eJournals Vox Romanica 66/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2007
661 Kristol De Stefani

Franca Taddei Gheiler, La lingua degli anziani. Stereotipi sociali e competenze linguistiche in un gruppo di anziani ticinesi, Locarno (Osservatorio linguistico della Svizzera italiana) 2005, 547 p. (Il Canocchiale 8)

121
2007
Annette  Gerstenberg
vox6610278
einer neueren Erscheinung, der italianità «di moda» in deutschsprachigen Ländern, insbesondere in der deutschsprachigen Schweiz. Italienischer life style wird als kulturelles cross over-Phänomen aus sprachwissenschaftlicher Perspektive vorgeführt und historisch perspektiviert. Die sprachlichen Untersuchungen im engeren Sinn betreffen Interferenzen sowie hybride Bildungen im Bereich der Wortbildung wie etwa röschtizza ( röschti + pizza) oder brilleria ( Brille + -eria). Bildungsmuster werden herausgelöst und systematisiert. Diese erwiesen sich seit den 1990er Jahren als Ausdruck eines spezifischen life style mit durchweg positiver Konnotation, der im Rahmen pluriidentitärer Zuschreibungsmöglichkeiten verortet wird. Christoph Schwarze schließlich beschäftigt sich mit grammatischer und lexikalischer Italianität und will zeigen, dass mit dem Rahmenthema italianità nicht nur Kulturwissenschaftler und Historiker involviert sind, sondern auch der Grammatiker, wenn auch in eher indirekter Weise. Anders als in den 1930er Jahren, als etwa Walther von Wartburg die These propagierte, Sprache sei der wahrnehmbar gewordene Geist eines Volkes, geht Verf. in einem historischen Streifzug der Frage nach, was denn eigentlich italienisch am Italienischen sei. Zu diesem Zweck nimmt er eine Sichtung derjenigen Forschungsinstrumente und -richtungen vor, die hier eventuell Aufschluss geben könnten: Grammatiken, selektive Strukturanalysen sowie vergleichende und typologische Charakterisierungen (Lausberg, Körner, Geckeler). Desgleichen wird eingegangen auf Charakterisierungen des Italienischen anhand idealisierter Prozesse des Sprachwandels, insbesondere auf den Umbau der Lexikalisierungsmuster bei Verben der Fortbewegung, auf die partielle Ablösung der starken Perfektstämme, auf den Funktionswandel des Verbsuffixes -sksowie auf die Auxiliarreduktion. Allerdings produzierten diese Analysen kein sonderlich übersichtliches Bild für die Fragestellung und Verf. kommt zu dem Schluss, zwar einige individuelle Züge des Italienischen angesprochen zu haben, doch das Ganze bleibe gegenwärtig ohne Gewähr. Damit thematisiert Schwarze das grundsätzliche Problem, die Rolle des Sprachwissenschaftlers und Grammatikers im engeren Sinne innerhalb eines kulturwissenschaftlichen Paradigmas zu verorten. Sprachwissenschaft als Wissenschaft von der Sprache im Sinne einer sprachimmanenten Sprachwissenschaft scheint in diesem Rahmen obsolet. Sie muss hier ihren Charakter als eigenständige Wissenschaft und ihren Gegenstand verlieren in der Verlagerung ihrer Bemühungen auf das sprachextern konditionierende Paradigma. Es ist dies eine Konsequenz, möchte man hinzufügen, die die Literaturwissenschaft in gleichem Maße tangiert. Die Sektionsbeiträge sind sorgfältig redigiert, wenn auch einige Umbruchfehler stehen bleiben; ärgerlich ist ein «Tippfehler» in Inhaltsverzeichnis und Titel des Beitrags von Grassi. Die Aufsätze - und hier beziehe ich auch die nicht behandelten Titel der literaturwissenschaftlichen Sektion ein - vermitteln ein vielfältiges Bild des Umgangs mit dem Konzept der italianità als Schlüsselkonzept eines inter- und transdisziplinär basierten kulturwissenschaftlichen Zugriffs auf einen manifesten Nationalmythos mit seinen Implikationen für Identität(en) und Alterität(en). Edeltraud Werner ★ Franca Taddei Gheiler, La lingua degli anziani. Stereotipi sociali e competenze linguistiche in un gruppo di anziani ticinesi, Locarno (Osservatorio linguistico della Svizzera italiana) 2005, 547 p. (Il Canocchiale 8) Diese Arbeit darf für sich in Anspruch nehmen, die erste gerontolinguistische Monographie zum Italienischen darzustellen. Die Vf. erschließt dieses junge Arbeitsgebiet auf Basis einer empirischen Untersuchung, welche neben dem Italienischen