eJournals Vox Romanica 65/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2006
651 Kristol De Stefani

Wolfgang Eichenhofer, Die Stellung der Nomen-Nomen-Komposita in Rumantsch Grischun zwischen Deutsch und Italienisch, Tübingen/Basel (Francke) 2005, 176 p.

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2006
Florentin P.  Lutz
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tion du travail de jeunes stagiaires dans un centre de formation. L’objet de son article est d’examiner des discours qui portent sur des «situations à venir» d’une part et sur les négociations engagées au cours de ces réunions d’autre part. Outre le langage clair de la contribution - malgré le fait qu’il s’agit d’une traduction - et le bon équilibre entre théorie et application, ce travail est particulièrement porteur parce qu’il prend en compte l’identité et les appartenances multiples de l’individu, ainsi que les systèmes de représentations pluriels en jeu dans les interactions, professionnelles ou non. Jean-Paul Bronckart et Anna Rachel Machado proposent une analyse comparative de documents éducatifs brésiliens et genevois. Ils montrent comment l’étude des situations d’actions et des propriétés discursives de certaines composantes de leur corpus permet de mettre en évidence des modalités différentes de saisie de l’agir. L’article d’Itziar Plazaola Giger et de Janette Friedrich porte sur des entretiens semi-directifs conduits entre des chercheurs et des enseignants-formateurs après une leçon filmée. Elles s’intéressent à la manière dont les agents mettent les actions en mot dans leurs discours et, plus particulièrement, aux commentaires qui rompent la linéarisation de ces rétrospectives sur l’agir. En guise de conclusion, soulignons que l’ouvrage tient ce que promet son titre. Il offre effectivement une panoplie intéressante de concepts, méthodes et applications. Néanmoins, cette offre a aussi son prix: une fatigue de lecture qui résulte non pas du contenu des articles, mais de la typographie de l’ouvrage imprimé en caractères trop petits que les efforts illustratifs - graphiques, tableaux, photos - de certains auteurs n’arrivent pas à désamorcer. Pia Stalder ★ Wolfgang Eichenhofer, Die Stellung der Nomen-Nomen-Komposita in Rumantsch Grischun zwischen Deutsch und Italienisch, Tübingen/ Basel (Francke) 2005, 176 p. In seiner Tätigkeit als Redaktor der Neuauflage des Pledari sutsilvan - tudestg, Wörterbuch deutsch - sutsilvan (Chur 2002), sah sich Eichenhofer u. a. mit der Schwierigkeit konfrontiert, für Nominalkomposita des Deutschen sutselvische Entsprechungen finden zu müssen. Es gab keine Untersuchungen in diesem Bereich, auf die er z. B. hinsichtlich Gebrauch der Junktoren oder adjektivischer Attribute hätte zurückgreifen können. Hingegen stiess er bei der Konsultation anderer Rätoromanisch-Wörterbücher auf nicht wenige Äquivalente, die sich beim Zurückübersetzen ins Deutsche als «kaum akzeptabel» erwiesen (7). Eichenhofer zitiert dazu als Beispiel einen Beleg aus dem Deutsch-Surselvischen Wörterbuch von 1981 1 : Lackschuh calzer da lac, der, übersetze man ihn zurück ins Deutsche: ‘Schuh von/ aus Lack’ laute, was angesichts der Tatsache, dass ‘Lackschuh’ einen ‘Schuh aus Lackleder’ bezeichne, im Rätoromanischen «falsch wiedergegeben» worden sei (7) 2 . Diese «kaum akzeptable» Bildung finde sich als chalzer da lac auch in den Materialien des Rumantsch Grischun (= rg = vereinheitlichte bündnerromanische Schreibnorm). Und diese Datenbank rg 1998 3 übe die Funktion einer Vorlage für die Wörterbücher der rätoromanischen Idiome (regionale Schreibnormen) aus (9), so dass eine aus einer Schreibnorm ins rg übernommene «unakzeptable» Bildung auf alle Schreibnormen übertragen werde. 165 Besprechungen - Comptes rendus 1 Ramun Vieli/ Alexi Decurtins, Vocabulari romontsch, Deutsch - Sursilvan, Cuera 1981. 