Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2005
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Kristol De StefaniFrédéric Godefroy, Dictionnaire de l’ancienne langue française et de tous ses dialectes du IXe au XVe siècle (1880-1902), Edition électronique publiée par Claude Blum, présentée par Jean Dufournet, Paris (Champion Électronique) 2002, 1 CD-ROM und ein Benutzerhandbuch 48 p.
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2005
Thomas Städtler
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Il doppio fascicolo si chiude con i corrigenda ai vol. 24 e 25 (1311-80). Se i sempre scarsi finanziamenti per queste imprese lo consentissero, una refonte della B che la mettesse al passo con i risultati della ricerca etimologica attuale sarebbe tra i desiderata più fondati della linguistica francese e romanza. Michela Russo ★ Frédéric Godefroy, Dictionnaire de l’ancienne langue française et de tous ses dialectes du IX e au XV e siècle (1880-1902), Edition électronique publiée par Claude Blum, présentée par Jean Dufournet, Paris (Champion Électronique) 2002, 1 CD-ROM und ein Benutzerhandbuch 48 p. Systemvoraussetzungen (Angaben des Herstellers): 486er oder Pentium Prozessor, 8 MB Arbeitsspeicher (empfohlen 16), CD-ROM-Laufwerk mit vierfacher Geschwindigkeit, Bildschirmauflösung 640 480 Pixel (empfohlen 800 600) bei 256 Farben, Windows NT, 95, 98, oder 2000. Preis für eine Einzelplatzlizenz 2700 € , für eine Mehrplatzlizenz mit fünf Zugängen 3375 € . Ob dieser stattlichen Preise übt sich Champion Electronique bei der Vergabe von Besprechungsexemplaren in vornehmer Zurückhaltung und bescheidet Rezensenten mit einer Demonstrations-CD-ROM mit dem Buchstaben D des Wörterbuchs sowie einer zeitlich befristeten kostenlosen Nutzung über das Internet. Ich halte demnach auch nicht das Benutzerhandbuch in Händen, das den Weg durch die verschiedenen Suchmöglichkeiten weisen könnte.Von der Startseite aus gelangt man zu der Présentation, die immerhin aus drei Sätzen und vier Fußnoten besteht, zu der Table des matières, in der man erfährt, welche Buchstaben und welche Errata in welchem Band der gedruckten Fassung zu finden sind, und schließlich zu der eigentlichen Recherche. Die Suchmaschine, die sich dahinter verbirgt, ist für die normale Volltextsuche ebenso einfach wie effektiv zu bedienen. Mit Eingabe des gewünschten Wortes erhält man dessen gesamtes Vorkommen in sämtlichen Artikeln des Wörterbuches, wahlweise mit oder ohne Complément. Nachteilig ist dabei, dass die einzelnen Artikel nicht mit den Errata verknüpft sind und auch kein Verweis auf diese gegeben wird. So findet man unter aafinance zwar den anstelle einer Definition gegebenen Hinweis «mot très-douteux qui se trouve avec le sens d’outrage dans un vers faux», man muß jedoch noch einmal unter der Rubrik Post-textes nachsuchen, um zu erfahren, dass das Wort aasmance zu lesen und der Eintrag zu streichen ist. Hier wäre eine Verknüpfung dem Benutzer sehr entgegengekommen. Es wäre natürlich sehr schön gewesen, hätte man im Rahmen dieser elektronischen Version etwas über die oftmals kryptischen Quellenangaben des Wörterbuches erfahren. Nicht jeder Gdf-Benutzer weiß, dass sich hinter dem lateinischen Titel «De Monacho in flumine periclitato» CoincyI42 1 verbirgt. Nun erfährt man über die Volltextsuche, dass Gdf aus diesem Stück 46 Belege zitiert, bei der Autorensuche unter Gautier de Coincy, den Gdf laut dieser Liste 2315 mal zitiert 2 , fehlen sie naturgemäß, da die Informationen rein mechanisch erschlossen sind. Von den 65 Belegen aus «Ste. Leocade» (= CoincyI11) sind nur die 35 ihrem Autor zugeordnet, bei denen in der Quellenangabe dessen Name auftaucht. Geht man nicht von der Autorenliste aus, sondern direkt über die Suchmaschine, so erhält man 322 Besprechungen - Comptes rendus 1 Die hier verwendeten Sigel sind die des DEAF, die elektronische Bibliographie ist auf dem jeweils neuesten Stand gratis einzusehen unter www.deaf-page.de. 2 Tatsächlich enthält das Wörterbuch über 2800 Coincy-Belege, cf. T. Matsumura, ActesMfr 