eJournals Vox Romanica 64/1

Vox Romanica
vox
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2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2005
641 Kristol De Stefani

Yvonne Tressel, Sermoni subalpini. Studi lessicali con un’introduzione alle particolarità grafiche, morfologiche e geolinguistiche, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 2004, 646 p. (Beiträge zur Romanistik 8)

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2005
Peter Wunderli
vox6410255
Ich könnte diese Besprechung nun so beenden, wie dies Franceschi in seinem Büchlein tut: Punkt, fertig. Ich will mich jedoch nicht um eine Schlussbilanz drücken. Wir haben es hier mit einer Publikation zu tun, die eine Fülle von interessanten und diskussionswürdigen Beobachtungen, Thesen usw. enthält, die aber gleichzeitig auch nur allzu oft Widerspruch hervorruft. Dies hängt u. a. damit zusammen, dass Verf. einen fast manischen Hang zur Ablehnung aller traditionellen Lehrmeinungen entwickelt (die sicher z. T. Kritik verdienen) und so den negativen Geist eindeutig übertreibt. Dazu kommen dann noch einige prinzipielle Mängel, die wir im Laufe unserer Darstellung bereits erwähnt haben: keine saubere Trennung von Phonetik (historischer Phonetik) und Phonologie, v. a. in den Einzelargumentationen; keine saubere Trennung von Synchronie und Diachronie; ein ungenügender Informationsstand hinsichtlich der modernen Intonologie; eine häufige Verwechslung von Silbe und (einsilbigem) Morphem; eine unzureichende Differenzierung von bedeutungstragenden und bedeutungsdifferenzierenden Einheiten; usw. Bei allem Interesse, das die Arbeit verdient, bleibt so als Fazit: Mit Vorsicht zu genießen. Peter Wunderli ★ Yvonne Tressel, Sermoni subalpini. Studi lessicali con un’introduzione alle particolarità grafiche, morfologiche e geolinguistiche, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 2004, 646 p. (Beiträge zur Romanistik 8) Die Sermoni subalpini gehören sicher nicht zu den am schlechtesten untersuchten romanischen Texten: Neben der Erstausgabe von Foerster 1879 existieren diejenigen von Ugolini 1942 und Lazzeri 1954 1 sowie als letzte diejenige von Babilas 1968, die auch der Untersuchung der Verfasserin zugrunde liegt. Babilas untersucht (neben der Zehn-Engelchor- Lehre) v. a. Inhalt und Struktur der Texte, während Danesi 1976 sich v. a. den sprachlichen Aspekten widmet 2 . Daneben existiert auch noch eine Fülle von Teil- und Detailuntersuchungen. Trotzdem gelingt es der Verf. mit dieser bei Max Pfister angefertigten Dissertation Neuland zu betreten, indem sie die Sprache der Sermoni in lexikologischer Sicht systematisch auswertet und die Ergebnisse geolinguistisch interpretiert, was abschließend zu einer präzisen (wenn auch nicht unproblematischen) Lokalisierung der Predigten führt. Außerordentlich hilfreich bei diesem Unternehmen war für sie natürlich der großartige Materialfundus des LEI. Die Arbeit beginnt mit einem kurzen Vorwort (9), das die üblichen Danksagungen enthält. Es folgt dann eine Einleitung (11-25), in der ein geraffter Abriss über die Geschichte der romanischen Sprachen (insbesondere in Frankreich und Oberitalien) und ein Überblick über die ältesten Texte in diesem Raum gegeben werden. Es folgt dann eine Skizze zur Entwicklung der Predigtsprache und eine knappe Darstellung der Struktur der Sermoni; ebenso werden der Forschungsstand, das Untersuchungsziel und die verwendete Methode kurz vorgestellt. 