2 An sich ist auch denkbar, dass calzer da lac eine Verkürzung aus calzer da curom da lac ist. 3 Pledari Grond - digitalisierte Version, Red. div., Cuira 1998. Vor diesem Hintergrund hat sich Eichenhofer in seinem neuen Buch das Ziel gesetzt, die Möglichkeiten für eine adäquate Wiedergabe deutscher n-n-Komposita, über die das Rätoromanische Graubündens zweifellos verfüge, aufzuzeigen. Der Verfasser weist dann auch begründet nach, wie inkonsequent oft in diesem Bereich vorgegangen wird und bietet in einer Reihe von Fällen einleuchtende Lösungen. So fragt er sich m. E. zu Recht - um hier ein Beispiel anzuführen - warum nicht columba CUN puppen anstatt columba DAL puppen für ‘Kropftaube’ gewählt wurde, da ja z. B. schon columba CUN anè für ‘Ringtaube’ und andere analoge Fälle mit cun vorlagen (140). Eichenhofer behandelt rg-Wiedergaben deutscher n-n-Komposita, und zwar die 4350 analysierten rg-Belege aus der rg-Datenbank von 1998. Die italienischen Entsprechungen dieser Belege entnahm der Verfasser Macchi 1984 4 . Die Frage bezüglich konsequenten bzw. inkonsequenten Gebrauch der Junktoren in den rg-Belegen wird mit dem Vergleich der italienischen Entsprechungen beantwortet. So heisst es z. B.: «Für das It. ist der Junktorengebrauch - die Präposition a - bei (a betreibb, wie z. B.: ‘Handweberei’ tessitura a mano) einheitlich . . . Rg dagegen weist strategieloses Durcheinander der Junktoren a, da und cun auf » (76). Um den Vergleich: «deutsches n-n-Kompositum - rg-Wiedergabe - italienische Entsprechung» zu ermöglichen, werden die deutschen Komposita nach dem Modell der Fillmore’schen Kasusgrammatik 5 klassifiziert, wobei im wesentlichen Kürschners Interpretation (1974) dieser Theorie gefolgt wird 6 . Der Verfasser referiert unter dem Titel Definition des Kompositums breit, jedoch verständlich, einige wesentliche Exponenten, die verschiedene Grammatikmodelle an der n-n- Komposition erprobten. Er unterscheidet eine grosse Gruppe von «Determinativkomposita ohne deverbative Konstituenten» von einer zweiten Gruppe von «Determinativkomposita mit deverbativen Konstituenten» (43), was auch bei Kürschner so angesetzt ist - wobei die erste Gruppe von ihm gemäss Kürschner in 29, die zweite grosse Gruppe in 13 Untergruppen unterteilt wird. Die dritte Gruppe bilden dann nach ihm die «Kumulativkomposita», für die er allerdings nur gerade zwei Belege aufführt (137). Eine Klassifizierung nach der generativen Transformationsgrammatik wie z. B. der Kasusgrammatik Fillmores und der teilweise auch noch lexikalistisch geprägten Arbeit Kürschners bringt es mit sich, dass eine Gruppe von rg-n-n-Verbindungen, die bezüglich ihrer Bildungssemantik an sich sehr eng miteinander verwoben sind, auf Grund der angewandten «Transformationen» verschiedenen Gruppen zugeordnet sind: Die Verbindungen puscha-pign ‘Fichtenzapfen’ und flur-tigl ‘Lindenblüte’ werden unter: «inst/ obj, b sei mittels a» zusammen mit retscha d’autos ‘Autoschlange’, frida cun il sabel ‘Säbelhieb’ usw. aufgeführt (6.1.13, p. 72), während cua-vulp ‘Fuchsschwanz’, chalun-nursa ‘Hammelkeule’, vestgì da nozzas ‘Brautkleid’ u. a. unter: «poss/ obj: a besitzb» stehen (6.1.9.1, p. 62). Hingegen steht chaschiel-chaura ‘Geisskäse’ unter: «agproduzier/ obj: a produzier b» (6.1.4.1, p. 48). Dabei könnten doch puscha-pign, cua-vulp, chalun-nursa und chaschiel-chaura durch die gleiche Paraphrase «b ist Quelle/ Ursprung von a» in der gleichen Gruppe aufgelistet sein. Sicherlich kann frida cun il sabel mit «b sei mittels a» (72) paraphrasiert werden. Für flurtigl scheint mir diese Paraphrase hingegen nicht passend zu sein, ebenso wenig für retscha d’autos. Schliesslich werden Fälle der nahezu gleichen Bildungssemantik wie chalun-nursa, 166 Besprechungen - Comptes rendus 4 V. Macchi (dir.), Dizionario delle lingue italiana e tedesca, Parte seconda: tedesco - italiano, Firenze 1984. 5 Charles J. Fillmore, «Plädoyer für Kasus», in: Kasustheorie. Mit Beiträgen von C. J. Fillmore/ J. J. Robinson/ J. Anderson (ed.) und mit einem Nachwort versehen von W. Abraham, Frankfurt/ M. 1971: 1-118. 