10 , p. 129. unter «Coincy» lediglich sechs Belege präsentiert, der Suchbegriff «Gautier de Coincy» erweist sich sogar als komplette Fehlanzeige, und nur über die Graphie «Coinci» erhält man die volle Trefferzahl. Es empfiehlt sich also, zunächst von der Autorenliste auszugehen. Diese ist nun mit nur 739 Autoren allerdings äußerst unvollständig. Dass, wie gesehen, Werktitel nicht ihren Autoren zugeordnet sind, ist das eine, dass viele Autoren erst gar nicht in die Liste aufgenommen sind, das andere. Wiederum ein Beispiel nur: Die Liste kennt sieben Gautiers (d’Arras, d’Epinal, de Belleperche, de Coinci, de Dargis, de Metz, Le Long [= Le Leu]), das Wörterbuch zitiert jedoch mindestens acht weitere: maistre Gautier, Autor der Somme, Gautier d’Argies (= de Dargis), Gautier d’Aupas, Gautier (= Walter) de Biblesworth (sub subiloun), Gautier le Breton und Gautier Map, sowie als modernere Autoren René Gautier und Théophile Gautier. Unter den Principes d’édition, die über ein kleines Fenster auf der Startseite anzuklicken sind, wird man über den «travail scientifique et technique important» unterrichtet, der unternommen wurde, um die Autoren zu identifizieren. Beispiel: «F. Godefroy désigne par la même abréviation ‹GAUT.› Gautier d’Arras et Gautier de Dargis. Résoudre ce problème a demandé des milliers de balisages différentiels consistant à rattacher, à chacune de ses apparitions, telle abréviation à l’un ou à l’autre des noms auquel elle renvoie.» Wenn hier tatsächlich Arbeit in irgendwelche Verknüpfungen investiert wurde, war sie auf jeden Fall nicht von Erfolg gekrönt. «Gautier d’Arras» wird lediglich 29 mal als Autor identifiziert, «Gaut.» 536 mal, wobei sich von den ersten 100 Belegen aus der Liste allein 69 auf Gautier d’Arras beziehen. «Marie de France» wird neunmal als Autorin ausgewiesen, die schlichte «Marie» 1155 mal, wobei mit Sicherheit über 90 Prozent dieser Belege gleichfalls Marie de France zuzuordnen sind. Man mag dem Rezensenten nachsehen, dass ihm über diesen Ergebnissen die Motivation weiterzuzählen abhanden gekommen ist. Beim Durchblättern der Autorenliste lernt man Überraschendes kennen. So taucht da «Grégoire I er le Grand» als Autor auf, viele Vertreter des 19. Jahrhunderts sind zu finden, aber der eigenartigste der Autoren ist ein gewisser «Av.», der der Zeitangabe «av. 1235» entsprungen ist. Hier kommt mir das Urteil eines prominenten germanistischen Kollegen in den Sinn, der in einer vergleichbaren Rezension meinte: «Ich will einmal sagen, was das ist: eine Verarschung des Benutzers und auf keinen Fall in irgendeinem Sinne praktisch» 3 . Bekanntermaßen führte ein fehlendes kohärentes Verweissystem im Gdf dazu, dass ein und derselbe Text im Wörterbuch unterschiedlich bezeichnet wurde, wenn auch teilweise nur mit kleinen Abweichungen. Was das für die elektronische Version bedeutet, sei wiederum an nur einem Beispiel ausgeführt. Interessehalber möchte ich alle Belege versammelt haben, die Gdf aus der Image du monde zitiert. Die Eingabe lediglich von «Image du monde» liefert 90 Belege. Nun bin ich als Benutzer gefordert, der Vollständigkeit der Belege durch alle möglichen Varianten in kombinierter Suche näher zu kommen. Die von mir verwendeten Suchbegriffe mit der jeweiligen Gesamtzahl der Belege: «Im. du monde» (133), «Ymage du monde» (193), «Ym. du monde» (289), «Creation du monde» (296), «Creat. du monde» (299), «Mappemonde» (306), «Gaut. de Mes» (316), «Gauth. de Mes» (318), «Gautier de Mes» (323). Von diesen Belegen sind die neun zu streichen, bei denen der Suchbegriff nicht als Titel, sondern in einem zitierten Kontext vorkommt. Neun Suchvorgänge für einen Arbeitsschritt - da kann von durchdachter Verknüpfung auf jeden Fall nicht die Rede sein. Die Belege, die man nun schließlich erhalten hat, bieten verständlicherweise die gleichen Fehler, die das gedruckte Wörterbuch schon enthielt (H Montp. 347 l. H Montp. 437 unter adoucier und recort 2, der Artikel avier 2 ist zu streichen: l’avier l. 323 Besprechungen - Comptes rendus 3 H.