255 Besprechungen - Comptes rendus 1 Die Angaben bei Tressel 2004: 20 decken sich nur teilweise mit denjenigen in der Bibliographie (p. 633 und 636). - Die Bibliographie ist auch sonst oft recht inkonsequent, v. a. was die Zuordnung zu den einzelnen Teilen angeht. 2 Cf. W. Foerster, Galloitalische Predigten, Bonn 1879 (RSt. 4); F. A. Ugolini, Testi antichi italiani,Torino 1942; G. Lazzeri, «Edizione critico-interpretativa dei Sermoni subalpini» in: Antologia dei primi secoli della letteratura italiana, Milano 1954 ( 1 1942): 193-300; W. Babilas, Untersuchungen zu den Sermoni subalpini, mit einem Exkurs über die Zehn-Engelchor-Lehre, München 1968 (kritische Ausgabe 217-344); M. Danesi, La lingua dei Sermoni subalpini, Torino 1976. Diese Einleitung ist derart kurz ausgefallen, dass der Leser kaum etwas Neues erfährt, ja die Kürze wird so weit getrieben, dass die gemachten Aussagen oft problematisch werden. Hierfür nur einige Beispiele: - p. 11 lesen wir, das Latein sei im Mittelalter nicht nur die Sprache der Philosophen und der Wissenschaftler, sondern auch «lingua di Dio». Das ist vollkommen unhaltbar und wird schon durch Dantes De vulgari eloquentia eindeutig widerlegt: Wenn man schon etwas als «die Sprache Gottes» bezeichnen kann, dann bestenfalls das Hebräische; das Latein ist die Sprache der (römischen) Kirche. - p. 12 lesen wir: «Le chansons de geste con le mitiche avventure di Artus e Roland affascinarono il pubblico e suscitarono una grande fioritura di opere epiche in Italia . . . ». Artus gehört nun aber gerade nicht zum originären Personeninventar der chanson de geste, sondern in den Bereich der matière de Bretagne. Zwar findet ab dem 13. Jh. zuerst in Italien, dann auch in Frankreich eine Verschmelzung der beiden Themenbereiche statt 3 , aber Artus selbst spielt dabei kaum eine Rolle. - p. 15 wird die Sprache der Sermoni subalpini als Mischsprache bezeichnet, was sicher zutrifft. Daraus dann aber p. 17 zu folgern, dass die «autori italiani del Medioevo furono in grado di creare opere sia in latino che in volgare, vale a dire in francese, in provenzale ed in dialetti italiani» ist abwegig. Warum nicht auch noch gleich in Frankoprovenzalisch (Dauphiné) und Waldensisch? Wenn auch die Sermoni Elemente aus den genannten Sprachen enthalten, heißt dies noch lange nicht, dass die Autoren auch Werke in jeder dieser Sprachen hätten verfassen können. - p. 21 folgt Tressel Wolf und Holtus und bezeichnet die Predigten als franko-italienisch 4 , und p. 23 werden die Sermoni sogar als «[il] più antico testo in lingua franco-italiana esistente» bezeichnet. Dies ist nun reichlich ungeschickt und voreilig, denn eine der Aufgaben der Arbeit soll es ja gerade sein, die Sprache des Textes zu bestimmen! Auf der gleichen Seite wird übrigens - viel adäquater - von der «esistenza di una lingua mista gallo-italica subalpina» gesprochen. Die Verf. steht in einem ständigen Konflikt zwischen den Vorgaben von Wolf und Holtus und ihren eigenen Resultaten, und dieser Konflikt bleibt bis ins Schlusskapitel bestehen (cf. unten). - p. 23 findet sich ein weiterer Stein des Anstoßes: Wenn schon die Einsicht besteht, dass die Sermoni in einer Mischsprache verfasst seien (was mit Sicherheit zutrifft), kann man dann als Zielsetzung der Arbeit postulieren, «[di] definire in quale lingua è stata redatta la raccolta di queste prediche»? Mischsprachen sind doch essentiell heterogen, der Mischungsgrad und die Mischungsart sind endlos variabel innerhalb ein und desselben Textes. Müsste man nicht als Ziel definieren, die Konstituenten 5 , die Mischungstypen, Mischungskonstellationen und Mischungsgrade zu bestimmen? 