auch den Tessiner Dialekt 278 Besprechungen - Comptes rendus berücksichtigt. Neben 78 älteren werden auch 18 jüngere Personen in die Studie einbezogen. Diese Gewährspersonen nahmen im Verlauf der Treffen (50-120 Minuten) an einer Serie von elf Tests teil. Die Entwicklung der Tests schließt in unterschiedlichen Teilbereichen an jüngere gerontolinguistische Studien an. Diese zeigen, dass die Forschung zur Alterssprache quer zu den Disziplinen der Linguistik, Kommunikationswissenschaft, Psycholinguistik und anwendungsorientierter Fächer (Pflegewissenschaft) verläuft. Mit ihrer Arbeit trägt die Vf. also auch zur sprachwissenschaftlichen Konturierung einer romanistischen Gerontolinguistik bei. In ihrer Introduzione (23-32) gibt die Vf. einen konzentrierten Überblick zum Forschungsstand. Anschließend werden die Zielsetzungen der Einzelanalysen vorgestellt, es folgt ein Kapitel zur Zusammensetzung des Korpus. Die Befragten gehören drei Gruppen an: Anziani dipendenti (AD), wohnhaft in Altenheimen, 26 Frauen und 12 Männer (dieses Geschlechterverhältnis ist zwar nicht ausgewogen, bildet aber die Situation in den Einrichtungen ab) im Alter von 69-98 Jahren; Anziani indipendenti (AI), 20 Frauen und 20 Männer im Alter von 69-86 Jahren; Giovani (G), 11 Frauen und 7 Männer imAlter von 23-37 Jahren.Weiterhin wird nach der Schulbildung (Schulart und Zahl der absolvierten Schuljahre) und dem Beruf unterschieden, nach der Zahl der Schuljahre richtet sich die Einteilung in vier soziokulturelle Niveaus. Schließlich werden die detailliert erhobenen Informationen zur Sprachverwendung, bes. des Italienischen und des Dialekts dargestellt: Muttersprache; verwendete Sprache im Gespräch mit den Kindern und mit Freunden; weitere Sprachkenntnisse. Drei Analysekapitel befassen sich mit den im Untertitel als stereotipi sociali bezeichneten Einschätzungen der Angehörigen der drei Gruppen (AD, AI, G) in sozialen, kognitiven und auf das Sprachverhalten bezogenen Kategorien; dabei wird mittels eines Fragebogens jeweils nach der Beurteilung der eigenen und der entgegengesetzten Altersgruppe gefragt. In einigen Bereichen tritt ein Unterschied zwischen AD und AI hervor: «secondo G e AI sono gli Anziani ad essere più loquaci, mentre per gli AD sono i Giovani ad essere più loquaci» (62). In anderen Bereichen zeichnet sich eine Gegenüberstellung von AD und AI einerseits sowie G andererseits ab. Letztere bekundeten eindeutig, im Umgang mit Älteren auf eine klare, einfache Sprache zu achten, von der Vf. als Zeichen eines elderlyspeak bewertet. Dieses Ergebnis wird modifiziert durch die Einschätzung der AD und AI, dass sie kein auffälliges Sprachverhalten ihnen gegenüber von Seiten Jüngerer bemerkten, auf der anderen Seite aber beklagen, vom Personal geduzt zu werden (88). Aus Beobachtungen der Interviewsituation und aussagekräftigen, längeren Zitaten ergeben sich weitere Anknüpfungspunkte, z. B. wird auf Fälle von code-switching hingewiesen (73 N9, passim). Sieben weitere Analysekapitel sind von psycholinguistischen Arbeiten angeregt. Sie beziehen sich auf Tests zum Kurzzeitgedächtnis, zur Kompetenz in grammatikalischen Fragen, zu Synonymen und zur Fähigkeit, einen komplexen Sachverhalt zusammenzufassen, eine Situation an Hand einer Bildvignette zu erfassen und zu kommentieren, Gegenstände (Computerzubehör) korrekt zu bezeichnen sowie unter Zeitdruck Wortlisten zusammenzustellen. Es zeigt sich, dass der Abstand zwischen der Gruppe der Älteren und der Gruppe der Jüngeren geringer ist als erwartet, während sich der Grad der Schulbildung deutlich ausprägt; allerdings werden diese Ergebnisse mit der gebotenen Vorsicht bewertet, da die Testsituation Blockaden hervorruft (111) oder mangelndes Verständnis der Fragestellung die Vergleichbarkeit der Ergebnisse einschränken kann (117). Für die Beurteilung der Ergebnisse wirkt sich auch erschwerend aus, dass im Bereich der competenza grammaticale nicht nur nach der Beurteilungsfähigkeit der Grammatikalität gefragt war, sondern das gewählte Beispiel (dem Verb vorangestelltes gli statt nachgestelltem loro) zugleich den Problembereich der diachronischen und diaphasischen