6 Wilfried Kürschner, Zur syntaktischen Beschreibung deutscher Nominalkomposita auf der Grundlage generativer Transformationsgrammatiken, Tübingen 1974 (Linguistische Arbeiten 18). nämlich brassà-vadè ‘Kalbsbraten’, paun-seghel ‘Roggenbrot’ u. a. zusammen mit televisiun da colur ‘Farbfernsehen’, pulvra da latg ‘Milchpulver’ usw. aufgeführt (6.1.26.2, p. 100). In verschiedenen Gruppen aufgeführt sind auch Belege wie: chau-tren ‘Zugführer’ (obj/ agv, 6.1.21, p. 87), chor-baselgia ‘Kirchen(gesangs)chor’ (loc-d/ obj, 6.1.23, p. 90) und cussegl-baselgia ‘Kirchenrat’ (them/ ag, 6.1.28, p. 104), obwohl eine Paraphrase wie z. B. «b ist Tätigkeitsbereich von a» Belege dieser Art vereinen könnte, eine Paraphrase, die einerseits zumindest den Gebrauch des Junktors in den italienischen Entsprechungen coda DI volpe, cosciotto DI montone, formaggio DI capra erklären würde und andererseits Hinweise für das Fehlen des Junktors in den rg-Belegen böte. Da die Wiedergaben deutscher n-n-Komposita die rg-Norm darstellen, stehen in diesem Vergleich zwei Sprachsysteme, die sich nach und nach entwickelt haben, einer bewusst konstruierten Schreibnorm aus mindestens zwei Sprachsystemen (Ladinisch und Rheinischromanisch) gegenüber. So kommt das, was Eichenhofer zu Recht «ein strategieloses Durcheinander der Junktoren a, da und cun» nennt, einem nicht unerwartet entgegen. Dennoch: Eichenhofers Buch bietet Ergebnisse an, insbesondere, was die Möglichkeiten adjektivischer Attribution in nominalen Verbindungen betrifft. Es gibt vor allem den Lexikologen, und rg-Neologisten wertvolle Hinweise, wie das Potential des Bündnerromanischen im Bereich der n-n-Verbindungen besser ausgeschöpft werden kann und führt in seiner sechsseitigen substantiellen Zusammenfassung der Ergebnisse u. a. eindrücklich vor Augen, dass ein dt. Kompositum a/ b leider sehr oft nach der stereotypen Methode: «b-Konstituente + Junktor da + Übersetzung der dt. a-Konstituente» ins rg übersetzt wird. Den Abschluss der Arbeit bildet ein Register von etwas mehr als 920 behandelten n-n-Komposita und ihrer Entsprechungen in rg und Italienisch. Florentin P. Lutz ★ Joachim Schulze, Amicitia vocalis. Sechs Kapitel zur frühen italienischen Lyrik mit Seitenblicken auf die Malerei, Tübingen (Niemeyer) 2004, 264 p. (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 327) In minutiöser, gleichzeitig aber äusserst abwechslungsreicher Text- und Kontextbetrachtung geht der Verfasser vorliegender Studie Joachim Schulze (fortan J. S.), erneut daran, sein bisher offensichtlich bevorzugtes Forschungsgebiet (cf. die Titel der Bibliographie) umfassend zu bearbeiten. Dabei bedient er sich zur spracharchäologischen Freilegung der heutigen Lesern zumeist verborgenen Sinnschichten in der altitalienischen, insbesondere der sizilianischen Lyrik aller Erfolg versprechenden «Hilfswissenschaften» wie historischer, politischer, soziologischer, bildungs- und kirchengeschichtlicher, mentalitäts- und kunstgeschichtlicher Überlegungen, um ein möglichst umfassendes, aber ebenso konkretes wie getreues Bild vom «Sitz im Leben» dieser Art Lyrik zu vermitteln. So wimmelt es denn in dem nun vorzustellenden Buch von interpretativen Trouvaillen, die bei der passenden Gelegenheit jeweils erhellend in ein grosses Ganzes eingefügt werden. Nur auf einige wichtige Punkte und Zusammenhänge soll hier kurz hingewiesen werden. Das Hauptinteresse der Untersuchungen von J. S. konzentriert sich auf die Bedeutung volkssprachlicher Lyrik am Hofe Friedrichs II., zu dessen Repräsentation sie nicht nur bei Festlichkeiten zweifellos gehörte. Aber in welcher Form und Funktion? Als blosse Spielerei, Selbstthematisierung des Dichters, zur Selbstlegitimierung einer Gruppe, zur höfischen Repräsentation? Ist sie ein «autopoietisches Kunstsystem» zum Frauenlob? Einer Beantwortung solcher Fragen geht eine lange Diskussion mit der bisherigen Forschung voraus, die dem oftmals behaupteten divorzio tra poesia e musica gerade auch mit dem Seitenblick 167 Besprechungen - Comptes rendus