eJournals Vox Romanica 66/1

Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2007
661 Kristol De Stefani

Gérald A. Bertin, Le Moniage Rainouart III, volume 2, Paris (F. Paillart) 2004, 260 p.

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quelque sorte l’histoire de l’édition de texte à l’aide du corpus des romans de Chrétien de Troyes. Il faut donc avoir le regard expérimenté pour remarquer tout le potentiel qu’offre vraiment ce volume par les lectures croisées qu’il ne manquera pas de susciter. On se demandera, par exemple, si la virtuosité technique évoquée par Douglas Kelly dans son chapitre concernant le style de Chrétien de Troyes a apparu en même temps que l’ironie dont parle Tony Hunt. Dans les deux cas, c’est la marque d’un auteur en pleine possession de ses moyens artistiques. Tant que Chrétien était considéré comme un conteur gentillet, certes remarquable pour son époque mais tout de même irrémédiablement empêtrée dans l’esthétique balourde et enfantine de son temps, ni l’ironie ni la maîtrise des procédures stylistiques ne pouvaient être visibles. Dans un tout autre registre, on réfléchira aussi sur la façon dont il faudra désormais emboîter les cercles anglo-angevins traditionnellement crédités d’un rôle important dans la genèse des romans de Chrétien (y compris dans le présent volume) et l’existence de deux chapitres historiques parlant uniquement de la Champagne et des Flandres. Face à l’abondance d’adaptations et de traductions dans les «pays du Nord» que présente Michelle Szkilnik dans son chapitre, on s’interrogera aussi sur l’absence d’un équivalent «méridional» et on se demandera alors, guidé par Keith Busby, qui recommande de faire partir toute étude des manuscrits, s’il n’y a pas quelque chose à tirer du fragment franco-italien du Cligés. La région cisalpina, plus francophone que les pays du Nord, n’avait peut-être pas les mêmes nécessités. Et quand on consulte l’index à l’entrée «performance», on est bien entendu renvoyé à la contribution de Douglas Kelly, qui comporte le mot dans son titre, mais surtout à celle de Keith Busby, qui en parle lorsqu’il décrit les signes de ponctuations que présentent les manuscrits. Les ponts entre les différents chapitres restent donc certes à bâtir, mais avec l’excellent index, tout est mis à la disposition du lecteur pour lui permettre de commencer la construction. Un Companion, c’est cela: c’est quelqu’un qui vous aide à faire du chemin: le vôtre. Richard Trachsler ★ Gérald A. Bertin, Le Moniage Rainouart III, volume 2, Paris (F. Paillart) 2004, 260 p. Mit dem vorliegenden Band (DEAF-Sigel: MonRainaB [pikardisch, Ende 12. Jh.]) ist die Edition des Moniage Rainouart abgeschlossen, deren ersten Band (MonRaincB) der mittlerweile verstorbene Gérald Bertin schon 1973 und deren ersten Teil des zweiten Bandes (MonRaindB) 1988 vorgelegt hatte 1 . Der Vorschlag zur Publikation war bereits 1965 an die SATF ergangen. In einem nicht signierten Vorspann, der vermutlich aus der Feder A. J. Holdens stammt, dem verantwortlichen Commissaire der Publikation, erfährt man, dass sich diese durch den Tod des Herausgebers sowie durch das Verschwinden des Originaltyposkripts noch einmal deutlich verzögert hat. Nun also können wir, nach den Handschriften der Version a (a 1 : BN fr. 774 [2. H. 13. Jh.], hier Basishandschrift ab Vers 1774.92; a 3 : BN fr. 368 [1. H. 14. Jh.], Basishandschrift bis dorthin; a 4 : Mailand Bibl. Trivulziana 1025 [2. H. 13. Jh.]), in den Varianten auch die der Version b (BL Royal 20 D.XI [1. H. 14. Jh.] und BN fr. 24370 [14. Jh.]), noch einmal nachlesen, wie Rainouart, der altgediente Haudegen, der mit seinem tinel, einem mächtigen Holzprügel, in so mancher Schlacht so manchem Gegner den Schädel eingeschlagen hat, einige Schwierigkeiten hat, sich an die Regeln des klösterlichen Lebens zu gewöhnen, für das er sich im 291 Besprechungen - Comptes rendus 1 Dieser erste Teil des zweiten Bandes trägt den Titel Le Moniage Rainouart II et III, was deswegen etwas irreführend ist, weil der Moniage III erst im jetzt vorgelegten Band enthalten ist. Alter nun