Variation eröffnet. Da im Bereich der 279 Besprechungen - Comptes rendus Synonyme der Fachterminus sinonimi in der Fragestellung verwendet wurde, muss auch hier gefragt werden, ob die entsprechenden Kompetenzen nicht durch eine weniger fachsprachlich formulierte Frage besser hervorgetreten wären. Interessant sind die Beobachtungen zu diachronen Varianten, sowohl im Bereich gli vs. loro als auch im Fall von lui vs. gli (bzw. loro vs. esse): «gli Anziani mostrano apertura nei confronti delle ‹nuove› (ormai del tutto acclimatate) regole della lingua parlata» (126). Die Frage des Sprachwandels wird auch im Kapitel über die Deutung einer Bildvignette relevant; auch wenn zunächst ausgeführt wird, dass in anderen Studien zum Thema neben dem Prozess des naming die Frage im Mittelpunkt stand, wie «effizient» die Situation wiedergegeben wird. Aber im vorliegenden Kapitel verlagert sich das Interesse auf eine Fragestellung der lexikalischen Semantik. Dabei ist auch modernes enzyklopädisches Wissen gefragt: Das Verständnis der Bildvignette setzt voraus, dass die Doppeldeutigkeit des Anglizismus mouse im Italienischen bekannt ist, weiterhin werden Bezeichnungen wie dischetto, tappetino, computer, schermo, tastiera erfragt. Die Gruppe der Älteren stellt sich diesbezüglich differenziert nach Männern und/ oder AI (eher computerkundig) einerseits und Frauen und/ oder AD (eher unerfahren) andererseits dar. In der Auswertung knüpft die Vf. an die Diskussion der stereotipi der ersten Kapitel an und kontrastiert dieses Ergebnis mit dem pauschalen Urteil der Jüngeren zur mangelnden Computerkenntnis der Älteren. Dem Lexikon ist ein weiteres Kapitel gewidmet, in welchem die verwendeten Testverfahren zunächst den naming tests zugeordnet werden. Dabei verschiebt sich der Akzent vom eingangs skizzierten Problem des naming als kognitiver Prozess der Bezeichnungsfindung auf das Ziel, auch die sprachliche Variation zu erfassen: «di verificare la conoscenza di termini afferenti a particolari gerghi o sottocodici e di misurare il grado di ‹regionalità› dei vocaboli usati, rispetto al campione di parlanti giovani» (161). Infolgedessen werden Schwierigkeiten bei der Definition seltener oder neuer Wörter nicht nur als Zeichen des calo nel recupero dell’informazione semantica gewertet, sondern auch mit der Lebenssituation in Zusammenhang gebracht: «La condizione di ‹isolamento parziale› e la mancanza di contatto con altre fasce d’età e con la realtà circostante giustifica del resto molti dei risultati qui discussi» (198). Das umfangreichste Kapitel der Studie (Il parlato semi-spontaneo, 219-323) wertet fünfbis zehnminütige Erzählungen aus, über eines von drei vorgeschlagenen Themen (insgesamt 93 Texte); es handelt sich dabei um die zehnte Aufgabe, die von der gewachsenen Vertrautheit mit Interviewerin und Mikrophon profitieren soll. Nicht immer entstanden monologische Texte, da kurze Antworten häufige Nachfragen erforderten. Das Verhältnis von monologischen, monologisch-dialogischen und dialogischen Texten wird zuerst aufgeschlüsselt, danach werden die selbst gewählten Themen erfasst. Die analisi linguistica behandelt Universalien der gesprochenen Sprache und Merkmale der Regionalsprache. Die einzelnen Merkmale werden quantitativ erfasst und in Beziehung zur Gesamtzahl der Sprecher in der jeweiligen Gruppe (AD, AI, G) gesetzt. Es überrascht, dass keine Angaben zur Anzahl der graphischen Wörter des Korpus und seiner Teile erfolgen, jedes Merkmal wird nach Zahl der absoluten Ausprägungen erfasst, z. T. in Relation zur Zahl der der jeweiligen Gruppe zugehörigen Sprecher. Auch unterbleibt der Versuch, die untersuchten Merkmale als Varianten zu beschreiben, z. B. wird non c’ho i soldi mitgezählt (264), aber nicht nach der Frequenz von Formulierungen des Typs non ho i soldi. Der jeweils attestierte Grad der «generationellen Markiertheit» (marcati in senso generazionale) der sprachlichen Merkmale kann daher nur eine Tendenz anzeigen. Besonders prägnante Ergebnisse sind Merkmale in der Sprache der Älteren, besonders der AI, z. B. die Verwendung des passato remoto (279) und vieler diaphasisch hoch markierter Lexeme, denen jeweils varianti basse zur Seite gestellt werden, z. B. attività professionale vs. lavoro, domicilio vs. casa, intrattenere rapporti vs. avere rapporti (285). Demgegenüber ist eine deutlich höhere Frequenz von Gesprächswörtern wie cioè, bon, appunto, così, ecco, niente bei den Jüngeren zu verzeichnen (321s.). 