256 Besprechungen - Comptes rendus 3 Cf. hierzu auch Holtus/ Wunderli 2005: 128s. (G. Holtus/ P. Wunderli, GRLMA iii). 4 Cf. H.-J. Wolf, «La langue des Sermoni subalpini», in: VII Rëscontr antërnassional dë studi an sla lenga e la literature piemontèisa, 12 e 13 magg 1990, a cura di G. P. Clivio/ C. Pich, Alba 1993: 237- 54; G. Holtus, «Plan- und Kunstsprachen auf romanischer Basis iv: Franko-Italienisch» in: G. Holtus/ M. Metzeltin/ C. Schmitt (ed.), LRL 7, 1998: 705-56. 5 Die Konstituenten werden von Verf. ebenfalls p. 23 benannt: Es geht um die Erfassung bzw. Identifikation von franko-italienischen, altfranzösischen, altdelphinatischen, altwaldensischen, altokzitanischen, altpiemontiesichen und altnordwestitalienischen Elementen. Dieser Katalog ist bis auf einen Punkt akzeptabel. Meine Vorbehalte beziehen sich auf das Franko-Italienische. Das Franko-Italienische ist selbst eine Mischsprache (vom Typus her mit der Sprache der Sermoni vergleichbar), und überdies eine Mischsprache, die endlos variiert, von Text zu Text, von Manuskript zu Manuskript, ja selbst innerhalb eines Manuskripts. Es gibt kein einheitliches Franko-Italienisch, sondern nur eine endlose Zahl von Phänomenen, Bildungen, Konstellationen usw., die in ihrer Ge- Die Einleitung hätte ganz eindeutig mehr Umsicht, Sorgfalt und reflektiven Aufwand verdient gehabt. Um mit der Einleitung abzuschließen: Unter Metodologia 6 werden die Auswahlkriterien für die berücksichtigten und analysierten Wörter aufgelistet: 1. existierende und in der Sekundärliteratur schon diskutierte Wörter; 2. Verständnisschwierigkeiten bereitende Wörter; 3. Formen, die keine Entsprechung im Italienischen haben; 4. aus phonetischer Sicht interessante (auffällige) Wörter; 5. graphisch auffällige Wörter. Dies scheint mir recht willkürlich und zufällig zu sein. Zum Einen passt die erste Kategorie überhaupt nicht zum Rest, denn sie hat weitgehend zufälligen Charakter. Dann ist nicht einzusehen, warum neben den Wörtern, die im Italienischen keine Entsprechung haben, nicht auch die berücksichtigt werden, die im Galloromanischen fehlen. Und schließlich sind die graphischen Eigenheiten für die Bestimmung von lexikalischen Identitäten wenig relevant, denn die Graphie stellt ein sekundäres semiologisches System dar, das dem lautlichen schlicht übergestülpt und lexikologisch nicht konstitutiv ist 7 . Qualitativ von ganz anderem Zuschnitt ist der zweite Teil der Arbeit, der mit Lessicologia überschrieben ist und p. 27-521 umfasst. Diese rund 500 Seiten stellen den eigentlichen Kern der Arbeit dar, in dem rund 600 nach den o. g. Kriterien berücksichtigte Lexien dargestellt und analysiert werden. Die einzelnen Artikel sind handwerklich außerordentlich sauber und sorgfältig gearbeitet, informativ, umsichtig und kenntnisreich kommentiert. Von der Anlage und Struktur gleichen sie weitgehend den Artikeln in Holtus 1979 8 , was weiter nicht überrascht, sind doch beide Arbeiten im Umfeld von Max Pfister entstanden. Auf jeden Fall sind diese 500 Seiten das Glanzstück der Arbeit. Kritisieren kann man daran vielleicht, dass p. 24 erklärt wird, dass Latinismen