-E. Wiegand, «Neuartige Mogelpackungen: Gute Printwörterbücher und dazu miserable CD-ROM-Versionen. Diskutiert am Beispiel des ‹Lexikons der Infektionskrankheiten des Menschen›», in: Lexikographica 14 (1998): 239-53, Zitat p. 251. la mer [= ImMondOct 1 C 0 3777], Rom. 22 l. Rom. 21 unter avancier). Daneben finden sich aber auch neue Fehler: unter aquaire 1 liest man jetzt Montp. H 137 statt richtig 437; unter maleurté stand in Gdf 5,118a ein Beleg mit dem Verweis «Id., ib., Richel. 1553, f°163v°» [= ImMondeOct 1 C 0 91] unter einem Beleg aus dem Rosenroman (er hätte vier Zitate weiter oben stehen müssen). Daraus wurde nun «Gauthier de Mes, Rose, Richel. 1553». Am meisten wundert man sich natürlich, den Beleg für stature aus GdfC 10,713b nicht zu finden. Sucht man unter dem Wort, so erklärt sich das Fehlen dadurch, dass statt des Titels «Creat. du monde» der Druckfassung nun ein vertipptes «Cret. du monde» zu lesen ist, welches von der Suchmaschine verständlicherweise nicht gefunden werden konnte. Weitere Fehler - und die Liste ließe sich beträchtlich verlängern: unter boutement ist aus dem boutemens der Hs. Montpellier ein boulemens geworden; aus dem «Rom. de Ham» in Gdf 2,602a unter desjoer wurde ein «Rom. de Hom»; usw. Fazit: Mit dem elektronischen Gdf besitzen wir eine nette Spielwiese, deren Benutzung je nach gewünschtem Ziel nicht ganz unproblematisch ist. Ersetzt ist die gedruckte Version dadurch in keiner Weise, da man sie zur Sicherheit immer mitbenutzen muß, um nicht neuen Fehlern aufzusitzen. Wer sich vorstellen kann, Interesse an der Spielwiese zu entwickeln, dem sei empfohlen, vor dem Kauf der CD-ROM für 156 bzw. 169 € erst einmal ein Jahresabonnement für die Internet-Version zu erstehen. Wer jedoch kein eigenes Exemplar des Gdf zu Hause hat und damit zufrieden ist, ihn einfach am Bildschirm benutzen zu können, der sei an die Internet-Adresse www.gallica.bnf.fr verwiesen, wo man das gesamte Wörterbuch kostenlos als Image-Datei zur Verfügung hat. Thomas Städtler ★ Frédéric Godefroy. Actes du X e Colloque international sur le moyen français, organisé à Metz du 12 au 14 juin 2002 par le Centre «Michel Baude, littérature et spiritualité» et par l’ATILF (UMR 7118). Textes réunis et présentés par Frédéric Duval, Paris (École des Chartes) 2003, 455 p. Eine Tagung 105 Jahre nach dem Tod von Frédéric Godefroy und exakt 100 Jahre nach der Fertigstellung seines Wörterbuches gerät schnell in den Verdacht, allein der Kommemoration zu dienen. Genau das war aber nicht intendiert. F. Duval, der Herausgeber der Akten, lässt hieran keinen Zweifel: «Le sujet du colloque ne doit pas tromper. Ce centenaire n’avait pas pour objectif de rendre justice à Godefroy et d’honorer sa mémoire d’un regard nostalgique vers le passé. Il n’aura servi à rien s’il ne permet pas de considérer d’un œil neuf ce dictionnaire et s’il ne modifie pas nos réflexes à son égard» (17). Er geht sogar noch einen Schritt weiter: «Consacrer un colloque à un dictionnaire âgé d’un siècle, ce n’est pas regarder derrière nous, mais préparer l’avenir . . . » (11). Das Hauptinteresse der Veranstaltung lag also in der Absicht begründet, mit dem Blick auf das Wörterbuch von Godefroy die Weichen zu stellen für die Zukunft der französischen Lexikographie. Dies zu äußern, und dazu noch in einer Publikation der einflussreichen École des Chartes, beeindruckt in Zeiten, in denen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft modernistisch nur noch in kurzen Zeitintervallen denken. Dass man aber auch im 21. Jahrhundert etwas von einem Wörterbuch des 19. Jahrhunderts lernen kann, belegen die 21 im Tagungsband versammelten Aufsätze. Sie wurden auf die drei Sektionen L’homme et l’érudit (25-74), Le Dictionnaire, méthodes et sources (77- 294) und Postérités du Dictionnaire (297-408) verteilt. Sehen wir uns kurz die einzelnen Beiträge an: F. Duval zeigt in seinem «Parcours bio-bibliographique» (25-42), wie viele Facetten das Werk Godefroys aufweist. Godefroys Name steht nicht nur für das Wörterbuch, sondern 324 Besprechungen - Comptes rendus