280 Besprechungen - Comptes rendus Abschließend fasst die Vf. zusammen, dass die Texte aller Jüngeren homogener wirken, während sich bei den Älteren eine größere Vielfalt ausprägt, nicht nur im lexikalischen Bereich: «i testi degli Anziani mostrano, a livello lessicale (così come ad altri livelli), un tasso di variabilità molto maggiore rispetto a quelli dei Giovani che tendono invece ad essere più omogenei (sia che si considerino i vari livelli di scolarizzazione che il sesso biologico). Le differenze si attenuano e il linguaggio si livella» (321). Ein alle Einzelkapitel kurz zusammenfassendes Schlusskapitel rundet die Darstellung ab. Die Transkriptionen der Erzählpassagen sind vollständig im Anhang beigefügt (Appendice II: I racconti degli Anziani e dei Giovani, 369-527), sowie zahlreiche und teilweise längere Transkriptionen aus den übrigen Testphasen. Damit stellt die Vf. weiteren Studien eine wichtige Quelle zur Verfügung. Die Regole di trascrizione werden einleitend vorgestellt (13), es handelt sich um eine orthographische Transkription. Die lautlichen Eigenheiten des Ticinese (Palatalisierung des vorkonsonantischen s und Affrizierung des auslautenden c, Velarisierung des auslautenden n, gegebenenfalls Öffnung/ Schließung von e und o) werden den verwendeten lateinischen Lettern zugeordnet, weitere lautliche Phänomene werden «gelegentlich» wiedergegeben (inzoma, 387 passim) - dadurch verlieren sie an Aussagekraft. Die Transkription fügt auch Interpunktionszeichen hinzu, zudem werden parasprachliche Ereignisse oder Beobachtungen (in eckigen Klammern), Pausen («lange» und «kurze»), Turn-Überlagerungen (die hier verwendete Unterstreichung dient auch für Hervorhebungen), Emphase (Lautstärke) und Satzabbrüche notiert. Diese letzte Notation ist problematisch, da sie einerseits die Lektüre nicht nennenswert erleichtert - denn die getreue Wiedergabe z. B. von Wortwiederholungen erfordert ohnehin die Bereitschaft, sich auf die Syntax des Gesprochenen einzulassen - andererseits (verständlicherweise) nicht durchgehalten wird. Die Entscheidung für eine rein orthographische Transkription (inkl. Interpunktion) oder für eine auf Basis intonatorischer Phänomene segementierte Transkription (inkl. Symbole für Pausen, aber auch für Stimmhebung und -senkung) wäre konsequenter gewesen. Die Transkriptionskriterien wären noch um den Hinweis zu ergänzen, dass Dialektpassagen zuweilen kursiv und dass erschlossene Wörter oder Laute in runde Klammern gesetzt werden. Auch enthalten die Transkripte auffallend wenige Interjektionen, deren Behandlung einen eigenen Kommentar verlangt hätte. Nicht recht deutlich wird, warum wichtige terminologische Klärungen nicht in der Introduzione, sondern als Premessa im ersten Analysekapitel erfolgen. So hätten die Abschnitte zum Interactive model for the communicative predicament of aging, zur Communication Accomodation Theory/ teoria dell’accomodazione comunicativa und zum Terminus ageism (47-50) in die theoretische Einleitung mit einbezogen werden können. Daran hätte sich die Überlegung anschließen können, welche «Hervorbringung von Alter» (Nikolas und Justine Coupland, Reinhard Fiehler) die Kommunikationssituation der eigenen Studie zur Folge hat. Schließlich kann die Konfrontation mit «banalen» Testfragen zu Irritationen führen, wie die Reaktion eines nicht näher bezeichneten Informanten zeigt: «ma cosa pensa lei, crede che non sappia come si chiama questo oggetto? » (162). Im Bereich der psycholinguistischen Fragestellungen zeigen sich Schwierigkeiten, die Voraussetzungen für die vergleichsweise große Anzahl von Tests zu kontrollieren; dies schränkt teilweise die Deutbarkeit der Ergebnisse im Sinne der ursprünglich vorgenommenen Fragestellung ein. Die Vf. benennt diese Probleme klar und gleicht sie durch umsichtige Deutung aus; zudem