entschieden hat. Die Brüder versuchen, ihn unter verschiedenen Vorwänden immer wieder aus dem Kloster fortzuschicken, und so kommt es schon einmal vor, dass Rainouart einem der Räuber, die ihm begegnen und deren gesamtes Vesper er vorher verzehrt hat, mit bloßer Hand derart aufs Haupt schlägt, dass diesem gleich beide Augen aus demselben fahren (570s.), den nächsten wirft er ins Feuer, usw. Als er alleine auf einem Schiff, dessen Besatzung er zuvor erschlagen hat, auf dem stürmischen Meer treibt, betet er zu Gott und dem heiligen Julian, sie mögen ihn erretten, er werde sich dann auch wieder dem Klosterleben zuwenden (885s.). Das tut er dann auch, erweist sich aber nach wie vor als nicht sehr konventfähig, etwa wenn er einen Mitbruder erschlägt, der ihm keinen Wein zum Essen bringen mag (1610s.). So sind die Mönche gottfroh, dass Rainouart beschließt, sie zu verlassen, um Guillaume, der ihm über den Weg gelaufen ist, im Kampf gegen alle möglichen Heiden beizustehen (1751s.). Äußerst treffend beschreibt Rainouart selbst, wie es um ihn bestellt ist: Mielz aing bataille que lire ne chanter, Ne estre au cloistre ne matines soner. Des or vueil ge ma grant force esprover, Tant con je puisse cest buen baston lever Et sor cez Turs et ferir et chapler (1981.11-15). So geht er denn mit Guillaume, dem es bei seinem Versuch als frommer Bruder später ganz ähnlich ergehen wird, in den Kampf gegen eben diese «Sarazenen», fordert deren überragenden Recken Maillefer zum Zweikampf heraus, um schließlich festzustellen, dass es kein anderer als sein eigener Sohn ist, den zu massakrieren er eben zugange ist (2106s.). Kaum hat sich der Sohn halbwegs von den väterlichen Hieben erholt, wird er auf Vorschlag Guillaumes mit dessen Nichte verehelicht, der Vater aber kehrt zum Entsetzen der Mitbrüder ins Kloster zurück, wo sich jedoch letztendlich alle um ein erträgliches Zusammenleben bemühen. Der Text, den Bertin vorlegt, liest sich im allgemeinen sehr anständig - die üblichen epischen Längen und Wiederholungen sind dem Herausgeber nun wirklich nicht anzulasten. Einige kleine Anmerkungen: 4 (und öfters) es ist nicht mehr üblich, in altfranzösischen Texten zwischen dit il einen Trennungsstrich zu setzen, ebensowenig, einen Akzent bei weiblichen Formen wie levee, menee 806, 809 (und öfters) zu verwenden; - 240 setze einen Punkt am Ende der Laisse; - 327 li servise est si sainz lui chanté l. sanz lui? - 342 qui’il l. qu’il? - 369 (und öfters) bei dient und puent könnte man durchaus auch ein Trema auf den ersten Vokal setzen; - 449, 593.7 (und öfters) nach direkter Rede sollten die Anführungszeichen geschlossen werden; - 491.1 que li avoit l. que il avoit; - 530 streiche den Strichpunkt am Ende; - in den im Grunde sauber reimenden Laissen finden sich einige Auffälligkeiten, etwa 536-538 posé/ estoit tel/ enconbrez im Reim; - 678 mor l. mort; - 1624 par par l. par; - 1661.23 ist im zweiten Hemistichium um eine Silbe zu lang, lies oder skandiere Esprit statt Esperit? - 1783 ist im ersten Hemistichium eine Silbe zu kurz, lies Vet s’en Guillaume (cf. 1793); - 1800 ne borde me meson l. ne b. ne m.; - 1944 ist im zweiten Hemistichium um zwei Silben zu kurz, lies font devant els mener (cf. MonRaindB 1944); - 2030.6 und 2674 garde ne me celer l. garde nel me celer? cf. 2029, 2083 (und öfters); - 2165 ist im zweiten Hemistichium um eine Silbe zu kurz: ou il conbatra l. ou il se conbatra (cf. MonRaincB 2165); - 2588.7 ist im zweiten Hemistichium um eine Silbe zu lang: le Sarrasin qui ert fier l. le S. qu’ert fier? - 2892.17 Quant tu toz sains ist mir unverständlich; - 2966 des tables sont levé l. les tables sont levé oder pronominale Verwendung der Verbs ohne Pronomen; - 2968 or oiez non pensé l. or oiez mon pensé; - 2695 Aler vos adoubler l. Alez vos adoubler, da der Infinitiv anstelle eines Imperativs im Text sonst ungebräuchlich ist. Dem Text folgen als Appendices einige eingeschobene Laissen aus der Handschriftenfamilie b (so auch der Appendix vi, der fälschlicherweise der Familie a zugeschrieben wird) sowie das dort etwas anders gestaltete Ende. Es schließen