und gelehrte Wörter nicht mitberücksichtigt würden, dann aber im Materialteil gleichwohl Lemmata wie creature (120), Deu (154s.), humanità (266s.), leopart (296s.) usw. auftauchen 9 . Auf die Problematik der Auswahlkriterien wurde bereits oben hingewiesen. Überdies fällt auf, dass die Lemmata sich nur in rund 2 % der Fälle mit den Lemmata des von mir im Moment bearbeiteten Glossars des Aquilon de Bavière überschneiden 10 . Dies liegt sicher einmal an den unterschiedlichen Auswahlkriterien, dann aber auch und v. a. daran, dass das Inventar der jeweils an den beiden Mischsprachen (Sermoni und Aquilon) beteiligten Idiome z. T. erheblich divergiert. Daraus kann man eigentlich schon an dieser Stelle den Schluss ableiten, dass die Sprache der Sermoni einen anderen Status hat als diejenige des Aquilon bzw. die der übrigen franko-italienischen Epen (dies angesichts der Tatsache, dass die Übereinstimmung des Vokabulars des Aquilon mit diesen immer ein Vielfaches des bei den Sermoni Festgestellten beträgt). Im folgenden werden dann ausgewählte Particolarità grafiche diskutiert (523s.): das Verhältnis der Schreibungen ca/ cha/ qua, die Wiedergabe von palatalisiertem und nicht palatalisiertem n und l 11 . Doch ist es wenig konsequent, in den Titeln einmal von den Graphien, 257 Besprechungen - Comptes rendus samtheit als Franko-Italienisch bezeichnet werden. Cf. zu dieser Problematik P. Wunderli, «Zum Problem der Klassifikation franko-italienischer Epen», RZLG 27 (2003): 285-306. 6 Richtiger wäre Metodo! 7 Cf. hierzu P. Wunderli, Saussure-Studien, Tübingen 1981: 25s. 8 Cf. G. Holtus, Lexikalische Untersuchungen zur Interferenz: die franko-italienische «Entrée d’Espagne», Tübingen 1979. 9 Inkonsequent ist auch, dass der Übergang zwischen den einzelnen Buchstaben des Alphabets normalerweise nicht markiert ist, vor dem O-Block aber plötzlich ein übergeordnetes o steht. 10 P. Wunderli (ed.), Raffaele da Verona, Aquilon de Bavière. Roman franco-italien en prose (1379-1407). Introduction, édition et commentaire par P. Wunderli, 2 vol., Tübingen 1982 (Beih. ZRPh. 188-89) - Der Kommentarband (vol. 3) erscheint voraussichtlich 2006. 11 Die Überschriften «La grafia » und «La grafia ñ» (524s.) sind natürlich zu korrigieren in «La grafia di . . . ». dann aber wieder von den Phonemen auszugehen. - Unter Particolarità fonetiche (527s.) werden dann lautliche Besonderheiten des Vokalismus und des Konsonantismus diskutiert. Auch hier gibt es wieder einige Unsauberkeiten. Wie kann man z. B. im Falle von paravis für paradis von einer Sonorisierung des -dsprechen (541)? Zudem: Das ganze Kapitel ist mehr eine historische Lautlehre und versucht viel zu wenig, den spezifischen Charakter der Sermoni herauszuarbeiten; auch fehlt jeder Versuch einer Quantifizierung der konkurrierenden Erscheinungen. Und vor allem eines löst Kopfschütteln aus: Als Referenzwerk dient immer die Historische Grammatik von Rohlfs; Tekav c i ú wird nie zitiert und fehlt sogar in der Bibliographie! - Unter Particolarità morfologiche (557s.) schließlich werden noch einige ausgewählte morphologische Phänomene aus dem nominalen und verbalen Bereich diskutiert: die verschiedenen Typen der Pluralbildung, Reste eines Zweikasussystems und die Resultate von lat. -itia; die 1. und 3. Pers. pl. des Präs. Ind., die 3. Pers. sg. und pl. des Ind. Perf. Im 5. Kapitel (573s.) wird dann versucht, aufgrund der lexikologischen