wird die Transkription auch der «Rand»-Kommentare zu den jeweiligen Tests zum Ausgangspunkt weiterführender Beobachtungen. Diese Vorgehensweise trägt zum Verständnis der Schnittpunkte, aber auch der Grenzen zwischen Psycholinguistik und Sprachwissenschaft bei. Denn sprachwissenschaftlich aufschlussreich können 281 Besprechungen - Comptes rendus gerade die Erklärungen für die Störfaktoren von Tests sein, insofern sie die diatopische Variation und Fragen der Sprachbewertung sowie nach der unterschiedlichen Ausdeutung der Gesprächsituation zulassen. Im Bereich der Untersuchung der Erzähltexte bedingen die Materialfülle und die Vielzahl der besprochenen Merkmale, dass die Darstellung in diesem Kapitel oft allzu knapp und wenig problemorientiert erscheint. In ihrer Premessa (15-21) erörtert die Vf. weitere Forschungsdesiderata im Zusammenhang mit dem elderly talk; im Verlauf der Untersuchung und im Schlusskapitel werden zahlreiche Ideen benannt. Ausgangspunkt kann ein zentrales Ergebnis der vorliegenden Studie sein: «qualsiasi generalizzazione in merito alle capacità linguistiche degli Anziani è sconveniente e fuorviante» (20). Die wertvollen erhobenen Sprachzeugnisse sowie die zahlreichen aufschlussreichen Ergebnisse illustrieren eindrücklich, wie diese Grunderkenntnis fruchtbar gemacht werden kann. Annette Gerstenberg ★ Vittorio Dell’Aquila/ Gabriele Iannàccaro, La pianificazione linguistica. Lingue, società e istituzioni, Rome (Carocci editore) 2004, 209 p. L’ouvrage de Vittorio Dell’Aquila et Gabriele Iannàccaro sur la planification linguistique répond à un besoin: il n’existe pas de manuel traitant spécifiquement des questions d’aménagement linguistique pour un public non-spécialiste. Le type de lecteur visé par les auteurs est clairement l’étudiant italien, voire européen, qui, après ses études, sera confronté aux questions de politique linguistique, un sujet amplement débattu depuis une dizaine d’années au sein de l’Union Européenne. Les auteurs entendent donner à ces étudiants une formation théorique, une explication des concepts et des modèles existants, ainsi qu’une expérience de diverses situations concrètes de planification linguistique en Europe, afin qu’ils puissent participer, en connaissance de cause, aux débats suscités par les rapports entre langues et communautés régionales et/ ou nationales. Il existe, bien entendu, une vaste littérature sur les questions de planification linguistique. Citons les recherches de Fishman 1 , qui propose un des ouvrages pionniers sur cette discipline; celles de Kaplan et Baldauf 2 qui offrent un état des lieux et des problèmes; ou encore celles, plus récentes, de Wright 3 présentant une vue générale des politiques linguistiques d’un point de vue historique. L’opuscule rédigé par Calvet en 1996 pour la collection «Que sais-je? » des Presses Universitaires de France 4 constitue bien un premier pas dans la direction d’un manuel, il retrace l’histoire des concepts de planification et de politique linguistiques dans la recherche universitaire depuis les années 1970 et donne un aperçu de quelques situations concrètes. Cependant, comme les autres ouvrages cités, il s’adressent plutôt à un lectorat de linguistes. Au contraire, Dell’Aquila et Iannàccaro entendent rendre leur texte accessible à l’étudiant non-linguiste et à un public plus général. On en veut pour preuve, outre l’explicitation de leur démarche dans le préambule, l’éclaircissement de divers concepts (dialecte, diglossie, communauté linguistique, etc.), pourtant bien connus des étudiants en sociolinguistique, qui figure dans le premier chapitre. De plus, l’abondance dans cet ouvrage d’exemples illustratifs (22 «casi studi», voir la liste p. 197) et l’annexe finale qui propose une fiche descriptive pour la situa- 282 Besprechungen - Comptes rendus 1 J. Fishman, Language Planning, Amsterdam 1991. 2 R. B. Kaplan/ R. B. Baldauf, Language Planning. From Practice to Theory, Philadelphia 1997. 3 S. Wright, Language Policy and language planning. From nationalism to globalisation, Houndmills, New York, etc. 2004. 4 L.-J. Calvet, Les politiques linguistiques, Paris 1996.