams), da ein ansprechendes menschliches Aussehen natürlich auch der «Fortuna» verdankt werden kann; in v. 3806 erscheint mir die Korrektur vrai in verai zweifelhaft; in v. 6162 ist ill in il zu korrigieren. Die neufranzösische Übersetzung zielt darauf ab, und das ist richtig so, «(de) concilier fidelité et lisibilité» (ci). Besonders zu begrüßen ist es, dass «terme(s) spécifique(s) à la culture médiévale» (ci) beibehalten und in einem im Anhang zu findenden Register (537-44) erläutert werden. Die angesichts der Zielrichtung dieser Textsammlung verständlicherweise nicht sehr zahlreichen Anmerkungen geben einige knappe Kommentare zu sprachlichen und inhaltlichen Problemen. Das Werk wird abgeschlossen durch mehrere Indices bzw. Übersichten und ein Glossar, das nur die Lexeme enthält, die einerseits für den Lexikographen und andererseits für «un lecteur moins familier de l’ancien français» (503) von Bedeutung sind. Auch dieses methodische Vorgehen ist vollkommen richtig. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass hier eine insgesamt überzeugende Arbeit vorgelegt worden ist, die einen bislang weniger bekannten altfranzösischen Text in einer neuen Edition vorlegt und dazu eine mit beeindruckendem Fleiß erstellte neufranzösische Übersetzung liefert. Dabei bietet diese Übertragung in der Tat das, was Combes und Trachsler als Wunsch formulieren, nämlich sie hat «restitué la langue à la fois formulaire et alerte qui caractérise Floriant et Florete» (ci). A. Arens ★ Cynthia J. Brown (ed.): Pierre Gringore, Œuvres polémiques rédigées sous le règne de Louis XII, Édition critique, Genève (Droz) 2003, 376 p. (Textes littéraires français) Dans Notre-Dame de Paris, Victor Hugo avait fait de Pierre Gringore (Gringoire, selon le texte) un metteur en scène incompris et un «philosophe» à la fois bavard et pusillanime. Le Gringoire de Théodore de Banville le transforme en poète maudit, vagabond affamé à qui il prête des traits qu’on associerait plutôt à François Villon, ceci d’autant plus que l’action joue, dans les deux textes, à l’époque de Louis XI et non pas au début du XVI e siècle. 333 Besprechungen - Comptes rendus