Analyse die vertretenen lexikalischen Schichten zu ermitteln und das Lexikon der Sermoni zu lokalisieren. Was die lexikalischen Strate angeht, so kann man der Verf. folgen, solange sie nicht auf Gemeinsamkeiten mit dem Franko-Italienischen abhebt; unsere Vorbehalte zu diesem Punkt haben wir bereits oben dargelegt (N5). Leider wird immer wieder gerade auf diesen Aspekt zurückgegriffen, und dies verfälscht auch die Conclusione (Kap. 6; 611s.) gründlichst. Nach Tressel wäre die Sprache der Sermoni ein «franco-italiano occidentale» (611), wobei diese Klassifikation nicht weiter begründet wird; Verf. begnügt sich mit einem Rückverweis auf die Zuordnung von Holtus 1998. Und schließlich glaubt sie, die Lokalisierung noch weiter präzisieren zu können: im Anschluss an Gasca Queirazza 1996 12 legt sie sich auf ein Entstehungsgebiet fest, das die Prevostura d’Oule in der Val Susa zum Zentrum hätte. Hier muss nun einfach heftigst protestiert werden, denn die ganzen Schlussfolgerungen sind methodisch unhaltbar. Einmal kann man bei einer eigentlichen Mischsprache das Herkunftsgebiet eines Textes nicht einfach über die Schnittmenge der vertretenen Sprachen und Sprachvarietäten ermitteln, denn Mischsprachen sind immer in hohem Maße von Wanderelementen geprägt. Das beste Beispiel hierfür ist das Franko-Italienische, wo es sich als weitgehend müßig erwiesen hat, eine Anbindung an den einen oder anderen oberitalienischen Dialekt zu suchen; die oberitalienischen Elemente stammen vielmehr aus einer koiné super-comunale! Und Gleiches dürfte auch für die subalpinen Elemente in den Sermoni gelten. Nicht haltbar ist nach meiner Auffassung auch die Einstufung der Sprache als Franko- Italienisch, auch wenn noch präzisierend-differenzierend das Adjektiv occidentale beigefügt wird. Wie Tressel selbst ausführt (613), ist das Verbreitungsgebiet oder die «Heimat» des Franko-Italienischen 13 der Raum Verona - Treviso - Padova - Ferrara - Venedig; die Sprache der Sermoni liegt aber deutlich außerhalb dieses Raumes. Zudem: Die Basis des Franko-Italienischen sind das Französische und eine lombardisch-venezianische superkomunale Koiné, angereichert mit vereinzelten okzitanischen, frankoprovenzalischen, toskanischen, lateinischen usw. Elementen; die Basis der Sprache der Sermoni dagegen sind das Galloromanische (Französisch, Frankoprovenzalisch, Okzitanisch) und das Piemontesische, ebenfalls angereichert mit vereinzelten Wanderelementen anderer Herkunft. Dies scheint mir eine eindeutige terminologische Differenzierung unverzichtbar zu ma- 258 Besprechungen - Comptes rendus 12 G. Gasca Queirazza, «Un’ipotesi sulla localizzazione dei Sermoni subalpini», Studi Piemontesi 25 (1996): 105-10. 13 Dabei gilt es erneut zu unterstreichen, dass die Bezeichnung Franko-Italienisch viel zu unspezifisch ist; am angemessensten wäre wohl Franko-Padanisch - unter dem Vorbehalt allerdings, dass diese Bezeichnung die sporadische Präsenz von toskanischen und anderen italienischen Wanderelementen noch nicht ausschließt. chen 14 . Unbestreitbar ist dagegen, dass wir es sowohl beim Franko-Italienischen wie bei der Sprache der Sermoni typologisch mit einem ähnlichen bzw. vergleichbaren Phänomen zu tun haben - eben mit einer artifiziellen Mischsprache literarischer Ausprägung, die jeweils aus zwei zentralen und einigen weiteren marginalen Quellen schöpft. Tressel ist hier das Opfer ihrer Fixierung auf