sich die ausführlichen Anmerkungen an (183-220), die sich auch auf die ersten beiden Bände der Edition beziehen. Der Hinweis auf p. 192, dass die Verse 1661.9-18 in Handschrift a 5 fehlen, überrascht etwas, da es eine solche Handschrift laut der Beschreibung in MonRaincB S.xi nicht gibt. Dem Vari- 292 Besprechungen - Comptes rendus antenapparat nach müsste es sich um a 4 handeln. Es folgt ein umfassendes Verzeichnis der Eigennamen (221-43), welches ebenfalls die ersten beiden Bände miteinbezieht, wobei unter den unterschiedlichen Namen in den einzelnen Versionen leider nicht immer aufeinander verwiesen wird. Ein Beispiel nur: Der einzige von Rainouart verschonte Schiffskaufmann heißt in a 675 Errant. Unter diesem Namen findet sich kein Verweis auf Madrant, wie der gute Mann in der Version d heißt, auch nicht auf Turcant/ Turquant, wie er in den Versionen b und e, aber überraschenderweise auch in a 710 und 741 genannt wird. Der Verweis auf Errant wiederum fehlt unter Turcant und unter Madrant; unter letzterem gibt es schließlich einen Verweis auf Torgant, doch handelt es sich bei dem Träger dieses Namens um eine ganz andere Person. Das Glossar wird eröffnet mit der Vorstellung der Prinzipien, denen es folgt, und die a priori beim Rezensenten Kopfschütteln hervorrufen. So sind zum einen die Wörter nicht aufgenommen, die bereits im Glossar von MonRaincB enthalten sind, was für den nicht so geübten Leser, der öfter einmal ein Wort nachschlagen möchte oder muss, extrem unpraktisch ist und geeignet erscheint, das Lesevergnügen zu minimieren. Dagegen sind Wörter aufgenommen, die sich in den früher publizierten Versionen finden, im ersten Glossar jedoch fehlten. Zum anderen, so erfahren wir, sind vor allem die Wörter zu finden, «qui posent des problèmes particuliers de sens ou de forme». Über die Fragwürdigkeit und Beliebigkeit dieses Kriteriums, das insbesondere dem lexikographisch Interessierten ein Dorn im Auge ist, hat sich jüngst Jean-Pierre Chambon einmal mehr ausführlich geäußert (RLiR 70,123-41), weswegen dies hier unterbleiben mag. Die Folge ist, dass nun etliche schwierige oder sprachgeschichtlich wichtige Wörter und Belege in keinem der beiden Glossare zu finden sind. Einige Ergänzungsvorschläge 2 (die Verszahlen ohne Erweiterung beziehen sich auf den vorliegenden Text): adoubler v. pron. ‘die Waffen anlegen’ 2695 ist eine eigentümliche Erweiterung zu adouber (sofern kein Lese- oder Druckfehler vorliegt, cf. adoubez 98); - ajorner inf. subst. ‘Tagesanbruch’ 328; 371.2; - amuafle ‘orientalischer Würdenträger’ 971; - avesprer inf. subst. ‘Abenddämmerung’ 3105, cf. 3149.1 ainz qu’il soit avespré; - aviser v. tr. ‘erkennen’ 1644.3; - crainail ‘Zinne’ ist belegt aus d 4639, ergänze creneaus pl. 2241.1; - crestïener v. tr. ‘christianisieren’ 2931; - desloer v. tr. ‘ausrenken’ 2580; - endurer inf. subst. ‘Erdulden’ 1585.1; - enpenser v. tr. ‘ins Auge fassen, andenken’ 847.1; - froer v. intr. ‘in Stükke gehen’ 3128; - galice ‘Kelch’ 308, nicht allzu häufige Variante zu chalice; - ges = je les 2268; - haute heure ‘später Vormittag’ 624; - herbu ‘mit Gras bewachsen’ 2340; 2877.1; 2885; - liue ‘Zeitraum’ 258; - mordrisieres c. s. ‘Mörder’ 387; - nu = ne le 282; - ordené m. ‘Ordensbruder’ 3083.1; - orguener v. intr. ‘Orgel spielen’ 340; - radement ‘heftig’ 2305; - rez ‘geschoren (vom Kopf)’ ist belegt aus d 6131var., ergänze res 289, rez 770; - reoignier v. tr. ‘beschneiden’ 1774.46, Variante zu rooignier; - resaner v. tr. ‘heilen’ 2651.6; - tranchier in aktiver Konstruktion mit passivischer Bedeutung ‘abgeschnitten werden’, cf. Buridant §229. Errata zu den ersten beiden schließen diesen dritten Band der Ausgabe des Moniage Rainouart ab, durch den wir nun in komplexer Form Zugang zu den verschiedenen Versionen des Textes haben, aus den erwähnten Gründen zum Teil mit dem Wermutstropfen reduzierter Benutzerfreundlichkeit. Thomas Städtler ★ 293 Besprechungen - Comptes rendus 2 Cf. auch die zahlreichen Ergänzungen, die Takeshi Matsumura in seiner in der ZRPh. erscheinenden Besprechung gibt, und die hier nicht wiederholt werden sollen.