die Arbeiten von Wolf und Holtus geworden. Dabei hat sie die richtige Lösung durchaus gesehen, wenn sie p. 613 als neue Bezeichnung der zur Diskussion stehenden Texte den Titel Sermoni franco-piemontesi vorschlägt. Die Sprache kann dann als franco-piemontese bezeichnet werden 15 . Peter Wunderli ★ Marcello Barbato, Il libro VIII del Plinio napoletano di Giovanni Brancati, Napoli (Liguori) 2001, 584 p. Il lavoro che qui si presenta è la riedizione commentata di un libro della traduzione pliniana portata a termine dall’umanista napoletano Giovanni Brancati intorno al 1480. Questo volgarizzamento è del massimo interesse nella storia dell’italiano, dato che si contrappone frontalmente alla traduzione fiorentina di Cristoforo Landino 1 nella denuncia a tinte forti della progressiva diffusione del toscano nella Napoli del tempo. Negli anni Sessanta del Novecento l’intera parte del volgarizzamento giunta fino a noi (o forse l’unica parte di traduzione effettivamente portata a termine da Brancati), costituita dai libri I-XI, è stata pubblicata da Salvatore Gentile. L’operazione culturale propugnata dall’umanista napoletano (ma nativo di Policastro) non è così strettamente localistica come potrebbe sembrare a prima vista. L’ideale di una lingua che fosse «non pur napolitano ma misto» (G. Brancati) va vista secondo una prospettiva aperta: «per napolitano Brancati intende probabilmente la variante bassa, quella impiegata poco prima da Loise o più tardi dal Ferraiolo . . . L’opzione di Brancati è per una lingua mista che respinga i tratti più diatopicamente e diastraticamente marcati» (25). Siamo quindi in presenza di un testo molto diverso (certo più greve e meno vivace, se lo consideriamo dal punto di vista narrativo) dai Ricordi di Loise de Rosa pubblicati e spogliati recentemente da Vittorio Formentin (1998), ma non meno interessante, non solo perché il volgarizzamento pliniano costituisce una miniera lessicale di prim’ordine, ma anche perché i dati forniti ci consentono una valutazione accurata di questo testo come informatore stilistico e sociolinguistico del momento storico-politico. Lo studio di Marcello Barbato si articola in (1) una parte introduttiva, tesa a presentare la traduzione brancatiana e alcune delle questioni legate alla tecnica della traduzione; (2) la riedizione del testo, in cui sono corretti i pochi errori (di solito, solo refusi) della precedente edizione gentiliana; (3) lo spoglio linguistico (articolato nelle tradizionali sezioni: fonetica, morfologia, sintassi); (4) il glossario integrale (esteso su ben 235 pagine); (5) le conclusioni. Trascurando questioni strettamente filologiche, va detto che la parte dello spoglio linguistico è eccellente. Barbato segnala alcuni tratti linguistici che allontanano la lingua del Brancati dal napoletano: frequente l’apocope estesa anche al contesto prepausale (166); il dittongo metafonetico è un tratto «stigmatizzato», non si danno casi di dittongamento 259 Besprechungen - Comptes rendus 14 Entsprechendes gilt auch für die Sprache von Philippe de Novare (die Nr. 23, 54, 64 bei Holtus 1998), die von Brunetto Latini (Nr. 50) sowie einige weitere Werke. 15 Dabei ist piemontese nicht dialektal, sondern regional zu verstehen und schließt auch die in diesem Raum existierenden nicht-italienischen Varietäten mit ein. 1 Ai rapporti tra la traduzione di Landino e quella di Brancati sono dedicate le p. 10s.